Mondeuse und Persan. Rotweine, die man auch im Sommer trinken kann. Dialektisch

Konjunktiv zwei

 

Der Rudl würde Ihnen diese Woche gerne viel schreiben, vor allem über Adrien Berlioz, den Neffen von Gilles Berlioz und die Prieuré Saint Christophe, das ehemalige Weingut von Renaissancedesappellationsmitbegründers und Biodynamiepionier Michel Grisard, der eh noch im rentenberechtigten Alter gemeinsam mit Brice Omont den Weinberg von Cevins wiederbepflanzt und die Domaine des Ardoisières gegründet hat, irgendwann dann aber doch in den Ruhestand getreten ist und seine Weingärten den Giachinos übergeben hat.

 

Indikativ

 

In den nächsten Wochen hebt die mündliche Einheizmatura an. Auf die will das Alter Ego vom Rudl seine Kandidaten bestmöglich vorbereiten. Das kostet Zeit, Zeit, die dann für das Beschreiben der dieswöchigen Lehrveranstaltung an der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils fehlt. Drum kurz.

 

Rotweindialektik. Rötliche Wasserl – Marmelade – Wein

 

Monsieur Rudolf kann sich noch gut erinnern: 1994 muss es gewesen sein. Da hat ihm ein Illmitzer Winzer 1994 erklärt, dass in den Achtziger Jahren im Seewinkel abgesehen von Josef Umathum „niemand einen Rotwein zusammen gebracht hat“. Das seien damals alles rötliche Wasserl gewesen.

Ganz gestimmt haben kann das nicht. Der Wirt und Winzer des Vertrauens vom Rudl, zum Beispiel, ist auch in den Achtziger Jahren schon kompetent seinem Handwerk nachgegangen.

Nicht so lange nach den Achtziger Jahren hat die Umkehrosmose in einigen Kellern Einzug gehalten. Der Unterschied zwischen Marmelade und Rotwein ist dadurch nicht größer geworden.

Manche dürften ihren Konzentrierer dann im Internet versteigert haben. Unter den Käufern findet sich keiner der weiter unten genannten Weinbauern. Das sollte beim ersten Schluck aus den diese Woche zur Öffnung gelangenden Flascherln klar werden. Rotweine mit Struktur und Charakter, die man auch immer Sommer trinken kann.

 

Persan

 

Vor der Reblaus ist Persan als Rebsorte ziemlich erfolgreich gewesen, dann ganz lange nicht mehr. Jetzt wächst die mit Persan bestockte Rebfläche wieder langsam.

Die Trauben sind violett bis schwarz, nicht besonders saftig und im Aroma eher neutral. Bei knappem Ertrag sind eigenständige Weine mit kräftigen Tanninen das Ergebnis. Zu früh sollte man sie nicht trinken.

 

Mondeuse Noire

 

Etliche Ampelographen und Altphilologen vermuten Mondeuse hinter der von Plinius dem Älteren genannten „Allobrogicae“, wobei das nicht ganz unumstritten ist. Dass sie zur selben Familie wie Syrah gehört, ist dagegen gesichert. Mit dem friulanischen Refosco ist sie nicht verwandt, obwohl sie in Kalifornien so geheißen wird.

In der Schweiz und in Australien gibt es sie auch.

 

  • Mondeuse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse „Marie Clotilde“ 2014, Adrien Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse 2015, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (5/8)
  • Mondeuse „Prieuré Saint Christophe Rouge“ 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (5/8)
  • Mondeuse „Harmonie“ 2016, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Persan 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Persan „Octavie“ 2014, Adrien Berlioz, (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

, selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine, sondern auch etliche von Dupasquier gibt es glasweise

am Mittwoch, den 30. Mai und am Freitag, den 1. Juni

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort kann der Rudl ein paar Mangalitzawürstel offerieren. Ganz besonders freut er sich über den Neuburger Hommage 2017 vom Mantlerhof in seinem Sortiment.

Auf den Sommer und seine Weine!

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Felsbrocken- und Kellnerweine. Ein Understatement. Werkschau der Domaine Dupasquier in Aimavigne

Vom Altwienerhof …

 

Dem Rudl sein Weinfachgeschäft in disguise befindet sich an der Ecke Reindorfgasse Herklotzgasse, jener Herklotzgasse, in der vor ein paar Jahrzehnten Rudolf Kellner das erste Restaurant der Stadt, den Altwienerhof, geführt hat. Leider gibt es den als Restaurant heute nicht mehr.

 

zur Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

 

Dem Rudl sein Weingeschäft hat mit dem Altwienerhof fast überhaupt gar nichts zu tun. Maximal den Vornamen, nur dass der im Fall vom Rudl angemaßt ist.

Aber dann ist da der Cru Marestel von der Domaine Dupasquier am Westhang der Montagne du Chat. Und weil der Rudl vor ein paar Tagen wieder einmal beim Altwienerhof von Herrn Kellner vorbei gegangen ist, muss die Geschichte des Namens vom Cru Marestel wieder einmal erzählt:

Der seinerzeitige Graf von Savoyen, Emmanuel-Philibert, lebte im sechzehnten Jahrhundert und hatte auf seinem Château de Lucy einen Oberkellner namens Claude Mareste. Der soll Monsieur le Duc den Floh ins Ohr gesetzt haben, rund um das Château Weinstöcke in den Felsen zu pflanzen, schaut man sich den Felsen an, nicht die allernaheliegendste Idee.

Trotzdem sollte sie sich als nicht ganz blöd erweisen. Drum hat man den Wein nach dem Kellner benannt. Marestel, der vom alten Mareste quasi.

 

Traditionell

 

ist das Adjektiv, das man im Zusammenhang mit der Domaine Dupasquier ziemlich sicher am öftesten liest.

Was zwischen den Reihen im Weingarten wächst, entscheidet die Natur, wobei es größere Herausforderungen, als diese Entscheidung zu treffen, gibt. Im oberen Teil von Marestel rankt sich da und dort irgendeine knorrige Staude aus den Felsbrocken. Kein Auftrag für ein Graserl oder ein Bleamerl.

Im Keller gibt es keine gezüchteten Heferln, wenig Schwefel. Die Weine dürfen sich mitsamt ihren Feinhefen bis zur Lese im Folgejahr von der Qualität der großen, alten Holzfässer überzeugen. Darauf folgen eineinhalb Jahre Flaschenreife. Beim Marestel dauert beides deutlich länger. Keine savoyardische Weinbaumeisterei bringt ihre Weine so spät in Verkauf wie die Dupasquiers. Die aktuellen Jahrgänge der trockenen Altesse sind 2013 und 2014. Rosé verkauft man den 2015er.

 

Rhône

 

So gern der Rudl die Rhône als Bach hat, so wenig hat er bis jetzt einen Zugang zu den allermeisten Weinen, die neben ihr wachsen, gefunden, ob das jetzt Condrieu, Hérmitage, Gigondas oder Châteauneuf-du-Pape ist.

In einer Weise wachsen aber auch die Weine von Dupasquier an der Rhône, nur dass die dort oben halt noch nicht ganz so spektakulär daher rinnt wie an der A6 ein Stückl weiter flussabwärts. Immerhin darf die Rhône dort droben aber schon die Grenze zwischen den Departements Savoie und Ain geben.

Genaugenommen wachsen auch die appellationsverweigernden Vignes de Paradis von Dominique Lucas an der Rhône. Man sieht die Rhône dort zwar nicht, weil sie durch den Genfer See durch rinnt, aber sie ist da, ähnlich der Träne im Ozean, über die Monsieur Holl nachgedacht hat, nur halt ein bissl größer.

 

Domaine Dupasquier. Ein Exkurs in die EU

 

Bei der Domaine Dupasquier muss man sich anstellen. Von außen schaut dort nicht viel nach einer extraordinairen Adresse für Wein aus. Nach innen auch nicht. Ausschauen nicht, schmecken schon.

Wer keine Geduld hat, ist bei anderen Winzern in Jongieux besser aufgehoben.

Im Sommer 2016 ist der Rudl beim Queing im Dupasquierkeller mit zwei älteren Damen aus Lyon ins Gespräch gekommen ist. Die haben ihm ihre Besorgnis ob eventueller Aussichten und Vorgänge um die damals anstehende Wiederholung der Wahl zum Bundespräsidenten der Republik Österreich geäußerst. Der Rudl hat ein bissl patschert mit einem Hinweis auf die damals auch nicht unbedingt vielversprechende Situation in Frankreich gekontert und später daheim bei der nicht so angesagten von den zwei U3-Endstationen wahlgekämpft.

Die Sorgen sollten sich als begründet und trotzdem überflüssig erweisen, die französischen gerade so als wie die österreichischen.

Tun statt Sorgen, die Soundsovielte.

 

  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2/3)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Roussette de Savoie 2013 (Rebsorte Altesse), Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Marestel 2012 (Rebsorte Altesse), Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Perles d’Aimavigne (méthode traditionelle), Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Fleur d’Altesse 2009 (Süßwein), Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (6,50/10)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

, selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 23. Mai und am Freitag, den 25. Mai

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf den 30. Mai und 1. Juni

autochthone Rotweinrebsorten aus Savoyen: Persan und Mondeuse

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Au Monsieur Macron, au Monsieur le Présidentprofesseur, au Sisto Sesto sowie alle Selberdenkerinnen und Selberdenker!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Rochus. Grüner Veltliner Roland Minkowitsch

Ein Wein, der Rochus heißt, legt nahe, sich mit dem Herrn Rochus eingehender auseinanderzusetzen. Machen Sie das! Den Rudl interessieren in der Historie Namen fast überhaupt nicht, wenn, dann eigentlich nur solche, die sich lustig anhören. Seinerzeit in der Schule hat er die Geschichts- und Literaturgeschichtsbücher nach kurios klingenden Namen abgesucht, sich dieselben angemaßt und mittels derartiger Anmaßungen das eine oder andere Schulbuch seiner Kollegen signiert. Das hat der Rudl seinerzeit lustig gefunden und, ganz ehrlich gesagt, er findet das heute noch lustig.

Der Unterschied zwischen Roland Minkowitsch dem Älteren und Heinrich Gross dem Verhandlungsunfähigen

Roland Minkowitsch hätte als Jurist Karriere machen sollen. Aber das ist nicht gegangen, weil er anstatt seines Bruders das elterliche Weingut übernehmen müssen hat. Die ältesten Weingärten des Weingutes stammen aus dieser Zeit.

Rheinriesling und Gewürztraminer. Roland Minkowitsch der Ältere sollte dann doch noch Karriere machen, als Zweiter Präsident des Nationalrates und Staatssekretär im Bundesministerium für Inneres. Das war zu einer Zeit, als Politiker ihre Studien noch abgeschlossen und nicht nach ein paar mehr oder weniger erfolgreichen Semestern Bildung durch einen Kommunikationscrashkurs beim Phrasenmantraflügelmeister ersetzt haben. Möglich wurde die politische Karriere von Roland Minkowtisch dem Älteren auch deshalb, weil dessen Sohn, Roland Minkowitsch der Jüngere, schon jünger als jung das Weingut übernommen und zu einem Leitbetrieb des südlichen Weinviertels geführt hat.

Traminerradwegexkurs. Eine Wiederholung

Im Weinviertel etwa gibt es Radlwege, die nach Rebsorten benannt sind. Von seinerzeit bis jetzt noch immer ist es eine Passion von Rudolf Polifka, diese Gegenden einer Befahrung zu unterziehen. Anfangs noch mit seinem ganglosen Waffenrad der Marke Puch, das ihm leider irgend so ein Weh gefladert hat.

 

Von der EG-Außengrenze zur EU-Binnengrenze

 

Den Rudl zieht es ja zu den Grenzen. Als Schulbub ist er fast jede Woche über die Saalach gefahren, weil in der BRD damals die meisten Schallplatten ein paar Tage früher erhältlich gewesen sind als diesseits der damaligen EG-Außengrenze. Aber was ist die Saalach im Vergleich zur March? Was ist Freilassing gegen Devínska Nová Ves? Und was eine neue LP von Depeche Mode gegen den Gewürztraminer von Roland Minkowitsch?

 

Traminer Radroute

 

Der südöstlichste Weinviertler Radweg ist nach dem Traminer benannt. Er führt von Angern an der March über Stillfried nach Ebenthal, wo im Weingut Zillinger schon in den Achtziger Jahren biologisch gearbeitet worden ist. Es gibt heute Naturweingüter, die seit dieser Zeit dreimal die Betriebsphilosophie gewechselt haben. Der Rudl fragt sich manchmal, was die in fünf Jahren machen werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Über Niedersulz geht es dann nach Hohenruppersdorf. Von dort kann man über Groß Schweinbarth, Matzen und Prottes wieder zurück nach Angern fahren, wobei das dann schon eher wie ein Erdölradweg als ein Traminerradweg ausschaut. Die Strecke ist 59,73 Kilometer lang. Der niedrigste Punkt befindet sich auf 145 Metern Meereshöhe, der höchste auf 258. Eine Tour de France Etappe ist das noch nicht. Dafür hat man einen wunderschönen Blick auf die Karpaten.

 

Ein Staatssekretär mit Courage und der Gewürztraminer

 

Dass es in dieser Gegend heute viel Traminer gibt, ist Roland Minkowitsch dem Älteren zu verdanken. Auf die Übernahme des elterlichen Weinguts ist der nicht vorbereitet gewesen. Darum hat er immer wieder die Weinbauern im Dorf um Rat gefragt. Hätte der Staatssekretär damals das getan, was gerade angesagt gewesen ist und alle anderen auch gemacht haben, dann hätte er vielleicht auf Massenträger wie den Braunen Veltliner gesetzt. Aber die alteingesessenen Gscheitln haben den Magister der Jurisprudenz sowieso „anrennen“ lassen. Daraufhin hat der Bücher über den Weinbau gelesen und Riesling sowie Gewürztraminer ausgepflanzt. Das hat ihm den nicht als Kompliment gedachten Titel „Biachlbauer“ eingetragen.

 

Grüner Veltliner Rochus 1979, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

 

…, was die Jahrgangsbeschreibungen betrifft: Wiederholung

 

Im Frühling 1979 war es oft kalt und regnerisch. Der Frühsommer hat sich dann ins Zeug gelegt, um durch Wärme und Trockenheit zu kompensieren, was zu kompensieren war. Auch im September und im Oktober war es überdurchschnittlich warm und trocken. Viel mehr kann man sich von einem Weinjahrgang nicht erwarten.

Die österreichische Fußballnationalmannschaft ist damals in der Qualifikation für die Europameisterschaft 1980 in Italien am späteren Finalisten Belgien gescheitert.

Grüner Veltliner Rochus 2007, Roland Minkowitsch

Der Zweitausendsiebener gilt in Österreich als hervorragender Jahrgang, weniger Gradation und mehr Säure als der Vorgängerjahrgang, passable Menge.

Mild und wenig Schnee im Winter, kurz ein bissl eine Reminiszenz an die Winterheit „als solches“ im März, von der sich die Weingärten aber mäßig beeindrucken lassen haben. Früher Austrieb, fast schon Rekordwärme im April, Mai und Juni prolongieren das fast schon kitschig wachstumsfördernde Wetter, abgesehen von Spätfrost am 2. Mai. Der Junihagel im Kremstal ist eh schon ein Topos, der in der Thermenregion und am Leithagebirge nicht. Am Beginn der zweiten Julihälfte Rekordhitze. Dass es Anfang August 2013 noch heißer wird, hat der Sommer Zweitausendsieben nicht wissen können. Im August hat sich das Wetter dann wieder erfangen. September dann etwas kühler.

So oder so, der Oktober war dann ziemlich ideal, untertags trocken und warm, morgendlich und nächtlich trocken und frisch. Nicht die allerungünstigsten Konditionen für eine konvenierende Aromatik, wenn es nach dem Rudl seinem Geschmack geht. Der vergleichsweise geringere Ertrag ist auf den überproportional hohen Anteil an Prädikatsweinen zurückzuführen.

Grüner Veltliner Rochus 2008, Roland Minkowitsch

Gilt als nicht so grandioser Jahrgang. Für die Weinbaumeister war es vermutlich auch nicht einfach, weil Wasser in allen Aggregatszuständen die Gesundheit der Weinbeeren bedroht hat. Nur hat der Rudl ein bissl den Verdacht, dass in Österreich die Qualität eines Jahrgangs in erster Linie von einer möglichst hohen Zuckergradation abhängig gemacht wird. Für den Rudl seinen Geschmack geht es darum gerade nicht, weil der ja gerne wartet, bis die Weine ein bissl reifer sind. Damit sie dann auch noch halbwegs vif sind, ist ein bissl Säure kein Nachteil. Den Weinen des Jahrgangs 2008, deren Beeren und Trauben gesund gelesen worden sind, kann man diese Vifheit sicher nicht absprechen.

Und ganz offensichtlich ist es auch in einem wasserreichen Jahr wie 2008 möglich, einen Weingarten biologisch zu bewirtschaften. Es soll da ja immer noch Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben, die meinen, Bioweinbau sei etwas für Jahrgänge, in denen sich der Weine quasi von selber mache. Kulturwein.

Grüner Veltliner Rochus 2010, Roland Minkowitsch

 

Dem Rudl seiner Erinnerung nach ist es 2010 noch nasser als 2008 gewesen.

 

Grüner Veltliner Rochus 2013, Roland Minkowitsch

 

Dass es vom Grünen Veltliner aus diesem Jahr nicht so viel gibt, ist auf widrige Witterung und deswegen Verrieselung während der Blüte zurückzuführen. Dann kommt im Juni eh schon die erste Hitzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfte noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert. Lediglich die Süßweine haben einen Grund zur Klage. Drum besitzt der Fils bis jetzt einen ganzen Haufen Wein aus seinem Geburtsjahrgang, aber nicht ein Flascherl Trockenbeerenauslese.

 

Grüner Veltiner Rochus 2015, Roland Minkowitsch

Zweitausend gilt bei vielen als großer Jahrgang. Nach ein paar ziemlich verrückten Jahrgängen hat sich das Wetter in diesem Jahr etwas weniger extravagant aufgeführt. Die Menge war gut, was sich in Anbetracht der vorhergegangenen Ernten für manche Winzer als existenzrettend erwiesen hat. Die Qualität war gut. Viele Zweitausendfünfzehner sind heute zugänglicher als ihre um ein Jahr älteren Brüder, reife Frucht, gute Substanz, harmonisch.

Frühling optimal, Blüte detto, eher ungewöhnlicher, weil nächtlicher Hagel Anfang Mai im Kremstal, Kamptal und am Wagram. Der Sommer ist dann sehr heiß, Mitte August kommt rechtzeitig noch Wasser. Herbst wieder in der Tradition des Frühlings, im Unterschied zu 2006 oder 2011 aber wenigstens kühle Nächte.

Grüner Veltiner Rochus 2016, Roland Minkowitsch

 

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

 

Grüner Veltliner Rochus 2016, Roland Minkowitsch (2,50/4)

Grüner Veltliner Rochus 2015, Roland Minkowitsch (3/5)

Grüner Veltliner Rochus 2013, Roland Minkowitsch (3/5)

Grüner Veltliner Rochus 2010, Roland Minkowitsch (4/6)

Grüner Veltliner Rochus 2008, Roland Minkowitsch (4,50/7)

Grüner Veltliner Rochus 2007, Roland Minkowitsch (4,50/7)

Grüner Veltliner Rochus 1979, Roland Minkowitsch (6,50/10)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

, selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 16. Mai und am Freitag, den 18. Mai

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf den 23. und 25. Mai

eventuell Werksschau Dupasquier

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Caviste Rudolf freut sich, zusätzlich zum Fünfzehner jetzt auch den Sechzehner Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof offerieren zu können.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Auf die Forschung!

 

Riesling, Heinz Conrads und das Erdaltertum

Eine andere Zeit

 

Das Adjektiv „böhmisch“ lässt den Rudl Sonntagmorgen, Guglhupf, Radio, den großen Sendesaal des Wiener Funkhauses und Heinz Conrads erstassoziieren, ziemlich sicher nicht nur Herrn Rudolf.

Die böhmische Masse ist trotzdem guglhupffrei, zumindest geologisch. Das weiß der Rudl. Dieses Minimalwissen sicherzustellen ist dem Rudl seiner Mutter seinerzeit ein Anliegen gewesen, wobei dem Rudl der mehlspeisentechnischen Zugang über den Guglhupfteig zur böhmischen Masse durchaus fast sympathischer ist.

 

Guglhupf

 

Der war mehr oder weniger das Erste, was Monsieur Rudolf als Kind zubereiten können hat, aus Eigennutz quasi. Vom sonntagmorgendlichen Guglhupf hat der Rudl immer möglichst viel zu derglengen getrachtet. Ist sein Anteil gefühlt kleiner als der ihm zustehende ausgefallen, dann ist Monsieur Rudolf alles andere als amused gewesen. Darum hat er eines Tages beschlossen hat, die Kompetenz des Guglhupfbackens zu erwerben. Den selbstgebackenen gedachte er mit niemandem zu teilen, noch mehr als den selbsgebackenen Guglhupf gedachte er, den Teige für denselben mit niemandem zu teilen. Alleine eine ganz Schüssel Guglhupfölkuchenteig verdrücken zu dürfen, das ist dem Rudl lange Zeit ein Inbegriff kulinarischen Hochgenusses gewesen. Heute denkt der Rudl in diesem Zusammenhang natürlich an „Das Schlaraffenland“ von Pieter Brueghel dem Älteren, wo sich ein Patron rechts im Bildhintergrund durch einen Kuchenteig frisst und ein Baum den Zutritt zu der Teigmasse eifrig erleichtert, indem er für den Gierschlund eine Räuberleiter macht. Räuber hat es damals im sechzehnten Jahrhundert etliche gegeben, den Herzog von Alba zum Beispiel. Der hat die Menschen ziemlich grauslig unterdrückt. Die haben es sich gefallen lassen und vom Fressen geträumt. Derlei hat man in den Achtziger Jahren im Religionsunterricht gelernt (Die Welt mitgestalten, Religion BHS 4). Heute lernt man so etwas auch noch, aber das ist nicht mehr zeitgemäß. Heute ist das ganz anders. Heute benötigt man zum Ruhigstellen von Massen kaum mehr Brot, zumindest kein richtiges Brot. Da genügen ein paar Billigflüge nach Barcelona und Brüssel, Markenfetzen, die nichts kosten, und gratis W-LAN in jedem Münzklosett. Als Gegenleistung liefern die sowieso bereits Geneppten auch noch dankbar ihre Daten ab. Stellt sich dann doch ein Gefühl des Untervorteilswordenseins heraus, dann steht für solche Menschen irgendein Radikalisierungswurschtel bereit. Der krakeelt dann irgendetwas von Esdenendadrobeneinmalrichtigzeigenwerden und kassiert dafür noch einmal kräftig ab.

 

Zurück zur böhmischen Masse

 

Versteht man unter dieser nicht die Rohmasse für eine Mehlspeise, die am Sonntagmorgen verzehrt wird, dann gilt sie als Bezeichnung für das Wald- und Mühlviertel, das heißt für Steine aus dem Proteiozoikum aus der Zeit vor zweitausendfünfhundert bis fünfhundertneunzig Millionen Jahren. Die liegen natürlich auch auf der anderen Seite der Staatsgrenze drüben. Damals sind noch nicht einmal die Saurier gewesen. Riesling hat es ziemlich sicher auch noch keinen gegeben. Trotzdem wächst der ganz vortrefflich auf den Böden aus dem Proteiozoikum. Das hat das Proteiozoikum damals freilich nicht wissen können, aber darauf hinweisen darf man heute.

 

Drei Rieslinge von der böhmischen Masse

 

Dürnstein gehört nicht zu den Lieblingsortschaften vom Rudl. Hat es dort unter null Grad Celsius, dann ist alles zugesperrt, hat es über null Grad Celsius, rollen einem ständig E-Biker, Tretroller oder englische Touristen über die Zehen. Trotzdem verweist Dürnstein auf zwei Besonderheiten, die es sonst in der Wachau kaum gibt: eine formidable Bäckerei und eine Bioweinbaumeisterin. Die gehören eh zusammen.

Caviste Rudolf freut sich, fast seit Eröffnung seines Weinkaufgeschäfts Weine vom Weingut Schmidl in Dürnstein offerieren zu können, diese Woche macht er das sogar glasweise.

 

Riesling Smaragd Kellerberg 2001, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau

 

Riesling Smaragd Kellerberg 2013, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau

 

Riesling Smaragd Achleiten 2016, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau

 

Nick Setford ist in Stoke-on-Trent aufgewachsen, als Sohn eines Braumeisters. Ob deswegen oder trotzdem … oder deswegen und trotzdem entzieht sich der Kenntnis des Rudls, aber Nick Setford trinkt gerne Wein und hat in eine Wachauer Familie mit Weingarten in der Lage Achleiten eingeheiratet. Den Weingarten hat er auf biologische Bewirtschaftung umgestellt und Wein gemacht. Zweitausendvierzehn oder Zweitausendfünfzehn muss ihm bewusst geworden sein, dass er lieber im Weingarten als im Keller arbeitet. Darum hat er die Trauben Theresia Harm vom Weingut Schmidl in Dürnstein zur Vinifizierung angeboten. Etwas Besseres hätte Herrn Nick, dem Weingut Schmidl und den Trauben nicht passieren können, findet der Rudl.

 

Zum Vergleich Rieslinge, die nicht auf der böhmischen Masse gewachsen sind

 

Riesling de vite 2016, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Der hat auch ein Stammleiberl im Sortiment vom Rudl. Löss

 

Riesling 2016, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Konglomeratsschotter von der Urdonau

 

Riesling ab Avo 2015, Weingut Steiner, Klöchberg, Südoststeiermark

Basaltverwitterungsboden. Ein Blick in alte Weinbücher zeigt, dass Klöch und Umgebung früher auch für Riesling ziemlich bekannt gewesen sind.

 

  • Riesling 2016, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel (2,50/4)
  • Riesling de vite 2016, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel (3/5)
  • Riesling ab Ove 2015, Weingut Steiner, Klöchberg, Südoststeiermark (4,50/7)
  • Riesling 1977, Weingut Klinglhuber, Langenlois, Kamptal (3/5, sofern noch vivant)
  • Riesling Smaragd Achleiten 2016, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau (5/8)
  • Riesling Smaragd Kellerberg 2013, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau (5/8)
  • Riesling Smaragd Kellerberg 2001, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau (6,50/10)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

, selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

 

am Mittwoch, den 9. Mai und am Freitag, den 11. Mai

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Vorschau auf den 16. und 18. Mai

voraussichtlich neue Weine zur Bildungsreform: Kreide und Schiefer

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Schönen Sonntag die Madln, seawas die Buam!