Bis auf Weiteres geschlossen. Und dann …

Autrement!

Es ist ja nicht so, dass es nicht oft gesagt, geschrieben oder gesungen worden wäre. Und es wäre jetzt auch nicht die Zeit, darauf hinzuweisen, dass man es schon immer gewusst hat. Nein, das wäre es jetzt nicht. Aber es ist trotzdem die Zeit, darauf hinzuweisen! Denn es mehren sich ja schon die Stimmen, die davon faseln, dass man hoffentlich bald endlich wieder so leben könne wie früher.

Eigentlich hat der Rudl vorgehabt, Ihnen ein paar Kostnotizen über Weine, die er dieser Tage trinkt, zukommen zu lassen. Aber das ist ihm dann geschmacklos vorgekommen.

Nein! Es reicht jetzt wirklich.

Dieser globalisierte Neoliberalismus ist krank und er macht krank. Und dieser globalisierte Neoliberalismus ist nicht nur nicht ohne Alternative, sondern er ist vor allem selber überhaupt keine, zumindest keine menschenwürdige.

Ausbruch

Seit Jahre intensiviert China auf Teufel komm ‚raus die Tierindustrie, um im Fleischkonsum zu Europa und Nordamerika aufzuschließen.

Auf einem Tiermarkt ist es dann auch zum ersten Mal nachgewiesen worden, das Corona-Virus.

Rudolf Polifka möchte sich nicht genau vorstellen, was passiert, wenn wir einmal im größeren Umfang auf ein Antibiotikum angewiesen sind und sich herausstellt, dass der zu bekämpfende Keim resistent ist, weil das Antibiotikum in der Massentierhaltung so exzessiv eingesetzt und in der Folge über Fleisch oder Trinkwasser von uns aufgenommen worden ist, dass unser Körper längst per Du mit dem Antibiotikum ist.

In ein paar Tagen geht es mit dem Rudl seinen Überlegungen weiter: Die Ausbreitung

Bis dahin wünscht Ihnen der Rudl alles Gute, passen S‘ guad auf, halten Sie sich an die Empfehlungen der Behörden! Und machen wir das danach Autrement!

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Selbstverständlich vorübergehend geschlossen!

Und selbstverständlich hält sich Rudolf Polifka an die dringenden Aufforderungen der Wissenschaftler und ist nicht der Meinung, dass jetzt die Zeit ist zu „beweisen“, dass vielleicht doch alles ganz anders ist. Wie man zu den Politikern steht, die die Maßnahmen verlautbaren, ist völlig unerheblich. An den Empfehlungen selber zu zweifeln hält der Rudl ungefähr für so gscheit wie die Überlegung, ob die Erde nicht vielleicht doch eine Scheibe sein könnte.

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils gehört zwar zum Agrarhandel und dürfte kommende Woche vermutlich offen halten, wenn auch nicht ausschenken. Herr Rudolf würde auch sehr gerne aufsperren. Er hätte jetzt ja auch mehr Zeit. Und er ist auch der Meinung, dass die Weine der Weinbäuerinnen und Weinbauern, mit denen er zusammen arbeitet, mehr mit Lebensmitteln zu tun haben als vieles, was jetzt kistenweise aus den Supermärkten in die Kofferräume gepackt wird. Das ist kein Zynismus, sondern hat ziemlich sicher einiges mit der Verbreitung des Coronavirus zu tun. Diese deutet den Rudl ganz stark darauf hin, dass unser globalisierter Lebensstil des Immermehr, Immerschneller, Immerlauter und vor allem Immerbilliger jetzt nicht mehr nur wie 2008 am Limit, sondern am Ende ist. Dass zwei unsympathische Gesichter dieses Lebensstils, die elendiglichen Bedingungen in der Fast-Fetzn-Industrie und die Mpfta-Mpfta-Après-Ski-Exzesse jetzt im Mittelpunkt stehen, wird vielleicht auch nicht auf puren Zufall zurückzuführen sein.

Auf alle Fälle ist jetzt sicher nicht die Zeit, nach Ausnahmen, Schlupflöchern oder Rechtfertigungen für in sozialer Hinsicht defizitäres Verhalten zu suchen.

Herr Rudolf schließt sich in diesem Zusammenhang dem Gasthaus Floh an. Das bringt in seinem aktuellen Newsletter die Situation auf den Punkt.

Darum bleibt selbstverständlich zu.

Jetzt ist die Zeit, über das eine oder andere nachzudenken. Der Rudl wird sich erlauben, Ihnen in den nächsten Tagen und Wochen die eine oder andere Zeile zukommen zu lassen.

Bitte trinken Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Wein dazu zuhause!

Danach wird er in Gesellschaft umso besser schmecken und wir werden dann ziemlich sicher auch wieder besser verstehen, warum das so ist.

Ganz besonders grüßt und vor allem bedankt sich der Rudl bei den Krankenpflegerinnen, Krankenpflegern, Polizistinnen, Polizisten und bei den Kassierinnen und Angestellten im Handel!

Passen Sie gut auf, auf sich und noch viel mehr auf Schwächere! Rudolf Polifka freut sich auf ein Wiedersehen.

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Nur diese Woche AUSSERTOURLICH geänderte ÖFFNUNGSZEITEN: MONTAG UND DONNERSTAG: dem Rudl sein Lieblingsveltliner und Fastenbier

Montag und Donnerstag

Diese Woche muss Herr Rudolf improvisieren, öffnungszeitentechnisch. Die Koinzidenz zweier Verpflichtungen als Schulmeister erfordert es, dass Caviste Rudolf diese Woche am Montag und am Donnerstag offen hat. Es geht leider nicht anders.

Grüner Veltliner

Für einen ehemaligen Pfadfinder wie den Rudl gibt es Interessanteres als ausgetretene Wege, sechsspurige Autobahnen oder Glasfaserhighspeeddatenübertragungskabel. Aber in Österreich kommt man am Grünen Veltliner nicht vorbei. Und es gibt ja auch ziemlich viele kompetente bis außergewöhnlich gute Grüne Veltliner, auch wenn die zunehmende Erderwärmung dieser Rebsorte nicht gerade die besten Karten in die Hände spielt. Da es so viele sind und der Rudl sicher zehn oder zwanzig vergessen würde, beginnt er gleich gar nicht mit der namentlichen Aufzählung von Weinbaumeistern, die den viel zu vielen viel zu heißen Sommern trotzend ausgezeichnete Grüne Veltliner keltern.

Zwei davon haben es Caviste Rudolf ganz besonders angetan. Und die könnten nicht viel unterschiedlicher sein. Was sie verbindet, sind handwerkliches Talent, Kompromisslosigkeit und der Vorname des Winzers.

Steinleithn, Geyerhof

Der Lagenname „Steinleithn“ deutet nicht auf ein Übermaß an Humus hin. Ein Biotop für fette Weine schaut anders aus, stellenweise der blanke Felsen. Granulit heißt die Mischung aus Felsspat, Quarz und Glimmer, in der die Rebstöcke wurzeln, südwestliche Ausrichtung. Der Ertrag ist niedrig, die Lese erfolgt spät, manchmal erst im November, im Fall des Zweitausendsiebzehners zum Beispiel.

Ende Jänner 1999 ist der Rudl auf diesen Wein gestoßen. Dass er das noch so genau weiß, sieht er als Indiz dafür, dass er von diesem Wein, vor allem von dessen Reifepotential immer schon extraordinairement viel gehalten hat.

Spiegel, Mantlerhof

Vielleicht kann man die Lage „Spiegel“ sogar als das Gegenteil von „Steinleithn“ betrachten, nicht nur weil sie am anderen Donauufer des Weinbaugebietes Kremstal liegt. Josef Mantler weist auf seiner Homepage darauf hin, dass sich der Lagenname vom lateinischen „spiculum“, dem Exponierten, Herausgespiegelten und Heißen in der Mitte des Hanges, ableitet. Dort sind die Lössterrassen besonders imposant. Und dort stehen Grüne Veltliner Reben, die noch Josef Mantler sen. selektioniert hat, ein paar davon sogar wurzelecht, weil die Reblaus am Sand einen schweren Stand hat.

Die Vinothek des Mantlerhofs bezeugt das Potential dieser nach Süden ausgerichteten Lage. Wer die letzte Spiegel-Vertikale bei Weinmeister Rudolf gekostet hat, bedarf dieses Zeugnisses nicht.

Im Untergrund findet sich kalkiger Konglomerat der Hollenburg Karlstettener-Formation. Aber das ist schon sehr weit darunter. Wind geht viel. Über einen Mangel an Belüftung können sich die Weinbeerln in der Lage Spiegel nicht beschweren.

Kremstal. Ort der Begegnung

Im Kremstal begegnen einander nicht nur Urgestein und Löss, sondern auch das heiße, pannonische Klima aus dem Osten und die kontinentale Kühle des Waldviertels. Die Höchsttemperatur am Tag kann sich von der Tiefsttemperatur in der Nacht um 25 Grad unterscheiden. Das gibt es nicht überall und ist vielleicht auch ein Grund, warum Herr Rudolf viele Weine des Kremstals jenen der berühmteren Wachau vorzieht.

Zweitausendachter

Der Rudl hat schon einmal versucht, herauszufinden, welchen Grünen Veltliner er am allerliebsten mag. Das ist im Jänner 2019 gewesen. Und da hat er drei 2008er, die für ihn als Lieblingsveltliner in Frage gekommen und auch im Keller gelegen sind, aufgemacht. Zwei davon sind eindeutig vorne gewesen, so eindeutig vorne wie ex aequo, aber dennoch sehr verschieden. So etwas freut den Rudl dann ganz besonders.

Hat der Grüne Veltliner Spiegel 2008 vom Mantlerhof den Rudl damals mit seiner aromatischen Vielfalt begeistert, so war im Fall des Grünen Veltliners Steinleithn 2008 vom Geyerhof das Verhältnis zwischen Frische, Körper, Bitterkeit und Aroma überzeugend. Der dritte Grüne Veltliner aus dem Jahr 2008 ist damals im Vergleich abgefallen. Zwischen Spiegel und Steinleithn hat der Rudl beim besten Willen keine Reihenfolge vorzunehmen vermocht.

Darum erweitert Caviste Rudolf seine entsprechenden Ermittlungen einerseits um Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, andererseits um recentere, aber sehr unterschiedlliche Jahrgänge. Vielleicht ist diese Vorgangsweise geeignet, Licht in der Frage nach dem Olymp des Grünen Veltliners zu bringen.

Das Wetter der Jahre 2008, 2014, 2016 und 2017 hat sich seit der Roten Veltliner Vertikale nicht geändert. Darum kopiert der Rudl die entsprechenden Beschreibungen einfach herein.

2008

Über den Jahrgang haben sie gejammert wie über den Zweitausendzehner. Für Caviste Rudolf ist 2008 ein herausragender Jahrgang mit lebendiger Säure, am Mantlerhof aufgrund drastischer Ertragsbegrenzung eine ganz besondere Kombination aus kräftigem Körper und Frische.

2014

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das sogar gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden. Die guten werden sicher noch ein Zeitl brauchen. Die anderen sollten schon getrunken oder einer anderen Verwendung zugeführt sein.

Sommer und Herbst 2014 werden nicht aufgrund von Hitzewellen in die Geschichtsbücher eingehen. Deswegen prognostiziert nicht nur der Rudl den Vierzehnern mehr Ausdauer als den Weinen vieler anderer Jahrgänge, freilich nur sofern gesunde Beeren verarbeitet worden sind. Von denen dürfte es halt nicht so viele gegeben haben. Mit den Zweitausendvierzehnern, die noch da sind und leben, hat Monsieur Rudolf größtenteils ziemlich gute Erfahrungen gemacht.

Der Winter hat mild begonnen, aber Mai ist die Sonne dann nicht gerade extrovertiert, ganz anders als der Regen. Im August 2014 verbringt Caviste Rudolf fünfzehn Tage in Savoyen. Nicht einer davon kommt ganz ohne Regen aus. So oder so empfiehlt Caviste Rudolf auch diese Woche wieder, die guten Weißen aus 2014 vielleicht sogar nach den Fünfzehnern zu trinken. Monsieurs Riouspeyrous und Belluard sehen das übrigens auch so. Das österreichische Zentralamt für Wein hingegen bedauert, dass keine „höheren Mostgewichte“ möglich gewesen sind. Dem Rudl seines Erachtens werden die hohen Mostgewichte überbewertet. Er zieht die raffinierteren und frischeren Jahrgänge vor, auch wenn diese vielleicht manchmal länger im Keller reposieren müssen.

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und Schwefelkeule sind viele elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden.

2016

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag, leider auch in Form von Hagel, bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

Einer von drei nicht sauheißen Jahrgängen in der Dekade.“

Das hat der Rudl relativ knapp und nüchtern nach dem Jahr Zweitausendsechzehn geschrieben. Was er seither mit den wenigen Vertreterinnen und Vertretern dieses Jahrgangs erlebt hat, vermag er überhaupt nicht knapp und nüchtern auszudrücken. Leider sind es halt nur äußerst wenige Beeren gewesen, die den Spätfrösten und Hagelschlägen gesund entkommen sind. Die wenigen, bei denen das der Fall war, scheinen einen ganzen Batzen Kraft mitbekommen zu haben. Caviste Rudolf würde sich nicht wundern, wenn 2016 als der Jahrgang des Jahrzehnts in die Weingeschichte eingehen würde. Eigentlich hat der Rudl geglaubt, dass er einen Zweitausendsechzehner Spiegel aufgehoben hat. Leider ist eigentlich nicht immer real. Wahrscheinlich sogar meistens eher nicht. In diesem Fall korreliert dem Rudl sein Glaube bedauerlicherweise nicht mit seinem Bestand. Allerdings ist Monsieur Rudolf auf seiner Suche nach Grünem Veltliner Spiegel 2016 ein Flascherl des gleichen Weines aus dem Jahr 2014 entgegen gekugelt.

2017

Kein übermotivierter Winter, dafür Spätfrost, dann bald sehr heiß und um die Lese starke Regenfälle.

  • Grüner Veltliner Steinleithn 2017, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2017, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2016, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2014, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal (5/8)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2008, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (6/9)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2008, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am MONTAG, DEN 9. MÄRZ und am Donnerstag, den 12. März

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Das Fastenbier aus dem Bräustübl in Salzburg Mülln ist ab sofort verfügbar, vorläufig einmal sogar zum Mitnachhausenehmen.

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 17. und 19. März

Herr Rudolf als Stiefmutter: Riesling

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt grün!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Über das klassische Teilen, das Teilen 4.0, das Mitteilen, den internationalen Frauentag und keinen Lieblingsschüler von Professor Friedrich Zweigelt

Teilen klassisch

Ist früher etwas geteilt worden, dann haben nach dem Teilen mehrere Individuen als vor dem Teilen etwas vom Geteilten gehabt. Dafür war das, was jede und jeder einzelne gehabt hat, quantitativ weniger als vorher das Ungeteilte. Klassisches Beispiel für dieses Verständnis von Teilen ist die Speisung der Fünftausend (Mk 6,35-42), leider oft irreführend als „wundersame Brotvermehrung“ bezeichnet. Klassisches Beispiel für Widerspenstigkeit in dieser Hinsicht sind die Primzahlen.

Teilen digital

Wenn heute eine nimmersatte Datenbettlerbande oder ein sogenannter Influenza zum Teilen auffordert, dann hat nach dem Teilen die nimmersatte Datenbettlerband oder der sogenannte Influenza alles und der, der geteilt hat, nix. Diese Form der Umverteilung nennt man Digitalisierung. Und die ist ziemlich toll.

Christine und Gilles Berlioz

haben 2016 ihr Weingut wiedergetauft, auf „Domaine Partagé“ (Das geteilte Weingut). Sie meinen damit nicht ein Aufteilen der Rebflächen zugunsten erbberechtiger Kinder und noch viel weniger, dass man sich im Internet durch einen Klick besonders positiv über ihr Weingut äußern soll, sondern betonen mit dem neuen Namen ihre Neugierde auf alle, die irgendwie in Beziehung zu ihrem Wein stehen, sei es als Mitarbeiterin, als Weinbauernkollege oder als Kundin. Dass aus dieser Neugierde mehr wird, kann man kosten, womit der Rudl wieder bei Mk 6,35-42 ist.

Gefragt nach dem Entscheidenden beim Weinmachen nennt Gilles Berlioz, sich immer wieder in Frage zu stellen und sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Mit denen teilt er dann. Der Rudl möchte dringend hinzufügen, dass das auch in anderen Berufen und Lebensbereichen nicht das allerblödeste Rezept ist.

Mitteilen

Gilles Berlioz teilt nicht nur im klassischen Sinn, er teilt auch mit, zum Beispiel auf seinen Weinetiketten. Dort wird natürlich auch sonst heftig mitgeteilt. Nur interessiert das den Rudl in den seltensten Fällen, weil ihn fast chronisch anderes interessiert. Flüchtige Säure und freier Schwefel zum Beispiel. Nur steht das kaum auf einem Etikett. Auf denen der Weine von Gilles Berlioz steht es. Und das erachtet Caviste Rudolf als viel konsumentenfreundlicher als alles, was etwa dem viel gepriesenen österreichischen Weingesetz zum Thema Deklaration am Etikett einfällt.

Roussanne. Eine Wiederholung

Geringe Erträge, relativ späte Reife, kleine, zylindrische Trauben, Beeren mit goldgelbem Taint und rostbraunen Einsprengseln. Haselnuss-, Weißdorn- und Hagebuttenaromen sind nicht ungewöhnlich.

Sofern die Säure passt, und bei Gilles Berlioz tut sie das, kann man Chignin-Bergeron gut aufheben.

Les Filles

Seit dem Jahrgang 2007 widmet Gilles Berlioz den Damen in seinem und um seinen Betrieb den besten Wein des Hauses und nennt ihn „Les Filles“. Das Etikett ziert seither auf jedem Jahrgang eine andere künstlerische Darstellung von Frauen, stets geschmackvoll, niemals plump, das gerade Gegenteil vom vielleicht lautesten und aufdringlichsten Weinetikett, das der Rudl kennt. Caviste Rudolf wiederholt an dieser Stelle, dass es ihm nicht sehr nach Kompliment ausschaut, wenn auf einem Weinetikett ein Hintern abgebildet ist. Für den Wein nicht und für den Betrachter noch viel weniger. Da können Sie Herrn August Starek fragen.

Die Bilder auf den Etiketten von Gilles Berlioz sind jedenfalls frei von Effekthascherei. Trotzdem ist Weinmeister Berlioz immer wieder mit der Frage nach Unausgewogenheit seiner Weinbezeichnung konfrontiert worden. Darum hat er irgendwann einen anderen Chignin-Bergeron „Les Fripons“, auf gut Deutsch „Die Spitzbuben“ genannt.

Ganz egalitär ist das dann aber auch wieder nicht gewesen, weil „Spitzbuben“ in der einen oder anderen Komponente seiner Bedeutung über eine schlichte Geschlechtsbezeichnung hinaus geht. Darum gibt es bei Gilles Berlioz auch noch einen Chignin-Bergeron „Les Friponnes“, die Spitzmadl oder Spitzbübinnen, wenn Sie so wollen.

Les Filles“ sind momentan sowieso ausverkauft, darum streng paritätisch: „Les Friponnes“ und „Les Fripons“, beide aus einem Lieblingsjahrgang vom Rudl: 2016.

Gräfin und Graf

Gilles Berlioz ist nicht der einzige Winzer, der Weinnamen gendert und dabei ohne Verstöße gegen die Groß- und Kleinschreibung auskommt.

Zum ersten Mal aufgefallen ist dem Rudl die explizit weibliche Benennung eines Weins beim Grünen Veltliner Moosburgerin vom Mantlerhof. Die hat Caviste Rudolf nicht in seinem Sortiment, Grafin und Graf von Maria und Sepp Muster aber schon.

Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

2. März 1920

Am 2. März wird Josef Bauer hundert Jahre alt. Er ist in die Weinbauschule Klosterneuburg gegangen.

 

Reserve 2017 (Blaufränkisch und Sankt Laurent), Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedlersee Hügelland

 

Und dann gibt es diese Woche noch ein paar Weine mit weiblichen Namen, einen sogar mit einem weiblichen und einem männlichen.

  • Rosa 2018, Weingut Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Apremont „Lisa“, Jean-Claude Masson et Fils, Apremont, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Grüner Sylvaner Reserve „Mona Lisa“ 2017, Josef Salomon, Falkenstein, Weinviertel Ost (3/5)
  • Chignin-Bergeron „Les Friponnes“ (Die Spitzbübinnen) 2016, Christine et Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Chignin-Bergeron „Les Fripons“ (Die Spitzbuben) 2016, Christine et Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)
  • Marius & Simone 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)
  • Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)
  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)
  • Reserve 2017, Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedlersee Hügelland (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 3. März und am Donnerstag, den 5. März

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung der kommenden Woche:

möglicherweise jetzt endlich den Vergleich Grüner Veltliner Spiegel vom Mantlerhof und Grüner Veltliner Steinleithn vom Geyerhof 2008, 2016 und 2017

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt fragend, interessiert und ungeteilt egalitär!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57