Danke!
Herr Rudolf bedankt sich herzlich für die fleißige Mitarbeit und die hohe Anwesenheit bei seiner ersten Woche Sommerschule!
Er bedankt sich aber nicht nur, er ist auch fuchsteufelswild. Betreiber von Geschäften, die über die letzten dreißig Jahre nichts Besseres zu tun gehabt haben, als die Landschaft rund um Kreisverkehre zu versiegeln und in einem Aufwaschen dörfliche sowie innerstädtische Strukturen zu veröden, fordern jetzt eine Entschädigung, weil in den ersten Wochen nach der Corona-Sperrstunde die kleinen Geschäfte ein paar Tage früher aufsperren dürfen haben als sie.
Auf gut Österreichisch ist das die Forderung, dass der Steuerzahler fortan nicht nur die Folgen, sondern auch gleich das destruktive Treiben, das jene mit sich bringt, finanziert.
Dass auch noch Redakteure von Qualitätszeitungen für diese Betonkobeln Entschädigung fordern, setzt dem Fass den Boden auf, wird aber verständlich, wenn man sich manch ganzseitige Serieninserate in diesen an sich sonst eher erfreulichen Zeitungen anschaut. Dass mittlerweile nachweislich ausschließlich der Lehrplan des Religionsunterrichts vorsieht, Kinder und Jugendliche für derartige medienethische Mechanismen zu sensibilisieren, erfüllt Citoyen Rudolf Polifka mit Stolz, dieses Fach unterrichten zu dürfen.
Dabei wäre es das Gebot minimalster sportlicher Fairness, diese paar exklusiven Öffnungstage den letzten unentwegten Betreiberinnen und Betreibern von kleinen Geschäften in den Dorfkernen und innerstädtischen Einkaufsstraßen zu gönnen. Viele Kundinnen und Kunden sind es sowieso nicht gewesen, die sich damals gleich wieder hinaus auf die Straße getraut haben.
Boykott!
Zweite Woche Sommerschule
Jetzt wäre es natürlich aufgelegt zu behaupten, dass der Rudl deshalb trotz Schulferien eine zweite Woche aufsperrt, um Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, eine zusätzliche Möglichkeit zum Weinkauf abseits der Riesenbetonkobeln in den sogenannten Gewerbegebieten zu ermöglicht. Eher schon hat es ehrlicherweise aber damit zu tun, dass Caviste Rudolf ein paar neue Weine beziehungsweise Jahrgänge in seinem Sortiment offeriert und auf Ihre Reaktionen neugierig ist.
Josef Umathum, am den Kreisverkehren entgegengesetzten Ortsende von Frauenkirchen
Wir schreiben das Jahr 2020 A.D. und Josef Umathum hat noch immer weder einen Orangewein noch einen Pétillant naturel gekeltert. Es ist nicht so, dass der Rudl gegen eines von beiden grundsätzlich Einwände hätte. Aber sich Trends derartig konsequent zu entziehen, wie Josef Umathum das macht, nötigt Caviste Rudolf einen ganzen Haufen Respekt ab. Und umfassendes Engagement in ökologischen und sozialen Belangen hat dieser Winzer schon praktiziert, als andere noch auf Umkehrosmose und ähnliche Zaubereien gesetzt haben. Der Rudl freut sich, ein paar neue, äußerst gelungene Jahrgänge und zum ersten Mal überhaupt den trockenen Traminer aus dem Haus Umathum kredenzen zu dürfen.
Sauvignon Blanc 2019, Josef Umathum, Frauenkirchen, Seewinkel (3/5)
Königlicher Wein MMXVII, Josef Umathum, Wein aus dem Weingarten und Weinkeller (4/6)
Gelber und Roter Traminer 2018, Josef Umathum, Frauenkirchen, Seewinkel (4/6)
Sankt Laurent 2018, Josef Umathum, Frauenkirchen, Seewinkel (3/5)
Josef Maier – Geyerhof, Kremstal rive droite
Wir schreiben das Jahr 2020 und Josef Maier hat schon einige Jahrgänge Pétillant naturel gekeltert. Nicht dass der Rudl diesen Weinstil grundsätzlich bejubeln würde, vielen Pétillants naturels Weine zieht er ein gutes Mineralwasser mit Brennesseln, Salbei oder Pfefferminze vor. Aber dieser ancestrale Schaumwein von Josef Maier hat es ihm angetan. Da ist hinter der dezenten Kohlensäure und der Hefe ein formidabler vollreifer Grüner Veltliner Gaisberg 2017 erkennbar. Kräuter! Aber kein Almdudler mit Alkohol.
360° Methode ancestrale Grüner Veltliner Gaisberg 2017, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)
Riesling Kirchensteig 2017, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)
Die Rieslingentsprechung zum Grünen Veltliner Steinleithn, karger Granulituntergrund, erste ÖTW Lage, für wen das wichtig ist. Der Rudl hat beim Verkosten dieses Weins einmal gefragt, was denn das für ein ungewöhnlicher Grüner Veltliner sei. Dem Rudl ist das dann peinlich gewesen. Sie können das aber auch als Indiz dafür, dass Sie Mariandlmarillentöne in diesem Riesling vergeblich suchen werden, betrachten. Ende Oktober 2017 gelesen, im Mai 2019 abgefüllt.
Grüner Veltliner „Stockwerk„ 2019, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (3/5)
Martin Muthenthaler, Elsarn im Spitzer Graben, Wachau
2012 hat der Rudl sein Weingeschäft eröffnet und seit 2012 bemüht er sich, ein paar Weine von Martin Muthenthaler, dem unermüdlichen Terroirergründer aus dem Spitzer Graben, in sein Sortiment zu bekommen. Nicht zum ersten Mal in seiner Karriere als Caviste hat sich für den Rudl Hartnäckigkeit ausgezahlt.
Spitzer Graben
Die Donau ist für viele die Erstassoziation mit der Wachau. Martin Muthenthaler macht Wachauer Wein, wie es wachauerischer vermutlich gar nicht mehr geht. Und trotzdem ist die Donau für seine Weine viel weniger prägend als der Jauerling.
Höher – kühler – steiler
Die Weingärten im Spitzer Graben fußen etwa hundert Meter höher als die draußen an der Donau. Jene von Martin Muthenthaler sind so etwas wie der Abschluss der Wachau. Und so hat der Rudl die Weine von Martin Muthenthaler relativ bald, nachdem dieser die Genossenschaft verlassen hat, auch entdeckt. Cycliste Rudolf wollte seinerzeit bei einem Wachauer Weinfrühling herausfinden, wie die hintersten Weine der Wachau schmecken. Dahinter und darüber ist dann nur mehr Wald, vor allem aber Orthogneis und Glimmerschiefer der Böhmischen Masse. Kein Bröserl Kalk, Matamorphite vulkanischer Provenienz, alte Rebstöcke und den Moselsteillagen vergleichbare Konditionen. Manche Reben halten sich mit Humus gar nicht auf. Sie schlagen ihre Wurzeln direkt in den Felsen. Vordergründige Weine wachsen da hinten nicht, wenn Sie – geneigte Oenologin, gewogener Oenologe – dem Rudl diesen Kalauer erlauben. Barocke Weine auch nicht. Streng, frisch, kristallin.
Riede Bruck
Sechzig Subrieden umfasst die Bruck. Ohne Steinmauern geht hier nicht mehr viel.
Riesling Bruck 2019, Martin Muthenthaler, Elsarn, Spitzer Graben, Wachau (6,50/10)
Viesslinger Stern
Oma und Opa von Martin Muthenthaler haben in der Bruck einen kleinen Weingarten angelegt, genauer am Viesslinger Stern.
Schwer zugänglich ist die gesamte Bruck immer schon gewesen, damals noch schwerer als heute. Dort Riesling zu pflanzen ist mühsam, dort ohne Bewässerung den durstigeren Grünen Veltliner zu pflanzen ist darüber hinaus aber auch riskant. Die Großeltern von Martin Muthenthaler haben es trotzdem getan und diese heute ältesten Reben des Weingutes das Risiko wiederum mit tiefen Wurzeln in den Felsen hinein gedankt. Überlegungen von Mineralität im Wein beginnen hier, einen Sinn zu haben.
Grüner Veltliner Viesslinger Stern 2018, Martin Muthenthaler, Elsarn, Spitzer Graben, Wachau (8/12)
Thomas Straka, Rechnitzer Fenster
Zuerst hat der Herr Graf den Rudl auf diesen Winzer aus Rechnitz aufmerksam gemacht. Das muss auf der VieVinum 2014 gewesen sein. Etwas später war Herr Rudolf dann einmal beim Heurigen der Familie Straka und sehr überzeugt von den Weinen, ganz besonders vom Engagement des Winzers für den Welschriesling. Bis es dann aber gepasst hat und Thomas Straka sowie der Rudl zeitgleich in Rechnitz gewesen sind, hat es noch zweieinhalb Jahre gedauert.
Das Rechnitzer Fenster am Geschriebenstein
Ende September 1992 ist der Rudl zum ersten Mal in seinem Leben über den Geschriebenstein gefahren. Viel hat für ihn da nicht mehr darauf hingedeutet, sich noch im Burgenland zu befinden. Der Geschriebenstein ist der höchste Berg des Burgenlandes. An seinen südlichen Abhängen liegt das sogenannte Rechnitzer Fenster, einer Schieferinsel am westlichen Ende der pannonischen Tiefebene.
Ein Teil der Rebstöcke der Familie Straka ist in den Dreißiger Jahren gepflanzt worden.
Welschriesling Rechnitz 2019 , Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (3/5)
Blaufränkisch Eisenberg 2018, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (3/5)
Alte Reben 2017, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (4,50/7)
Friedrich Kuczera, Südbahn
Seit Zweitausenddreizehn hat Herr Rudolf von jedem Zierfandlerjahrgang des Biopioniers aus Gumpoldskirchen ein paar Flascherl in seinem Geschäft offerieren dürfen. Das freut ihn außerordentlich. Jetzt ist der Neunzehner da.
Zierfandler 2019, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4)
Diese Weine und einen jetzt möglicherweise offenbarungsfreudigeren Rotwein von Sepp Muster gibt es wochenübergreifend glasweise
und nächste Woche am Dienstag, den 18. August,
jeweils von 16 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Auch flaschenweise sind alle diese Weine und noch ein paar mehr ab sofort verfügbar.
Und über den Sommer stellt der Rudl diese und andere Weine aus seinem Sortiment auch außerhalb dieser beiden Sommerschulöffnungstage versandkosten- und co2-frei mit dem Radl zu. In diesem Fall ersucht Sie der Caviste cycliste Rudolf um ein kurzes Mail. Er meldet sich in der Folge, um einen Zustelltermin zu vereinbaren.
Vorschau
Zum Reindorfgassenfest wird der Rudl heuer nicht öffnen und bittet dafür um Verständnis.
Voraussichtliche nächste Schultage: Dienstag, 15. und Donnerstag, 17. September
Im Übrigen bleibt Rudolf Polifka immer noch der Meinung,
dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist,
dass viel zu viele Menschen am Corona-Virus sterben, aber noch viel mehr an neoliberalistisch krankgesparten „Gesundheits„systemen
und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz endlich zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!
Bleiben Sie vuasichtig, wie der Herr Kurt sagt, und zeigen Sie unverschämten, strukturzerstörenden Handlungen an den Kreisverkehren die rote Karte!
Autrement! Rudolf Polifka
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen
kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien