3. Etappe: Terroirs aus der Erdneuzeit als Analogie zu dem, was viele als „künstliche Intelligenz“ bezeichnen, am Dienstag, den 9. Mai von 17 bis 21 Uhr

Wird aus nix wirklich nix?

Bei Gestein aus dem Paläozoikum und aus dem Mesozoikum ist es verhältnismäßig einfach. Kalkablagerungen von irgendwelchen alten Meeren kann man mit einer chemischen Formel definieren. Bei Gneis oder Granit ist es nicht viel anders. Bei den Terroirs aus dem Känozoikum schaut das etwas anders aus. Steine sind halt einmal alt. Das zeichnet sie irgendwie per definitionem aus. Die maßgeblichen erdneuzeitlich geprägten Terrroirs zeichnen sich jetzt weniger dadurch aus, dass sie materialtechnisch etwas Neues zu bieten hätten. Das soll kein Grund zum Kulturpessimismus sein. Känozoisch geprägte Terroirs könnte man in einem Mangel an Gewogenheit mit einem Remix in der Musik vergleichen, nur dass beim Terroir nicht irgendein Blechtrottel für die Mischung zuständig ist. Schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist auch so etwas, was der Rudl lustig findet. Zu dem, was man früher einen „Blechtrottel“ genannt hat, sagt man heute „K.I.“. Aber noch keiner von den Oberministranten des digitalen Fortschritts hat Citoyen Rudolf Polifka halbwegs schlüssig erklären können, was das „intelligente“ am maschinellen Lernen sein soll. Unter Intelligenz versteht der Rudl Kreativität, Unberechenbarkeit und vor allem Nein!-Sagen. Ein intelligenter Mensch kann, wenn er mit seinem Latein am Ende ist, sämtliche Prämissen und Programme entsorgen und sich quasi aus dem Nix eine ganz neue Arbeitshypothese saugen. So ähnlich muss das doch gewesen sein, als die Theorie von der Erde als Scheibe oder das geozentrische Weltbild an Tragfähigkeit verloren haben. Für die Apparatschiks vom Papst abwärts konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Und für die sogenannte „K.I.“ wäre das ganz genau. Was nicht in irgendeiner Weise – vom Rudl aus halt auch über fünfzehn Hausecken – aus einem Computerprogramm resultiert, gibt‘s ned. So ähnlich mischt der Blechtrottel Musik neu, dem Rudl seinetwegen kann er auch komponieren. Ein deutsches Schmalzbauernduo hat das in den Achtzigerjahren erfolgreich praktiziert. Freiwillig anhören wird sich der Rudl so etwas aber auch in Zukunft nicht, selbst wenn vielleicht mehr halb so viel Schmalz aus dem Blechtrottel rinnt.

Die erdneuzeitlich geprägten Weingärten erfinden weder den Kalk noch den Granit neu, aber sie bleiben an Kreativität, was mechanische Misch-, Verfrachtungs- und Zerkleinerungsverfahrenbetrifft, wenig schuldig. Da wird Material von Gebirgsbächen angeschwemmt, etwa für die Vignes de Paradis am Südufer vom Genfer See aus dem Chablais-Gebirge. Andere Böden sind auf Gletschermoränen angetanzt. Wieder andere verdanken sich Vulkanismus. An größeren Bächen hat Süßwasser oft in den Kurven über die Jahre Terrassen angeschichtet, an Meerufern Salzwasser und manchmal auch beides zusammen. Das ist dann Brackwasser. Apremont wiederum – dort liegen die Weingärten der Giachinos – ist das Resultat einer Katastrophe, die sich am 24. November 1248 zugetragen hat. Da sind Tonnen vom Mont Granier dem Ruf der Gravitation gefolgt und nach unten gedonnert. Ganz lange ist diese Stätte der Verwüstung dann sich selbst überlassen gewesen. Irgendwann hat man sie wieder besiedelt und in weiterer Folge die Weingärten der Crus Apremont und Abymes angelegt.

Steine

… sind dem Rudl mehr oder weniger in die Wiege gelegt worden. Umso mehr wundert er sich, dass sie ihn immer noch begleitet. Jedoch wäre Caviste Rudolf kein solcher, gälte sein Steininteresse nicht in erster Linie Steinen, auf denen Wein wächst. Das ist für ihn etwas vom Faszinierendsten, das Wein einem schenkt. Dafür ist er dankbar.

Nächste und letzte Station: Känozoikum, Erdneuzeit

  • Welschriesling 2021, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (2,50/4)

  • Riesling Wieland 2019, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (6/9)

  • Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)

  • Prieuré Saint Christophe Blanc 2018, Giachino, Fréterive (6,50/10)

  • Marius & Simone 2020, Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)

  • Dankbarkeit Rot 2018, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)

  • Prieuré Saint Christophe Rouge 2019, Giachino, Fréterive (6,50/10)

Dienstag, 9. Mai von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Neuzeitlich, aber meistens unzeitgemäß grüßt Herr Rudolf!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weine von erdmittelalterlich geprägten Terroirs: Trias, Jura, Kreide, am Dienstag, den 2. Mai von 17 bis 21 Uhr

Herrn Rudls Gespür für Stein

Caviste Rudolf Polifka befindet sich auf einer dreietappigen oenologisch-geologischen Zeitreise vom Erdaltertum über das Erdmittelalter in die Erdneuzeit. Angestrebter Sinn des Unterfangens: Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, sollten die Möglichkeit haben, einen allfälligen roten Faden, der Weine unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Stils miteinander verbindet, erschmecken zu können, wenn Sie das wollen … und wenn es so einen gibt. Haben Sie keine derartigen Ambitionen, ist das selbstverständlich mindestens genauso in Ordnung. Niemand soll sich gedrängt fühlen, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils über Wein fachsimpeln zu müssen. So g‘scheit ist es eh nicht immer, was über Wein gesprochen wird. Und gar nicht so selten korreliert der Grad an Inkompetenz mit zunehmender Lautstärke des vorgetragenen Sermons. Warum soll das beim Wein anders sein? Seinerzeit hat es das Alte Testament schon gewusst, dass Gott nicht im Lauten, im Sturm und im Getöse ist, auch nicht im „Sch-a-rillen“, wie der Trainer im Blutrausch so schön sagt, sondern in einem „sanften Sausen“ ist (1 Kön 18,12). Im Gezwitscher, Geschnatter und Geshitstorme der angeblich sozialen Medien hat Gott nicht viel zu sagen. Und so sehen die auch aus.

Steine

Den Rudl faszinieren, wie geschrieben, Steine. Diese Begeisterung ist ihm mehr oder weniger in die Wiege gelegt worden. Umso mehr wundert er sich, dass sie ihn immer noch begleitet. Jedoch wäre Caviste Rudolf kein solcher, gälte sein Steininteresse nicht in erster Linie Steinen, auf denen Wein wächst. Das ist für ihn etwas vom Faszinierendsten, das Wein einem schenkt. Dafür ist er dankbar.

Nächste Station: Mittelalter, Erdmittelalter, wenn Sie es genau wissen wollen.

Kalk. Persönlicher Zugang

Weit davon ist der Rudl entfernt, dass er alles, was unter dem Terminus „alte Schule“ oder etwas versöhnlicher anglifiziert „old school“ firmiert, als erstrebenswert erachtet. Eher im Gegenteil hat sich der Rudl für den Beruf des Schulmeisters entschieden, weil er den Beweis erbringen wollte, dass die alte Schule der Achtzigerjahre eben gerade nicht der pädagogischen Weisheit allerletzter Schluss gewesen ist. Und bei aller gebotenen Selbstkritik, findet der Rudl, dass es ihm das eine oder andere Mal gelingt, diesen Beweis zu erbringen. Nur beschleicht ihn manchmal der Verdacht, dass das Aufbrechen des pädagogisch-erzieherischen Betons von früher heute seinerseits zu Ideologie und Beton erstarrt ist. Musste der Rudl etwa Ende der Neunzigerjahre noch kämpfen, um Feedback in seinen Klassen durchführen zu dürfen, werden seine Nerven heute mit ständig neuen „Qualitätssicherungstools“ gesägt, alles auf digital betonierten Plattformen, streng borniert und datenschutztechnisch maximal misstraulich. Da könnte man sich fast nach der Schule von Kalk und Schiefertafel sehnen. Weniger pädagogischer Beton scheint es heute nicht zu sein, vielleicht war er früher rechts angerührt und ist das heute in die andere Richtung. Lebendig ist er nicht, der Beton der Qualitätssicherer, Bildungsexpertinnen und -experten.

Ein Grund zu einem Zurück in die Pädagogik der Achtzigerjahre ist das nicht, aber ein Plädoyer für mehr tatsächliche Eigenverantwortung und weniger Duckmäusertum.

Wenn wir grad bei Tieren sind …

Da sind es vor allem die Dinausaurier, die mit dem Kalk des Erdmittelalters in Verbindung gebracht werden, beziehungsweise deren Aussterben am Ende der Kreidezeit. Aber das ist jetzt auch schon wieder sechsundsechzig Millionen Jahre her. Damals hat das Erdmittelalter geendet, am 1.1. 65 997 977 vor Chr. oder so muss das gewesen sein. Die Viecher in den Meeren müssen diesen Jahreswechsel verschlafen haben. Sie haben es sich auch danach nicht nehmen lassen, Hügeln, Berge und Gebirge aufzuschichten. Das Leithagebirge zum Beispiel. Aber da ist man dann schon in der Erdneuzeit, ohne Tyrannosaurus Rex, Triceratops und Ankylosaurus Letzterer war übrigens ziemlich groß, hat aber ein Hirn etwa im Ausmaß einer Walnuss gehabt. Damit wäre der Rudl jetzt wieder bei der neoliberalistischen Bildungspolitik.

So oder so, Caviste Rudolf respektiert die Zäsur des 1.1. 65 997 977 vor Chr. und kredenzt am kommenden Dienstag ausschließlich Weine von Terroirs, die das Erdmittelalter geprägt hat. Trias (vor 230 – 195 Millionen Jahren), Jura (vor 195 – 137 Millionen Jahren), Kreide (vor 137 – 66 Millionen Jahren). Kalk vom Baskenland bis in den Weingarten des Herrn Fritz in Gumpoldskirchen. „So schaut‘s aus“, sagt er und schaut obe.

  • Zierfandler 2021, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4) – Kreide

  • Ceux d‘après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (4,50/7) – Altesse und Chardonnay von einem einzigartigen Terroir, auf dem ganz, ganz lang keine Reben gewachsen sind und dessen gesammelte Kräfte dieser Wein von Monsieur Françis aufgesaugt hat.

  • Altesse 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5) – Jura

  • Big Bang 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9) – Jura. Jacquère und Altesse. In den Vierzigerjahren ist das noch ein Paradeterroir für ganz alte Mondeusereben gewesen. Dann hat diese ausgesetzten, steilen Weingärten niemand mehr bewirtschaften wollen und die Landflucht den Rest erledigt, bis Maxime Dancoine 2016 ein paar Weingärten zurückgewonnen hat. Der Rudl freut sich schon, wenn dann Mondeuse Grise, Blanc de Maurienne oder Joubertin Noir im Ertrag sein werden. Maxime weiß, was er tut.

  • Irouléguy Blanc 2018, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8) – Jura

  • Néphèle 2020, Laroque d‘Antan, Laroque des Arcs bei Cahors, Sud Ouest (8/12) – Jura

    Sauvignon Gris, Sauvignon Blanc, Mauzac Vert, Mauzac Rose und Verdanelle – der neue Jahrgang der berühmten Bodenforscherfamilie Bourguignon zum ersten Mal glasweise beim Rudl

  • Gamay 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5) – Jura

  • Weißburgunder 1971, Fehlmann, Falkenstein, Veltlinerland – Weinviertler Klippenzone des Urmeers, Kalkinsel Falkenstein

Dienstag, 2. Mai von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Leise, aber nicht kreidefressend grüßt Herr Rudolf!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Neue Jahrgänge Sauvignon Blanc von Maria und Sepp Muster sowie von Elisabeth und Andreas Tscheppe – und eine Maßnahme als Erklärung, Dienstag, 18. April von 17 bis 21 Uhr

Elisabeth und Andreas Tscheppe. Jahrgang 2021

Caviste Rudolf Polifka freut sich, auch vom Jahrgang 2021 der Weine von Elisabeth und Andreas Tscheppe eine kleine Menge zugeteilt bekommen zu haben. Selbstverständlich ist das nicht. Umso mehr freut es den Rudl.

Eine Maßnahme

Die Weine von Elisabeth und Andreas Tscheppe erfreuen sich wiederum ihrerseits einer großen Nachfrage. Entsprechend rasant ist die kleine Zuteilung des Rudls jedes Jahr ausverkauft, sodass dieser entsprechende Anfragen im weiteren Verlauf des Jahres regelmäßig mit Vertröstung erwidern muss. Und so sehr Citoyen Rudolf die Tugend der Geduld schätzt, so suspekt sind ihm Vertröstungen. Um die Verfügbarkeit dieser Weine etwas zu prolongieren, hat Caviste Rudolf mehrere Möglichkeiten gesehen.

Naheliegend wäre es gewesen, den Preis zum geringen Angebot und der großen Nachfrage in Beziehung zu setzen oder „anzupassen“, wie das heute oft lächerlich ausgedrückt wird. Jetzt hat der Rudl nicht grundsätzlich etwas gegen Märkte. Aber wie der Macht Kontrolle nicht schlecht ansteht, haben auch den Märkten Grenzen noch selten geschadet.

Eine andere und von Kollegen in Frankreich in vergleichbaren Fällen ganz gerne getroffene Maßnahme wäre eine Limitierung der Abgabe pro Kundschaft gewesen – Originalitätsfaktor: überschaubar.

Darum hat sich der Rudl für eine zugegebenermaßen ambivalente Maßnahme entschieden, mit einem Nebeneffekt: Sie ermöglicht ihm, seine Lage darzulegen.

Caviste Rudolf knüpft den Kauf einer jeden Flasche aus dem Hause Tscheppe an den Erwerb einer Bouteille französischer Provenienz. Als ambivalent erscheint das dem Rudl in mehrerlei Hinsicht. Am unzutreffendsten wäre sicher ein Eindruck, dass die französischen Weine im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils so etwas nötig haben. Dann wäre es g‘scheiter, das Geschäft gleich zuzusperren! Vielmehr handelt es sich bei diesen französischen Weinen um solche, für und vor deren Erwerb der Rudl einiges an Hartnäckigkeit, Recherche und empirisches Verkosten investiert hat. Es ist nicht dem Rudl seine Tour, bei einer Weinmesse Stände abzuklappern und dabei dort und da eine Lieferungen zu vereinbaren. Mit den großen Verkostungen tausender Weine kann Caviste Rudolf Polifka immer weniger anfangen, weil sein Sensorium spätestens beim zwanzigsten Wein abgestumpft ist. Darüber hinaus erleichtern ihm das Trara, das Gequatsche und die Gerüche bei solchen Veranstaltungen eine Konzentration auf interessante Weine nicht unbedingt. Darum liest der Rudl, er liest und liest und liest. Ist er dabei auf etwas Vielversprechendes gestoßen, sondiert er die Weiten, Tiefen und Breiten des digitalen Netzes nach einer Möglichkeit, eine Flasche des betreffenden Weins zu kaufen. Gelingt ihm das, dann verkostet er den Wein über den Zeitraum von ein paar Tagen. Hält der Wein dabei seine Versprechen – sehr oft ist das nicht der Fall –, dann sucht Caviste Rudolf Polifka nach Bezugsmöglichkeiten, die gegebenenfalls die Transportkosten pro Flasche unter einem Euro halten. Das sind vom Platz her äußerst begrenzte Erwerbe im Rahmen des Familienurlaubs, in der Regel jedoch Lieferungen auf Paletten. Letztere führen dazu, dass ein kleines Geschäft im Nebenerwerb wie das vom Rudl auf einem Sitz um die 500 (FÜNFHUNDERT) Flaschen mehr im Keller liegen hat. Seit dem ersten Lockdown vor gut drei Jahren sind 4 (VIER) solche Paletten in der Reindorfgasse angetanzt. Was den Einkauf betrifft, hat der Rudl dabei von den Lockdowns profitiert, weil er von Weinbäuerinnen und Weinbauern, die im Normalfall nur homöopathische Mengen anzubieten haben, aufgrund der damals geschlossenen Gastronomie größere Mengen kaufen konnte. Was allerdings den Verkauf betrifft, war das Gegenteil der Fall. Im Jahr 2020 konnte Rudolf Polifka das durch persönliche Zustellungen teilweise kompensieren. Jenen, die damals Wein bestellt haben, wird der Rudl immer dankbar bleiben. Dass so eine Solidaritätswelle irgendwann ein Ende hat, liegt in der Natur einer Welle. Anfang 2021 war das dann der Fall. Die Gastronomie hat sich seither auch verändert. Und zahlreiche Winzer-Webshops, die wie Champignons aus dem Kaffeesatz gewuchert sind, sind völlig verständlich, haben dem Rudl die Hack‘n aber auch nicht unbedingt erleichtert. Citoyen Rudolf fragt sich offen gestanden schon auch ein bissl, warum Kundinnen und Kunden darüber jammern, dass Preise steigen, aber keinen Zusammenhang mit angeblichem Gratisversand sehen wollen. So gut der Rudl die Webshops als Konsequenzen der Pandemie und des österreichischen Weinmarktversagens nachzuvollziehen vermag, so wenig kann er das offen gestanden bei der tatsächlichen oder angeblichen Versandkostenfreiheit. Aber bitte. Der langen Schreibe kurzer Sinn: Bevor der Rudl neue Weine oder auch nur neue Jahrgänge von bekannten Weinen in größeren Mengen und das bedeutet zu annähernd gewohnten Preisen bestellen kann, muss er welche verkaufen. Und bevor Caviste Rudolf seine Bestände, die seit ihrem Eintreffen nicht nur im Wert, sondern vor allem im Geschmack zugelegt haben, abverkauft, trinkt er sie lieber selber und sperrt seine Hütte zu. So viel Direktheit muss sein. Und wenn sie bis jetzt nicht war, dann halt jetzt.

Die Abgabe der sechsunddreißig Flaschen von Andreas und Elisabeth an den Erwerb jeweils einer Flasche französischen Weins zu koppeln, wird das Kraut nicht fett machen, hat dem Rudl aber die Möglichkeit geboten, auf seine Lage aufmerksam zu machen.

  • Sauvignon vom Opok 2021, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (5/8)

  • Sauvignon Blanc 2006, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4,50/7)

  • Sauvignon Blanc „Blaue Libelle“ 2021, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (7/11)

  • Graf Sauvignon 2020, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6,50/10)

  • Graf Sauvignon 2018 Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6,50/10)

  • Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)

Dienstag, 18. April von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Herr Rudolf begrüßt den Regen, den im Baskenland gerade so wie den im Burgenland!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Zierfandler und seine präsumtiven Eltern: Der neue Rote Veltliner vom Mantlerhof und Weißer Traminer, vlg. Savagnin, DONNERSTAG(!), 30. März von 17 bis 21 Uhr

Donnerstag

Kommende Woche wird der Rudl anders als in den letzten Wochen am DONNERSTAG sein Geschäft aufsperren. Es wird dies der letzte Geschäftstag vor Ostern sein. Und obwohl er vergangene Woche erklärt hat, wie sehr „Empfehlungen“ seinem biblischen Menschenbild widerstreben, lässt sich Caviste Rudolf Polifka zur Feststellung hinreißen, dass Rebsorten wie Welschriesling, Weißburgunder, Jacquère, aber auch dezente Sauvignons sich schon sehr gut mit Osterjause oder Osterspaziergang vertragen. Von diesen kann der Rudl etliche aufwarten, von Jacquère sogar sehr viele. Am kommenden Donnerstag ist der letzte Tag vor Ostern, wo man sie beim Rudl kaufen kann.

Zierfandler

Über den Zierfandler gestolpert ist der Rudl zum ersten Mal vor etwas mehr als dreißig Jahren. Der Träger des Studentinnen- und Studentenheims, in dem der Rudl seinerzeit gewohnt hat, konnte oder wollte nicht verhindern, dass eine kleine Gruppe neugieriger junger Menschen einen Weinarbeitskreis gründete. Student Rudolf war damals oenologisch nicht ganz uninteressiert, hatte jedoch seine Probleme mit organisierter Oenologie. Darum hat er diesem Arbeitskreis auch nicht angehört. Ein einziges Mal ist er trotzdem zu einer Sitzung gegangen. Bei dieser lautete das Thema: Rotgipfler und Zierfandler

Aus heutiger Sicht ist das insofern bemerkenswert, als Zierfandler damals wirklich nicht sehr hoch im Kurs gestanden ist. In den Siebzigerjahren hatte Zierfandler noch als regelrechte Qualitätsantipode zum geringgeschätzten Brünnerstraßler gegolten. Nachzulesen ist das etwa in „Da Jesus und seine Hawara“ von Wolfgang Teuschl. Und dann muss ein Phänomen zum Tragen gekommen sein, das zumindest im Zusammenhang mit Wein immer wieder festzustellen ist: Bereitet der Verkauf keine großen Probleme, dann kann das mittel- bis langfristig zu Lasten der Qualität gehen. Bevor der Zierfandler im neuen Jahrtausend dann eine Renaissance erfahren sollte, war er in den Neunzigerjahren ziemlich parterre. Justament zu dieser Zeit hatte sich ein Weinarbeitskreis unter Schirmherrschaft der Katholischen Hochschulgemeinde Salzburg dieser Rebsorte angenommen.

Herkunft

Zierfandler ist ein Gschropp von Rotem Veltliner und einer Traminerart, die dem Weißen Traminer oder Savagnin zumindest viel näher steht als dem Gewürztraminer. Die Traube ist eher groß und dichtbeerig, also nicht ganz unkompliziert gegen diverse Schwammerl zu verteidigen. Späte Reife. Frost ist nicht des Zierfandlers bester Freund, ein hoher Kalkgehalt im Boden schon sehr viel eher. Die Erträge können hoch sein. Der Verlockung des Mochmaliawavü, wie Herr A. gelegentlich spöttisch sagt, erliegen immer wieder Weinmeisterinnen und Weinmeister. Tun sie das nicht, können körperreiche Weine mit Struktur und großer Lagerfähigkeit die Folge sein. Leider werden sie manchmal vom Holz erschlagen.

Mehr als neunzig Percent aller österreichischen Zierfandler-Rebstöcke stehen in der Thermenregion. Einige der glücklichsten von diesen im Bergweingarten von Monsieur Kuczera.

  • Zierfandler 2021, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (Sechzehntel: 2,50 Euro / Achtel: 4 Euro)

  • Zierfandler 2020, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (2,50/4)

  • Zierfandler 2017, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (3/5)

  • Zierfandler 2015, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (3/5)

  • Zierfandler 2013, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (4/6)

  • Roter Veltliner Ungut 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal

    Auf den Mantlerhof gestoßen ist der Rudl über den Grünen Veltliner Spiegel 1986. Wenn er jetzt an dieses Weingut denkt, ist seine Erstassoziation „Herzlichkeit“. Dann kommt „Virtuosität“ und danach gleich „Roter Veltliner“. Der ist, so liest man, der Papa vom Zierfandler.

    Der neue Rote Veltliner aus dem Haus von der Riede Ungut ist in mehreren Lesedurchgängen sorgfältig geerntet und dann in gebrauchten Barriques ausgebaut worden. Er ist geradliniger als Reisenthal und wächst auf einer stark exponierten, südlich ausgerichteten Stelle des östlichen Endes des Gobelsbergs. Gut im Sinne von „angenehm“ zu arbeiten ist es woanders. Von da die Riedenbezeichnung. Boden karg, witterungstechnisch ein Rendez-Vous von heißem pannonischen Klima und kühlerer kontinentaler Strömung am Abend. Entgegen der allgmeinen Wetterlage ist dieser Wein geprägt von einem kühlen Sommer mit viel Niederschlag. Er braucht Zeit oder Luft.

  • Weißer Traminer Sandberg 2017, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land (4,50/7)

    Einen Wechsel des Bundeslandes nach der ganz oben erwähnten Zierfandler-Arbeitskreis-Sitzung später ist der Rudl dann bald einmal mit seinem Steyr-Waffenradl am Weingut Rudolf Fidesser in Platt vorgefahren. Damals hat er sich mehr für Grünen Veltliner und Sauvignon Blanc interessiert. Dass dieses Weingut eines der ganz wenigen österreichischen Weingüter mit Weißem Traminer ist, hat der Rudl viel, viel später mitbekommen.

    Die Riede Sandberg besteht aus Ablagerungen des Tertiärmeeres. Die Trauben des Weißen Traminers sind kleiner als die anderer Varianten, sie haben auch kleinere Beeren und diese wiederum mehr Säure. Das, obwohl sie erst Ende Oktober gelesen werden.

  • Traminer 2017 (Savagnin ouillé), Stéphane Tissot, AOC Arbois, Jura (7/11)

    Und vom aus Savagnin gekelterten

  • Vin Jaune 2014, Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura (12/18)

    sind auch noch ein paar Sechzehntel da.

Donnerstag, 30. März von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Caviste Rudolf Polifka wünscht Ihnen frohe Ostern!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Hégoxuri und das Salz der Erde. Sonst nix. Eine Vertikale eines Lieblingsweins von Rudolf Polifka, am Dienstag, den 14. März von 17 bis 21 Uhr

Empfehlungen

Der Rudl freut sich vor. Gewaltig sogar. Er wird eine kleine Vertikale von einem seiner Lieblingsweine kredenzen. Es ist ja ein Gfrett mit Empfehlungen des Rudls. So etwas behagt ihm nicht. Da sträubt sich etwas in ihm, auch wenn das manchen vielleicht als Lappalie erscheinen mag. In seinem Brotberuf als Religionslehrer verfolgt der Rudl eine mündige Entscheidung von sachlich und seriös informierten Schülerinnen und Schülern als Ziel seines Handelns. Ohne überheblich sein zu wollen, sieht er da eine biblische Tradition der Ermutigung zum selbstverantworteten, aufrechten Gang als Vorbild. Nicht der Pharao, nicht die Assyrer, nicht die Babylonier, Perser, Griechen oder Römer. Auch nicht machtbesessene oder auf den Rückwärtsgang beschränkte Päpste. Und keine primitiven Hetzer, mit allen PR-Wasserln gewaschenen Kommunikationspredigerinnen oder -prediger des Zeitgeistes, Marktschreier oder Influencer. Eigene Entscheidungen von Menschen als dem Salz der Erde. Da bin ich Mensch, nicht in der Drogeriekette, im Glutamat oder im Netz. By the way, dass gerade ein Netz, noch dazu ein möglichst schnelles (sic!), von vielen Menschen als ein Weg zur Freiheit erachtet wird, ist für den Rudl eine der trostlosesten und perversesten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte.

Aus seiner Begeisterung für den Hégoxuri von der Domaine Arretxea macht Caviste Rudolf aber keinen Hehl. Das ist ein Wein, der vor allem im gereiften Stadium für den Rudl kaum mehr Wünsche offen lässt. Und wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese Begeisterung teilen, dann freut sich der Rudl ganz gewaltig. Aber diese Freude stellt sich dem Rudl ausschließlich dann ein, wenn sie auf Ihren persönlichen geschmacklichen Erfahrungen mit diesem Wein basiert und nicht auf Empfehlungen, Lobhudeleien oder auf sonst was.
Hégoxuri, Domaine Arretxea

Wenn er alles richtig verstanden hat, dann war es im Siebenundneunzigerjahr, dass sie im Steinhaus, das ist die Übersetzung des baskischen „Arretxea“, zum ersten Mal den Weißwein Hégoxuri gemacht haben. Caviste Rudolf Polifka hat nichts gegen sogenannte „gemachte“ Weine. Er hält die Beteuerung, Wein mache sich im Keller mehr oder weniger „eh von selber“, sofern im Weingarten alles passe, für einen Schmäh. Weine mit einem Mangel an Intervention seitens der Winzerin oder des Winzers schmecken in der Regel auch so und dem Rudl nicht, Weine mit einem Zuviel davon detto. Andernfalls wäre es ja sehr einfach.

Mit dem Jahrgang 2007 ist Monsieur Rudolf dann auf Hégoxuri aufmerksam geworden, seither auch nicht mehr davon losgekommen. Und obwohl dieses Weingut mit dem Jahrgang 2009 in seinem Bemühen, den Boden in Wein zu verwandeln und dann ins Glasl zu bringen, mit geologischen Cuvées zuerst zwei, dann drei und jetzt wieder zwei Weiße über den Hégoxuri gesetzt hat, bleibt letzterer einer der allerliebsten Weine vom Rudl.

Verdanken tut er seine Begeisterung für die südwestlichste Appellation Frankreichs einer abfälligen Bemerkung des amerikanischen Petrogeologen James E. Wilson über Irouléguy in dessen an sich lehrreichem Buch „Terroir“. Darum ist der Rudl dem Herrn Wilson dankbar für diese Bemerkung.
Jahrgänge

Die eine oder andere Vertikale von seinem Lieblingswein hat der Rudl im Geschäft schon angeboten. Aber ersten waren diese Serien bis jetzt immer ergänzt durch andere Weine, die der Rudl als vergleichswürdig erachtet hat. Und zweitens ist er dabei noch nie bis zum Jahrgang 2005 zurück gegangen. Weil es aber immer schwieriger wird, irgendwo bei einem Cavisten in der großen weiten Welt einen reifen Hégoxuri zu darglengen, legt sich der Rudl kommende Woche ins Zeug und und folgt quasi mit seinem geistigen Ohr – von 2014 abwärts – dem Ruf der Dreijahresschritte, ergänzt vom bei ihm aktuellen Jahrgang 2019. Dieses Mal ganz ohne die Zusatzaufgabe eines Vergleichs mit anderen Weinen. Der ist zwar immer interessant, aber notwendig hat ihn Hégoxuri nicht.
2005

Gilt im Südwesten neben 1988 und 1990 als „millésime exceptionnel“. Ein langer kalter Winter hat den Rebstöcken viel Erholung und Sanierung ermöglicht. Ein milder Frühling mit viel Sonne und ausgewogenen Niederschlägen ist gefolgt. Im Sommer war es warm, aber nicht zu heiß, teilweise mit erfrischender Abkühlung in den Nächten. Das hat sich in den September hinein gezogen. Viel mehr kann sich ein Weingarten von einem Jahrgang nicht erwarten.
2008

Wenn 2005 als idealer Jahrgang gilt und 2003 davon in die eine Richtung ausreißt, dann tut 2008 das in die andere, wobei Caviste Rudolf – vor die Wahl zwischen 2003 und 2008 gestellt – nicht lange nachschmecken muss.

Bei der Beschreibung der klimatischen Bedingungen von 2008 stößt man auf ziemlich viele Superlative. „Exécrable“ steht oft dort. Das bedeutet „scheußlich“. Die niedrigsten Erträge seit 1991. Oidium, Peronospora, Grauschimmel, Verrieselung, Spätfrost, Hagel.

Und zwanzig Frosttage kommen unter den mildernden Konditionen des Atlantiks auch nicht alle Jahre vor. Ungeachtet all dieser Widrigkeiten hat der Rudl ziemlich viele ziemlich guten Weine aus dem Jahr 2008 getrunken. Das Gerede vom „Winzerjahrgang“ hin oder her, der Rudl vermutet ganz stark, dass in den immer selteneren kühlen Jahrgängen extraoridnaire Weine gemacht werden, wenn Beeren, die nicht sauber sind, aussortiert werden. Aber es ist dann halt nicht viel davon da.
2011

Äußerst trockener Frühling, abwechslungsreicher Sommer und ein September wie aus dem Weinbaubilderbuch. Viel wärmer als 2010, etwas kühler als 2012.
Terroir. Eine Wiederholung

Oft verkehrt und zu Unrecht strapaziertes beziehungsweise überstrapaziertes Wort, jedoch ein entscheidender Aspekt der Typizität eines Weines sowie Dreh- und Angelpunkt der Arbeit im Haus Arretxea.

Nicht erst seit gestern pflegen die Riouspeyrous eine intensive Zusammenarbeit mit Geologie, Botanik und Kartographie, um immer mehr von dem, worin ihre Rebstöcke grundeln, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Dass es sich bei der Basis vorwiegend um außerordentlich eisenreichen Glimmerschiefer, Sandstein und vulkanische Ophite- sowie Dolomiteinschlüsse handelt, hat Caviste Rudolf schon hie und da erwähnt. Aber der Rudl hat selten so viele für einen Laien erkennbare Wechsel an geologischen Gegebenheiten auf so engem Raum gesehen wie in Irouléguy. Und dem entspricht eine geschmackliche Vielfalt der Weine von dort, die sich gewaschen hat. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Monokultur in Irouléguy wirklich noch ein Fremdwort ist, wobei für des Baskischen mächtige Menschen ja sowieso fast jedes Wort ein Fremdwort ist. Und natürlich ist auch Biodiversität ein Fremdwort, aber in der Sache sind die Weingärten der Riouspeyrous mit Biodiversität per Du. Pflanzen wie Farne, Brennessel, Löwenzahn, Fenchel, Schachtelhalm, Weide oder auch Piments stärken nicht nur das natürliche Gleichgewicht der Landschaft, sondern werden auch verwendet, um nicht so willkommenen Insekten oder Schwammerln den Weisel zu geben.

Wenn die Riouspeyrous von einem Minimum an Intervention im Keller schreiben, dann meinen sie damit alles andere als owezuzahn, sondern viel eher das, was dem Rudl sein unangefochtener Lieblingswirt und -winzer mit „kontrolliertem Nichtstun“ bezeichnet. Minutiös beobachten, vuasichtig sein und nötigenfalls so schonend wie virtuos das Richtige zu tun. Zum Glück!

  • Hégoxuri 2019, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Oest (6/9)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
  • Hégoxuri 2011, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Hégoxuri 2008, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (8/12)
  • Hégoxuri 2005, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (8/12)

am Dienstag, den 21. März von 17 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgsse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Exceptionelle Grüße vom Polifka-Rudl!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien, auch von Einzelflaschen

Sauvignon Blanc. Eine Osterrebsorte aus der Südsteiermark, dem Sausal, der Oststeiermark, den französischen Alpen, der Domaine Didier Dagueneau und dem Seewinkel, am Dienstag, den 14. März von 17 bis 21 Uhr

Teuerung

Die letzten Lehrveranstaltungsthemen in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils sind zugegebenermaßen von teuren Weinen geprägt gewesen und das übernächste Thema wird es vermutlich auch wieder sein. Dem Rudl ist es ein Anliegen klarzustellen, dass das nichts mit aktuellen volkswirtschaftlichen Entwicklungen zu tun gehabt hat. Zu letzteren hat Citoyen Rudolf schon die eine oder andere Überlegung. „Marktversagen!“ zum Beispiel, und zwar nicht etwa, dass man den Märkten die Freiheit versagt hätte, sondern ganz im Gegenteil, dass die Märkte selber versagt haben. Zu schleißige Rahmenbedingungen für die Märkte können zu monopoloiden und feudalistischen Erscheinungen im Nahrungsmittel- und Energiesektor führen. Ganz unvorhersehbar dürfte das nicht gewesen sein. Aber bitte.

Die Weinpreise der letzten Lehrveranstaltungen haben damit wie erwähnt nichts zu tun gehabt. Roussanne ist in Savoyen halt teurer als Jacquère. Das war vor dem Überfall auf die Ukraine so und das war auch vor dem ersten Hinweis auf die überforderten Märkte 2008 so.

Auf alle Fälle freut sich Caviste Rudolf, kommende Woche zumindest auch wieder billigere Weine kredenzen zu dürfen.

Ostern

Auf Ostern geht‘s zua. Diese zugegebenermaßen nicht übermäßig scharfsinnige Analyse der Jahreszeit ist für den Rudl von oenologischer Tragweite. Aus welchen Gründen auch immer steht dem Rudl zu dieser Zeit des Jahres der Geschmackssinn nach Sauvignon Blanc. Vielleicht hat es damit zu tun, dass für den Rudl der Frühlingsbeginn in der nationalen Sauvignon-Hochburg Südsteiermark die schönste Jahreszeit ist.

Aber Sauvignon Blanc wächst nicht nur in der Steiermark …

  • Sauvignon Blanc 2022, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)
  • Sauvignon Blanc 2014, Kåarriegel, Sankt Andrä – Demmerkogel, Sausal, Südsteiermark (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc vom Sand 2020, Krenn, Edelsbach, Oststeiermark (4/6)
  • Sauvignon Blanc 2017, Les Vignes de Paradis, IGP Vin des Allobroges, Ballaison, Haute Savoie (5/8)
  • Sauvignon Blanc Alte Reben 2015, Kåarriegel, Sankt Andrä – Demmerkogel, Sausal, Südsteiermark (6/9)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, AOP Pouilly-Fumé, Loire (12/18)
  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (6,50/10)

… von den meisten Roussannes ist zumindest beim Aufsperren auch noch etwas da und biologische Mangalitza-Trockenwürstel von Josef Göltl gibt es auch wieder,

am Dienstag, den 14. März von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Vorösterlich grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Roussanne knapp vor dem internationalen Tag der Frau: Dienstag, 7. März von 17 bis 21 Uhr

Anlassweinkredenzung

Es gibt Zeiten im Jahr, da wissen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, ziemlich genau, was Sie in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils erwartet, ziemlich genau, aber nicht ganz genau und damit – genaugenommen – gar nicht genau.

Wie auch immer Sie es mit derlei lexikalischer Genauigkeit halten, der Rudl kredenzt um den internationalen Frauentag gerne den Chignin-Bergeron „Les Filles“ von Gilles Berlioz. Wie sonst kaum ein Wein repräsentiert dieser samt seinem gegenderten Kollegen „Les Fripons“ und den ihrerseits ein weibliches Pendant darstellenden „Les Friponnes“ Ernsthaftigkeit im Umgang mit sprachlich korrekter Darstellung und diesbezügliches Augenzwinkern, das jedoch keinen Millimeter weit die Bedeutung des Anliegens relativiert. Auf beides möchte Herr Rudolf nur ungern verzichten.

Heuer fällt der 8. März ideal, wenn Sie den Rudl fragen. Sie könnten am Vortag beim Rudl Weine glasweise den einen oder anderen Wein auf seine Tauglichkeit als Vinifizierung des Tages prüfen und dann eventuell ein Flascherl zur allfälligen Weinbegleitung eines würdig begangenen Tages der Frau mit nachhause nehmen.

Les Filles, Gilles Berlioz

Jetzt sind dem Rudl Berechenbarkeit und noch viel mehr Verlässlichkeit ein hohes Gut, aber gerade auch deshalb nicht überzustrapazieren. Vertikalen von „Les Filles“ hat es schon gegeben, nicht nur eine. Den Vergleich mit Gräfin und Graf von Maria und Sepp Muster hat der Rudl schon einmal angestellt. Und ein paar andere Konstellationen sind auch abgehandelt worden. Darum erlaubt sich Monsieur Rudolf zum diesjährigen Frauentag die Rebsorte von „Les Filles“, eine weibliche wohlbemerkt, in den Vordergrund zu stellen: Roussanne, eine von einer Winzerin aus der Appellation Faugères (Languedoc), eine nach einer römischen Göttin benannte, ein paar von Gilles und eine von seinem Enkel Adrien.

Roussanne

ist an und für sich vor allem an der nördlichen Rhône daheim. Hermitage, Saint Joseph und so. Aber es gibt Roussanne auch ailleurs. Sogar am Andreasberg in Andau und in der Franklinstraße zu Wien XXI stehen ein paar Stöcke. Mehr gibt es an der südlichen Rhône und im Languedoc, zum Beispiel bei Sybil Baldassarre in der Appellation Faugères. In Savoyen sagen sie zu Roussanne auch Chignin-Bergeron, obwohl so genaugenommen nur die einzige savoyardische Appellation, die Roussanne genehmigt, genannt wird.

Domaine de l‘Aitonnement

Gilles Berlioz und seine Domaine Partagé hat der Rudl schon das eine oder andere Mal vorgestellt. Darum möchte er heuer auf einen anderen von ihm überaus geschätzten Weinmeister eingehen: Maxime Dancoine. Auch der hat einen Wein aus Roussanne gemacht. Rebsortentechnisch sind Jacquère, Altesse und Mondeuse Noire Maximes Pflaster. Das bedeutet jedoch nicht, dass er sich des reichen oenologisch-botanischen Erbes nicht bewusst wäre und nicht auch Joubertin, Blanc de Maurienne, Mondeuse Grise, Douce Noire oder Etraire de la d‘Dhui gepflanzt hätte. Wer den Giachinos so nahe steht wie Maxime, kommt an diesen alten Rebsorten sowieso nicht leicht vorbei.

Hauptberuflich ist Maxime Berater für savoyardische Bioweinbäuerinnen und Bioweinbauern, eine Personengruppe, die heute so schnell wächst, dass man kaum mehr mitkommt. Vor etwa zehn Jahren war sie umso überschaubarer. Abgesehen von den seinerzeit sieben Pétavins, der Domaine des Ardoisières und Dominique Belluard hat es kaum welche gegeben.

Seinen Anspruch hat Maxime Dancoine vor ein paar Jahren in der Weinzeitschrift „Le Rouge et le Blanc“ formuliert: nicht gute savoyardische Weine, sondern großen Wein. Im Keller kennt er nur ein Dogma: Präzision

Gröbere Maßnahmen im Keller erfolgen ausschließlich bei absteigendem Mond. Schutz vor Oxidation, wo immer es geht, mit CO2 statt Schwefel. Letzterer nur, soweit er für die Entfaltung bestimmter natürlicher Aromen erforderlich ist, auf das nötigste Minimum limitiert und zivilisiert. Spontanvergärung, wenn das Traubenmaterial sie erlaubt, aber Einsatz aromaneutraler, biologischer Hefen, wenn die Wetterkonditionen den Trauben allzu sehr zugesetzt haben. Brilliert der Wein von sich aus, keine Filtration. Tut er es nicht, wird er schonend filtriert. Prinzipien, aber keine Dogmen.

Vor etwas mehr als zehn Jahren war Maxime das Beraten dann zu wenig. Er hat sich auf die Suche nach einem wirklich einzigartigen Terroir gemacht. Wer da eine gewisse Affinität zu Brice Omonts Domaine des Ardoisières sieht, liegt völlig richtig. Gefunden hat er sie ein Tal weiter westlich von Brices Weinbergen.

Aiton

Zweihundert Hektar hat der Weinberg – in diesem Fall ist es nicht nur ein Hügel oder Hang, sondern ein Berg – von Aiton am rechten Talausgang der Maurienne ausgemacht. Gerade so ähnlich wie der Herr Kurt seinerzeit die Gehsteigkante drüben in der Bitterlichstraße als Ende der Alpen bezeichnet hat, könnte man den Weinberg von Aiton als die westliche Spitze des Massivs der Maurienne betrachten. Impeccabler Ausblick auf den Grand Arc, die Kette der Belledonne und das Chartreuse-Gebirge. Ökosystematisch ist dieses Terroir vor allem aufgrund der Kombination aus Höhe und Hangausrichtung privilegiert. Höher gelegen als andere Weingärten in Savoyen, dafür ganz genau südlich ausgerichtet. Das gewährleistet eine längere Vegetationsphase. Die Winde entlang des Tals stellen einen gewissen Schutz vor Pilzkrankheiten dar, weil sie die Trauben nach Niederschlägen relativ schnell trocknen, sofern das Wetter nicht gerade einen Zirkus wie im Frühsommer 2021 aufführt. Hangneigung bis zu 70 Percent, fünf bis fünfunddreißig Zentimeter Bodenauflage. Fette Böden sehen anders aus. Der geschieferte Kalk ist leicht zu zerbröseln, auch von den Wurzeln der Reben, die sich relativ leicht ganz tief versenken können. Wasser kann leicht abrinnen. 2022 war diese Eigenschaft des Bodens weniger gefragt, 2021 mehr, wobei es da auch schon egal war.

Einzigartig macht den Weinberg von Aiton aber auch die Zerstückelung, bedingt vor allem dadurch, dass es außer Maxime dort droben keinen professionellen Weinbaubetrieb mehr gibt. Daraus resultiert auch ein hoher Grad an Unzugänglichkeit der Parzellen für landwirtschaftliche Maschinen.

Um zu spüren, dass Biodynamie der natürliche Weg zum Schutz seiner Gesundheit und gleichermaßen jener der Konsumentinnen und Konsumenten seiner Weine ist, reicht ein kurzer Abstecher in den Weingarten.

Sehr berühmt war Aiton für seine Mondeuse, bis etwa in die späten vierziger Jahre. Danach ist es dort oben mit dem Wein ähnlich steil wie am Hang bergab gegangen, zumindest mit dem Wein, der für den Verkauf gedacht war. Haustrunk hat man weiterhin gemacht, viel mehr aber nicht.

  • Les Friponnes 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)

  • Sous les Amandiers 2020, Annick et Pascal Quenard, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)

  • Lutz 2019, La Graine Sauvage. Sybil Baldassarre, Cabrerolles, Vin de France (6/9)

    Sybil Baldassarre kommt aus Italien, wenn sich der Rudl richtig erinnert, aus dem Piemont. Und sie hat lange gezweifelt, ob die Weinwelt einen Platz für sie frei hat. Begegnungen mit Nicolas Joly und Giusto Occhipinti haben in ihr dann den Verdacht genährt, dass es diesen Platz gibt, dass sich der aber ganz sicher im Weingarten und nicht im Labor befindet. Über Umwege ist sie dann ins Languedoc und dort in die Appellation Faugères geraten: Stockkultur, Schiefer, Singvögel – mittendrinn Frau Baldassarre, ihrem Selbstverständnis nach „Gardienne de Vignes“ – ohne Chemiekasten im Keller.

  • Les Fripons 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (7/11)

  • Les Filles 2019, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (7/11)

  • Vesta 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, AOP Vin de Savoie (7/11)

    Obwohl der klassischen Philologie zugetan, kann der Rudl nicht von sich behaupten, eine besonders große Schwäche für die Römer zu haben. Da steht er Obelix sicher näher als der Pax Romana. Der nach der römischen Bewacherin des Herdfeuers benannte Chignin-Bergeron von Maxime Dancoine passt nicht nur aufgrund seiner göttlich-weiblichen Namensgeberin, sondern vor allem weil er das ist, was Maxime beansprucht: ein großer Wein.

  • Grand Zeph 2013, Adrien Berlioz, Chignin, AOC Vin de Savoie (8/12)

    Wirklich gute Roussanne, die das Terrroir und nicht das Toasting des Fassbinders zum Ausdruck bringt, legt im Laufe der Zeit zu.

Dienstag, 7. März von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Aux verres, citoyennes … et citoyens!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weißburgunder am Dienstag, 28. Februar von 17 bis 21 Uhr

Rebsorten

Es gibt Rebsorten, um die ein G‘riss is‘. Auf welche das gerade zutrifft, entnehmen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, bitte den einschlägigen Hochglanzpublikationen zum Thema Wein und Zeitgeist, sofern es Sie interessiert, natürlich.

Es gibt auch Rebsorten, die haben eine Nachred‘ wie das Hundstrümmerl im Profil eines Goiserers. Der Herr Kurt hat darüber seinerzeit ein unerreichtes Gutachten erstellt.

Und dann gibt es Rebsorten, die mehr oder weniger gar keinen Ruf (mehr) haben. Weißburgunder ist womöglich so eine. Der Rudl kennt niemanden mit einer besonderen Vorliebe für Weißburgunder. Er kennt aber auch niemanden mit einer ausgewiesenen Abneigung dagegen. Viel etwas Schlimmeres kann einem als Rebsorte und vielleicht nicht nur als Rebsorte nicht passieren.

Die Rebsorte Weißburgunder

Die längste Zeit hat man zwischen Chardonnay und Weißburgunder keine gröberen Unterschiede gemacht, später aber doch erkannt, dass letzterer früher reift und botrytisanfälliger ist, was ziemlich wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass Weißburgunder an seinem Ursprung heute keine Rolle mehr spielt. Noch 1999 wurden in Österreich bei der Weingartenerhebung Chardonnay und Weißburgunder in einem erfasst. Die französische Bezeichnung „Pinot“ schuldet die Rebsorte ihrer geometrischen Ähnlichkeit zu Kieferzapfen. Die Kiefer heißt auf Französisch „Le Pin“, ohne auch nur einen Funken mit der Weinbauregion Burgund zu tun zu haben.

Weißburgunder reift mittelspät und ist vor der Einfärbung der Beeren eher noch von Chardonnay und Auxerrois als von Pinot Gris und Pinot Noir zu unterscheiden. Bei solider Reife und auf weder leichten noch trockenen Böden resultieren hohe Qualität und Reifepotential. Traubenwickler und Botrytis zählen in Anbetracht hoher Dichtbeerigkeit nicht zu den besten Freunden dieser Rebsorte, Kalk und Humus eher schon.

Unter den genannten Voraussetzungen sind gehaltvolle, im Aroma jedoch dezente Weine möglich. Zu jung sollte man sie nicht trinken.

 

Zeitgeister, die der Rudl nie rief

Caviste Rudolf Polifka wähnt sich ja weitgehend unbeeindruckt von Moden und vom Zeitgeist. Der Weißburgunder hat ihn darauf hingewiesen, dass das auch nur bestenfalls die Hälfte der Wahrheit ist. Es war im Zuge eines ziemlich kurzen Aufenthaltes beim Geyerhof vor Weihnachten. Der Rudl wollte eigentlich nur den Zweitausendzwanziger Steinleithn kaufen. Er hat dann aber doch auch den aktuellen Weißburgunder getrunken. Der ist Teil einer neuen Serie des Weinguts. Diese nennt sich „Hofstudien“. An und für sich sind derartige Innovationen etwas, womit man den Rudl nur schwer neugierig machen kann. Da ihm der klassische Weißburgunder dieses Weingutes aber immer sehr geschmeckt hat und Monsieur Rudolf eines gewissen Vollständigkeitsticks nicht ganz unverdächtig ist, hat er den Pinot Blanc aus den Hofstudien gekostet und war sehr überzeugt. Er kann, seit Corona den österreichischen Weinvertrieb auf den Kopf gestellt hat, nur mehr ganz gezielt ausgewählte heimische Weine anbieten, aber der hat sein müssen sein. Am letzten Tag des Februars gibt er den Ton an.

Hofstudien Pinot Blanc 2020, Geyerhof

1980 hat der Vorvorgänger von Josef Maier einen besonderen Pinot Blanc Klon aus Frankreich ausgepflanzt. Jetzt ist Pinot Blanc trotz seines Namens nicht unbedingt weit verbreitet in Frankreich. Lässt man Elsass und vom Rudl aus vielleicht noch die Champagne außer Acht, dann gibt es diese Rebsorte in Frankreich eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Aber dieser Klon muss ein seltener Glücksgriff gewesen sein.

Im Oktober 2020 sind die Trauben für diesen Wein händisch gelesen, dann schonend in der Korbpresse gepresst worden und hat bis Mai 2022 langsam reifen dürfen. Selbstverständlich ist das nicht, für einen Weißburgunder schon gar nicht.

  • Pinot Blanc „Hofstudien“ 2020, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)

  • Weißburgunder Reserve 2013, Thomas Schwarz, Purbach, Neusiedlersee Hügelland

  • Weißburgunder Spätfüllung 2010, Lackner-Tinnacher, Gamlitz, Südsteiermark

  • Alte Reben 2017, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (4,50/7)

    Weißburgunder und Welschriesling von – no na – alten Reben auf Urgesteinsböden

  • Neuberger 2016, Weingut Dieter Dorner, Mureck – Novy Vrh, Steirerland (6/9)

    Der einzige Wein des Frost- und gleichzeitig für dieses Haus Jubiläumsjahrgangs – ein Exempel an Konzentration und Vielschichtigkeit

  • Weißburgunder Ausstich 1977, Klosterkeller Siegendorf, (4,50/7)

    Bis 2018 hat das österreichische Weinbaugesetz erlaubt, Weine mit besonders ausgeprägten Rebsorten-, Jahrgangs- und Herkunftseigenschaften als „Ausstich“ zu klassifizieren. Jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Aber jetzt gehört der Klosterkeller Siegendorf sowieso zu einem großen Weinbaubetrieb aus dem Kremstal. Zurückgehen tut die Bezeichnung „Ausstich“ auf den seinerzeitigen Brauch, dass der Kellermeister das beste Fass des Jahrgangs aussucht und separat abfüllt.

Von allen Mondeusen ist auch noch etwas da, zumindest zu Beginn der Lehrveranstaltung, am

Dienstag, 28. Februar von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Gleichermaßen höfisch wie studierend grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DONNERSTAG, 23. Februar, 17 bis 21 Uhr: Mondeuse

Rebsorten

Seit etlichen Jahren sperrt Caviste Rudolf Polifka die Pforten seines Weinkaufsgeschäfts auf. Dabei hat er früher mehr, jetzt nicht mehr ganz so regelmäßig Weine zu einem jeweils bestimmten Thema kredenzt. Oft waren und sind das Weine einer bestimmten Rebsorte. Sehr französisch ist das nicht. Dessen ist sich der Rudl schon bewusst. Ein romanischer Zugang würde thematisch vermutlich viel stärker geologische Gegebenheiten in den Mittelpunkt stellen. Das hat der Rudl schon auch immer wieder gemacht. Er würde es gerne auch öfter machen. Aber er denkt oenologisch viel stärker in Kategorien der Rebsorte.

Rote Rebsorten

Wenn Monsieur Rudolf konzediert, viel zu stark der germanischen Überbewertung von Rebsorten verhaftet zu sein, muss er präzisieren, dass er darüber hinaus unverhältnismäßig stark an weiße Rebsorten denkt. Regelmäßig überprüft er dann, ob er diese oder jene Rebsorte „nicht eh schon“ vor einigen Monaten degustativ abgehandelt hat. Dabei ist ihm jetzt einmal aufgefallen, dass die Rebsorte Mondeuse schon ziemlich lange bis gar nicht systematisch in den Mittelpunkt des Studieninteresses gestellt worden ist. Das ist ein Fehler. Wer die Weinbauregion Savoyen quasi zu seiner Kernkompetenz erkoren hat, der kommt an Mondeuse nicht vorbei. Flaschverkaufsweise tut das der Rudl eh nicht und glasweise stehen Mondeusen auch immer wieder auf er Tafel, aber systematisch hat Caviste Rudolf der Mme. Mondeuse exklusiv und reinsortig noch überhaupt gar nie ein Lehrveranstaltungsthema gewidmet. Das mag man vor allem auch insofern als bermerkenswert erachten, als Mondeuse mittlerweile jene Rebsorte ist, die im Sortiment des Rudls knapp vor Jacquère und ganz deutlich vor dem Grünen Veltliner wahrscheinlich am öftesten vorkommt. Das hat den Rudl zuerst einmal selber überrascht und dann gefreut. Weingeschäfte mit vielen deutschen Rieslingen gibt es heute viele, so wie man dort vor fünfzehn Jahren Sauvignon Blanc und vor fünfundzwanzig Jahren Chardonnay nur mit viel Bemühen übersehen konnte. Aber einen Cavisten mit Mondeuse-Schwerpunkt finden Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, selbst zwischen Grenoble und Genf nicht alle zehn Kilometer.

Ampelographie

Mondeuse Noire ist alt und in Savoyen autochthon. Manche vermuten, dass es sich bei der von Plinius dem Älteren gelobten „Allobrogicae“ um Mondeuse gehandelt haben könnte.

In Savoyen stehen heute gut dreihundert Hektar Mondeuse. Außerhalb davon gibt es diese Rebsorte kaum nennenswert. Verwandt ist sie natürlich mit Mondeuse Blanche, aber auch mit Syrah, Roussanne, Viognier, Altesse und Marsanne.

Mondeuse ergibt bei kompetenter Vinifizierung elegante Weine mit einem niedrigen Alkoholgrad und deutlich wahrnehmbaren Tanninen. Sie sind mehr würzig als fruchtig und es behagt ihnen, wenn sie einige Jahre reifen dürfen.

  • Mondeuse „Mattäi“ 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (5/8)

  • Mondeuse „Black Giac‘“ 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

  • Mondeuse 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (4/6)

  • Mondeuse „Le Confidentiel“ 2018, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (6/9)

  • Mondeuse 2016, Domaine Belluard, Ayze, Haute-Savoie, AOC Vin de Savoie (8/12)

    eine der allerletzten Flaschen

  • Mondeuse „Dark Side“ 2020, L‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

  • Prieuré Saint Christophe Rouge 2019, Domaine Giachino, Fréterive, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Rotschwarzsehend grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

 

Bouysselet und andere komische Rebsorten und ein Doppler. Fasching, am Dienstag, den 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

Neun Jahre ist es her. Da hat dem Rudl seine Lieblingszeitschrift in einem Artikel über dem Rudl seine Zweitlieblingsweinbauregion die Arbeitshypothese aufgestellt, dass man aus damaliger Sicht in der Zukunft von der Rebsorte Bouysselet hören und nicht nur hören werde. In der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils findet diese quasi seinerzeitige Zukunft am kommenden Dienstag statt. Gegangen ist es damals um den Wein „Le Grand B“ vom Château de la Colombière in der Appellation Fronton nördlich von Toulouse.

Bouysselet

Dabei handelt es sich um eine Rebsorte, die man nicht einmal fast vergessen hätte. Sie war wirklich weg, zumindest amtlich. Bei der Weinlese 2009 hat dann eine Erntehelferin am Château de la Colombière eine Flasche Pétillant Naturel, den Haustrunk ihres Großvaters aus der Rebsorte Bouysselet, mitgebracht. Der muss die Besitzerin und den Besitzer des Weingutes Mme. Und M. Cauvin einigermaßen beeindruckt haben. Sie eruieren, dass jemand in der Gegend noch sechzig Stöcke Bouysselet aus der Zeit vor der Reblaus im Weingarten stehen hat. Von dort holen sie sich Edelreiser und pfropfen diese auf eigene Stöcke auf.

Bei Bouysselet handelt es sich um eine ziemlich alte, natürliche Kreuzung aus Savagnin und Plant de Cauzette, einem Verwandten von Tannat. Von den Resultaten waren die Cauvins dermaßen überzeugt, dass sie diese Rebsorte, die früher in Südwestfrankreich verbreitet, deren Existenz mittlerweile aber selbst von den Ampelographen des Institut Français du Vin ignoriert worden war, von einer Instanz zur nächsten gefochten haben.

Exkurs „alte“ Rebsorten

Es gibt heute so etwas wie eine Renaissance von Rebsorten, die früher einmal verbreitet waren und dann an Bedeutung verloren haben. Der Rudl ist weit davon entfernt, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Die meisten dieser Rebsorten sind seines Erachtens völlig zurecht verschwunden, weil sie bereits in den dreißiger Jahren Ausdruck der Industrialisierung der Landwirtschaft und des „Mochma liawa vü“(© A.K.)-Dogmas waren. Allein ein paar ganz wenige von den in Vergessenheit geratenen Rebsorten erscheinen dem Rudl als revitalisierungswürdig. Der Lindenblättrige von Josef Umathum ist ganz sicher so eine, Bouysselet womöglich eine andere, wobei Caviste Rudolf zugeben muss, erst ein Exemplar von dieser Rebsorte, einen Le Grand B 2019 von den Cauvins getrunken zu haben. Aber der war schon ausgesprochen überzeugend.

Bouysselet rund um Fronton

Bis dato haben es die Cauvins zumindest so weit gebracht, dass man Bouysselet seit 2018 wieder auspflanzen darf. Inzwischen und vermutlich unerlaubt auch schon vorher haben das auch acht andere Weingüter getan. Neun Hektar Bouysselet gibt es mittlerweile. Dem Rudl seine Lieblingsweinzeitschrift hat drei von ihnen detaillierteren Studien unterzogen. Und der Rudl hat sie alle aufgetrieben und wird sie am 14. Februar kredenzen. Er muss aber hinzufügen, dass er von diesen drei Weinen jeweils nur ein Flascherl hat. Das bedeutet, dass es bei einer passablen Frequenz gegen Ende der Lehrveranstaltung dazu kommen kann, dass es von diesen Weinen nichts mehr gibt, zumal sich Caviste Rudolf für eigene Studien zumindest jeweils ein Sechzehntel vorbehalten wird.

  • Königsast 2013, Freudorfer, Gumpoldskirchen, Südbahn (3/5)

  • Silberweißer 2014, Holzschuh, Platt, Retzer Land, Weinviertel (3/5)

  • Königlicher Wein MMXIX, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)

  • Bouysselet 2021, Plaisance, Vacquiers, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Bouysselet 2020, Le Roc, Fronton, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Grand B 2016, Château la Colombière, Villaudric, Vin de France, Sud Ouest (6,50/10)

  • Persan 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (5/8)

    Es gibt umfangreichere Einträge auf Wikipedia als jenen über Persan. Genau genommen steht dort nicht mehr, als dass Persan ursprünglich aus Saint Jean de Maurienne, einem Lieblingsort der Tour de France (Anm. vom Rudl) stammt und seit etwa zehn Jahren eine Rückkehr zu dieser erhaltenswerten Rebsorte festzustellen ist. Ausgegangen ist diese von den Grisards und den Giachinos.

  • Riesling „Annus Horribilis“ 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – aus dem Doppler (4/6)

    So knapp vor dem Opernball darf ein Doppler auf gar keinen Fall fehlen.

Dienstag, 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Komisch, aber nicht blöd grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien