Pelztierfreier Winterpelz: Tannine

Rudolf Polifka ist in einer Zeit oenoziaisiert worden, in der gar nicht so wenige Menschen die Zufuhr von Rotwein für einen Akt der Gesundheitsvorsorge gehalten haben. Aber er hat seine ersten Begegnungen mit Wein auch in einer Gegend erlebt, in der Muskat Ottonel die Leitrebsorte war, zumindest ist dem Rudl das damals dort so vorgekommen. Und justament zu dieser Zeit und ein bissl später scheinen einige Winzer im größeren Stil Weißweingärten durch Rotweingärten ersetzt zu haben.

Gesellschaftsspiele für Experten

Es gilt heute ja fast schon als Gesellschaftsspiel unter Weinfreunden, darauf hinzuweisen, dass man es war, der diesem oder jenem Winzer vor zwanzig oder dreißig Jahren diesen oder jenen bahnbrechenden Tipp gegeben habe. Irgendein Wichtigtuer hat immer irgendeinem Weinbauern geraten, genau dort oder genau da genau diese oder genau jene Rebsorte auszupflanzen. Vielleicht findet sich irgendwo sogar der Fachmann, der den Wachauern seinerzeit geraten hat, Terrassen anzulegen. Wie auch immer. Rudolf Polifka war es auf alle Fälle nicht, der irgendwem irgendwann einmal geraten hat, Zweigelt oder Syrah auszupflanzen. Erstens ist der Rudl  kein Experte und zweitens trinkt er Weißwein.

Irreale Konditionalsätze im Konjunktiv II

Aber würde er Rotwein trinken, dann täterte er sich ziemlich sicher der Mondeuse, dem Tannat und dem Blaufränkischen widmen. Darum öffnet er diese Woche von diesen drei Rebsorten jeweils zwei verschiedene Flaschen. Und obwohl er das jetzt nicht extra überprüft hat, dürfte das in all den Jahren, die Rudolf Polifka Wein ausschenkt, rotweinrekordverdächtig sein.

Deradikale Partizipien I und II: Tannat

Ganz drunten im Süd-Westen Frankreichs gibt es viel Tannat. Die Rotweinappellation Madiran war einmal ein Synonym für Gerbstoff, ein Madiran der alten Schule mit weniger als zwanzig Jahren Flaschenreifen eine gravierende Beeinträchtigung des Artikulations- und Essorgans. Trotzdem oder vielleicht auch deswegen gilt Tannat seit den Studien von Roger Corder als gesündester Rotwein. Dem Procyanidin sei es gedankt. Es soll vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen vorbeugen und auch Radikale deradikalisieren. Vielleicht ist es aber auch so, dass man von einem Wein, dessen Gerbstoffe einem einen Persianer auf Zunge und Gaumen legen, nicht so viel trinkt wie von einem Wein, der wie eine Cuvée aus Marmelade und Himbeersaft hinunter rinnt. Heute ist beim Madiran manchmal Cabernet Sauvignon mit von der Partie. Da wirkt so ein Wein dann gleich gefälliger. Der Rudl wird ein Flascherl von beidem offerieren, einen deradikalisierenden reinsortigen Tannat und einen mit Cabernet deradikalisierten Tannat.

Auch in den Rotweinen von Irouléguy ist der Tannat tonangebend. Ja bis nach Uruguay hinüber hat es der Pyrenäe geschafft. Ein gewisser Don Pascual Harriague, baskischer Frankreichemigrant, soll ihn hinüber gebracht haben. Vorläufig nur diese Woche gibt es den Tannat auch in Reindorf. 

Laut Plinius, dem Älteren Wein der Allobroger: Mondeuse

Über die Mondeuse muss der Rudl nicht so viele Worte verlieren. Dazu hat er immer wieder mehr oder weniger Wissenswertes von sich gegeben. Etwas weniger Gerbstoff und jede Menge schwarzer Pfeffer, tiefdunkel. Jacques Maillet und Noël Dupasquier sind mit ihren Mondeusen diese Woche nicht nur im Flaschensortiment von Rudolf Polifka vertreten.

Blaufränkisch

Ob im Kirschgarten von Jois oder im Mariental zwischen Rust und Oggau, im Mittelburgenland oder im Südburgenland, der Blaufränkische ist in der internationalen Weinfachwelt die beachtetste österreichische Rotweinrebsorte. Eine Blaufränkisch Reserve aus 1985 vom Weingut Iby in Horitschon sollte Aufschlüsse über das blaufränkische Reifeverhalten geben, der Centauros 2011 von Helga und Alfred Weber aus Deutsch-Schützen wird dem 85er den gebotenen Respekt vor dem Alter entgegenbringen.

Diese sechs Rotweine, aber nicht ausschließlich

am Donnerstag, den 29. Jänner und am Freitag, den 30. Jänner

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Monsieur Polifka freut sich ganz besonders, den weißen Fleck auf der Karte der traditionsreichsten österreichischen Weinbaugebiete in seinem Sortiment beseitigt zu haben. Ab sofort ist der Zierfandler vom Weingut Fritz Kuczera aus Gumpoldskirchen in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils verfügbar.

 

Herr Rudolf wünscht Ihnen ein formidables Jänner-Finale!

 

Vom 1. bis 8. Februar sind in Reindorf und im Rest von Wien Energieferien. Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ bleibt in dieser Woche daher geschlossen.

22. Jänner 1977: Kottan feiert Geburtstag und Bruno Kreisky sagt ab

Tiefer Winter war es, und in der Tullner Au war es. Major Kottan feiert am Lagerfeuer seinen Fünfundvierziger, und der Kanzler geht nicht hin (Kottan ermittelt. Der Geburtstag). Damals war alles noch kompliziert. Da hat sich das Leben nicht in „Gefällt mir“ und „Gefällt mir nicht“ erschöpft. Andernfalls hätte sich Bruno Kreisky eines Shit-Storms sicher sein können. Und dann wäre er die längste Zeit Bundeskanzler gewesen.

Repräsentative und akklamative Demokratie

Aber im Siebenundsiebziger Jahr war die Staatsform noch eine repräsentative Demokratie, keine akklamative. Da hat ein Politiker auch einmal irgendwo abgesagt, zumal an seinem eigenen Geburtstag. Heute sagt ein Regierender eher seine Regierungsgeschäfte ab, als dass er zu einem runden Geburtstag von einer Parkbank nicht erscheint, vor allem wenn die Werkvertragsfuchtler der Qualitätsblätter vor Ort sind.

Die wahren Motive hinter dem Nein zum AKW Zwentendorf

Vielleicht war alles sowieso ganz anders. Vielleicht war das Nein zum AKW Zwentendorf in Wirklichkeit die Quittung der erbosten Kottan-Freunde für die oben erwähnte Absage des Bundeskanzlers. Bruno Kreisky ist am 22. Jänner 1977 übrigens 66 Jahre alt geworden, Major Kottan 45. Am kommenden Donnerstag wird der eine 104, der andere 83. Happy birthday!

Lernen Sie Geschichte, Herr Reporter!

Viel Wasser ist seit 1977 die inzwischen regulierte Donau hinunter geronnen. Wo Kottan und seine Kolleginnen und Kollegen gegrillt, getanzt und getrunken haben, gibt es heute keine Donaunebenarme mehr. Wo Erni Mangold und Michael Schottenberg Gäste nicht nur bewirtet haben, serviert man heute Pizza. Und während Kreisky der einen oder andern Edelfeder des Landes nahegelegt hat, Geschichte zu lernen, fragt heute die staatsmännische Farblosigkeit in der Muthgasse oder bei der Industriellenvereinigung nach, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Major Kottan ist dem Dr. Kreisky nicht mehr böse, und Caviste Rudolf öffnet zum 22. Jänner wieder Weine von jenen Weinmeistern, von denen er seit allerweil zu diesem Datum welche öffnet, zumindest seit 2013, wie immer nicht ausschließlich.

eine Flasche Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea

ein Flasche Blanc Fumé de Pouilly 2009, Domaine Didier Dagueneau

Pinot Gris Spätlese 2004, Dankbarkeit

Riesling De Vite, Jähe Lissen, 2012, Roland Minkowitsch

Schilcher 2010, Sepp Muster

Frühroter Veltliner 2013, Leo Uibel

Mondeuse 2013, Jacques Maillet

 

am Donnerstag, den 22. Jänner und am Freitag, den 23. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind Roter Veltliner Reisenthal 2013, Neuburger Hommage 2013 (beide aus dem Hofe Mantler), sowie Grüner Veltliner Smaragd Kellerberg 2013 und Riesling Smaragd Küss den Pfennig 2013 vom Weingut Schmidl in Dürnstein (Wachau) wieder verfügbar.

Kulinarisch

Herr Rudolf hat kulinarisch aufgerüstet. Darum sind die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit und die Weinbeißer vom Eisenhuthaus in Poysdorf wieder erhältlich. Der Verzehr selbst mitgebrachter Speisen ist in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht.

Rote Vorschau

Am 29. und 30. Jänner ist es dann definitiv soweit: Ein Rotweinthema, das vom Kalender her längst stattgefunden haben müsste. Von der Quecksilbersäule, die heute zum Glück schon lange kein Quecksilber mehr enthält, nicht. Unabhängig allfälliger Verhaltenskreativitäten des Föhns gibt Monsieur Rudolf in der letzten Jännerwoche dann Gerbstoff: zwei Blaufränkisch – zwei Tannat – zwei Mondeuse, zum Vergleich.

Alles Gute zum Geburtstag und eine schöne Woche! Rudolf Polifka

Die Hundsbergkante. Eine kontaminierte Einstimmung auf mögliche Skirennen

Kitzbüheler Horn und Lauberhorn haben mit der Weinberglage Hundsberg von Leo Uibel aus Ziersdorf nicht viel zu tun. Zum einen ist die Seitenblicke- Redaktion auf dem Ziersdorfer Köhlberg – dort befindet sich Hundsberg – viel weniger oft unterwegs als in Kitzbühel, was über die Seitenblicke- Redaktion und die von ihr hofierten Dauergrinser fast alles, über Hundsberg aber noch nicht viel sagt.

Schiefer und Kalk

Zum anderen liegen Lauberhorn wie Kitzbüheler Horn in Schiefer-Zonen. Hundsberg dagegen besteht aus Muschelkalk und einer Lehmauflage. Außerdem wäre sich auch das mit dem künstlichen See, den sie unterhalb der Lauberhorn Schulter zu Beschneiungszwecken angelegt haben, am Ziersdorfer Köhlberg nie ausgegangen. Da wäre der Köhlberg viel zu klein gewesen. Gebraucht hätte man den See dort auch nicht. Und außerdem wäre das ganze Wasser im Kalk sowieso gleich versickert.

Kontamination

Sprachlich schaut die Geschichte wie so oft ganz anders aus. Da wäre der Grüne Veltliner Hundsberg von Leo Uibel sozusagen der ideale Rennbegleiter für Lauberhorn und Streif, die weingewordene Synthese aus Hundsschopf und Hausbergkante, gewissermaßen. In der Linguistik heißt man so etwas Kontamination. Da wird von zwei Wörtern jeweils ein Teil abgezwickt, in weiterer Folge wird das Abgezwickte verknüpft und es kommt ein stattliches Wort dabei heraus. Der „Chunnel“, durch den man mit dem Zug unter dem Ärmelkanal von England nach Frankreich reisen kann. Oder das in den Ohren vom Rudl überflüssige „jein“.

Limitierung

Der Grüne Veltliner Hundsberg von Leo Uibel ist mengenmäßig immer ziemlich limitiert. Darum hätte es wenig Sinn, den in Kitzbühel und Wengen auszuschenken. Und so wie die Promis und Experten dort grinsen, konsumieren die keinen Grünen Veltliner, zumindest keinen guten.

Darüber hinaus ist der Hundsberg einer der wenigen Weine, von denen der Rudl nicht nur einen Jahrgang im Sortiment hat. Den gibt es aus dem 09er und aus dem 11er Jahr. Da könnte man sich zum Beispiel einen 2009er für Wengen und einen 2011er für Kitzbühel beschaffen, oder umgekehrt.
Und weil der Rudl viel auf Kontext und Rahmen hält, schenkt er diese Woche nicht nur diese beiden Jahrgänge Grünen Veltliner Hundsberg aus, sondern auch eine Flasche 2006er, einen 2008er und einen 2012er.

2006
Der 2006er war der Jahrgang, mit dem der Monsieur Polifka erst viel zu spät auf das Weingut Uibel aufmerksam geworden ist. Und das eigentlich aus einem Missverständnis heraus. Aber das ist eine andere Geschichte, wie der Ire sagt, sofern er Flann O’Brian gelesen hat.
Das Vegetationsjahr 2006 wurde nicht nur von einem äußerst heißen Herbst, seit dessen Ende der Rudl definitiv weiß, dass man Deutsch-Hausübungen seriös nicht an der Alten Donau korrigieren kann, abgeschlossen. Auch die Rebblüte hat in diesem Jahr schon mit hohen Temperaturen begonnen. Zu hohe und zu niedrige Temperaturen führen während der Rebblüte gerade so wie viel Niederschlag zu Verrieselung der Trauben. Dabei verkümmern einzelne Beeren an der Traube, die restlichen werden dafür umso besser belüftet und in einem trockenen Herbst wie 2006 mit Zuckergraden geradezu aufgebläht – ähnlich einem Fünfzehnjährigen, der den Nahrungsergänzungsmittelspezialhandel in der Simmeringer Hauptstraße entdeckt hat.

2007
Diesen Jahrgang hat Rudolf Polifka zwar besessen, sich die Ration desselben aber schlecht eingeteilt. Gerade so wie seinerzeit beim Bensdorp-Tschoklad.

2008
… war auch ein Jahr von eingeschränktem Ertrag. Der „Falsche Mehltau“ – dieses Hundsgfrast – hat die Winzerinnen und Winzer seckiert. Was sich dem ungeliebten Schwammerl entziehen konnte, ist genial. Einer der drei Lieblingsjahrgänge von Monsieur Polifka in den letzten zehn Jahren.

2009
Von diesem Jahrgang hat Caviste Rudolf Polifka vor Eröffnung seines Weinkaufszentrums einen Sechser-Karton gekauft. Weil man aus manchen Fehlern (2007er) lernt, manchmal sogar aus solchen, die anderen unterlaufen sind, hat von diesem Wein bis jetzt noch nie irgendjemand eine Flasche gekauft. Das nennt der Rudl Geduld, Trinkdisziplin und Kompetenz. Jetzt passt er aber.

2010
hat Leo Uibel keinen Hundsberg abgefüllt. Darum schenkt der Rudl auch keinen aus. Da ist er konsequent.

2011
Endlich wieder ein Hundsberg. Und obwohl der 2009er noch da ist, freut sich der Rudl über einen weiteren Karton im Keller.

2012
Der ist vor Weihnachten in den Verkauf gekommen. Die Österreichischen Bundesbahnen und ein Kinderwagen haben Rudolf Polifka und dem Fils nach Stärkung im Uibel-Heurigen den klimaschonenden Bezug einer Flasche Hundsberg 2012 sowie zwölf Flaschen Frühroten Veltliner ermöglicht.

Burgundisch oder ziersdorferisch? Egal!

Charakteristisch für den Grünen Veltliner Hundsberg sind die lange Lagerung auf der Feinhefe und der Ausbau im Eichenfass. Viele denken da zuerst einmal nicht an Grünen Veltliner und auch nicht an das Weinviertel. Da kommt immer wieder Burgund ins Spiel. Monsieur Polifka ist mit solchen Vergleichen ein bissl vorsichtig. Sagen die nicht oft mehr über die anderen Weine eines Weinbaugebietes als über den Wein selber?
Diese kleine Hundsberg-Vertikale findet – ergänzt und geadelt von ein paar anderen Weinen – anders als die Skirennen in Wengen und Kitzbühel unabhängig von den zweitäglichen Föhneinbrüchen sowie der Anwesenheit von Seitenblicke-Redakteurinnen und Redakteuren statt,

am Donnerstag, den 15. Jänner und am Freitag, den 16. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf entschuldigt sich, dass seine Website momentan nicht aufrufbar ist und bedankt sich beim versiertesten Leberkäsekenners zwischen der Salzburger Moosstraße und Wien Hernals für die Arbeiten an der Überwindung dieses Problems.

Abgesehen davon freut er sich auf die Jänner-Klassiker, den Föhn fragt er, ob der sich nicht ein Beispiel an den Zugvögeln nehmen möchte, und Ihnen wünscht er eine plaisante Woche!