Baskenland, spanisch und französisch mit einem baskischen Riesling und eine Glasweispremiere vom Schistes 2020 der Domaine Arretxea: Dienstag, 13. August, 18(!) bis 22(!) Uhr

Es ist ja nicht so, dass sich der Rudl nicht schon lange vorgenommen hätte, das Baskenland auch einmal südlich des Grenzflusses Bidasoa oenologisch unter die Lupe zu nehmen. Jetzt hat er dieses Projekt auch realisiert. Allerdings muss der Rudl zugeben, dass sich seine Exkursion auf die Stadt Donostia, wie die Baskin zu San Sebastian sagt, beschränkt hat.

 

Baskenland, vélocipedisch

Dem Basken wird ganz gerne eine Leidenschaft für das Radlfahren nachgesagt. In der Tat gibt es etliche erfolgreiche baskische Radrennfahrer. In Biarritz hat der Rudl dann vor allem einmal eine Unzahl an motorisierten Kraxen wahrgenommen hat. Wahrscheinlich Touristen. Die sind viel zu nahe an das Stadtzentrum heran- und im Stadtzentrum herumgekurvt. Wirklich überrascht hat den Rudl dann aber vor allem, dass die vielen Zweiräder in Biarritz fast alle elektrifiziert waren. Das kann man in einer radbegeisterten Region bemerkenswert finden.

 

Baskenland, oenologisch

Der Kurzbesuch in Donostia war ausreichend, um ein bissl die Weine südlich der Staatsgrenze zu studieren. Darum ist der Rudl jetzt, rechtzeitig zum Start der Spanienrundfahrt, endlich einmal in der Lage, quasi ein paar transbidasoische Weine gegen ihre dem Rudl deutlich vertrauteren cisbidasoischen Kollegen antreten zu lassen. Bei einem der Basken aus dem Süden des Landes ist sogar Riesling im Spiel.

Die Weinbauappellation nördlich der Grenze erlebt gerade einen ganz gewaltigen Aufschwung. In den neunziger Jahren waren es vier Weinbauern, eine Genossenschaft und etwa sechzig Hektar Weingärten. Heute nimmt die Anzahl der Weinbaubetriebe derartig rasant zu, dass der Rudl zwar noch nicht – wie in Savoyen – den Überblick verloren hat. Er kommt mit dem Trinken von Weinen ihm bis dato unbekannter Weinbäuerinnen und Weinbauern aus Irouléguy gerade noch nach. Und niemand wird bestreiten, dass dieser Aufschwung ohne die Begeisterung, den Fleiß und vor allem das Genie von Thérèse und Michel Riouspeyrous von der Domaine Arretxea unvorstellbar gewesen wäre.

  • Txuria 2023, Bodegas Lezaun, Navarra, Spanien (4/6)

ungeschwefelter weißer Baske südlich der Staatsgrenze, aus Grenache blanc, kraftvoll, erinnert an tropische Früchte und Äpfel – Der Rudl hat von diesem Wein den Einundzwanziger bereits vor zwei Jahren kennengelernt. Damals hat er ihm ausgezeichnet geschmeckt. Heuer hat er ein Flascherl Dreiundzwanziger mitgenommen.

  • Kiribil 2022, Baztango Xurie, Navarra, Spanien (6/9)

Riesling, Petit Manseng, Gros Manseng und Hondarribi Zuri, die Rebsorte des Txakoli – Es gibt Weine, die der Rudl allein schon wegen ihres Namens probiert. Das ist so einer.

  • Ardan Harri 2021, Domaine Xubialdea, Lasse, AOC Irouléguy (6,50/10)

Wie der Rudl schon einmal erwähnt hat, hält Battit Ybargaray viel vom Lernen … und vom Ausprobieren. Gelernt hat er bei Pierre Overnoy und vor allem bei Michel Riouspeyrous. Er bezeichnet Thérèse und Michel als seine oenologischen Eltern. Ausgestattet mit diesem Wissen hat er den Bauernhof seines Onkels übernommen. Dort gibt es einen ziemlich steilen und kargen Weingarten von etwa eineinhalb Hektar. Er wächst auf schwarzgeschiefertem Ampélite. Michel Riouspeyrous ist es auch gewesen, der Battit darauf hingewiesen hat, wie einzigartig dieser Weingarten ist. Kein anderes Weingut der Appellation hat seine Rebstöcke in schwarzem Schiefer verwurzelt. Manchmal liest der Rudl etwas über ein Weingut, das er nicht kennt, und verspürt wenig Motive, diese Weine kennenzulernen. Meistens aber möchte der Rudl mehr über ein ihm unbekanntes Weingut erfahren. Ganz selten kommt es auch vor, dass der Rudl etwas liest und im Moment weiß, dass er diese Weine möchte. Beim Lesen über das Weingut von Battit Ybargaray war, gerade so wie Jahre zuvor beim Lesen über die Domaine Arretxea, genau das der Fall. Dem Rudl seine Hoffnungen in Bezug auf die Domaine Xubialdea von Battit Ybargaray sind nicht enttäuscht worden. Umso mehr freut es ihn, dass ihm Monsieurs Ybargaray von jedem Jahrgang eine Zuteilung versprochen hat.

  • Irouléguy rouge sans soufre ajouté 2017, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

der ungeschwefelte Rote von Ilarria – Jedes Jahr ist der leider nicht möglich, weil für Peio Espil Präzision im Vordergrund steht. 2017 war in Irouléguy insgesamt ein kühler Jahrgang. Dank des Fallwindes aus den Pyrenäen waren die Trauben trotzdem gesund. Das hat einen vollständigen Verzicht auf Schwefelzusatz ermöglicht.

  • Schistes 2020, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (9/14)

Der Rudl kann sich noch erinnern, als wie wenn es gestern gewesen wäre. Da hat ihm Michel Riouspeyrous erzählt, dass es in Zukunft über dem Hégoxuri noch drei geologiespezifische Weiße, einen von den Schieferterrassen, einen vom eisenhältigen Sandstein und einen vom vulkanischen Ophite geben werde. Namen hat es für die zukünftigen drei Weine damals noch keine gegeben, Ideen schon und für den Rudl Fassproben von den Zweitausendneunern. Das muss im Jahr 2011 gewesen sein. Mittlerweile sind das die Weine, wo der Rudl wirklich genau darauf achtet, für sich keinen einzigen Jahrgang zu versäumen. Von den Zweitausendzwanzigern hat er sogar das eine oder andere Flaschl fürs Geschäft bekommen. Den Schistes 2020 hat er, sofern er alles noch im Blick hat, noch nie glasweise ausgeschenkt. Eine Premiere.

Dienstag, den 13. August von 18 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Kaixo und ez horregatik!!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Zwei neue Pyrenäenappellationen in der Sommerschule: Dienstag, 6. August, 18(!) bis 22(!) Uhr

Der Rudl freut sich, wieder einen Fuß auf Reindorfer Boden setzen zu können. Genaugenommen stimmt das nicht. Nicht dass der Rudl etwas gegen Reindorf hätte. Im Gegenteil. Aber es gibt für Caviste Rudolf leichter zu bewältigende Herausforderungen, als aus dem Urlaub nach Hause zurückzukommen. Und wenn er in Frankreich eine Landesgrenze in die falsche Richtung passieren muss, kostet ihn das noch viel mehr Überwindung. Nichtsdestotrotz freut sich der Rudl, mit Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das eine oder andere Ergebnis seiner Forschungsreise, sei es eines in verbaler Form, sei es eines in vergorener Form teilen zu dürfen. Und wenn der Rudl schreibt „teilen“, dann meint er damit nicht irgendeinen digitalen Daumen oder heute missverständlich als „Feedback“ bezeichneten Kanalinhalt, sondern höchstpercentige Analogie.

In Anbetracht der sommerbedingten Relationen zwischen Sonne und Erde sperrt der Rudl erst um 18 Uhr auf und lässt dafür bis 22 Uhr geöffnet. Wie es dann ab September ausschaut, kann der Rudl erst nach Bekanntgabe seines Stundenplanes als Lehrmeister kundgeben.

 

Studienreise, Teil 1

Jura – Loire – Champagne – Normandie – Muscadet

Monsieur Rudolf ist in das Jura gefahren, hat dieses Jahr dort heuer aber wirklich ausschließlich studiert, ohne mercantil tätig zu werden. Damit hat er bis Sancerre gewartet, wo er nach einem entsprechenden Wink des Herrn Grafen das Glück gehabt hat, bei einem grandiosen Weinmeister nicht nur kosten, sondern sogar zwölf Flaschen für sein Geschäft kaufen zu dürfen. Dieser Weinmeister bewirtschaftet einen Hektar in Pouilly und einen in Sancerre. Drei dürfen es in Zukunft werden, mehr aber ganz sicher nicht. Daneben ist dieser Weinbauer Kellermeister in einem renommierten Weingut der Appellation. Das allein wäre vermutlich genug, um nicht von Langeweile geplagt zu werden. Witterungsverhältnisse, die keine zwei Tage ohne Regenschauer vergehen lassen, wie in der couranten Vegetationsphase, tragen das ihre zur Beschäftigung der Winzer bei. Auf alle Fälle hat der Rudl ab sofort quasi als Premiere eine homöopathische Menge Pouilly Fumé und eine ebenso kleine Sancerre im Sortiment. Das freut ihn ganz gewaltig. Aber das ist eine andere Geschichte, die zu einem anderen Zeitpunkt erzählt und gegebenenfalls auch studiert werden wird.

Die Reise hat den Rudl dann in die Champagne und in die Normandie geführt, wobei er weder dort noch da als Caviste aktiv geworden ist. In der Normandie hält sich der Weinbau in Grenzen, was Monsieur Rudolf nicht gehindert hat, einen normandischen Ruländer zu trinken. Der Champagne kann man viel, aber keinen Mangel an Weingärten vorwerfen. Nur ist das mit dem Rudl und dem Schaumwein so eine Geschichte. Es wäre absurd, in Abrede zu stellen, dass es exzellente Schaumweine nach der Méthode traditionelle gibt. Nur werden einer oder einem diese in mindestens 99 (NEUNUNDNEUNZIG) von hundert Fällen, in denen Schaumwein kredenzt wird, nicht angeboten. Mittlerweile greift Monsieur Rudolf bei diesen „Anstoß-Gelegenheiten“ zur Mineralwasserflasche. Auszuschließen ist es nicht ganz, dass der Rudl von den diversen Jubiläen, Begrüßungen und Geburtstagen ein kleineres Trauma davongetragen hat. Egal. Sollte es Sie einmal nach Épernay verschlagen, dann kann Ihnen der Rudl eine Käsebar empfehlen. Dort bekommen Sie ausgesprochen unkompliziert einen der gefragtesten Champagner, von Étienne Calsac. Das hat den Rudl amüsiert. Denn dieses Champagners ist er bei den bestsortierten Cavisten nicht habhaft geworden.

Der Apfelschaumwein in der Normandie ist natürlich berühmt. Aber der Rudl wollte sich nicht verzetteln und ist dafür weiter in den Südosten von Nantes gefahren. Dort hat er nach zwölf Jahren eine fast nicht mehr zu erkennende Domaine Michel Brégeon wieder gefunden, als Gebäude nicht wiederzuerkennen. Als Weine haben die Muscadets von Fred Lailler, der das Weingut jetzt auch schon wieder über zwölf Jahre führt, gar nichts von ihrer Salzigkeit verloren. Und schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologie, mit dem Begriff „Salzigkeit“ ist es auch so etwas. Der Rudl hat den Verdacht, dass es sich vor etwa fünf bis zehn Jahren herumgesprochen hat, dass der Terminus „mineralisch“ einer gewissen inflationären Verwendung ausgesetzt gewesen war. Aber ob es so viel bringt, in Weinbeschreibungen das Adjektiv „mineralisch“ einfach nur durch „salzig“ auszutauschen, kann man anzweifeln. Abgesehen davon haben die beiden Wörter für den Rudl verschiedene Bedeutungen. Im Fall eines überzeugenden Muscadets wie des Crus Gorges 2018 von der Domaine Brégeon verwendet aber auch Caviste Rudolf Polifka das Attribut „salzig“.

 

Studienreise, Teil 2

Bergerac, Irouléguy, Corbières, Savoyen

Obwohl der neue Jahrgang von Laroque d’Antan in Cahors noch immer auf den Rudl wartet, ist dieser von Bergerac nicht in Richtung Südosten, sondern nach Südwesten gefahren, nach Tursan. Denn dort gibt es eine Rebsorte mit einer besonders langen Vegetationsphase: Baroque. Abgesehen davon ist die Appellation für Genossenschaften bekannt. Aber dann ist der Caviste Rudolf doch auf einen für ihn interessanten Betrieb gestoßen.

Les Pentes de Barène

Vor mehr als zwanzig Jahren war dort nichts, fast nichts. Ein Stall, Prairie und vor allem eine ausgeprägte Hangneigung in Richtung Süden zu den Pyrenäen hin. Kein Keller, kein Weingarten, kein Nix. Dann dürfte Gaëlle und Daniel Vergnes der Ort Pimbo noch mehr gefallen haben als dem Rudl. Darum haben sie beschlossen, dort ein Weingut zu gründen, eines in einer Dimension, die man als Familie zwölf Monate im Jahr händisch bewältigen kann. Daraus resultiert das heute kleinste Weingut der Appellation, eineinhalb Hektar klein. Aus dem Stall haben sie einen Keller gemacht. Mit der Gstättn ist das nicht so einfach gewesen. Die Hangneigung bis zu sechzig Percent war zu ausgeprägt. Darum haben sie 2003 begonnen, ihren zukünftigen Weinberg zu terrassieren. Heute ist das nicht nur die einzige Terrassenlage der Appellation, sondern des gesamtes Weinbaugebietes Les Landes. Ausrichtung nach Süden, als Auflage Ton und Kalkgeröll, Unterboden: Kalk. Das kommt der dort ursprünglich ansässigen Rebsorte Baroque entgegen. Dazu Gros Manseng, Petit Manseng und Sauvignon. Keine chemischen Herbicide. Höchstes Augenmerk auf Biodiversität als einziger hauptberuflichen Mitarbeiterin der Familie. Sie prodizieren lediglich einen Weißwein sowie einen Süßwein.

Über das Baskenland, die Corbières, Savoyen und Trient ist der Rudl dann retour gefahren. Über das Baskenland und Savoyen hat er schon viel erzählt. Darum widmet er sich in weiterer Folge ausführlich der Appellation Corbières, um diese dann mit ihrer westpyrenäischen Entsprechung Irouléguy zu vergleichen.

 

Corbières

Diese zehntausend Hektar große Appellation gehört nicht zu den renommiertesten Frankreichs. Spritzmittel, Alkohol, kolossale Erträge und Weinbauernproteste sind vermutlich die ersteren Assoziationen mit dieser Gegend im Südwesten von Narbonne.

Der Rudl hat diese Gegend seit 1996 als landschaftlich ausgesprochen schön in Erinnerung. Damals hat er bei einem Schotten in Albas Wein gekauft. Pensées sauvages, Jahrgang 1994. Leider findet der Rudl diesen Wein im ganzen Internet nirgends mehr. Das Weingut gibt es nicht mehr. Der ehemalige Betreiber Nick Bradford ist in der Rente angeblich nach Schottland zurück gegangen. Die das Weingut übernommen haben, machen angeblich auch keinen Wein mehr. Die Landschaft ist immer noch so verlassen wie vor dreißig Jahren. Felszacken, Garrigue und die eine oder andere Klamm. Schlangen.

 

Corbières, geographisch, historisch und oeno-soziologisch

Erlauben Sie dem Rudl einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit. Mehr als 245 Millionen Jahre ist es jetzt schon wieder her, dass die Corbières nur vom hercynischen Massiv besetzt waren. Dann war die Gegend bis vor 65 Millionen Jahre vom Meer bedeckt. Aus dieser Zeit stammen nicht nur die markanten Felszacken, sondern auch die Kalkaromen in den Weinen der meisten Terroirs. Vor 65 bis 1,65 Millionen Jahren stehen dann die Pyrenäen auf, indem sich der zerbrochene Sockel nach oben schiebt. Erosion zerbröselt und verteilt den ehemaligen Granitsockel dann. Das sind heute die Haute-Corbières im Süden der Appellation. Dort stehen viele der verstreuten Weingärten von Maxime Magnon. Von ihm wird später die Schreibe sein. Die Landschaften sind in den Corbières nicht weniger vielfältig als die Steine. Und mit den Rebsorten fängt der Rudl gleich gar nicht an. Nur vielleicht so viel, dass in den siebziger Jahren die Corbières wie fast ganz Südfrankreich nicht wie vor 265 Millionen Jahren vom Urmeer, sondern von der Rebsorte Syrah geflutet worden sind. Ein paar jüngere Weinbäuerinnen und Weinbauern, die entweder ganz von woanders in die Corbières gekommen sind oder zumindest eine Zeitlang weg waren, haben dann darauf aufmerksam gemacht, dass auf so uralten Grenache- oder Carignan-Stöcken vielleicht weniger und kleinere, aber dafür viel geschmackvollere Beeren wachsen.

Die Corbières sind aber auch soziologisch eine bemerkenswerte Appellation. Zuerst einmal das übliche Auf-und-Ab in Sachen Weinbau, wobei wie eh fast allerweil die Aufs zuerst den Römern und später den Mönchen, die Abs eher den Barbaren aus dem Norden und dem Osten zuzuschreiben waren. Interessanter wird es dann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit der Erlaubnis zum Verschneiden mit algerischen Weinen und zum Aufzuckern. Die resultierende soziale Krise führt 1907 zu Revolten mit sieben Toten und einem Gesetz zum Schutz natürlicher Weine aus französischen Weintrauben vor aufgezuckerten oder teilimportierten Weinen. In den siebziger Jahren wiederholt sich die Geschichte, nur dass am 4. März 1976 bei Protesten nur ein Weinbauer und ein Polizist erschossen worden sind. Alle dürften es noch nicht verstanden haben, dass mit Mochma-liawa-vü, wie Herr K. dazu sagt, Probleme nicht gelöst, sondern erzeugt werden. Aber viele gibt es, die Geschichte gelernt haben, wie ein anderer Herr K. einem Reporter einmal geraten hat. Einige von ihnen hat der Rudl in den Corbières kennengelernt. Dafür ist er dankbar.

 

Maxime Magnon zum Beispiel

Ob Maxime Magnon die Aufforderung von Bruno Kreisky seinerzeit gehört hat, weiß der Rudl nicht. Sehr wahrscheinlich ist es nicht. Dass dann gleich Weine von Maxime Magnon ihren Weg in das Sortiment seines Weingeschäfts finden, quasi als äußerst würdige ostpyrenäische Entsprechung der westpyrenäischen Weine von Arretxea, das begeistert den Rudl schwer.

Der Winzer selber ist an Unkompliziertheit und Zuversicht er kaum zu überbieten. Vielleicht liegt das auch daran, dass er sich von vornherein erfolgreich potentiellen Beschwerlichkeiten wie Webshop oder Ab-Hof-Verkauf verweigert. Darum bleiben ein bissl mehr Zeit und Nerven, auf diverse Wetterwidrigkeiten im richtigen Moment richtig zu reagieren. So gut es halt geht und so natürlich es geht. Ein – völlig gerechtfertigtes – Lamento über Klimakrise und andere Widrigkeit hört man von Maxime Magnon nicht. Man muss halt das Beste aus den Möglichkeiten machen, ohne freilich die Verantwortung für zukünftiges Leben und Weinmachen auf dem Planeten zu missachten. Maxime Magnon ist stolz darauf, sein Handwerk bei Marcel Lapierre im Beaujolais gelernt zu haben. Lapierre wiederum war Schüler von Professor Chauvet. Wenn Sie so wollen, hat Maxime Magnon über ein Eck bei Monsieur Chauvet gelernt. Dieser hatte in den fünfziger Jahren für seine Rotweine die „Macération semi-carbonique“, das saubere und präzise Vinifizieren ohne Schwefel-, Hefe- und CO2-Zusatz, studiert und erforscht. Wenn es möglich ist, bleiben die Weine von Maxime Magnon ungeschwefelt, wie Campagnès 2021 oder die Cuvée Rose, die kein Rosé, sondern der extraordinaire Rote aus Grenache noir ist. Wenn es aber wie im Affenhitzejahrgang 2022 mit einer sauberen Gärung nichts wird, dann lieber das eine oder andere ganz genau dosierte Gramm Schwefel als den leisesten unsauberen Ton. Aromatische Vielschichtigkeit, Eleganz und Harmonie sind die Resultate.

  • La Begou 2022, Maxime Magnon, AOC Corbières, Languedoc (7/11)
  • Roug’é-Clair 2023, Domaine Ledogar, Ferrals-les-Corbières, Vin de France (4,50/7)
  • Campagnès 2021, Maxime Magnon, AOC Corbières, Languedoc (7/11)
  • Les Pentes de Barène, Pimbo, AOC Tursan, Sud Ouest (4/6)
  • Irouléguy Rosé 2022, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)
  • Irouléguy rouge Tradition 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

 

Dienstag, den 6. August von 18 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Monsieur Rudolf grüßt und begrüßt das Fernweh!

 

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Sommerpause

Der Rudl begibt sich auf Studienreise, bedankt sich herzlich für die Mitarbeit im abgelaufenen Schuljahr und wünscht Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, einen schönen Sommer!

Im Übrigen bleibt er der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss, und zwar jetzt dann bald einmal.

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Savoyen v Hochsavoyen, MITTWOCH(!), 3. Juli, 18(!) bis 22(!) Uhr – letzter Öffnungstag vor der Sommerpause

Exkurs: Rufzeichen

Wenn der Rudl ein Satzzeichen hat, das er nicht mag, dann ist es das Rufzeichen! Er hält es für ein Relikt feudalistischer Gesellschaftsstrukturen und verwendet es nur, wenn es überhaupt nicht anders geht. Weil der Rudl aber nicht mag, dass Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vor dem zugesperrten Türl seines Geschäfts stehen, macht er mit dem einen oder anderen Rufzeichen auf außerordentliche Öffnungszeiten aufmerksam. Nie ohne Überwindung. Diese außerordentlichen Öffnungszeiten sind auf den Umstand der Sommerferien in Ostösterreich und auf …

Exkurs: Radsport

… zurückzuführen. Ist es letzte Woche ein Fußballspiel gewesen, das Caviste Rudolf Polifka dazu bewogen hat, seine Geschäftsöffnung von Dienstag auf Donnerstag zu verschieben, so ist es diese Woche der Radsport. Am Dienstag fahren sie von Pinerolo in Italien nach Valloire in Savoyen. Zwanzig Kilometer vor dem Ziel überqueren sie dabei den Col du Galibier. Wahrscheinlich ist das einer der Lieblingspässe des Rudls. Darum wird Bergmeister Rudolf kommenden Dienstag vor dem …

Retour au Col du Galibier

Am kommenden Dienstag radeln sie also auf den Galibier. Wenn Sie den Rudl fragen, ist das die Königsetappe der diesjährigen Tour. Und da wird der Rudl gespannt mit einem Flascherl Galibier-Bier vor dem Fernsehkastl, das keines mehr ist, sitzen und schauen, wann, wer, wo attackiert.

Einen Tag später, am Mittwoch, den 3. Juli, sperrt der Rudl noch einmal sein Geschäft auf und kredenzt quasi post etappem Weine zum Col du Galibier. Dabei lässt er die beiden Departements, welche die Weinbauregion Savoien konstituieren, in den Kategorien Altesse und Mondeuse gegeneinander antreten: Savoyen v Hochsavoyen. Der Vollständigkeit halber ist zu ergänzen, dass auch ein paar Weingärten dieser Appellation den Departements Ain und Isère gehören. Wirklich ins Gewicht fallen tun die aber nicht.

Letzter Geschäftstag vor der Sommerpause: Mondeuse und Altesse

Dann begibt sich Caviste Rudolf Polifka bald einmal auf Studien- und Dienstreise. Der 3. Juli ist quasi die letzte Gelegenheit, vor dem Sommer das eine oder andere Flascherl Wein für den Grill oder, respektive und die Terrasse zu erwerben. Mondeuse ist neben Ploussard am Gaumen vom Rudl sowieso die erste Adresse, wenn es um gekühlt zu trinkenden, eleganten Rotwein geht. Altesse wiederum ist ein Universalwein. Ein Gericht, das mit keiner Altesse harmoniert, ist in den Küchen zwischen San Sebastian und Strasbourg noch nicht kreiert worden.

 

  • Altesse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Altesse 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)
  • Les Grandes Jorasses 2020, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, Ayze, Haute-Savoie, Vin de France (9/14)
  • Mondeuse « Mattäi » 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)
  • Mondeuse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse 2018, Domaine Dupasqier, Aimavgne, AOC Vin de Savoie (4/6)

 

MITTWOCH, den 3. Juli von 18 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Königsetappig, aber feudalismusfrei grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DONNERSTAG, 27. Juni von 16 bis 20 Uhr: Pyrenäen von West nach Ost

Fußball

Am Dienstag ballern sich die österreichischen Kicker gegen die holländischen hoffentlich in das Achtelfinale der Fußballeuropameisterschaft. Um etwaige Kollisionen sportlicher und wissenschaftlicher Termine zu verhindern, sperrt Caviste Rudolf Polifka deshalb kommende Woche nicht am Dienstag, sondern am Donnerstag sein Geschäft auf.

 

Retour

Letzte Woche ist der Rudl, einem Imperativ der Pet Shop Boys folgend, oenologisch von Ost nach West quer durch Frankreich geradelt. Er hat das für seine Verhältnisse ungewöhnlich weit im Norden gemacht. Viel nördlicher geht dann eh nicht mehr viel, sieht man von Schaumwein ab. Kommende Woche wird sich Caviste Rudolf wieder in die vertrauteren Bergetappen zurückziehen. Er wird dabei in seiner Lieblingsappellation Irouléguy im Baskenland starten, dann seine quasi dritte oenologische Heimat verlassen und den Pyrenäen entlang Richtung Osten radeln, zumal ihm beim Lesen eines Buches über französische Weine vom pyrenäischen Piemont eine Unausgewogenheit zwischen Atlantik und Mittelmeer in seinem Sortiment aufgefallen ist. Wenn es sich ergibt und wenn vor allem die avisierten Weine halten, was die Literatur verspricht, dann könnte sich am Ende des Sommers durchaus der eine oder andere Wein mit Blick auf das mediterrane Ende der Pyrenäen im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils wiederfinden. Was weiß man?

  • Irouléguy rouge Tradition 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

Klassischer Rotwein von der Domaine Arretxea, siebzig Pecent Tannat, zwanzig Cabernet franc, zehn Cabernet Sauvignon – im Betonei vergoren und ebendort zehn Monate ausgebaut – ein für die Pyrenäen eher ungewöhnlich leichter Rotwein, den man im Sommer gekühlt trinken kann

  • Sabari 2023, Domaine Balansa, Villeneuve-les-Corbières, Vin de France (5/8)

Xarel-Lo und Rolle acht Tage mit der ganzen Traube vergoren, dann gepresst und sechs Monate in der Tonamphore ausgebaut, aus der Appellation Corbières; Nur sieht diese Appellation keinen Xarel-Lo vor. Der ist im gar nicht so weit entfernten catalanischen Penedès und dort wiederum ganz gern im Schaumwein Cava daheim.

 

  • La Vinota 2023, Domaine Balansa, Villeneuve-les-Corbières, Vin de France (4,50/7)

selbes Weingut, aber Grenache noir und Lledoner Pelut, eine Mutation von Grenache

  • Aux amis de ma sœur 2023, Jean-Baptiste Senat, IGP Aude, Languedoc
  • Château de Canterrane 1977, AOC Côtes du Roussillon, Castelnou (5/8)

reifer Rotwein aus einer Weinbauregion, die in den siebziger Jahren aufgrund einsetzender Weinimport aus Nordafrika in wirklich prekäre soziale Spannungen geraten ist

  • Garnatxa 2019, Domaine Traginier, AOC Collioure, Banyuls sur Mer, Roussillon (5/8)

Neunzig Percent Grenache, zehn Mourvèdre; Jean-François Deu hat 1997 sein Weingut auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Im Weingarten arbeitet er mit einem der letzten Maultiere von Banyuls. Darum hat er seine Domaine gleich nach diesem benannt: Traginier

 DONNERSTAG, 27. Juni von 16 bis 20 Uhr

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Caviste Rudolf Polifka grüßt die Pyrenäen!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Vom Jura bis an die Loire, Dienstag, 18. Juni, 16 bis 20 Uhr

Prolog

Der Rudl freut sich ja schon wie ein kleiner Bub. In zwei Wochen radeln sie wieder durch Frankreich. Das tun sie natürlich auch zu anderen Zeiten, etwa beim Critérium du Dauphiné. Aber die Tour de France ist für den Rudl dann noch einmal etwas anderes. Etwas ganz anderes, auch, aber nicht nur weil da die Ferien anfangen.

Monsieur Polifka freut sich dermaßen, dass er jetzt einmal oenologisch eine längere Flachetappe zurücklegen wird, vom Jura an die Loire in der Nähe von Blois, dann womöglich im Gegenwind nach Saumur und weiter in die Gegend um Nantes, nach Gorges ins Muscadet.

Overnoy

… ist der Name des ziemlich sicher emblematischsten Weinbauern aus dem Jura. Der heißt Pierre und der Rudl hat schon zweimal zu ihm Bonjour! sagen dürfen. Die in Buchform veröffentlichten Gespräche mit Pierre Overnoy und Emmanuel Houillon, der das Weingut vor gut zwanzig Jahren übernommen hat, aber immer noch im respektvollen und intensiven Austausch mit Monsieur Overnoy führt, hat Caviste Rudolf Polifka dreimal gelesen und beim dritten Mal immer noch hochinteressant gefunden. Wein von den beiden zu kaufen, ist weniger einfach, als ihre Worte zu lesen. Vor zehn Jahren war es schwierig. Heute ist es unmöglich. Aber man kann nicht alles haben.

Guillaume Overnoy ist der Sohn des Neffen von Pierre Overnoy und wohnt im südlichen Jura. Sein Vater hat in den achtziger Jahren sein Weingut sehr stark an der Entwicklung des Weingutes seines Onkels Pierre orientiert. Der Sohn setzt diesen Weg erfolgreich mit sauberen, lebendigen Weinen fort.

Henry Marionnet. Eine Wiederholung

1967 hat Henry Marionnet an der Loire zwanzig Hektar Weingarten mit hybriden Reben geerbt und gleich gerodet. Uhudler wächst wo anders ein besserer. Der silexhaltige Ton mit Sand und Kieselsteinen hat Henry Marionnet vielmehr auf die Idee gebracht, auszuprobieren, ob man nicht vielleicht die Reblaus austricksen, unveredelte Edelweinrebsorten pflanzen und so den Geschmack europäischer Weine vor der Reblauskatastrophe ergründen könne. Ein paar Weine von diesen nicht veredelten Weingärten hat der Rudl schon kredenzt. Kommende Woche wird er gleich zwei solche Rote ausschenken.

  • Savagnin ouillé 2020, Guillaume Overnoy, Orbagna, AOC Côtes du Jura (8/12)

Savagnin nicht oxidativ ausgebaut

  • Cépages oubliés Gamay de Bouze 2022, Domaine de la Charmoise, Soings, IGP du Val de Loire (4,50/7)

Spielart des Gamay, die quasi verschwunden ist. Gamay mit rotem Saft. Aus dem können Sie zwar einen gleichgepressten Wein machen, aber das wird kein weißgepresster werden. Der Saft rinnt rot aus der Presse. Henry Marionnet hat diese Rebsorte nicht nur neu ausgepflanzt, sondern das auch noch unveredelt, also wurzelecht gemacht. Dicht, aber nicht schwer, rauchig und im Gleichgewicht von Bitternoten und Tanninen.

  • Vinifera Côt 2016, Domaine de la Charmoise, Soings, AOC Touraine (5/8)

Auch dieser Wein stammt von nicht veredelten Reben. Côt, zu dem sie in Cahors „Malbec“ sagen. Sehr reife Brombeeren, schwarze Kirschen, Heidelbeeren und Cassis. Ein Wein, der ein paar Jahre braucht, um seine Energie und Steinigkeit zum Ausdruck zu bringen.

  • Les Coudraies 2019, Domaine des Closiers, AOC Saumur-Champigny, Loire (7/11)

momentan der einzige Wein von der Loire im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils; Beraten von Nady Foucault von Clos Rougeard hat Anatole de la Brosse 2018 dieses Weingut übernommen. Cabernet franc – ein Monat Macération, ein Jahr im Fass, ein Jahr in der Flasche – erst dann kommt der Wein in den Verkauf

  • Terre de Gabbro 2021, Vincent Caillé, Monnières, AOC Muscadet Sèvre et Maine, Loire (7/11)

Melon de Bourgogne vom Cru Gorges, Selection ganz alter Reben, vergoren und neun Monate sur lie im Betonei ausgabaut

  • … und vom G’mischten Satz Obere Schos 2022 von Peter Uhler (4,50/7), sowie von ein paar Weißburgundern ist auch noch etwas da.

Dienstag, den 18. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Unveredelt grüßt Caviste Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weiße Burgunder und glasweise der erste Wiener Wein im Sortiment, Dienstag, 11. Juni, 16 bis 20 Uhr

Eine Sprachverwirrung als Seismograph

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jemandem erzählen, dass Sie weiße Burgunder getrunken haben, dann kann diese Frage quasi als Seismograph für frankophile Weinaffinität Ihres Gegenübers erachtet werden. Ist diese stark ausgeprägt, dann wird Ihr Gegenüber annehmen, dass Sie Chardonnays getrunken haben und unter Umständen nach Chablis, Meursaults oder Montrachets fragen. Hat Ihre Gesprächspartnerin, respektive Ihr Gesprächspartner weniger für französische Weinkultur übrig, dann wird er oder sie annehmen, dass die Weine der Rebsorte Weißburgunder zu sich genommen haben.

 

Weißburgunder. Eine Prestigeleerstelle

Heute gilt er als so etwas wie der Inbegriff von grauer Maus unter den Rebsorten. Anders als Welschriesling, der als Rebsorte wenigstens unterschätzt wird und schon allein deshalb eine Renaissance als Reaktion auslöst, wird Weißburgunder nicht einmal unterschätzt. Weißburgunder wird einfach ignoriert. „Unter dem Radar“ wie man heute sagt. Grund für die Rudl, seine Radarpistole auf die Weißburgunder in seinem Sortiment zu richten.

  • Dankbarkeit Weiß, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (3/5)
  • Weißburgunder 2021, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (3/5)
  • Weißburgunder Alte Reben 2021, Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)
  • Weißburgunder Hofstudien 2020, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)
  • G’mischter Satz Obere Schos 2022, Weingärtnerei Peter Uhler, Grinzing, Wien (4,50/7)
  • … und ein reifer Weißburgunder aus den siebziger-, achtziger- oder neunziger Jahren wird auch dabei sein.

Dienstag, den 11. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Über dem Radar grüßt Caviste Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Europa, nix aber … Sauvignons von Andreas Tscheppe und aus fast halb Europa, Dienstag, 4. Juni, 16 bis 20 Uhr

Nix aber! Die Erste

Vorigen Dienstag hat der Rudl fünf Jahrgänge Hégoxuri von der Domaine Arretxea glasweise kredenzt. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, werden Sie bei ihm keine viel bessere Serie als diese trinken. Und über dem Niveau des 2009ers wird oenologisch sowieso nicht mehr viel stattfinden können, ganz sicher nicht in den Kategorien Struktur, Frische und Vielschichtigkeit. Wäre Caviste Rudolf Polifka mit Marketingwassern gewaschen, dann würde er jetzt weiterschreiben: „ABER der Rudl wird sich auch weiterhin bemühen, Ihnen die besten Weine …“ Nix aber. Über die Hégoxuri-Serie wird nicht viel gehen. Vielleicht gibt es wieder einmal eine, mit anderen Jahrgängen.

Nix aber! Die Zweite

Citoyen Rudolf Polifka hält sich für einen glühenden Westeuropäer, allerdings nicht für einen mit Blindheit geschlagenen Euphoriker. Er hat quasi als junger Bub am 12. Juni 1994 gegen den Beitritt Österreichs zu EU gestimmt, war damals in Salzburg sogar in der einen oder anderen Form öffentlichkeitswirksam unterwegs, aber nicht weil er gegen eine Mitgliedschaft Österreichs in der EU, respektive damals EG war. Damals hat die EU Österreich als Mitglied mindestens so gebraucht wie Österreich eine Mitgliedschaft in der EU. Heute schaut die Geschichte bedauerlicherweise anders aus.

Wenn es 1994 nach dem Rudl gegangen wäre, hätte Österreich vor einem Beitritt von der EU zweierlei verlangen müssen: ein Ende der Förderungen von Agrarindustriebetrieben und ein Parlament mit legislativer Kompetenz, die über Budgetagenden hinaus geht. Letzteres hat sich zum Glück erübrigt. Das EU-Parlament ist heute viel mehr Parlament als 1994. Damals war der nicht direkt wählbare Rat die gesetzgebende Körperschaft, was für einen Citoyen nur ein Affront sein konnte. An der irregeleiteten Landwirtschaftspolitik hat sich bedauerlicherweise weniger geändert.

Jetzt ist Österreich Mitglied in der Europäischen Union. Und so wie sich diese und jenes entwickelt haben, sollte Österreich froh darüber sein. Sehr froh sogar und nix aber!

 

Seltsam

Keine Frage, der Rudl hat schon weniger seltsame Lehrveranstaltungsthemen als dieses formuliert. Es sind ein paar Faktoren zusammen gekommen. Erstens hat Caviste Rudolf Polifka vor einigen Wochen wie erwähnt seine Zuteilung des neuen Jahrgangs von Elisabeth und Andreas Tscheppe abgeholt und beschlossen, alle Weine zuerst einmal etappenweise im Geschäft anzubieten, ehe sie auf seine Homepage zu stellen und dann der Post und sich selber unnötig Arbeit zu bereiten. Dann ist ihm aufgefallen, dass er von dieser Rebsorte studierenswerte Exemplare aus halb Europa hat. Diese sind noch dazu so derartig verschieden zubereitet und reif, dass damit – ausgenommen Sauvignons aus der Fabrik, wie sie leider immer noch subventioniert werden – eine ziemliche Bandbreite von Stilen dieser Rebsorte repräsentiert ist. Und dann hat der Rudl noch ein Buch gelesen. Neuauflage der Publikationen von Jules Chauvet, seines Zeichens Physiknobelpreisaspirant, Weinhändler, Weinbauer, Pate, Erforscher und Verfechter von Biowein. Monsieur Chauvet hat vor allem an Fragen der Weinbereitung, Verkostung und Glasentwicklung geforscht. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte Jules Chauvet Versuche angestellt, wie man ohne Schwefelzusatz Wein produzieren kann. Später hat er sein Wissen nicht nur bei seinen eigenen Weinen angewandt, sondern auch Weinmeister wie Marcel Lapierre, Jean Foillard, Jean-Claude Chanudet oder Jean-Paul Thévenet im Beaujolais und Pierre Overnoy im Jura dabei unterstützt, auf das Schwefeln zu verzichten und trotzdem blitzsaubere Weine zu machen. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, verstehen Sie den Rudl bitte nicht falsch! Er hat kein grundsätzliches Problem mit Schwefel bei der Weinproduktion, zumal es sich dabei um eine natürliche Substanz handelt. Aber zu viel Schwefel ist der Lebendigkeit eines Weines nicht zuträglich. Das kann man ziemlich leicht erforschen. Zu viel Schwefel macht den Wein aber auch unverträglich und kann Kopfweh verursachen. Das muss man nicht unbedingt im Selbstversuch erforschen. Wein von Jules Chauvet wird es nicht mehr geben, zumindest nicht zu erwerben. Beim Lesen eines Interviews von Hans-Ulrich Kesselring mit Jules Chauvet aus dem Jahr 1981 hat der Rudl aber die Idee gehabt, sich nach dem Interviewenden zu fragen und dann noch ihm zu forschen. Wenn Herr Kesselring in den achtziger Jahren oenologische Gespräche mit Professeur Chauvet geführt und dabei über seinen eigenen Wein gesprochen hat, könnte es einen Sinn haben, diesen Weinen auf den Grund zu gehen.

Hans-Ulrich Kesselring. Wegbegleiter von Jules Chauvet

Weinmeister auf Schloss Bachtobel im Schweizer Thurgau. Hans-Ulrich Kesselring war ein gebildeter, bescheidener Mann, in Sachen Wein kompromisslos, hat viel nachgedacht und dabei offensichtlich die richtige Gesellschaft gehabt, Jules Chauvet zum Beispiel. Heute führt sein Neffe das Weingut. Der Rudl verdankt diesem, den ersten und bis jetzt einzigen vielschichtigen Müller-Thurgau seines Lebens getrunken zu haben.

  • Sauvignon blanc 2023, Schloss Bachtobel, AOC Thurgau, Schweiz (6/9)
  • Sauvignon blanc 2023, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (3/5)
  • Sauvignon blanc « Grüne Libelle » plus 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (8/12)
  • Néphèle 2020, Laroque d’Antan, Laroque des Arcs, Cahors, IGP Côte du Lot, Sud Ouest (8/12)

Sauvignon blanc, Sauvignon gris, Verdanelle, Mauzac vert und Mauzac rose in Sélection massale aus fast ganz Frankreich, ein altes Terroir nache Cahors, das 140 Jahre brach gelegen ist und die vielleicht namhafteste Bodenforscherfamilie Frankreichs, Lydia und Claude Bourguignon samt Fils, als Weinbäuerin und Weinbauern.

  • Hirschkäfer 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (9/14)

60 bis 70 % Sauvignon blanc etwa drei Wochen auf der Maische mit Kämmen und Stielen von einem Terroir „hors norme“

  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (8/12)
  • Sauvignon blanc 2005, Cotar, Komen, Kras, Slowenien (9/14)

Dienstag, den 4. Juni von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Europäisch und aberfrei grüßt Citoyen Rudolf Polifka!

 

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Hégoxuri-Vertikale und Morillon „Salamander“ 2022 von Andreas Tscheppe, Dienstag, 28. Mai, 16 bis 20 Uhr

Ein Name als oenologisches Programm

Die Domaine Arretxea heißt auf Deutsch übersetzt „Weingut Steinhaus“. Übersetzt kann man diese drei Wörter als oenologisches Programm des

Weinmeisters lesen.

 

Wein – gut

Dass ein Wein sich nicht zuletzt durch die Eigenschaft gut auszeichnen soll, ist eine Erwartung von eingeschränkt kontroversiellem Gehalt. Dass ein guter Wein keine ganz relative Angelegenheit ist, werden aber zumindest Postmodernistinnen und Sophisten bestreiten. Der Rudl sieht sich als Religionsschulmeister da viel zu sehr in der Tradition der sokratischen Aufklärung, als dass er dem postmodernen, sophistischen und irrationalen Getöse der Wer-laut-und-impertinent-ist-hat-Recht-Bewegung folgen würde. Da mag das Spektakel noch so groß sein, die Follower noch so viele und die Kommunikation noch so berechnend sein. Für den Rudl gibt es Kriterien des Wahren, Guten und Schönen, im Leben wie beim Wein. Vielschichtigkeit, Harmonie, Dezenz, Struktur und ein Reifungsverlauf, der den Wein verändert, ohne ihn müde, alt oder fad dastehen zu lassen – das ist am Gaumen vom Rudl ein guter Wein. Diesbezüglich lässt Hégoxuri von der Domaine Arretxea dem Rudl nichts zu wünschen übrig. Darum ist die Domaine Arretxea für den Rudl ein Weingut, dessen letzte drei Buchstaben wörtlich zu nehmen sind.

 

Stein

Je mehr Weine als mineralisch bezeichnet werden, desto weniger versteht der Rudl dieses Wort. Er verwendet es auch nicht. Dass Weine nach aneinander geschlagenen Steinen riechen können, ist dem Rudl empirisch nachvollziehbar. Gar nicht selten sind das jene Weine, die ihm besonders gut schmecken. Und dann gibt es Weinbauern, die sich ganz besonders intensiv für die geologischen Gegebenheiten in ihren Weingärten interessieren. Josef Mantler ist so einer. Josef Maier ist auch so einer, Josef Umathum auch, Josef Muster detto … und Michel Riouspeyrous auch. Sein Weingut wird er trotzdem „Haus aus Stein“ genannt haben, weil es nicht aus Fertigbeton, sondern aus Steinen der Pyrenäen gebaut ist. Konsequenterweise geht es ihm um das Gestein am Grund seiner Weingärten. Seine Schafe dürfen zur Oberflächenbehandlung nach der Lese in die Weingärten. Aber alles, was darüber hinaus an künstlicher oder natürlicher Wachstumsförderung zur Diskussion steht, kann dem ansonsten eher stoischen wirkenden Weinmeister die Zornesröte ins Gesicht treiben. „C’est pas le terroir!“ … und was sich reimt, ist gut, wie Prof. Pumuckl herausgearbeitet hat.

 

Haus

Zuguterletzt erscheint dem Rudl dieses Wort nicht unwesentlich. Mit der Vorstellung, dass sich Wein im Weingarten „quasi eh von selber“ mache, kann der Rudl nicht viel anfangen. Sein Faible für biologischen Wein hat er im Jahr 1992 vor einer Weinflasche von Franz Steindl aus Purbach entdeckt. Seither hat der eine oder andere Tropfen Biowein den Gaumen vom Rudl passiert. Anfangs konnte man sich als Freund von biologischen Weinen noch als missverstandener Visionär fühlen und stolz sein. Irgendwann nach der Jahrtausendwende hat der Wind dann gedreht. Und mit Änderung der Windrichtung des Zeitgeistes scheint sich eine Stimmung, dass Biowein mehr oder weniger eh jeder produzieren können, wenn nicht sogar von selber entstehe, breitgemacht zu haben. Dass biologischer Wein sich von industriellem vor allem durch einen ganzen Batzen zusätzlicher anstrengender Arbeit unterscheidet, das spielen manche Ayatollahs der Naturweinbewegung gerne herunter. Der Rudl tendiert zur Einschätzung, dass man einen guten Wein im Weingarten zwar verhindern, aber nur im Haus, respektive Keller erzeugen kann. Und mit „erzeugen“ meint der Rudl nicht den Einsatz des Chemiekastens, sondern Akribie, Erfahrung, naturwissenschaftliches Wissen um physikalische und chemische Prozesse, die sich von der Lese bis zum Verkauf abspielen, und vor allem einen ganzen Haufen zusätzlicher Arbeit und Aufmerksamkeit. Wein ist ein Kulturprodukt. Das war er zur Zeit der Abfassung des Noah-Mythos, das ist er und das wird er bleiben.

 

Vertikale Hégoxuri

Bei der letzten Hégoxuri-Veritkale hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl die Jahrgänge 2005, 2008, 2011, 2014 und 2019 zum Studium vorgesetzt. Keinen davon werden Sie dieses Mal vorfinden. Damals war 2019 der aktuelle Jahrgang im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Inzwischen ist ein neuer Jahrgang aus dem Baskenland in Reindorf eingetroffen. 2021. Das nimmt der Rudl zum Anlass, eine ganz andere Vertikale desselben Weins aufzumachen.

  • Salamander 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Steirerland (8/12) … als Gast
  • Hégoxuri 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
  • Hégoxuri 2017, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Hégoxuri 2015, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Hégoxuri 2009, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)
  • Hégoxuri 2007, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)

… und von fast allen anderen Chardonnays gibt es auch noch etwas. Nur die Salamander Reserve 2021 von Andreas Tscheppe ist glasweise nicht mehr verfügbar.

Dienstag, den 28. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Behetik gora!

 

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Chardo – reinsortig von Andreas Tscheppe und nicht reinsortig nicht von Andreas Tscheppe, Dienstag, 21. Mai, 16 bis 20 Uhr (s.t.)

Ein Exkurs

Zum schönsten Kompliment, das der Rudl als Schulmeister jemals bekommen hat, gehört ganz sicher jenes, dass er „cool“ sei, weil er nicht cool sein will. Genau genommen hätte der Rudl an diesem Tag seine Anti-Karriere als Religionsoberlehrer an den Nagel hängen können. Seit diesem Tag kann nicht mehr viel Nennenswertes nachkommen. Blöderweise bleibt die Frage nach dem Aufkommen für die Kosten von Trinken, Essen und Wohnen. Aber das ist eine andere Geschichte. Darum wird weiter geschulmeistert.

Weingut Elisabeth und Andreas Tscheppe

So wenig es dem Rudl als Lehrer ein Anliegen ist, zeitgemäß, cool oder freaky zu sein, so wenig interessiert er sich als Caviste für oenologische Trends. Wenn sich der Rudl also freut, heute Weine von Andreas Tscheppe anbieten können, dann deshalb, weil er die Weine dieses Weinbauern mit dem Jahrgang 2004, damals noch vom Terroir „hors norme“ auf der Riegersburg, kennen und schätzen gelernt hat. Das hat sich so ergeben. Seither hat der Rudl auch Weine dieses Winzers aus der Zeit vor dem Jahrgang 2004 getrunken. Dabei haben sich die Hinweise verdichtet, dass Andreas Tscheppe ein besonderes Gespür für Wein hat. Und dieses Gespür ist offensichtlich besonders ausgeprägt, wenn es um das Identifizieren von Terroirs geht, sei es auf der Riegersburg, sei es in der Südsteiermark. So erachtet etwa ein Weinbauernkollege die Leutschacher Lagen von Andreas Tscheppe als die besten Lagen der Südsteiermark. Und das sagt man als Weinbauer im selben Weinbaugebiet vermutlich nicht einfach so, wenn man selber andere Lagen sein Eigen nennt.

Modalitäten: 1-1

Caviste Rudolf Polifka ist davon überzeugt, dass auch andere Winzer mit so einem Gespür für Wein – sei es weingartenbetreffend, sei es kellertechnisch oder auch beides – gesegnet sind. Einige von diesen kennt der Rudl ungefähr so lange wie er Andreas Tscheppe kennt. Und weil der Rudl Begeisterung ganz schlecht für sich behalten kann, hat er vor zwölf Jahren sein Geschäft eröffnet. Dort versucht er, Weine von diesen Weinbauern zu verkaufen. Das große Griss um die Weine von Andreas Tscheppe nimmt der Rudl zum Anlass, auf in Österreich weniger bekannte Weine hinzuweisen. Etliche davon sind dort, wo sie herkommen, gar nicht so viel leichter zu bekommen als die Weine von Andreas Tscheppe hierzulande. Darum verkauft Caviste Rudolf jede Flasche Wein von Andreas Tscheppe unter der Bedingung des Erwerbs einer Flasche Wein von einem französischen Weinbauern. So schaut es immer noch aus.

Procedere

Weil der Rudl ein Caviste und keine Online-Plattform ist, verkauft er Wein lieber im Geschäft, als ihn zu verpacken und auf die Post zu bringen. Von den alternativen Zustelldiensten will der Rudl hier gar nicht schreiben. Das war immer so, das ist so und das wird auch immer so bleiben. Auf alle Fälle wird Caviste Rudolf jeden einzelnen Wein von Elisabeth und Andreas Tscheppe erst auf seine Homepage stellen, nachdem er einmal glasweise im Geschäft kredenzt worden ist. Nur bei der Blauen Libelle ist das leider nicht möglich. Die ist schon fast verkauft gewesen, bevor der Rudl diese Idee gehabt hat.

Kommenden Studientag wird der Rudl jeweils eine Flasche Salamander 2022 und Salamander Reserve 2021 glasweise kredenzen. Da kann man sie im Geschäft auch käuflich erwerben (Salamander 2022 um 42,50 Euro, Salamander Reserve 2021 um 45 Euro). Erst danach wird der Rudl diese beiden Weine auf seiner Homepage zum Verkauf offerieren.

  • Dankbarkeit Weiß 2022, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)

Weißburgunder und Chardonnay. Auf der Weinkarte des Restaurants wird dieser Wein als „unser Hauswein“ vorgestellt. Understatement

  • Ceux d’après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)

ein Drittel Altesse, ein Drittel Chardonnay und eines Jacquère von einem Terroir, das eigentlich nur Angst vor entschlossenem Klimaschutz haben muss

  • Naxide 2022, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey (5/8)

Dass Jérémy Decoster weiß, wie er mit den sechzig Percent Chardonnay umgeht, davon kann man ausgehen. Er hat bei den De Moors in Chablis gelernt. Dass hier aber auch noch vierzig Percent Altesse, eine Rebsorte, die der Rudl als eine seiner allerliebsten trinkt, im Spiel sind, resultiert in einer ganz besonderen Kombination aus Zitrusfrische, Salzigkeit und Haselnuss.

  • Salamander 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8/12)
  • Salamander Reserve 2021, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8,50/13)
  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (8/12)

Naheliegend wäre es, in dieser Serie auch den Hirschkäfer 2022 glasweise anzubieten. Jetzt schadet Flaschenreife den Weinen von Andreas Tscheppe sowieso nicht. Den Neunundneunziger Sauvignon blanc Südbastei von der Riegersburg hat der Rudl leider schon ausgetrunken. Was ihre maischevergorenen Weine betrifft, erachtet das Weinbauernehepaar Flaschenreife als unverzichtbar. Darüber hinaus besteht der Hirschkäfer aus viel mehr Sauvignon blanc als aus Chardonnay und bietet sich deshalb für eine andere Lektion besser an. Stattdessen öffnet der Rudl eine Flasche Erde 2017 von Maria und Sepp Muster. Terroirtechnisch nicht so weit weg vom Hirschkäfer, dieselben Rebsorten, detto maischevergoren, aber schmeckbar gereifter.

Dienstag, den 21. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Hundertpercent uncool grüßt Herr Rudolf!

 

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