Savoyen v Hochsavoyen, MITTWOCH(!), 3. Juli, 18(!) bis 22(!) Uhr – letzter Öffnungstag vor der Sommerpause

Exkurs: Rufzeichen

Wenn der Rudl ein Satzzeichen hat, das er nicht mag, dann ist es das Rufzeichen! Er hält es für ein Relikt feudalistischer Gesellschaftsstrukturen und verwendet es nur, wenn es überhaupt nicht anders geht. Weil der Rudl aber nicht mag, dass Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vor dem zugesperrten Türl seines Geschäfts stehen, macht er mit dem einen oder anderen Rufzeichen auf außerordentliche Öffnungszeiten aufmerksam. Nie ohne Überwindung. Diese außerordentlichen Öffnungszeiten sind auf den Umstand der Sommerferien in Ostösterreich und auf …

Exkurs: Radsport

… zurückzuführen. Ist es letzte Woche ein Fußballspiel gewesen, das Caviste Rudolf Polifka dazu bewogen hat, seine Geschäftsöffnung von Dienstag auf Donnerstag zu verschieben, so ist es diese Woche der Radsport. Am Dienstag fahren sie von Pinerolo in Italien nach Valloire in Savoyen. Zwanzig Kilometer vor dem Ziel überqueren sie dabei den Col du Galibier. Wahrscheinlich ist das einer der Lieblingspässe des Rudls. Darum wird Bergmeister Rudolf kommenden Dienstag vor dem …

Retour au Col du Galibier

Am kommenden Dienstag radeln sie also auf den Galibier. Wenn Sie den Rudl fragen, ist das die Königsetappe der diesjährigen Tour. Und da wird der Rudl gespannt mit einem Flascherl Galibier-Bier vor dem Fernsehkastl, das keines mehr ist, sitzen und schauen, wann, wer, wo attackiert.

Einen Tag später, am Mittwoch, den 3. Juli, sperrt der Rudl noch einmal sein Geschäft auf und kredenzt quasi post etappem Weine zum Col du Galibier. Dabei lässt er die beiden Departements, welche die Weinbauregion Savoien konstituieren, in den Kategorien Altesse und Mondeuse gegeneinander antreten: Savoyen v Hochsavoyen. Der Vollständigkeit halber ist zu ergänzen, dass auch ein paar Weingärten dieser Appellation den Departements Ain und Isère gehören. Wirklich ins Gewicht fallen tun die aber nicht.

Letzter Geschäftstag vor der Sommerpause: Mondeuse und Altesse

Dann begibt sich Caviste Rudolf Polifka bald einmal auf Studien- und Dienstreise. Der 3. Juli ist quasi die letzte Gelegenheit, vor dem Sommer das eine oder andere Flascherl Wein für den Grill oder, respektive und die Terrasse zu erwerben. Mondeuse ist neben Ploussard am Gaumen vom Rudl sowieso die erste Adresse, wenn es um gekühlt zu trinkenden, eleganten Rotwein geht. Altesse wiederum ist ein Universalwein. Ein Gericht, das mit keiner Altesse harmoniert, ist in den Küchen zwischen San Sebastian und Strasbourg noch nicht kreiert worden.

 

  • Altesse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Altesse 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)
  • Les Grandes Jorasses 2020, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, Ayze, Haute-Savoie, Vin de France (9/14)
  • Mondeuse « Mattäi » 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)
  • Mondeuse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse 2018, Domaine Dupasqier, Aimavgne, AOC Vin de Savoie (4/6)

 

MITTWOCH, den 3. Juli von 18 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Königsetappig, aber feudalismusfrei grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DONNERSTAG, 27. Juni von 16 bis 20 Uhr: Pyrenäen von West nach Ost

Fußball

Am Dienstag ballern sich die österreichischen Kicker gegen die holländischen hoffentlich in das Achtelfinale der Fußballeuropameisterschaft. Um etwaige Kollisionen sportlicher und wissenschaftlicher Termine zu verhindern, sperrt Caviste Rudolf Polifka deshalb kommende Woche nicht am Dienstag, sondern am Donnerstag sein Geschäft auf.

 

Retour

Letzte Woche ist der Rudl, einem Imperativ der Pet Shop Boys folgend, oenologisch von Ost nach West quer durch Frankreich geradelt. Er hat das für seine Verhältnisse ungewöhnlich weit im Norden gemacht. Viel nördlicher geht dann eh nicht mehr viel, sieht man von Schaumwein ab. Kommende Woche wird sich Caviste Rudolf wieder in die vertrauteren Bergetappen zurückziehen. Er wird dabei in seiner Lieblingsappellation Irouléguy im Baskenland starten, dann seine quasi dritte oenologische Heimat verlassen und den Pyrenäen entlang Richtung Osten radeln, zumal ihm beim Lesen eines Buches über französische Weine vom pyrenäischen Piemont eine Unausgewogenheit zwischen Atlantik und Mittelmeer in seinem Sortiment aufgefallen ist. Wenn es sich ergibt und wenn vor allem die avisierten Weine halten, was die Literatur verspricht, dann könnte sich am Ende des Sommers durchaus der eine oder andere Wein mit Blick auf das mediterrane Ende der Pyrenäen im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils wiederfinden. Was weiß man?

  • Irouléguy rouge Tradition 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

Klassischer Rotwein von der Domaine Arretxea, siebzig Pecent Tannat, zwanzig Cabernet franc, zehn Cabernet Sauvignon – im Betonei vergoren und ebendort zehn Monate ausgebaut – ein für die Pyrenäen eher ungewöhnlich leichter Rotwein, den man im Sommer gekühlt trinken kann

  • Sabari 2023, Domaine Balansa, Villeneuve-les-Corbières, Vin de France (5/8)

Xarel-Lo und Rolle acht Tage mit der ganzen Traube vergoren, dann gepresst und sechs Monate in der Tonamphore ausgebaut, aus der Appellation Corbières; Nur sieht diese Appellation keinen Xarel-Lo vor. Der ist im gar nicht so weit entfernten catalanischen Penedès und dort wiederum ganz gern im Schaumwein Cava daheim.

 

  • La Vinota 2023, Domaine Balansa, Villeneuve-les-Corbières, Vin de France (4,50/7)

selbes Weingut, aber Grenache noir und Lledoner Pelut, eine Mutation von Grenache

  • Aux amis de ma sœur 2023, Jean-Baptiste Senat, IGP Aude, Languedoc
  • Château de Canterrane 1977, AOC Côtes du Roussillon, Castelnou (5/8)

reifer Rotwein aus einer Weinbauregion, die in den siebziger Jahren aufgrund einsetzender Weinimport aus Nordafrika in wirklich prekäre soziale Spannungen geraten ist

  • Garnatxa 2019, Domaine Traginier, AOC Collioure, Banyuls sur Mer, Roussillon (5/8)

Neunzig Percent Grenache, zehn Mourvèdre; Jean-François Deu hat 1997 sein Weingut auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Im Weingarten arbeitet er mit einem der letzten Maultiere von Banyuls. Darum hat er seine Domaine gleich nach diesem benannt: Traginier

 DONNERSTAG, 27. Juni von 16 bis 20 Uhr

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Caviste Rudolf Polifka grüßt die Pyrenäen!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Vom Jura bis an die Loire, Dienstag, 18. Juni, 16 bis 20 Uhr

Prolog

Der Rudl freut sich ja schon wie ein kleiner Bub. In zwei Wochen radeln sie wieder durch Frankreich. Das tun sie natürlich auch zu anderen Zeiten, etwa beim Critérium du Dauphiné. Aber die Tour de France ist für den Rudl dann noch einmal etwas anderes. Etwas ganz anderes, auch, aber nicht nur weil da die Ferien anfangen.

Monsieur Polifka freut sich dermaßen, dass er jetzt einmal oenologisch eine längere Flachetappe zurücklegen wird, vom Jura an die Loire in der Nähe von Blois, dann womöglich im Gegenwind nach Saumur und weiter in die Gegend um Nantes, nach Gorges ins Muscadet.

Overnoy

… ist der Name des ziemlich sicher emblematischsten Weinbauern aus dem Jura. Der heißt Pierre und der Rudl hat schon zweimal zu ihm Bonjour! sagen dürfen. Die in Buchform veröffentlichten Gespräche mit Pierre Overnoy und Emmanuel Houillon, der das Weingut vor gut zwanzig Jahren übernommen hat, aber immer noch im respektvollen und intensiven Austausch mit Monsieur Overnoy führt, hat Caviste Rudolf Polifka dreimal gelesen und beim dritten Mal immer noch hochinteressant gefunden. Wein von den beiden zu kaufen, ist weniger einfach, als ihre Worte zu lesen. Vor zehn Jahren war es schwierig. Heute ist es unmöglich. Aber man kann nicht alles haben.

Guillaume Overnoy ist der Sohn des Neffen von Pierre Overnoy und wohnt im südlichen Jura. Sein Vater hat in den achtziger Jahren sein Weingut sehr stark an der Entwicklung des Weingutes seines Onkels Pierre orientiert. Der Sohn setzt diesen Weg erfolgreich mit sauberen, lebendigen Weinen fort.

Henry Marionnet. Eine Wiederholung

1967 hat Henry Marionnet an der Loire zwanzig Hektar Weingarten mit hybriden Reben geerbt und gleich gerodet. Uhudler wächst wo anders ein besserer. Der silexhaltige Ton mit Sand und Kieselsteinen hat Henry Marionnet vielmehr auf die Idee gebracht, auszuprobieren, ob man nicht vielleicht die Reblaus austricksen, unveredelte Edelweinrebsorten pflanzen und so den Geschmack europäischer Weine vor der Reblauskatastrophe ergründen könne. Ein paar Weine von diesen nicht veredelten Weingärten hat der Rudl schon kredenzt. Kommende Woche wird er gleich zwei solche Rote ausschenken.

  • Savagnin ouillé 2020, Guillaume Overnoy, Orbagna, AOC Côtes du Jura (8/12)

Savagnin nicht oxidativ ausgebaut

  • Cépages oubliés Gamay de Bouze 2022, Domaine de la Charmoise, Soings, IGP du Val de Loire (4,50/7)

Spielart des Gamay, die quasi verschwunden ist. Gamay mit rotem Saft. Aus dem können Sie zwar einen gleichgepressten Wein machen, aber das wird kein weißgepresster werden. Der Saft rinnt rot aus der Presse. Henry Marionnet hat diese Rebsorte nicht nur neu ausgepflanzt, sondern das auch noch unveredelt, also wurzelecht gemacht. Dicht, aber nicht schwer, rauchig und im Gleichgewicht von Bitternoten und Tanninen.

  • Vinifera Côt 2016, Domaine de la Charmoise, Soings, AOC Touraine (5/8)

Auch dieser Wein stammt von nicht veredelten Reben. Côt, zu dem sie in Cahors „Malbec“ sagen. Sehr reife Brombeeren, schwarze Kirschen, Heidelbeeren und Cassis. Ein Wein, der ein paar Jahre braucht, um seine Energie und Steinigkeit zum Ausdruck zu bringen.

  • Les Coudraies 2019, Domaine des Closiers, AOC Saumur-Champigny, Loire (7/11)

momentan der einzige Wein von der Loire im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils; Beraten von Nady Foucault von Clos Rougeard hat Anatole de la Brosse 2018 dieses Weingut übernommen. Cabernet franc – ein Monat Macération, ein Jahr im Fass, ein Jahr in der Flasche – erst dann kommt der Wein in den Verkauf

  • Terre de Gabbro 2021, Vincent Caillé, Monnières, AOC Muscadet Sèvre et Maine, Loire (7/11)

Melon de Bourgogne vom Cru Gorges, Selection ganz alter Reben, vergoren und neun Monate sur lie im Betonei ausgabaut

  • … und vom G’mischten Satz Obere Schos 2022 von Peter Uhler (4,50/7), sowie von ein paar Weißburgundern ist auch noch etwas da.

Dienstag, den 18. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Unveredelt grüßt Caviste Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weiße Burgunder und glasweise der erste Wiener Wein im Sortiment, Dienstag, 11. Juni, 16 bis 20 Uhr

Eine Sprachverwirrung als Seismograph

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jemandem erzählen, dass Sie weiße Burgunder getrunken haben, dann kann diese Frage quasi als Seismograph für frankophile Weinaffinität Ihres Gegenübers erachtet werden. Ist diese stark ausgeprägt, dann wird Ihr Gegenüber annehmen, dass Sie Chardonnays getrunken haben und unter Umständen nach Chablis, Meursaults oder Montrachets fragen. Hat Ihre Gesprächspartnerin, respektive Ihr Gesprächspartner weniger für französische Weinkultur übrig, dann wird er oder sie annehmen, dass die Weine der Rebsorte Weißburgunder zu sich genommen haben.

 

Weißburgunder. Eine Prestigeleerstelle

Heute gilt er als so etwas wie der Inbegriff von grauer Maus unter den Rebsorten. Anders als Welschriesling, der als Rebsorte wenigstens unterschätzt wird und schon allein deshalb eine Renaissance als Reaktion auslöst, wird Weißburgunder nicht einmal unterschätzt. Weißburgunder wird einfach ignoriert. „Unter dem Radar“ wie man heute sagt. Grund für die Rudl, seine Radarpistole auf die Weißburgunder in seinem Sortiment zu richten.

  • Dankbarkeit Weiß, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (3/5)
  • Weißburgunder 2021, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (3/5)
  • Weißburgunder Alte Reben 2021, Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)
  • Weißburgunder Hofstudien 2020, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)
  • G’mischter Satz Obere Schos 2022, Weingärtnerei Peter Uhler, Grinzing, Wien (4,50/7)
  • … und ein reifer Weißburgunder aus den siebziger-, achtziger- oder neunziger Jahren wird auch dabei sein.

Dienstag, den 11. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Über dem Radar grüßt Caviste Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Europa, nix aber … Sauvignons von Andreas Tscheppe und aus fast halb Europa, Dienstag, 4. Juni, 16 bis 20 Uhr

Nix aber! Die Erste

Vorigen Dienstag hat der Rudl fünf Jahrgänge Hégoxuri von der Domaine Arretxea glasweise kredenzt. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, werden Sie bei ihm keine viel bessere Serie als diese trinken. Und über dem Niveau des 2009ers wird oenologisch sowieso nicht mehr viel stattfinden können, ganz sicher nicht in den Kategorien Struktur, Frische und Vielschichtigkeit. Wäre Caviste Rudolf Polifka mit Marketingwassern gewaschen, dann würde er jetzt weiterschreiben: „ABER der Rudl wird sich auch weiterhin bemühen, Ihnen die besten Weine …“ Nix aber. Über die Hégoxuri-Serie wird nicht viel gehen. Vielleicht gibt es wieder einmal eine, mit anderen Jahrgängen.

Nix aber! Die Zweite

Citoyen Rudolf Polifka hält sich für einen glühenden Westeuropäer, allerdings nicht für einen mit Blindheit geschlagenen Euphoriker. Er hat quasi als junger Bub am 12. Juni 1994 gegen den Beitritt Österreichs zu EU gestimmt, war damals in Salzburg sogar in der einen oder anderen Form öffentlichkeitswirksam unterwegs, aber nicht weil er gegen eine Mitgliedschaft Österreichs in der EU, respektive damals EG war. Damals hat die EU Österreich als Mitglied mindestens so gebraucht wie Österreich eine Mitgliedschaft in der EU. Heute schaut die Geschichte bedauerlicherweise anders aus.

Wenn es 1994 nach dem Rudl gegangen wäre, hätte Österreich vor einem Beitritt von der EU zweierlei verlangen müssen: ein Ende der Förderungen von Agrarindustriebetrieben und ein Parlament mit legislativer Kompetenz, die über Budgetagenden hinaus geht. Letzteres hat sich zum Glück erübrigt. Das EU-Parlament ist heute viel mehr Parlament als 1994. Damals war der nicht direkt wählbare Rat die gesetzgebende Körperschaft, was für einen Citoyen nur ein Affront sein konnte. An der irregeleiteten Landwirtschaftspolitik hat sich bedauerlicherweise weniger geändert.

Jetzt ist Österreich Mitglied in der Europäischen Union. Und so wie sich diese und jenes entwickelt haben, sollte Österreich froh darüber sein. Sehr froh sogar und nix aber!

 

Seltsam

Keine Frage, der Rudl hat schon weniger seltsame Lehrveranstaltungsthemen als dieses formuliert. Es sind ein paar Faktoren zusammen gekommen. Erstens hat Caviste Rudolf Polifka vor einigen Wochen wie erwähnt seine Zuteilung des neuen Jahrgangs von Elisabeth und Andreas Tscheppe abgeholt und beschlossen, alle Weine zuerst einmal etappenweise im Geschäft anzubieten, ehe sie auf seine Homepage zu stellen und dann der Post und sich selber unnötig Arbeit zu bereiten. Dann ist ihm aufgefallen, dass er von dieser Rebsorte studierenswerte Exemplare aus halb Europa hat. Diese sind noch dazu so derartig verschieden zubereitet und reif, dass damit – ausgenommen Sauvignons aus der Fabrik, wie sie leider immer noch subventioniert werden – eine ziemliche Bandbreite von Stilen dieser Rebsorte repräsentiert ist. Und dann hat der Rudl noch ein Buch gelesen. Neuauflage der Publikationen von Jules Chauvet, seines Zeichens Physiknobelpreisaspirant, Weinhändler, Weinbauer, Pate, Erforscher und Verfechter von Biowein. Monsieur Chauvet hat vor allem an Fragen der Weinbereitung, Verkostung und Glasentwicklung geforscht. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte Jules Chauvet Versuche angestellt, wie man ohne Schwefelzusatz Wein produzieren kann. Später hat er sein Wissen nicht nur bei seinen eigenen Weinen angewandt, sondern auch Weinmeister wie Marcel Lapierre, Jean Foillard, Jean-Claude Chanudet oder Jean-Paul Thévenet im Beaujolais und Pierre Overnoy im Jura dabei unterstützt, auf das Schwefeln zu verzichten und trotzdem blitzsaubere Weine zu machen. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, verstehen Sie den Rudl bitte nicht falsch! Er hat kein grundsätzliches Problem mit Schwefel bei der Weinproduktion, zumal es sich dabei um eine natürliche Substanz handelt. Aber zu viel Schwefel ist der Lebendigkeit eines Weines nicht zuträglich. Das kann man ziemlich leicht erforschen. Zu viel Schwefel macht den Wein aber auch unverträglich und kann Kopfweh verursachen. Das muss man nicht unbedingt im Selbstversuch erforschen. Wein von Jules Chauvet wird es nicht mehr geben, zumindest nicht zu erwerben. Beim Lesen eines Interviews von Hans-Ulrich Kesselring mit Jules Chauvet aus dem Jahr 1981 hat der Rudl aber die Idee gehabt, sich nach dem Interviewenden zu fragen und dann noch ihm zu forschen. Wenn Herr Kesselring in den achtziger Jahren oenologische Gespräche mit Professeur Chauvet geführt und dabei über seinen eigenen Wein gesprochen hat, könnte es einen Sinn haben, diesen Weinen auf den Grund zu gehen.

Hans-Ulrich Kesselring. Wegbegleiter von Jules Chauvet

Weinmeister auf Schloss Bachtobel im Schweizer Thurgau. Hans-Ulrich Kesselring war ein gebildeter, bescheidener Mann, in Sachen Wein kompromisslos, hat viel nachgedacht und dabei offensichtlich die richtige Gesellschaft gehabt, Jules Chauvet zum Beispiel. Heute führt sein Neffe das Weingut. Der Rudl verdankt diesem, den ersten und bis jetzt einzigen vielschichtigen Müller-Thurgau seines Lebens getrunken zu haben.

  • Sauvignon blanc 2023, Schloss Bachtobel, AOC Thurgau, Schweiz (6/9)
  • Sauvignon blanc 2023, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (3/5)
  • Sauvignon blanc « Grüne Libelle » plus 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (8/12)
  • Néphèle 2020, Laroque d’Antan, Laroque des Arcs, Cahors, IGP Côte du Lot, Sud Ouest (8/12)

Sauvignon blanc, Sauvignon gris, Verdanelle, Mauzac vert und Mauzac rose in Sélection massale aus fast ganz Frankreich, ein altes Terroir nache Cahors, das 140 Jahre brach gelegen ist und die vielleicht namhafteste Bodenforscherfamilie Frankreichs, Lydia und Claude Bourguignon samt Fils, als Weinbäuerin und Weinbauern.

  • Hirschkäfer 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (9/14)

60 bis 70 % Sauvignon blanc etwa drei Wochen auf der Maische mit Kämmen und Stielen von einem Terroir „hors norme“

  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (8/12)
  • Sauvignon blanc 2005, Cotar, Komen, Kras, Slowenien (9/14)

Dienstag, den 4. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Europäisch und aberfrei grüßt Citoyen Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien