La Grande Boucle 2017 – Aux vélos, les citoyEns! Weine von der diesjährigen Tour de France und letzte Geschäftswoche vor der Sommerpause

Die ersten Sporttelevisionserlebnisse vom Rudl müssen Übertragungen von Schispringen gewesen sein. Und das muss deutlich vor der Winterolympiade in Innsbruck 1976 gewesen sein. Hans-Jörg Aschenwald, Willi Pürstel und Edi Federer sind Namen, an die der Rudl zumindest meint, sich in diesem Zusammenhang erinnern zu können. Im Sechsundsiebziger Jahr war dann die erwähnte Olympiade. Die wird in Österreich gerne mit Franz Klammer assoziiert. An den kann sich der Rudl natürlich auch erinnern. Noch besser aber an das Springen, wo Toni Innauer grantig wie ein Wiener Kellner am Podest gestanden ist. Er war hinter Karl Schnabel nur zweiter Sieger geworden. Dann ist irgendwann einmal das erste Rennen von Niki Lauda nach seinem Unfall gekommen und Professor Prohaskas Spitz von Izmir. Ab der Fußballweltmeisterschaft in Argentinien hat der Rudl dann nahezu alle mehrheitsfähigen Sportübertragungen auf FS1 und FS2 angeschaut. Darüber hinaus auch die nicht besonders umfangreichen Berichte über die Österreichradrundfahrt. Rudi Mitteregger hat 1977 seine dritte Österreichradrundfahrt gewonnen. Aber während man sich über Niki Lauda, Hans Krankl und Franz Klammer mit Gleichaltrigen unterhalten können hat, haben Namen wie Rudi Mitteregger, Herbert Spindler, Leo Karner oder Wolfgang Steinmayr im Umfeld vom Rudl nur seinem Papa etwas gesagt. Und Fachgespräche mit Eltern ware halt auch schon in den Siebziger Jahren nicht ganz so cool wie solche mit Gleichaltrigen. Diesbezüglich hat es der Rudl seinerzeit nicht anders gehalten, als es der Fils jetzt hält.

Retour

Nachdem der Rudl dann die folgenden vier Jahrzehnte einen gar nicht so kleinen Teil seiner Zeit bei Fußball-, Ski- und Motorsportübertragungen vor dem Fernsehempfangsgerät verplempert hat, reduziert sich sein Interesse an Passivsport heute auf die Tour de France. Keinem anderen Sportereignis fiebert er mit annähernd vergleichbarer Freude entgegen. Und wenn Sie ihm jetzt mit der Sauberkeit kommen, dann erwidert Ihnen der Rudl, dass er derlei selbstverständlich nicht gut heißt, weil er Regelverstöße, wenn sie nicht aus Gewissensgründen erfolgen, immer für daneben hält. Trotzdem hat Herr Rudolf vor einem gedopten Radlfahrer immer noch hundertmal mehr Respekt als vor allen Imageberatern und Kommunikationscoaches von Christiano Ronaldo, David Beckham und José Mourinho zusammen.

Wegfahren tun sie heuer in Düsseldorf. Einen Wein von dort kennt der Rudl nicht. Aber …

7. Etappe, 7. Juli: Troyes – Nuits-Saint-Georges

Héritage de mes Ancêtres Rouge 2015, Les Vignes de Paradis, Pommard, Vin de France

Dominique Lucas praktiziert das, auf dessen Unmöglichkeit Herr Rudolf im Laufe seiner Erziehung gerne aufmerksam gemacht worden ist. Er tanzt quasi mit einem Allerwertesten auf zwei Kirtagen. Wenn ein Weinbauer sich schon den Tschoch antut, Weingärten in der Burgund und in Hochsavoyen zu bewirtschaften, dann könnte man schlussfolgern, dass er dem Terroir in Hochsavoyen einiges zutraut. Andernfalls könnte er ja gleich „droben bleiben“, in Pommard. Wenn er jetzt aber überlegt, seine Weingärten in Pommard aufzugeben, kann man ermessen, wie inferior das Wetter die letzten Saisonen an der Côte d’Or gewesen sein muss.

8. Etappe, 8. Juli: Dole – Station des Rousses

Sélection 1998, André et Mireille Tissot, AOC Arbois, Jura

Weißer Arbois von einem der drei Leitwinzer im Jura. Rebsorten stehen keine am Etikett. In Anbetracht des Encepagements im Jura und dem lokalen Brauch, bei reinsortigem Wein, abgesehen von Vin Jaune, die Rebsorte drauf zu schreiben, kann es sich eigentlich nur um eine Cuvée aus Savagnin und Chardonnay handeln.

