Der Weiße vom Kalk. Irouléguy Blanc, Domaine Ilarria 2010 – 2012 – 2013.

Forschungsreisen nach Frankreich, weit entfernt von Oenolgogie

Die erste unfreiwillige Studienreise nach Frankreich hat der Rudl Fils 1984 unternommen. Im Zentrum seines Interesses sind damals nicht existente Merchandising Artikel von der französischen Fußballnationalmannschaft und Formel 1 Modellautos gestanden, nicht wie von seiner Mutter favorisiert die französische Sprache, die zu erlernen im September desselben Jahres angestanden ist. Die erste mehr oder weniger freiwillige Forschungsreise ebendahin hat ein Jahr später stattgefunden. Zweck der Reise sollte auch dieses Mal der Spracherwerb sein. Dass im Hintergrund bei den Eltern vom Rudl auch andere Überlegungen eine Rolle gespielt haben, kann Herr Rudolf aus heutiger Sicht nicht zur Gänze ausschließen. Seiner persönlichen Erinnerung nach hat er damals, mit sechzehn, siebzehn Jahren seiner näheren Umgebung das Leben nicht nur strapazfreier gemacht, wobei sich die Revolte fast ausschließlich im Kopf beziehungsweise in der Theorie abgespielt hat. Dort aber umso massiver. Die Dienstreise hat sich dann vor allem um Schallplatten gedreht. Kurioserweise hat der Rudl die Single „Das Blech“ von Spliff, 1985 auch in Frankreich schon im Abverkauf, in einem Plattengeschäft im aquitanischen Bergerac erworben. An derlei kann er sich noch genau erinnern, an diese Zeilen am Mittwoch wahrscheinlich bestenfalls rudimentär. Bis 1986, 1987 und auch bis 1989 hat sich am Interesse vom Rudl an mehr oder weniger gepflegter Populärmusik in englischer, französischer, deutscher und Simmeringer Sprache nicht viel geändert. Was letztere betrifft, hat sich daran auch über 1989 hinaus nicht viel geändert. Der musikalische Horizont vom Rudl ist nicht weiter geworden. Anstatt Musikanten wie Alphaville, Picnic at the Whitehouse oder zugegebenermaßen die Scorpions sind dann bald einmal Weinflaschen in den Fokus von Rudolf jun. gerückt. Er meint sich an eine Flasche Monbaziac, die er 1990 von einem Aufenthalt in Bergerac mitgebracht hat, erinnern zu können.

1996 hat sich der Rudl dann schon ziemlich professionell auf eine Weinreise nach Frankreich vorbereitet. Irgendwie ist er über Pierre Frick an ein Ausstellerheft der 14. Europäischen Biomesse in Rouffach geraten, auf ungebleichtem Papier, zu studieren diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Da stehen viele Adressen von französischen Bioweinbauern drinnen. Diese hat der Rudl dann, so sie in Reichweite einer Route, die man auch mit sehr viel gutem Willen nicht als direkten Weg von Österreich nach Banyuls-sur-Mer erkennen kann, mit Auslandspostkarten adressiert und um Preislisten und Informationen über allfällig zu erwerbende Altweine gebeten. Teilweise hat der Rudl auch die Routen an den Weingütern orientiert. Und ein kleines Weinbuch von Oz Clark hat ihn damals auch geleitet.

2009

Nach 1996 ist Herr Rudolf einigen Jahre nicht nach Frankreich gefahren. Das sind die letzten aktiven Jahre von Sir Paul Gascoigne gewesen. Die wollten auch in der vierten englischen Liga auf gar keinen Fall versäumt sein.

Und dann ist da diese von wem auch immer in Umlauf gebrachte Schlauheit, dass es dort, in Frankreich, weinmäßig nichts gebe, was es nicht „bei uns“ „eh auch“, „vielleicht sogar besser und billiger“ gebe, gewesen. Der ist Monsieur Rudolf – es hätte keinen Sinn, das heute abzustreiten – ein ganz schönes Zeitl lang auf den Leim gegangen. Das Buch „Terroir“ vom Geologen James E. Wilson ist es dann gewesen, das den Rudl wissen lassen hat, dass er ganz dringend nach Frankreich fahren muss, in das Land, in das ihn fünfundzwanzig Jahre davor seine erste Studienreise geführt hatte. Diese Reise wollte noch viel akribischer geplant sein, aber in Zeiten eines Internetzugangs ist das lange nicht so aufregend gewesen wie 1996, als gelegentlich zweckdienliche Hinweise aus dem Bereich der Oenologie am Abend im Briefkastl gewartet haben.

Von der Schwierigkeit des Moments

Die alten Griechen werden sich etwas dabei gedacht haben, als sie die Zeit im Sinn des richtigen Augenblicks mit einem eigenen Vokabel gewürdigt haben. Monsieur Kohelet hat dem richtigen Augenblick ein literarisches Denkmal gesetzt, der Herr Kurt auf „A schene Leich“ 1988 ein musikalisches. Nichtsdestotrotz muss der Rudl zugeben, dass er am richtigen Augenblick mit verlässlicher Regelmäßigkeit scheitert, vor allem dann, wenn er plant.

Tour de France

zum Beispiel. Die minutiös geplante Forschungsreise durch die Weinberge Frankreichs sollte 2009 in Savoyen anheben, nach Irouléguy führen, via Bergerac und Saint Emilion Bordeaux anvisieren, dann quasi auf einer Überfuhretappe durch oenologisches Brachland in Saint Andelain und Sancerre einen ersten Höhepunkt erreichen, um dann über die wirklichen großen Kaliber von Pommard, Volnay, Meursault und Chassagne-Montrachet im Elsass auszuklingen. So hatte es der Rudl damals geplant.

Verlauf

Von Belluard hat die Reise dann über Dupasquier zu Gilles Berlioz geführt. Einer Nacht auf der A7, der A9 und der A61 sind dann die erste Flasche Hégoxuri 2007 in einer Weinbar in Biarritz und drei Tage in Saint Jean Pied de Port mitten in der Appellation Irouléguy gefolgt. Für ihn selber ungewohnt zurückhaltend hat sich das Weinkaufsverhalten des Rudls ausgenommen. Ganz besonders vorsichtig hat der Rudl bei der Domaine Ilarria eingekauft. Der Platz in so einem Kübel ist schließlich begrenzt und die ganz prestigeträchtigen Gegenden sind noch vor dem Rudl gelegen. Der Besuch und die Verkostung im Keller von Dagueneau sollten sich dann noch als ziemlich incroyabel erweisen. Abgesehen davon hatte der Rudl bei der Abfahrt aus Irouléguy die Höhepunkte seiner Studienreise aber bereits hinter sich gehabt, was er wiederum erst bei der Abfahrt aus dem Elsass realisiert hat. A blede Gschicht, wie der Herr Kurt in so einem Fall sagt.

Beim nächsten Besuch in der Appellation Irouléguy 2011 ist dann dafür keines der damals zehn Weingüter vom Rudl unbesucht geblieben.

Peio Espil – Domaine Ilarria, Irouléguy

Caviste Rudolf hat Ihnen vergangene Woche im Zusammenhang dem Roten ohne Schwefelzusatz von Ilarria ein paar Details über dieses Weingut übermittelt und erlaubt sich, diese hier herein zu kopieren.

Der Weiße ist insofern bemerkenswert, als er ohne Gros Manseng auskommt, sechzig Perzent Petit Manseng und vierzig Petit Courbu. Die Rebstöcke der Weißen von der Domaine Arretxea, gleich gegenüber stehen auf ganz anderen Böden, Ophite, Schiefer und rostigem Sandstein.

Domaine Ilarria

Peio Espil ist ein Freund der Archäologie und der Kunst. In seiner Jugend hat er für eine NGO, die sich um Flüchtlinge zwischen Äthiopien und Somalia gekümmert hat, und im Bereich der landwirtschaftlichen Entwicklung von Entwicklungsländern und Wüstengebieten gearbeitet. 1987 ist er dann ins Baskenland zurück gekommen. Um diese Zeit hat in Irouléguy das Bewusstsein, es mit einem einzigartigen Terroir zu tun zu haben, eingesetzt. Michel Bourgignon hat die von seinem Vater gegründete Genossenschaft übernommen, Etienne Brana begonnen, höhere und steilere Lagen zu terrassieren, junge Weinbauern neu ausgepflanzt. Monsieur Espil hat 0,75 Hektar Weingarten von seinem Vater übernommen und dann jedes Jahr einen Hektar gesetzt. Jetzt sind es acht, der Großteil davon auf Kalk, ausschließlich die zu Rosé vinifizierten Tannat und Cabernets auf Schiefer.

Heute liest Peio Espil gerne Masanobu Fukuoka, auf Englisch.

In seinen Weingärten resultiert daraus die Rückkehr der natürlichen Begrünung. Keine Bodenbearbeitung, abgesehen von jener der Schafe. Das begrenzt den Hektarertrag auf fünfundzwanzig Hektoliter, wird ab dem siebten Jahr aber ziemlich interessant. Schwefel nur bei der Füllung, und da minimal. Der Irouléguy Rouge sans sulfites ajoutés muss den Abfüllvorgang ganz ohne fremde Schwefelassistenz derpacken.

Seltene Koalition von Sauberkeit und Fülle als Resultat.

  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Irouléguy Blanc 2012, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)
  • Irouléguy Blanc 2010, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9) – unter der Voraussetzung, dass der Rudl bis Mittwoch den Zehner noch findet, was ihm bis jetzt nicht gelungen ist. Andernfalls wird ihn der Zehner Hégoxuri würdig vertreten. Vom Jurançon sec 2010 von der Domaine de Souch ist auch noch etwas da.

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

selbstverständlich auch billigere Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 24. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am 26. Oktober ist Nationalfeiertag und die Weinhandlung Rudolf Polkifka et Fils geschlossen. In der Woche vom 29. Oktober bis zum 3. November ist zwar nicht Nationalfeiertag, aber trotzdem zu.

Neues aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Rotburger Classic und Rosa Pearl vom Weinhof Uibel wieder verfügbar.

Riedenkarten

Ein ambitioniertes Forscherteam hat sich die Erarbeitung neuer Riedenkarten der österreichischen Weinbaugebiete zur Aufgabe gemacht.

Unter dem folgenden Link können Sie nicht nur Ihre Meinungen zum Thema Riedenkarten kundtun, sondern auch etwas gewinnen.

https://bit.ly/2CGk3za

Vorschau auf 7. und 9. November

Weine zur Junker-Präsentation … aus dem Jahr 2008

Wieder einmal nützt der Rudl die Gelegenheit, Sie dazu einzuladen, sich Begleitung für den Wein in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitzubringen. Der Ossau-Iraty passerte zu den weißen Basken noch viel besser als zu den roten.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Monsieur Rudolf grüßt den Moment und alle, die ihn erkennen! Die anderen auch.

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57