Das erste Wochenende im Februar ist für den Rudl ein Feiertag, ein dreifacher Feiertag noch dazu. In der Dankbarkeit beenden sie die mehr als verdiente Winterpause, beginnen wieder zu kochen, zu wirten und die B-Seiten der Speisekarten mit schönen Zitaten des Trainers zu versehen. Im Jura wird im Rahmen der Percée du Vin Jaune der neue Jahrgang des Vin Jaune vorgestellt. Heuer ist das der Zweitausenddreizehner und es ist in Ruffey-sur-Seille. Und die Energieferien, im Lauf der Zeit fast zu so etwas wie den Lieblingsschulferien vom Rudl geworden, heben auch an.
Energieferien
Wie Schulmeister Rudolf das eine oder andere Mal ausgeführt hat, gehören die Energieferien zum autofreien Tag. Beide sind sie Antworten auf die Ölkrise 1973/74 gewesen. Und wie die Energieferien ursprünglich als Energiesparferien konzipiert gewesen sind, ist die Energiekrise ursprünglich eine Energiepreiskrise gewesen. Wer will, mag das als Indiz dafür werten, dass Verkürzerei nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist.
So oder so
Heute gibt es keine Energiepreiskrise mehr. Wenn, dann besteht die Krise darin, dass Benzin und Diesel in Anbetracht der humanitären und ökologischen Schäden, die sie verursachen, viel zu billig sind. Geisterfahrer gehen von einem verbrieften Menschenrecht auf Treibstoff zu Spottpreisen und freie Fahrt für freie WLAN-Nutzer aus. Gäbe es heute eine Ölpreiskrise im klassischen Sinn, dann gäbe es vielleicht weniger Klimakrise. Und gäbe es weniger Klimakrise, dann gäbe es im Jänner vielleicht die Möglichkeit, einen Schneemann zu bauen. Aber so lange dem Brachialindividualismus, dem Allerallerheiligsten des realen Neoliberalismus, jedes und zwar wirklich jedes Opfer dargebracht wird, wird sich daran nix ändern. Die Forderung nach staatlich verordnetem Verzicht zugunsten irgendeines Gemeinsamen gilt als Charakteristikum naiver Ministrantinnen und Ratschenbuben. Kann ja eh jeder freiwillig verzichten und dann den Moralische-Überlegenheitsbonus kassieren, denn wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht. Heiliger Hajek, wir bitten dich, erhöre uns!
Vielleicht ist alles aber auch ganz anders: Die Geistesriesen sind valentinesker Logik verpflichtet und trachten, die Kohlendioxid-Reduktion über ein Ersetzen der individualisierten Heizungen durch noch mehr Erderhitzung zu erreichen. Und den Schneemann kann man in einer klimatisierten Halle bauen, in Dubai gerade so als wie im Lungau und im August gerade so als wie im Jänner.
Heuer keine Percée du Vin Jaune in Wien XV
Caviste Rudolf hat der Percée du Vin Jaune in den letzten Jahren dadurch Rechnung getragen, dass er Vin Jaunes kredenzt hat, stets mit dem Anspruch, Vin Jaune aus allen vier Appellationen, Arbois, Château-Chalon, L’Étoile und Côtes de Jura, aufzubieten. Abgesehen vom Februar 2017 ist ihm das nie gelungen. Und weil beim Rudl unzeitgemäßerweise sogar das Scheitern an den eigenen Ansprüchen ein Limit hat, kapituliert er dieses Jahr hochoffiziell, kündigt mindestens ebenso hochoffiziell an, nächstes Jahr aber wirklich dann auch einen Vin Jaune aus der schwierigsten Appellation L’Étoile aufzuwarten, und versucht, oenologisch eine Brücke von Podersdorf nach Ruffey-sur-Seille zu schlagen, wenn auch eine fast ohne gelben Wein.
- Neuburger 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)
So viel Neuburger Rebstöcke hat der Wirt und Winzer mit dem weltbesten Musikgeschmack nicht. Oft ist das Batzl in der Dankbarkeit Weiß gelandet, was auch gut ist. In den letzten Jahren gibt es immer wieder einen reinsortigen Neuburger, den der Rudl äußerst schätzt.
- Pinot Gris 2017, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4/6)
An und für sich gar nicht dem Rudl sein Weinstil, und trotzdem derart begnadet gekeltert, dass es möglicherweise der beste Pinot Gris, den der Rudl kennt, ist.
- Pinot Noir Rosé 2016, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4,50/7)
Pinot Noir Rosé im Barrique ausgebaut. Anders als der eine oder andere männliche Zeitgenosse ist der Rudl ja nicht der Meinung, dass Rosé grundsätzlich kein oder allenfalls im Sommer ein Wein ist. Der Irouléguy Rosé von Michel Riouspeyrous etwa ist ein ganz extraordinairer Wein und ausgesprochen lagerfähig, momentan halt nur nicht verfügbar. Der Pinot Noir Rosé von Josef Lentsch ist ziemlich einzigartig und schon verfügbar.
Trousseau und Saint Laurent
„Poête du vin jaune“, „virtuous des vins d’Arbois“, „figure emblématique“ oder „pâpe d’Arbois“, das und noch mehr können Sie über Jacques Puffeney lesen. Ob Jacques Puffeney selber viel liest, weiß der Rudl nicht. Reden tut er auf alle Fälle nicht viel. Das Wenige, was er zum Rudl sagt, enthält stets eine lobende Bemerkung über die österreichische Rebsorte „Saint Laurent“. Aus diesem Grund nimmt Caviste Rudolf immer wieder einmal ein Flascherl Sankt Laurent mit. Zuletzt einen „Vom Stein“ 2010 von Josef Umathum. Der hat dem Meister gut geschmeckt. Vielleicht hat er sich deshalb vergangenes Jahr sogar zu einem Nachsatz hinreißen lassen. Als „Geschwätzigkeit“ wird man das noch nicht bezeichnen können. Aber Monsieur Puffeney hat gemeint, dass er gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Saint Laurent und Trousseau wahrnehme. Heuer bekommt Jacques Puffeney vom Rudl einen Sankt Laurent Donnerskirchen 2016 von Hannes Schuster und der Rudl sowie allenfalls auch Sie bekommen die Möglichkeit, die Puffeney’sche Arbeitshypothese zu überprüfen, sofern Sie diese Woche das „Insitut Rudolf Polifka et Fils“ aufsuchen oder zuhause Sankt Laurent mit Trousseau vergleichen.
- Sankt Laurent Klassik 2017, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
- Sankt Laurent 2017, Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedler See Hügelland (3/5)
- Sankt Laurent 1990, Winzergenossenschaft Ehrenhausen
Trousseau „Les Gauthières“ 2017, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côte de Jura (6,50/10)
als à propos zum Jura zumindest am Dienstag noch in einer ganz kleinen Menge verfügbar:
- Vin Jaune 2009, Domaine Pignier (11/16)
- Macvin du Jura, Domaine de la Tournelle, Arbois (6/9)
(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)
…nicht nur diese Weine gibt es glasweise
am Dienstag, den 28. Jänner und am Donnerstag, den 30. Jänner
jeweils von 16 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
In den Wiener Energieferien vom 2. bis 8. Februar bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.
nächster Öffnungstag:
Dienstag, der 11. Februar: voraussichtlich 10 Jahre Sauvignon Blanc Umathum: 2008 bis 2018
Herr Rudolf grüßt die Ministrantinnen und Ratschenbuben sowie das Miteinander!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen
kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57