Viecher und Verstand. Eine Hirschkäfer Vertikale von Andreas Tscheppe

Der Rudl hat sich nie besonders intensiv für die Fauna interessiert, jedenfalls nicht annähernd so wie für die Flora. Da ist ihm der Abel viel näher als der Kain. Und noch näher ist ihm der Franziskus. Trotzdem findet es der Rudl bemerkenswert, dass manchen Tieren bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, manchen sogar bestimmte Stufen von Geist, einem Fuchs etwa viel mehr als einem Hirschen. Gilt der eine als schlau, wird dem anderen eine Mischung aus Plempelhaftigkeit und Blödheit zugeschrieben. Dabei erscheinen dem Rudl die Ähnlichkeiten von Hirschen im Wald und blöden Zeitgenossinnen und Zeitgenossen nicht gerade als frappant. Ist der Hirsch als Rotwild im Wald scheu und immer seltener anzutreffen, so scheint die Population der Hirschen etwa im Bildungs- und Erziehungswesen mit atemberaubender Geschwindigkeit zuzunehmen. Und sie werden nicht nur immer mehr, sondern vor allem auch immer lauter. Wo soll da ein Tertium comparationis vorliegen?

Warum sie gerade das Bildungswesen als ihr Biotop auserkoren haben, das weiß der Rudl nicht. Aber er stellt es täglich fest. Und wer behauptet, dass im Bildungsbereich nichts weiter geht, der kennt selbiges nicht. Sie beginnen im Kindergarten, wo sie ohne Genierer flächendeckend den Kindern in kulinarischer Form das vorsetzen, was sie auf der Wiener Wiesn in akustischer Form hören und mit Steuergeld in angeblich journalistischer Form inserierend durchfüttern. Aber sie intervenieren, wenn Eltern ihren Kindern im Kindergarten zum Geburtstag einen selber gebackenen Kuchen und keinen eingeschweißt erstickten mitgeben. Gerade so wie es ihnen ja auch ein Anliegen ist, dass der Rudl nur vekuumierte Würstel feil bietet. Da schauen sie hin. Mit Leidenschaft. Wenn es irgendwo wirkliche Probleme gibt, schauen sie chronisch weg und leiern ihr „Alles gut!“-Mantra.

Der Hirschkäfer hat sich bis jetzt erfolgreich aus den Veränderungen in den Rotwild- und Großstadtrevieren herausgehalten. Damit hat Andreas Tscheppe nichts zu tun, aber er ehrt den Hirschkäfer auf einem Weinetikett.

Und weil der Rudl seit kurzer Zeit eine ganz kleine Menge Hirschkäfer 2015 im Sortiment hat, freut er sich darob nicht nur, sondern würdigt die Verdienste von Andreas Tscheppe, dem Hirschkäfer und dem Hirsch im Wald gerade so, wie er sich über die Narren als Bildungsexperten lustig macht. Anders hält die der Rudl ja sowieso nicht mehr aus.

 

Andreas Tscheppe, Burgweinbau Riegersburg und Weingut in Glanz

 

Andreas Tscheppe ist dem Rudl zum ersten Mal 2005 oder 2006 aufgefallen. Herr Rudolf hat damals gerne Weinverkostung im Museumsquartier besucht. Und da war eine Steiermarkweinverkostung, wo es dem Rudl so richtig vergangen ist, bis er irgendwann nach acht Uhr eher schon kapitulierend beim Tisch von Andreas Tscheppe gestanden ist und einen Sauvignon 2004 von der Riegersburg getrunken hat. Den hat er sich gemerkt.

Bald darauf ist der Rudl auf den Weinbauernhof von Andreas Tscheppe aufgekreuzt. Von dort wurde er dann quasi forgewardet auf den Schlossberg zu Sepp Muster.

 

Hirschkäfer

 

Beim Hirschkäfer handelt es sich um einen maischevergorenen Sauvignon, der einen Winter in einem vergrabenen Fassl geschlafen hat. Bis inclusive 2005 ist dieser Sauvignon Blanc auf dem Basaltkegel der Riegersburg gewachsen. Und, schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist auch wieder so etwas: Da hat ein begnadeter Weinbauer seine ökologische Verantwortung wahrgenommen, die Abhänge der Riegersburg 1989 mit Sauvignon, Weißburgunder und Ruländer aufgeforstet und biodynamisch bewirtschaftet. Und dann weigert man sich, ihm den Pachtvertrag zu verlängern. Für ein paar aufgelassene Weingärten in Leutschach war das ein Glücksfall.

 

2005

 

Ausreichende Wasservorsorge im Winter, Frostschäden im Februar und im März. Sonst kaum Abnormitäten. Ideale Witterung für Wein. Der letzte Hirschkäfer von der Riegersburg.

 

2006

 

Abgesehen vom Frostalarm zu Junibeginn wärmer als sonst, im Juli regelrecht heiß. Immer wieder Hagel. Viele steirische Zweitausendsechser sind dem Rudl zu wuchtig. Nicht alle, dazu noch in diesem Jahr mehr.

 

2007

 

Wenig Schnee. Bis Juli musste man einen Jahrgang wie Zweitausenddrei befürchten. Im August hat es dann wenigstens in den Nächten abgekühlt. Das hat die Aromen vermutlich gerettet. Bedauerlichwerweise war damals gerade der Höhepunkt der Cloudy Bay Tastealike-Wettbewerbe. Schade um den großartigen Jahrgang.

 

2012

 

Zuerst eine Karikatur von einem Winter, dann im Februar ein Zapfen, dass es einem die Sturmhaube an die Federn frieren lässt. Herr Rudolf kann sich gut daran erinnern. Er hat damals im Februar die Gassen von Fünf- und Sechshaus auf der Suche nach einem idealen Geschäftslokal durchstreift. Zu Ostern und im Mai auch noch einmal ein bissl kälter. Der Sommer war dann umso wärmer. Drei Wochen hat der Reifevorsprung im warmen September bereits betragen. Zumindest ein bissl mehr Säure als im Jahr davor.

 

2015

 

Die Weinjahränge 2013 und 2014 haben es dem Rudl angetan. Viele Weinbaumeister sind weniger begeistert, was mit einem Mangel an Menge, nicht einem an Qualität zu tun hat. Drum freut sich der Caviste, dass 2015 Menge und Qualität gepasst haben. Was dann 2016 und in manchen Gegenden Frankreichs vor allem 2017 mengenmäßig auf die Weinbauern zukommen würde, das hat 2015 eh noch niemand geahnt. Wahrscheinlich zum Glück.

 

  • Hirschkäfer 2005, Andreas Tscheppe, Riegersburg, Steirerland (10/15)
  • Hirschkäfer 2006, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8,50/13)
  • Hirschkäfer 2007, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8,50/13)
  • Hirschkäfer 2012, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8/12)
  • Hirschkäfer 2015, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (7/11)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

… aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

 

am Mittwoch, den 27. September und am Freitag, den 29. September

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

 

Hinweis eins

 

Abgesehen vom Zweitausendfuchzehner sind das alles Einzelflaschen. Das bedeutet, dass es der Rudl nicht gut abschätzen kann, wie es vor allem am Freitag mit der Disponibilität ausschaut. Wenn Sie sicher gehen wollen, ob es einen bestimmten Jahrgang vor allem am Freitag noch gibt, dann können Sie dem Rudl gerne eine entsprechende Nachricht auf der Box hinterlassen (0699 1923 3008). Herr Rudolf ruft Sie nach Möglichkeit zurück.

 

Hinweis zwei

 

Zurück zu den Hirschen: Weil ja auch immer wieder behauptet wird, das mit dem Wertlegen auf gutes Essen sei versnobbt und ein Privileg für Reiche. Nein, nein und noch einmal nein. Gutes Essen ist eine Frage von Aufmerksamkeit, und weit weniger eine von Geld. Und das ist nicht zynisch. Nicht selten kostet die Industrienahrung letztendlich gleich viel, wenn nicht sogar mehr. Aber wenn man halt meint, man müsse mit dem SUV-Schüsserl direkt bis ins Einkaufswagerl kutschieren, im Schnäppchen-Tempel sein Nimmdreizahlzweiopfer darbringen, dann wieder mit der Kraxn möglichst bis ins Wohnzimmer fahren und nur ja keinen Schritt und keine Minute zuviel in die Essensbeschaffung investieren – gustieren kann man dann ja immer noch beim Autokauf -, dann hat man zuerst den Kühlschrank voll mit Industriedreck und ein paar Tage später die Mülltonne.

„Du musst aber viel Zeit haben“, heißt es dann ganz gerne. 24 Stunden halt. Was mit der vielen Zeit, die beim Onlineshopping oder beim Sammeleinkauf im Gewerbegebiet beim Kreisverkehr eingespart worden ist, angefangen wird, das erfährt der Rudl nicht. Aber er hat eine Befürchtung, wenn er sich Postings in unsozialen Netzwerken anschaut.

Die Rudl liebt es, für einen gscheiten Käse oder ein fair gehandeltes Produkt mit der U-Bahn quer durch die Stadt zu fahren. Nicht dass es ihm nicht manchmal mühsam wäre. Aber wert ist es ihm auf alle Fälle.

Drum hat sich der Rudl vorgenommen, ab jetzt in unregelmäßigen Abständen anzudeuten, dass etwas Gutes zum Essen meistens weder teuer noch kompliziert herzustellen ist, diese Woche mit einem Kilo Brot aus der Stiftsbäckerei von Sankt Peter in Salzburg und Topfen. Das Brot ist vom vergangenen Samstag. Und es ist ein Hinweis darauf, dass Brot nicht ein Gefängnis für Luft ist.

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 4. und 6. Oktober:

voraussichtlich eine Rote Veltliner Vertikale von Sepp Mantler

 

Herr Rudolf wünscht einen guten Appetit!

 

Terroirs und Täler. Bisher in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils nicht kredenzte Altesses – Freitag, 22. September geschlossen

Eines der liebsten Spielzeuge waren dem Rudl seinerzeit als Kind Pfeil und Bogen. Er hat nämlich gerne gebastelt. Dabei ist er weder durch ein Übermaß an Geduld und also Genauigkeit, noch durch besonderes Geschick aufgefallen. Ein Maipfeiferl, mit dem man pfeifen kann, hat Monsieur Rudolf bis heute nicht zusammen gebracht. Darum hat er seine handwerklichen Ambitionen in Gestalt weniger komplexer Werkstücke ausgelebt. Pfeil und Bogen zum Beispiel. Das war nicht gar so schwierig, ein Erfolgserlebnis quasi angesagt. Mit einem zweiten konnte gerechnet werden, weil das Gerät nicht so selten auch seiner Bestimmung nachgekommen ist. Im Pappendeckel sind die Pfeile sogar stecken geblieben. Eine allzu lange Funktionstüchtigkeit war den Bögen aber selten beschieden. Der Rudl hat dazu geneigt, den Bogen zu überspannen. Und das tut er heute noch. Aber das ist wurscht. Meistens.

So legt Caviste Rudolf in seiner Begeisterung für die Weine Savoyens jetzt noch einmal nach und lässt die sieben prinzipiellen Terroirs der Weinbauregion Savoyen sprechen. Alle mit hoheitlicher Stimme. Altesse! Dann wird ein Zeitl eine Ruhe sein, mit Savoyen.

Ein Gutteil der zu kredenzenden Altesses stammt aus dem Jahrgang 2014, ein Jahrgang, der in Österreich womöglich zu Unrecht einen nicht so guten Ruf genießt. In Savoyen war das Wetter 2014 so ähnlich wie in Österreich. In Unterschied zu Österreich gilt Zweitausendvierzehn dort als Jahrgang besonders vielversprechender Weine. Das kann an der Robustheit der Rebsorten Savoyens liegen. Es kann an unterschiedlichen Trinkgewohnheiten liegen. Auch an beidem kann es liegen.

Die sieben Flascherl Altesse stammen aus sieben der acht Weinecken Savoyens. Eine Herausforderung ist dem Rudl nicht so schnell zu groß. Drum repräsentieren sieben Altesses, die der Rudl noch überhaupt gar nicht oder zumindest nicht im entsprechenden Jahrgang offeriert hat, die sieben Täler, präziser sieben Talseiten. Ein sinnvolles Terroir ist in Savoyen fast immer ein Hang. Und ein Hang ist ein Tal. Das hat mit dieser Erosion zu tun.

 

Vallée de l’Arve – Terroir du Mont Blanc

 

Fährt man zum Mont Blanc Tunnel, biegt man in Annemasse in das Tal der Arve ab. Die südlich ausgerichteten Hänge des Chablais bestehen aus Kalkgeröll. Das ist in Savoyen für ein Terroir nicht ganz extravagant. Eine geologische Besonderheit stellt die Lage „Le Feu“ in Ayse dar. Dort ist der Eisengehalt im Boden äußerst hoch. Drum sind die Steine dort auch sehr rot. In ampelographischer Hinsicht fällt das Tal der Arve aus dem Rahmen. Gringet, zu dem sie im Jura „Savagnin“ sagen, ist in Savoyen nur hier als Traube für Weine der Appellation AOP Vin de Savoie genehmigt. Neben Gringet gibt es auch Mondeuse und Altesse. Letzterer heißt bei Dominique Belluard „Grandes Jorasses“. Von dem macht Meister Belluard nicht viel. Drum hat ihn Herr Rudolf auch nicht im Sortiment. Eine Flasche vom Vierzehner macht er diese Woche aber auf.

Altesse Grandes Jorasses“ 2014, Dominique Belluard, Ayse, AOP Roussette de Savoie

 

 

Vallée de l’Isère, oberhalb von Albertville, Beaufortain

 

Monsieur Belluard bezeichnet den von Michel Grisard und Brice Omont Ende der Neunziger Jahre wieder angelegten Weinberg von Cevins als „peut-être le terroir le plus magnifique de Savoie“. Über die Schiefer Terrassen dort hat Ihnen der Rudl schon das eine oder andere erzählt. Der Quartz, reinsortige Altesse, ist auch schon offen gewesen, aber der 2015er Quartz noch nicht.

