Eigentlich Kreide
Caviste Rudolf hat im September angekündigt, bis zur Wahl zum Bundespräsidenten der Republik Österreich ausschließlich Weine, die auf Kalk- oder gar Kreideböden gewachsen sind, auszuschenken. Das wäre sein Plädoyer für die Kreide an den Wurzeln der Rebstöcke und gegen die Kreide an den Stimmbändern im Wahlkampf gewesen. Dann haben sie die Wahl noch einmal um zwei Monate verschoben.
Wos zvü is, is zvü
Drei Monate Kalk und Kreide im Wein wären dann aber sogar dem Rudl zu viel gewesen. Er wollte CaCo³ auf die Woche vor der Wahl beschränken. Blöderweise ist das die Woche vor dem Tag zweier ziemlich gegensätzlicher Persönlichkeiten. Und die gehören gewürdigt. Daran lässt sich Herr Rudolf von keinem Kreidemeister dieser Welt hindern.
Kramperl und Niglo. Beide
Mag sein, dass das unzeitgemäß ist, aber der Rudl möchte beide nicht missen, schon rein aus Sentimentalitätsgründen.
Der Krampus und die Angst
Selbstverständlich ist sich Herr Rudolf der problematischen Wirkung des dunklen Gesellen mit den Hörndln, vor allem auf Kinder bewusst. Heute noch spürt er, wie er sich als Kind vor dem „Kramperl“ gefürchtet hat. Im Dialekt ist dem durch das Diminutivsuffix zumindest die allerschwefeligste Kralle ein bissl gestutzt worden. Angst gehabt hat Herr Rudolf damals trotzdem. Und Angst hält er sowieso für keinen kompetenten Ratgeber. Nie! Ist die Angst trotzdem da, und manchmal ist sie das, auch wenn man sich noch so auf die Füße stellt, sind kreative Gegenstrategien gefragt, in Eigeninitiative, noch besser aber gemeinsam mit dem Cousin, möglichst nicht indem man das Problem an Eltern, Lehrer oder irgendeinen selbsternannten „starken Mann“, der sich im Handumdrehen selber als Krampus erweist, delegiert.
Auf alle Felle ist der Krampus trotzdem kein passabler Umgang für kleine Menschen. Aber bei den größeren, die schon ein bissl in das Lausbuben, respektive Lausmenscheralter gekommen sind, also etwa so ab vierzig, bei denen kann der Krampus, und zwar einer mit einer richtig tiefen, grausligen Stimme, mit einer wie der von Joe Cocker zum Beispiel, schon die Phantasie beflügeln, jedenfalls besser als hunderttausend Horrorclowns, billige Gruselfilme oder von geistiger Leere getriebene Wutbürger mit Pitbull, Facebookaccount und Redbullüberdosis.
Nikolaus
Der ist sowieso ein Guter. Der Rudl jetzt aber niemanden, die oder der dem Nikolaus etwas am Zeug flicken möchte, ganz egal welcher weltanschaulichen oder religiösen Provenienz.
Der Ausgewogenheit verpflichtet
Wie jedes Jahr erweist Herr Rudolf dem Krampus und dem Nikolaus aus Äquidistanz die Reverenz. Wer seine Sympathien genießt, das sollte aus diesen Zeilen eindeutig hervorgehen. Aber oenologisch bekommen beide je drei Karten. Dem Polifka-Rudl sein Engel ist schließlich ja auch ein Engel, aber nicht einer, der nur weiß und brav ist, sondern einer mit einem „dreckign Gsicht“. Das hat er dem Trainer seinerzeit im Espresso Rosi verraten. Und der hat darüber ein wunderbares Lied geschrieben.
Deshalb stößt der Rudl diese Woche auf den Hörndlträger mit wenn auch nur sehr geringfügig geschwefelten Weinen an.
2013 Altesse, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie
2015 Weißburgunder vom Opok, Herrenhof Lamprecht, Steiermark
2012 Irouléguy Rouge, Domaine Ilarria, Sud Ouest
Und auf den weißen Bartträger mit Weinen ohne Schwefelzugabe.
2011 Vitovska, Branko und Vasja Cotar, Komen, Slowenien
2012 Blaufränkisch Hochegg, Karl Schnabel, Sausal, Steiermark
2012 Irouléguy Rouge sans sulfites ajoutés, Domaine Ilarria, Sud Ouest
Diese sechs Weine, aber nicht ausschließlich diese sechs gibt es diese Woche auch glasweise
am Mittwoch, den 30. November und am Freitag, den 2. Dezember
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Hinweis in eigener Sache
Übernächste Woche, am Freitag, den 9. Dezember, das ist der Tag nach dem Feiertag, bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ausnahmsweise geschlossen, obwohl das ein Freitag ist. Das ist die einzige Gelegenheit für den Rudl, ein Bräustübl-Weihnachtsbockbier aus Salzburg-Mülln zu beschaffen. Und ohne das können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, aufs Christkindl warten, bis Sie schwarz werden.
Am „Silbernen Sonntag“, den 11. Dezember, und am „Goldenen“ eine Woche drauf, wird Herr Rudolf dafür jeweils von 14 bis 18 Uhr aufsperren. Derweil sovü.
Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man endlich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen aus dem Vernichtungslager in Auschwitz, zum europäischen Identitätsfeiertag erklären soll. Erstens gebietet das der Anstand und zweitens wird die europäische Einigung allein mit finanziellen Förderungen, um die am allerfreudigsten die die Hand aufhalten, die sich schon im Umdrehen mit der Marie in der Hand wie die Rohrspatzen über „die da droben in Brüssel“ aufregen, eher schwierig zu retten sein.
Herr Rudolf grüßt alle Menschen, die guten Willens sind!