In Spitz war es. Da hat seinerzeit Marianne Mühlhuber dem Hofrat Geiger einen ziemlich unterkühlten Empfang bereitet und ihn später dann geehelicht. Das war im Siebenundvierziger Jahr, dem – was man so hört – besten Weinjahrgang, den es in Österreich je gegeben hat. Der Rudl hat einmal eine Flasche aus diesem Jahrgang sein Eigen nennen dürfen. Die Flasche hat er noch immer. Nur von der Güte des Jahrgangs sollte er sich nie überzeugen dürfen, denn dieses Flascherl war mit einem Stoppel aus einem nicht ganz so formidablen Korkjahrgang verschlossen worden.
Grüner Veltliner Honivogl 2006, am 30. April
Die Vorfahren des Winzers, von dem die Familie Hirtzberger einen Veltliner Weingarten gekauft hat, haben wahrscheinlich zu des Hofrats Zeiten schon Honivogl geheißen. Mit einem Vogel hat das nichts zu tun. Heute wächst in diesem Weingarten ein Teil des bekanntesten Grünen Veltliners vom Weingut Hirtzberger. Der Weingarten befindet sich am Fuß des Singerriedels, ist südlich ausgerichtet und weist einen hohen Anteil an Paragneis, Glimmer, Schiefer und erzhaltigem Gestein auf. Das Etikett des Weines verändert sich im Lauf der Jahrgänge, wie das in der Wachau üblich ist, kaum.
Hofrat Polifka wird am Vorabend des 1. Mai eine Flasche Zweitausendsechser Honivogl öffnen. In diesem Jahr hat der Schnee in der Wachau, etwas frei nach Kurt Ostbahns Trost und Rat Sendung vom Palmsonntag 1996, das gemacht, was viele Menschen am 1. Mai in der Früh machen werden: Er ist lange liegen geblieben. Was gefolgt ist, könnte man als anti-zyklischen Witterungsverlauf bezeichnen: heiße, trockene Juni und Juli (wie in jedem Jahr von Fußballweltmeisterschaften), kühler, nasser August, Jahrhundertherbst. Aufgrund von Verrieselung geringe Ernte beim Grünen Veltliner. Aufgrund von Charakter einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte des Fußballs.
Die Nacht des Apostels Philippus und Blech
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gedenken halbwüchsige Jugendliche männlichen Geschlechts traditionellerweise des Apostels Philippus. Der ist für Treue und Ordnung zuständig. Darum tragen die Burschen im Salzburger und Berchtesgadener Land viel, was nicht zusammen geräumt ist, am Kirchenplatz zusammen, von wo es der peinlich berührte Besitzer am anderen Tag nach der Messe wieder mit nach Hause nehmen kann. Nicht immer geht das ohne Randale vor sich. Und nicht immer ohne Industriefusel und Blechdosengschloder. Weinen aus Direktträgerreben sagt man gelegentlich nach, sie würden tobsüchtig machen. Darum versucht man immer wieder, sie zu verbieten. Nach dem Rudl seiner Einschätzung machen in Wirklichkeit Getränke aus Blechbüchsen tobsüchtig. Ob das jetzt mehr am Blech oder an den jeweiligen Kracherln und Bieroiderln liegt, möchte er lieber nicht herausfinden müssen. Wie auch immer, sollte es in Reindorf Alpenländer geben, die dem Brauch des „Philippins“ frönen, ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils vor der Reindorfer Kirche ein passabler Platz, dem Treiben zuzuschauen. Zum Beispiel mit einem Roséwein, der an der Schnittstelle von Berchtesgadener Land und Salzburger Land gewachsen ist, dem RosaReuth vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain, dem einzigen Salzburger Weingut, das den Wein in Salzburg vinifiziert.
Edelfedern und der 1. Mai
Wie immer kredenzt Rudolf Polifka „nicht ausschließlich“ die oben thematisierten Weine. Denn Exklusivität behält er den drei Qualitätsblättern dieser Stadt vor. Das werden die rund um den 1. Mai einmal mehr ganz eindrücklich unter Beweis stellen. Darauf können Sie wetten.
Das Wetter und der 1. Mai
Was man so hört, wird es wieder kühler. Darum offeriert Herr Rudolf auch ein paar Rote, zumal das ja auch farblich nicht ganz unpassend erscheint.
- Grüner Veltliner Honivogl, Smaragd, 2006, Franz Hirtzberger, Spitz an der Donau
- RosaReuth, 2011, Reiterhaindl, Großgmain am Grenzübergang Walserberg
… aber nicht ausschließlich diese beiden Weine
am Donnerstag, den 30. April von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Am Freitag, den 1. Mai ist schulfrei, daher bleibt auch die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.
Monsieur Rudolf grüßt die Mariandln, Philippi und alle fair gehandelten roten Nelken, die nicht mit Chemie versieft sind!