Weine von erdmittelalterlich geprägten Terroirs: Trias, Jura, Kreide, am Dienstag, den 2. Mai von 17 bis 21 Uhr

Herrn Rudls Gespür für Stein

Caviste Rudolf Polifka befindet sich auf einer dreietappigen oenologisch-geologischen Zeitreise vom Erdaltertum über das Erdmittelalter in die Erdneuzeit. Angestrebter Sinn des Unterfangens: Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, sollten die Möglichkeit haben, einen allfälligen roten Faden, der Weine unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Stils miteinander verbindet, erschmecken zu können, wenn Sie das wollen … und wenn es so einen gibt. Haben Sie keine derartigen Ambitionen, ist das selbstverständlich mindestens genauso in Ordnung. Niemand soll sich gedrängt fühlen, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils über Wein fachsimpeln zu müssen. So g‘scheit ist es eh nicht immer, was über Wein gesprochen wird. Und gar nicht so selten korreliert der Grad an Inkompetenz mit zunehmender Lautstärke des vorgetragenen Sermons. Warum soll das beim Wein anders sein? Seinerzeit hat es das Alte Testament schon gewusst, dass Gott nicht im Lauten, im Sturm und im Getöse ist, auch nicht im „Sch-a-rillen“, wie der Trainer im Blutrausch so schön sagt, sondern in einem „sanften Sausen“ ist (1 Kön 18,12). Im Gezwitscher, Geschnatter und Geshitstorme der angeblich sozialen Medien hat Gott nicht viel zu sagen. Und so sehen die auch aus.

Steine

Den Rudl faszinieren, wie geschrieben, Steine. Diese Begeisterung ist ihm mehr oder weniger in die Wiege gelegt worden. Umso mehr wundert er sich, dass sie ihn immer noch begleitet. Jedoch wäre Caviste Rudolf kein solcher, gälte sein Steininteresse nicht in erster Linie Steinen, auf denen Wein wächst. Das ist für ihn etwas vom Faszinierendsten, das Wein einem schenkt. Dafür ist er dankbar.

Nächste Station: Mittelalter, Erdmittelalter, wenn Sie es genau wissen wollen.

Kalk. Persönlicher Zugang

Weit davon ist der Rudl entfernt, dass er alles, was unter dem Terminus „alte Schule“ oder etwas versöhnlicher anglifiziert „old school“ firmiert, als erstrebenswert erachtet. Eher im Gegenteil hat sich der Rudl für den Beruf des Schulmeisters entschieden, weil er den Beweis erbringen wollte, dass die alte Schule der Achtzigerjahre eben gerade nicht der pädagogischen Weisheit allerletzter Schluss gewesen ist. Und bei aller gebotenen Selbstkritik, findet der Rudl, dass es ihm das eine oder andere Mal gelingt, diesen Beweis zu erbringen. Nur beschleicht ihn manchmal der Verdacht, dass das Aufbrechen des pädagogisch-erzieherischen Betons von früher heute seinerseits zu Ideologie und Beton erstarrt ist. Musste der Rudl etwa Ende der Neunzigerjahre noch kämpfen, um Feedback in seinen Klassen durchführen zu dürfen, werden seine Nerven heute mit ständig neuen „Qualitätssicherungstools“ gesägt, alles auf digital betonierten Plattformen, streng borniert und datenschutztechnisch maximal misstraulich. Da könnte man sich fast nach der Schule von Kalk und Schiefertafel sehnen. Weniger pädagogischer Beton scheint es heute nicht zu sein, vielleicht war er früher rechts angerührt und ist das heute in die andere Richtung. Lebendig ist er nicht, der Beton der Qualitätssicherer, Bildungsexpertinnen und -experten.

Ein Grund zu einem Zurück in die Pädagogik der Achtzigerjahre ist das nicht, aber ein Plädoyer für mehr tatsächliche Eigenverantwortung und weniger Duckmäusertum.

Wenn wir grad bei Tieren sind …

Da sind es vor allem die Dinausaurier, die mit dem Kalk des Erdmittelalters in Verbindung gebracht werden, beziehungsweise deren Aussterben am Ende der Kreidezeit. Aber das ist jetzt auch schon wieder sechsundsechzig Millionen Jahre her. Damals hat das Erdmittelalter geendet, am 1.1. 65 997 977 vor Chr. oder so muss das gewesen sein. Die Viecher in den Meeren müssen diesen Jahreswechsel verschlafen haben. Sie haben es sich auch danach nicht nehmen lassen, Hügeln, Berge und Gebirge aufzuschichten. Das Leithagebirge zum Beispiel. Aber da ist man dann schon in der Erdneuzeit, ohne Tyrannosaurus Rex, Triceratops und Ankylosaurus Letzterer war übrigens ziemlich groß, hat aber ein Hirn etwa im Ausmaß einer Walnuss gehabt. Damit wäre der Rudl jetzt wieder bei der neoliberalistischen Bildungspolitik.

So oder so, Caviste Rudolf respektiert die Zäsur des 1.1. 65 997 977 vor Chr. und kredenzt am kommenden Dienstag ausschließlich Weine von Terroirs, die das Erdmittelalter geprägt hat. Trias (vor 230 – 195 Millionen Jahren), Jura (vor 195 – 137 Millionen Jahren), Kreide (vor 137 – 66 Millionen Jahren). Kalk vom Baskenland bis in den Weingarten des Herrn Fritz in Gumpoldskirchen. „So schaut‘s aus“, sagt er und schaut obe.

  • Zierfandler 2021, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4) – Kreide

  • Ceux d‘après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (4,50/7) – Altesse und Chardonnay von einem einzigartigen Terroir, auf dem ganz, ganz lang keine Reben gewachsen sind und dessen gesammelte Kräfte dieser Wein von Monsieur Françis aufgesaugt hat.

  • Altesse 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5) – Jura

  • Big Bang 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9) – Jura. Jacquère und Altesse. In den Vierzigerjahren ist das noch ein Paradeterroir für ganz alte Mondeusereben gewesen. Dann hat diese ausgesetzten, steilen Weingärten niemand mehr bewirtschaften wollen und die Landflucht den Rest erledigt, bis Maxime Dancoine 2016 ein paar Weingärten zurückgewonnen hat. Der Rudl freut sich schon, wenn dann Mondeuse Grise, Blanc de Maurienne oder Joubertin Noir im Ertrag sein werden. Maxime weiß, was er tut.

  • Irouléguy Blanc 2018, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8) – Jura

  • Néphèle 2020, Laroque d‘Antan, Laroque des Arcs bei Cahors, Sud Ouest (8/12) – Jura

    Sauvignon Gris, Sauvignon Blanc, Mauzac Vert, Mauzac Rose und Verdanelle – der neue Jahrgang der berühmten Bodenforscherfamilie Bourguignon zum ersten Mal glasweise beim Rudl

  • Gamay 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5) – Jura

  • Weißburgunder 1971, Fehlmann, Falkenstein, Veltlinerland – Weinviertler Klippenzone des Urmeers, Kalkinsel Falkenstein

Dienstag, 2. Mai von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Leise, aber nicht kreidefressend grüßt Herr Rudolf!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Neue Jahrgänge Sauvignon Blanc von Maria und Sepp Muster sowie von Elisabeth und Andreas Tscheppe – und eine Maßnahme als Erklärung, Dienstag, 18. April von 17 bis 21 Uhr

Elisabeth und Andreas Tscheppe. Jahrgang 2021

Caviste Rudolf Polifka freut sich, auch vom Jahrgang 2021 der Weine von Elisabeth und Andreas Tscheppe eine kleine Menge zugeteilt bekommen zu haben. Selbstverständlich ist das nicht. Umso mehr freut es den Rudl.

Eine Maßnahme

Die Weine von Elisabeth und Andreas Tscheppe erfreuen sich wiederum ihrerseits einer großen Nachfrage. Entsprechend rasant ist die kleine Zuteilung des Rudls jedes Jahr ausverkauft, sodass dieser entsprechende Anfragen im weiteren Verlauf des Jahres regelmäßig mit Vertröstung erwidern muss. Und so sehr Citoyen Rudolf die Tugend der Geduld schätzt, so suspekt sind ihm Vertröstungen. Um die Verfügbarkeit dieser Weine etwas zu prolongieren, hat Caviste Rudolf mehrere Möglichkeiten gesehen.

Naheliegend wäre es gewesen, den Preis zum geringen Angebot und der großen Nachfrage in Beziehung zu setzen oder „anzupassen“, wie das heute oft lächerlich ausgedrückt wird. Jetzt hat der Rudl nicht grundsätzlich etwas gegen Märkte. Aber wie der Macht Kontrolle nicht schlecht ansteht, haben auch den Märkten Grenzen noch selten geschadet.

Eine andere und von Kollegen in Frankreich in vergleichbaren Fällen ganz gerne getroffene Maßnahme wäre eine Limitierung der Abgabe pro Kundschaft gewesen – Originalitätsfaktor: überschaubar.

Darum hat sich der Rudl für eine zugegebenermaßen ambivalente Maßnahme entschieden, mit einem Nebeneffekt: Sie ermöglicht ihm, seine Lage darzulegen.

Caviste Rudolf knüpft den Kauf einer jeden Flasche aus dem Hause Tscheppe an den Erwerb einer Bouteille französischer Provenienz. Als ambivalent erscheint das dem Rudl in mehrerlei Hinsicht. Am unzutreffendsten wäre sicher ein Eindruck, dass die französischen Weine im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils so etwas nötig haben. Dann wäre es g‘scheiter, das Geschäft gleich zuzusperren! Vielmehr handelt es sich bei diesen französischen Weinen um solche, für und vor deren Erwerb der Rudl einiges an Hartnäckigkeit, Recherche und empirisches Verkosten investiert hat. Es ist nicht dem Rudl seine Tour, bei einer Weinmesse Stände abzuklappern und dabei dort und da eine Lieferungen zu vereinbaren. Mit den großen Verkostungen tausender Weine kann Caviste Rudolf Polifka immer weniger anfangen, weil sein Sensorium spätestens beim zwanzigsten Wein abgestumpft ist. Darüber hinaus erleichtern ihm das Trara, das Gequatsche und die Gerüche bei solchen Veranstaltungen eine Konzentration auf interessante Weine nicht unbedingt. Darum liest der Rudl, er liest und liest und liest. Ist er dabei auf etwas Vielversprechendes gestoßen, sondiert er die Weiten, Tiefen und Breiten des digitalen Netzes nach einer Möglichkeit, eine Flasche des betreffenden Weins zu kaufen. Gelingt ihm das, dann verkostet er den Wein über den Zeitraum von ein paar Tagen. Hält der Wein dabei seine Versprechen – sehr oft ist das nicht der Fall –, dann sucht Caviste Rudolf Polifka nach Bezugsmöglichkeiten, die gegebenenfalls die Transportkosten pro Flasche unter einem Euro halten. Das sind vom Platz her äußerst begrenzte Erwerbe im Rahmen des Familienurlaubs, in der Regel jedoch Lieferungen auf Paletten. Letztere führen dazu, dass ein kleines Geschäft im Nebenerwerb wie das vom Rudl auf einem Sitz um die 500 (FÜNFHUNDERT) Flaschen mehr im Keller liegen hat. Seit dem ersten Lockdown vor gut drei Jahren sind 4 (VIER) solche Paletten in der Reindorfgasse angetanzt. Was den Einkauf betrifft, hat der Rudl dabei von den Lockdowns profitiert, weil er von Weinbäuerinnen und Weinbauern, die im Normalfall nur homöopathische Mengen anzubieten haben, aufgrund der damals geschlossenen Gastronomie größere Mengen kaufen konnte. Was allerdings den Verkauf betrifft, war das Gegenteil der Fall. Im Jahr 2020 konnte Rudolf Polifka das durch persönliche Zustellungen teilweise kompensieren. Jenen, die damals Wein bestellt haben, wird der Rudl immer dankbar bleiben. Dass so eine Solidaritätswelle irgendwann ein Ende hat, liegt in der Natur einer Welle. Anfang 2021 war das dann der Fall. Die Gastronomie hat sich seither auch verändert. Und zahlreiche Winzer-Webshops, die wie Champignons aus dem Kaffeesatz gewuchert sind, sind völlig verständlich, haben dem Rudl die Hack‘n aber auch nicht unbedingt erleichtert. Citoyen Rudolf fragt sich offen gestanden schon auch ein bissl, warum Kundinnen und Kunden darüber jammern, dass Preise steigen, aber keinen Zusammenhang mit angeblichem Gratisversand sehen wollen. So gut der Rudl die Webshops als Konsequenzen der Pandemie und des österreichischen Weinmarktversagens nachzuvollziehen vermag, so wenig kann er das offen gestanden bei der tatsächlichen oder angeblichen Versandkostenfreiheit. Aber bitte. Der langen Schreibe kurzer Sinn: Bevor der Rudl neue Weine oder auch nur neue Jahrgänge von bekannten Weinen in größeren Mengen und das bedeutet zu annähernd gewohnten Preisen bestellen kann, muss er welche verkaufen. Und bevor Caviste Rudolf seine Bestände, die seit ihrem Eintreffen nicht nur im Wert, sondern vor allem im Geschmack zugelegt haben, abverkauft, trinkt er sie lieber selber und sperrt seine Hütte zu. So viel Direktheit muss sein. Und wenn sie bis jetzt nicht war, dann halt jetzt.

Die Abgabe der sechsunddreißig Flaschen von Andreas und Elisabeth an den Erwerb jeweils einer Flasche französischen Weins zu koppeln, wird das Kraut nicht fett machen, hat dem Rudl aber die Möglichkeit geboten, auf seine Lage aufmerksam zu machen.

  • Sauvignon vom Opok 2021, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (5/8)

  • Sauvignon Blanc 2006, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4,50/7)

  • Sauvignon Blanc „Blaue Libelle“ 2021, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (7/11)

  • Graf Sauvignon 2020, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6,50/10)

  • Graf Sauvignon 2018 Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6,50/10)

  • Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)

Dienstag, 18. April von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Herr Rudolf begrüßt den Regen, den im Baskenland gerade so wie den im Burgenland!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien