Weißburgunder am Dienstag, 28. Februar von 17 bis 21 Uhr

Rebsorten

Es gibt Rebsorten, um die ein G‘riss is‘. Auf welche das gerade zutrifft, entnehmen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, bitte den einschlägigen Hochglanzpublikationen zum Thema Wein und Zeitgeist, sofern es Sie interessiert, natürlich.

Es gibt auch Rebsorten, die haben eine Nachred‘ wie das Hundstrümmerl im Profil eines Goiserers. Der Herr Kurt hat darüber seinerzeit ein unerreichtes Gutachten erstellt.

Und dann gibt es Rebsorten, die mehr oder weniger gar keinen Ruf (mehr) haben. Weißburgunder ist womöglich so eine. Der Rudl kennt niemanden mit einer besonderen Vorliebe für Weißburgunder. Er kennt aber auch niemanden mit einer ausgewiesenen Abneigung dagegen. Viel etwas Schlimmeres kann einem als Rebsorte und vielleicht nicht nur als Rebsorte nicht passieren.

Die Rebsorte Weißburgunder

Die längste Zeit hat man zwischen Chardonnay und Weißburgunder keine gröberen Unterschiede gemacht, später aber doch erkannt, dass letzterer früher reift und botrytisanfälliger ist, was ziemlich wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass Weißburgunder an seinem Ursprung heute keine Rolle mehr spielt. Noch 1999 wurden in Österreich bei der Weingartenerhebung Chardonnay und Weißburgunder in einem erfasst. Die französische Bezeichnung „Pinot“ schuldet die Rebsorte ihrer geometrischen Ähnlichkeit zu Kieferzapfen. Die Kiefer heißt auf Französisch „Le Pin“, ohne auch nur einen Funken mit der Weinbauregion Burgund zu tun zu haben.

Weißburgunder reift mittelspät und ist vor der Einfärbung der Beeren eher noch von Chardonnay und Auxerrois als von Pinot Gris und Pinot Noir zu unterscheiden. Bei solider Reife und auf weder leichten noch trockenen Böden resultieren hohe Qualität und Reifepotential. Traubenwickler und Botrytis zählen in Anbetracht hoher Dichtbeerigkeit nicht zu den besten Freunden dieser Rebsorte, Kalk und Humus eher schon.

Unter den genannten Voraussetzungen sind gehaltvolle, im Aroma jedoch dezente Weine möglich. Zu jung sollte man sie nicht trinken.

 

Zeitgeister, die der Rudl nie rief

Caviste Rudolf Polifka wähnt sich ja weitgehend unbeeindruckt von Moden und vom Zeitgeist. Der Weißburgunder hat ihn darauf hingewiesen, dass das auch nur bestenfalls die Hälfte der Wahrheit ist. Es war im Zuge eines ziemlich kurzen Aufenthaltes beim Geyerhof vor Weihnachten. Der Rudl wollte eigentlich nur den Zweitausendzwanziger Steinleithn kaufen. Er hat dann aber doch auch den aktuellen Weißburgunder getrunken. Der ist Teil einer neuen Serie des Weinguts. Diese nennt sich „Hofstudien“. An und für sich sind derartige Innovationen etwas, womit man den Rudl nur schwer neugierig machen kann. Da ihm der klassische Weißburgunder dieses Weingutes aber immer sehr geschmeckt hat und Monsieur Rudolf eines gewissen Vollständigkeitsticks nicht ganz unverdächtig ist, hat er den Pinot Blanc aus den Hofstudien gekostet und war sehr überzeugt. Er kann, seit Corona den österreichischen Weinvertrieb auf den Kopf gestellt hat, nur mehr ganz gezielt ausgewählte heimische Weine anbieten, aber der hat sein müssen sein. Am letzten Tag des Februars gibt er den Ton an.

Hofstudien Pinot Blanc 2020, Geyerhof

1980 hat der Vorvorgänger von Josef Maier einen besonderen Pinot Blanc Klon aus Frankreich ausgepflanzt. Jetzt ist Pinot Blanc trotz seines Namens nicht unbedingt weit verbreitet in Frankreich. Lässt man Elsass und vom Rudl aus vielleicht noch die Champagne außer Acht, dann gibt es diese Rebsorte in Frankreich eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Aber dieser Klon muss ein seltener Glücksgriff gewesen sein.

Im Oktober 2020 sind die Trauben für diesen Wein händisch gelesen, dann schonend in der Korbpresse gepresst worden und hat bis Mai 2022 langsam reifen dürfen. Selbstverständlich ist das nicht, für einen Weißburgunder schon gar nicht.

  • Pinot Blanc „Hofstudien“ 2020, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)

  • Weißburgunder Reserve 2013, Thomas Schwarz, Purbach, Neusiedlersee Hügelland

  • Weißburgunder Spätfüllung 2010, Lackner-Tinnacher, Gamlitz, Südsteiermark

  • Alte Reben 2017, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (4,50/7)

    Weißburgunder und Welschriesling von – no na – alten Reben auf Urgesteinsböden

  • Neuberger 2016, Weingut Dieter Dorner, Mureck – Novy Vrh, Steirerland (6/9)

    Der einzige Wein des Frost- und gleichzeitig für dieses Haus Jubiläumsjahrgangs – ein Exempel an Konzentration und Vielschichtigkeit

  • Weißburgunder Ausstich 1977, Klosterkeller Siegendorf, (4,50/7)

    Bis 2018 hat das österreichische Weinbaugesetz erlaubt, Weine mit besonders ausgeprägten Rebsorten-, Jahrgangs- und Herkunftseigenschaften als „Ausstich“ zu klassifizieren. Jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Aber jetzt gehört der Klosterkeller Siegendorf sowieso zu einem großen Weinbaubetrieb aus dem Kremstal. Zurückgehen tut die Bezeichnung „Ausstich“ auf den seinerzeitigen Brauch, dass der Kellermeister das beste Fass des Jahrgangs aussucht und separat abfüllt.

Von allen Mondeusen ist auch noch etwas da, zumindest zu Beginn der Lehrveranstaltung, am

Dienstag, 28. Februar von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Gleichermaßen höfisch wie studierend grüßt Caviste Rudolf Polifka!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DONNERSTAG, 23. Februar, 17 bis 21 Uhr: Mondeuse

Rebsorten

Seit etlichen Jahren sperrt Caviste Rudolf Polifka die Pforten seines Weinkaufsgeschäfts auf. Dabei hat er früher mehr, jetzt nicht mehr ganz so regelmäßig Weine zu einem jeweils bestimmten Thema kredenzt. Oft waren und sind das Weine einer bestimmten Rebsorte. Sehr französisch ist das nicht. Dessen ist sich der Rudl schon bewusst. Ein romanischer Zugang würde thematisch vermutlich viel stärker geologische Gegebenheiten in den Mittelpunkt stellen. Das hat der Rudl schon auch immer wieder gemacht. Er würde es gerne auch öfter machen. Aber er denkt oenologisch viel stärker in Kategorien der Rebsorte.

Rote Rebsorten

Wenn Monsieur Rudolf konzediert, viel zu stark der germanischen Überbewertung von Rebsorten verhaftet zu sein, muss er präzisieren, dass er darüber hinaus unverhältnismäßig stark an weiße Rebsorten denkt. Regelmäßig überprüft er dann, ob er diese oder jene Rebsorte „nicht eh schon“ vor einigen Monaten degustativ abgehandelt hat. Dabei ist ihm jetzt einmal aufgefallen, dass die Rebsorte Mondeuse schon ziemlich lange bis gar nicht systematisch in den Mittelpunkt des Studieninteresses gestellt worden ist. Das ist ein Fehler. Wer die Weinbauregion Savoyen quasi zu seiner Kernkompetenz erkoren hat, der kommt an Mondeuse nicht vorbei. Flaschverkaufsweise tut das der Rudl eh nicht und glasweise stehen Mondeusen auch immer wieder auf er Tafel, aber systematisch hat Caviste Rudolf der Mme. Mondeuse exklusiv und reinsortig noch überhaupt gar nie ein Lehrveranstaltungsthema gewidmet. Das mag man vor allem auch insofern als bermerkenswert erachten, als Mondeuse mittlerweile jene Rebsorte ist, die im Sortiment des Rudls knapp vor Jacquère und ganz deutlich vor dem Grünen Veltliner wahrscheinlich am öftesten vorkommt. Das hat den Rudl zuerst einmal selber überrascht und dann gefreut. Weingeschäfte mit vielen deutschen Rieslingen gibt es heute viele, so wie man dort vor fünfzehn Jahren Sauvignon Blanc und vor fünfundzwanzig Jahren Chardonnay nur mit viel Bemühen übersehen konnte. Aber einen Cavisten mit Mondeuse-Schwerpunkt finden Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, selbst zwischen Grenoble und Genf nicht alle zehn Kilometer.

Ampelographie

Mondeuse Noire ist alt und in Savoyen autochthon. Manche vermuten, dass es sich bei der von Plinius dem Älteren gelobten „Allobrogicae“ um Mondeuse gehandelt haben könnte.

In Savoyen stehen heute gut dreihundert Hektar Mondeuse. Außerhalb davon gibt es diese Rebsorte kaum nennenswert. Verwandt ist sie natürlich mit Mondeuse Blanche, aber auch mit Syrah, Roussanne, Viognier, Altesse und Marsanne.

Mondeuse ergibt bei kompetenter Vinifizierung elegante Weine mit einem niedrigen Alkoholgrad und deutlich wahrnehmbaren Tanninen. Sie sind mehr würzig als fruchtig und es behagt ihnen, wenn sie einige Jahre reifen dürfen.

  • Mondeuse „Mattäi“ 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (5/8)

  • Mondeuse „Black Giac‘“ 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

  • Mondeuse 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (4/6)

  • Mondeuse „Le Confidentiel“ 2018, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (6/9)

  • Mondeuse 2016, Domaine Belluard, Ayze, Haute-Savoie, AOC Vin de Savoie (8/12)

    eine der allerletzten Flaschen

  • Mondeuse „Dark Side“ 2020, L‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

  • Prieuré Saint Christophe Rouge 2019, Domaine Giachino, Fréterive, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Rotschwarzsehend grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

 

Bouysselet und andere komische Rebsorten und ein Doppler. Fasching, am Dienstag, den 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

Neun Jahre ist es her. Da hat dem Rudl seine Lieblingszeitschrift in einem Artikel über dem Rudl seine Zweitlieblingsweinbauregion die Arbeitshypothese aufgestellt, dass man aus damaliger Sicht in der Zukunft von der Rebsorte Bouysselet hören und nicht nur hören werde. In der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils findet diese quasi seinerzeitige Zukunft am kommenden Dienstag statt. Gegangen ist es damals um den Wein „Le Grand B“ vom Château de la Colombière in der Appellation Fronton nördlich von Toulouse.

Bouysselet

Dabei handelt es sich um eine Rebsorte, die man nicht einmal fast vergessen hätte. Sie war wirklich weg, zumindest amtlich. Bei der Weinlese 2009 hat dann eine Erntehelferin am Château de la Colombière eine Flasche Pétillant Naturel, den Haustrunk ihres Großvaters aus der Rebsorte Bouysselet, mitgebracht. Der muss die Besitzerin und den Besitzer des Weingutes Mme. Und M. Cauvin einigermaßen beeindruckt haben. Sie eruieren, dass jemand in der Gegend noch sechzig Stöcke Bouysselet aus der Zeit vor der Reblaus im Weingarten stehen hat. Von dort holen sie sich Edelreiser und pfropfen diese auf eigene Stöcke auf.

Bei Bouysselet handelt es sich um eine ziemlich alte, natürliche Kreuzung aus Savagnin und Plant de Cauzette, einem Verwandten von Tannat. Von den Resultaten waren die Cauvins dermaßen überzeugt, dass sie diese Rebsorte, die früher in Südwestfrankreich verbreitet, deren Existenz mittlerweile aber selbst von den Ampelographen des Institut Français du Vin ignoriert worden war, von einer Instanz zur nächsten gefochten haben.

Exkurs „alte“ Rebsorten

Es gibt heute so etwas wie eine Renaissance von Rebsorten, die früher einmal verbreitet waren und dann an Bedeutung verloren haben. Der Rudl ist weit davon entfernt, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Die meisten dieser Rebsorten sind seines Erachtens völlig zurecht verschwunden, weil sie bereits in den dreißiger Jahren Ausdruck der Industrialisierung der Landwirtschaft und des „Mochma liawa vü“(© A.K.)-Dogmas waren. Allein ein paar ganz wenige von den in Vergessenheit geratenen Rebsorten erscheinen dem Rudl als revitalisierungswürdig. Der Lindenblättrige von Josef Umathum ist ganz sicher so eine, Bouysselet womöglich eine andere, wobei Caviste Rudolf zugeben muss, erst ein Exemplar von dieser Rebsorte, einen Le Grand B 2019 von den Cauvins getrunken zu haben. Aber der war schon ausgesprochen überzeugend.

Bouysselet rund um Fronton

Bis dato haben es die Cauvins zumindest so weit gebracht, dass man Bouysselet seit 2018 wieder auspflanzen darf. Inzwischen und vermutlich unerlaubt auch schon vorher haben das auch acht andere Weingüter getan. Neun Hektar Bouysselet gibt es mittlerweile. Dem Rudl seine Lieblingsweinzeitschrift hat drei von ihnen detaillierteren Studien unterzogen. Und der Rudl hat sie alle aufgetrieben und wird sie am 14. Februar kredenzen. Er muss aber hinzufügen, dass er von diesen drei Weinen jeweils nur ein Flascherl hat. Das bedeutet, dass es bei einer passablen Frequenz gegen Ende der Lehrveranstaltung dazu kommen kann, dass es von diesen Weinen nichts mehr gibt, zumal sich Caviste Rudolf für eigene Studien zumindest jeweils ein Sechzehntel vorbehalten wird.

  • Königsast 2013, Freudorfer, Gumpoldskirchen, Südbahn (3/5)

  • Silberweißer 2014, Holzschuh, Platt, Retzer Land, Weinviertel (3/5)

  • Königlicher Wein MMXIX, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)

  • Bouysselet 2021, Plaisance, Vacquiers, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Bouysselet 2020, Le Roc, Fronton, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Grand B 2016, Château la Colombière, Villaudric, Vin de France, Sud Ouest (6,50/10)

  • Persan 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (5/8)

    Es gibt umfangreichere Einträge auf Wikipedia als jenen über Persan. Genau genommen steht dort nicht mehr, als dass Persan ursprünglich aus Saint Jean de Maurienne, einem Lieblingsort der Tour de France (Anm. vom Rudl) stammt und seit etwa zehn Jahren eine Rückkehr zu dieser erhaltenswerten Rebsorte festzustellen ist. Ausgegangen ist diese von den Grisards und den Giachinos.

  • Riesling „Annus Horribilis“ 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – aus dem Doppler (4/6)

    So knapp vor dem Opernball darf ein Doppler auf gar keinen Fall fehlen.

Dienstag, 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Komisch, aber nicht blöd grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien