Das Jura, die Domaine Pignier, der Vin Jaune und ein paar Gläser von Jacques Puffeney, am Dienstag, den 30. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Vin Jaune. Die jährliche kurze Wiederholung am Stundenanfang

Reinsortiger Savagnin, viel Mergel, ziemlich reif, aber nicht überreif gelesen, trotzdem nicht platt. Gepresst, vergoren, nicht zu früh geklärt, Malo, mindestens sechs Jahre und etwa drei Monate unter einer natürlichen Hefeflorschicht im alten kleinen Fass ohne Nachfüllen des verdunsteten Schwundes von einem guten Drittel der Ausgangsmenge.

Percée du Vin Jaune

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, wenn Sie den Rudl fragen, dann muss die Percée du Vin Jaune, die seit 1997 jedes Jahr am ersten Februarwochenende im Jura stattfindet, eine der interessantesten und schönsten öffentlich zugänglichen Veranstaltungen in Sachen Wein sein. Das „muss“ im vorangehenden Satz rührt daher, dass Caviste Rudolf Polifka über die Percée du Vin Jaune nur gelesen hat. Eine Dislocierung ins Jura zu diesem Zeitpunkt hat ihm bislang eine Mischung aus beruflichen und familiären Gründen versagt. Aber wenn Ihre onologischen Ambitionen irgendwo gut aufgehoben sind, dann muss das bei der Percée du Vin Jaune sein. Muss sein. Dort wird nämlich nicht nur der Hefeflor des aktuellen Jahrgangs vom gelben Wein durchstoßen, um den Gelben Wein für Verkostung und Verkauf freizugeben. Heuer ist das der Jahrgang 2017. Als Rahmenprogramm stehen die Keller der Weinbauern offen. Es gibt Konzerte, Vorträge, Ausstellungen und Kochereien. Heuer können Sie bei einer Auktion im Rahmen der Percée einen Vin Jaune aus dem Jahr 1774 ersteigern. Der Ausrufungswert liegt bei 28 000 bis 30 000 Euro.

Savagnin

Jetzt ist es so, dass der Rudl einen Vin Jaune, nämlich den von Étienne Pignier im Sortiment hat. Das ist nicht viel, aber auch wieder mehr als viele andere Weingeschäfte. Und es ist auch nicht genug für eine eigene Vin Jaune-Verkostung. Allerdings ist Vin Jaune stets reinsortiger Savagnin. Der ist die vermutlich älteste bekannte Edelweinrebsorte. Caviste Rudolf Polifka schätzt ihn überaus. Savagnin macht jetzt auch ungefähr das, was Chenin Blanc in den achtziger und neunziger Jahre gemacht hat: an Beliebtheit stark zulegen, und zwar nicht nur im Jura. Darum ist der Rudl in der Lage, Ihnen einen Savagnin aus Südwestfrankreich zu kredenzen. Sogar einer der Weinmeister, mit dem der Rudl die Ehre hat zusammenzuarbeiten, plant die Auspflanzung von Savagnin. Dazu in Zukunft vielleicht einmal mehr.

Domaine Pignier

Die Geschichte der Domaine Pignier reicht einige Jahrhunderte zurück. Seit acht Generationen bewirtschaftet sie als einziges Weingut im Ort dieselben Weingärten. Das hat den Vorteil, dass es keine Pestizid- oder Herbizidwolken aus anderen Weingärten herüber weht, äußerstenfalls dass einmal ein Kuhlimuh sich seines inneren Überdrucks entledigt. Davon gibt es ein paar. Der Streichkäse La Vache qui rit kommt ganz aus der Nähe, aus Lons-le-Saunier. Die Biodiversität an Fauna und Flora dort oben in Montaigu ist atemberaubend.

