Hofrat Geiger, Zinédine Zidane und der 1. Mai

In Spitz war es. Da hat seinerzeit Marianne Mühlhuber dem Hofrat Geiger einen ziemlich unterkühlten Empfang bereitet und ihn später dann geehelicht. Das war im Siebenundvierziger Jahr, dem – was man so hört – besten Weinjahrgang, den es in Österreich je gegeben hat. Der Rudl hat einmal eine Flasche aus diesem Jahrgang sein Eigen nennen dürfen. Die Flasche hat er noch immer. Nur von der Güte des Jahrgangs sollte er sich nie überzeugen dürfen, denn dieses Flascherl war mit einem Stoppel aus einem nicht ganz so formidablen Korkjahrgang verschlossen worden.

Grüner Veltliner Honivogl 2006, am 30. April

Die Vorfahren des Winzers, von dem die Familie Hirtzberger einen Veltliner Weingarten gekauft hat, haben wahrscheinlich zu des Hofrats Zeiten schon Honivogl geheißen. Mit einem Vogel hat das nichts zu tun. Heute wächst in diesem Weingarten ein Teil des bekanntesten Grünen Veltliners vom Weingut Hirtzberger. Der Weingarten befindet sich am Fuß des Singerriedels, ist südlich ausgerichtet und weist einen hohen Anteil an Paragneis, Glimmer, Schiefer und erzhaltigem Gestein auf. Das Etikett des Weines verändert sich im Lauf der Jahrgänge, wie das in der Wachau üblich ist, kaum.

Hofrat Polifka wird am Vorabend des 1. Mai eine Flasche Zweitausendsechser Honivogl öffnen. In diesem Jahr hat der Schnee in der Wachau, etwas frei nach Kurt Ostbahns Trost und Rat Sendung vom Palmsonntag 1996, das gemacht, was viele Menschen am 1. Mai in der Früh machen werden: Er ist lange liegen geblieben. Was gefolgt ist, könnte man als anti-zyklischen Witterungsverlauf bezeichnen: heiße, trockene Juni und Juli (wie in jedem Jahr von Fußballweltmeisterschaften), kühler, nasser August, Jahrhundertherbst. Aufgrund von Verrieselung geringe Ernte beim Grünen Veltliner. Aufgrund von Charakter einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte des Fußballs.

Die Nacht des Apostels Philippus und Blech

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gedenken halbwüchsige Jugendliche männlichen Geschlechts traditionellerweise des Apostels Philippus. Der ist für Treue und Ordnung zuständig. Darum tragen die Burschen im Salzburger und Berchtesgadener Land viel, was nicht zusammen geräumt ist, am Kirchenplatz zusammen, von wo es der peinlich berührte Besitzer am anderen Tag nach der Messe wieder mit nach Hause nehmen kann. Nicht immer geht das ohne Randale vor sich. Und nicht immer ohne Industriefusel und Blechdosengschloder. Weinen aus Direktträgerreben sagt man gelegentlich nach, sie würden tobsüchtig machen. Darum versucht man immer wieder, sie zu verbieten. Nach dem Rudl seiner Einschätzung machen in Wirklichkeit Getränke aus Blechbüchsen tobsüchtig. Ob das jetzt mehr am Blech oder an den jeweiligen Kracherln und Bieroiderln liegt, möchte er lieber nicht herausfinden müssen. Wie auch immer, sollte es in Reindorf Alpenländer geben, die dem Brauch des „Philippins“ frönen, ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils vor der Reindorfer Kirche ein passabler Platz, dem Treiben zuzuschauen. Zum Beispiel mit einem Roséwein, der an der Schnittstelle von Berchtesgadener Land und Salzburger Land gewachsen ist, dem RosaReuth vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain, dem einzigen Salzburger Weingut, das den Wein in Salzburg vinifiziert.

Edelfedern und der 1. Mai

Wie immer kredenzt Rudolf Polifka „nicht ausschließlich“ die oben thematisierten Weine. Denn Exklusivität behält er den drei Qualitätsblättern dieser Stadt vor. Das werden die rund um den 1. Mai einmal mehr ganz eindrücklich unter Beweis stellen. Darauf können Sie wetten.

Das Wetter und der 1. Mai

Was man so hört, wird es wieder kühler. Darum offeriert Herr Rudolf auch ein paar Rote, zumal das ja auch farblich nicht ganz unpassend erscheint.

  • Grüner Veltliner Honivogl, Smaragd, 2006, Franz Hirtzberger, Spitz an der Donau
  • RosaReuth, 2011, Reiterhaindl, Großgmain am Grenzübergang Walserberg

… aber nicht ausschließlich diese beiden Weine

am Donnerstag, den 30. April von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Freitag, den 1. Mai ist schulfrei, daher bleibt auch die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Monsieur Rudolf grüßt die Mariandln, Philippi und alle fair gehandelten roten Nelken, die nicht mit Chemie versieft sind!

Georgia on my Mind. Fast keine Hinführung zum Wochenthema

Das Wappen am Leiberl von Sir Paul Gascoigne und Klöch

nicht einmal eine zu Ray Charles. Dürer, Raffael, Donatello und Kandansky haben ihn gemalt. Sein Kreuz ist auf den Leiberln der englischen Fußballnationalspieler. Ein amerikanischer Bundesstaat, Georgien und Richard Löwenherz haben ihn als Schutzpatron. Und das Epizentrum des Traminers, Klöch, auch. Am 23. April haben die Georgs Namenstag und Klöch feiert sein Patrozinium. Darum gibts am Sonntag in Klöch nach der Kirche Standln und am Donnerstag und Freitag beim Rudl vor der Reindorfkirche acht Traminer, die wahrscheinlich älteste in Europa bekannte Edelweinrebsorte. Nach zwei hochpreisigeren Wochenthemen diese Woche wieder ein Thema, über das sich das „Börserl“ freut, wie eine vormals revolutionäre Partei jetzt spießbürgerlich-boulevardinfiziert plakatieren würde.

Heilige Narren und überforderte Trotteln

Aber zurück zu Wesentlicherem: Das mit den Heiligen ist dem Rudl eh nicht ganz koscher, wobei er nicht grundsätzlich etwas gegen die Idee von heiligen Menschen hat. Eher gegen die Auswahl. Georg ist auf alle Fälle aus ein paar Gründen bemerkenswert. Historisch gesichert ist nicht viel, genau genommen nicht einmal, dass es ihn als Menschen gegeben hat. Letzteres einmal unterstellt, wurde er Anfang des vierten nachchristlichen Jahrhunderts unter Diokletian umgebracht. Und Diokletian war ein unguter Patron. Das römische Imperium hatte zu diesem Zeitpunkt vor allem im Westen schon bessere Zeiten gesehen. Unfähige Kaiser waren mit den Krisen überfordert und kompensierten einen Mangel an Format durch Grausamkeit. Heute ist das ganz anders.

Georg gilt in der orthodoxen Kirche als Erzmärtyrer und im Islam als Prophet, insofern pikant, als sich die Höhle des Drachens, den er getötet haben soll, in unmittelbarer Nähe der Kreuzritterburg Crac des Chevalliers befindet. Und auf Crac des Chevalliers war vor gut achthundert Jahren ein selbst innerhalb der Kreuzritter erbittert umstrittener Militärstützpunkt.

Katholische Irrtümer

In der römisch-katholischen Kirche gilt Georg als Heiliger, wobei er 1969 aufgrund von Zweifeln an seiner Historizität aus dem Generalkalender gestrichen worden ist. 1975 hat man ihn dann wieder hinein geschrieben. Manche meinen, Rom sei nicht in der Lage, Irrtümer einzugestehen und richtigzustellen. Möglicherweise haben aber nicht alle römischen Irrtümer die gleiche Halbwertszeit.

Heiligenlegende statt Hollywood-Kitsch

Monsieur Rudolf ist die Historizität nicht so ein großes Anliegen. Ihm ist gegebenenfalls ein guter Mythos oder eine gute Legende lieber als eine historisch gesicherte, farblose Biographie. Die Legenden um Georg handeln von einem grausamen, ständig nur auf Unterschiede und Ausschluss bedachten Zeitgeist, dem Georg Glaube, Standhaftigkeit und Solidarität entgegen gestellt hat. Er hat sein Land an Arme verschenkt, heidnische Götzenbilder zerstört und gegen einen Drachen als das Böse an sich gekämpft. Der Kampf gegen den Drachen ist bemerkenswert. Einer rettet eine jungfräuliche Königstochter vor einem Drachen, der diese als Opfer von der Bevölkerung verlangt. In jeder halbwegs zeitgemäßen Hollywood-Produktion hätte der Held jetzt wie in jedem vernünftigen mittelhochdeutschen Heldenepos die Königstochter geehelicht. Anders der Schurl. Intention seines Kampfes gegen den Drachen ist nicht biedermeierlich-hormoneller Druckausgleich, sondern die Taufe. Eine Watschen für die Machthaber, für den Zeitgeist sowieso.

Althochdeutsches Urheberrecht

Und noch ein Detail an der Georgslegende begeistert Altoenologen Polifka: Um den Beginn des elften Jahrhunderts hat ein bis jetzt und wahrscheinlich noch ein Zeitl Unbekannter in eine Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg das Georgslied hinein geschrieben, und zwar ohne die Möglichkeit von „copy“ und „paste“. Man stelle sich einen Jungakademiker vor, der heute seine Forschungsergebnisse zu einem Thema wie, sagen wir, „Der Beitrag Wiener Boulevardmedien zur Verbreitung humanistisch-aufgeklärten Gedankengutes unter besonderer Berücksichtigung der Förderung von Meinungsvielfalt, parlamentarisch-rechtsstaatlichem Bewusstsein und seiner integrativen Implikationen“ nicht in einer eigenen Bachelor-Arbeit publiziert, sondern anonym in ein Buch seines Professors hinein kopiert. Oder einen sogenannten Volksrocker, der seinen lyrischen Erguss nicht selber vertont, sondern dem Wahlplakatdichterfürsten, der aktuell gerade im Burgenland für Heiterkeit und eine unkonventionelle Orthographie sorgt, schenkt.

Der 23. April und das Waschl-Feld

Übrigens hat sich rund um den Heiligen Georg ein ganzer Haufen Bauernregeln gebildet. So darf man ab dem 23. April die Felder nicht mehr betreten, außer mit dem Traktor oder dem Harvester, wegen der Bodenverdichtung. Für den Rudl ist das eine prägende Kindheitserinnerung. Das Verbot des Betretens der Felder von Bauern ist für ihn damals gleichrangig mit den zehn Geboten gewesen. Im Winter hat er dürfen. Im Frühling auch noch ein Zeitl. Aber dann war der Kuhzaun rund um das Waschl-Feld wieder ungefähr so überwindbar wie der Eiserne Vorhang.

Caviste Rudolf Polifka hofft, Ihnen mit diesen Zeilen Gusto auf die folgenden acht Traminer gemacht zu haben:

  • 2007 Vin Jaune, Domaine Pignier, Jura – In den Vin Jaune darf nur Savagnin hinein. Und Savagnin sagen sie im Jura zum Traminer. Mindestens sechs Jahre und drei Monate muss der Vin Jaune in einem kleinen Holzfass liegen. Dabei verdunsten etwa vierzig Prozent. Wenn alles so läuft, wie der Weinbauer es will, bildet sich auf dem Weine eine Hefeflorschicht als Schutz. Die wird dann nach sechs Jahren und drei Monaten am ersten Februarwochenende feierlich durchstoßen. An diesem Wochenende darf die Öffentlichkeit den Wein kosten und erst dann wird er gefüllt, und zwar ausschließlich in 620 Milliliter fassende Flaschen, die Clavelins. Möglicherweise sind das wirklich die haltbarsten Weine der Welt. Verkostungen von Flaschen aus der Zeit vor der Französischen Revolution lassen das zumindest als nicht ganz ausgeschlossen erscheinen. Schmecken tut der Vin Jaune nicht erst nach zweihundert Jahren Flaschenreife nach grünen Walnüssen, Curry, und was weiß der Rudl noch was. Passen tut er besonders ideal zu einem gereiften Comté aus dem Jura. Drum wiederholt Herr Rudolf an dieser Stelle wieder einmal, dass es ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich die festen Nahrungsmittel in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils selber mitbringen und ebendort verzehren. An den Jausenbrettln und -messern wird es sicher nicht scheitern. Die sind vorhanden.
  • 2010 Mont Blanc, Ayse Brut zéro, Domaine Belluard, Rebsorte Gringet – So heißt der Traminer in Savoyen und „Champagne des Alpes“ nennen sie diesen Schaumwein im Rest von Frankreich.
  • 2013 Gewürztraminer Premium, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March – eine Referenz
  • 2008 Weißer Traminer Oberer Höhweingarten, Rudolf Fidesser
  • 2006 Gelber und Roter Traminer, Umathum
  • 2008 Gewürztraminer Sankt Andrae DOC, La Vis, Südtirol – In Südtirol gibt es den Ort Tramin. Viele halten das für eine ausreichendes Motiv, dort die Hochburg des Traminers anzunehmen. Die Klöcher nicht.
  • 2010 Tsinandali, Badagoni – kein Traminer, sondern Rkatsiteli und Mtsvane, dafür aus Georgien
  • 2003 Gewürztraminer Exquisit, Josef Wonisch, Klöch
  • 2013 Traminer Classic, Josef Wonisch, Klöch – Bleibt man jetzt nicht gleich beim Ortsnamen hängen, dann ist man hier im Zentrum des Traminers, „aufgrund einer geologischen Anomalie“, wie es Wikipedia nennt, nicht aber erklärt. Und schaut man sich gereifte Weinliteratur an, dann werden die vulkanischen Basaltböden in Klöch immer wieder als die kongeniale Grundlage für den Traminer genannt. Zwei Weine vom Weingut Wonisch, zwischen denen zehn Jahre liegen und die zeigen, dass ein guter Traminer reif wird, ohne dabei alt auszuschauen.

Acht Traminer, aber nicht auschließlich das

am Donnerstag, den Georgstag und am Freitag, den 24. April

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht den Georginen und Georgen alles Gute zum Namenstag und allen eine plaisante Frühlingswoche!

Sauvignon Blanc. Rebsorte, Welt- und Sittenbild

Leise und laut

Stellen Sie sich den ehemaligen Ö3-Musicbox-Moderator Günter Brödl vor. Und drehen Sie heute das Radio in der oberen Hälfte der UKW-Megaherz-Skala auf. Stellen Sie sich einen Winzer wie Sepp Muster oder Josef Lentsch vor. Und stellen Sie sich einen Winzer vor, der am liebsten sein eigenes Selbstdarstellungsgetöse hört. Das alles ist Sauvignon Blanc: vornehm und virtuos, aber auch künstlich und primitv … oder eine von tausend Facetten dazwischen.

Vor sieben oder acht Jahren war es.

Sauvignon Blanc hin, Sauvignon Blanc her, Sauvignon Blanc-Kongress, Sauvignon Blanc-Steiermark gegen den Rest der Welt, Sauvignon Blanc dies, Sauvignon Blanc das. So schnell geht das. Erst jetzt gibt es die weltweit zweitwichtigste Weißweinrebsorte nach dem Chardonnay, eine Woche nach den Chardonnays, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils als Wochenthema. Wobei das mit der Wichtigkeit eine relative Sache ist. In Italien und dem Cognac, wo Tebbiano, vlg. Ugni Blanc gedeiht, würde man das so ziemlich sicher nicht stehen lassen. Geschrieben wird es trotzdem immer wieder. Und mit einer Steigerungsrate von siebzig Prozent zwischen 2000 und 2010 kann der Ugni Blanc nicht mit, wobei diese Steigerungsraten nicht nur der angeblich Alten Welt anzuhängen sind.

Die alte Welt

Polifka wird diese Woche ausschließlich Sauvignons, die nicht weiter als zweitausend Kilomter von Wien aufgewachsen sind, entkorken. Nicht weil er glaubt, dass es über den großen Wassern keine guten Sauvignons gibt. Aber wenn er in Betracht zieht, wie schwierig es ist, in Österreich an einen wirklich guten Sauvignon aus Frankreich oder Italien zu kommen, dann kann er sich ungefähr ausrechnen, was das für australische, südafrikanische oder chilenische Sauvignons sind, die man hier mir nix dir nix kaufen kann. Um in Übersee an die Sauvignons mit Lizenz zum Begeistern zu kommen, muss man sich vermutlich dorthin begeben und dort ein bissl genauer hinschauen. Da der Rudl aber viel lieber mit Kinderwagen und rauchendem Dampfross als mit dem Aeroplan auf Studienreise geht, muss er neueweltsauvignonmäßig sicherheitshalber passen.

Embm und Feuersteine

Dass Sauvignon Blanc weltweit so weit verbreitet ist, sagt vielleicht sowieso mehr über die Welt als über den Sauvignon. Dem Rudl seine Lieblingsrebsorte ist er auf alle Fälle einmal gewesen. Und er trinkt Sauvignons immer noch gerne, sofern sie nicht nach Marshmellow-Embm schmecken oder sich irgendein ridicules steirisches Village-Taferl umhängen. Die eindrucksvollste Weinerfahrung von Monsieur Rudolf war ein Sauvignon, ein Silex 1999 von Didier Dagueneau. Seine unangenehmsten Erfahrungen in Sachen Wein waren aber sicher auch Sauvignons. Das ist vielleicht das Spannende an Wein und darum kommt er von dieser Rebsorte auch nicht los. Aber das will er gar nicht.

Rebsortensteckbrief

Rebsortenchrakteristisch werden Stachelbeere, Brennessel, Cassis und Paprika gerne mit Sauvignon Blanc in Verbindung gebracht. Auch eine gewisse Rauchigkeit gilt heute als ziemlich angesagt. Die kann von einem Feuersteinboden kommen, bei Weinbaumeistern, die gerne und viel schwefeln, aber auch von einer Überdosis Sulfite.
Sauvignon wächst kräftig, neigt zu Verrieselung, weshalb man, selbst wenn man wollte, kaum mehr als sechzig bis siebzig Hektoliter pro Hektar herausbringt. Vom Sauvignon Graf von Sepp Muster gibt es zwanzig bis fünfundzwanzig Hektoliter pro Hektar.

Diese Woche also, wie immer nicht ausschließlich, Sauvignons aus dem gedachten Halbmond zwischen Pessac-Leognan und dem slowenischen Karst hinter Triest.

1979 Château Smith Haut Lafitte Blanc, Pessac-Leognan
In etlichen französischen Weinregionen gibt es Sauvignon Blanc. Wirklich entscheidend ist er für den trockenen Weißen von Bordeaux und vor allem natürlich für den Sauternes. In beiden muss er sich für gewöhnlich den Platz in der Flasche mit dem Sémillon teilen, manchmal auch als Dreier mit der Muscadelle. Ganz wenige bauen den Wein dort reinsortig aus, Smith Haut Lafitte schon, wobei ein Anteil von fünf Prozent auf den Sauvignon Gris entfällt.

2001 Klaus Prünte, Sauvignon Grassnitzberg
Von den konventionellen Winzern in der Steiermark einer der Lieblingswinzer vom Rudl, leider schon in der Rentn.

2006 Alphonse Mellot, AOC Sancerre, Edmond
Im Loire-Tal liegt ziemlich sicher der Ursprung des Sauvignon Blanc. Sancerre und Pouilly Fumé gelten als seine Referenz-Appellationen. Alphonse Mellot als die Referenz in Sancerre.

2006 Branko und Vasja Čotar, Sauvignon Blanc
Orangewine aus dem slowenischen Karst – hier schon beschrieben

2006 Otte Riegelnegg, Sauvignon Blanc Exzellenz
sechs Monate in Barriquefässern

2008 Weingut Kollwentz, Sauvignon Blanc, Steinmühle
Karge Feuersteinböden, pannonisches Klima, großes Holzfass

2008 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Graf
Alte Rebstöcke auf den charakteristischen kargen Opok-Böden der hofnamensgebenden Lage Graf. Zwei Jahre im großen Holzfass ausgebaut.

2012 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Gräfin
Selbe Lage, fast der gleiche Ausbau, nur dass die Gräfin zwei bis vier Wochen auf der Maische gärt.

2013 Weingärtnerei Engelbrecht, Muskat Sylvaner, Etsdorf, Kamptal
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren viele in der Monarchie auf die Franzosen nicht so gut zu sprechen. Das ist terminologisch nicht ohne Folgen geblieben. Man wollte vermeiden, dass etwas geschmacklich Convenierendes mit Frankreich in Verbindung gebracht wird. Darum hat man den Sauvignon Blanc auf „Muskat Sylvaner“ umgetauft. Nicht weil er aus einer Kreuzung von Muskateller und Sylvaner hervorgegangen wäre, sondern weil er geschmacklich ausgeprägt wie der Muskateller schmeckt und sein Rebstock an den des Sylvaners erinnert. Die Weingärtnerei Engelbrecht aus dem Kamptal reminisziert an diese Episode.

2013 Roman Oppenauer, Sauvignon Blanc, Poysdorf
Wenn schon kein süßer dabei ist, dann wenigstens ein halbtrockener. Bei vielen Grünen Veltlinern aus dem Weinviertel hat Rudolf Polifka seine Schwierigkeiten, sie von steirischen Sauvignons zu unterscheiden. Vielleicht ein Motiv, sich Weinviertler Sauvignons genauer anzuschauen. Unwahrscheinlich dass man die dann mit steirischen Gevaus verwechselt.

2014 Biohof Heideboden, Gottfried Tschida, Sauvignon Blanc, Pamhagen
10,5 Prozent Alkohol – Jahrgang 2014 ernst genommen
Nicht ausschließlich diese Weine gibt es

am Donnerstag, den 16. April und am Freitag, den 17. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf die Stachelbeeren aus dem Garten und den Feuerstein im Boden! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhanldung Rudolf Polifka et Fils erhalten möchten.

Monsieur Uibel gegen Chablis, Chassagne-Montrachet und Meursault

Standpunkte

So viel gibt es gar nicht, was dem Rudl wirklich auf die Nerven geht, zumindest solange er halbwegs ausgeschlafen ist. Aber die Arbeitshypothese, dass österreichische Weine „mindestens so gut wie“ und „viel billiger als“ französische seien, die enerviert ihn zugegebenermaßen schon ein bissl.
Vielleicht kann man über Geschmack wirklich streiten, über Klischées auf jeden Fall. Und der Standort bestimmt sicher auch den Standpunkt, der im Fall von Caviste Rodolphe halt ein francophiler, um nicht zu schreiben ein montagnarder ist. Weil wir gerade dabei sind: Sollte jemand das rezipieren, der in der Bildungspolitik oder wo anders etwas zu sagen hat, oder jemand, der jemanden kennt, der dort etwas zu sagen hat, oder jemand … Unter „Standpunkt“ versteht Rudolf Polifka etwas, über das man zumindest eine halbe Stunde oder so nachgedacht hat und an das man sich danach zumindest noch eine halbe Stunde oder auch eine Spur länger erinnern kann, auch wenn dann irgendein Würschtel wahrscheinlich schon den nächsten Trend durchs Dorf getrieben haben wird.

Tradition

Zurück nach Frankreich. In Anbetracht der Weinbautradition, auf die dieses Land blickt und in Anbetracht des Stellenwerts, den der Wein in Frankreich immer noch genießt, ist es vielleicht gar nicht so verwunderlich, dass manche französischen Weine ausgesprochen gut schmecken, dem Rudl auf alle Fälle. Der findet es auch nicht weiß Gott wie erstaunlich, dass viele englische Fußballmannschaften tendenziell besser kicken als indische oder katarische. Und es gibt ausgesprochen gute französische Weine – Punkt

Leistung

Genau! Das ist doch noch etwas, das den Blutdruck vom Rudl um das eine oder andere Bar steigen lässt. Er hat den Eindruck, dass Leistung heute nicht unbedingt ganz hoch im Kurs steht. Abgesehen von Wahlkampfslogans gilt man da schnell einmal als ziemlich alt, wenn man davon spricht. Namhafte Berater etwa können sich manchmal an Leistungen gar nicht mehr erinnern. So genieren sie sich dafür. Smartes, gewinnendes Auftreten. Antworten grundsätzlich ausschließlich auf Fragen, die nicht gestellt worden sind. Und ein Dauergrinsen, das das schonendste zu sich genommene Menü die Richtung wechseln lässt. Das sind die Bausteine für Erfolg. Und das scheinen auch die zentralen Bildungsziele zu sein.
Dass man dann ausgerechnet vom Wein eine Leistung verlangt, … da tut sich der Herr Rudolf wirklich schwer. Was für eine Art von Leistung kann ein Wein erbringen? Aus der Perspektive eines Weins formuliert: Wo war meine Leistung?

Preis

Über eines braucht man auf alle Fälle nicht zu streiten: Wenn man Frankreich nicht auf die namhaften Weingüter in Bordeaux und Burgund reduziert, dann kosten französische Weine tendenziell weniger als österreichische, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass der französische Weinmarkt nicht von einem Zeitgeisttandler dominiert wird. Ganz sicher auch damit, dass auf französischen Weinbauflächen mehr genießbare und auch nicht ganz so genießbare Massenweine wachsen, als jemand trinken möchte.

Vergleiche

Oft machen einen gerade Dinge fuchtig, gegen die man selber nicht gefeit ist. Unterbewusst oder bewusst. Und da hat sich der Rudl unlängst zur Bemerkung hinreißen lassen, dass der Chardonnay von Leo Uibel einer der allerbesten in Österreich ist. Ob das stimmt oder nicht, werden Sie hier nicht erfahren. Wenn Sie das wissen wollen, dann müssen Sie es selber ausprobieren. Sicher nicht die blödeste Idee, mit dem lebenslangen Lernen Ernst zu machen. Und Chardonnays, die etwas auf sich halten, respektive solche, die wollen, dass man etwas von ihnen hält, werden im Fachhandel ja in ausreichender Zahl angeboten. Wenn Sie den Chardonnay von Monsieur Uibel beim oben erwähnten Tandler nicht kriegen, dann können Sie ja beim Rudl vorbeischauen.

The World in Weinland is too small.

Innerösterreichische Vergleiche sind nett. Aber Österreich ist halt nicht mehr so groß. Diese Erleuchtung ist seinerzeit schon einem Geistesriesen aus Vorarlberg zuteil geworden. Monsieur Rudolf lässt daher Leo Uibels Chardonnay 2011 gegen die burgundische Dreifaltigkeit antreten: Meursault, Chassagne und Chablis. Jeder Ausgang möglich.

Chassagne-Montrachet – Ton und Kalk
Domaine Bernard Moreau et Fils, Les Chenevottes, Chassagne-Montrachet Premier Cru, 2007

Meursault – Mergel und Kalk
Domaine Buisson-Charles, Meursault Vieilles Vignes, 2007

Chablis – Kimmeridge Kalk
Domaine Raveneau, Chablis, 2011

und weil der gelegentlich mit Raveneau verglichen wird, muss auch der
Muscadet – Gabbro (so etwas von Nicht-Kalk)
Domaine Michel Brégeon, Muscadet Cru Gorgeois, 2004 – 89 Monate „sur lie“ dazu

und eben
Weinviertel – in der Riede End des Berges über 80 Prozent Kalk
Leo Uibel, Chardonnay Reserve, 2011

Nicht ausschließlich diese fünf Weine

am Donnerstag, den 9. April und am Freitag, den 10. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind
Traminer Classic 2013, Weingut Wonisch, Klöch
Gewürztraminer Premium 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March und
Blaufränkisch 2013, Weingut Beilschmidt, Rust

verfügbar.
Und auch das Bräustübl Märzen aus Salzburg-Mülln gibt es wieder zu trinken.

Auf den Empirismus und auf den Rationalismus noch viel mehr! Herr Rudolf