Am Montag, den 11. November feiert das Burgenland seinen Landespatron. Zu diesem Anlass werden bedauerlicherweise nicht nur artgerecht gezüchtete Gänse ins Rohr geschoben, sondern zum Glück auch jede Menge Wein getrunken. In alten Weinbüchern ist der Muskat Ottonel einer DER burgenländischen Weine. Seit ein paar Jahren gilt er eher als uncool. Kein Weinjournalist oder Weinexperte würde heute einen Muskat Ottonel als „ganz großen Stoff“ oder „tolles Zeugs, das gerade so richtig Spaß macht“ bezeichnen. Der Muskat Ottonel wurde im Burgenland in letzter Zeit bis zur Unerheblichkeit gerodet und durch Muskateller ersetzt, vielleicht weil der durch die raue steirische Luft besser abgehärtet ist. Muskat Ottonel dagegen gilt als eher brustschwach, pilzanfällig und zum Verrieseln neigend. Dass das gerade jetzt zu so einem großen Problem wird, wundert den Rudl ein bissl, zumal er nicht unbedingt einen Trend zu kühleren und feuchteren Sommern feststellt. Der Muskateller dagegen mag nicht nur die Steiermark, er ist auch viel älter und wurde wie viel andere Zivilisation im Kreuzzuge des zwölften Jahrhunderts aus dem vorderen Orient zu den Wilden nach Westeuropa verschleppt. Darum kommt er vermutlich auch im Nibelungenlied vor, das es ohne den Einfluss der Araber ja auch nicht geben würde.
Das Verschwinden des Muskat Ottonels ist natürlich nur halb so wild, denn in ein paar Jahren werden ein paar junge innovative Winzer oder ein paar geschäftstüchtige Marktschreier die Idee haben, den Muskat Ottonel als urigen Kultwein zu re-etablieren und in einem EU-geförderten Projekt mit irgendeinem klingenden Namen wie Handwerkswuchs oder so hektarweise Muskat Ottonel auszupflanzen. Das schafft Beschäftigung, aber die Weingärten sind dann halt zuerst einmal sehr jung, was nicht immer einen besonders ausdrucksstarken und strukturierten Wein zur Folge hat.
Assoziationsketten
Der Muskat Ottonel soll 1839 als Kreuzung von Gutedel und Muscat d’Eisenstadt im französischen Angers das Licht der Welt erblickt haben. Gutedel ist wiederum der deutsche Name für den Chasselas, der in der Schweiz und am französischen Ufer des Genfer Sees nicht ganz unwichtig ist. Herr Rudolf schätzt und führt den „Clos de Pont“ von Samuel Delalex, der von einem braunkohlehältigen Schwemmkegel der französischen Alpen auf den Genfer See hinunter schaut. Übrigens wuchs dort, wo jetzt die interessanten Sauvignons Blancs der Domaine Didier Dagueneau wachsen, lange Zeit Chasselas als Tafeltrauben für den Großraum Paris. Dann hat irgendjemand die explizite und die verschleierte Transportförderung erfunden und die Tafeltrauben wurden von Italien und Spanien nach Paris befördert, was zwar ökologisch ein Blödsinn ist, aber oenologisch das Feld für den Sauvignon-Commandante Didier Dagueneau bereitet hat. Dazu ein anderes Mal mehr.
Eines der Synonyme für den Muskat Ottonel ist „Chasselas Saint-Fiacre“. Damit wären wir beim zweiten Landespatron, der diese Woche gefeiert wird, dem Heiligen Leopold, den die Bundeshauptstadt Sankt Pölten aus unerfindlichen Gründen mit Wien teilen muss. Der Rudl fordert in diesem Zusammenhang schon längst, Saint Fiacre zum Schutzpatron von Wien zu erklären. Dann hätte jeder seinen eigenen Landesfeiertag.
Und sollte im Zuge des Föderalismus einmal jeder Wiener Gemeindebezirk seinen eigenen Patron erhalten, schlägt der Rudl für die Leopoldstadt den Herrn Wilhelm vor. Der hat dort mit ein paar anderen Menschen vor zwanzig Jahren das Wiener Integrationshaus gegründet. In diesem wird seither ziemlich vorbildlich und international anerkannt das gemacht, was für das offizielle Österreich offenbar eine Nummer zu groß ist, nämlich Menschen, die gerade noch ihre Haut retten konnten, zu helfen. Wobei man als mündlicher Staatsbürger ja schon froh wäre, wenn das regierende Österreich es nicht als Wahlwerbung betrachten würde, solche Menschen zu sekkieren.
Zugunsten dieses Integrationshauses findet am Mittwoch, den 13. November ab 19 Uhr im „Holy-Moly!“ Restaurant am Wiener Badeschiff (Donaukanallände zwischen Schwedenbrücke und Urania) unter dem treffenden Motto „Diese Flaschen wählt man gern“ bereits die siebzehnte Weinauktion statt. Dort kann man nicht nur für einen guten Zweck Weine ersteigern, sondern für denselben guten Zweck auch Wein trinken und essen.
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/
Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wird am selben Tag (Mittwoch, den 13. November) zwar geöffnet haben, nur wird der Herr Rudolf ab etwa sieben Uhr vertreten, weil er dann zum Badeschiffe eilt. Und das würde er an diesem Abend sowieso auch allen anderen empfehlen, zumal sein Vertreter in der Weinhandlung um Punkt zehn und keine Sekunde später zusperren muss. Der hat dann nämlich auch noch einen Termin.
Dafür wird am folgenden Donnerstag, den 14. November ab 19 Uhr außertourlich, quasi nach Vereinbarung, geöffnet sein.
Und schlusswochenendlich wird am Freitag, den 15. November auch in Wien wieder der heilige Leopold geehrt. Die Schulen haben daher geschlossen, der Herr Rudolf aber dennoch offen.
Muskat Ottonels aus einer Zeit, in der die Burgenländer noch stolz auf ihn waren, und aus einer Zeit, in der er zu einer Rarität geworden ist, wird es kommende Woche in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ glasweise geben, aber nicht ausschließlich. Darüber hinaus wird auch dem burgenländischen Gänsewein die Reverenz erwiesen, in Form des prickelnden „Juvina“-Mineralwassers aus dem Mittelburgenland. Das exklusiv kommende Woche für weiße und rote Spritzer verwendet wird, und zwar
am Mittwoch, den 13. November von 16 bis punkt 22 Uhr,
am Donnerstag, den 14. November von 19 bis 22 Uhr und
am Freitag, den 15. November von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“, Reindorfgasse 22
Der Polifka-Rudl grüßt das fast heilige Vier- bis Fünfeck Martin, Leopold, Wilhelm (mit ihm auch ein bissl den Herrn Kurt am Schafberg droben) und Fiaker und freut sich auf die Weinversteigerung am Badeschiff!
So long, Rudolf
P.S. zum Leopold: Ab sofort sind Rosa Pearls, Grüner Veltliner Vollmondlese und Chardonnay vom Weingut Leo Uibel wieder verfügbar.