9. Etappe, 9. Juli: Nantua – Chambéry – für den Rudl die Königsetappe der diesjährigen Tour

Vertikale Marestel 2004 – 2006 – 2007 – 2008 – 2010 – 2011 – 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Der Rudl hat schon zur Kenntnis genommen, dass es in Österreich heute nicht als Ausbund von Männlichkeit gilt, halbtrockenen Wein zu trinken. Aber wenn jemand den Marestel nur deswegen nicht trinkt, entgeht ihm schon etwas ganz Besonders, und ihr natürlich auch.

Marestel. Der Boden

Es muss seinerzeit gewesen sein, ungefähr damals, als eine Flugreise nach London noch teurer als ein Sack Erdäpfel, die auch nach Erdäpfel schmecken, gewesen ist. Da ist man als Halbwüchsiger gerne mit dem Interrailticket nach London gefahren. Weil damals auch kein Chunnel noch nicht war, ist man in Calais vom Zug auf ein Schiff umgestiegen und hat von diesem aus bald einmal die Kreidefelsen von Dover gesehen. Für viele war das die erste Begegnung mit Kreide, von der Tafel in der Schule einmal abgesehen.

In Dover wächst nicht so viel Wein, in Sancerre und Chablis aber schon. Und das ist der nämliche Boden. Und noch ein Weinberg steht auf dem gleichen Stein. Der von Jongieux in Savoyen. Dort, genauer gesagt in einem kleinen Dorf mit dem vielversprechenden Namen Aimavigne, befindet sich das Weingut von der Familie Dupasquier. Ganz hoch droben, schon fast am Dent du Chat, wachsen auf einem steilen, weißen Felsen, der dort eher Gämsen als Wein vermuten lassen würde, und auf quasi keiner Humusauflage Altesse Rebstöcke, die dem Cru Marestel vorbehalten sind.

Monsieur Polifka kennt von den fremden Landen sicher keines so gut wie Frankreich. Diese paar Hektar zwischen Montagne du Chat und Rhône haben es ihm beim ersten Mal angetan. Noch im vergangenen Jahr hat er nach dem Besuch bei der Domaine Dupasquier phantasiert, ob die Tour de France einmal durch den Tunnel du Chat fahren würde. Ziemlich sicher hat das keiner der Verantwortlichen gehört. Im Oktober haben sie trotzden eine Etappe von Nantua nach Chambéry, über Aimavigne annonciert. Die wird am Sonntag, den

9. Juli gefahren. Da rät Ihnen der Rudl schon, vielleicht so zwischen drei und fünfe am Nachmittag den Televiseur einzuschalten, denn da fliegen die Hubschrauber über die Weingärten, in denen der Marestel wächst, und machen schöne Bilder für diese ganzen Fernsehanstalten.

Marestel. Der Name

Über Umstände und Gründe, die zur Benennung des Cru Marestel geführt haben, kann man fast alles lesen. Dem Rudl gefällt die Erklärung, dass er nach dem Kellner Claude Marestel benannt ist, am besten. Dieser hat seinerzeit im sechzehnten Jahrhundert dem Baron Emmanuel Philibert vom nahegelegenen Château de Lucy kompetent serviert und geraten, rund um das Château Altesse Reben zu pflanzen. Das sollte sich als ganz vernünftige Idee erweisen und später mit der Übertragung des Namens auf den Cru bedankt werden.

Marestel. Der Wein

Ausschließlich Altesse darf dafür verwendet werden. Der Marestel von Dupasquier wird im großen Holzfass ausgebaut und kommt vier Jahre nach der Lese in den Verkauf, immer mit ein paar Gramm Restzucker. Bis zum Jahrgang 1988 zurück hat der Rudl den Wein schon verkostet. Bei keinem hat er den Eindruck gehabt, dass das Aufhaben dieses Weines eine schlechte Idee gewesen ist.

Die Ertragsbegrenzung auf fünfundzwanzig Hektoliter am Hektar erfolgt ganz ohne Zutun des Weinbaumeisters. Auf dem Felsen dort oben gibt ein Rebstock sowieso nicht mehr her.

Der Grand Atlas des Vignobles de France nennt den Cru Marestel einen Wein „à forte personnalité“. Der Ausdruck gefällt dem Rudl. Honig-, Lindenblüten- und Mandelaromen gibt der Marestel schon in seiner Jugend frei, was die Trüffelaromen betrifft, erweist er sich als ein bissl zugeknöpft. Da wartet er gut zehn bis zwanzig Jahre.

11. Etappe, 12. Juli: Eymet – Pau:

Pie Colette Blanc 2013, Domaine Mouthes Le Bihan, AOC Côtes de Duras, Sud Ouest

Zu erwerben beim Cavistencollegen Monsieur Klonfar in der Vinothek La Cave am Bacherplatz. Von dort hat ihn auch der Rudl.

12. Etappe, 13. Juli: Pau – Peyragudes

13. Etappe, 14. Juli: Saint Girons – Foix

Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Rosé muss nicht nach Himbeerkracherl schmecken.

Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Petit Manseng und Courbu vom Kalk und vom Nachbarn der Riouspeyrous

Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

75 % Tannat, 25 % Cabernet Sauvignon, drei Wochen auf der Maische, spontanvergoren sowieso, Manhartsberger Eiche von Stockinger zu vierhundert und sechshundert Litern, ungefiltert, Zedernholz und feine Tannine

14. Etappe, 15. Juli: Blagnac – Rodez:

Ondenc 2011, Robert et Bernard Plageoles, AOC Gaillac, Sud Ouest

Bernard und Robert Plageoles ist es vor allem auch zu danken, dass in Gaillac auch noch etwas anderes als Chardonnay und angepflanzt wird. Mit großer Leidenschaft haben sie sich der Pflege traditioneller Rebsorten von Gaillac verchrieben. Ondenc ist so eine.

17. Etappe, 19. Juli: La Mure – Serre Chevalier

18. Etappe, 20. Juli: Briançon – Izoard

Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins

Von Brice Omont und Michel Grisard hat Ihnen der Rudl vor ein paar Wochen schon einiges erzahlt. Damals ist Argile Blanc, der Basiswein des Weinguts, im Mittelpunkt gestanden. Schiste ist der mittlere. Er besteht aus vierzig Percent Jacquère, dreißig Roussanne, zwanzig Malvoisie und zehn Mondeuse Blanche. Wachsen tut er auf den Terrassen von Cevins, einige Kilometer weiter flussaufwärts vom Argile Blanc. Eine Vertikale wird es auch von diesem Wein einmal geben.

Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins, Vin des Allobroges (6,50/11)

Ondenc 2011, Robert et Bernard Plageoles, AOC Gaillac, Sud Ouest (4/6)

Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy (5/8)

Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy (5/8)

Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy (3/5)

Pie Colette Blanc 2013, Domaine Mouthes le Bihan, AOC Côtes de Duras (3/5)

Marestel 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)

Marestel 2011, (4/6)

Marestel 2010, (4/6)

Marestel 2008, (4,50/7)

Marestel 2007 (4,50/7)

Marestel 2006 (5/8)

Marestel 2004 (5/8)

Sélection 1998, André et Mireille Tissot, AOC Arbois (5/8)

Héritage des mes Ancêtres Rouge 2015, Les Vignes des Paradis, Pommard, Vin de France (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 28. Juni und am Freitag, den 30. Juni

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau

Über die Schulferien ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils dann wieder geschlossen. Wenn der Rudl in Wien ist, stellt er gerne zu.

Herr Rudolf grüßt die Reben und die Räder!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Sommerwein? Sommerwein. Mittwoch, 21. Juni erst ab 19 Uhr geöffnet

Jetzt fliegen sie einem wieder um die Ohren, die Sondernummern der Druckwerke, die bei hohen Temperaturen zu konsumierende Speisen und Getränke beweihräuchern. Rosé aus der Provence, Molkegetränke, Radler, …

Zusammen mit dem jeweiligen mehr oder weniger Nahrungs- , respektive Genussmittel erwerberte man gleich auch Lebensgefühl, wenn nicht gar gleich Lebenssinn.

Jetzt ist Weinprediger Rudolf sowieso keiner, der Befehle oder Fernsteuerungen für transzendente Erfüllung hält. Und wenn ihm dann noch wer mit den metaphysischen Aspekten von Topfenaufstrich oder Kracherl kommt, geht ihm das Geimpfte auf.

Dass man in einer angeblich säkularisierten Welt mit einem derartigen Ausmaß an Mystifizierung von Banalitäten und an pseudotranszendental verankerten Direktiven durchkommt, wird er nie ganz verstehen.

 

Jetzt aber nicht mehr ganz so zornig

 

Eine Vorliebe möchte Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl aber nicht verschweigen. Er trinkt im Sommer über die Maßen gerne Monfarina und Sicheldorfer Mineralwasser. Letzteres gibt es bedauerlicherweise immer noch nicht mehr. Darum wird Ihnen Monsieur Rudolf jetzt darüber auch nicht des Langen und Breiten daher schwärmen, sondern sich auf ein paar Anmerkungen zur Cuvée Monfarina von David und Fred Giachino beschränken. Freilich soll das nicht bedeuten, dass der Rudl es für ratsam hält, Monfarina im Ausmaß von Mineralwasser zu konsumieren, geschweige denn zu jedem Zeitpunkt des Konsums von Mineralwasser. Aber können täte man es wahrscheinlich schon. Zumindest kommt das dem Rudl so vor.

 

Monfarina, Domaine Giachino

 

Seinen Namen hat Monfarina von einem piemontesischen Tanz, was für einen leidenschaftlichen Nichttänzer wie den Rudl kein ausreichendes Motiv darstellt. Die Assemblage von fünfundachzig Percent Jacquère, zehn Verdesse und fünf Mondeuse Blanche schon viel, viel mehr. Bis zum Dreizehner Jahr war Monfarina fest unter der alleinigen Fuchtel der Jacquère. Jetzt haben sich die Gebrüder Giachino vor ein paar Jahren die Rettung von zu Unrecht vergessenen savoyardischen Rebsorten zum ambitionierten Ziel gesetzt. Verdesse und Mondeuse Blanche sind die Nutznießerinnen davon. Bei den Herrschaften der Weinadministration macht man sich mit so etwas in Frankreich aber auch nicht besonders viele Freundinnen und Freunde.

 

Stein

 

Größere und kleinere Kalkblöcke, dazwischen Mergel.

 

Trauben und Saft

 

Die Trauben werden selbstverständlich manuell geerntet, ausgelesen und langsam uneingemaischt gepresst. Vier Tage Vorklärung bei zehn Grad. Dann vergärt der Saft drei bis zwölf Wochen bei sechzehn Grad, um in weiterer Folge zu malolaktieren. Das machen sowieso alles die Hefen aus dem Weingarten. Keine Reinzuchthefen. Es folgen zehn bis vierzehn Wochen auf der Feinhefe.

 

Wein

 

Resultieren tut das alles in nicht einmal elf Percent Alkohol und einer erstaunlichen Vielschichtigkeit. Blasses Gelb und Erinnerungen an Passionsfrucht, Litschi, Zitrusaromen, schwarze Ribisel und Ingwer. Vielleicht ist es ja Letzteres, was den Rudl an der Monfarina so verzückt. Seinerzeit als kleiner Mensch hätte Herr Rudolf so wahnsinnig gerne das englische Kracherl mit Ingwer und Chinin getrunken. Aber das haben sie ihn fast nie gelassen. Zu ungesund. Der Kurtl hat ja einmal gemeint, es sei nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Vielleicht holt Monsieur Rudolf den Genuss des einst verwehrten Objekts der Begierde jetzt mit dem Monfarina ja nach.

Das mit der Haltbarkeit von zehn Jahren hat der Rudl im Ausmaß von achtzig Percent empirisch getestet. Dem Zweitausendneuner hat man im Februar seine acht Jahre nicht angemerkt.

Damit wäre Caviste Rudolf jetzt bei den Empfehlungen, was man dazu essen kann. Der Rudl wäre kein Schulmeister der alten Schule, wenn er keinen Gefallen an Schul- und Hausübungen fände. Darum hängt er diese Hackn jetzt Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, um. Wenn sie diese Woche ein Glasl Monfarina trinken, ob zuhause oder in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, dann fallen Ihnen auf der Stelle mindestens drei bis sieben Papperln ein, die da dazupasserten. Fast jede Wette.

 

Folgende Monfarinas gibt es diese Woche beim Rudl glasweise

 

  • Monfarina 2015, Giachino, AOP Vin de Savoie (2,50/4)

 

  • Monfarina 2013, Giachino AOC Vin de Savoie (2,50/4)

 

  • Monfarina 2011, Giachino, AOC Vin de Savoie (3/5)

 

  • Monfarina 2009, Giachino, AOC Vin de Savoie (4/6)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine

 

am Mittwoch, den 21. Juni von 19(!) bis 22 Uhr

und am Freitag, den 23. Juni von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 28. und 30. Juni:

Le Tour de France 2017: Jura, Pommard, Marestel, Perigord, Pyrenäen und Schiefer aus den Alpen

 

Herr Rudolf grüßt Sicheldorf und den Rest der Welt!

 

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

 

Sauvignon Blanc gegen Jacquère – das ist Brutalität. Ein Rebsortenvergleich mit Maillet, Muster, Lucas, Dagueneau und Giachino

Fast überall und fast nirgends

 

Es gibt Rebsorten, die pflanzen sie fast überall an. Dass die meisten der aus diesen Pflanzereien hervorgehenden Weine dem Rudl nicht convenieren, ändert nichts an der Popularität der betreffenden Rebsorten. Den Rudl wundert das zwar, ändern tut dieser Umstand aber nichts. Sauvignon Blanc ist so eine fast global gut angeschriebene Rebsorte. Der veritable Hype um den Sauvignon hat vor etwa zehn Jahren stattgefunden, dürfte heute aber vorbei sein. Direkt schlecht angeschrieben ist diese Rebsorte freilich auch heute nicht.

Es gibt auch Rebsorten, die erfreuen sich in einer bestimmten Gegend fast kolossaler Beliebtheit. Abseits dieser Weingärten pflanzt sie aber niemand aus. So eine Rebsorte ist die in letzter Zeit immer mehr zur Lieblingsrebsorte vom Rudl avancierende Jacquère. Wäre Savoyen die Welt, dann wäre Jacquère quasi Chardonnay, beziehungsweise fast noch mehr. Denn auf die halbe Rebfläche des Planeten bringt es nicht einmal Chardonnay, Jacquère aber sehr wohl auf die halbe Savoyens.

 

Die global doch deutlich ungleiche Verbreitung von Sauvignon Blanc und Jacquère ist für Caviste Rudolf nicht der unwesentlichste Grund, Weine dieser beiden Rebsorten einem systematischen Vergleich zu unterziehen. Das häufig beschriebene Geschmacksprofil der beiden ein anderer.

 

Jacquère

 

Jacquère hat wenig Alkohol, schmeckt im gelungenen Fall nach Zitrusfrüchten, Almblumen, Ingwer oder, respektive und nach Feuerstein. Die dicken Beerenschalen erlauben eine für die steinigen und kalkreichen Weingärten am Fuß der Alpen späte Reife und schützen die engbeerigen Trauben vor Oïdium und Meltau. Mit der Bachforelle ist sie auf Du und Du wie der Cagney mit seinem „gfährlichn Lochn“ oder der Rudl mit dem „Retourgang“ und dem „Milchglos“. Aufgrund ihrer Frische schient die Jacquère Caviste Rudolf sowieso eine ziemlich kompetente, ja geradezu inspirierende Speisenbegleiterin zu sein. Darum nützt der Rudl wieder einmal die Gelegenheit, Sie daran zu erinnern, dass es ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich selber etwas zum Essen in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen. Gerne stellt Ihnen Herr Rudolf bei Bedarf auch seine elektrische Herdplatte und ein kleines Reindl zur Verfeinerung oder Aggregatszustandsänderung Ihres Papperls zur Verfügung.

 

Sauvignon Blanc

 

Da müsste man jetzt nicht so viel schreiben. Ein paar Details scheinen dem Rudl aber trotzdem bemerkenswert.

Eine der zum Saufüttern zahlreichen Namensvarianten für den Sauvignon lautet Uva Pelegrina – die Pilgertraube. Wäre die weite Verbreitung dieser Rebsorte mit einem Hang zu religiös motivierter Reisetätigkeit des Sauvignon zu erklären? Von den angeblich weißen Trauben ist nur Chardonnay verbreiteter als Sauvignon Blanc. Dass seine Anbauflächen erst in den zehn Jahren zwischen 2000 und 2010 um siebzig Percent auf über hundertzehntausend Hektar zugenommen haben, lässt den Erklärungsversuch mit dem Pilgern wieder eher unwahrscheinen. In dieser Dekade hat die Popularität des Pilgerns ihren Höhepunkt doch schon um ein Zeitl überschritten gehabt.

Methoxypyrazinen heißt man die Objekte, die für das traditionell dem Sauvignon zugeschriebene Geschmacksbild verantwortlich zu machen sind. Dass auf Weinetiketten und –karten sauvignonbetreffend wie bei sonst kaum einer anderen Rebsorte regelmäßig dieselben drei Nomen strapaziert werden, findet der Rudl armselig und vor allem ungerecht. Es drängt ihm zudem die Vermutung auf, dass da dann nicht immer nur die Weinbeerln, sondern manchmal mehr die Heferln im Spiel sind. Auch davon scheint kaum eine andere Rebsorte derart uniformiert und phantasielos traktiert zu werden wie Sauvignon Blanc.

Angeblich gelten Loire als Heimat und Traminer sowie Chenin Blanc als Eltern des Sauvignon. Das erscheint dem Rudl insofern bemerkenswert, als eine seinerzeitige Bezeichnung dieser Rebsorte in Österreich Muskat Sylvaner lautet. Am Beginn des vorigen Jahrhunderts haben sie rund um Pouilly-sur-Loire und Sancerre eine im Vergleich mit heute fast atemberaubende Rebsortendiversität aufgegeben, um alles mit dem gut drei Wochen früher reifenden Chasselas vollzupflanzen – Tafeltrauben für die Metropole. Die Pariser haben ihre Weintrauben dann aber bald lieber aus Italien und Spanien gekauft und das Weinbaugebiet Centre Loire hat sich mit Haut und Haar dem Sauvignon verschrieben. Didier Dagueneau war der erste, der die Trauben seiner Parzellen separat vinifiziert hat.

Hinsichtliche Reifezeitpunkt und dicker Haut sind Sauvignon und Jacquère einander nicht unähnlich, hinsichtlich Frost- und Pilzempfindlichkeit aber umso mehr.

Caviste Rudolf erachtet es als unseriös, die beiden Rebsorten ohne Reglement einfach zu vergleich. Zu viele unterschiedlich Weinstile und Interpretationen gibt es. Drum legt der Rudl das Duell in drei Kategorien an: Jungwein, eher reiferer Wein und maischevergorener Wein. Auf zwei gewonnene Duelle. Das heißt, es muss eine Siegerin, respektive einen Sieger geben.

Auf Wunsch kredenzt Caviste Rudolf die Weine verdeckt und löst das Rätsel nach dem Vergleich auf.

 

Jacques Maillet …

 

… ist ein Original. Um das zu bemerken, muss man ihm nicht besonders lange zuhören. Ein Schnurrbart als Lebenshaltung. Wenn Passionierte vom Weinforum La Passion du Vin Recht haben, kann man der Jacquère von Jacques Maillet Pouilly-Fumés von Dagueneau an die Seite stellen, ohne dass erstere schlecht dasteht.

Seine Art, Wein zu machen, nennt Jacques Maillet Ni-Ni-Ni. Das ist kein Zitat aus einem genialen Film der Monty Pythons über die Artussage, sondern heißt vielmehr „Weder-noch-und schon gar nicht“. Gemeint ist, dass Jacques seine Weine in keiner Weise anreichert, nicht filtriert und auch nicht schönt, wenn irgendwie möglich auch nicht oder nur ganz minimalistisch schwefelt.

Am übereifrigen Ertrag müssen die Jacquère-Reben von Jacques Maillet nicht gehindert werden. Dazu sind sie zu alt und zu konsequent selektioniert.

Jacquère, Mondeuse und Altesse stehen im Weingarten „Cellier des Pauvres“. Der ist süd-westlich ausgerichtet und weist eine Steigung von zwanzig bis fünfzig Percent auf. Er schaut aus mehr oder weniger dreihundert Metern Meereshöhe auf die Rhône hinunter. Wein aus dem Rhônetal, aber nicht aus der Weinbauregion Rhône, dazu ist das noch zu weit am Oberlauf des gleichnamigen Baches.

Der pickelharte Sandstein und das Geröll aus Ton und Kalk sind charakteristisch für die Chautagne, eine Rotweinenklave in der Weinbauregion Savoyen. Mittlerweile quittiert Monsieur Jacques es mit einem milden Lächeln, wenn der Rudl in privater Mission bei ihm trotzdem immer Weißwein kauft. Und der Rudl hat es inzwischen auch kapiert, dass die Mondeuse von Jacques Maillet ein beachtenswerter Wein ist.

Die Chautagen, aber das hat Monsieur Polifka auch schon mitgeteilt, wird „Provence de Savoie“ genannt. Olivenbäume und ein paar andere Pflanzerl deuten darauf hin, dass es sich dabei nicht um Angeberei des örtlichen Tourismusverbandes handelt.

 

Les Vignes des Paradis. Ein Sonderling

 

Dominique Lucas ist nicht nur einer der wenigen Weinbauern, die ein Weingut in Hoch Savoyen und eines in der Burgund besitzt. Er hat in Hoch Savoyen auch Sauvignon Blanc ausgepflanzt. Für die Appellation Vin de Savoie Protegée ist das nicht vorgesehen. Deshalb muss Monsieur Lucas seinen Sauvignon als IGP Vin des Allobroges etikettieren. Sauvignon Blanc, der auf den Genfer See schaut und inmitten einer Chasselas Übermacht aufwächst.

 

Sauvignon Blanc 2015, Les Vignes des Paradis, Dominique Lucas, Ballaison, IGP Vin des Allobroges

v

Jacquère 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie

 

David und Fréd Giachino

 

Jacquèrerebstöcke an den Ufern des Lac de Saint André. Dort liegen Felsblöcke von einem Felssturz im Jahr 1248 herum. Dazwischen wächst der Apremont von Giachino.

 

Domaine Didier Dagueneau

 

Wagemutig. Nonkonformistisch. Perfektionistisch. Damit ist alles geschrieben über Didier Dagueneau.

Noch einmal trotzdem. Ob man einen Weinbauern, der das Wegerl, in dem sich sein Hof befindet, Rue Ernesto Che Guevara nennt, Sauvignon-Papst nennen soll, überlässt der Rudl wem immer Sie möchten. Andererseits hat sich der Meister ja gern einen Sport daraus gemacht, kreativ auf das Schreiben und Treiben von Weinjournalisten zu reagieren. Da hat das renommierte Duo Michel Bettane und Thierry Desseauve seinen Buisson Menard irrtümlich „Buisson Renard“ genannt, für Didier Dagueneau ein Anlass, seinen Wein fürderhin „Buisson Renard“ zu  nennen. Tatsache ist, dass es ohne das Werk von Didier Dagueneau mit dem Sauvignon und Pouilly Fumé doch um einiges schlechter ausschauen würde. 1982 hat er als Winzer begonnen. Um alles anders zu machen. Nicht die allerschlechteste Motivation, wenn es nach dem Rudl geht. Leider lebt Didier Dagueneau nicht mehr und viele sind es nicht gewesen, die es seinem Sohn zugetraut haben, die Weine auf dem Niveau jener seines Vaters zu halten.

Doch Monsieur Rudolf hat nicht erst einmal gelesen, dass die Weine von Louis-Benjamin Dagueneau die seines Vaters an Präzision noch übertreffen.

Ein ideales Gleichgewicht von aromatischer und physiologischer Reife ist das Kennzeichen der Weine von der Domaine Didier Dagueneau. Darum sucht man viele der klassischen Sauvignonaromen in ihnen umsonst. Feigen, Marillen, Grapefruits, schwarze Ribisel und Mango sucht man in ihnen nicht umsonst.

Den  Blanc Fumé de Pouilly hat Didier Dagueneau nach der früheren Bezeichnung für die Appellation benannt. Ausgebaut wird er genau so wie Silex, Pur Sang und Buisson Renard.

Apremont 2010, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie

v

Blanc Fumé de Pouilly 2010, Domaine Didier Dagueneau, AOC Blanc Fumé de Pouilly, Loire

 

 

Gräfin 2015, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark

 

Sauvignon Blanc ungefähr von der Mitte des Hanges. Zwei bis vier Wochen auf der Maische vergoren.

 

Marius et Simone 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan

Zwanzig Tage auf der Maische. Der Herr Oberlehrer hat den Rudl darauf aufmerksam gemacht, dass ihn dieser Wein an die Gräfin erinnert. Motiv genug, dem empirisch auf den Grund zu gehen.

 

Die folgenden Weine …

orange

  • Marius et Simone 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan (4/6)
  • Gräfin 2015, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark (5/8)

ein bissl reif

  • Blanc Fumé de Pouilly 2010, Domaine Didier Dagueneau, AOC Blanc Fumé de Pouilly, Loire (9/14)
  • Apremont 2010, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4/6)

jung

  • Sauvignon Blanc 2015, Les Vignes des Paradis, Dominique Lucas, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Jacquère 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (4/6)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

… aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

 

am Mittwoch, den 14. Juni und am Freitag, den 16. Juni

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 21. und 23. Juni:

ziemlich sicher Monfarina von Giachino 2009, 2011, 2013 und 2015

 

Herr Rudolf grüßt global und lokal!

Mondeuse aus der Chautagne. Wo die Reblaus selber waach wird …

Der Rote in der purpurenen Panier

 

Der Rudl hat Ihnen, gewogene Oenologin, geneigter Oenologe, schon das eine oder andere Mal von Jacques Maillet, dem Weinmeister mit dem Schnurrbart erzählt. Oft ist es dabei um Jacquère oder Altesse gegangen. Das hat viel damit zu tun gehabt, dass Herr Rudolf diese beiden Weine selber ganz besonders gerne trinkt. Meister Jacques selber hält seine Roten und da ganz besonders die Mondeuse für seine Stärke.

Das hat wiederum viel damit zu tun, dass die Chautagne neben Arbin und Cruet ein Rotweinterroir, um nicht zu schreiben eine „Rotweininsel“, im weißweindominierten Savoyen ist. Es hat auch damit zu tun, dass

Jacques Maillet selber lieber Rotwein trinkt und also macht. Am meisten hat es aber damit zu tun, dass die Weingärten von Monsieur Jacques eine Besonderheit aufweisen, nämlich einen Fleck mit mit über hundert Jahre alten, wurzelechten Stöcken der Mondeuse. Jetzt ist die Chautagne von pickelhartem Sandstein geprägt. Und an dem beißt sich sogar die Reblaus die Zahnderl aus. Viel gewogener kann einem Weinbaumeister ein Weingarten nicht sein. Dazu kommt, dass diese Stöcke sehr wenige, was für das Alter dieser Rebstöcke nicht so außergewöhnlich ist, aber auch äußerst locker- und kleinbeerige Früchte tragen. Das alles zusammen ganz passable Voraussetzungen für einen extraordinairen Wein.

 

Mondeuse

 

Im ersten Jahrhundert nach Christus schwärmt Plinius der Ältere über eine Rebsorte namens „Allobrogicae“. Ziemlich sicher hat er damit Mondeuse gemeint. Aber die Schwärmerei war mit einem Wermutstropfen versetzt. Denn der Versuch, Mondeuse in der Umgebung von Rom auszupflanzen, bringt nicht die erhofften Resultate und die Savoyarden zum Schluss, dass sich die Mondeuse nicht gerne deplaciert. Das nützen dann die Mönche von Cluny. Die sind sonst nicht die besten Freunde vom Rudl, aber der Lac du Bourget hat offenbar auch ihnen gefallen und sie haben dort ab dem zehnten Jahrhundert Mondeuse forciert. Möglicherweise fühlt sich die deshalb heute noch in der Chautagen am nördlichen Ende des Lac du Bourget und auf den Kalkgeröllhängen um Arbin ganz besonders wohl.

Die Trauben sind dunkelblau bis schwarz und herb, in vinifizierter Gestalt tendieren sie zu Purpur.

Zimt, Pfeffer und schwarze Trüffeln werden mit ihr immer wieder assoziiert. Sie ist kräftig. Das bezieht sich auf die Tannine und aber schon so etwas von nicht auf den Alkohol.

 

Eine Rebsorte als Antithese

 

In ihrer Jugend macht die Mondeuse, woran sich die eine oder der andere in der U-Bahn gelegentlich ein Beispiel nehmen könnte, wenn es nach dem Rudl geht. Sie gibt sich verschlossen. Will man mehr von ihrem Charme, muss man sie ein paar Jahre im Keller vergessen. Kaum ein Wein scheint in einem derartigen Ausmaß seine Wurzeln zu repräsentieren. Auf den ersten Schluck karg und barsch, ein Alm-Öhi als Wein. Hinter den Tanninen entpuppt sich, hat man Geduld, ein Batzen Energie und ein Feuer, das sich gewaschen hat.

Dreihundert Hektar sind mit Mondeuse bestockt. Was das Reifwerden der Trauben betrifft, kann man sie nicht als Hudlerin bezeichnen. Bis Anfang November kann sich das ziehen. Der alte Plinius weist darauf hin, dass die Mondeuse im Schnee reif wird. Wäre sie da nicht so dickhäutig und resistent gegenüber Fäulnis jeder Art, hätte sie ordentlich den Scherben auf. Vielleicht hat man sie deshalb in den Fünfziger Jahren herausgerissen, um Platz für Gamay zu machen.

Verwandtschaftlich betrachtet ist Mondeuse Noire ziemlich sicher genauso wie Syrah, Roussanne, Viognier, Altesse oder Marsanne ein Kind der Mondeuse Blanche.

 

2015

 

Nach den Jahrgängen 2012, 2013 und 2014, für die „schwierig“ auch in Savoyen ein Euphemismus ist, war der Fünfzehner ja fast schon ein Antijahrgang: gesunde, vollreife Trauben, Niederschlag zu den richtigen Zeiten und im richtigen Ausmaß, kaum Oidium und Meltau, dazu passable Mengen. Präzision im Saft schon beim Pressen.

 

2013

 

Da ist der Rudl befangen. Aber das ist wurscht. Der kalte und niederschlagsreiche Winter hat den savoyardischen Rebsorten keine grauen Federn wachsen lassen. Auf den sind sie eingestellt. Auf einen furchtbaren Frühling wie 2013 nicht. Ein heißer Sommer bedeutet auch in Savoyen ein erhöhtes Hagelrisiko. Die Trauben, die im September das Handtuch immer noch nicht geworfen hatten, haben bei der Lese nicht durch Pünktlichkeit geglänzt, erwiesen sich in qualitativer Hinsicht aber als äußerst kompetent, ausgeglichen und gesund. Nur waren sie halt nicht besonders zahlreich.

 

2010

 

Auf einen kalten, niederschlagsreichen Winter folgt ein sonniger, aber nicht besonders trockener Frühling. Der Sommer erweist sich hinsichtlich heißem und kühlem Wetter als um Ausgewogenheit bemüht, caniculairer Juli, reifebremsender August. Soweit kennt man den Jahrgang 2010 auch in Österreich. Im September ist das Wetter in Frankreich dann aber abgebogen. Während es in manchen Gegenden Österreichs viel geregnet hat, war es fast in ganz Frankreich sonnig. In Savoyen darüber hinaus auch recht frisch in der Nacht. Nicht die allerungünstigsten Voraussetzungen für einen formidablen Jahrgang, in besonderem Maß bei spätreifenden Rebsorten.

 

Die folgenden Weine

  • Mondeuse 2015, Cellier des Pauvres, Serrières-en-Chautagne, Vin de Savoie (5/8)
  • Mondeuse 2013, Cellier des Pauvres, Serrières-en-Chautagne, Vin de Savoie (5/8)
  • Mondeuse 2010, Cellier des Pauvres, Serrières-en-Chautagne, Vin de Savoie (6/9)

Des mid da Mutter …“

  • Mondeuse Blanche 2012, Dupasquier, Aimavigne, Vin de Savoie (2,50/4)
  • Mondeuse Blanche 2011, Dupasquier, Aimavigne, Vin de Savoie (2,50/4)

und im Sinne der Gendergerechtigkeit ein autochthoner Roter aus Savoien

  • Persan 2015, Giachino, Vin de Savoie (4/6)

     

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

 

am Mittwoch, den 7. Juni und am Freitag, den 9. Juni

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 14. und 16. Juni:

Jacquère gegen Sauvignon Blanc – das ist Brutalität. Der ultimative Rebsortenvergleich zwischen einer der weltweit verbreitetsten Rebsorten und einer der am seltensten angepflanzten in drei Kategorien:

  • jung: Maillet v Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas)
  • reif: Giachino v Dagueneau
  • orange: Giachino v Muster

auf zwei gewonnene Sätze.

 

Herr Rudolf grüßt Reben, Rebläuse und den Rest der Welt!