Muster. AUSNAHMSWEISE fronleichnamsbedingt DIENSTAG und MITTWOCH geöffnet – Der Rudl ersucht um Reservierung.

Der Rudl ist einmal von einem damals Drei- oder Vierjährigen gefragt worden, was ein Muster sei. Ein paarmal hat Schulmeister Rudolf angesetzt. Nach dem dritten oder vierten Versuch hat er kapituliert. Der Rudl meint zu wissen, was ein Muster ist. Es klar und unmissverständlich zu erklären weiß er nicht. Punkt.

Sepp Muster könnte eine Figur aus einem Stück von Johann Nestroy sein, ein Name als Programm. Dazu etwas weiter unten mehr. Der oben erwähnte Drei- oder Vierjährige hat Sepp Muster einmal der mit den großen Händen“ genannt. Das ist auf alle Fälle eine weitaus treffsicherere Antwort auf die oben gestellte Frage als alles, was dem Rudl dazu eingefallen ist.

Früher war alles besser!

Wenn sich der Rudl heute an seine ersten Besuche in der Südsteiermark erinnert, beschleicht ihn ein ambivalent wehmütiges Gefühl. Fragen Sie den Rudl jetzt bitte nicht, was er unter einem ambivalent wehmütigen Gefühl“ versteht. Er würde kaum etwas Vernünftigeres als auf die Frage nach dem Wesen eines Musters antworten.

Sicher ist, dass für den Rudl Besuche in der Südsteiermark etwas ganz Besonderes waren und wahrscheinlich immer noch sind, schon allein deshalb, weil man von Wien aus in so gut wie alle österreichischen Weinbaugebiete einen Tagesausflug machen kann. In die Südsteiermark ist so etwas eher weniger sinnvoll. Für den Rudl waren aber auch die steirischen Weine immer etwas Besonderes. Der Rudl würde seinen oenologischen Horizont jetzt nicht als ganz besonders weit bezeichnen. Aber in den Neunziger Jahren war er noch viel weniger weit als heute. Damals hat der Rudl die ihm bekannten Weine in zwei Kategorien eingeteilt: die besonderen (Steiermark und Wachau) und die nicht so besonderen (alle anderen). Und dann kam irgendwann eine Steiermarkweinverkostung im Museumsquartier. Der Rudl vermutet, dass das 2005 gewesen sein könnte. Da hat er diese beim Hineingehen noch so geschätzten Weine nicht mögen, und zwar fast durch die Bank. Das wird schon in erster Linie mit dem des Rudls Gaumens Unjahrgang 2003 zu tun gehabt haben, wobei Monsieur Rudolf in jüngerer Vergangenheit auch diesbezüglich zwei außerordentliche Überraschungen erlebt hat: Sankt Laurent 2003 von Zanto und Schlossberg 38 2003 von Maria und Sepp Muster.

Aber zurück ins Museumsquartier. Irgendetwas an den steirischen Weinen hat dem Rudl bei der erwähnten Verkostung nicht mehr behagt. Von einem steirischen Wein hat sich der Rudl eine andere Art von Frucht erwartet, als er sie damals im Glasl vorgefunden hat. Lediglich zwei Weine waren es, die ihm bei dieser Verkostung gut geschmeckt haben. Der eine war ein Sauvignon vom Kollerhof, der andere einer von Andreas Tscheppe, damals wohl noch Burgweinbau Riegersburg, das nächste ausreichende Motiv, ein paar Seiten über den Untergang des Abendlandes, der bekanntlich viele Gesichter hat, zu schreiben. Aber der Rudl wird sich das verkneifen und stellt hier lediglich fest, dass in diesen ersten Jahren des neuen Jahrtausends Entwicklungen in der österreichischen Weinlandschaft vonstatten gegangen sind, in der Steiermark und auch im Weinland. 2003 hat das Weinviertel als erstes österreichisches Weinbaugebiet, die Kategorisierung DAC eingeführt. Die damit ausgezeichneten, angeblich gebietstypischen Weine haben dem Rudl von Anfang an grosso modo nicht geschmeckt.

Das waren Entwicklungen, ohne die der Rudl auch ganz gut ausgekommen wäre.

Muster

Zum Glück haben Untergänge des Abendlandes immer Ausnahmen. Eine Ausnahme des steirischen Weinabendlanduntergangs war wie erwähnt ein Sauvignon Blanc von Andreas Tscheppe. Und dieser Wein hat, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dem Rudl diese Pathetik gestatten, den Weg in ein neues, vielleicht altes, jedenfalls aber besseres Steirerland gewiesen.

Mit zwei oder drei Jahren Verzögerung ist der Rudl dann zu Andreas Tscheppe gefahren und hat dort nicht nur ziemlich gute Weine, sondern auch den Rat, zu Sepp Muster zu fahren, bekommen.

Am Tag darauf hat Monsieur Rudolf diesen Rat befolgt. Es wäre unehrlich zu behaupten, dass dem Rudl damals alles geschmeckt hat, was ihm Monsieur Muster kredenzt hat.

Darum fährt Caviste Rudolf auch heute noch gerne in die Südsteiermark, gerade so wie in der guten alten Zeit.

  • Welschriesling vom Opok 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4/6)
  • Muskateller vom Opok 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4,50/7)
  • Sgaminegg 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (7/11)
  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schhlossberg, Steirerland (6/9)
  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (7/11)
  • Rotwein 2015, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4,50/7)

Diese Weine von Maria und Sepp Muster, aber auch noch Reste von fast allen roten und rosaroten Basken kredenzt der Rudl kommende Woche glasweise

am Dienstag, den 1. Juni und AUSNAHMSWEISE fronleichnamsbedingt am MITTWOCH, den 2. Juni

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der

Wieder verfügbar

Rosé Frizzante 2019, Josef Salomon, Falkenstein, Weinviertel

Und Cycling Caviste Rudolf Polifka stellt Ihnen nach Maßgabe der zeitlichen Reserven auch gerne CO2-, kontakt- und zustellgebührfrei Wein zu, mit dem Radl oder der U-Bahn

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung,

dass es definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist

und man auch deshalb den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären soll.

Auf das Morgen- und das Abendland! Caviste Rudolf

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: vorübergehend geschlossen, aber

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien, auch von Einzelflaschen

 

Domaine des Ardoisières. Avec Plaisir! MITTWOCH, 19. Mai und Donnerstag, 20. Mai, jeweils von 16 bis 21 Uhr geöffnet

Der Rudl freut sich wie ein kleines Kind, auch wenn er zugibt, dass sich diese Öffnung – anders als jene nach der ersten Verlängerung der Sperrstund‘ im Frühling 2020 – ein bissl unwirklich anfühlt. Es gibt ja eine Redensart, derzufolge „es“ so sei, als wäre es gestern gewesen. Ungefähr das Gegenteil ist der Fall, wenn der Rudl daran denkt, wie er in seinen Aus- und Einführungen vom 19. Oktober 2020 für den 3. und 5. November 2020 (!) unter dem Motto „Steirerland – Weinland – Ausland“ Weine, die man damals auch zugunsten des Integrationshauses ersteigern konnte, angekündigt hat.

Sicher ist sicher

Auf alle Fälle nützt der Rudl nächste Woche die Aufsperrmöglichkeit maximal, darum auch schon am
MITTWOCH und regulär am Donnerstag, von 16 bis 21 Uhr

Jetzt aber endlich zum Lehrstoff für das kurze Sommersemester

Wie viele Hektar Weingärten, glauben Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, hat es bis in die Fünfzigerjahre in Savoyen gegeben? Der Rudl wird hier jetzt keinen Mentimeter- oder Kahootquiz machen. Aber besonders e-learning-affine können sich so einen vor dem Weiterlesen ja selber machen. Und wenn Sie gewonnen haben, dürfen Sie sich ein Seidl oder was genehmigen. So ähnlich hat das der Herr Kurt seinerzeit in seiner Radiosendung immer wieder empfohlen hat.

20.000

… Hektar sind es gewesen. Heute gibt es keine dreitausend mehr. Aber das ist eh schon wieder mehr als noch vor zehn Jahren. Viele von diesen Weingärten gibt es schon ziemlich lange. Der alte Plinius hat schon über sie geschrieben. Um das fünfte Jahrhundert befanden sich diese Weingärten in kirchlichem Besitz, um via Adel und Bürgertum im neunzehnten Jahrhundert beim Bauernstand zu landen, auch die Weingärten der Domaine des Ardoisières in Cevins und Saint Pierre de Soucy.
Der Weinberg von Cevins wurde dann in den Fünfzigerjahren von Bauern an den Wald übergeben und war bald darauf kein Weinberg mehr.

Zusammensetzen

So wäre es ziemlich sicher auch geblieben, wenn sich im April 1997 nicht der Bürgermeister von Cevins, das ist ein Dorf an der Isère in der Tarentaise, vergleichbar vielleicht mit Tenneck, wer das kennt, und ein paar Verantwortliche der Vereinigung „Vivre en Tarentaise“ mit dem damals eher noch belächelten Biodynamiepionier Michel Grisard zusammengesetzt hätten. Michel Grisard wird man ohne große Übertreibung als den Pierre Overnoy von Savoyen bezeichnen können. Was damals im April 1997 geredet worden ist, weiß der Rudl nicht. Das steht nicht auf der Homepage der Domaine des Ardoisières, was auf dieses Treffen hinauf passiert ist aber schon, ziemlich exakt noch dazu.
Im Mai 1998 sind zwanzig Ar Altesse ausgepflanzt worden. Ende desselben Jahres haben die Grundbesitzer dem Wald die rote Karte gezeigt und Anfang 1999 ist es dann richtig losgegangen. Zuerst haben Sie die Wurzeln entfernt, dann den Weinberg terrassiert. Im Oktober 2002 hat Michel Grisard zweiundzwanzig Hektoliter vom Weinberg in Cevins vinifiziert.
Der Rudl würde viel dafür geben, diesen Wein einmal kosten zu dürfen. Ein 2005er Schiste ist bis jetzt das Älteste, was er von diesen damals extrem jungen Reben getrunken hat. Und das war alles andere als ungut.
Davor, 2003, haben einander Michel Grisard und Brice Omont getroffen. Letzterer kommt von einem Getreidebauern aus der Champagne und wollte eigentlich ein besseres Bier brauen. Aber das hat er sich dann überlegt. Vielleicht war es auch Michel Grisard, der ihm das ausgeredet hat.
Und bei der Inauguration im selben Jahr war dann der damalige französische Landwirtschaftsminister Hervé Gaymard anwesend, was schon darauf hindeutet, dass es sich bei der Domaine des Ardoisières von Beginn an nicht um ein Projekt mit provinziellem Horizont gegangen ist.
2008 wurden dann Weingärten in Saint Pierre de Soucy, viel weiter isèreabwärts, übernommen. Auch kein uninteressantes Terroir, aber doch sehr verschieden von den ausgesetzten Terrassen in Cevins. Von diesen älteren Weingärten in Saint Pierre de Soucy kommen Argile blanc und Argile rouge.
Seit 2010 trägt Brice Omont die Verantwortung allein. Michel Grisard hat sein Stammweingut Prieuré Saint Christophe in Fréterive noch bis zum Jahrgang 2014 weitergeführt, bis er das gemacht hat, was andere Winzer gut zehn Jahre früher machen, nämlich in die Rente zu gehen. Aber auch die Weingärten von Michel Grisard in Fréterive sind in gute Hände geraten. Dort wachsen jetzt Prieuré Christophe rouge und Prieuré Christophe blanc von den Giachinos. Dazu hoffentlich mehr im Oktober.

Synchron

Achtzig Prozent der Qualität entsteht im Weingarten, wobei alle Maßnahmen ein einziges Ziel haben: die Charakteristik der jeweiligen Parzelle in die Weintraube zu transferieren.
In Cevins besteht der Boden fast ausschließlich aus Glimmerschieferfelsen.
Altesse wächst dort für den Quartz, Roussanne, Mondeuse blanche, Jacquère und Pinot gris für den Schiste und Mondeuse noire sowie Persan für den Améthyste.
8000 Rebstöcke am Hektar in Stockkultur führen nicht nur zu einer Drängerei, sondern vor allem zu ziemlich tiefen Wurzeln und in weiterer Folge zu einer veritablen Steinigkeit dieser Weine.

Keller

Jede Arbeit dort verfolgt ein Ziel: die aromatische Vielschichtigkeit der Trauben  muss in die Flasche. Neun bis achtzehn Monate hat sie dafür Zeit, wobei das, was sich in den Jahren danach in der Flasche noch tut, auf gar keinen Fall zu unterschätzen ist.
Die Weine werden selbstverständlich spontan vergoren. Und in diesem Fall bedeutet das zu hundert Percent das, was es heißt, denn der Keller der Domaine des Ardoisières ist früher nicht von einem Weingut, sondern von einer Rebschule genutzt worden. Es können sich darin also auch keine lustigen Heferln aus früheren Zeiten wichtig machen.
Wer sich Qualität und Länge der verwendeten Korken genauer anschaut, weiß noch vor dem ersten Schluck, dass er einen Wein im Glas hat, der nicht nach zehn Jahren über seinem Zenit ist.

Argile blanc 2019, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (5/8)
Argile rouge 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (6/9)
Schiste 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (7/11)
Quartz 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (11/17)

Das sind keine billigen Weine. Und weil die folgenden zwei aufgrund der vielen Sperrstunden sowieso bis jetzt zu kurz gekommen sind, kredenzt der Rudl auch
Jacquère 2016, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
Rosé 2017, Domaine Dupasquier, IGP Vin des Allobroges (2,50/4)

Vom Konjunktiv II der Vergangenheit zum Indikativ Futur

Über das, was seit Oktober 2020 geschehen ist, hat sich Citoyen Rudolf Polifka während der XXXL-Sperrstund‘ das eine oder andere Mal zu Wort gemeldet. Das Adjektiv „vermeidbar“ ist alles, was ihm zur zweiten und dritten Welle noch einfällt. Genau dasselbe Wort fällt ihm übrigens auch zu einer vierten oder fünften Welle ein, Mutantinnen hin, Mutanten her. Und da weitere Wellen zwar vermutlich ab Oktober ausgelöffelt, aber im Juni, Juli und August eingebrockt werden, kündigt der Rudl hier an, dass er alle Auflagen zur Verhinderung der Ausbreitung des Corona-Virus übererfüllen und keine Würschtel machen wird, und ersucht um Reservierung unter genauer und verbindlicher Angabe der Anzahl an Personen, sowie um Mitführen der jetzt notwendigen Impf-, Genesungs- oder Testbestätigung.
Wenn wir das jetzt nicht verantwortungsbewusst durchziehen,  haben wir den ganzen Krampf im Herbst ein drittes Mal und der Caviste Rudolf unter Umständen dann auch keine Konzessiaun mehr.

Antoine Arena, Mai 2006

Der extraordinaire Weinmeister aus Patromonio auf Corsica hat Ende Mai 2006(!) mit Blick auf die vorige Krise des globalisierten Neoliberalismus festgestellt, dass eine Krise den Blick auf eine oder zwei andere verstellen kann.
Wer jetzt glaubt, diese marode neoliberalistische Ideologie des Immer-Mehr-und-immer-Billiger noch einmal durch Gründung von ein paar neuen Parteien oder Think Tanks retten zu müssen, spielt nicht nur mit dem Feuer, sondern wird das „größte Unglück der größten Zahl“ zu verantworteten haben. Für diese Prognose muss man kein Studium der Mathematik abgeschlossen haben.

MITTWOCH, 19. Mai und Donnerstag, 20. Mai
16 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 20

Cycling Caviste Rudolf Polifka stellt Ihnen nach Maßgabe der zeitlichen Reserven weiterhin gerne CO2-, kontakt- und zustellgebührfrei Wein mit dem Radl zu.
Im Übrigen ist er der Meinung,
dass es definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist
und man auch deshalb den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären soll.

Incroyablement grüßt der Rudl!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
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