Das Weingut wird geführt von drei Geschwistern, Marie-Florence, Antoine und Jean-Etienne, seit dreißig Jahren. Eigentlich ist es noch nie anders als biologisch geführt worden, früher bis inclusive zur Regentschaft von Opa Léandre, weil es nichts anderes gegeben hat und seit 1990 weil die Pignier-Geschwister sich für die biologische Bewirtschaftung entschieden haben. Nur dazwischen ist der Vater der drei Geschwister quasi als nicht-biologisches Intermezzo dem industriellen Mainstream gefolgt. Die biodynamischen Präparate begünstigen die Vermehrung der natürlichen Hefen im Weingarten. Fünfundzwanzig Millionen davon in einem Milliliter braucht der Wein, laut Pierre Overnoy, um problem- und acetonfrei spontanzuvergären. Biodynamie hat hier also noch früher als bei Pierre Overnoy Einzug gehalten, wobei man natürlich ergänzen muss, dass Monsieur Overnoy einzelne und zwar ganz entscheidende Elemente der Biodynamie bereits in den achtziger Jahre angewendet hat, die Pigniers wenig später ab 1990. Da haben viele, die sich heute in Dokumentationen über Bioweinbau als Paradebiowinzer wichtig machen, noch nicht einmal gewusst, ob man Bio mit hartem oder mit weichem Verschlusslaut schreibt. Wie die Riouspeyrous von der Domaine Arretxea haben auch die Pigniers mit dem Geologen Yves Hérody zusammen gearbeitet.

Vin Jaune

Der Hauptdarsteller dieser Lehrveranstaltung wächst auf einem südlich ausgerichteten Hang gegenüber der Ortschaft. Blau-schwarz geschieferter Mergel aus dem Lias, der ältesten Phase des Juras vor 206 bis 180 Millionen Jahren. Schonend und möglichst kühle händische Lese in kleinen Kisten, um gesunde Trauben für fünfundzwanzig Hektoliter am Hektar zügig in den Keller zu bekommen, wo sie dann äußerst wenig Schwefel brauchen. Die Karthäuserkeller aus dem dreizehnten Jahrhundert hat der Rudl persönlich inspizieren dürfen. Imposant, to say the least. Eine oenologische Facette der Klimakrise besteht ja darin, dass die Lese heute meistens zu einem Zeitpunkt stattfindet, wo es noch nicht kalt ist, draußen nicht und im Kellern auch noch nicht, wobei freilich viele Keller heute klimatisiert sind. Dem Cellier des Chartreux der Pigniers ist die Klimakrise auch ohne Klimaanlage Powidl. Und es schaut fast ein bissl danach aus, als ob sich die Klimakrise ihrerseits bei diesem resistenten Keller mit besonderer Ekelhaftigkeit in den Weingärten der Pignieres revanchieren würde. Jetzt ist das Jura an sich sowieso nicht die Region, mit der es das Klima besonders gut meint. Das hat es noch nie. Dafür ist das Jura, so ähnlich wie Savoyen, zu ausgesetzt. Da besteht zwischen der ganz heißen und die ganz kalten Luft viel zu oft viel zu wenig Distance. Früher war es dort in manchen Jahren schlicht und einfach zu kalt für den Wein. In Savoyen etwa hat es 1910 so viel geregnet, dass 2400 Weinmeister dem Kellereiinspektor die Arbeit erleichtert und gar keine Ernte angemeldet haben. In Pupillin im Jura hat es 1930, 1931, 1932 und 1933 vier Totalausfälle hintereinander gegeben. 1934 ist dann wieder Wein geerntet worden, aber viele Fässer waren aufgrund der mangelnden Auslastung in den Jahren davor so trocken, dass sich ein guter Teil der Ernte 1934 zwischen den Fassdauben in den Abfluss verabschiedet hat. Heute ist es weniger die Kälte, sondern Wetterextreme wie Spätfrost, Trockenheit und vor allem Hagel, die den Weingärten zusetzen, gar nicht so selten gleich mehrere Jahre hintereinander. So wild, wie es die Pigniers in den letzten Jahren erwischt hat, sind wenige Weingüter drangekommen. 2022 ist der Rudl am Weingut angetanzt und hat gleich begrüßend beteuert, aufgrund prekärer Platzverhältnisse in seinem Kofferraum nur ganz wenig Wein kaufen zu können. Das hat Madame Pignier mit einem Ausdruck großer Erleichterung quittiert. Spätestens da hat der Rudl gespürt, dass der Hut brennt.

Aber retour zum Vin Jaune von Pignier. Keine Zutaten, kein Umziehen und nur die besten Fässer werden dann bis zum Vin Jaune erzogen.

Die dreizehn Percent des Zweitausendsechsers sind für einen Vin Jaune ziemlich am untersten Limit. Das hat mit der kühlen und nassen ersten Jahreshälfte zu tun. Deshalb ist der Wein elegant, erinnert an grüne Walnüsse und Würze. Viel mehr Lagerpotential geht nicht. Zu kräftigen Käsen, allem, was in Saucen badet und asiatischer Küche.

Sauvageon 2020

Südabhang von Montaigu. Sandstein und schwarzgeschieferter Mergel, signifikanter Kalkanteil. Gemischter Satz aus Savagnin blanc, Savagnin jaune, Savagnin vert und Savagnin rosé. Auf eine langsame Presse folgt ein zwölfmonatiger Ausbau im Betonei. In diesem herrscht aufgrund der geometrischen Form eine permanente Zirkulation der Hefen. Ein gewisser Brown hat dieses Phänomen erforscht. Savagnin in einer seiner reinsten Ausdrucksformen.

Trousseau 2022

Selection massale und um der Komplexität Willen ein paar Stöcke Enfariné, sehr alte, resistente und fast ausgestorbene autochthone Rebsorte aus dem Jura. Rebstöcke sehr kurz angeschnitten, strenge Auslese im Weingarten, gerebelt, auch keine Zutaten und zehn Monate Ausbau in größeren Holzfässern, natürlich auch nicht filtriert. Die Affenhitze und ein paar willkommene Tropfen um den fünfzehnten August führen zu einer frühen Lese von überaus gesunden Trauben. Raffinierter und eleganter Wein, der zu fast jeder Art von Braten, Terrinen und Käse passt.

  • Savanne 2022, Simon Busser, Vin de France (5/8)

Simon Busser ist weit weg vom Jura. In der Nähe von Cahors. Dort arbeitet er ohne Zugeständnisse an den Chemiekasten und hat schon vor etlichen Jahren Savagnin ausgepflanzt.

  • Sauvageon 2020, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (7/11)
  • Trousseau 2022, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (6,50/10)
  • Vin Jaune 2016, Domaine Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura (12/18)
  • Vin Jaune 2012, Jacques Puffeney, Montigny-les-Arsures, AOC Arbois (13/20) (nur ein paar Gläser verfügbar)

am Dienstag, den 30. Jänner von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Energieferien

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka auch nach dem 27. Jänner, dem Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch der Meinung, dass dieser Tag zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklären muss!

Herr Rudolf hat die Ehre!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Dagueneau gegen Vacheron, Irouléguy gegen Jurançon und Podersdorf gegen Rechnitz: Jahrgang 2013, Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Jahrgang 2013 in Österreich

Anders als etwa an der Loire ist in Österreich die Weinernte 2013 quantitativ nur sehr dezent unter dem Durchschnitt gelegen. Beim Grünen Veltiner ist es in manchen Gegenden zwar zu Verrieselung gekommen. Das war wiederum der Qualität zuträglich. Der Winter war verhältnismäßig schneereich. So kann sich der Rudl noch erinnern, sein Autostabil am Parkplatz nicht nur einmal freigeschaufelt zu haben. Und in den Osterferien, Anfang April, hat der Rudl damals Maria und Sepp Muster besucht und ist dabei mit der Kraxn ins Rutschen geraten. Niederschlag hat es damals im Winter und Frühling ausreichend gegeben und kalt war es auch. Mit der Blüte war der Wein hintennach und auch im Juni war das Wetter noch alles andere als sommerlich. Darauf ist dann ziemlich das Gegenteil gefolgt. Eine Affenhitze im Juli und im August. So etwas hat der Rudl vorher nur aus Büchern gekannt. Selbst in Reindorf ist die sogenannte Quecksilbersäule, die zum Glück auch dmals schon längst keine solche mehr war, auf deutlich über vierzig Grad gestiegen. Daran kann sich der Rudl noch erinnern, wie wenn es gestern gewesen wäre. Er hat damals nämlich den Eingang zu seinem Geschäft saniert. In den Weingärten ist es seitens der Rebanalgen zu Arbeitsniederlegungen gekommen. Trockenstress oder Burnout im wörtlichen Sinn. Jetzt sollten sich die anhaltenden Niederschläge im Winter bis in den Juni hinein als Segen erweisen. Ein nicht zu heißer, aber trockener Herbst mit unterdurchschnittlich kühlen Nächten haben zwar quantitativ nichts mehr herausreißen können, waren aber dem Lagerpotiential und der phenolischen Reife der wenigen Trauben aufgrund äußerst zuträglich.

Loire

Am 17. Juni 2013 hat es in Vouvray hühnereigroß gehagelt. In manchen Weingärten ist dabei das Rebholz so massiv geschädigt worden, dass sich der Folgejahrgang 2014 gleich miterledigt gehabt hat. Den Rest der Loire, von Pouilly über Anjou bis ins Muscadet hat es nicht ganz so wild erwischt, aber eben nur nicht ganz so wild. Ein Winter wie damals, anachronistisch niederschlagsreich und kalt, hat etwa in Saumur die Triebe erst am 9. April motiviert, ans Tageslicht zu treten. Zwanzig Tage später sind diese dann von Spätfrösten brüskiert worden. Bis in den Juli hinein hat sich das Wetter nicht so richtig zwischen Winter und Sommer entscheiden wollen, was nicht nur immer wieder Hagel zur Folge gehabt, sondern die Blüte bis zum 2. Juli warten lassen hat. Dann ist es wie in Österreich im Juli und im August verdammt heiß geworden. Die Affenhitze hat in Kooperation mit dem vielen Niederschlag im Boden Peronospora das Leben leicht, den Weinmeisterinnen und Weinmeistern dagegen ziemlich schwer gemacht. Rechtzeitig zum Lesebeginn ist der Regen aus seinem Sommerschlaf aufgewacht. „Wia im Kino“ hat der Herr Kurt gesungen, aber halt im falschen Film. Unter solchen Umständen sind in Pouilly und Sancerre Weißweine eines remarquablen Gleichgewichts mit einer ziemlich vielschichtigen und eleganten Aromatik gemacht worden, aber nicht viel. Mit Ansage haben sie ihre Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln.

Sud Ouest

Der Terminus „Winzerjahrgang“ gehört nicht zum aktiven Wortschatz von Caviste Rudolf Polifka. Selbst der alleridealste Witterungsverlauf verlangt von Weinbäuerinnen und Weinbauern, dass sie im Weingarten wie im Keller ihr Können und ihren Fleiß unter Beweis stellen. Natürlich gibt es Jahre, in denen noch mehr zu tun ist. Aber ein wirklich guter Wein macht sich nie von selber.2013 ist in Südwestfrankreich, aber nicht nur dort ein arbeitsintensiveres Weinjahr gewesen. Peronospora hat vor allem für jene, die nicht alles vom Traktor herunter machen, vom Frühling weg für ausreichend Bewegung gesort. In vielen Gegenden hält sich die Menge sehr in Grenzen. Aber die Qualität ist dort, wo sauber gearbeitet worden ist, sehr gut, teilweise sogar extraordinaire. Diese Weine bestechen vor allem durch Ausgewogenheit. Ein schöner September hat nämlich auch hier für ein optimales Ausreifen der wenigen Trauben gesorgt. Und den Rest erledigt dort unten sowieso der Föhn von den Pyrenäen herunter.

  • Weißburgunder 2013, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (4/6)

  • Chardonnay Spätfüllung 2013, Familie Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)

  • Eztia 2013, Domaine Ameztia, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

  • Jurançon sec La Virada 2013, Camin Larredya, Jurançon, Sud Ouest (7/11)

  • Sancerre Les Romains 2013, Vacheron, AOC Sancerre, Loire (9/14)

  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOC Pouilly-Fumé, Loire (12/18)

Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Wieder einmal jährt sich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz. Noch immer ist dieser Tag nicht zu einem europäischen Feiertag erklärt worden. Citoyen Rudolf Polifka schüttelt den Kopf …

und grüßt konfrontativ!

Jetzt aber: Pinot Gris aus Frauenkirchen, Hoch-Savoyen, dem Aosta-Tal, der Dankbarkeit und sogar im Schiste, Dienstag, 16. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Oid

Nicht nur das Alter, sondern auch der Umstand, dass sich der Rudl quasi schon fast seit allerweil für reife Weine interessiert hat, bringen es mit sich, dass er über eine ziemlich umfangreiche Sammlung an reifen und alten Weinen verfügt, zumindest bis zurück in die frühen siebziger Jahre, vereinzelt bis in die späten fünfziger. Diese Weine können ganz außerordentlich gut schmecken. Caviste Rudolf hat so etwas gerade mit einer Welschriesling Spätlese 1983 aus Rust erlebt. Derart alte Weine können aber natürlich auch „drüber“ oder „gebrochen“ sein, sei es weil sie zu alt sind, sei es weil der Kork zu wenig dicht war. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Bedarf an einem bestimmten Jahrgang, etwa für einen runden Geburtstag oder dergleichen haben, dann können Sie dem Rudl ein Mail schreiben und er wird sehen, ob er Ihnen etwas Passables anbieten kann, bei solchen Weinen halt ohne Gewähr.

Grau

Die folgenden Zeilen könnten Ihnen bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass der Rudl als Reverenz an den Bart des Heiligen Niglo Graue Burgunder kredenzen wollte. Dieser Plan dürfte dem, wie es seinerzeit geheißen hat, neuartigen Coronavirus nicht so gut gefallen haben. Aber jetzt! – Leicht modifiziert.

Oid & Grau …

hat der Herr Kurt gesungen. Der Mick Jagger später auch. Jetzt wird man ihm selber diese Attribute zuschreiben dürfen. Im Unterschied zum Nikolaus und zum Herrn Kurt steht bei Mick Jagger außer Streit, dass er eine historische Person ist. Aber das ist dem Rudl sowieso Powidl. Die Frage, ob etwas historisch oder eine Legende ist, hat für den Rudl sowieso ungefähr so viel Relevanz wie die Frage, ob etwas vegetarisch oder aus Fleisch ist. Mit leiwand oder oasch“ hat der Herr Kurt seinerzeit die entscheidende Frage ganz treffend gestellt. Der Rudl mag Vegetarisches gerade so wie Fleisch unter der Voraussetzung, dass es gut schmeckt und herkunftstechnisch den Kriterien der Herzensbildung, inclusive dem Tierwohl entspricht. Andernfalls findet das Klumpert keinen Zutritt zum Eiskasten vom Rudl. Ähnlich schätzt der Rudl eine gute Legende genauso wie historisch dokumentierte Gutmenschen, währenddessen er Klugscheißer und selbsternannte Heilsbringer aller Provenienz in der Legende genauso wie im richtigen Leben ungefähr so dringend wie einen sogenannten Supermarkt braucht.

Grauer Burgunder, Pinot Gris, Grauer Mönch, Malvoisie, Ruländer, …

Über die Rebsorte hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Caviste Rudolf schon so viel erzählt, dass er sich und Ihnen Darüberhinausgehendes erspart. Dafür, dass es eine der dem Rudl liebsten Rebsorten ist, muss aber auch hier Zeit und Platz sein.

  • Grauer Burgnder 2022, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)

  • Nus Malvoisie. Pinot gris 2021, Les Granges, DOC Vallée d‘Aoste (5/8)

    Im Aostatal heißt der Pinot Gris wie in Savoyen Malvoisie. Acht Monate im Akazienholz. Demeterzertifiziert.

  • Pinot Gris Reserve 2022, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (5/8)

  • Pinot Gris Reserve 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (6/9)

    sieben Jahre Reife – eine der Eigenschaften, für die der Rudl diese Rebsorte so außerordentlich schätzt

  • Pinot Gris 2021, Dankbarkeit, Podersdorf am See, Neusiedler See (4,50/7)

  • Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute-Savoie, IGP Vin des Allobroges (6/9)

  • Schiste 2019, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (8/12)

    40 % Jacquère, 30 % Roussanne, 20 % Pinot gris aka Malvoisie, 10 % Mondeuse Blanche

Dienstag, den 16. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Caviste Rudolf Polifka bleibt selbstverständlich der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Oid, aber noch nicht grau grüßt Herr Rudolf Oid & Grau, aber natürlich nicht nur!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Volcan basque et al. Weine von weniger bekannten vulkanischen Terroirs, Dienstag, den 9. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Ein gutes neues Jahr!

, wünscht Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Caviste Rudolf Polifka!

Schon lange

Den Plan, einmal Weine von diversen vulkanisch geprägten Terroirs aufzumachen, verfolgt der Rudl schon seit mehr als nur ein paar Jahren. Die Faszination, die von diesen Gesteinen ausgeht, hat vielleicht damit zu tun, dass Stein „ois soiches“, wie der Herr Kurt gesagt hat, doch ein bissl etwas Behäbiges, Statisches und Altes an sich hat. Ein Vulkan au contrair, stellt ziemlich genau das Gegenteil davon dar. Viel dynamischer geht es nicht. Beim Überlegen, von welchen vulkanisch geprägten Böden er Wein gut kennt, ist Caviste Rudolf dann aber sehr bald ins Stocken geraten. Südoststeiermark freilich, aber von den wirklich vulkanisch geprägten Böden dort kennt der Rudl jetzt nicht viele Weine, die es ihm angetan haben, eigentlich nur einen, aber der ist nicht kommerzabel. Im nördlichen Teil des sogenannten Vulkanlandes kennt der Rudl gute Weine, von Gottfried Lamprecht, auch von Josef Krenn oder der Familie Schmalegger am Ringkogel in Hartberg. Natürlich ist da Irouléguy. Genauerer Betrachtung ergibt aber auch dort, dass die meisten baskischen Weine vom Rudl auf Sandstein, Kalk und Schiefer wachsen. Lediglich zwei halten einer strengeren Überprüfung auf vulkanische Beteiligung stand. Dann gibt es noch die Muscadets von André Michel Brégeon. Monsieur Rudolf ist schon eine ganze Zeit nicht dazu gekommen, dort neuere Jahrgänge zu kaufen. Das kann sich bald ändern. So oder so hat der Rudl noch ein Flascherl vom Zweitausendvierer, achtundneunzig Monate auf der Feinhefe, ausgegraben. Den hat er selber schon etliche Jahre nicht mehr gekostet.

André Michel Brégeon

Als der Rudl erstmals zu André-Michel Brégeon gefahren ist, war das Automobil schon voll. Da er darüber hinaus knapp vor zwölf Uhr Mittag angetanzt ist, hat er damit gerechnet, bestenfalls kurz einen Blick auf die Weinliste werfen, sechs oder zwölf Weinwünsche artikulieren und sich dann über die Häuser hauen zu dürfen. Entsprechend angespannt ist der Rudl ausgestiegen. Das war 2010. Monsieur Brégeons Gemütszustand war gar nicht angespannt. Er ist an einer schraubstockartigen Vorrichtung gesessen und hat Flasche für Flasche Schaumweine etikettiert. „Ça ce fait à la main comme les vendanges“ war seine lakonische Bemerkung. Und dann ist ein etwa zweistündiger Aufenthalt in einem zu hundert Percent sowohl plexiglas- als auch sichtbetonfreien Verkostungwinkerl auf einem Heurigenbankerl gefolgt. Der Rudl hat erfahren, dass Gabbro so ziemlich das Härteste ist, was ein Vulkan zusammenbringt, wie man beim Weinkosten nach innen spuckt und dass sich François Raveneau über das Preisniveau der Weine von Michel Brégeon gewundert hat.

Fred Lailler

Beim nächsten Besuch vom Rudl hat dann schon Fred Lailler, ein engagierter junger Mann aus Gorges, den Betrieb übernommen gehabt. Michel Brégeon war in der Rente, aber immer noch physisch präsent, eine Übernahme, die hingehaut hat, vor allem auch, weil Fred die Werte von Michel Brégeon als Werte geteilt und nicht als Kommunikationsvehikel übernommen hat. Leider ist das nicht überall so.

  • Muscadet 2004, 89 Monate sur lie ausgebaut, André Michel Brégeon, Gorges, AOC Muscadet, Loire (6,50/10)

Battit Ybargaray, Lasse, AOP Irouléguy

Manchmal liest der Rudl etwas über ein Weingut, das er nicht kennt, und verspürt wenig Motive, diese Weine kennenzulernen. Meistens aber möchte der Rudl mehr über ein ihm unbekanntes Weingut erfahren. Ganz selten kommt es auch vor, dass der Rudl etwas liest und im Moment weiß, dass er diese Weine möchte. Beim Lesen über das Weingut von Battit Ybargaray war Letzteres der Fall. Solche Weine kauft der Rudl, egal ob er sie vorher kosten kann oder nicht. Und nur ganz, ganz selten hat er so einen Kauf bereut. Wenn sich der Rudl richtig erinnert, das letzte Mal im Jahr 1998. Beim Wein von Battit Ybargaray ist das nicht der Fall gewesen. Vom Zweitausendzwanziger hat der Rudl bei seinem Besuch am Weingut vor eineinhalb Jahren ein paar Flascherl bekommen. Ab dem Jahrgang 2021 hat Battit Ybargary ihm pro Jahrgang vierunzwanzig Bouteillen zugeteilt. Die vom Jahrgang 2021 sind im Dezember auf der Palette aus Irouléguy in Reindorf eingetroffen. Ampelite, das ist schwarzer Schiefer, der von Magma quasi eingekocht worden ist. Battit Ybargaray hält auch viel vom Lernen. Darum und dazu ist er zu Pierre Overnoy gefahren. Vor allem hat er bei Michel Riouspeyrous von der Domaine Arretxea inskribiert. Er bezeichnet Thérèse und Michel Riouspeyrous als seine oenologischen Eltern. Mit einer landwirtschaftlichen Matura in der Tasche hat Battit dann den Bauernhof seines Onkels in Lasse übernommen. Dort gibt es nicht nur Wald, Acker und schwarze gascognische Schweindln, sondern auch einen ziemlich steilen, kargen und östlich exponierten Hang von etwa einem Hektar dreißig. Battit Ybargaray macht ausschließlich einen Weißwein und ist der einzige Weinmeister in Irouléguy, dessen Reben ausschließlich auf Ampelite stehen. Battit will den täglichen Kontakt mit der Natur. Und wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht er das durch. Darum hat er 2008 das nich einmal eineinhalb Hektar große Ampelite-Terroir mit Weinreben bepflanzt, zehntausend Stöcke am Hektar, halb Gros, halb Petit Manseng. Die ersten Jahre hat er die Trauben an Michel Riouspeyrous verkauft, aber 2015 vinifiziert er selber, mit Unterstützung von Michel, wenn diese notwendig ist. Die Weingärten sind mit weißem Klee, wilder Minze und Löwenzahn dauerbegrünt. Vor allem Peronospora erfordert eine permanente Wachsamkeit im Weingarten. Ohne Seilwinde wäre er in Anbetracht der Neigung des Hanges gegenüber den Schwammerln immer nur zweiter Sieger. Aber das gestattet seine penible und wachsame Arbeitsweise nicht. Diese betrifft auch die optimale Reife der Trauben. Ein Wein von cristalliner Klarheit, Sauberkeit und Präzision ist das Resultat, ein Modell für einen Wein, wie ihn der Rudl schätzt.

  • Ardan Harri 2021, Domaine Xubialdea, Lasse, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Thierry Renard

ist nicht der beste Freund von Immobilienentwicklern. Nicht seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten kämpft er gegen die völlige Verbauung der letzten Weingärten am Rand von Clermont-Ferrand. So ein Kampf ist heute bestenfalls symbolisch zu gewinnen. Das Symbol des Sieges von Thierry Renard über den Beton sind einskommazwei Hektar Rebfläche, quasi ein gallisches Dorf aus Weinreben inmitten von Beton. Dort produziert Monsieur Renard ein paar Weine. Der Gamay d‘Auvergne wurde teilweise 1904 gepflanzt. Beim Pinot noir handelt es sich um eine Selection massale von Clos des Epeneaux in Pommard. Dazwischen wachsen vereinzelt Sauvignon gris, Petit Manseng, Viognier, Aligoté, Chardonnay, Syrah und Grolleau. Die Reben genießen einen kolossalen Blick auf Clermont-Ferrand mit seiner schwarzen Kathedrale. Die Vögel der Stadt wiederum genießen den Blick auf die Weingärten und schätzen diese als Schlafplatz. Das wiederum reduziert die Ernte. Viel mehr als siebenhundert bis achthundert Flascherl im Jahr gehen sich nicht aus. Der Rudl ist vor drei Jahren terminlos auf gut Glück zum Weingut, das als solches nicht erkennbar ist, gefahren, hat geläutet und ist glatt eingelassen worden. Der Weinmeister hat dem Rudl angeboten, ihm zwei Flascherl zu verkaufen, beide rot. Der Rudl hat Monsieur Renard gefragt, ob er nicht auch einen Weißen hätte. Daraufhin hat dieser ihm auch noch einen Chardonnay verkauft. Bei Signore Pontoni war es vergangenen November genau umgekehrt. Seither hält Caviste Rudolf sich und seine Neugierde zurück. Bis jetzt hat er noch keinen Wein von Thierry Renard aufgemacht. Höchste Eisenbahn. Ein Achtel wird er sich selber vorbehalten. So schaut‘s aus.

  • Cheire de Poule 2020, Thierry Renard – Renard des Côtes, Clermont-Ferrand, Auvergne, Vin de France (8/12)

Domaine Arretxea, Burdin Harria – die ersten drei Jahrgänge eines neuen Weins vom Vulkanboden

Das ist der für das Vulkanthema hauptverantwortliche Wein. Als die Familie Riouspeyrous des vulkanischen Ophitterroirs für Weißwein entraten musste, war das die Geburtsstunde der Idee für einen Rotwein, der ausschließlich auf Vulkanboden wächst: Burdin Harria – so wie Ardan Harri ein Wein zum Aufheben. Sechzig Percent Tannat, zwanzig Cabernet Franc, zwanzig Cabernet Sauvignon auf Ophiteverwitterungsböden. Achtzehn Monate in gebrauchten Zweihundertzwanzig-, Vierhunder- und Sechshundertliterfässern. In der Nase ausdrucksstark und reif, schwarze Kirschen. Am Gaumen dicht und frisch. Wer in nächster Zeit oder noch besser in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren Lamm oder Wild essen möchte, ist mir diesem Wein nicht ganz schlecht beraten.

  • Burdin Harria 2021, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

  • Burdin Harria 2020, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

  • Burdin Harria 2019, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

und aus dem Vulkanland im engeren Sinn

  • Gewürztraminer Auslese 1999, Weingut Josef Wonisch, Hochwarth, Klöch, Südoststeiermark (4,50/7)

Dienstag, den 9. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Caviste Rudolf Polifka bleibt auch im neuen Jahr selbstverständlich der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Herr Rudolf grüßt eruptiv!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien