15. Mai 1985: Le Feu – in Overall und mit 3D-Brün

Stimmen

In den Ohren vom jungen Rudl war sie damals eine der alleranstrengendsten Stimmen des Äthers, hysterisch-fröhlich und undezent-wichtigtuerisch. Heute gibt es wahrscheinlich noch viel anstrengendere Stimmen, aber das ist dem erwachsenen Rudl wurscht, weil der heute nicht mehr Ö3 hört. Vor dreißig Jahren war das anders. Da ist er am Sonntagabend vor dem Radioapparat gesessen und hat sich die Ö3-Hitparade angehört, sechsfünfsechssiebendreieins … Gibt es einen plausibleren Grund, nie mehr wieder Teenager sein zu wollen?

Idibus maiis 1985 a.D. & das Erwachsenwerden

Am 15. Mai 1985 ist da ein Lied in die Ö3-Hitparade eingestiegen, das – so pathetisch es klingt – die Leben von Rudolf Polifka und Bruce Springsteen verändern sollte: Feuer, Ostbahn-Kurti & die Chefpartie

Nur, ganz ehrlich und er tut sich schwer das zuzugeben: So richtig aufgefallen ist dem Rudl dieses Lied damals nicht gleich.

Das muss dann ein, zwei Wochen später gewesen sein: Der mit sechzehn Jahren immer noch nicht richtig pubertierende junge Herr Rudolf hat es wieder einmal beinahe geschafft, einen depressionsdräuenden Sonntag in einer Flauchgauer Tausendseelengemeinde ohne gravierende Schäden herunterzubiegen. Er sitzt vor dem Schwarz-Weiß-Bild des TV-Empfangsgeräts: Die großen Zehn.

A waunsinnige Brün

Da betritt einer die Bühne mit einem Overall, der dem des Moderators bedrohlich ähnlich schaut, und mit einer Brille, die damals Abonnenten der veröffentlichten Schmalspurigkeit vorbehalten ist. Der Typ mit dem Overall und der 3-D-Brille sagt irgendetwas von „dera waunsinnign Brün“, vermittels derer er jetzt „zum easchtn Moi“ in seinem Leben alles dreidimensional sehe, mit einer Stimme, die in ziemlich jeder Hinsicht das Gegenteil der Ansagerstimme ist.

Meilensteine

War es sofort oder war es nach dem Lied, das diese Musikkapelle dann zum Besten geben sollte? In diesen magischen Momenten hat der angehende Monsieur Rudolf gespürt: Jetzt kannst Du mit dem Erwachsenwerden anfangen. Mit dieser Musik kann dir nicht viel passieren. Er sollte sich nicht getäuscht haben.

Der Herr, der damals nicht nur das Leben vom Rudl ein für alle Mal in geregelte Eisenbahnen geleitet hat, genießt heute seinen wohlverdienten Ruhestand am Wiener Schafberg. Aber das Feuer brennt.

Und darum hat Monsieur Rudolf auf diesen Tag gewartet, um das vinifizierte Feuer offiziell zu entfachen:

Domaine Dominique Belluard, Le Feu, 2012

Die Rebsorte Gringet (vlg. Traminer oder Savagnin) ist in Savoyen dem Tal der Arve vorbehalten, sofern sie auf einen Appellationsstatus aus ist. Von diesem Tal schaut man direkt auf den Mont Blanc hinauf.

Eis eins

Anfang der Neunziger Jahre hat man dort in Bonneville durchschnittlich hundertfünfzehn Frosttage pro Jahr registriert. Sehr viel weniger werden es immer noch nicht sein. Gringet reift spät und hält der Kälte länger dagegen als viele andere Rebsorten. Die ganz großen Erträge sind da nicht drinnen, aber fünfzehn Hektar savoyenweit lassen das sowieso nicht vermuten. Die Weingärten strecken sich streng nach Süden und Süd-Osten, fallen mit mehr als vierzig Prozent ab. Sie stehen auf Konglomerat, Sandstein und rotem Ton.

Eis zwei

Auf einer kleinen Parzelle zwischen Ayse und Marignier dominiert der rote Ton dermaßen, dass man sie „sur le Feu“ nennt. Und dort kann es im Sommer ziemlich heiß werden. Fast so heiß wie auf der Gehsteigkante drüben bei der Grillgasse, wo die Alpen enden. Sie erinnern sich vielleicht … Sur le Feu ist aus Ablagerungen von eiszeitlichen Kaskaden gebildet worden. Die waren seinerzeit nicht nur eis-, sondern auch eisenhältig. Ein direkter Investigat muss man nicht sein, um jetzt zu ahnen, dass Le Feu genau dort wächst.

Ausbau und dergleichen

Der Wein gärt mit den eigenen Hefen aus dem Weingarten, wird minimal geschwefelt (weniger als dreißig Milligramm pro Liter) und besticht durch florale und exotische Noten, Zitrusfrüchte, Weingartenpfirsich, Anklänge an Menthol. So steht es auf der Homepage der Domaine Belluard. Dass man ihn gerne zu Hecht, Jakobsmuscheln und Langustinen trinkt, steht auch dort. Aber einer wie der Rudl, der wenig Fleisch und gar keine Tiere aus dem Wasser isst, dem schmeckt dieser Wein auch.

Engpässe

Darum hat es ihn auch drei Jahre so gewurmt, dass er nie einen bekommen oder aufgetrieben hat, bis er dann einmal wenigstens in einem Gasthaus ein Flascherl erstanden hat. Beim Winzer ist er bis heute erfolglos. Aber es gibt da den Herrn Jacques Maillet. Der vertreibt Weine von den Pétavins. Und weil er der Meinung ist, dass die Pétavins, eine Vereinigung von biodynamisch und biologisch arbeitenden Weinbauern aus Savoyen, .. weil also diese Pétavins ausgesprochen gute Weine machen, aber Dominique Belluard ohne Zertifizierung noch ein bissl bessere, verkauft er auch ein paar Flaschen von dem seinen Weinen. Weindepot braucht der Herr Jacques angesichts der kleinen Mengen, die es von diesen Weinen gibt, keines. Aber weil der Rudl den Weinen von Monsieur Maillet jetzt doch schon längere Zeit verbunden ist, ist er über diesen zu einer Zuteilung von vierundzwanzig Flaschen Le Feu gekommen. Die gelangen jetzt offiziell in den Umlauf.

Nicht ausschließlich diesen Wein, aber auch nicht weiß Gott wie viele andere gibt es

am Freitag, den 15. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Donnerstag, den 14. Mai ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Caviste Rudolf grüßt die Damen und Herren Romeo, Julia, Samson sowie Delilah und wünscht Feuer in den Herzen und Hirnen!

O – drei Flaschen, drei Tage, drei Stunden und drei Minuten

Sauerstoff und Schanigärten

Jetzt beginnt sie wieder so richtig, die Schanigartensaison. Und es ist ja auch schön, wenn man irgendwo sitzt und auf das Meer, einen See oder eine imposante Gebirgskulisse schaut. Auch der Platz vor der Reindorfkirche gefällt dem Rudl. Da würde er natürlich gerne einen ganz kleinen Schanigarten aufstellen. Nur möchte man den Kirchenplatz als kommerzfreie Zone erhalten. Und davor hat Kaufmann Polifka höchsten Respekt, denn ganz einfach ist das sicher nicht. Gar so viel kommerzfreie Zone gibt es in der Stadt eh nicht.

Stickoxide und Schanigärten

Es dürfte auch Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben, die von der Angst vor der Decke vor die Gaststätten getrieben werden. Anders will es sich der Rudl nicht erklären, dass sogar zwischen den beiden Fahrtrichtungen am Wiener Gürtel Schanigärten wachsen. Oder vor dem neuen Hauptirgendwashof, wo man sicher über dreißig Fast Food Nudelgerichte vergleichen kann, aber vor einem veritablen Problem steht, wenn man Zug fahren möchte. Und auch dort sitzen Menschen. Sind das die Zeitgenossen, die es nie eilig haben, außer wenn sie sich anstellen sollten und die in öffentlichen Verkehrsmitteln immer gleich bei der Tür stehen bleiben und alles blockieren? Kann es sich dabei um archaische Reflexe aus nomadischen Vorzeiten handeln? Vielleicht liest diese Zeilen ja jemand, die oder der gerade ein Thema für eine (vor-)wissenschaftliche Arbeit sucht: Wie wäre es mit „Bewusste, vorbewusste und archetypische Motive der Platzwahl in Wiener Verkehrsmitteln und Lokalitäten“?
Der Rudl liebt auf alle Fälle den Sauerstoff, aber es kann auch Sauerstoff unter einem Dach sein, zumindest lieber als Stickoxide, wurscht wo. Genau genommen ist ja nicht einmal der Sauerstoff immer ein Guter.

Rost und so

Den brockt einem beispielsweise der Sauerstoff ein. Und den braucht der Rudl circa so dringend wie ein Papiersackerl, wenn es stark regnet. Nichts gegen sauer und als Strukturalist hat der Rudl sowieso nichts gegen Stoff, aber wenn es ums Eisen geht, kann sich der Sauerstoff vom Rudl aus über die Häuser hauen.

Sauerstoff und Wein

Nicht ganz so eindeutig stellt sich das Verhältnis zwischen Sauerstoff und Wein dar. Da gilt es vorsichtig und genau zu sein, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die mittelalterliche Tugend der mâze ist da gefragt. Vom Weinbauer und vom Weintrinker. Wobei sich das Problem für Ersteren doch noch um das eine oder andere Eck schwieriger darstellt als für den Endverbraucher. Muss der Winzer die Fragen nach den richtigen Ausbauorten und -zeiten, dem Schwefel, dem Verschluss, um nur ein paar zu nennen, richtig entscheiden, so beschränkt sich der Handlungsspielraum des Weintrinkers darauf, wie lange vor dem Zusichnehmen er das Flascherl aufmacht und ob er den Inhalt gegebenenfalls temporär begrenzt einer Karaffe anvertraut. Diesbezüglich hat die Revue du Vin de France vor ein paar Jahren einen nicht ganz uninteressanten Versuch gemacht. Man hat von fünf renommierten Weißweinen des Jahrgangs 2010 jeden unter drei unterschiedlichen Sauerstoffeinflüssen verkostet:

1. Variante: aufmachen, vier Minuten Geduld vor dem Glas

2. Variante: aufmachen und vier Stunden Geduld vor der Karaffe

3. Variante: aufmachen und vier Tage Geduld vor der Flasche

Nur der trockene Vouvray von Clos Naudin war vier Minuten nach dem Öffnen in Höchstform. Schoenenbourg von Jean-Michel Deiss und Silex von Dagueneau waren nach vier Stunden ideal zu trinken, Chablis La Forest von Dauvissat und Châteauneuf-du-Pape der Domaine Les Cailloux haben vier Tage lang entschleunigt, bevor sie ihr Bestes gezeigt haben.

Gerade so ähnlich wird Monsieur Rudolf diese Woche ein und den gleichen Wein unter drei verschiedenen Sauerstoffeinflüssen offerieren.

Das kleine Schluckerl 2013, Jacques Maillet

Es wird sich dabei um Le P’tit Canon 2013 von Jacques Maillet handeln, einen Wein, der aus einem Engpass heraus geboren worden ist. 2011 hat Monsieur Jacques nicht ausreichend Ernte für seine Altesse gehabt. Darum hat er kurz entschlossen zu dem, was an Altesse da war, dieselbe Menge Jacquère geschüttet, fünfzig – fünfzig, quasi equidistant, damit es da keine Bröseln gibt zwischen den Traubensorten. Auch die Aufgabenverteilung war klar: Für barocke Opulenz und Eleganz sorgt die Altesse, für aufgeklärte Frische und Kristallinität die Jacquère. Wachsen tun die beiden Rebsorten im selben Weingarten, dem Cellier des Pauvres, einem Terroir aus Sandstein und Kalkgeröll, mit einem unvergleichlichen Ausblick über den Lac du Bourget. Ein Wein von bemerkenswerter Salzigkeit, mit Speisenbegleiterfahigkeiten von bis zu 360 Grad, von Jakobsmuscheln über ein Raclette bis zu geschmortem Geflügel in Morchelrahmsauce. Biodynamie im Garten und im Keller, spontanvergoren, unfiltriert. 35 bis 40 Hektoliter pro Hektar, bei alten Weinstöcken kaum anders möglich. KEIN Orangewine. Meister Jacques schwefelt minimal, wenn dann nur beim Füllen. Manchmal schwefelt er gar nicht. Und da könnte so eine Sauerstoffexpositionsstudie schon einiges hergeben.

Studienrat Rudolf wird also diese Woche

eine Flasche Le P’tit Canon 2013 von Jacques Maillet drei Tag vor einer allfälligen Konsumation öffnen, ein Achtel trinken und das Flascherl hierauf wieder zustoppeln, ohne Vacu Vin.

Den Inhalt einer zweiten Flasche wird er am Donnerstag um 16 Uhr in einer Karaffe der frischen Reindorfer Luft zuführen, sodass Sie diesen Wein dann, falls Sie, sagen wir um 19 Uhr beim Rudl vorbeischauen, nach drei Stunden Karaffage trinken können. Sollte dieses Flascherl am Donnerstag Abend leer sein, wird Herr Rudolf die Versuchsanordnung am Freitag analog wiederholen, was im Fall des drei Tage belüfteten Canons nicht möglich ist, es sei denn der Herr Rudolf löst bis Freitag dieses Problem mit der Lichtgeschwindigkeit. Aber verlassen würde er sich an Ihrer Stelle darauf nicht.

Den dritten Le P’tit Canon 2013 wird Rudolf Polifka öffnen, sobald er in dieser Woche zum ersten Mal bestellt wird. Und Sie können dann drei Minuten warten und ihn trinken, aber Sie müssen nicht. Diesbezüglich ist der Rudl da ja beinahe libertinär.

Wenn Sie möchten, können Sie sich diesen drei Weinderln, die, respektive der genau genommen ein Weinderl in drei Belüftungsvarianterln sind, respektive ist, synchron widmen. An den Gläsern wird das nicht scheitern.

Wein aus drei Flaschen mit unterschiedlich intensivem Sauerstoffkontakt, aber wie fast immer nicht ausschließlich das

am Donnerstag, den 7. Mai und am Freitag, den 8. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Genießen Sie die frische Frühlingsluft, mit oder ohne Weinbegleitung! Herr Rudolf

Hofrat Geiger, Zinédine Zidane und der 1. Mai

In Spitz war es. Da hat seinerzeit Marianne Mühlhuber dem Hofrat Geiger einen ziemlich unterkühlten Empfang bereitet und ihn später dann geehelicht. Das war im Siebenundvierziger Jahr, dem – was man so hört – besten Weinjahrgang, den es in Österreich je gegeben hat. Der Rudl hat einmal eine Flasche aus diesem Jahrgang sein Eigen nennen dürfen. Die Flasche hat er noch immer. Nur von der Güte des Jahrgangs sollte er sich nie überzeugen dürfen, denn dieses Flascherl war mit einem Stoppel aus einem nicht ganz so formidablen Korkjahrgang verschlossen worden.

Grüner Veltliner Honivogl 2006, am 30. April

Die Vorfahren des Winzers, von dem die Familie Hirtzberger einen Veltliner Weingarten gekauft hat, haben wahrscheinlich zu des Hofrats Zeiten schon Honivogl geheißen. Mit einem Vogel hat das nichts zu tun. Heute wächst in diesem Weingarten ein Teil des bekanntesten Grünen Veltliners vom Weingut Hirtzberger. Der Weingarten befindet sich am Fuß des Singerriedels, ist südlich ausgerichtet und weist einen hohen Anteil an Paragneis, Glimmer, Schiefer und erzhaltigem Gestein auf. Das Etikett des Weines verändert sich im Lauf der Jahrgänge, wie das in der Wachau üblich ist, kaum.

Hofrat Polifka wird am Vorabend des 1. Mai eine Flasche Zweitausendsechser Honivogl öffnen. In diesem Jahr hat der Schnee in der Wachau, etwas frei nach Kurt Ostbahns Trost und Rat Sendung vom Palmsonntag 1996, das gemacht, was viele Menschen am 1. Mai in der Früh machen werden: Er ist lange liegen geblieben. Was gefolgt ist, könnte man als anti-zyklischen Witterungsverlauf bezeichnen: heiße, trockene Juni und Juli (wie in jedem Jahr von Fußballweltmeisterschaften), kühler, nasser August, Jahrhundertherbst. Aufgrund von Verrieselung geringe Ernte beim Grünen Veltliner. Aufgrund von Charakter einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte des Fußballs.

Die Nacht des Apostels Philippus und Blech

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gedenken halbwüchsige Jugendliche männlichen Geschlechts traditionellerweise des Apostels Philippus. Der ist für Treue und Ordnung zuständig. Darum tragen die Burschen im Salzburger und Berchtesgadener Land viel, was nicht zusammen geräumt ist, am Kirchenplatz zusammen, von wo es der peinlich berührte Besitzer am anderen Tag nach der Messe wieder mit nach Hause nehmen kann. Nicht immer geht das ohne Randale vor sich. Und nicht immer ohne Industriefusel und Blechdosengschloder. Weinen aus Direktträgerreben sagt man gelegentlich nach, sie würden tobsüchtig machen. Darum versucht man immer wieder, sie zu verbieten. Nach dem Rudl seiner Einschätzung machen in Wirklichkeit Getränke aus Blechbüchsen tobsüchtig. Ob das jetzt mehr am Blech oder an den jeweiligen Kracherln und Bieroiderln liegt, möchte er lieber nicht herausfinden müssen. Wie auch immer, sollte es in Reindorf Alpenländer geben, die dem Brauch des „Philippins“ frönen, ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils vor der Reindorfer Kirche ein passabler Platz, dem Treiben zuzuschauen. Zum Beispiel mit einem Roséwein, der an der Schnittstelle von Berchtesgadener Land und Salzburger Land gewachsen ist, dem RosaReuth vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain, dem einzigen Salzburger Weingut, das den Wein in Salzburg vinifiziert.

Edelfedern und der 1. Mai

Wie immer kredenzt Rudolf Polifka „nicht ausschließlich“ die oben thematisierten Weine. Denn Exklusivität behält er den drei Qualitätsblättern dieser Stadt vor. Das werden die rund um den 1. Mai einmal mehr ganz eindrücklich unter Beweis stellen. Darauf können Sie wetten.

Das Wetter und der 1. Mai

Was man so hört, wird es wieder kühler. Darum offeriert Herr Rudolf auch ein paar Rote, zumal das ja auch farblich nicht ganz unpassend erscheint.

  • Grüner Veltliner Honivogl, Smaragd, 2006, Franz Hirtzberger, Spitz an der Donau
  • RosaReuth, 2011, Reiterhaindl, Großgmain am Grenzübergang Walserberg

… aber nicht ausschließlich diese beiden Weine

am Donnerstag, den 30. April von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Freitag, den 1. Mai ist schulfrei, daher bleibt auch die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Monsieur Rudolf grüßt die Mariandln, Philippi und alle fair gehandelten roten Nelken, die nicht mit Chemie versieft sind!

Georgia on my Mind. Fast keine Hinführung zum Wochenthema

Das Wappen am Leiberl von Sir Paul Gascoigne und Klöch

nicht einmal eine zu Ray Charles. Dürer, Raffael, Donatello und Kandansky haben ihn gemalt. Sein Kreuz ist auf den Leiberln der englischen Fußballnationalspieler. Ein amerikanischer Bundesstaat, Georgien und Richard Löwenherz haben ihn als Schutzpatron. Und das Epizentrum des Traminers, Klöch, auch. Am 23. April haben die Georgs Namenstag und Klöch feiert sein Patrozinium. Darum gibts am Sonntag in Klöch nach der Kirche Standln und am Donnerstag und Freitag beim Rudl vor der Reindorfkirche acht Traminer, die wahrscheinlich älteste in Europa bekannte Edelweinrebsorte. Nach zwei hochpreisigeren Wochenthemen diese Woche wieder ein Thema, über das sich das „Börserl“ freut, wie eine vormals revolutionäre Partei jetzt spießbürgerlich-boulevardinfiziert plakatieren würde.

Heilige Narren und überforderte Trotteln

Aber zurück zu Wesentlicherem: Das mit den Heiligen ist dem Rudl eh nicht ganz koscher, wobei er nicht grundsätzlich etwas gegen die Idee von heiligen Menschen hat. Eher gegen die Auswahl. Georg ist auf alle Fälle aus ein paar Gründen bemerkenswert. Historisch gesichert ist nicht viel, genau genommen nicht einmal, dass es ihn als Menschen gegeben hat. Letzteres einmal unterstellt, wurde er Anfang des vierten nachchristlichen Jahrhunderts unter Diokletian umgebracht. Und Diokletian war ein unguter Patron. Das römische Imperium hatte zu diesem Zeitpunkt vor allem im Westen schon bessere Zeiten gesehen. Unfähige Kaiser waren mit den Krisen überfordert und kompensierten einen Mangel an Format durch Grausamkeit. Heute ist das ganz anders.

Georg gilt in der orthodoxen Kirche als Erzmärtyrer und im Islam als Prophet, insofern pikant, als sich die Höhle des Drachens, den er getötet haben soll, in unmittelbarer Nähe der Kreuzritterburg Crac des Chevalliers befindet. Und auf Crac des Chevalliers war vor gut achthundert Jahren ein selbst innerhalb der Kreuzritter erbittert umstrittener Militärstützpunkt.

Katholische Irrtümer

In der römisch-katholischen Kirche gilt Georg als Heiliger, wobei er 1969 aufgrund von Zweifeln an seiner Historizität aus dem Generalkalender gestrichen worden ist. 1975 hat man ihn dann wieder hinein geschrieben. Manche meinen, Rom sei nicht in der Lage, Irrtümer einzugestehen und richtigzustellen. Möglicherweise haben aber nicht alle römischen Irrtümer die gleiche Halbwertszeit.

Heiligenlegende statt Hollywood-Kitsch

Monsieur Rudolf ist die Historizität nicht so ein großes Anliegen. Ihm ist gegebenenfalls ein guter Mythos oder eine gute Legende lieber als eine historisch gesicherte, farblose Biographie. Die Legenden um Georg handeln von einem grausamen, ständig nur auf Unterschiede und Ausschluss bedachten Zeitgeist, dem Georg Glaube, Standhaftigkeit und Solidarität entgegen gestellt hat. Er hat sein Land an Arme verschenkt, heidnische Götzenbilder zerstört und gegen einen Drachen als das Böse an sich gekämpft. Der Kampf gegen den Drachen ist bemerkenswert. Einer rettet eine jungfräuliche Königstochter vor einem Drachen, der diese als Opfer von der Bevölkerung verlangt. In jeder halbwegs zeitgemäßen Hollywood-Produktion hätte der Held jetzt wie in jedem vernünftigen mittelhochdeutschen Heldenepos die Königstochter geehelicht. Anders der Schurl. Intention seines Kampfes gegen den Drachen ist nicht biedermeierlich-hormoneller Druckausgleich, sondern die Taufe. Eine Watschen für die Machthaber, für den Zeitgeist sowieso.

Althochdeutsches Urheberrecht

Und noch ein Detail an der Georgslegende begeistert Altoenologen Polifka: Um den Beginn des elften Jahrhunderts hat ein bis jetzt und wahrscheinlich noch ein Zeitl Unbekannter in eine Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg das Georgslied hinein geschrieben, und zwar ohne die Möglichkeit von „copy“ und „paste“. Man stelle sich einen Jungakademiker vor, der heute seine Forschungsergebnisse zu einem Thema wie, sagen wir, „Der Beitrag Wiener Boulevardmedien zur Verbreitung humanistisch-aufgeklärten Gedankengutes unter besonderer Berücksichtigung der Förderung von Meinungsvielfalt, parlamentarisch-rechtsstaatlichem Bewusstsein und seiner integrativen Implikationen“ nicht in einer eigenen Bachelor-Arbeit publiziert, sondern anonym in ein Buch seines Professors hinein kopiert. Oder einen sogenannten Volksrocker, der seinen lyrischen Erguss nicht selber vertont, sondern dem Wahlplakatdichterfürsten, der aktuell gerade im Burgenland für Heiterkeit und eine unkonventionelle Orthographie sorgt, schenkt.

Der 23. April und das Waschl-Feld

Übrigens hat sich rund um den Heiligen Georg ein ganzer Haufen Bauernregeln gebildet. So darf man ab dem 23. April die Felder nicht mehr betreten, außer mit dem Traktor oder dem Harvester, wegen der Bodenverdichtung. Für den Rudl ist das eine prägende Kindheitserinnerung. Das Verbot des Betretens der Felder von Bauern ist für ihn damals gleichrangig mit den zehn Geboten gewesen. Im Winter hat er dürfen. Im Frühling auch noch ein Zeitl. Aber dann war der Kuhzaun rund um das Waschl-Feld wieder ungefähr so überwindbar wie der Eiserne Vorhang.

Caviste Rudolf Polifka hofft, Ihnen mit diesen Zeilen Gusto auf die folgenden acht Traminer gemacht zu haben:

  • 2007 Vin Jaune, Domaine Pignier, Jura – In den Vin Jaune darf nur Savagnin hinein. Und Savagnin sagen sie im Jura zum Traminer. Mindestens sechs Jahre und drei Monate muss der Vin Jaune in einem kleinen Holzfass liegen. Dabei verdunsten etwa vierzig Prozent. Wenn alles so läuft, wie der Weinbauer es will, bildet sich auf dem Weine eine Hefeflorschicht als Schutz. Die wird dann nach sechs Jahren und drei Monaten am ersten Februarwochenende feierlich durchstoßen. An diesem Wochenende darf die Öffentlichkeit den Wein kosten und erst dann wird er gefüllt, und zwar ausschließlich in 620 Milliliter fassende Flaschen, die Clavelins. Möglicherweise sind das wirklich die haltbarsten Weine der Welt. Verkostungen von Flaschen aus der Zeit vor der Französischen Revolution lassen das zumindest als nicht ganz ausgeschlossen erscheinen. Schmecken tut der Vin Jaune nicht erst nach zweihundert Jahren Flaschenreife nach grünen Walnüssen, Curry, und was weiß der Rudl noch was. Passen tut er besonders ideal zu einem gereiften Comté aus dem Jura. Drum wiederholt Herr Rudolf an dieser Stelle wieder einmal, dass es ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich die festen Nahrungsmittel in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils selber mitbringen und ebendort verzehren. An den Jausenbrettln und -messern wird es sicher nicht scheitern. Die sind vorhanden.
  • 2010 Mont Blanc, Ayse Brut zéro, Domaine Belluard, Rebsorte Gringet – So heißt der Traminer in Savoyen und „Champagne des Alpes“ nennen sie diesen Schaumwein im Rest von Frankreich.
  • 2013 Gewürztraminer Premium, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March – eine Referenz
  • 2008 Weißer Traminer Oberer Höhweingarten, Rudolf Fidesser
  • 2006 Gelber und Roter Traminer, Umathum
  • 2008 Gewürztraminer Sankt Andrae DOC, La Vis, Südtirol – In Südtirol gibt es den Ort Tramin. Viele halten das für eine ausreichendes Motiv, dort die Hochburg des Traminers anzunehmen. Die Klöcher nicht.
  • 2010 Tsinandali, Badagoni – kein Traminer, sondern Rkatsiteli und Mtsvane, dafür aus Georgien
  • 2003 Gewürztraminer Exquisit, Josef Wonisch, Klöch
  • 2013 Traminer Classic, Josef Wonisch, Klöch – Bleibt man jetzt nicht gleich beim Ortsnamen hängen, dann ist man hier im Zentrum des Traminers, „aufgrund einer geologischen Anomalie“, wie es Wikipedia nennt, nicht aber erklärt. Und schaut man sich gereifte Weinliteratur an, dann werden die vulkanischen Basaltböden in Klöch immer wieder als die kongeniale Grundlage für den Traminer genannt. Zwei Weine vom Weingut Wonisch, zwischen denen zehn Jahre liegen und die zeigen, dass ein guter Traminer reif wird, ohne dabei alt auszuschauen.

Acht Traminer, aber nicht auschließlich das

am Donnerstag, den Georgstag und am Freitag, den 24. April

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht den Georginen und Georgen alles Gute zum Namenstag und allen eine plaisante Frühlingswoche!

Sauvignon Blanc. Rebsorte, Welt- und Sittenbild

Leise und laut

Stellen Sie sich den ehemaligen Ö3-Musicbox-Moderator Günter Brödl vor. Und drehen Sie heute das Radio in der oberen Hälfte der UKW-Megaherz-Skala auf. Stellen Sie sich einen Winzer wie Sepp Muster oder Josef Lentsch vor. Und stellen Sie sich einen Winzer vor, der am liebsten sein eigenes Selbstdarstellungsgetöse hört. Das alles ist Sauvignon Blanc: vornehm und virtuos, aber auch künstlich und primitv … oder eine von tausend Facetten dazwischen.

Vor sieben oder acht Jahren war es.

Sauvignon Blanc hin, Sauvignon Blanc her, Sauvignon Blanc-Kongress, Sauvignon Blanc-Steiermark gegen den Rest der Welt, Sauvignon Blanc dies, Sauvignon Blanc das. So schnell geht das. Erst jetzt gibt es die weltweit zweitwichtigste Weißweinrebsorte nach dem Chardonnay, eine Woche nach den Chardonnays, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils als Wochenthema. Wobei das mit der Wichtigkeit eine relative Sache ist. In Italien und dem Cognac, wo Tebbiano, vlg. Ugni Blanc gedeiht, würde man das so ziemlich sicher nicht stehen lassen. Geschrieben wird es trotzdem immer wieder. Und mit einer Steigerungsrate von siebzig Prozent zwischen 2000 und 2010 kann der Ugni Blanc nicht mit, wobei diese Steigerungsraten nicht nur der angeblich Alten Welt anzuhängen sind.

Die alte Welt

Polifka wird diese Woche ausschließlich Sauvignons, die nicht weiter als zweitausend Kilomter von Wien aufgewachsen sind, entkorken. Nicht weil er glaubt, dass es über den großen Wassern keine guten Sauvignons gibt. Aber wenn er in Betracht zieht, wie schwierig es ist, in Österreich an einen wirklich guten Sauvignon aus Frankreich oder Italien zu kommen, dann kann er sich ungefähr ausrechnen, was das für australische, südafrikanische oder chilenische Sauvignons sind, die man hier mir nix dir nix kaufen kann. Um in Übersee an die Sauvignons mit Lizenz zum Begeistern zu kommen, muss man sich vermutlich dorthin begeben und dort ein bissl genauer hinschauen. Da der Rudl aber viel lieber mit Kinderwagen und rauchendem Dampfross als mit dem Aeroplan auf Studienreise geht, muss er neueweltsauvignonmäßig sicherheitshalber passen.

Embm und Feuersteine

Dass Sauvignon Blanc weltweit so weit verbreitet ist, sagt vielleicht sowieso mehr über die Welt als über den Sauvignon. Dem Rudl seine Lieblingsrebsorte ist er auf alle Fälle einmal gewesen. Und er trinkt Sauvignons immer noch gerne, sofern sie nicht nach Marshmellow-Embm schmecken oder sich irgendein ridicules steirisches Village-Taferl umhängen. Die eindrucksvollste Weinerfahrung von Monsieur Rudolf war ein Sauvignon, ein Silex 1999 von Didier Dagueneau. Seine unangenehmsten Erfahrungen in Sachen Wein waren aber sicher auch Sauvignons. Das ist vielleicht das Spannende an Wein und darum kommt er von dieser Rebsorte auch nicht los. Aber das will er gar nicht.

Rebsortensteckbrief

Rebsortenchrakteristisch werden Stachelbeere, Brennessel, Cassis und Paprika gerne mit Sauvignon Blanc in Verbindung gebracht. Auch eine gewisse Rauchigkeit gilt heute als ziemlich angesagt. Die kann von einem Feuersteinboden kommen, bei Weinbaumeistern, die gerne und viel schwefeln, aber auch von einer Überdosis Sulfite.
Sauvignon wächst kräftig, neigt zu Verrieselung, weshalb man, selbst wenn man wollte, kaum mehr als sechzig bis siebzig Hektoliter pro Hektar herausbringt. Vom Sauvignon Graf von Sepp Muster gibt es zwanzig bis fünfundzwanzig Hektoliter pro Hektar.

Diese Woche also, wie immer nicht ausschließlich, Sauvignons aus dem gedachten Halbmond zwischen Pessac-Leognan und dem slowenischen Karst hinter Triest.

1979 Château Smith Haut Lafitte Blanc, Pessac-Leognan
In etlichen französischen Weinregionen gibt es Sauvignon Blanc. Wirklich entscheidend ist er für den trockenen Weißen von Bordeaux und vor allem natürlich für den Sauternes. In beiden muss er sich für gewöhnlich den Platz in der Flasche mit dem Sémillon teilen, manchmal auch als Dreier mit der Muscadelle. Ganz wenige bauen den Wein dort reinsortig aus, Smith Haut Lafitte schon, wobei ein Anteil von fünf Prozent auf den Sauvignon Gris entfällt.

2001 Klaus Prünte, Sauvignon Grassnitzberg
Von den konventionellen Winzern in der Steiermark einer der Lieblingswinzer vom Rudl, leider schon in der Rentn.

2006 Alphonse Mellot, AOC Sancerre, Edmond
Im Loire-Tal liegt ziemlich sicher der Ursprung des Sauvignon Blanc. Sancerre und Pouilly Fumé gelten als seine Referenz-Appellationen. Alphonse Mellot als die Referenz in Sancerre.

2006 Branko und Vasja Čotar, Sauvignon Blanc
Orangewine aus dem slowenischen Karst – hier schon beschrieben

2006 Otte Riegelnegg, Sauvignon Blanc Exzellenz
sechs Monate in Barriquefässern

2008 Weingut Kollwentz, Sauvignon Blanc, Steinmühle
Karge Feuersteinböden, pannonisches Klima, großes Holzfass

2008 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Graf
Alte Rebstöcke auf den charakteristischen kargen Opok-Böden der hofnamensgebenden Lage Graf. Zwei Jahre im großen Holzfass ausgebaut.

2012 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Gräfin
Selbe Lage, fast der gleiche Ausbau, nur dass die Gräfin zwei bis vier Wochen auf der Maische gärt.

2013 Weingärtnerei Engelbrecht, Muskat Sylvaner, Etsdorf, Kamptal
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren viele in der Monarchie auf die Franzosen nicht so gut zu sprechen. Das ist terminologisch nicht ohne Folgen geblieben. Man wollte vermeiden, dass etwas geschmacklich Convenierendes mit Frankreich in Verbindung gebracht wird. Darum hat man den Sauvignon Blanc auf „Muskat Sylvaner“ umgetauft. Nicht weil er aus einer Kreuzung von Muskateller und Sylvaner hervorgegangen wäre, sondern weil er geschmacklich ausgeprägt wie der Muskateller schmeckt und sein Rebstock an den des Sylvaners erinnert. Die Weingärtnerei Engelbrecht aus dem Kamptal reminisziert an diese Episode.

2013 Roman Oppenauer, Sauvignon Blanc, Poysdorf
Wenn schon kein süßer dabei ist, dann wenigstens ein halbtrockener. Bei vielen Grünen Veltlinern aus dem Weinviertel hat Rudolf Polifka seine Schwierigkeiten, sie von steirischen Sauvignons zu unterscheiden. Vielleicht ein Motiv, sich Weinviertler Sauvignons genauer anzuschauen. Unwahrscheinlich dass man die dann mit steirischen Gevaus verwechselt.

2014 Biohof Heideboden, Gottfried Tschida, Sauvignon Blanc, Pamhagen
10,5 Prozent Alkohol – Jahrgang 2014 ernst genommen
Nicht ausschließlich diese Weine gibt es

am Donnerstag, den 16. April und am Freitag, den 17. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf die Stachelbeeren aus dem Garten und den Feuerstein im Boden! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhanldung Rudolf Polifka et Fils erhalten möchten.

Monsieur Uibel gegen Chablis, Chassagne-Montrachet und Meursault

Standpunkte

So viel gibt es gar nicht, was dem Rudl wirklich auf die Nerven geht, zumindest solange er halbwegs ausgeschlafen ist. Aber die Arbeitshypothese, dass österreichische Weine „mindestens so gut wie“ und „viel billiger als“ französische seien, die enerviert ihn zugegebenermaßen schon ein bissl.
Vielleicht kann man über Geschmack wirklich streiten, über Klischées auf jeden Fall. Und der Standort bestimmt sicher auch den Standpunkt, der im Fall von Caviste Rodolphe halt ein francophiler, um nicht zu schreiben ein montagnarder ist. Weil wir gerade dabei sind: Sollte jemand das rezipieren, der in der Bildungspolitik oder wo anders etwas zu sagen hat, oder jemand, der jemanden kennt, der dort etwas zu sagen hat, oder jemand … Unter „Standpunkt“ versteht Rudolf Polifka etwas, über das man zumindest eine halbe Stunde oder so nachgedacht hat und an das man sich danach zumindest noch eine halbe Stunde oder auch eine Spur länger erinnern kann, auch wenn dann irgendein Würschtel wahrscheinlich schon den nächsten Trend durchs Dorf getrieben haben wird.

Tradition

Zurück nach Frankreich. In Anbetracht der Weinbautradition, auf die dieses Land blickt und in Anbetracht des Stellenwerts, den der Wein in Frankreich immer noch genießt, ist es vielleicht gar nicht so verwunderlich, dass manche französischen Weine ausgesprochen gut schmecken, dem Rudl auf alle Fälle. Der findet es auch nicht weiß Gott wie erstaunlich, dass viele englische Fußballmannschaften tendenziell besser kicken als indische oder katarische. Und es gibt ausgesprochen gute französische Weine – Punkt

Leistung

Genau! Das ist doch noch etwas, das den Blutdruck vom Rudl um das eine oder andere Bar steigen lässt. Er hat den Eindruck, dass Leistung heute nicht unbedingt ganz hoch im Kurs steht. Abgesehen von Wahlkampfslogans gilt man da schnell einmal als ziemlich alt, wenn man davon spricht. Namhafte Berater etwa können sich manchmal an Leistungen gar nicht mehr erinnern. So genieren sie sich dafür. Smartes, gewinnendes Auftreten. Antworten grundsätzlich ausschließlich auf Fragen, die nicht gestellt worden sind. Und ein Dauergrinsen, das das schonendste zu sich genommene Menü die Richtung wechseln lässt. Das sind die Bausteine für Erfolg. Und das scheinen auch die zentralen Bildungsziele zu sein.
Dass man dann ausgerechnet vom Wein eine Leistung verlangt, … da tut sich der Herr Rudolf wirklich schwer. Was für eine Art von Leistung kann ein Wein erbringen? Aus der Perspektive eines Weins formuliert: Wo war meine Leistung?

Preis

Über eines braucht man auf alle Fälle nicht zu streiten: Wenn man Frankreich nicht auf die namhaften Weingüter in Bordeaux und Burgund reduziert, dann kosten französische Weine tendenziell weniger als österreichische, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass der französische Weinmarkt nicht von einem Zeitgeisttandler dominiert wird. Ganz sicher auch damit, dass auf französischen Weinbauflächen mehr genießbare und auch nicht ganz so genießbare Massenweine wachsen, als jemand trinken möchte.

Vergleiche

Oft machen einen gerade Dinge fuchtig, gegen die man selber nicht gefeit ist. Unterbewusst oder bewusst. Und da hat sich der Rudl unlängst zur Bemerkung hinreißen lassen, dass der Chardonnay von Leo Uibel einer der allerbesten in Österreich ist. Ob das stimmt oder nicht, werden Sie hier nicht erfahren. Wenn Sie das wissen wollen, dann müssen Sie es selber ausprobieren. Sicher nicht die blödeste Idee, mit dem lebenslangen Lernen Ernst zu machen. Und Chardonnays, die etwas auf sich halten, respektive solche, die wollen, dass man etwas von ihnen hält, werden im Fachhandel ja in ausreichender Zahl angeboten. Wenn Sie den Chardonnay von Monsieur Uibel beim oben erwähnten Tandler nicht kriegen, dann können Sie ja beim Rudl vorbeischauen.

The World in Weinland is too small.

Innerösterreichische Vergleiche sind nett. Aber Österreich ist halt nicht mehr so groß. Diese Erleuchtung ist seinerzeit schon einem Geistesriesen aus Vorarlberg zuteil geworden. Monsieur Rudolf lässt daher Leo Uibels Chardonnay 2011 gegen die burgundische Dreifaltigkeit antreten: Meursault, Chassagne und Chablis. Jeder Ausgang möglich.

Chassagne-Montrachet – Ton und Kalk
Domaine Bernard Moreau et Fils, Les Chenevottes, Chassagne-Montrachet Premier Cru, 2007

Meursault – Mergel und Kalk
Domaine Buisson-Charles, Meursault Vieilles Vignes, 2007

Chablis – Kimmeridge Kalk
Domaine Raveneau, Chablis, 2011

und weil der gelegentlich mit Raveneau verglichen wird, muss auch der
Muscadet – Gabbro (so etwas von Nicht-Kalk)
Domaine Michel Brégeon, Muscadet Cru Gorgeois, 2004 – 89 Monate „sur lie“ dazu

und eben
Weinviertel – in der Riede End des Berges über 80 Prozent Kalk
Leo Uibel, Chardonnay Reserve, 2011

Nicht ausschließlich diese fünf Weine

am Donnerstag, den 9. April und am Freitag, den 10. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind
Traminer Classic 2013, Weingut Wonisch, Klöch
Gewürztraminer Premium 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March und
Blaufränkisch 2013, Weingut Beilschmidt, Rust

verfügbar.
Und auch das Bräustübl Märzen aus Salzburg-Mülln gibt es wieder zu trinken.

Auf den Empirismus und auf den Rationalismus noch viel mehr! Herr Rudolf

Karwoche geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist in der Karwoche geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Donnerstag, der 9. April

Thema dann: De soin drobm bleibm. Das könne wir schon lange.

Einen strapazgeminderten Start in die Sommerzeit und Frohe Ostern!

Rudolf Polifka, Femme et Fils

auch bald 60

Sechzig Jahre Südsteirische Weinstraße

Am 15. Oktober 1955 hat Josef Krainer Vater die erste steirische Weinstraße eröffnet, die südsteirische. Sie verläuft von Spielfeld, beziehungsweise Ehrenhausen über Berghausen, Ratsch und Gamlitz bis Leutschach, streckenweise auf slowenischem Staatsgebiet. Das macht sie mondän und verschafft ihr gelegentlich zusätzliches Medieninteresse.

Der Rudl mag diese Gegend wie eine zweite in Österreich, den Seewinkel. Im Herbst ist es auf der Südsteirischen Weinstraße schön, darum herrscht dort ein Betrieb wie freitagnachmittags am Wiener Gürtel. Ende März mag Herr Rudolf sie am allerliebsten. Da hebt es an zu blühen, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein halbwegs ein Winter, der diesen Namen auch verdient hat, vorausgehend und vorausgesetzt, ist das die reinste Freude. Schlüsselblumen, Ostereier, Sauvignons, Schneeflecken auf Sveti Duh, Schafkäse, jede Menge Kren und eine ziemliche Ruhe. Viel mehr geht eh nicht.

Früchte oder Zuckerl?

Seinerzeit, in den Lernjahren von Rudolf Polifka, waren für ihn trockene steirische Weißweine das High End in Sachen Wein. Irgendwann dann, wann genau kann der Rudl gar nicht mehr sagen, haben zumindest in seiner Wahrnehmung immer mehr von diesen Weinen begonnen, ziemlich rabiat fruchtig zu schmecken. Nichts gegen fruchtig und auch nichts gegen rabiat als solches, aber was zu viel ist, ist zu viel. Vor allem manche Sauvignon Blancs haben geschmeckt, als wären sie von einem unter vielen Schulkindern beliebten gelatinehaltigen Bären befallen. Warum die Fachpresse da mitgespielt hat, weiß der Rudl nicht. Und so wichtig ist es vielleicht auch gar nicht. Das Weinviertel hat sich daraufhin nicht lumpen lassen. Es hat einen DAC kreiert. Einige von seinen Veltlinern waren von den steirischen Zuckerln kaum zu unterscheiden. Gebietsspezifisch war daran ziemlich sicher höchstens die Reinzuchthefe. So oder so ähnlich hat der Rudl diese Weine damals wahrgenommen. Für ihn sind sie ungefähr so notwendig wie Laubbläser. Und ganz ehrlich gesagt, glaubt er, dass sie auch für Zeitgenossen, die einen Laubbläser verwenden, gemacht werden.

Aber unerfreuliche Entwicklungen fördern gar nicht so selten erfreuliche Gegenbewegungen. Wie auch immer, biodynamische Weine aus der Steiermark sind heute weltweit ein Begriff und gefragt.

Von Liefering bis Bad Radkersburg

Das Erste, was Herr Polifka an steirischen Weinen zu sich genommen hat, war ziemlich sicher von der Erzherzog-Johann-Winzergenossenschaft in Ehrenhausen. Von der gab es und gibt es noch immer ein ganz kleines Auslieferungslager in Salzburg-Liefering. Biographisch beginnt die Südsteirische Weinstraße für Rudolf Polifka deshalb Liefering, gleich hinter der Bahnunterführung.

Jetzt ist der Rudl bei Gott nicht einer, für den etwas erst Realität ist, wenn er davor ein Selfie angefertigt hat. Aber wie es vor, nach, links und rechts von der Südsteirischen Weinstraße ausschaut, das hat er dann schon wissen wollen. Und dabei ist er auf sieben andere Weinstraßen in der Steiermark gestoßen.

Da gibt es zum Beispiel ganz in der Nähe die Klapotetz Weinstraße. Sie führt von Arnfels über Eichberg-Trautenburg nach Glanz, wo sie die Südsteirische kreuzt, und dann weiter nach Langegg.

Manche Weingärten an der Sausaler Weinstraße zählen zu den steilsten Europas. Die führt nämlich von Leibnitz durch das Sulmtal bis Fresing und dann hinauf nach Kitzeck, dem Alpe d’Huez unter den österreichischen Weinbauorten, wenn Sie so wollen. Ob es jetzt mehr an der Hangneigung oder mehr an den kargen Schieferböden liegt, vermag der Rudl nicht zu beurteilen. Aber dass sich viele Weine aus dem Sausal durch eine ganz eigenständige Charakteristik auszeichnen, meint er schon immer wieder herauszuschmecken.

Im Uhrzeigersinn kann man dann von Eibiswald bis Ligist über die Schilcher Weinstraße fahren. 1989 hat man mit ihrer Beschilderung begonnen. Wenn man über das Alter der meisten anderen steirischen Weinstraßen etwas in Erfahrung bringen möchte, erfährt man ganz schnell ganz viel über die Römer, aber nichts über die letzten fünfzig Jahre.

Dann kommt einmal Graz mitsamt seinem Becken. Da gibt es keine Weinstraße. Erst drüben in Gleisdorf geht es dann über die Oststeirische Römerweinstraße nach Pischelsdorf, Stubenberg, Hartberg bis Bad Waltersdorf. Diese Weinstraße feiert heuer auch einen runden Geburtstag. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt und mit der südsteirischen sicher noch nicht per Du.

Die Thermenland Weinstraße beginnt in Fehring. Über Unterlamm und Übersbach gelangt man nach Riegersburg und kann sich dort die Weingärten, die bis vor wenigen Jahren von Andreas Tscheppe biologisch bewirtschaftet worden sind, anschauen. Jetzt machen dort andere Wein. Man kann aber auch direkt nach Markt Hartmannsdorf zu Gottfreid Lamprecht fahren. Seine Weingärten werden immer noch biologisch bewirtschaftet. Über den „Saurüssel“ kommt man nach Feldbach. Und mit der Frage, ob es zwischen dem einen oder anderen neuen Poysdorfer Saurüssel und manchen steirischen Sauvignons zu viel aromatische Ähnlichkeit gibt, wird Sie der Herr Rudolf jetzt nicht sekkieren. Obwohl … reizen würde ihn das schon.

Von Fehring nach Süden geht es dann auf die Klöcher Weinstraße. Über Kapfenstein kommt man zur gesamtsteirsichen Vinothek in Sankt Anna. Die hat eine ausgesprochen schöne Terrasse. Dann geht es nach Deutsch Haseldorf, wo man sich entscheiden muss, ob man rechts am Königsberg vorbei nach Pichla oder links vorbei nach Klöch fährt. So oder so kann man nachher in Bad Radkersburg den berühmtesten Lungauer Bach bei der Ausreise aus Österreich zuschauen.

Hat man etwas gegen Buschenschanken, dann ist es vielleicht gscheiter, in Frutten-Gießelsdorf die Klöcher Weinstraße zu verlassen und sich westwärts zu halten. Da beginnt die Südoststeirische Hügellandweinstraße. Sie können da dann über Straden bis Sankt Peter am Ottersbach fahren, sich die Landschaft anschauen, Wein kaufen. Wenn Sie in einer, respektive einem Buschenschank eine Pause machen möchten, rät Ihnen der Rudl sich vor Antritt der Reise kundig zu machen. Denn so wahnsinnig viele Buschenschanken gibt es auf dieser Weinstraße nicht.

Warum Rudolf Polifka sich bemüßigt gefühlt hat, Ihnen diese Ausführungen über die acht steirischen Weinstraßen zukommen zu lassen, weiß er mittlerweile nicht mehr genau. Sie werden als Wochenthema der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ in diesem Jahr ziemlich sicher einmal vorkommen. Gar nicht ausgeschlossen, dass das in der Woche vor dem 15. Oktober sein wird. Diese Woche auf alle Fälle nicht! Denn diese Woche widmet Gratulant Rudolf Polifka jedem einzelnen Jahr der sechzigjährigen Geschichte der Südsteirischen Weinstraße. Darum kredenzt er jetzt, ein paar Monate vor ihrem Geburtstag, wo dort noch nicht der Teufel los ist – wie fast immer nicht ausschließlich – fünf Südsteirer, die es insgesamt auf sechzig Jahre bringen.

Halb so alt wie heute war die Weinstraße, als der Everton FC Europacöpsieger geworden ist und Otto Riegelnegg eine Weißburgunder Spätlese geerntet hat.

1985, Weißburgunder Spätlese, Otto Riegelnegg, Olwitschhof, Sernau

Zwölf Jahre später wird ein Verein österreichischer Fußballmeister, der sich heute nach einem Getränk benennt, das dem Rudl nicht schmeckt und dessen berühmteste Verpackung der Rudl von heute auf morgen mit einem saftigen Pfand belegen, noch lieber aber gleich verbieten würde. Seinerzeit war dieser Verein nach einer Versicherung benannt. Sympathischer war er dem Rudl deshalb auch nicht. Bei Josef Puschnig hat 1997 weder der Morillon noch der Sauvignon ganz durch gegoren. Für manche Winzer und Endverbraucher ist so etwas eine Katastrophe. Für Josef Puschnig war es das nicht. Sein Vater hate schon ab 1948 als Verwalter im Schloss Gamlitz Sauvignon Edelreiser selektioniert. Ab 1959 dann für seinen eigenen Betrieb und für viele Kollegen.

1997, Morillon Spätlese, Josef Puschnig, Glanz an der Weinstraße

Über den Sauvignon Opok von Maria und Sepp Muster hat der Rudl hier etliche Male geschrieben. Der ist vor allem in kühlen Jahren sein Lieblingswein aus diesem Hause und einer seiner Lieblingsweine überhaupt.

2009 Sauvignon vom Opok, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Würde der Polifka-Rudl nicht so salopp mit seiner eigenen Biographie vor der Gründung seiner Weinhandlung umgehen, dann dürfte er möglicherweise nur Weine vom Rebenhof in Ratsch anbieten. Hartmut Aubells Spontanvergorene sind nicht nur ungewöhnliche Verschnitte, sondern nach Klassikern der nicht mehr ganz jungen Filmgeschichte benannt und etikettiert. Lawrence 300/50 besteht aus Sauvignon Blanc, Morillon und Riesling.

2012 Rebenhof Hartmut Aubell, Lawrence 300/50, Ratsch an der Weinstraße

Das ganz große Griss um Orangeweine scheint jetzt auch in Österreich abzuebben. Zeit, sich wieder intensiver den wirklich großen dieses Weinstils zu widmen:

2012 Erde, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Das, aber nicht ausschließlich das

am Donnerstag, den 26. März und am Freitag, den 27. März

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Ad multos annos und weniger Fungizide und Herbizide! Weinstraßenmeister Rudolf Polifka

 

Sollten Sie am letzten Freitag, den 20. März versucht haben, in Weinagenden oder anderen Angelegenheiten mit dem Rudl in Kontakt zu treten, ersuche Sie dieser um einen neuerlichen Versuch. Das mobile Endgerät von Rudolf Polifka wurde Opfer eines sogenannten Softwareschadens. Und so einen Softwaresschaden überleben scheinbar nur die aller sinnlosesten Daten und Funktionen auf so einem Ding.

 

In der Karwoche ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ geschlossen.

 

57 + 3 = eh

Am 22. März wird oder würde – wie man das halt sieht – Günter Brödl sechzig.

Ich habe ein ziemliches Zeitl nach einem passenden Weinmotto gesucht. Aber so etwas ist natürlich ein Unsinn. Nicht nur weil der Trainer Bier getrunken hat. Jedes Motto wäre viel zu wenig.

Diese Woche gibt es deshalb drei Franzosen, die man, wenn man will, mit dem, was der Trainer geschrieben hat, in Verbindung bringen kann. Der Rest wird sich ergeben und dem Trainer hoffentlich nicht ganz ungerecht werden. Direkt konstruiert hat der auch nichts, wenn mein Gefühl nicht trügt.

Plume d’Ange, Les Cailloux du Paradis (Etienne Courtois), Lt 2008, Vin de table français

Le Feu, Dominique Belluard, 2012, AOP Savoie

La Petite Robe, Jean-Yves Peron, 2012, Vin de France

Darüber hinaus, aber diese Woche wieder nicht ausschließlich, einen Wien aus dem Lieblingsweingarten vom Wirt und Winzer mit dem weltweit besten Musikgeschmack, einen Sekt aus Rust, mein Lieblingsbier und Milch.

Donnerstag, den 19. März und Freitag, den 20. März
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Danke Trainer!

Urgestein exclusiv! Polifkas Zugeständnis an die „So …-Edelfedern“

Konverse Verben

 

Es gibt Lehrer, die oft und gerne darauf hinweisen, dass sie von ihren Schülern viel lernen. Nicht dass der Rudl derlei nicht für möglich halten würde, aber irgendwie klingt in den Ohren vom Rudl da immer ein bissl etwas Unheimliches mit. Schon allein grammatikalisch ist ihm die Unterscheidung zwischen Aktiv und Passiv wichtig. Die ist auch für die Justiz nicht ganz unwesentlich. Dazu gehören die transitiven und intransitiven Tunwörtern, aber auch die konversen Verben, die ein und dieselbe Tätigkeit aus zwei verschiedenen Perspektiven benennen, „geben“ und „nehmen“ zum Beispiel, aber auch „lehren“ und „lernen“. Und für einen Systematiker wie den Rudl ist eben nicht alles willkürlich, Verhandlungssache oder eine Frage der Präsentationstechniken. Darum hätte das pädagogische Urgestein Rudolf Polifka gerne, dass der Lehrer mehr weiß als der Schüler. Das geht nicht immer, aber es ist ziemlich sicher nicht der allerschlechteste Anspruch.

 

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ist anders: Urgesteine

 

Sie ist die wahrscheinlich einzige Bildungseinrichtung der Welt, wo der Erklärer wirklich viel von seinen Gästen lernen kann, zumal die eine oder der andere von denen ja auf der Universität für Bodenkultur studiert hat. Trotzdem wäre es dem Rudl peinlich, ein Wochenthema auszugeben und sich dann die Bedeutung desselben von seinen allfälligen Gästen erklären zu lassen. Darum wollte er den Steinderln vorher ein bissl auf den Grund gehen. Und dabei ist er, wie befürchtet, drauf gekommen, dass er keine Ahnung hat, was Urgestein ist. Abgesehen einmal von Urgesteinen wie Heinz Conrads oder Peter Rapp. Aber was „Gneis“, „Granit“, „Schiefer“ oder ähnliche Begriffe genau bedeuten, weiß er nicht. Und er hat sie bis jetzt wie Synonyme verwendet. Die Steine haben das scheinbar verkraftet. Daran, dass das falsch ist, ändert das aber nichts. Eines weiß Caviste Rudolf jetzt auf alle Fälle: Man teilt Gesteine in drei Gruppen ein.

 

Drei Gruppen von Steinen

 

Die magmatischen Gesteine sind aus den nicht besonders gemütlichen Tiefen der Unterwelt nach oben befördert worden. Man unterscheidet die dann noch einmal nach dem Ort ihrer Erstarrung. Was die Belange des Rudl betrifft, sind da vor allem Basalt (Klöcher Traminer), Gabbro (Muscadet Gorgeois) und Ophite (Irlouléguy Pantxuri) wichtig.

 

Die Sedimentgesteine haben, wie man so schon sagt, Ameisen im Hintern. Die sind viel unterwegs. Das kann das verschiedenste Material sein, pur oder verschnitten. Und das können auch sehr verschiedene Verkehrsmittel und Motive sein. Kalk von Meerestieren ist da sehr berühmt. Wenn man in Chavignol bei Sancerre durch die Rebzeilen auf den Mont Damné kraxelt, stolpert man förmlich über versteinerte Muscheln und Schnecken.

 

Heiße Simmeringer Gehsteigkanten und die Unterwelt

 

Beiden, den erstarrten Lavaströmen wie den Ablagerungen, kann es passieren, dass sie durch Verschiebungen an der Erdkruste in die Unterwelt transferiert werden. Dort herrscht naturgemäß ein hoher Druck und dort ist es heiß. Heißer noch als im Sommer an der Gehsteigkante drüben an der Bitterlichstraße, dem östlichen Ende der Alpen. Dort ist es so heiß, dass dort die beste Musik zwischen dem Lungau und Louisiana entsteht. So oder so ähnlich hat das Kurt Ostbahn einmal erklärt. Für eine gute Musik ist es in der Erde drinnen schon zu heiß, aber ein passabler Weingartenboden kann dort schon entstehen. Da wird dann kristallisiert, geschmolzen, gemischt und vor allem gefaltet, dass es eine Freude ist. Und heraus kommt ein metamorphes Gestein: Gneis, Granulite oder eine der diversen Schieferarten, je nachdem was für ein Material vorher von der Tektonik in die Untiefen hinunter gedrückt worden ist. Jetzt wäre es um den ganzen Energieaufwand natürlich jammerschade, wenn das alles tief unter der Erde bleiben würde. In der Unterwelt gibt es keinen Weinbau. Wobei es ja schon Weine gibt, deren Geschmack selbst an dieser zugegebenermaßen mehr theologischen als geologischen Erkenntnis zweifeln lassen. Allerdings erklärt auch ein Labor als Terroir die eine oder andere Grausligkeit. Zurück zu Pluto. Irgendwann erodieren die darüber liegenden Schichten. Oder die Tektonik wird aktiv und befördert die metamorphierten Gneise, Granulite und Schiefer nach oben.

 

Geduld!

 

Sie sehen schon, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe: Das Urgestein als Weingartenboden ist nichts für ungeduldige Zeitgenossen. Bis so ein Weinbergboden fertiggestellt und der darauf gepflanzte Weingarten im Ertrag ist, braucht das Zeit. Darum sind Urgesteinsböden tendenziell alt, worauf das Präfix Ur- freilich schon ein dezenter Hinweis ist. Der Rudl würde jetzt nichts lieber tun, als Sie von den Geburtsdaten von Muscadet, Conflans, Cevins, Wachau, Kamptal, Weststeiermark, Sausal und Jois in Kenntnis zu setzen. Aber das mit dem Alter von Steinen scheint eine difficilere Sache zu sein. Das zu verstehen braucht Zeit. Vielleicht bietet sich einmal die Gelegenheit, den einen oder anderen Weinberg in seiner Genesis unter die Lupe zu nehmen. Aber davor ist noch das eine oder andere zu lesen. Diese Woche begnügt sich Geotheooenologe h.c. Rudolf Polifka damit, Ihnen aus den oben erwähnten Gegenden glasweise Weine anzubieten, deren metamorphe Weinbergböden Botschafter einer tieferen Welt und einer früheren Zeit sind. Und wer gerade abstinent lebt, kann sich die Steine, auf denen der Wein wächst, auch einfach anschauen.

Diese Woche also Weine von metamorphen Urgesteinsböden und zwar aussschließlich exklusiv und aus vier Jahrzehnten, von 1985 bis 2013

 

von Nordwest nach Südost:

 

  • Muscadet Sèvre-et-Maine, 2010, Michel Brégeon
  • La Grande Journée, 2012, Jean-Yves Peron, Conflans – direkt hinter dem Kirchturm von Saint Sigismond in Albertville. Viel weniger kann sich ein Winzermeister in die Angelegenheiten seines Weines nicht einmischen, Rebsorte Altesse
  • Schiste, 2012, Domaine des Ardoisières – selber Jahrgang wie La Grande Journée, keine zehn Kilometer davon aufgewachsen, auch biodynamisch, aber nicht orange
  • Améthyste, 2011, Domaine des Ardoisières – Rotwein aus den beiden autochthonen savoyardischen Rotweinrebosrten: 60 % Persan, 40 % Mondeuse, wie der Schiste auf äußerst kargen, steilen Schieferterrassen gewachsen
  • Neuburger Auslese Tannen, 2003, Mayer, Spitzer Graben, Wachau – süß
  • Riesling Weißenkirchner Steinriegl Kabinett, 1985, Franz Prager
  • Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Küß den Pfennig Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Senftenberger Piri Privat, 1997, Nigl, Senfentberg, Kremstal
  • Sauvignon Blanc Heiligenstein 2002, Retzl, Zöbing, Kamptal
  • Trauben, Liebe und Zeit N° 6, 2013, Strohmeier, Sankt Stephan ob Stainz, Weststeiermark
  • Cuvée Sausal, 2011, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Pinot Noir, 2012, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Sauvignon Blanc, Millésime t.b.a., Umathum, Jois, Neusiedlersee Hügelland

 

Vierzehn Weine von metamorphen Urgesteinsböden glasweise und ausschließlich

 

am Donnerstag, den 12. März und am Freitag, den 13. März

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Schiste“, Reindorfgasse 22

 

Eine nicht allzu steinige und auf gar keinen Fall urige Woche!

Caviste Rudolf Polifka