Letzter Öffnungstag vor Ostern: Les Sérines, Vol. III: Marsanne, Douce noire, Persan und Altesse , am Dienstag, 19. März, 16 bis 20 Uhr

Eine dritte Woche widmet Caviste Rudolf Polifka der Rebsortenfamilie der Sérines. Nachdem er Mondeuse und Roussanne jeweils eine eigene Unterrichtseinheit gewidmet hat, stehen am letzten Geschäftstag vor Ostern andere Mitglieder der Sérines im Mittelpunkt: Marsanne, Douce noire, Persan und Altesse

 

  • L’Écume des Jours 2021, Les Deplaude de Tartaras, IGP Collines Rhodaniennes (5/8)

Marsanne und Roussanne, aber so, wie Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese beiden Rebsorten wahrscheinlich seltener kennengelernt haben, eigentlich auch nicht mehr das Terrain von Bergetappen, aber immerhin Hügeln. 2021 war es. Da hat Fred Giachino dem Rudl, nachdem dieser in der hauseigenen Weinbar die hauseigenen Weine gekostet hatte, einen „Vin des Copains“ empfohlen. Wenige Tage davor waren bereits bei Mathieu Apffel lobende Töne über die Deplaude de Tartaras zu hören gewesen. Dass Fred jetzt genau mit einem Wein von diesem Weingut daherkommt, hat der Rudl für einen Zufall gehalten und die Flasche natürlich bestellt. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. Viele Weißweine von der nördlichen Rhône sind dem Rudl oft zu plump. Die Déplaude de Tartaras sind von der nördlichen Rhône, sehen zwar nicht direkt auf den Bach hinunter, aber einige ihrer Weißweine erachtet der Rudl als überaus gelungene Kompositionen:  dezente Frucht, tonisch, frisch und würzig, eine Struktur, wo eins zum anderen passt und fast so etwas wie ein Rhythmus in der Abfolge der Geschmackseindrücke, die sich nacheinander einstellen. Caviste Rudolf wollte damals umgehend zu diesem Weingut fahren, musste sich aber zwischen Thévenet in Villié Morgon und Tartaras entscheiden, hat dem Granit im Beaujolais den Vorzug gegeben. Aus den oenologischen Augen hat er die Déplaude de Tartaras aber nicht verloren, zwei Jahre später dort sogar übernachtet und diese Entscheidung nicht bereut.

 

  • Roussette de Savoie 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)

Wie es die Dupasquiers schaffen, weitgehend ohne Chemiekasten regelmäßig Weine auf diesem Niveau zu machen und diese dann zu solchen Preisen anzubieten, entzieht sich der Kenntnis von Caviste Rudolf Polifka. Der Rudl hat den Verdacht, dass ein ausgeprägter Sinn für Tradition im Spiel ist. Das ist zumindest ein Eindruck, der sich dem Rudl beim Betreten des Weingutes immer wieder hinterlässt. Die klassisch trockene Roussette ist auf alle Fälle jener Wein, mit dem der Rudl seinerzeit, im Zweitausendsechser Jahr ist es gewesen, auf die Domaine Dupasquier aufmerksam geworden ist. Manchmal überlegt sich der Rudl, wie es wäre, wenn er nur mehr mit drei Weingütern arbeiten könnte. Die Dupasquiers wären dabei.

  • Altesse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)

Viel größer kann ein Unterschied zwischen zwei Repräsentantinnen einer Rebsorte nicht sein. Quitten und Bergamotten, resolut und kantig.

  • Douce noire « Nebula » 2020, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Eine ursprünglich in Savoyen verbreitete Rebsorte, an der für Maxime Dancoine ein Weg vorbei führt, ist wahrscheinlich weder erfunden noch entdeckt worden. Dabei ist Maxime gar nicht ursprünglich aus Savoyen. In Anbetracht seiner oenologischen Beratertätigkeit für Weinmeister wie Adrian Berlioz und die Giachinos, aber auch seiner Kontakte zu Michel Grisard ist das nicht besonders verwunderlich.

  • Persan 2020, Domaine Giachino, AOC Vin de Savoie (5/8)

Wüsste der Rudl nur, dass irgendeine savoyardische Rotweinsorte die Mutter von Syrah ist, fiele sein Verdacht vermutlich ziemlich schnell auf Persan. Nur würde das nicht stimmen. Mondeuse noire ist die Mutter von Syrah. Und dass Kinder ihren Eltern ähneln müssen, steht nirgends geschrieben. Dem Persan täte der Rudl die direkte Vorfahrenschaft von Syrah viel eher abkaufen.

  • … und von den Mondeuses ist auch noch einiges da …

 

… am Dienstag, den 19. März von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

In der Karwoche ist der Rudl auf Studien- und Geschäftsreise. Darum ist erst am 2. April wieder geöffnet.

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Vorösterlich grüßt Monsieur Rudolf!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Die Rebsortenfamilie der Sérines. Eine Trilogie, Vol. II: Mondeuse, am Dienstag, 12. März, 16 bis 20 Uhr  

 

Nach dem Unterrichtsthema der letzten Woche über Roussanne aus der Rebsortenfamilie der Sérines bleibt Caviste Rudolf Polifka kommende Woche quasi in der Familie und widmet sich Mondeuse in einer beinahe lückenlosen Vertikale vom Jahrgang 2016 bis zum Jahrgang 2021.

 

Sérines

Zur Rebsortenfamilie der Sérines gehören unter anderen Roussanne, Marsanne, Altesse, Viognier, Syrah, Persan, Douce noire und Mondeuse. Das mag verwundern, zumal sich vor allem Roussanne und Marsanne einen gewissen barocken Beigeschmack eingetreten haben. Mondeuse ist unter den Rotweinrebsorten so ziemlich das glatte Gegenteil von barock: niedrig im Alkohol, deutlich viel mehr Würze als Frucht und im Fall versierter Vinifizierung eine schwer nachzuahmende Eleganz.

 

Mondeuse noire

… gibt es auch in der sogenannten neuen Welt, in Sizilien und in der Schweiz, aber so richtig charakteristisch ist sie für Savoyen. Nie wirklich per Du ist Mondeuse mit der Reblaus geworden. Die hätte ihr beinahe den Garaus gemacht. Und das Wenige, was dieses Gfrast von Mondeuse noire übrig gelassen hat, ist dann noch einmal durch den Höhenflug des oenologischen Chemiekastens in den siebziger und achtziger Jahren ganz knapp vor ihr völliges Ende gestellt worden. Zur Jahrtausendwende waren etwa zweihundert Hektar übrig. Da waren ganz andere Rotweine angesagt. Und anders als mit Jacquère hat sich Mondeuse nicht einmal zum Verdünnen und Hinunterspülen des Fondues aufgedrängt. Aber es war auch da einmal mehr der damals im günstigsten Fall belächelte Michel Grisard, der am absoluten Tiefpunkt für diese Rebsorte längst erkannt hatte, wozu so ein Mondeuse-Rebstock am richtigen Fleck fähig ist und welches Lagerpotential die markante Würze gepaart mit Säure und reifen Tanninen offeriert. Mondeuses von Michel Grisard waren dann auch die erste savoyardischen Weinflaschen, die in Pariser Restaurants und Vinotheken aufgetaucht sind. Seither wächst die mit Mondeuse bestockte Rebfläche, nicht mit einem Affenzahn, zum Glück, aber sie wächst.

Immer wieder wird eine Identität von Mondeuse noire mit dieser oder jener Rebsorte vermeintlich erkannt, etwa mit Refosco. Genetischen Untersuchungen hat, zumindest des Rudls Wissens, noch keine dieser Hypothesen standgehalten. Relativ nahe dürfte Mondeuse dem Muscardin, einer der dreizehn für Châteauneuf-du-Pâpe zugelassenen Rebsorten stehen, nur dass Muscardin nicht so empfindlich auf Peronospora reagiert.

 

Linguistisches

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass mit der vom römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren erwähnten Traube „Allobrogica“ Mondeuse noire gemeint ist. Die Etymologie des Namens ist ungeklärt. So etwas schätzt der Rudl überaus. Denn so etwas lädt zum Fragen ein, und Fragen findet Schulmeister Rudolf sehr oft interessanter als Antworten. Es kann sein, dass „Mondeuse“ von einem provencalischen Wort für schälen, abwerfen kommt. Mondeuse noire erweist sich als sehr kooperativ mit der Weinbäuerin und dem Weinbauern, wenn es darum geht, den idealen Lesezeitpunkt zu ermitteln. Durch Abwerfen der Blätter signalisiert Mondeuse, dass man sich von der Photosynthese nichts mehr allzu viel erwarten braucht und zur Lese geschritten werden darf. Eine andere Erklärung stellt einen Zusammenhang altfranzösischer Ausdrücke für Most mit dem überdurchschnittlich ausgeprägten Hang zur Flüssigkeitsbildung dieser Rebsorte her. Eine dritte etymologische Hypothese führt den Rebsortennamen auf „mal doux“ in der wörtlichen Bedeutung von „schlecht mild“, also „bitter“ zurück. Als Weinbeeren genossen gibt es zugänglichere Rebsorten als Mondeuse. So ist ein behördlicher Erlass aus dem achtzehnten Jahrhundert überliefert, der neben der Rodung der alten jurassischen Rebstöcken Enfariné auch jene von einer Rebsorte mit dem Namen Maldoux anordnet. Mondeuse grise und Mondeuse blanche gibt es auch. Die eine hat man schon als ausgestorben betrachtet, bevor Pierre Galet ein paar Rebstöcke davon entdeckt und im Institut National de la Recherche Agronomique in Montpellier weitervermehrt hat. Die andere befindet sich im Schiste von der Domaine des Ardoisières und womöglich noch in diesem Jahr im Sortiment vom Rudl. Eine Rebkrankheit, für die Mondeuse noire nicht anfällig ist, muss wahrscheinlich erst erfunden werden. Dazu kommt, dass Mondeuse zum Übertreiben in Sachen Wachstum neigt. Wird sie nicht durch Rebschnitt zum Einbremsen gezwungen, resultiert das meistens in keinen besonders charaktervollen Weinen. Steinige Böden von den Dupasquiers in Jongieux setzen dem Übermut der Rebsorte natürliche Grenzen.

  • Mondeuse 2016, Dominique Belluard, Ayse, Haute Savoie, AOC Vin de Savoie (8/12)

Viel Mondeuse hat Dominique Belluard nicht gemacht. Darum ist das womöglich die letzte Gelegenheit, einen Rotwein von ihm zu trinken. Aus der Amphore.

  • Mondeuse 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Argile Rouge 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (6/9)

Würzigkeit und Strenge von Mondeuse gepaart mit der Elegance von Gamay – recht viel mehr Vielschichtigkeit geht vermutlich nicht.

 

 

  • Prieuré Saint Christophe Rouge 2019, Domaine Giachino, AOP Vin de Savoie (7/11)

von den alten Weingärten von Michel Grisard

  • Mondeuse „Black Giac“ 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse „Matthäi“ 2021, Côteaux des Girdondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (4,50/7)

 

Dienstag, den 12. März von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Monsieur Rudolf grüßt Ecken und Kanten sowie die Fähigkeit, mit den dazu komplementären Eigenschaften zivilisiert auszukommen!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Aux verres, les filles … et les fripons! Ein 1/8 ihrer Wahl für jede Dame „auf Haus“ zum internationalen Frauentag, Dienstag, 5. März von 16 bis 20 Uhr

Berechenbarkeit

Vielleicht ist es das Alter, vielleicht aber auch nur ein Mangel an mentaler Flexibilität. In Sachen Zeit braucht der Rudl ein paar Dinge, an die er sich halten kann, nicht viele, aber ein paar. Eine oenologische Vorbereitung auf den 8. März gehört dazu. Ein gesamteuropäischer Feiertag am 27. Jänner als Forderung detto. Dafür pfeift der Rudl auf alle Black Fridays dieser Welt. Halloween kann ihm gestohlen bleiben und der Stefani-Tag hat ihm auch nicht gefehlt. Darauf ist Verlass.

Positive Diskriminierung

Caviste Rudolf Polifka freut sich, heuer anlässlich des internationalen Frauentages, jede Dame, die am 5. März den Weg in seine Weinhandlung findet, auf ein Achtel des von ihr gewünschten glasweise angebotenen Weines einladen zu dürfen. Als der ganz große „Gamechanger“, wie man heute sagt, in Sachen Ungerechtigkeitsbekämpfung dürfte sich das zwar auch nicht erweisen. Als Symbol gegen ebendiese Ungerechtigkeit könnte es vielleicht aber schon durchgehen.

Probe

Da der Rudl auch heuer die Weine zum internationalen Frauentag ein paar Tage vor demselben kredenzt, besteht selbstverständlich wieder die Möglichkeit, den Wein Ihrer Wahl zum Tag der Gerechtigkeit zu erwerben, um ihn an ebendiesem Tag zuhause zu genießen.

Les Fille – les Fripons. Sexismus?

Das Etikett des Chignin-Bergerons „Les Filles“ von Gilles Berlioz ziert jedes Jahr eine andere Darstellung der Damen, die am Weingut arbeiten. Meistens sind diese gemalt oder gezeichnet, von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern und in unterschiedlichen Stilen. Der Rudl freut sich immer, wenn er irgendwo einen ihm bis dahin nicht bekannten Jahrgang erblickt, quasi nach dem Motto: Was ist ihnen in diesem Jahr eingefallen? Für den Jahrgang 2020 haben die Damen und Herren vom Weingut keine Malerin und auch keinen Zeichner engagiert, sondern sich für ein Photo entschieden. Auf dem Zweitausendzwanziger Les Filles befinden sich die Damen des Weingutes im Weingarten, allerdings so wie sie dort ziemlich sicher weder den Rebschnitt noch die Lese bewerkstelligen. Wer jetzt an einen Jungbäuerinnen-Kalender denkt, trifft dieses Etikett nicht ganz. Erstens portraitiert das Etikett des männlichen Pendants „Les Fripons“ die Männer des Weingutes in entsprechender Manier – so viel „Esprit“ hat mittlerweile aber sogar der Jungbauernkalender aufgebracht. Vor allem aber befinden sich nicht alle der auf beiden Etiketten dargestellten Damen und Herren in einem jungbäuerinnenkalendertauglichen Alter. Und diese Art von Schmäh und vielleicht auch égalité wird den Jungbauernkalender, wenn Sie den Rudl fragen, auch in den nächsten siebenundfünfzig Jahren nicht heimsuchen.

Roussanne. Eine Wiederholung

ist an und für sich vor allem an der nördlichen Rhône daheim. Hermitage, Saint Joseph und so. Aber es gibt Roussanne auch in Floridsdorf, ja sogar in Südfrankreich. In Savoyen sagen sie zu Roussanne auch Chignin-Bergeron, obwohl so genaugenommen nur die einzige savoyardische Appellation, die Roussanne genehmigt, genannt wird.

  • Ceux d‘après 2022, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin des France (5/8)

    Jetzt ist der Rudl glatt draufgekommen, dass er diesen Jahrgang vom Ceux d‘après seit acht Monaten im Sortiment, aber noch nie offen kredenzt hat. Ein Drittel Roussanne, ein Drittel Jacquère und ein Drittel Chardonnay. Über das irrwitzige Unterfangen von Françis Rousset hat Ihnen der Rudl das eine oder andere erzählt. Wenn man im Zusammenhang mit diesen Lagen das Wort „Vollreife“ strapazieren will, ist es am ehesten noch bei diesem Wein keine Themenverfehlung.

  • Les Filles 2020, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (7/11)

  • Les Filles 2019, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6.50/10)

  • Les Fripons 2020, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (7/10)

    Schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist so etwas, was der Rudl sehr schätzt: ein Wein von einer Rebsorte mit einem weiblichen Namen (Roussanne) und einer männlichen Weinbezeichnung, die mehr oder weniger auf die Übersetzung „Spitzbuben“ hinaus läuft – ein Wein als Modell für Gleichberechtigung.

  • Les Fripons 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

    Ziemlich sicher ist das der beste Jahrgang von diesem Wein, den der Rudl bis jetzt getrunken hat, ein Gleichgewicht an Frische, Kristallinität und Kraft, wie man es nicht jeden Tag trifft.

noch ein paar andere Weine und den Hainfelder Osterbock

am Dienstag, den 5. März von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Aux verres, die Madln und Buben!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Das Kriterium der ersten Schlüsselblume, Dienstag, 27. Februar von 16 bis 20 Uhr: Sauvignon blanc und andere

Winter?

Die Ski-Weltcupabfahrt von Val d‘Isère – in Österreich gerne „Val d‘Isä-a“ ausgesprochen – hat man seinerzeit als „Kriterium des ersten Schnees“ bezeichnet. Unter Schnee hat man damals gefrorene Niederschläge aus Wolken verstanden und allfällige Rennen in Nordamerika oder Japan, die der Rudl damals aufgrund eines in Österreich zeitverschoben späten Austragungstermins nicht anschauen durfte, haben irgendwann im März stattgefunden. Da hatte der Fußball den Wintersport längst von den Seiten der Salzburger Nachrichten gejagt gehabt. Heutzutage ist der erste Schnee oft gleichzeitig der letzte Schnee, die ersten Herrenabfahrtsläufe der Saison werden nicht in Val d‘Isère, sondern am Matterhorn abgesagt und der Schnee kommt öfter aus Kanonen als aus Wolken.

Frühling!

Mögen wesentliche Kriterien des Winters heute einiges an Verbindlichkeit zu wünschen übrig lassen, auf die Anzeichen des Frühlings ist Verlass. Palmkätzchen und Schlüsselblumen lassen es sich auch nach einem noch so unerkennbaren Winter nicht nehmen, den Frühling anzukündigen, wenn auch manchmal zu unorthodox frühen Terminen. Wenn Sie also, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dem Rudl auf ein Frühlingsweinthema am 27. Februar erwidern, dass er mit diesem knapp einen Monat zu früh dran ist, dann haben Sie am Kalender ganz sicher recht. Aber wenn der Rudl daraufhin aus dem Fenster schaut und sich fragt, ob sein Altesse-Rebstock am Balkon nicht schon geschnitten gehört hätte, dann hat er recht, und zwar gleich doppelt: mit dem Frühlingsweinthema und mit der Sorge um den Rebschnitt. Trotzdem wird der Rudl seinen Rebstock erst am Tag vor dem Neumond im März seines nicht mehr benötigten Rebholzes entledigen. Aber das Frühlingsweinthema handelt er jetzt ab.

Sauvignon blanc

Die Geschichte, warum der Rudl den Frühling ganz stark mit der Rebsorte Sauvignon blanc assoziiert, hat er Ihnen schon so oft erzählt, dass er sie nicht einmal mehr mit dem Kopierbefehl seines Blechtrottels an dieser Stelle ins Spiel bringen möchte. Darum begnügt er sich heuer mit dem Hinweis auf Schlüsselblumen, auf die richtigen, die mit den langen Stielen, nicht die Primeln, die ab Weihnachten alles, was noch nicht zubetoniert ist, gelb einfärben. Caviste Rudolf ist kein Botaniker, aber er meint beobachtet zu haben, dass richtige Schlüsselblumen ganz gerne auf kalkhältigen Böden wachsen, an den Ausläufern des Wienerwaldes bei Gumpoldskirchen zum Beispiel. Wenn der Rudl an diese Schlüsselblumen denkt, dann ist es für ihn quasi nur ein assoziativer Katzensprung zum Sauvignon blanc, auch wenn Geruch und Geschmack einer Schlüsselblume kaum etwas mit Sauvignon blanc gemeinsam haben.

  • Welschriesling 2021, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)
  • Sauvignon blanc 2018, Kåarriegel, Sankt Andrä im Sausal, Südsteiermark (4,50/7)

    Eigentlich kommt dieser Wein vom Weingut eines Weinbauqualitätspioniers der Steiermark, Franz Hirschmugl. Dessen Weingut ist vor einem Zeitl von Christoph Heissenberger, der zuvor bei Franz Hirschmugl gelernt hatte, übernommen worden.

  • Sauvignon 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges, Hoch-Savoyen (6/9)

    die letzte Flasche der letzten Lieferung von diesem Weingut, das dort, wo Chasselas eine Monopolstellung genießt, Pinot Gris, Chenin blanc, Savagnin und Sauvignon ausgepflanzt hat – Resultat: keine AOC Vin de Savoie

  • Graf Sauvignon 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (6,50/10)
  • Jacquère „Genesis“ 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

    Gute Jacquère ist in der Einschätzung vom Rudl ungefähr so selten wie guter Sauvignon blanc, schlechte Jacquère wird oft mit denselben Heferln vergoren wie schlechter Sauvignon blanc und gute Jacquère erinnert in Rauchigkeit und Geschmack nicht selten an guten Sauvignon blanc.

  • und einen Sauvignon von unveredelten Rebstöcken von der Loire – Bei diesem Wein handelt es sich um eine Einzelflasche. Der Rudl kann nicht gewährleisten, dass gegen Ende der Lehrveranstaltung noch etwas zur Verfügung steht.

 

Diese Weine und ein paar Gläser von den roten Irouléguys aus den Pyrenäen gibt es glasweise

am Dienstag, den 27. Februar von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen wartet Rudolf Polkifka immer noch darauf, dass endlich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag erklärt wird.

Monsieur Rudolf grüßt frühlingshaft!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Vertikale Rouge Tradition von Arretxea 2013 – 2017 – 2020 – 2021 und ein Gast aus 2018, Dienstag, den 20. Februar von 16 bis 20 Uhr

In sehr eigener Sache

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl muss Sie um Verständnis bitten. Er muss in Zukunft die zugegebenermaßen frühe Sperrstunde einhalten und kann nach 20 Uhr nichts mehr ausschenken, nicht weil er nicht länger will, sondern weil er andernfalls irgendwann nicht mehr kann. Der Rudl hat einen anderen Brotberuf als Caviste, er ist nicht mehr dreißig und er hat nicht unlimitiert Kraft. Es ist halt, wie es ist. Der Rudl kann sein Geschäft so führen, wie es seine Kraft ermöglicht oder gar nicht. Und dass es Geschäfte wie das vom Rudl nicht an jeder zweiten Straßenecke gibt, wird auch nicht aus purem Zufall so sein. Eine faktische Öffnungszeit bis 21 Uhr am Dienstag bedeutet für den Rudl maximal fünf Stunden Schlaf vor einem Tag, der um 5 Uhr a.m. beginnt, den Großteil der Zeit im unmittelbaren, analogen Kontakt mit Halbwüchsigen besteht und um 5 Uhr p.m. endet. Darauf folgen Donnerstag und Freitag, detto jeweils von 5 Uhr a.m. bis 5 Uhr p.m. und mit nicht weniger analogem Kontakt zu nicht weniger halbwüchsigen Damen und Herren. Das geht sich dann irgendwann für einen Schulmeister im Alter vom Rudl nicht mehr aus. Wenn der Mittwoch frei ist oder es aus irgendeinem Grund zu Veränderungen kommt, dann ist das alles ½ so wild, wie der Herr Kurt singt. Aber wenn auf den Dienstag drei Schultage, die es mit dem Beginnen gar nicht erwarten können, folgen, dann sieht sich Monsieur Rudolf gezwungen, Sie um Verständnis zu ersuchen.

Irouléguy Rouge – Traditiaun

Vor sechzehn Jahren ist Herr Rudolf, der damals noch kein Caviste war, auf die Pyrenäen-Appellation Irouléguy aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt sind dort fast exclusiv Rotweine erzeugt worden. Das hat den Rudl nicht davon abgehalten dorthin zu fahren und nach Weißweinen Ausschau zu halten. Dass er seinen Lieblingswein, einen Weißwein, justament in einer Rotweinappellation gefunden hat, amüsiert ihn im Nachhinein. Und obwohl der Rudl Glück für ein Geschenk hält und keinesfalls davon ausgeht, dass man es erzwingen, kaufen oder lernen kann, hält er eine gewissen Portion Sturheit manchmal für sehr zielführend. Wenn man etwas irgendwo vermutet, dann kann es sinnvoll sein, länger danach zu suchen, und wenn es ein Lieblingsweißwein in einer Rotweinappellation ist. Mittlerweile hat der Rudl sein Weißwein-Dogma in Frage gestellt. Dabei hat sich ihm eröffnet, dass es in der Rotweinappellation Irouléguy nicht nur extraordinaire Weißweine gibt. Und das freut ihn. Dass das Weingut, aus dem der Lieblingsweißwein vom Rudl kommt, auch ausgesprochen gute Rotweine erzeugt, ist wahrscheinlich weniger überraschend. Eine Vertikale vom Haitza von der Domaine Arretxea hat der Rudl schon einmal zum Studienobjekt gemacht. Der Basisrote desselben Weingutes, Rouge Tradition, folgt jetzt.

Rouge Tradition, Domaine Arretxea

Siebzig Percent Tannat, zwanzig Cabernet Franc, zehn Cabernet Sauvignon auf rotem, eisenhältigem Sandstein. Mazeration, Gärung und zehnmonatiger Ausbau im Betonei. Das erhält die Frucht und die Würze des Tannat in aller Deutlichkeit und räumt ihm gleichzeitg die Tannine herunter. Deshalb empfiehlt ihn das Weingut zu weißem wie zu rotem Fleisch, besonders zu Ente und zu Lamm.

Der Jahrgang 2013 in Südwestfrankreich. Eine Wiederholung

Der Terminus „Winzerjahrgang“ gehört nicht zum aktiven Wortschatz von Caviste Rudolf Polifka. Selbst der alleridealste Witterungsverlauf verlangt von Weinbäuerinnen und Weinbauern, dass sie im Weingarten wie im Keller ihr Können und ihren Fleiß unter Beweis stellen. Natürlich gibt es Jahre, in denen noch mehr zu tun ist. Aber ein wirklich guter Wein macht sich nie von selber. 2013 ist in Südwestfrankreich, aber nicht nur dort ein arbeitsintensiveres Weinjahr gewesen. Peronospora hat vor allem für jene, die nicht alles vom Traktor herunter machen, vom Frühling weg für ausreichend Bewegung gesort. In vielen Gegenden hält sich die Menge sehr in Grenzen. Aber die Qualität ist dort, wo sauber gearbeitet worden ist, sehr gut, teilweise sogar extraordinaire. Diese Weine bestechen vor allem durch Ausgewogenheit. Ein schöner September hat nämlich auch hier für ein optimales Ausreifen der wenigen Trauben gesorgt. Und den Rest erledigt dort unten sowieso der Föhn von den Pyrenäen herunter.

Die Jahrgänge 2017, 2018, 2020 und 2021 in Südwestfrankreich

Aus irgendwelchen Gründen scheinen die Betreiberinnen und Betreiber der Seite, auf der Caviste Rudolf Polifka die Beschreibungen der Weinjahrgänge in Frankreich liest, mit dem Jahrgang 2013 ihren Dienst eingestellt zu haben. Über die folgenden Jahrgänge sind dann nur mehr Schulnoten in Erfahrung zu bringen. Und wenn Schulnoten in der Schule von begrenzter Aussagekraft sind, dann darf man davon ausgehen, dass sie bei Weinjahrgängen völlig sinnlos sind. Darum erspart der Rudl sie Ihnen.

  • Rouge Tradition 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)
  • Rouge Tradition 2020, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Irouléguy Rouge 2018, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Rouge Tradition 2017, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Rouge Tradition 2013, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

Ab sofort sind außerdem

  • Grüner Veltliner Spiegel 2021, Mantlerhof
  • Neuburger Hommage 2022, Mantlerhof
  • Muskat 3 2022, Dankbarkeit
  • Dankbarkeit weiß 2022 sowie
  • Dankbarkeit rot 2021

flaschenweise verfügar.

Dienstag, den 20. Februar von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Rudolf Polifka denkt nach wie vor nicht daran, seine Hoffnung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, irgendwann einmal zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird, aufzugeben.

Traditionell grüßt Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Oenologie zum Faschingsdienstag: AOC, DOC, DAC … Fragen der Erkennbarkeit? … und ein Edelwein, der die Reblaus überlistet hat, am 13. Februar von 16 bis 20 Uhr

Den Fasching nennen sie die Narrenzeit. Da darf man als etwas anderes gehen, als man ist. Oder man darf das sein, was man eigentlich gerne immer wäre, sich aber nur im Fasching zu sein traut. Aber das ist eine Frage für die Psychologie. Der Rudl ist kein Psychologe, sondern dilettierender Oenologe. Und als solcher hat er ein bissl am System der französischen Appellationen geforscht.

Appellations d‘Origine Contrôlées

Im Jahr 1935 ist die französische INAO, das Comité National des Appellations d‘Origine, ursprünglich ausschließlich für Wein gegründet worden. Das war ein oenologischer Durchbruch, möglicherweise einer der allerentscheidendsten. Mit der Gründung der Appellations d‘Origine Contrôlées sollte Wein an seine Herkunft gebunden werden, danach schmecken und im Idealfall daran erkennbar sein. Den Anfang haben am 15. Mai 1936 die Appellationen Châteauneuf-du-Pâpe, Cassis, Tavel, Montbazillac und Arbois gemacht, darauf folgen bald einmal eine ganze Reihe aus dem Bordelais und aus Burgund. Für den Rudl ist die geographische und zeitliche Gebundenheit von Wein etwas vom Allerfaszinierendsten an diesem Lebens- und Genussmittel. Professionell geschulte Kostkommissionen müssen nach einem normierten Verkostungssystem mit normierter Sprache Appellationswein beurteilen, Kriterium: Schmeckt der Wein nach seiner Herkunft, nach seinem Terroir? Das kann man als Regulierungsexzess missverstehen. Auf alle Fälle setzt es höchste sittliche Bildung von Geschmack, Verkostungstechnik und schon auch Sprache voraus, wenn es nicht in einem Fiasko aus nichtssagenden bürokratischen Floskeln enden soll. Und auch ein Äutzerl Demut würde nicht schaden, weil man eine treffende sensorische Analyse samt Beschreibung trotz aller Bemühung, Schulung und Standardisierung nicht erzwingen kann, wahrscheinlich gerade so wenig wie einen großartigen Wein im Keller. Vermutlich ist dieser hohe moralische Anspruch für viele Mitglieder von vielen Verkostungskommissionen eine Überforderung. Darum werden heute nicht nur die Weine, denen die Eignung für eine Appellation abgesprochen wird, mehr, sondern auch die oft jungen Weinbäuerinnen und Weinbauern, die aus den Appellationen aussteigen, beziehungsweise dort erst gleich gar nicht Mitglied werden. Unstrittig ist, dass sinnvolle Maßnahmen in fast allen Lebensbereichen Gefahr laufen, zum Selbstzweck zu mutieren und in Formalismus zu erstarren. Dazu muss man nicht gleich in das Bildungssystem schauen, wo derartige Uniformisierungsexzesse besonders markant zutage zu treten scheinen.

Austreten oder verändern?

Eine Gegenbewegung war vermutlich weniger eine Frage des Ob als eine des Wann. Und schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist wieder so etwas, was der Rudl kurios findet. Die Naturweinbewegung hat in den 50er Jahren beim Chemiker, Weinhändler und Weinbauern Jules Chauvet im Beaujolais ihren Ausgang genommen und sich dann über Weingüter wie Marcel Lapierre, Nicolas Joly, Pierre Overnoy, Rayas, Pierre Frick sowie andere Eigensinnige verbreitet. Ziel war es, wieder die Herkunft anstatt die Chemielabors im Weinglas zugänglich zu machen. Der Weg war einer, auf dem zwischen notwendigem chemischen Wissen und zu vermeidenden chemischen Substanzen unterschieden worden ist. Pierre Overnoy, Jacques Maillet und viele andere Winzerinnen und Winzer sind auf diesem Weg geblieben. Was ein Mann wie Pierre Overnoy über die unterschiedlichen Arten von Hefen, Bakterien und Reaktionen sowie diese hemmenden oder beflügelnden Temperaturen, Luftfeuchtigkeiten et cetera weiß, beeindruckt den Rudl wie nicht viel anderes. Und auf die Gefahr, die Grenzen zur Polemik jetzt zu überschreiten, stellt der Rudl in den Raum, dass irgendwann in Teilen der Naturweinszene bunte Hemden, Etiketten und Tätowierungen wichtiger geworden sind als etwa das Wissen, wie man Gärung steuern muss, um ohne Schwefel saubere Weine zu keltern. Für Weintrinkerinnen und Weintrinker ist es dadurch nicht übersichtlicher geworden. Der Rudl hofft, Ihnen diese Woche sechs Gegenden im Glasl schmecken zu lassen. Und unter „Gegend“ versteht Caviste Rudolf Polifka nicht nur irgendein abgegrenztes Territorium oder eine Mode, sondern einen Platz aus Steinen, Regenwürmern, Pilzmycelien, organischem Dreck und weinbäuerlicher Virtuosität.

  • La Pucelle de Romorantin 2021, Domaine de la Charmoise, Vin de France (6/9)

    Was passiert, wenn jemand 1967 an der Loire zwanzig Hektar Weingarten mit hybriden Reben erbt? Vielleicht nicht immer Erfreuliches. Aber in diesem Fall hat der Weinmeister zuerst einmal gleich die hybriden Reben gerodet, weil er keinen Uhudler machen wollte. Der silexhaltige Ton mit Sand und Kieselsteinen hat ihn vielmehr auf die Idee gebracht, auszuprobieren, ob man nicht vielleicht die Reblaus austricksen, unveredelte Edelweinrebsorten pflanzen und so den Geschmack europäischer Weine vor der Reblauskatastrophe ergründen könne. Romorantin war eigentlich aus Burgund an die Loire eingewandert, und zwar schon vor einem ziemlichen Zeitl, nämlich am Beginn des sechzehnten Jahrhunderts. 1993 hat die französische Weinbauadministration für diese Rebsorte die Appellation Cour-Cheverney geschaffen. Das ist schön für Romorantin-Stöck, die dort stehen. Tun sie das nicht, dann darf auf Weinen aus diesen Rebstöcken nicht Loire stehen, sondern nur Vin de France, auch wenn die Loire gar nicht weit weg ist.

  • Jacquère „Jonona“ 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (4,50/7)

    Um den Grad an Herkunftstypizität der Weine von Françis Rousset zu überprüfen, müsste eine Verkostungskommission eine Zeitreise in das 1731er Jahr durchführen. Damals sind auf den Hängen von Villaz zum Lac d‘Annecy hinunter Weinreben gestanden. Der entsprechende Kataster aus der sardischen Epoche ziert heute das Etikett der Weine von Françis. Nach 1731 haben irgendwann nicht nur die Sarden, sondern auch die Weinreben einen Abgang gemacht und Wald hat sich der heutigen Côteaux des Girondales bemächtigt, bis 2016. Da ist Françis aus Kanada zurück gekommen, hat den Wald auf dem Grundstück des Schwiegervaters gerodet und einen Weingarten gepflanzt. Nach der Domaine des Ardoisières in dieser Weinbauregion ziemlich sicher das waghalsigste Unterfangen.

  • Lys-rǿd 2018, Franz Stohmeier, Lestein, Schilcherlandwein (4,50/7)

    1998 hat der Rudl zum ersten Mal bei Franz Strohmeier Wein gekauft. Zuvor hatte er von einem ganz besonderen Schilcher mit der wunderbaren Lagenbeziechnung Lestoa gelesen. Dass der Lestoa im Barrique ausgebaut war, wird wohl auch ein Grund für die Attraktion des Rudls zu diesem Wein gewesen sein. In den neunziger Jahren war ein im Zweihundertzwanzigliterfass ausgebauter Weiß- oder in diesem Fall sogar Roséwein auch für den Rudl etwas besonderes Interessantes. Und der 1997er Lestoa war ganz bestimmt einer der besten Schilcher, die der Rudl getrunken hat. Der hat seinerzeit sogar noch eine Prüfnummer bekommen. Um die bemüht sich Franz Strohmeier längst nicht mehr. Für die Länder, in denen er seine Weine verkauft, braucht er sie auch nicht.

  • Marius & Simone 2020, Giachino, Chapareillan, Vin de France (5/8)

    In den Bergen leben viele Menschen sehr traditionell. Das hat oft ausgesprochen positive Seiten. So war die Resistance gegen das Dritte Reich in Savoyen und Hoch-Savoyen ganz besonders aktiv. Eine Facette des savoyardischen Traditionalsimus ist auch, dass ein maischevergorener Wein wie Marius & Simone von den Giachinos nicht so schnell „die Appellation bekommen“ wird. Da kann er noch so präzise und sauber sein.

  • Rouge 2021, Domaine Ilarria, Irouléguy, Vin de France (5/8)

    Peio Espil ist kein Manitou der Schwefelexorzisten, aber er geht beim Schwefeln stets an das unterste Limit. Das liegt bei dieser Art von Wein jedes Jahr wo anders, hat aber viel mit Erfahrung, Geduld und Risiko zu tun, stets ein hoher Einsatz mit der Möglichkeit des Scheiterns, aber auch der Weg, auf dem die wenigen wirklich extraordinairen Weine entstehen. Die Verkostungskommission hat beim roten Einundzwanziger einen Mangel an Typizität diagnostiziert. Die Familie Espil hat das dem Rudl vor dessen Bestellung mitgeteilt. Der Rudl hat den Wein trotzdem bestellt und ist froh darüber.

  • Les Grandes Jorasses 2020, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, Ayse, Haute-Savoie, Vin de France (9/14)

    Halb klassische Altesse, halb maischevergorene, absolut sauber, aber in einer konservativen Weinbauregion wie Savoyen kein Wein für die Appellation.

  • Zierfandler 2021, Friedrich Kuczera, Bergwein aus Österreich (2,50/4)

    Und dann ist da noch Monsieur Friedrich Kuczera. Wahrscheinlich ist er einer der wenigen in Gumpoldskirchen, die den Zierfandler noch so machen, wie man ihn früher gemacht hat, keine Holzsuppe, sondern großes altes Holzfass. Heute scheint das nicht mehr gebietstypisch zu sein. Womöglich sagt das mehr über Friedrich Kuczera als über Gebietstypizität.

    Diese sechs Weine und ein paar Gläser Vin Jaune kredenzt der Rudl

am Dienstag, den 13. Februar von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Faschingsdienstag grüßt Herr Rudolf Erkennbare und Unerkennbare! Gut müssen sie sein.

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

6. Februar geschlossen

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Dienstag, 13. Februar von 16 bis 20 Uhr

Im Übrigen ist Rudolf Polifka auch nach dem 27. Jänner, dem Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch der Meinung, dass dieser Tag zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklären muss!

Herr Rudolf hat die Ehre und wünscht Ihnen Energie!

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Das Jura, die Domaine Pignier, der Vin Jaune und ein paar Gläser von Jacques Puffeney, am Dienstag, den 30. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Vin Jaune. Die jährliche kurze Wiederholung am Stundenanfang

Reinsortiger Savagnin, viel Mergel, ziemlich reif, aber nicht überreif gelesen, trotzdem nicht platt. Gepresst, vergoren, nicht zu früh geklärt, Malo, mindestens sechs Jahre und etwa drei Monate unter einer natürlichen Hefeflorschicht im alten kleinen Fass ohne Nachfüllen des verdunsteten Schwundes von einem guten Drittel der Ausgangsmenge.

Percée du Vin Jaune

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, wenn Sie den Rudl fragen, dann muss die Percée du Vin Jaune, die seit 1997 jedes Jahr am ersten Februarwochenende im Jura stattfindet, eine der interessantesten und schönsten öffentlich zugänglichen Veranstaltungen in Sachen Wein sein. Das „muss“ im vorangehenden Satz rührt daher, dass Caviste Rudolf Polifka über die Percée du Vin Jaune nur gelesen hat. Eine Dislocierung ins Jura zu diesem Zeitpunkt hat ihm bislang eine Mischung aus beruflichen und familiären Gründen versagt. Aber wenn Ihre onologischen Ambitionen irgendwo gut aufgehoben sind, dann muss das bei der Percée du Vin Jaune sein. Muss sein. Dort wird nämlich nicht nur der Hefeflor des aktuellen Jahrgangs vom gelben Wein durchstoßen, um den Gelben Wein für Verkostung und Verkauf freizugeben. Heuer ist das der Jahrgang 2017. Als Rahmenprogramm stehen die Keller der Weinbauern offen. Es gibt Konzerte, Vorträge, Ausstellungen und Kochereien. Heuer können Sie bei einer Auktion im Rahmen der Percée einen Vin Jaune aus dem Jahr 1774 ersteigern. Der Ausrufungswert liegt bei 28 000 bis 30 000 Euro.

Savagnin

Jetzt ist es so, dass der Rudl einen Vin Jaune, nämlich den von Étienne Pignier im Sortiment hat. Das ist nicht viel, aber auch wieder mehr als viele andere Weingeschäfte. Und es ist auch nicht genug für eine eigene Vin Jaune-Verkostung. Allerdings ist Vin Jaune stets reinsortiger Savagnin. Der ist die vermutlich älteste bekannte Edelweinrebsorte. Caviste Rudolf Polifka schätzt ihn überaus. Savagnin macht jetzt auch ungefähr das, was Chenin Blanc in den achtziger und neunziger Jahre gemacht hat: an Beliebtheit stark zulegen, und zwar nicht nur im Jura. Darum ist der Rudl in der Lage, Ihnen einen Savagnin aus Südwestfrankreich zu kredenzen. Sogar einer der Weinmeister, mit dem der Rudl die Ehre hat zusammenzuarbeiten, plant die Auspflanzung von Savagnin. Dazu in Zukunft vielleicht einmal mehr.

Domaine Pignier

Die Geschichte der Domaine Pignier reicht einige Jahrhunderte zurück. Seit acht Generationen bewirtschaftet sie als einziges Weingut im Ort dieselben Weingärten. Das hat den Vorteil, dass es keine Pestizid- oder Herbizidwolken aus anderen Weingärten herüber weht, äußerstenfalls dass einmal ein Kuhlimuh sich seines inneren Überdrucks entledigt. Davon gibt es ein paar. Der Streichkäse La Vache qui rit kommt ganz aus der Nähe, aus Lons-le-Saunier. Die Biodiversität an Fauna und Flora dort oben in Montaigu ist atemberaubend.

Das Weingut wird geführt von drei Geschwistern, Marie-Florence, Antoine und Jean-Etienne, seit dreißig Jahren. Eigentlich ist es noch nie anders als biologisch geführt worden, früher bis inclusive zur Regentschaft von Opa Léandre, weil es nichts anderes gegeben hat und seit 1990 weil die Pignier-Geschwister sich für die biologische Bewirtschaftung entschieden haben. Nur dazwischen ist der Vater der drei Geschwister quasi als nicht-biologisches Intermezzo dem industriellen Mainstream gefolgt. Die biodynamischen Präparate begünstigen die Vermehrung der natürlichen Hefen im Weingarten. Fünfundzwanzig Millionen davon in einem Milliliter braucht der Wein, laut Pierre Overnoy, um problem- und acetonfrei spontanzuvergären. Biodynamie hat hier also noch früher als bei Pierre Overnoy Einzug gehalten, wobei man natürlich ergänzen muss, dass Monsieur Overnoy einzelne und zwar ganz entscheidende Elemente der Biodynamie bereits in den achtziger Jahre angewendet hat, die Pigniers wenig später ab 1990. Da haben viele, die sich heute in Dokumentationen über Bioweinbau als Paradebiowinzer wichtig machen, noch nicht einmal gewusst, ob man Bio mit hartem oder mit weichem Verschlusslaut schreibt. Wie die Riouspeyrous von der Domaine Arretxea haben auch die Pigniers mit dem Geologen Yves Hérody zusammen gearbeitet.

Vin Jaune

Der Hauptdarsteller dieser Lehrveranstaltung wächst auf einem südlich ausgerichteten Hang gegenüber der Ortschaft. Blau-schwarz geschieferter Mergel aus dem Lias, der ältesten Phase des Juras vor 206 bis 180 Millionen Jahren. Schonend und möglichst kühle händische Lese in kleinen Kisten, um gesunde Trauben für fünfundzwanzig Hektoliter am Hektar zügig in den Keller zu bekommen, wo sie dann äußerst wenig Schwefel brauchen. Die Karthäuserkeller aus dem dreizehnten Jahrhundert hat der Rudl persönlich inspizieren dürfen. Imposant, to say the least. Eine oenologische Facette der Klimakrise besteht ja darin, dass die Lese heute meistens zu einem Zeitpunkt stattfindet, wo es noch nicht kalt ist, draußen nicht und im Kellern auch noch nicht, wobei freilich viele Keller heute klimatisiert sind. Dem Cellier des Chartreux der Pigniers ist die Klimakrise auch ohne Klimaanlage Powidl. Und es schaut fast ein bissl danach aus, als ob sich die Klimakrise ihrerseits bei diesem resistenten Keller mit besonderer Ekelhaftigkeit in den Weingärten der Pignieres revanchieren würde. Jetzt ist das Jura an sich sowieso nicht die Region, mit der es das Klima besonders gut meint. Das hat es noch nie. Dafür ist das Jura, so ähnlich wie Savoyen, zu ausgesetzt. Da besteht zwischen der ganz heißen und die ganz kalten Luft viel zu oft viel zu wenig Distance. Früher war es dort in manchen Jahren schlicht und einfach zu kalt für den Wein. In Savoyen etwa hat es 1910 so viel geregnet, dass 2400 Weinmeister dem Kellereiinspektor die Arbeit erleichtert und gar keine Ernte angemeldet haben. In Pupillin im Jura hat es 1930, 1931, 1932 und 1933 vier Totalausfälle hintereinander gegeben. 1934 ist dann wieder Wein geerntet worden, aber viele Fässer waren aufgrund der mangelnden Auslastung in den Jahren davor so trocken, dass sich ein guter Teil der Ernte 1934 zwischen den Fassdauben in den Abfluss verabschiedet hat. Heute ist es weniger die Kälte, sondern Wetterextreme wie Spätfrost, Trockenheit und vor allem Hagel, die den Weingärten zusetzen, gar nicht so selten gleich mehrere Jahre hintereinander. So wild, wie es die Pigniers in den letzten Jahren erwischt hat, sind wenige Weingüter drangekommen. 2022 ist der Rudl am Weingut angetanzt und hat gleich begrüßend beteuert, aufgrund prekärer Platzverhältnisse in seinem Kofferraum nur ganz wenig Wein kaufen zu können. Das hat Madame Pignier mit einem Ausdruck großer Erleichterung quittiert. Spätestens da hat der Rudl gespürt, dass der Hut brennt.

Aber retour zum Vin Jaune von Pignier. Keine Zutaten, kein Umziehen und nur die besten Fässer werden dann bis zum Vin Jaune erzogen.

Die dreizehn Percent des Zweitausendsechsers sind für einen Vin Jaune ziemlich am untersten Limit. Das hat mit der kühlen und nassen ersten Jahreshälfte zu tun. Deshalb ist der Wein elegant, erinnert an grüne Walnüsse und Würze. Viel mehr Lagerpotential geht nicht. Zu kräftigen Käsen, allem, was in Saucen badet und asiatischer Küche.

Sauvageon 2020

Südabhang von Montaigu. Sandstein und schwarzgeschieferter Mergel, signifikanter Kalkanteil. Gemischter Satz aus Savagnin blanc, Savagnin jaune, Savagnin vert und Savagnin rosé. Auf eine langsame Presse folgt ein zwölfmonatiger Ausbau im Betonei. In diesem herrscht aufgrund der geometrischen Form eine permanente Zirkulation der Hefen. Ein gewisser Brown hat dieses Phänomen erforscht. Savagnin in einer seiner reinsten Ausdrucksformen.

Trousseau 2022

Selection massale und um der Komplexität Willen ein paar Stöcke Enfariné, sehr alte, resistente und fast ausgestorbene autochthone Rebsorte aus dem Jura. Rebstöcke sehr kurz angeschnitten, strenge Auslese im Weingarten, gerebelt, auch keine Zutaten und zehn Monate Ausbau in größeren Holzfässern, natürlich auch nicht filtriert. Die Affenhitze und ein paar willkommene Tropfen um den fünfzehnten August führen zu einer frühen Lese von überaus gesunden Trauben. Raffinierter und eleganter Wein, der zu fast jeder Art von Braten, Terrinen und Käse passt.

  • Savanne 2022, Simon Busser, Vin de France (5/8)

Simon Busser ist weit weg vom Jura. In der Nähe von Cahors. Dort arbeitet er ohne Zugeständnisse an den Chemiekasten und hat schon vor etlichen Jahren Savagnin ausgepflanzt.

  • Sauvageon 2020, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (7/11)
  • Trousseau 2022, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (6,50/10)
  • Vin Jaune 2016, Domaine Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura (12/18)
  • Vin Jaune 2012, Jacques Puffeney, Montigny-les-Arsures, AOC Arbois (13/20) (nur ein paar Gläser verfügbar)

am Dienstag, den 30. Jänner von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Energieferien

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka auch nach dem 27. Jänner, dem Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch der Meinung, dass dieser Tag zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklären muss!

Herr Rudolf hat die Ehre!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Dagueneau gegen Vacheron, Irouléguy gegen Jurançon und Podersdorf gegen Rechnitz: Jahrgang 2013, Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Jahrgang 2013 in Österreich

Anders als etwa an der Loire ist in Österreich die Weinernte 2013 quantitativ nur sehr dezent unter dem Durchschnitt gelegen. Beim Grünen Veltiner ist es in manchen Gegenden zwar zu Verrieselung gekommen. Das war wiederum der Qualität zuträglich. Der Winter war verhältnismäßig schneereich. So kann sich der Rudl noch erinnern, sein Autostabil am Parkplatz nicht nur einmal freigeschaufelt zu haben. Und in den Osterferien, Anfang April, hat der Rudl damals Maria und Sepp Muster besucht und ist dabei mit der Kraxn ins Rutschen geraten. Niederschlag hat es damals im Winter und Frühling ausreichend gegeben und kalt war es auch. Mit der Blüte war der Wein hintennach und auch im Juni war das Wetter noch alles andere als sommerlich. Darauf ist dann ziemlich das Gegenteil gefolgt. Eine Affenhitze im Juli und im August. So etwas hat der Rudl vorher nur aus Büchern gekannt. Selbst in Reindorf ist die sogenannte Quecksilbersäule, die zum Glück auch dmals schon längst keine solche mehr war, auf deutlich über vierzig Grad gestiegen. Daran kann sich der Rudl noch erinnern, wie wenn es gestern gewesen wäre. Er hat damals nämlich den Eingang zu seinem Geschäft saniert. In den Weingärten ist es seitens der Rebanalgen zu Arbeitsniederlegungen gekommen. Trockenstress oder Burnout im wörtlichen Sinn. Jetzt sollten sich die anhaltenden Niederschläge im Winter bis in den Juni hinein als Segen erweisen. Ein nicht zu heißer, aber trockener Herbst mit unterdurchschnittlich kühlen Nächten haben zwar quantitativ nichts mehr herausreißen können, waren aber dem Lagerpotiential und der phenolischen Reife der wenigen Trauben aufgrund äußerst zuträglich.

Loire

Am 17. Juni 2013 hat es in Vouvray hühnereigroß gehagelt. In manchen Weingärten ist dabei das Rebholz so massiv geschädigt worden, dass sich der Folgejahrgang 2014 gleich miterledigt gehabt hat. Den Rest der Loire, von Pouilly über Anjou bis ins Muscadet hat es nicht ganz so wild erwischt, aber eben nur nicht ganz so wild. Ein Winter wie damals, anachronistisch niederschlagsreich und kalt, hat etwa in Saumur die Triebe erst am 9. April motiviert, ans Tageslicht zu treten. Zwanzig Tage später sind diese dann von Spätfrösten brüskiert worden. Bis in den Juli hinein hat sich das Wetter nicht so richtig zwischen Winter und Sommer entscheiden wollen, was nicht nur immer wieder Hagel zur Folge gehabt, sondern die Blüte bis zum 2. Juli warten lassen hat. Dann ist es wie in Österreich im Juli und im August verdammt heiß geworden. Die Affenhitze hat in Kooperation mit dem vielen Niederschlag im Boden Peronospora das Leben leicht, den Weinmeisterinnen und Weinmeistern dagegen ziemlich schwer gemacht. Rechtzeitig zum Lesebeginn ist der Regen aus seinem Sommerschlaf aufgewacht. „Wia im Kino“ hat der Herr Kurt gesungen, aber halt im falschen Film. Unter solchen Umständen sind in Pouilly und Sancerre Weißweine eines remarquablen Gleichgewichts mit einer ziemlich vielschichtigen und eleganten Aromatik gemacht worden, aber nicht viel. Mit Ansage haben sie ihre Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln.

Sud Ouest

Der Terminus „Winzerjahrgang“ gehört nicht zum aktiven Wortschatz von Caviste Rudolf Polifka. Selbst der alleridealste Witterungsverlauf verlangt von Weinbäuerinnen und Weinbauern, dass sie im Weingarten wie im Keller ihr Können und ihren Fleiß unter Beweis stellen. Natürlich gibt es Jahre, in denen noch mehr zu tun ist. Aber ein wirklich guter Wein macht sich nie von selber.2013 ist in Südwestfrankreich, aber nicht nur dort ein arbeitsintensiveres Weinjahr gewesen. Peronospora hat vor allem für jene, die nicht alles vom Traktor herunter machen, vom Frühling weg für ausreichend Bewegung gesort. In vielen Gegenden hält sich die Menge sehr in Grenzen. Aber die Qualität ist dort, wo sauber gearbeitet worden ist, sehr gut, teilweise sogar extraordinaire. Diese Weine bestechen vor allem durch Ausgewogenheit. Ein schöner September hat nämlich auch hier für ein optimales Ausreifen der wenigen Trauben gesorgt. Und den Rest erledigt dort unten sowieso der Föhn von den Pyrenäen herunter.

  • Weißburgunder 2013, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (4/6)

  • Chardonnay Spätfüllung 2013, Familie Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)

  • Eztia 2013, Domaine Ameztia, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

  • Jurançon sec La Virada 2013, Camin Larredya, Jurançon, Sud Ouest (7/11)

  • Sancerre Les Romains 2013, Vacheron, AOC Sancerre, Loire (9/14)

  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOC Pouilly-Fumé, Loire (12/18)

Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Wieder einmal jährt sich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz. Noch immer ist dieser Tag nicht zu einem europäischen Feiertag erklärt worden. Citoyen Rudolf Polifka schüttelt den Kopf …

und grüßt konfrontativ!

Jetzt aber: Pinot Gris aus Frauenkirchen, Hoch-Savoyen, dem Aosta-Tal, der Dankbarkeit und sogar im Schiste, Dienstag, 16. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Oid

Nicht nur das Alter, sondern auch der Umstand, dass sich der Rudl quasi schon fast seit allerweil für reife Weine interessiert hat, bringen es mit sich, dass er über eine ziemlich umfangreiche Sammlung an reifen und alten Weinen verfügt, zumindest bis zurück in die frühen siebziger Jahre, vereinzelt bis in die späten fünfziger. Diese Weine können ganz außerordentlich gut schmecken. Caviste Rudolf hat so etwas gerade mit einer Welschriesling Spätlese 1983 aus Rust erlebt. Derart alte Weine können aber natürlich auch „drüber“ oder „gebrochen“ sein, sei es weil sie zu alt sind, sei es weil der Kork zu wenig dicht war. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Bedarf an einem bestimmten Jahrgang, etwa für einen runden Geburtstag oder dergleichen haben, dann können Sie dem Rudl ein Mail schreiben und er wird sehen, ob er Ihnen etwas Passables anbieten kann, bei solchen Weinen halt ohne Gewähr.

Grau

Die folgenden Zeilen könnten Ihnen bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass der Rudl als Reverenz an den Bart des Heiligen Niglo Graue Burgunder kredenzen wollte. Dieser Plan dürfte dem, wie es seinerzeit geheißen hat, neuartigen Coronavirus nicht so gut gefallen haben. Aber jetzt! – Leicht modifiziert.

Oid & Grau …

hat der Herr Kurt gesungen. Der Mick Jagger später auch. Jetzt wird man ihm selber diese Attribute zuschreiben dürfen. Im Unterschied zum Nikolaus und zum Herrn Kurt steht bei Mick Jagger außer Streit, dass er eine historische Person ist. Aber das ist dem Rudl sowieso Powidl. Die Frage, ob etwas historisch oder eine Legende ist, hat für den Rudl sowieso ungefähr so viel Relevanz wie die Frage, ob etwas vegetarisch oder aus Fleisch ist. Mit leiwand oder oasch“ hat der Herr Kurt seinerzeit die entscheidende Frage ganz treffend gestellt. Der Rudl mag Vegetarisches gerade so wie Fleisch unter der Voraussetzung, dass es gut schmeckt und herkunftstechnisch den Kriterien der Herzensbildung, inclusive dem Tierwohl entspricht. Andernfalls findet das Klumpert keinen Zutritt zum Eiskasten vom Rudl. Ähnlich schätzt der Rudl eine gute Legende genauso wie historisch dokumentierte Gutmenschen, währenddessen er Klugscheißer und selbsternannte Heilsbringer aller Provenienz in der Legende genauso wie im richtigen Leben ungefähr so dringend wie einen sogenannten Supermarkt braucht.

Grauer Burgunder, Pinot Gris, Grauer Mönch, Malvoisie, Ruländer, …

Über die Rebsorte hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Caviste Rudolf schon so viel erzählt, dass er sich und Ihnen Darüberhinausgehendes erspart. Dafür, dass es eine der dem Rudl liebsten Rebsorten ist, muss aber auch hier Zeit und Platz sein.

  • Grauer Burgnder 2022, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)

  • Nus Malvoisie. Pinot gris 2021, Les Granges, DOC Vallée d‘Aoste (5/8)

    Im Aostatal heißt der Pinot Gris wie in Savoyen Malvoisie. Acht Monate im Akazienholz. Demeterzertifiziert.

  • Pinot Gris Reserve 2022, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (5/8)

  • Pinot Gris Reserve 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (6/9)

    sieben Jahre Reife – eine der Eigenschaften, für die der Rudl diese Rebsorte so außerordentlich schätzt

  • Pinot Gris 2021, Dankbarkeit, Podersdorf am See, Neusiedler See (4,50/7)

  • Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute-Savoie, IGP Vin des Allobroges (6/9)

  • Schiste 2019, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (8/12)

    40 % Jacquère, 30 % Roussanne, 20 % Pinot gris aka Malvoisie, 10 % Mondeuse Blanche

Dienstag, den 16. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Caviste Rudolf Polifka bleibt selbstverständlich der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Oid, aber noch nicht grau grüßt Herr Rudolf Oid & Grau, aber natürlich nicht nur!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien