Ein neuer Weinbauer aus dem Jura im Sortiment vom Rudl. Dienstag, 27. September, 17 bis 21 Uhr: neue und gereifte Chardonnays aus dem Jura, Hochsavoyen, der Auvergne et d‘ailleurs … und eine Sondierung des Interesses für eine allfällige Quartz-Vertikale

zuerst Quartz

Caviste Rudolf Polifka trägt sich mit dem Gedanken, im Geschäft einmal mehrere Jahrgänge des Quartz von der Domaine des Ardoisières aufzumachen und glasweise zu offerieren. Das wäre natürlich eine teure Angelegenheit. Die Jahrgänge würden sich zwischen 2008 und 2019 bewegen, die Preise zwischen 12 Euro für das Sechzehntel und 18 für das Achtel (Jahrgang 2018) und 14 (1/16), bzw. 21 (1/8) für 2008 bewegen. Die Anzahl der geöffneten Jahrgänge würde von der Anzahl der angemeldeten Gäste abhängen, der Termin von den zeitlichen Möglichkeiten derselben. Vor diesem Hintergrund ersucht Sie der Rudl um eine kurze Rückmeldung, wenn Sie an so einer Vertikale Interesse haben.

Dienstag, 27. September, 17 bis 21 Uhr

Schulmeister Rudolf wird versuchen, im angelaufenen Studienjahr so regelmäßig, wie ihm das möglich ist, im Zweiwochentakt die Pforte zu seiner oenologischen Studierstube zu öffnen. An welchem Tag das sein wird, muss noch ermittelt werden. Derweil einmal ist es der Dienstag.

Den Auftakt bestreitet eine der mondial verbreitetsten Rebsorten, die bis vor wenigen Jahren dennoch eher unter dem Radar vom Rudl dahingeweinderlt ist. Über den Umweg Chablis und vor allem Jura, ein kleines bissl auch Auvergne hat sich der Rudl jetzt wieder näher mit Chardonnay auseinandergesetzt und ist dabei zum Schluss gekommen, dass die Rebsorte selber ziemlich sicher nichts dafür kann. Vielleicht ist es mit dem Chardonnay global ja so wie mit dem Muscadet am Unterlauf der Loire: inflationär, meistens ziemlich belanglos, bei ganz wenigen, ausgesuchten Weinbäuerinnen und Weinbauern aber extraordinaire.

Michel Gahier

Das Ansinnen, bei Michel Gahier im jurassischen Montigny-les-Arsures Wein zu kaufen, hatte Caviste Rudolf Polifka abgeschrieben, fast. Ganz abgeschrieben hat er den Jurançon von Clos Joliette auch noch nicht, wenn er auch den einen oder anderen Kreuzer darauf wettern würde, diesen Wein nie in seinem Sortiment begrüßen zu dürfen. Aber das ist eine andere Geschichte. Hätte der Rudl vorher gewusst, dass Monsieur Gahier in Sachen Weißwein vor allem Chardonnay aufzuwarten hat, dann hätte er sich ziemlich sicher sowieso nicht so bemüht um dieses Weingut. Aber als er dann nach eineinhalbjährigen Versuchen letztendlich doch auf dem Kellerbankerl bei Gahier Platz genommen hatte, war der Rudl wieder einmal in seiner Obstiniertheit bestätigt. Gut Ding braucht angeblich Weile, guter Wein ganz sicher Hartnäckigkeit.

  • Les Folasses 2020, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Arbois, Jura (6/9)
  • Les Crêts 2019, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Arbois, Jura (6/9)

Auf die Spur von diesem Weinmeister hatte den Rudl der Herr A. gemacht. Das ist jetzt auch schon wieder ein Zeitl her. Der Herr A. hatte einen Trousseau von Michel Gahier in einem Gasthaus getrunken. Und der hatte ihm überaus geschmeckt. Der Rudl hat dann abgesehen von Brieftaube und Flaschenpost mehr oder weniger sämtliche ihm bekannten Kommunikationsmittel strapaziert, um mit Monsieur Gahier in Kontakt zu treten, es dabei aber nicht einmal zu einer bedauernden Absage seitens Gahier gebracht. Caviste Rudolf hatte die Akte Michel Gahier mehr oder weniger geschlossen, da indizierte ihm sein mobiles Endgerät am Strand des Lac d‘Aiguebelette den Eingang eines digitalen Schreibens von Monsieur Gahier. Der muss sich den Wochen davor, in einem analogen Brief angekündigten Aufenthalt des Rudls in Arbois am Kalender vermerkt haben und hat justament einen Tag vorher Herrn Rudolf mitgeteilt, dass er bereit wäre, diesen zu empfangen. Am nächsten Tag ist der Rudl bei Michel Gahier im Keller gesessen. Das hat noch nicht bedeutet, dass er dort auch Wein kaufen darf. Einen Tag später war aber auch das möglich. Einfach war es nicht. Wert war es den Aufwand ganz sicher. Viel ist es nicht.

  • Gamay Blanc „cuve diamant“ 2018, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (6,50/10)

Der Rudl hat sich schon darauf gefreut, heuer einmal mit einem nicht ganz so plattlvollen Kofferraum bei der Domaine Pignier vorfahren und deswegen dort mehrere Weine kaufen zu können. Die Liste der verfügbaren Weine hat dann aber schon darauf hingedeutet, dass es das ungeachtet der Kapazitäten im Kofferraum nicht spielen wird. Entsprechend erleichtert zeigte sich Madame Pignier über jede Flasche, die ihr der Rudl nicht abgekauft hat. Aber den Gamay Blanc „cuve diamant“ hat sich der Rudl in den Kopf gesetzt. Es handelt sich bei diesem Wein um Chardonnay, der im Betonei ausgebaut worden ist. Wenn Sie den Rudl fragen, werde die Weine von Pignier in Sachen Sauberkeit und Präzision im Jura nicht so oft erreicht.

  • Chardonnay „Khéops“ 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (7/11)

    Über diesen Wein freut sich der Caviste Rudolf ganz besonders. Er hatte ihn ursprünglich auf Verdacht bestellt, ohne gekostet zu haben. Als die von Dominique Belluard und Dominique Lucas gemeinsam zusammengerichtete Palette dann eintraf und der Rudl wenig später die Weine glasweise einer Studiermöglichkeit zuführte, zeichnete sich dieser Chardonnay vor allem durch Disharmonie aus. „Zum Glück nur zwölf Flaschen“, dachte sich der Rudl und verstaute diese in einer Box am hinteren Ende des Kellers. Heuer im Frühjahr öffnete er dann wieder eine Bouteille. Die Ruppigkeit war einer dem Rudl außerordentlich convenierenden Vielschichtigkeit gewichen.

  • Chardonnay „L‘intrépide“ 2019. Domaine des Bérioles, Cesset, Auvergne, Vin de France (6/9)

    Monsieur Rudolf fürchtet, ein Faible für schwer bis gar nicht zu lösende Aufgaben zu haben. Ganz normal ist das nicht. Aber allzu streng braucht man auch wieder nicht mit sich selber zu sein. Und den einen oder anderen Wein in seinem Sortiment verdankt der Rudl ganz sicher auch genau dieser Obstiniertheit. Die letzten drei größeren oenologischen Missionen, denen man vor Antritt derselben auch Aussichtslosigkeit attestieren können hätte, haben Caviste Rudolf aus montanistischen Gründen – er ist den Bergetappen verpflichtet – in die elsässischen Vogesen (2017, 2018 und 2019), zu den Vulkankegeln des Massif Central und an den Fuß des Mont Ventoux geführt. Und so unterschiedlich diese Gebiete sein mögen, so ident war das Ziel der Begierde: saubere, elegante Weine, die das Terroir, aber nicht das Portfolio des zuständigen Gebietsbetreuers der Chemieindustrie repräsentieren. Wahrscheinlich waren die Erwartungen des Rudls noch selten wo so hoch wie in der Auvergne. Dass das Elsass nicht seines ist, das hat der Rudl gewusst. Und der Ventoux ist halt flächenmäßig begrenzt, zumindest wenn man seinen Einfluss nicht bis zum Mittelmeer überschätzt, wie das die Gründer der gleichnamigen Appellation zu tun scheinen. Monsieur Rudolf hatte sich seinerzeit wirklich mehr als gewissenhaft auf die Studienreise in die Auvergne vorbereitet. Doch trotz vorausgehender dreimonatiger Vertiefung in Literatur und Flaschen haben sich die Resultate in sehr überschaubaren Grenzen gehalten. Die meisten vom Rudl getrunkenen Weine waren unsauber, gefällig oder haben nach Eiszuckerl geschmeckt. Selten davor hat Monsieur Rudolf nach einem Besuch in einem Weinbaugebiet so wenig Vorstellung über dessen gebietsspezifische Besonderheiten gehabt. Allerdings ändert das auch nichts an der Arbeitshypothese des Rudls, derzufolge die vulkanischen Böden der Auvergne eine ziemlich interessante Unterlage für Wein sein könnten.

Dieser Chardonnay von der Domaine des Bérioles kommt aus der Appellation Saint Pourcain, ist jedoch als Vin de France klassifiziert. Er ist dem Rudl von einem Cavisten, mit dem der Rudl damals bei Mathieu Apffel ins Gespräch gekommen war, empfohlen worden. Dieses Mal wird es Caviste Rudolf ganz sicher nicht übersehen und das letzte Sechzehntel ausschenken, ohne den Wein selber getrunken zu haben. Da fährt die Eisenbahn darüber.

  • Ceux d‘après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (5/8)

    ein Drittel Altesse, ein Drittel Jacquère und ein Drittel Chardonnay

  • Chardonnay 2012, Josef Salomon, Falkenstein, östliches Weinviertel (3/5)
  • Trauben, Liebe & Zeit „Gelb“ 2018, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Schilcherland (6,50/10)

am Dienstag, den 27. September von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Nichts ändert sich am Rudl seiner Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären ist.

 

Hartnäckig grüßt Herr Rudolf!

 

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils hat unregelmäßigen Öffnungszeiten. Diese werden über den Newsletter bekanntgegeben.