Quartz 2015, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges

 

Combe de Savoie, linkes Isère Ufer, Abhang der Chartreuse

 

Dort arbeiten die Giachino Brüder. Von deren Altesse hat es beim Rudl sogar schon eine Vertikale gegeben. Es gibt dort aber auch noch Herrn Masson. Der arbeitet auch auf Kalkgeröll. Das hat der Rudl schon gekannt. Monsieur lui-même hat er erst heuer kennengelernt.

Altesse 2016, Jean-Claude Masson, Apremont, AOP Roussette de Savoie

 

Combe de Savoie, rechtes Isère Ufer, Abhang der Bauges

 

Gilles Berlioz bildet gerne Frauen auf seinen Weinetiketten ab. Das ist heute nicht so besonders. Aber nur einen nackerten Frauenpopo oder ein Höschen auf das Flascherl zu picken, ist Monsieur Berlioz zu billig. Die Etiketten seines „Les Filles“ sind Kunstwerke. Auch seine Altesse „El Hem“ wird als Hoheit noch einmal gehoben durch eine Frauendarstellung, vielleicht der Unterschied zwischen Naturwein und Kulturwein. Zum ersten Mal glasweise beim Rudl.

Altesse El Hem“ 2015, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), Chignin, AOP Roussette de Savoie

 

Montagne du Chat, ganz, ganz oberes Rhône-Tal

 

Der Lieblingsberg von Richie Porte wird der Dent du Chat möglicherweise nicht mehr werden. Vielleicht aber schon, weil man sich bei so einem Sturz auch mehr wehtun kann.

Der Rudl hat heuer dort in der Einschicht eine Woche Urlaub gemacht und zum ersten Mal eine Kirchenglocke, die auch in der Nacht jede volle Stunde zweimal die Stunde annonciert, gehört. Das war die Kirche von Jongieux, wo die Dupasquiers wohnen. Deren Weine schätzt Caviste Rudolf überaus. Darum hat er sie auch immer wieder offen, zuhause gerade so als wie im Geschäft. Diese Woche möchte Herr Rudolf trotzdem den kleineren Bruder des Crus Marestel in den Vordergrund stellen. Roussette de Savoie, Cru Monthoux

Altesse Reserve Confidentielle Cru Monthoux 2014, Million Rousseau, Monthoux, AOP Roussette de Savoie

 

Chautagne, noch viel obereres Rhône-Tal

 

Wenn Sie dem Rudl im Uhrzeigersinn folgen möchten – Sie können das auf der Landkarte vor dem geistigen Auge oder im Boot auf dem Canal de Savières von der Rhône in den Lac du Bourget tun – kommen Sie jetzt zu Monsieur Moustache. Über den hat der Rudl auch schon viel geschrieben. Längst noch nicht alles, aber jetzt ist gerade nicht genug Zeit.

Geologische Besonderheit der Chautagne ist der Sandstein, aber kein Loess, sondern angeschwemmter Sand, außen weich, innen pickelhart. Auch sehr hoher Kalkanteil.

Altesse Cellier des Pauvres 2015, Jacques Maillet, Chautagne, AOP Roussette de Savoie

 

Seyssel, und noch weiter die Rhône hinauf

 

Eine der beiden Ortsappellationen der Weinbauregion Savoyen. Abgesehen George Siegenthalers Domaine de Vens-le-Haut dürfte die ähnlich wie die andere, Crépy, vorwiegend von ihrer Vergangenheit leben.

Altesse 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOP Seyssel

 

Frangy – Vallée des Usses

 

Altesse Cuvée du Pépé Vieilles Vignes, Cru Frangy 2014, Bruno Lupin, Frangy, AOP Roussette de Savoie

 

Noch weiter die Rhône hinauf kommen Sie dann in den Genfer See. Darum ist das Südufer desselben gewissermaßen auch ein Tal. Man wäre hier jetzt wieder beim Chablais Gebirge, nur halt an der nördlichen Seite davon. Der Genfer See ist im Prinzip ja so etwas wie das von einer Schlange verschlungene, aber nicht verdaute Kaninchen, von der Form her. Aber das ist in diesem Zusammenhang eh irrelevant, weil es dort keine Altesse gibt.

 

  • Altesse „Grandes Jorasses“ 2014, Dominique Belluard, Ayse, AOP Roussette de Savvoie (6/9)
  • Quartz 2015, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (11/17)
  • Altesse 2016, Jean-Claude Masson, Apremont, AOP Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Altesse „El Hem“ 2015, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), Chignin, AOP Roussette de Savoie (6/9)
  • Altesse Reserve Confidentielle Cru Monthoux, Rousseau, Monthoux, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Altesse 2015, Jacques Maillet, Chautagne, AOP Roussette de Savoie (5/8)
  • Altesse Cuvée du Pépé Vieilles Vignes, Cru Frangy 2014, Bruno Lupin, Frangy, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Altesse 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOP Seyssel (3/5)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

… diese Weine, aber nicht ausschließlich diese kredenzt Caviste Rudolf glasweise

am Mittwoch, den 20. September

von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

… und noch eine Deklaration in eigener Sache

 

Der Rudl fühlt sich betrogen. Er hat seinerzeit vor mittlerweile exact zwanzig Jahren dem Bundesland Salzburg den Rücken gekehrt, um in Wien als Schulmeister tätig zu sein. Er hat also damals im Vergleich zu Schulmeistern in Wien eine Woche später mit den Ferien begonnen und diese dann gleichzeitig mit letzteren beendet. Manchmal kommt dem Rudl heute, nach zwanzig Jahren noch vor, dass das nachwirkt. Das Ende des Schuljahres erwischt ihn regelmäßig auf dem falschen Fuß, das Ende der Ferien detto.

Das Ganze ließe sich freilich einfach ausgleichen, indem der Rudl den Mittelpunkt seiner Lebensinteressen wieder nach Salzburg zurück verlegen würde. Daran denkt er nicht. Er wird der geschilderten Problematik jedoch dahingehend Rechnung tragen, dass er heuer zum Tag des Salzburger Landespatrons nach Salzburg fahren und dort nicht nur auf den Ruperti Kirtag gehen, sondern auch die Zuge des Reindorfgassenfestes epuisierten Kisten Bräustübl Märzen aus Salzburg Mülln wieder auffüllen wird. Darum bleibt sein Weinkaufsgeschäft am Freitag, den 22. September ausnahmsweise geschlossen.

Dafür wird Monsieur Rudolf heuer am sogenannten Leopolditag, am Mittwoch, den 15. November im Unterschied zu den anderen Bildungseinrichtungen der Stadt Wien offen halten.

Herr Rudolf hat die Ehre!

Vom Granit über den Gassenpflasterstein zum Reindorfgassenfest. Cuvée du Papy aus dem Hause Bernard Faurie

Im richtigen Leben dem stringenten Gedankengang durchaus nicht abgeneigt, schätzt es Monsieur Rudolf überaus, an dieser Stelle gegen sämtliche Gesetze von Logik und Nachvollziehbarkeit verstoßen zu können.

Darum erlaubt er sich, quasi als Prolog zum Reindorfgassenfest einen Wein vorzustellen, den es quasi außer Konkurrenz ab Mittwoch auch im Sortiment geben wird, möglichwerweise aber nicht allzu lange, weil der Rudl nur sechs Flaschen davon hat. Der Wein wächst auf Granit, wenn Sie so wollen stellt er das akurate Gegenstück zum Fundament der Kreuzung Reindorfgasse – Oelweingasse vor der Auslage vom Rudl seinem Geschäft dar. Das befindet sich unter Pflastersteinen aus Granit.

Missons impossibles

Was den Rudl auch reizt, sind Missions impossibles, beim Wein ganz besonders. Da gibt es ein paar Weinbaumeister, die den Besucher nicht unbedingt offensiv anlocken wollen. Vincent Dauvissat ist einer von ihnen, der Fils von Charles Trosset ein anderer, Jean-Claude Masson ein dritter, Edmond Vatan und Enzo Pontoni wieder andere, früher war auch Josko Gravner so einer. Die angebliche Aussichtslosigkeit in Kombination mit irgendwo gelesenen, viel-, aber nichts Absurdes versprechenden Weinen ist es immer wieder, die Caviste Rudolf herausfordert, vor allem in Gegenden, zu deren Weinen er keinen Zugang gefunden hat.

Vor seinem Besuch an der nördlichen Rhône hat der Graf dem Rudl sozusagen den Floh von Bernard Faurie ins Ohr gesetzt. Dafür bedankt sich der Rudl auf diesem Weg recht sakrisch. Kleiner Betrieb, ein Tüftler, Weine, die man kaum bekommt, schon gar nicht den Weißen. Ein müdes Lächeln in Kombination mit einem „C’est très rare“ hat der Rudl in jeder außer einer Vinothek geerntet, wenn er nach dem Hermitage Blanc von Bernard Faurie gefragt hat.

Homepage hat Meister Faurie keine, wobei das im vergleichsweise weit weniger digitalisierungsunterwürfigen Frankreich nicht so ungewöhnlich ist, wie es das in Österreich wäre. E-Mail-Adresse gibt es auch keine, dafür ein Telefon, das aber keiner abzuheben scheint. Bleibt nur mehr das Hinfahren, respektive -gehen, denn der Zufall will es, dass Monsieur Faurie gleich um ein paar Ecken vom Rudl seinem Chambre d’Hôte in Tournon-sur-Rhône am Fuße von Saint Joseph wohnt. Außer sechs Buchstaben auf dem Glockentaferl weist nichts darauf hin, dass man auf 27, Avenue Hélène de Tournon bei der grauen, präziser weißen Eminenz von Hermitage richtig ist. Hätte der Fils den Rudl nicht begleitet und vor allem Herr Faurie nicht gerade den wilden Wein auf seiner Hausmauer gestutzt, dann wären alle Bemühungen vermutlich für die Haare gewesen. So aber wird der kleine Bub mit dem großen Spinner an der Hand vom Weinmeister in den Garten gebeten und freundlich begrüßt. Dann setzt Letzterer seinen Rebschnitt in einer von einem Hubstapler gehobenen Flaschenbox sehr zur Beeindruckung des Fils fort. Eine Dame erscheint und eröffnet dem Rudl, dass er ein Flascherl Hermitage erwerben könne, einen roten. Weißen gebe es keinen mehr. Aber ein Vin de France sei da noch disponibel. Auf dem steht Héritiers Faurie Marc, vinifizieren tut ihn der Meister selber, hundert Percent Syrah, hundert Percent Granit, eher für die Kundschaft vor Ort, sollten später Recherchen vom Rudl ergeben. Auf wine-searcher.com findet sich der rote Cuvée du Papy nicht. Von dem bekommt Monsieur Polifka einen Sechser Karton. Und von diesem wiederum öffnet der Rudl am Mittwoch eine Flasche zum Zwecke der glasweisen Kredenzung und offeriert drei oder vier weitere zum Erwerb.

Der Wein stammt von Syrah Rebstöcken aus den Fünfziger Jahren in Mauves. Granit, Ganztraubenpressung, gebrauchte Zweihundertachtundzwanzigliterfässer, Schönung – nein. Filtrierung – ja. Schwarze Kirsche, Lakritze, dunkel – Syrah.

Darüber hinaus interessiert sich Monsieur Rudolf für verwandtschafltiche Relationen. Darum stellt er dem Syrah aus dem Hause Faurie eine Mondeuse

von Dupasquier gegenüber, gilt Mondeuse doch als Tochter des Syrah. Diese beiden und etliche andere Weine wird es diese Woche aber ausschließlich am Mittwoch glasweise geben.

Für das Reindorfgassenfest selber, am Freitag, den 15. und Samstag, den 16. September, ersucht der Rudl dann wie vergangenes Jahr um Verständnis dafür, dass er da wieder ausschließlich Flaschen, mit Bier oder Wein gefüllt, offeriert. Eine glasweise Ausschank ist ihm im Rahmen seines Kaufgeschäfts in Anbetracht der zahlreichen Gäste beim Reindorfgassenfest leider nicht möglich. Da käme es auch aufgrund der Belegerteilungspflicht zu signifikanteren Wartenzeiten, zu getrübter Stimmung bei Gast und Gastgeber, keiner könnte was dafür und keiner hätte was davon.

Darum gibt es auch heuer beim Reindorfgassenfest wieder ausgewählte gekühlte Weine in Flaschen zum Mitnahmepreis plus einem Zuschlag von fünf Euro, zur Konsumation vor Ort im Geschäft oder auf der Gasse. Gegen ein Pfand von fünf Euro pro Glas bietet Herr Rudolf auch wieder Weingläser an.

Dabei wird es folgende Weine gekühlt, beziehungsweise kellertemperiert geben.

Will man die Reindorfgassenfestweine glasweise trinken, muss man am Mittwoch davor (13. September) beim Rudl aufkreuzen. Da schenkt er sie aus.

Mittoch, 13. September:

  • Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin den France (4/6)
  • Mondeuse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (2/3)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (2,50/4)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Perles d’Aimavigne Brut, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Gamay 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria, Irouléguy, Sud Ouest (4/6)

und ein paar andere Weine auch …

(in Klammern zuerst der Preis für das halbe Glas, dann der für das ganze)

Freitag und Samstag im Rahmen des Reindorfgassenfests:

  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (Flasche: 9 plus 5 Euro)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (10 plus 5)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (12,50 plus 5)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (26 plus 5)
  • Perles d’Aimavigne Brut, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (15 plus 5)
  • Gamay 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (12,50 plus 5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (14 plus 5)
  • Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria, Irouléguy, Sud Ouest (16 plus 5)

Selbstverständlich gibt es auch wieder ein Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln in Flaschen.

Sollten Sie ein anderes Weinflascherl bevorzugen, dann ersucht Sie Caviste Rudolf einen Tag vorher um ein entsprechendes Mail an info@wein-polifka.at oder ein sms an 0699/1923 3008, damit er für eine adaequate Temperatur Sorge tragen kann.

Den Syrah – Mondeuse Vergleich und die Reindorfgassenfestweine können Sie glasweise

am Mittwoch, den 13. September

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

durchführen.

Im Rahmen des Reindorfgassenfests hat der Rudl

am Freitag, den 15. September und am Samstag, den 16. September

jeweils von 16 bis 23 (!) Uhr

seine Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils in der Reindorfgasse 22

geöffnet.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau vor allem auf den 20. und 22. September

Die verschiedenen Terroirs von Savoyen

Herr Rudolf grüßt festlich und feierlich mit Feuer!

Rebsorten Savoyens und ein bissl Hochsavoyens

Dem Rudl seine Studien- und Dienstreise hat ihn dieses Jahr auch zu außersavoyardischen Appellationen geführt, nach Saint Joseph an die nördliche Rhône, ja bis nach Hermitage hinauf, nach Condrieu und auch in den Elsass. Seither ist der Rudl noch überzeugter. Von den Weinen Savoyens.

So ähnlich wie vor ein paar Jahren in Chassagne hat den Monsieur Rudolf auch an der nördlichen Rhône und im Elsass der Verdacht beschlichen, dass der nicht gerade kolossale Bekanntheitsgrad savoyardischer Weine auf deren Menge, aber ganz sicher nicht auf deren Qualität zurückzuführen ist. Das trifft auf die Duchschnittsweine, noch viel mehr auf die besonders guten Weine und am allermeisten sicher auf die besonders guten biologischen und biodynamischen Weine zu.

Und wenn dann bei der Beschreibung von so einem Hermitage Blanc „quasi-absence d’acidité“ steht, was so viel heißt wie, dass der Wein mit nahezu keiner Säure antanzt, dann weiß der Rudl nicht, warum das so ist. Dass ein Wein ohne Säure, mit viel Holz und noch mehr Alkohol ein besonders grandioses Getränk sein soll, das mag sich ihm halt nicht und nicht erschließen.

Erschlossen hat sich dem Rudl einiges bei Jean-Luis Masson und dem mittlerweile auch schon wieder emeritierten Buben von Monsieur Charles, aber nicht dem Ritter aus Stockerau, sondern dem Weinbaumeister Trosset aus Arbin im Combe de Savoie. Und vor einem Glas Zweitausendsiebener Le Feu von Belluard oder einer Flasche Monfarina von Giachino verlässt den Rudl dann der allerletzte Zweifel bezüglich dessen, was er an einem Wein schätzt. Ein Batzen Alkohol ist es auf alle Fälle genauso wenig wie penetrante Röstaromen oder Säure auf der Flucht.

Der Beginn des neuen Semesters steht bei Caviste Rudolf Polifka im Zeichen der französischen Alpen, zuerst einmal der Rebsorten Savoyens, dann kommt das Reindorfgassenfest, wo es nur flaschenweise Wein zu ertstehen geben wird und danach geht es aller Voraussicht nach grundlegend geologisch weiter.

Chasselas

Clos de Pont 2012, Samuel Delalex, Marin, AOP Vin de Savoie

Gringet

Les Perles du Mont Blamnc, Dominique Belluard, Ayse

Molette

Molette 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOC Seyssel

Molette gibt es, soweit der Rudl weiß, ausschließlich in Seyssel, einer Ortsappellation, die von der Rhône auf zwei Departements, Ain und Savoie aufgespalten wird und ähnlich wie die andere Ortsappellation der Region Crépy schon ein Zeitl hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Die frühere Biochemieprofessor an der Universität Genf, Georges Siegenthaler, hat dort ein biologisches Weingut gegründet und baut im Unterschied zu vielen anderen Kollegen, die Molette im Schaumwein mit Altesse koalieren lassen, reinsortig als Stillwein aus. Bei der Rebsorte handelt es sich um eine Kreuzung aus no-na Heunisch und Gringet.

Mondeuse Blanche

Nahezu nicht mehr existent. Dupasquier haben sie neu ausgepflanzt und füllen sie reinsortig ab, Michel Grisard und Brice Omont davor schon, dort ist sie aber zehnpercentiger Bestandteil des Schiste.

Mavoisie

Epizentrum des Anbaus von Malvasier, den sie in Frankreich auf „Malvoisie“ eingefranzösischt und bei uns früher gelegentlich „Malväsa“ genannt haben, wird Savoyen aller Voraussicht nach nicht mehr. Da müssen Sie schon zum Professor Čotar nach Komen fahren. Aber Schiste von Brice Omont besteht aus einem Fünftel Malvoisie. Viel mehr scheint es in Savoyen davon nicht zu geben.

Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges – dem Rudl seiner Meinung nach zumindest in den ersten zehn Jahren der vielleicht sogar spektakulärere kleine Bruder vom Quartz

Jacquère

Dazu gibt es zwei Namen: Giachino und Masson. Zum zweiten bald schon ausführlicher.

Apremont 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie

Altesse

Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Chardonnay

Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Roussanne

In Savoyen heißen sie die Chignin-Bergeron, weil die Guten von ihr an eine bestimmte Marillensorte erinnern, aber ziemlich sicher nicht an Mariandl.

Ob sie ursprünglich an der nördlichen Rhône daheim gewesen und von dort in den Combe de Savoie hinüber geraten ist oder umgekehrt, ist Gegenstand von Diskussionen. Wo sie lebendiger gemeistert wird, können Sie irgendwann auch einmal beim Rudl studieren.

Sehr geringe Erträge und eine prekär späte Reife dürften ein Grund für das Schrumpfen der sowieso homöopathischen Dimensionen mit Roussanne bestockter Rebfläche in Savoyen sein. Die relativ hohen Preise des Chignin-Bergeron könnten auch eine Rolle spielen. Monsieur Rudolfs Erklärung ist, dass die zweitausend Hektar kleine Weinbauregion Savoyen mit Jacquère und Altesse zwei ausgesprochen kompetente Rebsorten hat und andere Rebsorten dort nicht gerade dringend abgehen.

Die Kalkkieselböden bei Chignin scheinen es der Roussanne trotzdem angetan zu haben. Kleine, zylindrische Trauben, kurzer Stiel, kugelförmige Beeren und ein goldgelber Teint mit rostbraunen Einsprengseln. Zucker vermag sie viel einzulagern, entsprechend solide können die Alkoholwerte der aus ihr gekelterten Weine ausfallen. Haselnuss- und Weißdornaromen sind nicht ungewöhnlich. Eine lange Lagerfähigkeit angeblich auch, vermutlich aber nur, wenn die Säure passt.

Chignin-Bergeron „Les Filles“, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), AOP Vin de Savoie

Pinot Gris

nicht als Wein für Appellation zugelassen, aber trotzdem

Pinot Gris 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Vin de France

Aligoté

Auf den hat der Rudl jetzt glatt vergessen. Oft stolpert man in Savoyen nicht über ihn. Trotzdem bittet Monsieur Rudolf um ein mildes Urteil.

Es gäbe dann noch Sauvignon Blanc bei Dominique Lucas am Genfer See. Dem verweigert die gestrenge französische Weinadministration aber die Regionsbezeichnung. Rein erkenntnistheoretisch ist sich der Rudl natürlich darüber im Klaren, dass es sich bei den Rebsorten der zur Kredenzung zu bringenden Weine nicht um die Rebsorten der Weinbauregion Savoyen, sondern um die dem Rudl bekannten Rebsorten dieser Region handelt. Aber Monsieur Rudolf fügt nicht ganz unbescheiden hinzu, dass er weinmäßig in Savoyen und Hochsavoyen schon das eine oder andere Interessante erkundet hat, was bei einer zweitausend Hektar Rebfläche umfassenden Region freilich auch wieder ein bissl einfacher ist als das etwa bei den 121.000 Hektar in Bordeaux durchzuführen wäre.

Gamay

Gamay 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie

Pinot Noir

Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Mondeuse

Da hat Maître d’École Rudolf jetzt einmal vor, die Mutter Syrah mit der Tochter Mondeuse ein bissl systematischer zu vergleichen.

Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie

Persan

Den gibt es auch fast nicht mehr. Bei den Giachinos gibt es ihn schon noch und in Cevins wächst er auch und dominiert den Améthyste zu sechzig Prozent.

Persan 2015, David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie

  • Clos de Pont 2012, Samuel Delalex, Marin, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Les Perles du Mont Blanc, Dominique Belluard, Ayse, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Molette 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOC Seyssel (3/5)
  • Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (6,50/11)
  • Apremont 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (2,50/4)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Pinot Gris 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Vin de France (5/8)
  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Persan 2015, David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

am Mittwoch, den 6. September und am Freitag, den 8. September

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau vor allem auf den 13. September

La Cuvée de Papy – der kleine von Bernard Faurie

Herr Rudolf grüßt Forscherinnen, Forscher und die Forschung „als solches“!