Der nächste Öffnungstag ist Mittwoch, der 6. November, 16 Uhr.Eine agreable Woche wünscht
Herr Rudolf
Es gibt Winzer, die einen bis auf Plakatwände verfolgen, und es gibt andere, deren Weine man nicht und nicht darwischt; am Weingut sowieso nicht und in Vinotheken auch nicht leicht. Stolpert ein Weinforscher dann doch über so einen Wein, muss er ihn kaufen, auch wenn er über seinen Geschmack bestenfalls etwas Gutes gelesen hat. Insofern steht ein Forscher in einer Welt der Test-, Kontroll- und Sicherheitsphantasien zwangsläufig immer ein bissl als ein Sonderling da. Das war unter Oberstudienrat Odysseus so und wird sich so schnell auch nicht ändern.
Rudolf Polifka ist hauptberuflich ja in der Bildungsbranche tätig und wird, wie hier schon einmal angedroht, in den kommenden Wochen und Monaten sein Lokal Schritt für Schritt zu einem Kompetenzzentrum für was weiß ich entwickeln, um Reindorf in staatsmännischer Manier vorwärts zu bringen und enkelfit zu machen. Zwei Formeln wird er zu diesem Zweck einsetzen:
Um auf den eingangs beschriebenen Sachverhalt zurückzukommen: Diese Woche wird – solange der Vorrat reicht, beziehungsweise vom Rudl nicht selbst konsumiert wurde – so ein schwer zu erstehender Wein Teil der Odysseus-Formel sein.
Im Übrigen wird das Angebot der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ ab sofort durch ein festes Produkt ergänzt. Wer als Erste oder Erster vor Ort korrekt kundtut, was das ist, bekommt ein Packerl davon. Hans Moser hat zwar nicht das Produkt selbst besungen, aber doch dem diesem Produkt zugrundeliegenden Vorgang ewige Verszeilen gewidmet, wenn auch mit anderer Bedeutung. Das Produkt selbst wird übrigens durch ein nomen patientis, einem von einem Verb abgeleiteten Substantiv, das auf das Objekt der Handlung ausgerichtet ist, also passivische Bedeutung hat, bezeichnet …
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“, Reindorfgasse 22
Ein dreifaches Hoch auf die Linguistik! Rudolf der Schulmeister
In der Woche zwischen Nationalfeiertag und Allerheiligen (28. Oktober bis 3. November) ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wie die meisten anderen Schulen auch geschlossen.
Die Tage werden nicht nur kürzer, sondern auch kühler. Manche halten das für ein ausreichendes Motiv, Rotwein zu trinken. Herr Rudolf nimmt es zum Anlass, einen klassischen Sankt Laurent des Weinguts Umathum aus dem Jahr 1997 einem ebensolchen aus dem 2011er Jahr gegenüber zu stellen. Der Sankt Laurent an sich als Rebsorte ist ja ein merkwürdiger Zeitgenosse: französisch klingender Name, in Frankreich als Rebsorte aber unerheblich. Es gibt zwar ein paar Orte mit der Bezeichnung Saint Laurent, die sind in oenologischer Hinsicht aber nicht ergiebig. Den Namen hat der Sankt Laurent vom Laurentiustag, dem 10. August, an dem seine Trauben beginnen rot zu werden. Laurentius von Rom, als dessen Tag der 10. August gilt, muss universal gewesen sein. Er ist nicht nur der Schutzpatron der Bibliothekare, Archivare und Studenten, zu denen sich allenfalls eine Verbindung vom Wein herstellen ließe, sondern auch jener der Bierbrauer, Wäscherinnen und Köche. Letzteres hat mit seiner Hinrichtungsart – auf einem glühenden Rost – zu tun.
Der Sankt Laurent als Rebsorte ist die graue Maus unter den roten Rebsorten in Österreichs, man könnte ihn fast als die Admira Wacker der österreichischen Rebsorten bezeichnen. Nicht nur aufgrund seiner Unscheinbarkeit, sondern auch wegen seiner Tendenz zu Fusionen. So ist das Bekannteste am Sankt Laurent vermutlich die Tatsche, dass er mit dem Blaufränkischen gekreuzt und so zum Zweigelt wurde. Aber da es auf dieser Seite um Heilige geht, soll davon nicht ausführlicher die Rede sein.
Kalkhaltige Böden und tonhaltige Schotterböden – der von Umathum ist sogar quarzhaltig – mag der Sankt Laurent. Die Weine schmecken oft nach Waldbeeren, Weichseln und Gewürzen, was uns etymologisch zu den Lorbeergewächsen, lauraceae oder altgriechisch daphne (δάφνη) führt. Die Nymphe Daphne zog es seinerzeit vor, sich in einen Lorbeerstrauch zu verwandeln, nur um vor dem aufdringlichen Apoll ihre heilige Ruhe zu haben. Wie erfolgreich diese Strategie gegen Stalking war, scheint nicht überliefert. Weiterführende Forschungsarbeiten mit Sankt Laurent, aber nicht ausschließlich mit dem, kann man diese Woche
am Mittwoch und am Freitag von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22
… aber nicht ausschließlich dann und dort durchführen.
Denn bis Sonntag, den 20. Oktober findet in der Alten Schieberkammer am Meiselmarkt (Ecke Meiselstraße 20 / Eduard Suessgasse, Wien XV) noch die „Designfluss und Kunststrom“ statt. Dort gibt es Mode, Accessoires, Schmuck, Möbel und Kulinarisches, wochentags von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
Wer dort am Samstag ausschenkt, nämlich der Herr Rudolf, werden Sie sicher nicht erraten.
Anfahrt: U3 Johnstraße, Autobus 10A, 12A, Straßenbahn 49 (alle Haltestellen Johnstraße)
http://kreativwerkstattxv.at/index.php/events
Kreative Grüße, Herr Rudolf
Sehr unterschiedliche Ereignisse jähren sich diese Woche: Geburtstage von Qualtinger, aber auch Putin. Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils, aber auch Ermordung Ernesto Ché Guevaras. Wer schon einmal das Weingut Didier Dagueneau in St. Andelain bei Pouilly sur Loire besucht hat, weiß, inwiefern Ché Guevara auch einen Bezug zum Weinbau hat. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Herr Rudolf stellt die kommende Woche in das Zeichen des Traminers. In Klöch, der Traminerhochburg Österreichs, wird der gerade gelesen. Laut Pierre Galet, einem der weltweit führenden Ampelographen (Wissenschaft von den Weinrebsorten), ist der Traminer identisch mit dem Savagnin. Der wiederum ist im stillen und moussierenden Cru Ayze (AOC Vin de Savoie), vor allem aber im Jura bedeutend und gilt neben dem Arvine, dem Nebbiolo und dem Lambrusco als eine der wenigen Rebsorten, die genetisch am nächsten mit dem wilden Wein verwandt sind. Sie werden als „cépages des origines“ oder „cépages primitifs“ bezeichnet. Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc, Riesling und ziemlich sicher auch der baskische Petit Manseng sind Kinder des Traminers und Indizien dafür, dass die besten Rebsorten Migranten sind und dem Austausch mit Fremdem mehr abgewinnen können als talentlose Boulevardschmierer und der dings. Vielleicht sind sie deshalb auch der Gesundheit zuträglicher. Auf alle Fälle ist die heute so beliebte Rede von „autochthonen Rebsorten“ mit Vorsicht zu genießen, die daraus gewonnen Weine dafür oft mit umso kleinerer, wenn auch „avec modération“.
Auf alle Fälle kann man diese Woche mit Traminern, aber nicht ausschließlich mit solchen, anstoßen, zum Beispiel auf den 85. Geburtstag von Helmut Qualtinger und zum Beispiel
am Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorf.
Dass der Herr Karl ein paar unfreiwillige Nachahmer weniger findet!
… wünscht Ihnen und sich selber der Herr Rudolf
Wenn man sich die Spitzenkandidaten der großen, mittleren, aber auch kleineren wahlwerbenden Parteien anschaut, könnte man meinen, dass Österreich ein Bundesstaat aus drei Bundesländern sei: Niederösterreich, Wien und Kärnten.
Die Zahl Drei gilt zwar als Symbol für göttliche Fülle und Vollständigkeit. Neben der Dreifaltigkeit Gottes wird Jesus drei Mal durch eine Stimme aus dem Himmel legitimiert (Mt 3,17; Mt 17,5; Joh 12,28). Er ist Prophet, Priester und König – die strengen Maßstäbe der Gewaltenteilung sind post-revolutionären Datums und hier vermutlich nicht anzulegen. Darüber hinaus ist Jesus Sohn Gottes, Sohn des Menschen und Sohn Davids. Und schon die alttestamentlichen Schriften bezeichnen den Besuch von drei Wüstenwanderern bei Sarah und Abraham, im Zuge dessen viel gegessen und noch mehr Wein (what else?) getrunken wird, als Besuch Gottes (Gen 18).
Aber ohne die demokratiepolitischen und wirtschaftlichen Meriten der Staatsmänner von Kärnten, Wien und Niederösterreich schmälern zu wollen, möchte der Rudl schon gerne darauf hinweisen, dass die Zahl Drei in der politischen Landschaft, aber auch Tradition und Verfassung Österreichs ohne Relevanz ist. Dort scheint der Zahl Neun eine bedeutendere Rolle zuzukommen. So lauten die Absätze 1 und 2 des Artikels 2 der Bundesverfassung:
(1) Österreich ist ein Bundesstaat.
(2) Der Bundesstaat wird gebildet aus den selbständigen Ländern: Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Wien
Da drängt sich förmlich ein Vergleich mit der Biologie auf: Ein Bäberl wartet in der Regel neun Monate, bis es halbwegs reif und seine angestammte Umgebung mit der sogenannten Welt einzutauschen, bereit ist. Vielleicht braucht es ja auch Spitzenpolitiker aus neun Bundesländern, um eine reife Demokratie samt Wahlergebnis, für das man sich außerhalb des Landes nicht genieren muss, zusammenzubringen.
Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wird diese Woche nachweisen, dass selbst in oenologischer Hinsicht die Welt von Wien aus gesehen nicht in Melk und am Wechsel endet. Sie wird versuchen, aus möglichst vielen Bundesländern glasweise Wein anzubieten, aus Niederösterreich, Wien oder Kärnten wird keiner davon sein, dafür sicher einer aus Tirol (Cuvée 2008 vom Weingut Flür aus Tarrenz) und einer aus Salzburg (Salzburger Hochthron, Reiterhaindl). Insgesamt werden es neun sein, nur zur Erinnerung …
… Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka
Reindorfgasse 22, Wien XV
Egalité! Fraternité! Solidarité! Monsieur Rudolf