Schwerpunkte
Gar nicht so gelegentlich hört man, dass man Kenntnisse im einen oder anderen Unterrichtsfach „später eh nie mehr brauchen“ werde. Als Schüler hat der Rudl selbstverständlich auch so gedacht und als Schüler oder Schülerin ist das in Ordnung. Aber man vernimmt derlei auch von sogenannten Bildungs- und Universalexpertinnen oder -experten. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Sie wissen, das sind nicht selten Menschen, die wie Sokrates zwar um ihre kognitiven Defizite Bescheid wissen oder diese zumindest verspüren, diesen Umstand jedoch durch besonders hochfrequente und laute Beiträge zu allen möglichen Themen zu kaschieren trachten. Major Kottan würde vielleicht ergänzen, dass die Betonung dabei auf allen und nicht auf möglichen liegt. Ein besonders beliebtes Betätigungsfeld für diese Universalexpertinnen und -experten stellt dabei die Schule da. Dort waren sie dank Maria Theresia alle, oft nicht nur ganz erfolgreich, was manche von ihnen jedoch gerne für die Stichhaltigkeit ihrer bildungspolitischen Thesen ins Treffen führen. À la „Ich war ein schlechter Schüler und jetzt bin ich Universalgelehrter. Da muss doch etwas faul sein am Bildungssystem.“ Als zentrales Kriterium ihrer Expertisen führen diese Geistesriesen gerne eine „Brauchbarkeit“ allfälliger Bildungsinhalte ins Treffen. Bezüglich der Beurteilung von Brauchbarkeit beanspruchen sie für sich Treffsicherheit. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, sind es genau solche Bildungsexpertisen, deren Brauchbarkeit man anzweifeln kann. Zum einen weiß niemand mit Gewissheit, was irgendjemand irgendwann irgendwo brauchen wird. Zum anderen lernt man nicht, um zu brauchen.
Schwerpunkte
Dass eine Fläche nur einen Schwerpunkt hat, gehört zu derlei eventuell nicht verwertbarem Wissen. Aber das ist egal. Der Rudl weiß, dass eine Fläche nur einen Schwerpunkt haben kann. Da sein Geschäft zwei Schwerpunkte hat, kann es ergo keine Fläche sein, keine „grande surface“, wie der Franzose sagt, wenn er einen sogenannten Supermarkt meint. Viel mehr würde der Rudl es als Weinidee bezeichnen. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dem Rudl in dieser Einschätzung nicht folgen, kann dieser auch mit der Bezeichnung „Schnapsidee“ leben. Egal.
Auf alle Fälle sind Weine von den Bergetappen der Tour de France ein Schwerpunkt der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils. Vor etwa einem halben Jahr hat der Rudl dann begonnen, einen zweiten Schwerpunkt zu konstruieren: Welschriesling. Dessen Exotikfaktor ist zumindest in Österreich deutlich niedriger als jener der Weine aus Savoyen und aus Irouléguy. Trotzdem hat Caviste Rudolf den Eindruck, dass Welschriesling nicht ernstgenommen wird. Völlig zu Unrecht, wie der Rudl meint. Denn die Rebsorte erschöpft sich nicht als Basis für Granny-Smith-Wasserl oder Schaumwein.
Und dann ist da noch ein Alternativname des Welschrieslings: Riesling Italico. Welche Rebsorte würde sich quasi als neutraler Materialwagen für den diesjährigen Giro d’Italia mehr anbieten?
Die Qualitätsoffensive für Welschrieling hat im Südburgenland stattgefunden. Was rund um den Csaterberg von manchen Winzerinnen und Winzern aus Welschriesling gemacht wird, zählt der Rudl zum Kompetenteren, was es an Weißweinen in diesem Land gibt. Darum hat er etwa auch überhaupt keine Hemmung, einen Welschriesling wie die Alten Reben 2021 von Klaus und Dieter Herist in Frankreich als Mitbringsel zu offerieren.
- 2023 Welschriesling Kleinlage Kratzer, Domäne Polifka, Klöch – Hasenleiten, Südoststeiermark – Wien (0/-)
Kategorie „Klassik“
- 2022 Welschriesling, Otto Knaus, Sulztal an der Weinstraße, Südsteiermark (3/5)
- 2022 Welschriesling Selection Csaterberg, Rainer Stubits, Harmisch, Südburgenland (4/6)
Kategorie „Reserve“
- 2021 Welschriesling vom Opok, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (5/8)
- 2022 Welschriesling Reserve, Weingut Jalits, Badersdorf, Südburgenland (5/8)
Kategorie „gereift“
- 1997 Welschriesling, Klaus Prünte vlg. Schneckenkogler, Grassnitzberg, Südsteiermark (9/14)
- 2002 Welschriesling, Klaus Herist, Rechnitz, Südburgenland (6/9)
DONNERSTAG, 15. Mai von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Utilitarismusfrei grüßt Caviste Rudolf Polifka!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien