Momentan gurken sie mit dem Radl durch Italien. Aber der Sportkanal, auf dem der Rudl sonst Radrennen anschaut, bringt Tennis. Trotzdem würdigt Monsieur Rudolf die Radläufer, indem er kommende Woche Weine (fast) aus Italien glasweise kredenzt, wiewohl der Rudl gleich hinzufügt, dass es in Sachen italienischer Wein Kompetentere gibt als ihn, etwa den Herrn Enrico oder den Herrn Dominik.
Dem Rudl seine Reserviertheit gegenüber dem südlichen Nachbarland ist vermutlich weniger auf dieses selbst zurückzuführen. Dort, wo der Rudl aufgewachsen ist, mögen fast alle und jede fast alles und jedes, was nur irgendwie nach langen, dünnen Nudeln oder Wein, der auf -i endet, klingt. Da muss der Rudl, obwohl schon im Alter von zwei Jahren in Italien auf Urlaub, sehr früh eine Trotzreaktion gegen seine italophilen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen entwickelt haben.
Aber das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht ganz außerordentlich großartige Weine in Italien gibt. Emidio Pepe etwa soll solche machen. Das hat der Rudl zugegebenermaßen bis jetzt immer noch nicht überprüft. Die Weine von Enzo Pontoni hingegen schon. Nur bekommt man die nicht so einfach. Aber Sauvignons von diesem Weinbauern gehören zu den besten Weinen, die Caviste Rudolf bis jetzt getrunken hat. Für den Fall, dass Sie über so einen stolpern, legt Ihnen der Rudl ganz dringend einen Kauf nahe.
Und auch Joško Gravner ist so ein Weinmeister.
Eine Bemerkung erlaubt sich der Rudl in diesem Zusammenhang noch: In Frankreich bringen es primitive Hetzer vielleicht zum Amt eines Bezirksvorstehers im Hafenviertel von Marseille, aber ganz sicher nie in die Nähe eines Regierungsamtes auf Staatsebene. Da kann Huellebecq noch so geschäftstüchtig seine Visionen ausbreiten.
Herr Rudolf wird Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese Woche nicht mit viel Text beglücken. Das bedeutet nicht, dass es über die Weine von Joško Gravner und anderen grandiosen Weinbauern aus Italien und Umgebung nicht viel zu schreiben gäbe.
Galea 2014, i Clivi, Corno di Rosazzo, Friaul (5/8)
hundert Percent Friulano
Galea 2001, i Clivi, Corno di Rosazzo, Friaul (6/9)
die Herbstausgabe vom Vierzehner
Malvasia Selezione 2017, Marco Fon, Komen, Slowenien, Karst und fast schon Italien (6,50/10)
Da ist der Rudl wirklich neugierig.
Fabbrica di San Martino Bianco 2013, Lucca, Toskana (5/8)
In die Hügeln hinter Lucca, von wo dieser Wein kommt, ist der Rudl seinerzeit seiner Lieblingsfußballmannschaft Everton und Paul Gascoigne ins Trainingslager hinterhergefahren. Und er hat dort tatsächlich den Meister an der Hotelbar auf einen Orangensaft eingeladen.
Den jüngeren Bruder von diesem Wein können Sie bei Herrn Enrico erwerben.
Bianco Breg 2008, Joško Gravner, Oslavia, Italia (9/14)
Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Grigio und Riesling italico maischevergoren in georgischen Amphoren, dann fünf Monate Reifung, wieder in Amphoren, bevor der Wein für sechs Jahre in das große Holz gekommen ist – keine Temperaturkontrolle, keine Schönung, kein Filtrieren, nix
Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, fast schon Italien (4,50/7)
Rosso Breg 2004, Joško Gravner, Oslavia, Italia (13/20)
reiner Pignolo im Holz vergoren, dann in Amphoren, alles ohne Temperaturkontrolle, fünf Jahre wieder Holz, fünf Jahre Flasche, sowieso unfiltriert und ungeschönt – Tannine sind jetzt gebändigt
… diese Weine und zumindest am Dienstag bei Geschäftsöffnung auch noch alle Chardonnays aus der Vorwoche gibt es glasweise
von 16 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Vorschau auf den Unterrichtsstoff am 20. und 22.10.
vielleicht zehn Jahre reifer
Im Übrigen ist Rudolf Polifka auch im Herbst der Meinung,
dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist
und man auch deshalb den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären soll.
Herr Rudolf grüßt den und dankt ganz besonders dem Trainer!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen
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