Schaumwein und Süßwein. Ein Schrebergartenklassenkampf

Jetzt ist es sich gerade noch ausgegangen. Ab sofort sind zusätzlich zu vier österreichischen Schaumweinen im Sortiment vom Rudl fünf französische, vier nach der „méthode traditionelle“ und ein „pétillant naturel“ teilweise wieder, teilweise erstmals verfügbar.

Und das ist alles andere als selbstverständlich. Der administrative Aufwand, den österreichische Behörden betreiben, um eine Symbolsteuer zu verwalten, ist wirklich kein Lercherl. Und den Rudl würde interessieren, ob dieser Aufwand irgendwo in der Kosten-Nutzen-Rechnung dieser Schaumweinsteuer verbucht ist.

Verstehen Sie den Rudl nicht falsch. Er ist keiner, der sich bei jeder Gelegenheit ob der hohen Steuer- und Abgabenquote echauffiert, aber für alles und jedes um eine öffentliche Förderung die Hand aufhält. Wer ein funktionierendes Gemeinwesen haben will, darf sich nicht vor dem Steuerzahlen drücken. Aber Steuern kommen halt schon per definitionem nur dann ihrer job description nach, wenn sie tatsächlich etwas steuern. Was das im Fall der Schaumweinsteuer sein soll, ist dem Rudl völlig unklar. Einen Verdacht hat er aber schon. Und den wird er Ihnen auch nicht vorenthalten. Klar ist, dass bürokratische Hürden die Großen weniger treffen. Ein Formular für sechstausend Flaschen Schaumwein auszufüllen ist rationeller, als eines für sechzig Flaschen auszufüllen. Manchmal beschleicht den Rudl der Verdacht, dass die Administration den Weinhandel gerne in den Händen von ganz wenigen, vielleicht in den Händen von einem wüsste. Da beklagt man kitschig sentimental und öffentlichkeitswirksam das Greißlersterben, das Absterben der Infrastruktur in den Dörfern, Kleinstädten und Einkaufsstraßen, jammert, dass die Stadtzentren zu Touristenkulissen verkommen, k(l)otzt aber munter Gewerbegebiete, Umfahrungsstraßenkreisverkehre und als Bahnhöfe kaschierte Einkaufszentren, selbstverständlich alles mit Parkflächen und Tiefgaragen, in die Landschaft. Alles im Namen von Strukturförderung und Arbeitsplatzschaffung. Welcher Einzelhändler mietet sich dort ein?

Und als Ablenkung von dieser Uniformisierung des Handels im Besonderen und des Lebens im Allgemeinen führt man einen Disney-Klassenkampf gegen Schaumwein und glaubt, damit den dings den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Ist tatsächlich irgendjemand ernsthaft davon ausgegangen, dass das nicht in die Hose geht?

 

Schaumwein und Süßwein

 

Vergangene Woche inclusive den Goldenen Sonntag hat Monsieur Rudolf den relativ teuren und billigen Weinen in Weiß, Rosé, Orange und Rot gewidmet.

Da gebietet es ihm in den letzten paar Tagen vor Weihnachten quasi die Selbstverpflichtung zur Ausgewogenheit, noch die übergangenen Kategorien Schaumwein und Wein mit Restsüße zu würdigen. Freilich werden auch Stillweine kredenzt, der Bräustübl Weihnachtsbock und das Märzen sowieso.

 

 

  • Giac‘ Bulles 2015, Vin pétillant naturel, Vignerons Giachino, Chapareillan, Vin de France mousseux (3/5)

„Boisson tendrement enivrante“ – illuminierendes Getränk – steht im Untertitel der Flasche. 9 % Alkohol. Alkohollastige Weine bringt die Rebsorte Jacquère sowieso nicht zusammen. Der ist aber auch für eine Jacquère ziemlich am unteren Alkohollimit.

 

  • Don Giachino, Méthode traditionelle, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Savoie mousseux (3/5)

Champagnermethode, aber auch Jacquère. Satte 12 Percent.

 

  • Perles d’Aimavigne Brut, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Savoie (3/5)

Altesse, Chardonnay, Jacquère und kimmeridgekalkige Kargheit.

 

  • Les Perles du Mont Blanc Brut, Méthode traditionelle, Dominique Belluard, Ayse, AOP Savoie (4/6)

Wenn Sie so wollen, der kleine Bruder vom Mont Blanc. Wie aus dem Gesicht geschnitten.

 

  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“ 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit (6/-)

 

  • Marestel 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Savoie (4/6)

 

 

  • Savoie Blanc 2015, Prieuré Saint Christophe, AOP Savoie (4,50/7)

Der Biodynamiedoyen unter den savoyardischen Weinbauern, Mitbegründer der Renaissance des Appellations und Initiator der Rekultivierung des Weinberges von Cevins, wo heute Brice Omonts Weine von der Domaine des Ardoisières wachsen, Michel Grisard hat jetzt das gemacht, was viele gar nicht mehr für möglich gehalten hätten. Er ist in Pension gegangen.

Dass er seine Weingärten den Giachinos übergeben hat, war auch nicht die blödeste seiner Ideen. Die machen dort jetzt einen Weißwein, der stilistisch überhaupt nicht denen von Grisard entspricht, den der Rudl aber grandios findet. Reinsortige Altesse.

 

Diese sieben Weine, aber nicht aussschließlich diese sieben gibt es glasweise

 

am Mittwoch, den 21. Dezember und am Freitag, den 23. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

 

Folgende Weine sind ab sofort und endlich verfügbar:

 

Jacques Maillet:

Jacquère 2015 (16 Euro)

Un P’tit Canon 2015 (18)

Roussette de Savoie 2015 (Altesse) (25)

Gamay 2015 (16)

Mondeuse 2015 (28)

… der letzte Jahrgang von Monsieur Jacques

 

Domaine Giachino:

Monfarina 2015 (12 Euro)

Apremont 2015 (13,50)

Marius et Simone 2015 (18)

Mondeuse 2015 (15)

Persan 2015 (18)

Giac‘ Bulles 2015 (Pétillant naturel) (16)

Don Giachino (Méthode traditionelle) (16)

Prieuré Saint-Christophe Blanc 2015 (28)

 

Dominique Belluard:

Les Alpes 2015 (24 Euro)

Le Feu 2015 (32)

Les Perles du Mont Blanc Brut (17,50)

Mont Blanc Brut zéro (28)

 

Gilles Berlioz

Chignin Bergeron „Les Filles“ 2015 (28 Euro)

Chignin Bergeron „Les Fripons“ 2015 (28)

Altesse „El Hem“ 2015 (26)

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen aus dem Vernichtungslager in Auschwitz, zum europäischen Identitätsfeiertag erklären soll.

 

Herr Rudolf bedankt sich recht sakrisch und wünscht frohe Weihnachten, sowie einen guten Rutsch!

 

„Goldener Sonntag is‘!“ – heute 14 bis 18 Uhr geöffnet

 

Wie jedes Jahr am vierten Adventsonntag, dieses Jahr aber auch anlässlich der Veröffentlichung der neuen Wirtschaftsdaten freut sich Herr Rudolf, heute außertourlich von 14 bis 18 Uhr sein Weinkaufgeschäft öffnen und so dem „Goldenen Sonntag“, einer Institution der Wirtschaftswunderzeit, die Reverenz erweisen zu dürfen.

Thema heute noch: der teuerste und der billigste Wein aus dem Rudl seinem Sortiment in den Kategorien rosé, orange, weiß und rot.

  • Quartz 2012, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (10/16)
  • Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (2/3)
  • Rosso Breg 2004, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (17/26)
  • Zweigelt 2013, Biohof Heideboden, Pamhagen (2/3)
  • Rosé vom Opok 2014, Maria und Sepp Muster, Leutschach (3/5)
  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2/3)
  • Pinot Grigio 2006, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (20/30)
  • Marius et Simone 2013, Giachino, Chapareillan, Vin de France (4/6)

In Klammern zuerst der Preis für ein Sechzehntel, dann der für ein Achtel.

Diese, aber nicht ausschließlich diese acht Weine, sowie das Bräustübl Märzen und den Bräustübl Weihnachtsbock heute noch glasweise.

Herr Rudolf wünscht einen agreablen Sonntag!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Erfolgreich? Eine Predigt

Kinderstube

Herr Rudolf würde sich eher als konventionelles Gemüt bezeichnen. Er hat eine ziemlich traditionelle Kinderstube genossen, wobei unter „genossen“ nicht zu verstehen ist, dass er alles, womit ihn Elternhaus und Schule konfrontiert haben, seinerzeit auch goutiert hat. In seiner Jugend hat sich der Rudl gegen vieles davon aufgelehnt. Seine Eltern und Lehrer haben sich dieser Konfrontation mit größtmöglicher Sturheit gestellt. Lustig und bequem ist das für keine der betroffenen Seiten gewesen. Aber das war auch nicht das Ziel. Und des Rudls Erachtens sollte es das auch heute nicht sein. Die Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten dieses Landes sehen das offenbar anders. Monsieur Rudolf ist auf alle Fälle dankbar und froh, dass sich seine Eltern und Lehrer ihm gegenüber nicht wie Bankkundenbetreuer oder Urlaubsanimateure benommen haben.

Ratschläge

Mit Ratschlägen hat der Rudl immer noch seine liebe Not, ganz besonders wenn diese expertenhaft und laut daher kommen. Oder wenn sie gar von seiner angeblichen Interessensvertretung kommen. Vielleicht ist die Vorweihnachtszeit, frei nach einem Intellektuellen dieser Stadt, sowieso eine Zeit fokussierter Peinlichkeit und Hopertatschigkeit. Und wenn Konvolute kaufmännischer Fachnaseweisheiten mit der Grußformel „Erfolgreiche Weihnachten!“ finalisiert werden, fühlt sich der Rudl, als hätte er seinen Filzpantoffeln Schopenhauer vorlesen. Nicht dass er von diesen Schoitln theologisches Hintergrundwissen zu Weihnachten erwarten würde. Aber ein Minimum an Dezenz schon. Und dann könnte man sich wenigstens hinter den allgemein gebräuchlichen Floskeln verstecken. Inwiefern soll es denn erfolgreich sein, wenn man sich daran erinnert, dass vor zweitausend Jahren ein kleiner Bamperletsch in allergrößter Not, mehr oder weniger unter freiem Himmel geboren worden ist? Bestenfalls dann, wenn sich zu diesem Anlass das Verständnis breit machen würde, dass jedes Gefasel oder Getue von Gott läppisch ist, solange man es nicht schafft, dem Geringsten seiner Mitmenschen ein Minimum an Respekt, Anstand und nötigenfalls(!) Hilfe entgegenzubringen. Das scheint eher nur bedingt der Fall zu sein. Mit Erfolg im Sinn von hohen Umsätzen hat Weihnachten, wenn man einen Funken davon verstanden hat, schon überhaupt gar nix zu tun.

Und eine goldene Nase verdienen sich zu Weihnachten ein paar Handelsketten in Shoppingkathedralen und Onlinetandler, Kaufgeschäftsbetreiber wie der Rudl schon lang nicht mehr. Für die sind die Wochen vor Weihnachten Zeiten, in denen sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit noch ein bissl deutlicher stellt. Am besten wissen das die Funktionärinnen und Funktionäre in der Interessensvertretung.

Wurscht!

Wenn man die Frage oben sowieso schon nicht positiv zu beantworten vermag, dann ist es eh wurscht, wenn man Weine glasweise offeriert, deren Preise keinen Massenauflauf auslösen. Aber auch das relativiert der Rudl, indem er kommende Woche und am Goldenen Sonntag in den Kategorien weiß, rot, orange und rosé den jeweils teuersten und den jeweils billigsten Wein aus seinem Sortiment glasweise kredenzt. Der Äquidistanz verpflichtet, wie der ORF, nur nicht so wertfrei wie dieser.

Quartz 2012, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (10/16)

Reinsortige Altesse von einem Schieferterroir, das Michel Grisard und Brice Omont rekultiviert haben. Die Weine sind wahrscheinlich die aufsehenerregendsten, sicher die teuersten in Savoyen.

Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (2/3)

Wer Zierfandler mit breiten, platten Weine und zu viel Röstaromen assoziiert, kann das von diesem Südbahnwein der tatsächlich alten Schule in Frage stellen lassen.

Rosso Breg 2004, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (17/26)

Reinsortiger Pignolo aus der Amphore, von einem, wenn nicht dem Amphorenpionier Mitteleuropas.

Pignolo ist vermutlich die spektakulärste autochthone Rebsorte in Friaul. Der Abt Giobatta Michieli bezeichnet den daraus gekelterten Wein im siebzehnten Jahrhundert als „exzellenten schwarzen Wein“.

Die Tannenzapfenform der Beeren war namensgebend. Bis in die Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist diese Rebsorte fast ausgestorben. Zu wenig Ertrag, zu spät reifend und zu kapriziös. Kurz bevor er ganz weg war, hat man mit der Reaktivierung über hundert Jahre alter Rebstöcke begonnen.

Samtige Tannine.

Breg Rosso hat zuerst im offenen Holzbottich, ab 2006 in der Amphore, dann fünf Jahr im Eichenfass und mindestens weitere fünf Jahre in der Flasche gewartet, bevor er angeboten worden ist. Keine Temperaturkontrolle, spontanvergoren, unfiltriert und ungeschönt.

Zweigelt 2013, Biohof Heideboden, Pamhagen (2/3)

Am Rudl seiner Zuneigung zu den Menschen, der Landschaft und den Weinen aus den östlichen und südlichen Bundesländern ändert sich trotzdem nichts.

Rosé vom Opok 2014, Maria und Sepp Muster, Leutschach (3/5)

Eine Premiere. Soweit der Rudl die Weine von Maria und Sepp Muster kennt, der erste Rosé, abgesehen vom Schilcher. 10,5 % Alkohol

Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2/3)

Der Rudl hat vergangene Woche schon darauf hingewiesen, dass 2013 im Fall der allermeisten Rosés nicht der aktuelle Jahrgang ist. Bei dem schon!

Pinot Grigio 2006, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (20/30)

Breg Bianco und Ribolla kennen manche. In ganz seltenen Jahren keltert Monsieur Joško eine Riserva. 2006 zum Beispiel, vom Pinot Grigio, zu dem als Rebsorte hier auch bald wieder einmal mehr zu forschen sein wird. Der Rudl hat selber noch nie das Vergnügen gehabt, so eine Reserve zu kosten. Umso mehr freut er sich, dass er eine ganz kleine Menge von der Pinot Grigio Riserva 2006 Teil seines Sortiments nennen darf.

Amphore, langer Ausbau im Eichenfass, keine Temperaturkontrolle, spontanvergoren, unfiltriert und ungeschönt.

Marius et Simone 2013, Giachino, Chapareillan, Vin de France (4/6)

Dezente Mazeration. Ein Orangewine mit zehn Percent Alkohol und trotzdem nicht aus 2014.

Herr Rudolf ist sich bewusst, dass die jeweils teuersten und billigsten Vertreter aus den Kategorien Schaumwein und Wein mit Restsüße hier fehlen. Diesen beiden Kategoiren wird das Thema der nächsten Woche (21. und 23. Dezember) gewidmet sein.

  • Quartz 2012, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (10/16)
  • Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (2/3)
  • Rosso Breg 2004, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (17/26)
  • Zweigelt 2013, Biohof Heideboden, Pamhagen (2/3)
  • Rosé vom Opok 2014, Maria und Sepp Muster, Leutschach (3/5)
  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2/3)
  • Pinot Grigio 2006, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (20/30)
  • Marius et Simone 2013, Giachino, Chapareillan, Vin de France (4/6)

In Klammern zuerst der Preis für ein Sechzehntel, dann der für ein Achtel.

Diese, aber nicht ausschließlich diese acht Weine, sowie das Bräustübl Märzen und den Bräustübl Weihnachtsbock gibt es auch glasweise

am Mittwoch, den 14. Dezember und

am Freitag, den 16. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr, sowie

am Goldenen Sonntag, den 18. Dezember von 14 bis 18 Uhr,

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen aus dem Vernichtungslager in Auschwitz, zum europäischen Identitätsfeiertag erklären soll.

Herr Rudolf grüßt alle Forscherinnen und Forscher!

Domaine Dupasquier in Aimavigne. • Mittwoch, 7.12. offen; • Freitag, 9.12. ausnahmsweise geschlossen; • Silberner Sonntag, 11.12. offen

Und noch etwas

Der Handel scheint heute nach einem ziemlich schlichten Prinzip zu „funktionieren“, und Caviste Rudolf meint, das schon kapiert zu haben: Überzogene reguläre Preise, mit denen permanente Sonderangebote, Massenrabatte, Abverkäufe und Stammkundenaktionen finanziert werden. Druck auf Lieferanten und anbiedernde Marketingslogans …. alles, damit jeder einzelnen Kundschaft die Illusion der Sonderbehandlung vermittelt wird. Geiz ist schließlich geil und zu verschenken hat man auch nix. Außer die Kakaobäuerinnen und Minenhakler irgendwo weit weg.

Dem Rudl sein Geschäftsmodell ist das nicht, und seine Vorstellung von einer zivilisierten Marktwirtschaft schon erst recht nicht.

Caviste Rudolf ist nicht ganz unbescheiden der Auffassung, dass die Weine, die er anbieten darf, alles andere als Allerweltsweine und auch alles andere als Allerweltsnaturweine sind. Wenn sie so wollen, stellen diese Weine eine Sonderbehandlung der Kundschaft dar. Ein Kurzbesuch auf www.wine-searcher.com könnte dafür sprechen.

Ausnahme! Freitag zu, Sonntag offen.

Wie angekündigt muss Herr Rudolf am Freitag, den 9. Dezember sein Geschäft ausnahmsweise geschlossen halten, weil er endlich, aber doch noch ein Weihnachtsbockbier aus dem Bräustübl in Salzburg Mülln holt. Am Mittwoch, den 7. Dezember, dem Tag vor dem Feiertag, ist selbstverständlich offen.

Und am dritten Adventsonntag, den 11. Dezember, das ist der Silberne Sonntag, öffnet der Rudl ja sowieso schon traditionell die Pforten seines Kaufgeschäfts, seit er sein Geschäft betreibt, als Reverenz an das Wirtschaftswunderzeit. Bis in die späten fünfziger Jahre, aber das hat Weinschulmeister Rudolf schon das eine oder andere Mal ausgeführt, sind am dritten Adventsonntag, dem Silbernen Sonntag, und am vierten Adventsonntag, dem Goldenen Sonntag, die Geschäft offen gewesen. Am Samstag Nachmittag war eine Ruhe, auch im Advent.

Domaine Dupasquier in Aimavigne, Jongieux

Sie ist nicht das erste savoyardische Weingut, zu dem der Rudl seinerzeit hingefahren ist, gewesen, aber mit Abstand das erste von denen, zu denen er immer noch hinfährt. Und sie ist auch das einzige Weingut in Savoyen, das er, seit er es kennt, jedes Mal besucht hat, wenn er in der Gegend war.

Bizarr

So bizarr der Dent du Chat über den steilen Weingärten empor ragt, so karg sind die Kimmeridge Böden, auf denen die Weine wachsen, ganz oben, wo der Hang am steilsten und der Boden am steinreichsten ist, wächst der Marestel, das Aushängeschild des Weinguts. Dass gerade der Marestel je nach Jahrgang meistens halbtrocken ist, passt ins Bild. Dass er seinen Namen von einem Kellner und Berater des Grafen Emmanuel-Philbert names Claude de Mareste hat, auch. De Mareste ist mit offenen Augen durch das Leben gegangen und hat erkannt, dass die dünne Kimmeridge-Schicht ein ganz favorabler Boden und der Windschutz durch einen parallel verlaufenden Bergrücken ein ebensolches Mikroklima für Weinbau darstellen. Den Berater Claude de Mareste hätte man vermutlich mitten in der Nacht anrufen und nach seiner Leistung fragen können. Der hätte sagen können, worin sie bestanden hat.

Alle anderen Weine der Domaine Dupasquier sind trocken.

Vigne „in the rocks“, nicht „on the rocks“, schreibt André Combaz über diese Weingärten unter dem Dent du Chat. Die Reben müssen mit Krampen in den Felsen gehaut werden. Kaum irgendwo hat der Rudl bis jetzt kargere Böden gesehen.

Weingut

Noël Dupasquier hat seinen Betrieb vor ein paar Jahre an die nächste Generation übergeben. Manchmal geht so etwas nicht gut. In diesem Fall schon. Den Weinen hat es nicht geschadet und anders als vor vier Jahren muss der Rudl heute nicht mehr zu Briefpapier und Kouvert greifen, um mit dieser Domaine in Kontakt zu treten.

Weine

Rosé 2013

Rosés werden in der Regel früher in Verkauf gebracht als der von Dupasquier. Gamay und Pinot Noir.

Jacquère 2014

Neben dem Gamay der jüngste Wein auf der aktuellen Weinkarte dieses Weinguts. Frische Zitrusaromen, Alpenbitterkräuter und Wacholder. Weltberühmt in ganz Savoyen, wie der Kurtl vielleicht sagen würde, ist die Jacquère deshalb, weil sie auf fetten Böden äußerst hohe Erträge bringt. Den fragwürdigen Ruf hat sie aus denselben Gründen. Auf kargen Böden schaut die Geschichte anders aus. Und wie deutlich sich aus ihr gewonnene, gelungene Weine vom Südwesthang in Chignin, von ebensolchem von der Nordostlage in Apremont unterscheiden, ist schon remarquabel. Da verursacht wirklich fast ausschließlich die Hangausrichtung den Unterschied. Die von Dupasquier (Westausrichtung auf Kimmeridgekalk) und jene von Jacques Maillet (Westausrichtung auf Sandstein) schmecken wieder anders. Das wird auch einmal in der Alma Mater Rudolphina Reindorfensis zu studieren sein.

Bemerkenswerte Länge und Vielschichtigkeit für einen nicht einmal zwei Jahre alten Wein mit elfkommafünf Percent Alkohol.

Chardonnay 2013

Nach Burgund ist es von dort nicht weit. Viel Chardonnay gibt es trotzdem nicht.

Roussette de Savoie 2013

Die AOC Roussette de Savoie ist die einzige Rebsortenappellation Savoyens, für Altesse. Im Unterschied zum Marestel immer trocken. Spontanvergärung, langer Ausbau im großen Holz, minimale Schwefelung. Frische Säure, Honig, und Lindenblüten. Altesse old school.

Marestel 2012

Der stumpfsinnige Terminus „Flaggschiff“ gehört nicht zum aktiven Wortschatz Herrn Rudolfs. Wertneutrale Marketingstrategen würden den Marestel von Dupasquier vermutlich aber als solches bezeichnen. Wurscht. Er ist einer der Lieblingsweine vom Rudl, obwohl der auch nicht alle Tage halbtrockene Weine zu sich nimmt.

Die Ertragsbegrenzung auf fünfundzwanzig Hektoliter am Hektar erfolgt ganz ohne Zutun des Weinbaumeisters.

Der Grand Atlas des Vignobles de France nennt den Cru Marestel einen Wein „à forte personnalité“. Der Ausdruck gefällt dem Rudl.

Marestel „Fleur d’Altesse“ 2009

In ganz wenigen, besonderen Jahren wird am Gipfel der Reife in den besten Teilen der Marestel Parzellen ein Fleur d’Altesse gelesen, um in der Folge drei Jahre lang zu einem Süßwein ausgebaut zu werden. 2009 war so ein besonderes Jahr.

Subtile Pfirsich- Orangen-, Lindenblüten-, Marillen- und Lebkuchenaromen.

Ungewöhnlich die Begleitempfehlung: Vergeblich sucht man nach Blauschimmelkäse, Mousse au Chocolat oder Crème brûlée? Man möge ihn in Begleitung von Freunden trinken und einen gewogenen Gedanken an den Winzer verschwenden, steht am Rücketikett.

Und die Roten?

Gamay 2014

In der Wiener City und nicht nur dort gibt es seit der Nacht auf den dritten Donnerstag im November den Beaujolais Primeur 2016, in den Augen von Herrn Peter und auch in denen vom Rudl, einen Wein, dessen Erfindung man auch versäumen hätte können. Der Beaujolais Primeur besteht wie jeder rote Beaujolais aus der Rebsorte Gamay. Damit ist schon zu viel geschrieben über diesen Wein, der dem Baujolais als Region und dem Gamay als Rebsorte nicht unbedingt einen Bärendienst erweist.

Der aktuelle Gamay von Dupasquier ist ein 2014er. Caviste Rudolf hofft, das genügt.

Pinot Noir 2013

Da gilt auch nicht viel anderes als für den Chardonnay.

Mondeuse 2013

Die spezifischste, ganz sicher aber älteste Rotweinrebsorte Savoyens, ganz passable Tannine. Schwarzer Pfeffer.

Und für Silvester? Und nach diesem Sonntag!

Perles d’Aimavigne Brut

Jacquère, Chardonnay und Altesse. Rehabilitation der Kreide!

Diese zehn noch einmal folgenden Weine gibt es diese Woche auch glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, aber nicht einmal diese Woche ausschließlich die.

  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, AOP Vin des Savoie (2/3)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2013, Domaine Dupasquier, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie Cru Marestel 2012, Domaine Dupasquier, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Fleur d’Altesse Cru Marestel 2009, Domaine Dupasquier, AOP Roussette de Savoie (6,50/11)
  • Gamay 2014, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2013, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Perles d’Aimavigne Brut, Méthode Traditionelle, Domaine Dupasquier (3/5)

In Klammern zuerst der Preis für das jeweilige Sechzehntel, dann der fürs Achtel.

Vorschau

Wollen Sie diese Woche allein durch glasweisen Weinkonsum eine beträchtliche Summe Geld loswerden, müssen Sie schon ziemlich viel trinken, wobei das, wie erwähnt, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils diese Woche nur am Mittwoch und am Sonntag möglich ist. Dafür wird es nächste Woche die Gelegenheit geben, für einen ganz schönen Haufen Geld nur äußerst wenig Wein trinken zu müssen. Dann wieder Mittwoch, Freitag und Sonntag.

Dupasquier aber

Mittwoch, den 7.12. von 16 bis 22 Uhr und

Sonntag, den 11.12. von 14 bis 18 Uhr,

nicht aber am Freitag, den 9.12.!

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Die oben mehr oder wenig beschriebenen Weine der Domaine Dupasquier sind auch als Flaschen zum Mitnehmen verfügbar. Darüber hinaus Marestel 2011 und 2011.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen aus dem Vernichtungslager in Auschwitz, zum europäischen Identitätsfeiertag erklären soll. Die europäische Einigung ist zu schade, um als Sündenbock für nationalstaatliche Bürokratisierungswut missbraucht zu werden.

Herr Rudolf grüßt am dritten und vierten Adventsonntag Gold und Silber, an den übrigen Tagen den „guadn Schmäh“!