30.10. bis 7.11. geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bleibt bis 7. November geschlossen.

 

Vorschau auf den 8. und den 10. November

Orangen aus Sizilien und orange Weine nicht aus Sizilien

 

Auch im Urlaub ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte! Und er wäre sofort bereit, dafür einen missverständlichen Feiertag herzugeben.

 

Herr Rudolf grüßt aus dem Karst!

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Rebsorten, Occasionen, Grant und Granit. – FENSTERFREITAG, 27. Oktober GEÖFFNET

Fünf Jahre lang hat sich der Rudl jetzt ein Verdienst erworben: Woche für Woche bietet er zahllosen Weinfreundinnen und Weinfreunden eine Gelegenheit, die Möglichkeit, in Wien formidable Weine aus ebensolchen Rebsorten zu konsumieren, nicht zu nützen. Immer wieder packen die Massen diese Gelegenheit beim Schopf, am Mittwoch und am Freitag nicht in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils zu kommen.

 

Und …

 

… wenn Sie jetzt glauben, Caviste Rudolf Polifka würde sein Geschäftsmodell deswegen ändern und fürderhin Kompromisse machen, dann muss Sie der Rudl enttäuschen. Wenn Sie in Zukunft am Mittwoch und am Freitag nicht zum Rudl kommen, werden Sie weiterhin herausragende Weine dort nicht trinken. Industriewein kommt dem Rudl keiner ins Zweiundzwanzigerhaus, Steirischer Junker und Beaujolais primeur werden datterig, stumm und derrisch, bevor sie der Rudl ausschenkt, und die coolen Weine, deren Naturaffigkeit sich in einem halblustigen Etikett, einem Wachshauberl über dem Kork oder gar nur in flüchtiger Säure erschöpft, können sich weiterhin über die Häuser hauen. Nein, nagakeine!

 

Lieblingsrebsorten

 

Altesse, Petit Manseng, Tannat, Jacquère, Pinot Gris, Zierfandler und Sankt Laurent zählen zu den allerliebsten Rebsorten vom Rudl.

 

Ohne Wenn, mit Aber

 

Weinschulrat Rudolf hat aber nicht erst einmal beteuert, sich der Ausgewogenheit verpflichtet zu fühlen. Darum trachtet er diese Woche, an Rebsorten, die nicht zu seinen allerbesten Freundinnen und Freunden zählen, ein gutes Haar zu lassen, indem er Weine kredenzt, die sich an seinem Gaumen ganz extraordinaire machen, obwohl es die Rebsorte in den Augen vom Rudl nicht unbedingt gut mit ihnen gemeint hat.

 

Riesling

 

Der Rudl weiß es auch nicht. Riesling ist seine allererste Lieblingsrebsorte gewesen. Das ist ein viertel Jahrhundert her. Irgendwann ist ihm das Gemarille und Gepfirsiche dann derart auf die Nerven gegangen, dass er keinen Riesling mehr trinken wollte. Dann ist auch noch der Sauvignon Blanc Hype von einem Hype um den Riesling abgelöst worden. Massenphänomene haben im Rudl immer schon ein gewisses Unbehagen ausgelöst, fast alle.

Der Riesling kann da freilich nicht gar so viel dafür. Er kann auch nichts dafür, dass der Rudl früher vermutlich die falschen oder zumindest zu viele von den falschen getrtunken hat. Er kann nicht einmal etwas für die übertriebenen Steinobstnoten in vielen Exemplaren von ihm. Die kommen oft genug von lustigen Hefen.

Dann gibt es des Rudls Erachtens aber auch noch etwas, das für den Riesling spricht: Viele Rieslinge entwickeln im Alter, und damit meint der Rudl nicht nach fünf Jahren oder so, formidable Töne.

Ein Riesling, dessen Brillanz am Gaumen vom Rudl keine Tochter der Zeit ist, der vielmehr schon in ganz jungen Jahren eine durch und durch gelungene Kombination aus Eleganz, Raffinesse und Dezenz in der Frucht darstellt, ist der …

 

… Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal

 

Chenin Blanc

 

Da geht es dem Rudl ähnlich wie beim Riesling. Er weiß, dass das eine äußerst noble Rebsorte ist. Aber direkt seines ist Chenin Blanc bis jetzt nicht. Den folgenden Vouvray kennt Caviste Rudolf zwar nicht. Was er darüber gelesen hat, hat aber seine Neugierde geweckt.

 

Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire

 

Syrah

 

Der Rudl isst nicht viel Schokolade. Wenn, dann will er sie essen und nicht trinken. Der Rudl isst auch nicht viel Marmelade. Und wenn, dann will er sie zum Frühstück am Butterbrot und nicht am Abend im Weinglas. So viel zum Rudl seiner Meinung über Syrah.

Vor etwa fünf Wochen hat Ihnen Herr Rudolf über seinen Besuch beim Granit und bei Bernard Faurie erzählt. Monsieur Faurie macht Weine, die man kaum bekommt, schon gar nicht den Weißen. Ein müdes Lächeln in Kombination mit einem „C’est très rare“ hat der Rudl in jeder außer einer Vinothek geerntet, wenn er nach Fauries Hermitage Blanc gefragt hat.

Da ist es dem Rudl heuer im Sommer entgegen gekommen, dass Monsieur Faurie gleich um ein paar Ecken vom Rudl seinem Chambre d’Hôte in Tournon-sur-Rhône am Fuße von Saint Joseph wohnt. Dort ist der Rudl heuer, wie schon einmal erwähnt, in Begleitung seines erziehungsberechtigten Fils aufgekreuzt, als Herr Faurie gerade den wilden Wein auf seiner Hausmauer gestutzt hat. Monsieur Faurie hat zwar seinen Rebschnitt in einer von einem Hubstapler gehobenen Flaschenbox fortgesetzt, aber einer Dame signalisiert, dem Begehr vom Rudl entgegenzukommen. Den gewünschten weißen Hermitage hat es nicht mehr gegeben, aber einen roten. Und einen Vin de France. Auf dem steht Héritiers Faurie Marc, vinifizieren tut ihn der Meister selber, hundert Percent Syrah, hundert Percent Granit, eher für die Kundschaft vor Ort, sollten später Recherchen vom Rudl ergeben. Auf wine-searcher.com findet sich der rote Cuvée du Papy nicht. Der Wein stammt von Syrah Rebstöcken aus den Fünfziger Jahren in Mauves. Granit, Ganztraubenpressung, gebrauchte Zweihundertachtundzwanzigliterfässer, Schönung – nein. Filtrierung – ja. Schwarze Kirsche, Lakritze, dunkel – auch das ist Syrah.

 

Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France

 

Traminer

 

Der Rudl mag Traminer, genauer ausgedrückt möchte er gerne Traminer. Nur verdichten sich die Indizien, dass es für Traminer mittlerweile zu warm ist, zumindest südlich von Spitzbergen. A propos zu warm. Das ist ja eine ziemlich relative Sache. Da gibt es zum Beispiel den Dings. Der macht seit Jahrzehnten sein früheres Idol, den Goiserer, nach. Er redet auch noch so, wie der Goiserer geredet hat. Und jetzt ärgert er sich, weil ein anderer ihn nachzumachen scheint. Dieser Dings sieht das mit der Erderwärmung anders als der Rudl. Der sagt, dass es schon wärmer geworden ist, aber dass das eh mehr oder weniger immer schon so war. Wenn diese angeblichen Heimatfreunde so weiter machen, wird der Grüne Veltiner die nächste Rebsorte sein, die ausgehackt werden kann.

Zurück zum Traminer: Der erscheint heute eher zur Sirup- als zur Weinerzeugung geeigent. Wirklich verneigen werden sich Traminer und Rudl vor den Weinmeistern, die es trotz Klimaerwärmung immer noch schaffen, lebendige Weine, bei denen das Trinken eine Freude macht, zu keltern. Und so einer ist Markus Lentsch von der Dankbarkeit. Der vergärt einen Traminer auf der Maische ohne flüchtige Säure. Und er vergärt ihn auf vierzehneinhalb Prozent, die nicht gezähmt, aber virtuos domptiert sind. Kulturwein.

 

Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit

 

Sauvignon Blanc

 

Rebsortifizierung von Ambivalenz. Auf die überwiegende Mehrzahl der Sauvignons verzichtet der Rudl gerne. Die besten Weine, die der Rudl bis jetzt getrunken hat, waren aber auch fast alle Sauvignons. Irgendwann wird sie der Rudl einmal gegeneinander antreten lassen, Vatan, Miani, Dagueneau, Sepp Muster. Derweil diese Woche einmal …

 

Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg Steirerland

 

Zweigelt

 

Über die Züchtung als solche maßt sich der Rudl kein Urteil an, ein bissl à la „es allen recht machen“. Mit dieser Haltung ist der Zweigelt heute aber nicht allein. Der Rudl maßt sich ein vorsichtig kritisch Urteil über den Züchter an. Das hat er schon einmal des Langen und Breiten ausgeführt. Und der Rudl hat ein vernichtendes Urteil über die Namensgebung und vor allem über die, die noch 1975 den Rotburger auf „Zweigelt“ umgetauft haben.

Der Wein kann auf alle Fälle nichts dafür.

 

Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit

 

  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit (2,50/4)
  • Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (3/5)
  • Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit (4/6)
  • Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France (4/6)
  • Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire (6/9)
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal (4/6) 

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

     

    … aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

     

    am Mittwoch, den 25. Oktober und trotz Fenstertag auch am Freitag, den 27. Oktober

    jeweils von 16 bis 22 Uhr

    Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

    Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

     

    Ab sofort ist der Seewinkel zurück im Flaschensortiment vom Rudl. Folgende Weine sind ab Mittwoch verfügbar:

  • Sauvignon Blanc 2016, Umathum, Frauenkrichen, Neusiedlersee
  • Pinot Gris Reserve 2015, Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee
  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Traiminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit… und die Jiddische Hühnerleberpastete gibt es auch wieder.

     

    Ab Freitag, den 27. werden darüber hinaus die folgenden Weine verfügbar sein:

  • Frizzante ROSÉ 2016, ohne Dosage, Christine Lentsch, Dankbarkeit
  • Pinot Noir 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“, Josef Lentsch, Dankbarkeit 

    Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

     

    Vorschau

    Am 1. und 3. November bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

    8. und 10. November: Orangen (richtige) und Orange (Kulturweine)

     

    Herr Rudolf grüßt die Möglichkeiten, präferiert jedoch den Indikativ!

A. Michel Brégeon. Viticulteur

Futur zwei

Zum Zeitpunkt, an dem der Rudl das nächste Mal sein Geschäft aufsperren wird, werden Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das Ergebnis schon kennen, freilich nur sofern Sie sich dafür interessieren. Der Rudl hält es da mit zunehmendem Alter immer öfter mit dem Seelentherapeuten seiner Wahl, immer öfter bevorzugt er es, wenn sich Sachverhalte seiner Kenntnis entziehen.

Zwei, drei Dinge gibt es aber auch, auf die der Rudl quasi hinfiebert. Da zählt er schon Tage vorher, wie oft er noch schlafen muss, bis er das Betreffende erfährt. Die Annoncierung der Strecke für die Tour de France ist so etwas. Die wird am Dienstag, den siebzehnten Oktober in Paris verraten. Am Mittwoch, den achtzehten, wenn der Rudl wieder offen hat, wird sie schon bekanntgegeben worden sein. Aber jetzt, wo der Rudl diese Zeilen in sein mobiles Dings drückt, weiß er nur, wo die Radler starten werden, in Noirmoutier-en-l’Ile. Das ist gar nicht so weit weg von der Domaine Michel Brégeon. Deren Weine schätzt Caviste Rudolf überaus. Seit er zum ersten Mal über sie gelesen hat. Das war im Bettane Desseauve 2009, nicht ganz unbezeichnet für Weinjournalismus hat man dort von Michel Bréjeon geschrieben. Zwei Mal ist der Rudl seither bei Monsieur Michel am Weingut aufgekreuzt. Beim zweiten Mal ist der Rudl davon ausgegangen, dass der Zweitausendzehner, der letzte Jahrgang von Michel Brégeon, auch für ein Zeitl der letzte, den Herr Rudolf in seinem Geschäft anbieten kann, sein wird. Nur hat es sich dann ergeben, dass Frau R., Frau E., Herr C. und Herr B. In die Bretagne gedüst sind. Und da haben sie dem Rudl offeriert, ihm eventuell Weine mitzubringen. Der Rudl hat zuerst, ganz offen gestanden, nicht geglaubt, dass das hinhauen würde. Als er dann die Confirmation bekommen hat, dass sich achtzehn Flaschen Muscadet Cru Gorges 2013 im Kofferraum der oben erwähnten Damen- und Herrschaften befinden, hat der Rudl sein Glück kaum glauben können. Merci beaucoup!

Gabbro

Chemisch sind die Steine, auf denen Muscadet Cru Gorges wächst, nichts anderes als Basalt, vulkanisch natürlich auch, nur halt um ein ziemliches Eck härter. Irgendwann ist die Magma unter der Erde eingeschlossen worden und dort dann kristallisiert. So viel zur Geologie, die übrigen Informationen finden sich im Glas. Oder wie man auf der Domaine Brégeon sagt: „La difference, c’est les cailloux.“

Cru Gorges

Der darf ausschließlich auf Gabbro wachsen und das nicht einmal überall. Er darf ausschließlich aus Beeren der Rebsorte Melon de Bourgogne gekältert werden. Die französische Weinverwaltungsbehörde INAO darf entscheiden, ob etwas Cru Gorges ist. Eine Verkostungskommission muss dann extra noch vor der Füllung den Wein als crugorgeswürdig erachten. Jedes Flascherl Gorges bekommt eine eigene Nummer. Mindestens zwei Jahre auf der Feinhefe und eine Hektarertragsbegrenzung von fünfundvierzig Hektolitern.

Es ist ja nicht immer so, dass ein besonders strenges Regulativ zu einem besonders guten Wein führt. Manchmal scheint das Gegenteil der Fall. Beim Gorges zahlt sich die Strenge offensichtlich aus. Der Gorges ist die Symbiose aus Kraft und Eleganz. Er ist weit mehr als ein Austernwein und passt zu fast allem außer vielleicht Erdbeermilch und Energydrinks. In einer Karaffe fühlt er sich nicht unwohl.

Domaine Michel Brégeon

2011 hat Monsieur Michel seine achtkommafünf Hektar an Fred Lallier übergeben. Der ist in Gorges geboren und wollte unbedingt wieder dorthin zurück, um seinen Traum vom authentischen und lebendigen Wein zu verwirklichen. Da hat es gut gepasst, dass Michel Brégeon nach 47 Jahrgängen das Rentenalter errreicht gehabt hat. Der Umstand, dass Monsieur Michel nie ein Freund der Maschinen war, ist an seinem Körper nicht spurlos vorüber gegangen. Vor der Übergabe hat er den Jungen in alle Regeln der Kunst eingewiesen. Und das schmeckt man. Michel Brégeon hat darauf bestanden, im Keller zweihunderprozentig biologisch zu arbeiten, sich im Weingarten aber allernötigenfalls keiner Notwehrmaßnahmen zu begeben. Keine Reinzuchthefen, ein schon fast provokant langer, weil langsamer Ausbau in unterirdischen, verfliesten Tanks. Mehr als 7000 Stöcke am Hektar, aber weniger als 30 Hektoliter vom selben. Durchschnittsalter der Rebstöcke 65 Jahre, viele über hundert, fast alle Massale Selection. Michel Brégeon war schon sehr früh davon überzeugt, dass Terroir und Rebsorte im Muscadet um Häuser besser waren als die Nachred‘, die sich die Weine dort eingetreten hatten. Der Kurtl hat es ja immer wieder ausgeführt, wie es ist, wenn man mit einem Goiserer in ein Hundstrümmerl steigt. Der Muscadet ist in kein Hundstrümmerl gestiegen, aber ideen- und gewissenlose Geschäftemacher haben den Wein zu einem identitätslosen Gschloder herunter gewirtschaftet. Insofern ist der Muscadet wahrscheinlich eine ideale Betriebsausflugsdestination für manche Weinbauvereine und Verkostungskommissionen. So oder so, Michel Brégeon hat Recht behalten. Dass das so ist, verdankt er nicht zuletzt seiner eigenne kompromisslosen Arbeit. Sein Nachfolger Fred Lallier geht jetzt einen Schritt weiter. Das Weingut befindet sich in der Umstellungsphase auf einen zertifizierten Bioweinbaubetrieb. Und François Raveneau weiß noch immer nicht, warum seine Grand Crus mehr als zehnmal so viel kosten wie der Gorges von Michel Brégeon.

2013

Alles andere als einfach. Es ist das Muscadet halt schon ziemlich nahe an der Bretagne. Früher war das ein Synonym für Regen, heute zumindest für eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich selbiger einstellt.

Der Winter zuerst überdurchschnittlich kalt, viel Niederschlag. Danach kaum Anstalten einer Veränderung zum Besseren. In Vouvray hagelt es Hühnereier. Ganz so schlimm kommt es im Muscadet nicht. Die Blüte beginnt am 2. Juli. Außer dem Meltau freut sich da kaum jemand. Äußerst aufwendige Lese. Nieder sind die Alkoholwerte im Muscadet immer. 2013 sind sie noch niedriger.

2010

Bordeaux ist ja nicht so weit weg. Drum auch im Muscadet ein Jahrhundertjahrgang. Formidabler Frühling und auch nachher gerade immer nur so viel Niederschlag, wie gerade notwendig. Fast immer zur richtigen Zeit. Aufheben!

2009

Heiß. Im loireinternen Vergleich sehr präzise. Sonniger Frühling. Der Hagel fällt zum Glück wo anders herunter. Was der Regen im Juli dann Anlass zur Sorge bereitet, räumt Trockenheit im August wieder aus.

2005

Wird immer wieder mit den Jahrgängen 1947 und 1990 verglichen. Kalter Winter, warmer Frühling, heißer Sommer, warmer Herbst, wobei der auf die Lese am 2. September nicht viel Einfluss gehabt hat.

2004

Nach Hitze hat sich nach dem Jahr 2003 kaum jemand gesehnt. Der Winter war im Muscadet niederschlagsreich und vor allem windig, der Frühling eher unauffällig, der Sommer im Vergleich zum Jahr davor agreabel, ein bissl feucht. Michel Brégeon scheint den Jahrgang perfekt genützt zu haben. Sein Muscadet Cru Gorges 2004 war 64 Monate bei seinen Feinheferln. Zwei Jahre später hat er dann noch einmal gefüllt, ohne Cru am Etikett, 89 Monate sur Lie.

2002

hat nichts ausgelassen, kalte Sturmspitzen im Winter, Milde, Spätfröste, Wärme, Sauwetter im Mai und Rekordhitze im Juni, Abkühlung im August. Im September kommt die Milde zurück.

  • Muscadet Sèvre et Maine Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon, Loire, 28 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Mucadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, Loire (2,50/4)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2009, Michel Brégeon, Loire (3/5)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2005, Michel Brégeon, Loire, 64 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2004, Michel Brégeon, Loire, 89 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sèvre et Maine Cru Gorges 2004, Michel Brégeon, Loire, 64 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sévre et Maine 2002, Michel Brégeon, Loire, 85 Monate auf der Feinhefe (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 18. Oktober und am Freitag, den 20. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf den 25. und 27. Oktober:

Tour de France 2018. Der Rest

Herr Rudolf grüßt alle, ungeachtet ihrer Nachred!

Kremstal, Rive droite. Ein Gebot der Ausgewogenheit. Grüner Veltliner Steinleithn Geyerhof

 

Der Rudl hat schon das eine oder andere Mal darauf hingewiesen: Er hält es mit dem ORF, oder zumindest mit dem, was der ORF früher einmal vorgegeben hat: dem Gebot der Ausgewogenheit. Einen Bildungsauftrag verspürt der Rudl auch. Eigentlich spräche ja nichts dagegen, für die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils einen öffentlich-rechtlichen Status in Aspruch zu nehmen. Mehr als das ORF-Frühstücksfernsehen kommt dem Rudl sein Geschäft einem öffentlich-rechtlichen Auftrag auf alle Fälle nach. Öffentlich-Rechtliches steht momentan nicht gerade hoch im Kurs. Vor ein paar Monaten hat ein Geistesriese aus dem Nationalrat die Abschaffung der GIS-Gebühr verlangt. Nicht dass der Rudl begeistert wäre vom Niveau so mancher Produktionen vom Küniglberg. Und schon gar nicht, dass der Rudl viel von dem als öffentlich-rechtlichen Journalismus betrachten würde. Aber das Kind mit dem Bad auszuschütten, erscheint ihm nicht als die allerzielführendste Maßnahme zur Niveauhebung der österreichischen Medienlandschaft.

Zurück zur Ausgewogenheit

Wenn der Rudl vergangene Woche Weine vom linken Kremstaler Donauufer in den Mittelpunkt gestellt hat, dann gebietet es die Selbstverpflichtung zur Ausgewogenheit, diese Woche dem rechten Kremstaler Donauufer zu widmen. Und wenn vorige Woche der Rote Veltliner dran war, dann ist kommende dem Grünen die Reverenz zu erweisen. Da trifft es sich, dass dem Rudl sein Lieblingsgrünerveltliner am rechten Kremstaler Donauufer wächst, über dem rechten Donauufer, wenn man es genau nimmt.

Grüner Veltliner Steinleithn Geyerhof

Wie er zu diesem Wein gekommen ist, das der Rudl schon einmal racontiert, aber die Geschichte will hier noch einmal erzählt sein.

Es muss Ende Jänner neunundneunzig gewesen sein. Der Rudl hat es sich in den Kopf gesetzt, in Oberfucha den Geyerhof zu besuchen. Mit Zügen und zu Fuß. Der Hügel, den man dabei von Palt hinauf nach Oberfucha zu überwinden hat, ist verschneit gewesen. Es war kalt und dunkel, weil doch schon eher gegen Ende einer längeren Exkursion. Droben am Geyerhof angekommen hat Monsieur Polifka einmal an allen Türen, die er gesehen hat, geklopft. Und als er seine Mission gedanklich bereits beendet gehabt hat, ist eine der zahlreichen Türen aufgegangen. Eine ältere Dame ist heraus gekommen. Der hat Rudolf Polifka sein Ansinnen unterbreitet. Das schien die Dame nicht sonderlich beeindruckt zu haben. „Wir haben keinen Wein mehr“, war ihre knappe, aber wenigstens an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lassende Erwiderung. Der Rudl wollte sich verabschieden, da hat die Frau gemeint: „Einen Karton Grünen Veltliner Steinleithn haben wir noch. Der ist nicht abgeholt worden.“ Nicht ganz bequem, aber ausgesprochen zufrieden ist Monsieur Polifka daraufhin mit seinem Karton Grüner Veltliner Steinleithn 1997 zur Bahnstation Furth-Palt hinunter gegangen. Er hat dann im Lauf der Jahre immer wieder eine Flasche aufgemacht und ist jedes Mal begeistert gewesen. Die letzte hat er lange Zeit nicht aufgemacht, bis irgendwann einmal, 2008 oder 2009, ein paar Forscherkollegen die Idee gehabt haben, den einen oder anderen Grünen Veltliner aus dem hochgejubelten Jahr 1997 gegeneinander antreten zu lassen.

Neben dem Steinleithn vom Geyerhof haben die namhaften Grünen Veltiner alt ausgeschaut.

Lage Steinleithn

Steinleithn ist karg, nach Osten ausgerichtet und besteht aus den fast genauso kargen Resten des geologischen Schulwissens vom Rudl: Feldspat, Quarz und Glimmer – geschiefert. Fette Weine wachsen auf anderen Böden.

Keller

Der Wein wird Ende Oktober gelesen, Ganztraubenpressung, natürliche Vorklärung, langsame Vergärung im Stahltank, auf der Hefe bis Ende Juli und Füllung Ende August. Der Wein ist steinig, elegant, schmeckt nach Äpfeln, Birnen und vor allem nach den Wiesenkräutern.

Den 2015er Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof und zwei andere Weine von diesem Weingut gibt es ab sofort im Weinkaufsgeschäft vom Rudl. Sie könnten diesen Wein gegebenenfalls in zehn Jahren mit Lamm, Honivogl, Achleiten oder Loibenberg vergleichen. Keine Sorge.

 

2015

Zweitausend gilt bei vielen als großer Jahrgang. Nach ein paar ziemlich verrückten Jahrgängen hat sich das Wetter in diesem Jahr etwas weniger extravagant benommen. Die Menge war gut, was in Anbetracht der vorhergegangenen Ernten für manche Winzer existenzrettend gewesen ist. Die Qualität war gut. Viele Zweitausendfünfzehner sind heute zugänglicher als ihre um ein Jahr älteren Brüder, reife Frucht, gute Substanz, harmonisch.

Frühling optimal, Blüte detto, eher ungewöhnlicher, weil nächtlicher Hagel Anfang Mai im Kremstal, Kamptal und am Wagram. Der Sommer ist dann sehr heiß, Mitte August kommt rechtzeitig noch Wasser. Herbst wieder in der Tradition des Frühlings, im Unterschied zu 2006 oder 2011 aber wenigstens kühle Nächte.

 

2014

Sommer und Herbst 2014 werden nicht aufgrund von Hitzewellen in die Geschichtsbücher eingehen. Deswegen (!) prognostiziert nicht nur der Rudl den Vierzehnern mehr Ausdauer als den Weinen vieler anderer Jahrgänge, freilich nur sofern gesunder Beeren verarbeitet worden sind. Von denen hat es halt nicht so viele gegeben. Die sind dafür phänomenal gut gewesen.

Der Winter hat mild begonnen, aber Mai ist die Sonne dann nicht gerade extrovertiert, ganz anders als der Regen. Im August betritt der Fils zum ersten Mal savoyardisches Territorium und rutscht dabei immer wieder aus, nicht etwas weil savoyardisches Parkett so glatt wäre, sondern weil fast überall ein mords ein Gatsch ist. Von den fünfzehn Augusttagen, an denen der Fils in Savoyen ist, hält es nicht ein einziger aus, vierundzwanzig Stunden im Trockenen zu verweilen. Einem Maxglaner wie dem Rudl fällt so etwas nicht einmal auf. Aber der Fils ist ein Kind der Grenze zwischen Wiener Becken und pannonischer Tiefebene. So oder so, der Rudl rekommandiert, die guten Weißweine aus 2014 noch ein Zeitl aufzuheben und gegebenenfalls die Fünfzehner vorher zu trinken. Monsieurs Riouspeyrous und Belluard sehen das übrigens auch so. Das österreichische Zentralamt für Wein hingegen bedauert, dass keine „höheren Mostgewichte“ möglich gewesen sind. Dem Rudl seiner Wahrnehmung nach sind die in den letzten Jahren immer mehr ein Problem als ein erstrebenswertes Ziel. Da zieht der Rudl doch die raffinierteren und frischeren Zweitausendvierzehner vor, auch wenn man sie vielleicht noch ein paar Jahre im Keller reposieren lassen sollte.

 

2013

Dass es vom Grünen Veltliner aus diesem Jahr nicht so viel gibt, ist auf widrige Witterung und deswegen Verrieselung während der Blüte zurückzuführen. Dann kommt im Juni eh schon die erste Hintzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfe noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert. Nicht die allerunvorteilhaftesten Bedinugnen für guten Wein. Ledigleich die Süßweine haben einen Grund zur Klage.

 

2012

Extrem kalter Februar, warmer Frühling, Spätfrost im Mai, achtunddreißig Grad schon Ende Juni, Niederschläge im Juli, Hitze im August und schönes, trockenes Wetter während der Lese. Im Unterschied zu 2011 wenigstens kühlere Nächte im September. Für Süßweine sehr erfreulicher Herbst, für Eiswein noch viel erfreulichere Kälte um den 8. Dezember.

 

2008

Gilt als nicht so grandioser Jahrgang. Für die Weinbaumeister war es vermutlich auch nicht einfach, weil Wasser in allen Aggregatszuständen die Gesundheit der Weinbeeren bedroht hat. Nur hat der Rudl ein bissl den Verdacht, dass in Österreich die Qualität eines Jahrgangs in erster Linie von einer möglichst hohen Zuckergradation abhängig gemacht wird. Für den Rudl seinen Geschmack geht es darum gerade nicht, weil der ja gerne wartet, bis die Weine ein bissl reifer sind. Damit sie dann auch gut schmecken, müssen sie schon ein bissl vif sein. Den Weinen des Jahrgangs 2008, deren Beeren und Trauben gesund gelesen worden sind, kann man diese Vifheit sicher nicht absprechen. Sollte es da noch eines Beweises bedurft haben, hätte den der Zeitausendachter Rote Veltiner Reisenthal vom Mantlerhof letzte Woche geliefert. Monsieur Mantler wird sich etwas dabei gedacht haben, als er einen Teil des Achters Reisenthal in Doppler abgefüllt hat. Der Rudl hat damals eine von diesen Flaschen erwerben dürfen. Dafür ist er dem Maître de Valteliner Rouge sehr dankbar. Den Umstand, dass gerade ein biologisch arbeitender Weinbauer wie Sepp Mantler in einem wasserrreichen Jahr wie 2008 dermaßen hervorragende Weine gekeltert hat, kann man vielleicht auch als Denkzettel für jene verstehen, die immer noch meinen, Bioweinbau sei etwas für Jahrgänge, in denen sich der Weine quasi von selber mache. Kluturwein, die Xte.

  • Grüner Veltliner Steinleithn 2015, Geyerhof, Kremstal (4/6)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2014, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2012, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2008, Geyerhof, Kremstal (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 11. Oktober und am Freitag, den 13. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist ein ganzer Haufen Weine wieder, bzeihungsweise zusätzlich aus anderen Jahrgängen beim Rudl erhältlich.

  • Grüner Veltiner Steinleithn 2015, Geyerhof, Kremstal – Weinmeisterin und Weinmeister R. sei Dank!
  • Grüner Veltiner Stockwerk 2016, Geyerhof, Kremstaler
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal,
  • Muscadet, Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon, AOP Muscadet, Loire – dazu nächste Woche mehr, den Damen E. und R., sowie den Herren B. und C. sei jetzt schon einmal auf das Sakrischste gedankt!
  • Grüner Veltiner Vollmond 2016, Leo Uibel, Weinviertel – Leo Uibel sei Dank!
  • Grüner Veltiner Katzensprung 2015, Leo Uibel, Weinviertel
  • Chardonnay 2014, Leo Uibel, Weinviertel

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf die nächste Woche:

Le Grand Depart – Start zur Tour de France 2018 – Muscadet Verticale Domaine Michel Brégeon 2002, 2004, noch einmal 2004, 2005, 2009, 2010 und 2013

Herr Rudolf wünscht und dankt!

 

Rote Veltliner von Sepp Mantler assistiert von Kuczera, Dupasquier und Gravner

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Spache zu fast allem tauglich ist, nur nicht zur Vermittlung von Inhalten, dann würden die Farbbezeichnungen von Obst und Gemüse im Allgemeinen und die der Weinsprache im Speziellen diesen liefern. Dass beispielsweise die Schwarzbeeren im Laufe ihrer Vegetationsphase so ziemlich alle Farben annehmen, außer Schwarz, das hat eine der Lieblingsmusikkapellen vom Rudl, die Querschläger aus dem Lungau, schon einmal herausgearbeitet. Beim Wein schaut es ganz ähnlich aus. Da stimmt fast gar nichts. Der Blaue Zweigelt ist vielleicht blau. Aber da ist die Namensbezeichnung insgesamt misslungen. Beim Pinot Noir etwa kann die Farbbezeichnung wirklich nur den Sinn einer Abgrenzung von anderen Pinots haben. Und die sind auch alles andere als grau oder weiß. Die Sauvignons detto. Beim Blauen Muskateller würde sie passen, nur gibt es den so gut wie nicht mehr. Bleibt Blaufränkisch, wo der Rudl das Farbpräfix irgendwie nachvollziehen kann. Und dann halt ein paar Rebsorten, denen das Farbadjektiv einen mehr oder weniger rötlichen Schimmer im Vollreifestadium der Weinbeeren andichtet. Für den Wein ist das höchstens im Fall einer Mazeration relevant. Aber die Trauben etwa der Roussette, im bürgerlichen Namen Altesse und Lieblingsrebsorte vom Rudl, werden irgendwann einmal rötlich, wenn sie lange genug am Stock hängen. Auch die von der Roussanne, vom Roten Traminer, vom Rosenmuskateller und die vom Roten Veltliner.

Roter Veltliner

Der Rote Veltliner hat mit dem populäreren Grünen Veltliner nicht viel zu tun, außer vielleicht die Verwandtschaft mit Heunisch. Das heißt aber nicht viel. Die Aufmerksamkeit, die die österreichische Weinmarketing dem Grünen Veltliner schenkt, untscheidet diesen dafür umso mehr von seinem roten Namensvetter.

Der Rote Veltiner ist ein alter Bursch. Und alte Burschen sind oft Mimosen. Da gibt es kaum ein Schwammerl, vor dem der Rote Veltiner keine Federn hat, das obwohl er eine passabel dicke Haut hätte. Kalte Füße sind auch nicht Seines. Dass er dann noch ziemliche Ansprüche an die Lage stellt, passt da gut ins Bild.

Einem Herrn Franz Hietl ist es zu danken: Im Neunzehnhundertsechzehner Jahr war zur Weinblütezeit ein recht ein Sauwetter. Da hat Herr Hietl bemerkt, dass ein Stock trotzdem einen Traubenbehang gehabt hat. Den hat er mit wissenschaftlicher Assistenz recht mühsam weiter selektioniert. Danach hat sich dann der Vater von Sepp Mantler Verdienste um die Verbreitung des Hietl-Veltiners gemacht.

Das Vorleben des Roten Veltiners liegt weitgehend im Dunkeln. Neuburger, Zierfandler und Rotgipfler gelten als seine Kinder. Mit dem Grünen Veltiner ist er nicht verwandt.

Die Trauben sind dichtbeerig. Das macht ihn nicht unkomplizierter. Reifen tut er später, heute auf gar keinen Fall ein Nachteil. Der Ertrag ist unsicher, was in Anbetracht der oben aufgeführten Kapriziositäten kaum verwunderlich ist. Die Geisterfahrer, heute nennt man die „Kommunikationsprofis“, in einer staatstragenden Partei würden ihm vermutlich Prinzessinnenhaftigkeit nachsagen. Löss mag er, tiefe Lagen nicht.

Quantitativ tendiert der Rote Veltliner zu Übertreibungen. Wird er von der sichtbaren Hand des Weinbaummeisters nicht gebremst, kommt nichts Gutes heraus. In dieser Hinsicht verhält sich der Rote Veltiner gerade so wie der Wohnungsmarkt, die Raumordnung und der Verkehr. Nimmt der Winzer seiner Aufgabe ernst und reguliert und kontrolliert, dann sind Würze, Haselnussaromen, Frische und Langlebigkeit die Folge.

Da denkt der Rudl an Altesse. Ein paar der fast zahllosen Namen für den Roten Veltliner sind Rebolina, Ryvola Crvena und Weißholzige Ribula Maucnjk.

Darum ergänzt der Rudl die vier Jahrgänge Roten Veltiner vom Mantlerhof durch eine Altesse von Dupasquier, einen Zierfandler von Friedrich Kuczera, einen Neuburger vom Mantlerhof und einen Ribolla von Josko Gravner.

Mantlerhof

Sepp Mantler ist einer der Weinbauern, deren Weine der Rudl gleich einmal entdeckt hat, als er begonnen hat, sich näher mit Wein zu beschäftigen. Das war Anfang der Neunziger Jahre. Und das war damals nicht einmal der berühmte Grüne Veltliner Spiegel 1986, sondern vor allem der Riesling Wieland. Irgendwo hat der Rudl bei seinem ersten Besuch am Mantlerhof gemerkt, dass er dieses Haus nicht nur mit viel gutem Wein, sondern auch ein Eck gscheiter verlässt, als er vorher gewesen ist. Wenn Sie so wollen, ist das so etwas wie eine Konstante in der Weinbegeisterung vom Rudl.

Roter Veltiner Reisenthal 2006

Ein heißer Jahrgang, schon während der Blüte. Das kann das Ankeimen der Pollen verhindern. Verrieselung. Direkt erwünscht ist die nicht. Als Kollateralnutzen kann aber erhöhte Lockerheit in der Traube die Folge sein.

Heiß ist es dann weiter gegangen. Bis in den Herbst hinein. Medium steht am Etikett. Ganz trocken ist der Zweitausendsechser damals nicht gewesen. Der Rudl ist schon neugierig, inwiefern das eingebunden ist. Bedauerlicherweise ist es dem Rudl seine allerletzte Flasche.

Roter Veltiner Reisenthal 2008

Über den Jahrgang haben sie gejammert wie über den Zweitausendzehner. Für Caviste Rudolf ist 2008 ein herausragender Jahrgang. Frische, Charakter und Eleganz in perfekter Kombination.

Roter Veltiner Reisenthal 2013

Wenn es nach Rudolf Polifka geht, ein idealer Jahrgang, auch wenn der Sommer extrem heiß gewesen ist. Die meisten guten Weine dieses Jahrgangs sind ziemlich sicher noch nicht am Zenit.

Roter Veltiner Reisenthal 2014

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das sogar gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden. Die guten werden sicher noch ein Zeitl brauchen. Die anderen sollten schon getrunken oder einer anderen Verwendung zugeführt sein.

  • Roter Veltliner Reisenthal 2014, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4/6)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2013, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2008, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2006, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Zierfandler 2016, Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion (2,50/4)
  • Neuburger 2015, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstaler (2,50/4)
  • Roussette de Savoie 2013, Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Ribolla 2005, Gravner, IGT Venezia Giulia, Italien (9/14)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 4. Oktober und am Freitag, den 6. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Caviste Rudolf freut sich, es endlich geschafft zu haben, wieder einen Wein von Josef Salomon ins Sortiment zu befördern. Da er co-zweimäßig auf kleinem Fuß und also bis Staatz mit der Eisenbahn unterwegs gewesen ist, gibt es derweil einmal nur den trockenen Gemischten Satz 2016.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 11. und 13. Oktober:

voraussichtlich nothing else but Chardonnay

Herr Rudolf wünscht einen guten Appetit!