Rebsorten
Es gibt Rebsorten, um die ein G‘riss is‘. Auf welche das gerade zutrifft, entnehmen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, bitte den einschlägigen Hochglanzpublikationen zum Thema Wein und Zeitgeist, sofern es Sie interessiert, natürlich.
Es gibt auch Rebsorten, die haben eine Nachred‘ wie das Hundstrümmerl im Profil eines Goiserers. Der Herr Kurt hat darüber seinerzeit ein unerreichtes Gutachten erstellt.
Und dann gibt es Rebsorten, die mehr oder weniger gar keinen Ruf (mehr) haben. Weißburgunder ist womöglich so eine. Der Rudl kennt niemanden mit einer besonderen Vorliebe für Weißburgunder. Er kennt aber auch niemanden mit einer ausgewiesenen Abneigung dagegen. Viel etwas Schlimmeres kann einem als Rebsorte und vielleicht nicht nur als Rebsorte nicht passieren.
Die Rebsorte Weißburgunder
Die längste Zeit hat man zwischen Chardonnay und Weißburgunder keine gröberen Unterschiede gemacht, später aber doch erkannt, dass letzterer früher reift und botrytisanfälliger ist, was ziemlich wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass Weißburgunder an seinem Ursprung heute keine Rolle mehr spielt. Noch 1999 wurden in Österreich bei der Weingartenerhebung Chardonnay und Weißburgunder in einem erfasst. Die französische Bezeichnung „Pinot“ schuldet die Rebsorte ihrer geometrischen Ähnlichkeit zu Kieferzapfen. Die Kiefer heißt auf Französisch „Le Pin“, ohne auch nur einen Funken mit der Weinbauregion Burgund zu tun zu haben.
Weißburgunder reift mittelspät und ist vor der Einfärbung der Beeren eher noch von Chardonnay und Auxerrois als von Pinot Gris und Pinot Noir zu unterscheiden. Bei solider Reife und auf weder leichten noch trockenen Böden resultieren hohe Qualität und Reifepotential. Traubenwickler und Botrytis zählen in Anbetracht hoher Dichtbeerigkeit nicht zu den besten Freunden dieser Rebsorte, Kalk und Humus eher schon.
Unter den genannten Voraussetzungen sind gehaltvolle, im Aroma jedoch dezente Weine möglich. Zu jung sollte man sie nicht trinken.
Zeitgeister, die der Rudl nie rief
Caviste Rudolf Polifka wähnt sich ja weitgehend unbeeindruckt von Moden und vom Zeitgeist. Der Weißburgunder hat ihn darauf hingewiesen, dass das auch nur bestenfalls die Hälfte der Wahrheit ist. Es war im Zuge eines ziemlich kurzen Aufenthaltes beim Geyerhof vor Weihnachten. Der Rudl wollte eigentlich nur den Zweitausendzwanziger Steinleithn kaufen. Er hat dann aber doch auch den aktuellen Weißburgunder getrunken. Der ist Teil einer neuen Serie des Weinguts. Diese nennt sich „Hofstudien“. An und für sich sind derartige Innovationen etwas, womit man den Rudl nur schwer neugierig machen kann. Da ihm der klassische Weißburgunder dieses Weingutes aber immer sehr geschmeckt hat und Monsieur Rudolf eines gewissen Vollständigkeitsticks nicht ganz unverdächtig ist, hat er den Pinot Blanc aus den Hofstudien gekostet und war sehr überzeugt. Er kann, seit Corona den österreichischen Weinvertrieb auf den Kopf gestellt hat, nur mehr ganz gezielt ausgewählte heimische Weine anbieten, aber der hat sein müssen sein. Am letzten Tag des Februars gibt er den Ton an.
Hofstudien Pinot Blanc 2020, Geyerhof
1980 hat der Vorvorgänger von Josef Maier einen besonderen Pinot Blanc Klon aus Frankreich ausgepflanzt. Jetzt ist Pinot Blanc trotz seines Namens nicht unbedingt weit verbreitet in Frankreich. Lässt man Elsass und vom Rudl aus vielleicht noch die Champagne außer Acht, dann gibt es diese Rebsorte in Frankreich eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Aber dieser Klon muss ein seltener Glücksgriff gewesen sein.
Im Oktober 2020 sind die Trauben für diesen Wein händisch gelesen, dann schonend in der Korbpresse gepresst worden und hat bis Mai 2022 langsam reifen dürfen. Selbstverständlich ist das nicht, für einen Weißburgunder schon gar nicht.
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Pinot Blanc „Hofstudien“ 2020, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (5/8)
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Weißburgunder Reserve 2013, Thomas Schwarz, Purbach, Neusiedlersee Hügelland
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Weißburgunder Spätfüllung 2010, Lackner-Tinnacher, Gamlitz, Südsteiermark
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Alte Reben 2017, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (4,50/7)
Weißburgunder und Welschriesling von – no na – alten Reben auf Urgesteinsböden
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Neuberger 2016, Weingut Dieter Dorner, Mureck – Novy Vrh, Steirerland (6/9)
Der einzige Wein des Frost- und gleichzeitig für dieses Haus Jubiläumsjahrgangs – ein Exempel an Konzentration und Vielschichtigkeit
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Weißburgunder Ausstich 1977, Klosterkeller Siegendorf, (4,50/7)
Bis 2018 hat das österreichische Weinbaugesetz erlaubt, Weine mit besonders ausgeprägten Rebsorten-, Jahrgangs- und Herkunftseigenschaften als „Ausstich“ zu klassifizieren. Jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Aber jetzt gehört der Klosterkeller Siegendorf sowieso zu einem großen Weinbaubetrieb aus dem Kremstal. Zurückgehen tut die Bezeichnung „Ausstich“ auf den seinerzeitigen Brauch, dass der Kellermeister das beste Fass des Jahrgangs aussucht und separat abfüllt.
Von allen Mondeusen ist auch noch etwas da, zumindest zu Beginn der Lehrveranstaltung, am
Dienstag, 28. Februar von 17 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.
Gleichermaßen höfisch wie studierend grüßt Caviste Rudolf Polifka!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien