Caviste Rudolf Polifka würde die Ausrichtung seines Geschäfts nicht als „Mainstream“ bezeichnen. Von sehr vielem, was oenologisch an Alter, Ort und Art aus der Reihe tanzt, geht für den Rudl eine Faszination aus. Da kann es um Reife, Lage oder um Innovationen beim Vinifizieren gehen. Zumindest als Rebsorte ist Grüner Veltliner in Österreich in puncto Extravaganz nicht ganz vorne dabei. Knapp die Hälfte der mit Weißweintrauben bestockten Rebfläche entfällt auf diese Rebsorte. Davon wiederum fast die Hälfte steht im Weinviertel.
Grüner Veltliner
Man kann als österreichischer Weinbegeisterter Grünen Veltliner nicht großräumig umfahren. Was dem Rudl als dilettierenden Oenologen gefällt, ist der Umstand, dass der Grüne Veltliner zu den doch eher seltenen Rebsorten gehört, die nicht mit Heunisch verwandt sind, zumindest noch nicht. Die Eltern des Grünen Veltliners sind Savagnin und der im Jahr 2000 wieder entdeckte Sankt Georgen, dessen Eltern, soviel der Rudl weiß, noch nicht eruiert sind. Drum ist zumindest nicht auszuschließen, dass Heunisch als Papa von Sankt Georgen und somit als Opapa des Grünen Veltliners doch im Spiel ist. Als lokaler Name des Sankt Georgen ist „Weißer Muscateller“ bekannt und der im zweitausender Jahr entdeckte Sankt Georgen Rebstock weist ein stolzes Alter von 400 Jahren auf.
So oder so, Grüner Veltliner bleibt die bedeutendste autochthone Weißweinrebsorte des Bundeslandes mit den schlechtesten Wegweisern. Dass der Grüne Veltliner die Erderwärmung nicht bestellt hat, ändert zumindest bis jetzt nichts an seiner Bedeutung in Österreich. Daran haben weder Chardonnayboom in den neunziger Jahren, noch Trara um Sauvignon blanc zehn Jahre spät und auch nicht die anhaltende Charmeoffensive für Riesling etwas geändert. Gründe für die Beliebtheit des Grünen Veltliners liegen in seiner erhöhten Resistenz gegenüber vielem, was Weinbauern nicht dringend brauchen, aber auch in seinem hohen Ertrag.
Würze
Das oft strapazierte „Pfefferl“ hat sich dem Rudl bis jetzt noch nicht vorgestellt, zumindest nicht aus einem Glas Grünen Veltliners heraus. Da kann Rudolf Polifka mit an Tabak erinnernden Noten deutlich mehr anfangen. Diverse DACi erwecken in ihm auch keine Leidenschaft, sondern eher Assoziationen an Karikaturen. Da begeistern den Rudl viel mehr geologische Einflüsse auf das Geschmacksbild dieser Rebsorte: Grüner Veltliner Spiegel auf Löss vom Mantlerhof von der linken Donauseite, Grüner Veltliner Steinleithn vom Geyerhof auf deutlich älteren Urgesteinsböden von der rechten Donauseite.
Und nie wird der Rudl vergessen, wie der Herr Kurt, der damals noch der Kurti war, mit dem Doppellitergebinde auf der Bühne gestanden ist und das Auditorium im Unklaren belassen hat: Kamillentee oder Grünen Veltliner? lautete die Frage.
- 2023 Grüner Veltliner Hoher Rain, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (3/5)
- 2022 Grüner Veltliner Rochusberg, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf (5/8)
- 2017 Grüner Veltliner „Granit“, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (6,50/10)
Grüner Veltliner Hundsberg im Granitgebinde ausgebaut
- 2017, Grüner Veltliner Hundsberg, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (6/9)
Grüner Veltliner Hundsberg im gebrauchten Fünfhundertlitereichenfass ausgebaut
- 2022 Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (6/9)
- 2021 Grüner Veltliner Spiegel, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (7/11)
- 1971 Grüner Veltliner, Weingut Rabl, Langenlois, Kamptal (4/6)
DONNERSTAG, 24. April von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
Am 27. Jänner 1945 sind die Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit worden. Was spricht dagegen, den 27. Jänner deshalb endlich zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären? Nichts!
Aux bouteilles, Citoyennes!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien