CO2 in und außerhalb der österreichischen Fußballbundesliga. Ein Rückblick auf die Steuerreform

Die Steuerreform vom 1. März 2014

Um es kurz zu machen: Zu Silvester ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ von 10 bis 16 Uhr geöffnet, dieses Jahr als besondere Reverenz an die große Schaumweinsteuerreform vom 1. März 2014. Seit diesem Tag ist für einen Liter Schaumwein, dessen Teilchen durch mindestens drei Bar Flaschendruck zu einer Drängerei sondergleichen gezwungen und, beziehungsweise oder mit Kork samt Drahtagraffe am Sichüberdiehäuserhauen gehindert werden, ein Euro Schaumweinsteuer abzuführen. Der Schaumweinimport aus anderen EU-Mitgliedsstaaten muss dadurch über ein paar zusätzliche bürokratische Hürderl hupfen. Ein Ansuchen um eine Bewilligung zum innergemeinschaftlichen Schaumweinerwerb im Einzelfall hier, eine Schaumweinsteurvorauszahlung dort. Nicht dass der Rudl etwas gegen Steuern hat. Die zahlt zwar niemand gerne, aber wer bis drei zählen kann, weiß, dass man sie braucht. Für den Citoyen ist halt die interessantere Angelegenheit, wohin gesteuert wird.

Triest ist eine schöne Stadt

In Deutschland ist die Schaumweinsteuer 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt worden. Das wirft Fragen nach den außenpolitischen Plänen der Republik Österreich auf. Der Rudl fährt gerne nach Triest. Und die Weine aus dem Karst dahinter findet er, was die maischevergorenen betrifft, schon extraordinaire. Aber in Zeiten der innergemeinschaftlichen Reisefreiheit kann man ja sowieso ganz einfach nach Triest fahren und ein Achtel oder zwei trinken.

Auf alle Fälle offeriert Monsieur Rudolf am Silvestertag drei Schaumweine glasweise zum Anstoßen auf diesen Meilenstein der österreichischen Gesetzgebung.

Mont Blanc Brut zéro, Domaine Belluard, Ayze

100 % Gringet, gewachsen auf steilen Kalkgeröllhalden im Tal der Arve (Departement Haute-Savoie, wo die Schifahrer jetzt im Auto übernachten müssen), nach der traditionellen Champagnermethode ausgebaut, ohne Zuckerdosage in irgendeiner Form, drei Jahre am Rüttelpult in der Flasche, reife Quitten, Mirabellen, Hagebutten, Lindenblüten, mit einer Lebendigkeit, die den Bezug mittels Bewilligung als registrierter Empfänger im Einzelfall vom 29. Juli 2014 (erteilt durch das Zollamt Wien) auf alle Fälle rechtfertigt, wenn nicht vielleicht sogar ein bissl auf diesen zurückzuführen ist. Sie nennen ihn den „Champagner der Alpen“.

Giac’ Bulles, Domaine Giachino, Chapareillan

100 % Jacquère aus dem Isère-Tal (Departement Savoie, wo noch viel mehr Schifahrer jetzt im Auto übernachten müssen), am Fuß des Mont Granier. Vinifiziert nach der „méthode ancestrale“, auch „méthode rurale“ genannt – einmalige Flaschengärung. Darum nennt man den auch nicht den „Champagner der Alpen“, weil der Champagner, der der Alpen genauso wie der von außerhalb der Alpen nach der traditionellen Methode ein zweites Mal vergoren wird. 7,5 % Alkohol, „tendrement enivrante“ – zart bespitzend, laut Domaine die Antwort der Gebrüder Giachino auf dieses eine koffeinhältige Kracherl in der Dose, das geschmacklich um einiges leichter in den Schatten zu stellen ist als am Fußballfeld, bezogen mittels Bewilligung als registrierter Empfänger von Schaumwein nicht im Einzelfall vom 6. Juli 2012 (erteilt durch das Zollamt Wien).

Rosé Sekt, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stephan ob Stainz

100 % Blauer Wildbacher, auf lehmigem Opok-Boden, zehn Stunden Maischestandzeit, Spontangärung, feine Perlage, die motiviert von fünf Bar Flaschendruck versucht, ihren Weg zu gehen, was sie, die Perlage verzagt macht, weil von Kork und Agraffe an der Selbstverwirklichung gehindert, Bundesfinanzminister Schelling aber freut. Auch kein Champagner der Alpen, obwohl zweite Gärung nach der „méthode champenoise“. Aber die Weststeiermark liegt circa genau um das Äutzerl außerhalb der Alpen, um das Ayze innerhalb derselben liegt. Bezogen wurde der Strohmeier-Sekt einfach so, durch Hinfahren, Bezahlen und Steuernabführen.

Sämtliche Bewilligungen sind am 31. Dezember 2014 in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ von 10 bis 16 Uhr einzusehen. Die korresponierenden Flaschen auch, nicht ganz ausschließlich.

Mittwoch, den 31. Dezember 2014
von 10 bis 16 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Flaschenweise gibt es im Sortiment von Rudolf Polifka natürlich mehr als die oben erwähnten drei Schaumweine, unter anderem einen Isabella-Frizzante aus Klöch.

Rudolf Polifka, Femme et Fils wünschen einen guten Rosch ha-Schana!

Frohe Weihnachten!

23. Dezember bis 7. Jänner geschlossen – Silvester von 10 bis 16 Uhr geöffnet

Spätestens ab Dienstag, den 23. Dezember, haben dann alle Schulkinder Weihnachtsferien, die lernenden und die lehrenden. Darum ist auch die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ geschlossen.

Der Silvstertag hat aber nichts mit Weihnachten zu tun, einiges aber mit Schaumwein, respektive Schaumwein viel mit dem Silvestertag. Darum öffnet Monsieur Rudolf am 31. Dezember von 10 bis 16 Uhr

a)      seine Pforte und

b)      Schaumweinflaschen, in diesem Fall nicht ganz ausschließlich.

Rudolf Polifka, Femme et Fils bedanken sich und wünschen frohe Weihnachten!

Goldener Sonntag, 21. Dezember von 14 bis 18 geöffnet

Das ist ja gar nicht der Winter! Das ist ja ein lauwarmes Soachwetter.

Es gilt alles, was zum Silbernen Sonntag geschrieben worden ist, nur noch mehr (www.wein-polifka.at).

Und jetzt würde der Rudl gerne über goldene Weine schreiben. Über solche, die wirklich mit goldenen Reflexen funkeln oder von ihm aus auch über die mit den diversen Goidmedäun. Aber das Wetter macht dem Rudl einen Strich durch seine Weihnachtsrechnung. Bei so einem Irgendwas ist Rudolf Polifka nicht nach goldenen oder bernsteinfarbenen Essenzen. Da hört sich für ihn der Spaß nämlich auf.

Schleimig, laut und wertneutral

Und dann ist da ja auch noch das lächerliche vorweihnachtliche Gejohle, dem im Namen der Umsatzsteigerung gar keine Anbiederung an irgendwen zu blöd zu sein scheint, solange nur ja jeder Hinweis darauf, dass es sich bei Weihnachten irgendwo irgendwann einmal um etwas Christliches gehandelt hat, unterbleibt.

Goidana Harmur und das Wetter

Wäre der Rudl nicht die personifizierte Personalunion aus Humor und Ausgeglichenheit, dann wäre längst ein Unglück passiert und ein riesiger Krater dort, wo der Föhn einmal seinen Schrebergarten gehabt haben würde.

So aber versucht Monsieur Rudolf am Goldenen Sonntag durch mindestens zwei Rosés dem böigen Unfug ein paar heitere Seiten abzugewinnen:

Schilcher 2013 von Franz und Christine Strohmeier und dem Irouléguy Rosé 2011 von Arretxea

Einen Juranςon von der Domaine de Souch wird es am Goldenen Sonntag glasweise auch geben. Dazu etwas von Jacques Maillet und Alfred Weber. Und dann bleibt zu hoffen, dass sich irgendjemand von den zuständigen Damen und Herren die einschlägigen, ewigen Worte von Günter Brödl aus dem Neunundachtziger Jahr zum Programm macht: „Liagn & Lochn“, Seite B, viertes Lied. Gemma!

Der Polifka-Rudl bedankt sich, wünscht „Frohe Weihnachten & Prosit Nä-joa!“

Er freut sich in platonischer Hinsicht auf die Winterheit und praktisch auf das neue Jahr, vor Anheben desselben er am Silvestertag noch von 10 bis 16 Uhr sein Geschäft aufsperrt, um unter anderem Schaumweine glas- und flaschenweise zu offerieren.

 

 

 

Silberner Sonntag am 14. Dezember: 2 pm bis 6 pm geöffnet

Edelmetallsonntage und blecherne Interessensvertretung

Morgen, am vorletzten Sonntag vor Weihnachten, dem 14. Dezember, wird Rudolf Polifka wie in den vergangenen Jahren seinen Kaufmannsladen aufsperren, von 14 bis 18 Uhr. Silberner Sonntag.

Allergene in der Salamitaktik

Vor über fünfzig Jahren sind in Österreich der Silberne und der Goldene Einkaufssonntag vor Weihnachten abgeschafft und durch vier lange Einkaufssamstage im Advent ersetzt worden. In den Neunziger Jahren hat man dann alle 52,14 Samstage zu langen Einkaufssamstagen gemacht. Und jetzt mehren sich die Stimmen in der sogenannten Interessensvertretung vom Rudl, die das sogenannte „Shoppen“ auch am Sonntag ermöglichen wollen. Zuerst in Tourismuszonen in Wien oder während der Salzburger Festspiele, derweil noch nicht in Wien. Originellerweise möchte der Salzburger Altstadtverband auch im Advent am Sonntag aufsperren dürfen. Salamitaktik, wenn den Rudl nicht alles täuscht. Auf die ist Herr Polifka besonders allergisch. Und auf die Pfennigfuchser, die derlei aushecken und sich selber für die Intellektuellen des einundzwanzigsten Jahrhunderts halten, sowieso.

Alles hat seine Zeit

Herr Rudolf ist ein Freund der Jahres- und Wochenzyklen. Und die setzen halt einmal voraus, dass es unterschiedliche Jahreszeiten und Wochentage gibt. Das hat seinerzeit schon Professor Kohelet herausgearbeitet. Heute noch kann man seine diesbezüglichen Forschungsergebnisse im Alten Testament nachlesen (Buch Kohelet, Kapitel 3). Aber heute scheinen die Bemühungen immer mehr dahin zu gehen, die Zeit im Allgemeinen und die Zeiten im Speziellen zu liquidieren. Ein paar Lobbyisten machen sich daran, den Jahreszeiten den Garaus zu machen. Darum haben wir jetzt wieder einen Südwind, vor dem einen keine Allergeninformationsverordnung der Welt schützt und das Kriterium des „erschten Schnees“ kann in Val d’Isère nicht einmal mehr als Riesentorlauf stattfinden. Dass es dort vor gar nicht so vielen Jahren Anfang Dezember einen Abfahrtslauf der Herren gegeben hat, kommt einem heute so vor wie die Zwei-Punkte-Regel im Fußball. Aber wer weiß, vielleicht forschen kreative Köpfe schon an einer Schneekanone für den Rathausplatz. Und wenn die Umsätze während des Probebetriebs um drei Cents höher sind als jetzt, warum dann nicht das ganze Jahr über? Die Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien möchte bei all dem natürlich nicht zurückstehen und veranstaltet eine Mitgliederbefragung, hundertpercentig suggestivfragenfrei, wie das in Wien Tradition ist. Der Rudl weiß jetzt wenigstens, wozu er zwangsverpflichtet eine Kammerumlage blecht. Und Blech ist möglicherweise auch die geistige Basis dieser Bemühungen, Alles, immer und überall – gewöhnlich, alltäglich und zu hundert Percent wertfrei.

Edelmetallerne Anlassöffnungszeiten

Rudolf Polifka nimmt diese Befragung und ihre genauso willfährige wie primitive Rezeption in den Morgenfürgesternexklusivblättern zum Anlass, sich vom Ergebnis der Befragung zu distanzieren. Wenn es nach dem Rudl geht, dann sind ab Samstag Mittag, spätestens ab Samstag Abend die Krämerläden zu und die Menschen bringen die Wirtschaft nicht in den architektonischen Juwelen Vösendorfs, Gerasdorfs oder Kagrans vorwärts, sondern beim Heurigen, im Gasthaus, am Fußballplatz, in der Kirche, im Theater, im Kino, am Berg, am See, sie schlafen sich aus, besuchen einander, denken nach oder machen, was Gott will, respektive der Teufel verboten hat – oder umgekehrt. Aber die Geschäfte bleiben zu!

Stell’ Dir vor, jeden Tag ist Weihnachten und keinem fällt es mehr auf.

Weihnachten ist für Rudolf Polifka etwas Besonderes und die beiden letzten Sonntagen vor Weihnachten auch. Da sperrt er auf und steht mit Rat, Flasche und Weinglas parat. Auch für jene, die den Sonntag mit einem gepflegten Achtel adeln möchten.

Von den Weinen Savoyens mag Monsieur Rudolf ja den einen oder anderen. Müsste er sich für einen savoyardischen Lieblingswein entscheiden, wäre das ein gröberes Problem. Schaumweine gibt es ebendorten auch, ein paar sehr gute. Und einen ganz oben. Der heißt auch „Mont Blanc“, ist von der Domaine Belluard und aus der Rebsorte Gringet, auch „Savagnin“ und ziemlich sicher „Traminer“ genannt. Weil Besonderes manchmal mit Schaumwein begleitet wird, gibt es den am Silbernen Sonntag auch glasweise. Und wer weiß, vielleicht lässt sich die hohe Warte, oder wer halt immer das Wetter macht, vom Dach Europas ja etwas sagen und schickt ein bissl einen Schnee.

Das, aber nicht ausschließlich das

am Silbernen Sonntag, dem 14. Dezember

von 14 bis 18 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht Ihnen eine besondere Zeit, nicht zu viel und nicht zu wenig, und sich selber endlich den „erschtn Schnee“!

Sterne und Duelle. Weihnachtsweine für Etikettentrinker

Mit Prothesen per Aspera ad Astra

Sterne leuchten und sind verdammt heißt. Sie bestehen vor allem aus Gas und Plasma. In ihrem Inneren ist der Teufel los. Trotzdem hält die Sterne eine eigene Schwerkraft zusammen. Andere Himmelskörper kreisen ganz gerne um Sterne. Ganz nahe kommen wollen sie ihnen aber in der Regel nicht.

Das altgriechische Wort „astér“ weicht von vielen anderen Wörtern für Stern durch eine Prothese ab. Die ist eine Sonderform der Anaptyxe. Beide dienen den Sprecherinnen und Sprechern zur Erleichterung der Aussprache schwer zu artikulierender Lautfolgen. Auch das I vor István ist so eine Prothese. Als notorische Protheserer sind die Vulgärlateiner in die Sprachgeschichte eingegangen und haben in weiterer Folge das Französische und vor allem das Spanische beglückt.

Das Kreuz mit dem Wappen und vice versa

Die Etiketten der Autrement-Serie von Monsieur Jacques Maillet aus Motz in Savoyen sind programmatisch und deshalb anders: kein rotes Kreuz auf weißem Grund.

Nicht nur, dass damit die Verwechslungsgefahr mit dem Wiener Wappen ausgeschlossen werden kann. Sollte sein Weingut sich irgendwann wie dieser eine Fußballverein aus Spanien um einen Sponsor aus einem Geldsackland bemühen, müsste er – anders als dieser eine Fußballverein aus Spanien – nicht sein Wappen, respektive Etikett ändern und das Kreuz entfernen. Um wieder einmal vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen, versteht der Rudl ja sowieso nicht, warum Fußballvereine wie Real Madrid oder Batzelona so etwas nötig haben. Werden dort nicht eher die Regionalsteuern erhöht oder die Pyrenäen verkauft, als dass einer von diesen Vereinen irgendeinen vielversprechenden südamerikanischen Spieler nicht verpflichten kann? Wurscht. Monsieur Jacques und Madame Christiane haben auf ihren Weinen auf alle Fälle eine schöne Sternschnuppe. So einer sind seinerzeit schon die drei Weisen aus dem Morgenland gefolgt. Die waren weise. Drum haben die auch nicht klimatisierte Fußballstadien in die Wüste und Inseln ins Meer betoniert, sondern Gold, Weihrauch und Myrrhe hergeschenkt.

Caspar, Melchior und Balthasar gegen die FIFA

Als Statement für Caspar, Melchior und Balthasar samt Sternträger und gegen die FIFA mitsamt ihrer saublöden Fußballweltmeisterschaft in Katar öffnet Sternthaler Rudolf diese Woche, wie immer nicht ausschließlich, Rote und Weiße von Jacques Maillet mit den schönen Sterndln am Etikett.

Am Donnerstag, den 11. Dezember, am Freitag, den 12. Dezember

von 16 bis 22 Uhr

und am Silbernen Sonntag, den 14. Dezember

von 14 bis 18 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ – Ihrer Weinhandlung mit den Weihnachtsöffnungszeiten der späten Fünfziger Jahre

Vielleicht noch etwas zu Jacques und Christiane Maillet: Sie bewirtschaften 4,1 Hektar, seit 2004 biodynamisch. Das kann man gerne mit der Hektaranzahl mancher Weingüter, die jetzt so besonders schnell und laut auf Biodynamie umgestellt haben, vergleichen. Filtriert wird im Hause Maillet in der Regel nicht, geschwefelt nur bei der Abfüllung und da nicht bei allen Weinen. Die teilweise über hundertzehn Jahre alten Stöcke schauen in den Sonnenuntergang auf eine derartig spektakuläre Landschaft hinunter, dass Ihnen einen Besuch dort der Rudl unbedingt empfehlen möchte.

Raveneau v Brégeon

Und noch ein Duell wird diese Woche in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausgetragen: Immer wieder wird der Muscadet 2004 von Michel Brégeon mit den renommiertesten Chablis verglichen. Ersterer findet sich im Sortiment vom Rudl. Wie das Schicksal es will, ein Chablis Montée de Tonnerre 2004 von Franςois Raveneau in seinem Keller. Und beide diese Woche auf der Karte von Monsieur Rudolf. Möge der Bessere gewinnen.

Jause

Rudolf Polifka nützt wieder einmal die Gelegenheit, Sie dazu einzuladen, sich eine Jause mitzunehmen. Zu den Weinen von Maillet passen zum Beispiel Beaufort, Tomme oder ein Reblochon. Die kommen alle circa auch aus der Ecke dort.

Monsieur Rudolf wünscht Ihnen eine stressgeminderte Vorweihnachtswoche und grüßt ganz besonders die Sterne Unuk und Nunki!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ erhalten möchten.

Mit und ohne Schwefel. A Tribute to Krampus and Nikolaus

Gewogene Oenologinnen und Oenologen! Es folgt eine Rehabilitationsschrift für den Krampus und erst recht eine für den Nikolaus. Der Absatz, in dem es beginnt, um Wein zu gehen, ist mit einem * gekennzeichnet.

Der Kramperl und der Nigloo

Endlich! Der Nikolaus kommt. In Wien nicht: Da kommt der Nigloo, wenn überhaupt wer kommt. Weil ganz unumstritten ist der eh auch nicht, aber im Vergleich zum Krampus ist es für ihn heutzutage ein gemähte Wiese, in Wien: Wiesen.

Äpfel, Nüsse, Mandelkern und ein Fuchsschwanz

Immer war das nicht so: In den voralpenländischen Kindheitserinnerungen vom Rudl kommt der Nikolaus eher nur als Statist vor. Nicht dass man die Geschenke nicht gerne genommen hätte. Aber zum Einen waren Äpfel, Nüsse, Mandelkern, Feigen, Datteln und Mandarinen zu dieser Jahreszeit in der Postwirtschaftswunderzeit sowieso nicht so schwer zum Darglenga. Zum Anderen hat der Nikolaus geschenketechnisch gegen das Christkindl nie ein Leiberl gehabt.

Da hat der Krampus der kindlichen Phantasie deutlich mehr hergegeben. Spätestens Mitte Oktober wurde begonnen, Strategien, wie man dem finsteren Gesellen auflauern und eines auswischen könnte, zu entwickeln. All time Favorit war vermutlich die spiegelplanke Eisplatte am Hauseck, auf die man das Böseansich irgendwie zu locken trachtete. In gewagteren Szenarien kam der Held irgendwie in die kindliche Höhenlage, die Hörner des Krampus zu erklimmen, um diesem sodann ebendieselben mit einem Fuchsschwanz abzusägen.

Nicht alle diese Pläne sind in die Tat umgesetzt worden. Vergessen hat man sie deswegen aber nie. Und wer weiß, wozu das gut ist?

Der nächste Wahlkampf hebt auch sicher bald an und die Qualitätspresse hört sowieso nie auf

Am fünften Dezember ist der Krampus mittlerweile auf alle Fälle ziemlich out, schwarze Pädagogik, negativ, „Pfui Teufel!“. Im Wahlkampf lässt man ihn dann aber schon wieder hinaus. Da darf er dann Krakeelern, die von den Qualitätsblättern zu Politikern hochgeschrieben worden sind, applaudieren. „Kann man mit einem Fuchsschwanz Blödheit absägen?“, fragt da die voralpenländische kindliche Phantasie.

Standpunktlos, wertneutral und rückgratlos

Der Nikolaus gilt nicht als schwarze Pädagogik, manchen aber als zu wenig wertneutral. Komischerweise scheinen sich genau die ganz gerne vom Krampus einspannen zu lassen, wenn es um die soundsovielte Verschärfung des Asyl- und Fremdenrechts geht. Schließlich leben sie von denselben Qualitätsblättern wie der Krampus.

Wobei man dem Krampus ja fürchterlich unrecht tut, wenn man ihn mit den dings in Verbindung bringt. Der Krampus steht ja für etwas, für Schwefel zum Beispiel, wohingegen die dings kriechen, für Beraterhonorare und Privatisierungsprofite zum Beispiel.

* Schwefel und Wein

Der Schwefel, für und auf den der Krampus steht, kommt manchmal auch in der Weinbereitung zum Einsatz. Und dort scheidet er so richtig die Geister. Auch die innerhalb vom Rudl selber.

Einerseits kennt er Winzer, die ohne Schwefelzugaben auskommen. Monsieur Charles aus Gleinstätten im Sausal. Der pfeift auf die Schwefelzugaben, Franz Strohmeier, Sepp Muster und Peio Espil von der Domaine Ilarria in Irouléguy auch bei einem Teil ihrer Weinen.

Andererseits sammelt Rudolf Polifka Silexe von Didier Dagueneau. Und da scheint es in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre ein Problem zu geben, weil Monsieur Sauvignon damals auf Schwefelzugaben verzichtet hat. Leider. In der zweiten Hälfte derselben Dekade hat er den Schwefel möglichst minimalistisch eingesetzt. Sensationell!

**: Ab da aber jetzt voll über das Weinprogramm dieser Woche: Chautagne Rouge 2011 mit ohne ohne Schwefelzugabe.

Ein Weinbaumeister, der es genau wissen will, wie es mit und wie es ohne Schwefelzugabe ausschaut, ist Monsieur Jacques Maillet. Der hat 2011 einem Teil seines Chautagne Rouge Sulfite verabreicht, einem anderen Teil nicht. Am Flascherl ist der Unterschied durch einen kleinen Buchstaben ausgewiesen. Erfährt der Leser des Kleingedruckten am Etikett des geschwefelten, dass der Wein „des sulfites“ enthält, wie das Gesetz es verlangt, so steht am ungeschwefelten „contient ses sulfites“. Ein paar Sulfiterln sind da auch drinnen, weil die der Wein im Zuge der Gärung selber produziert. Knecht Rudolf, der Krampus und der Niglo öffnen also diese Woche je ein Flascherl Chautagne mit zugesetztem und eines ohne zugesetzten Schwefel. Auf dass Sie sich selber ein Bild über den Schwefel und dessen Advocatum Diaboli machen können.

Autrement Rouge ist übrigens ein Rotwein, der aus Mondeuse, Pinot Noir und Gamay besteht. Was den Mondeuseanteil betrifft, so wächst der auf hartem Sandstein, übergeröllt von Kalk und Ton. Teilweise hängt er an über 110 Jahre alten Rebstöcken.

Monsieur Charles aus Gleinstätten im Sausal

An Karl Schnabel führt bei diesem Thema kein Weg vorbei. Darum wird auch von seinen Weinen ein roter, ein weißer und der neue Rosé offen sein.

Chautagne Rouge avec „des“ und avec „ses sulfites“ von Monsieur Jacques, sowie Schwefelfreies von Monsieur Charles aus dem Sausal

am Donnerstag, den 4. Dezember und am Freitag, den 5. Dezember

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorf, Wien

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind Schilcher 2013, Trauben, Liebe und Zeit Weiß N° 6 2013 und Schilchersekt von Franz und Christine Strohmeier verfügbar.

Und weil schon so viel vom Christkindl die Rede war, nützt Rudolf, das Weinbier die Gelegenheit, Sie auch diese Jahr auf den Silbernen Sonntag, am 13. Dezember und den Goldenen, am 20. Dezember aufmerksam zu machen. Wie schon in den Jahrzehnten davor wird er auch dieses Jahr an den zwei Sonntagen vor Weihnachten seinen Kaufmannsladen aufsperren, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Auf dass man am Sonntag Gaudete und am Sonntag vor dem Heiligen Abend die Gelegenheit hat, sich das eine oder andere Flascherl zur strapazgeminderten Bewältung des Letzteren zu beschaffen. Der Zementl (© Querschläger) darf da nicht aufsperren, der Rudl aber schon, und das freut den Polifka-Rudl ganz epochal.

Grüß’ Sie, der Krampus! Seawas, der Nikolaus! Und ein „Cheers, mate!“ den nicht zugesetzten und ein bissl auch den zugesetzten Sulfiten.

 

Rebsortenpopularitäten: Triest und der Rest der Welt. Dem Rudl gefällt das!

Hätten Rebsorten einen Account bei Facebook, wäre es einfach. Dann ließe sich ganz leicht feststellen, welche gerade die beliebteste ist, sofern man selber im Facebook wäre. Aber auch ohne den Sanctus der elektronischen Akklamation wagt Diplomampelziologe Rudolf Polifka die Prognose, dass es der Malvasier, in Österreich als Frühroter Veltliner bekannt, eher nicht unter die drei beliebtesten schafft, sofern man Triest und Umgebung nicht zu Österreich zählt. Umso mehr ein Grund, dieser Rebsorte einmal nahezutreten, reifegradtechnisch und terroireusement.

Etymologisches

Etymologisch bemerkenswerterweise hat die erste Silbe nichts mit „schlecht“ zu tun. Der Rebsortenname leitet sich von der griechischen Hafenstadt Monemvasia ab. Dort befand sich seinerzeit ein bedeutender Exporthafen für Wein. In anderen Sprachen klingt der Name ähnlich: Neben dem italienischen „Malvasia“ findet sich das slowenische wie kroatische „Malvazija“. In Frankreich heißt die Rebsorte „Malvoisie“, ohne dort eine nennenswerte Rolle zu spielen. In Portugal gibt es „Malvasía Preta“, „Malvasía Fina“ und „Malvasía Rei“. Keine ist mit dem mitteleuropäischen verwandt. Wenn Sprache und Wein zwei inkompatible Sphären sind, dann dürfte das in Portugal ganz besonders gelten, so benennt man dort manche Rebsorten mit Lautfolgen, die sich jeder Artikulation entziehen. Weils eh wurscht is.

Hinterfotzige graue Maus

Aber auch die hierzulande geläufige Bezeichnung als „Frühroter Veltiner“ ist hinterfotzig. Der Frührote ist weder mit dem Roten noch mit dem Grünen Veltliner verwandt. Und ohne jetzt irgendeiner Weinbaumeisterin oder einem Weinbaumeister nahe treten zu wollen, kennt der Rudl kaum ein österreichisches Weingut, in dem der Frührote über den Status des Jungweins oder Einstiegsweins hinaus kommt. Für Leo Uibel gilt das nicht. Sein Frühroter kommt von bis zu sechzig Jahre alten Reben, liegt vier Monate auf der Gärhefe und hat mit vordergründiger Zuckerlaromatik überhaupt nichts zu tun.

Wenn es heute um interessante Malvasiers geht, sind wir aber nicht in Österreich zuhause, zumindest nicht im Österreich nach Saint-Germain 1919. Interessant wird es da vor allem im Triestiner Karst und in Istrien. Und dort sind viele der besseren Malvasiers orangene. Von denen öffnet Malvasieur Polifka diese Woche ein paar, nämlich

Čotar, Malvazija 2006

Klinec, Malvazija 2007

Renčel, Malvazija 2007

Sancin, Malvasia 2009

Wein aus Triest von einem Winzer, der auch ein ziemlich guter Zitronenolivenölpresser ist.

Dazu natürlich den

Frühroten Veltliner 2013 von Leo Uibel

1991er Spätlese

Und dann fehlt da noch die diachrone Dimension. Möglicherweise war es ja nicht immer so, dass der Malvasier in Österreich nicht viel gegolten hat. Da hat der Rudl in seinem Keller beispielsweise eine 1991er Malvasier Spätlese von Johannes Zillinger gefunden, vor gar nicht so langer Zeit aufgemacht und war beeindruckt. Dabei hätte ja schon der Terminus „Spätlese“ auf einem Etikett der frühen Neunziger Jahren darauf hingedeutet, dass es sich bei diesem Wein nicht um den Einstieg in das Sortiment gehandelt hat. Darum wird auch der diese Woche glasweise zur Kredenzung gebracht.

Und weil es gerade um das Weingut Zillinger geht, möchte der Rudl ein Kleinod als Dialog, den er beim Orange-Wine-Festival vorletzten Montag in Wien am Stand von Johannes Zillinger aufgeschnappt hat, wiedergeben:

 

Ein sich gerade vorgedrängt habender Experte, der sich keine Sorgen um die Wartenden hinter ihm macht:

Herr Zillinger, erzählen Sie mir etwas über Ihre Weine. Sind Sie jetzt auch bio?“

Herr Zillinger:

Ja, seit 1984.“

 

Malvasiers, maischevergorene und andere, aber nicht ausschließlich:

am Donnerstag, den 27. November und am Freitag, den 28. November

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Rudolf Polifka grüßt die Bewohnerinnen und Bewohner von Monemvasia und die seiner näheren und weiteren Umgebung!

 

„Nos 500 meilleures Cuvées“

… titelte vor wenigen Tagen eine Sondernummer der „Revue du Vin de France“. Und darunter sind nicht, wie das österreichische Ohr vielleicht geneigt wäre anzunehmen, die fünfhundert besten Verschnittweine zu verstehen. Das französische „cuvée“ hat – anders als das österreichische „Cuvée“ – überhaupt nichts mit Verschnitt zu tun, eher fast im Gegenteil.

Diese 500 Weine kommende Woche beim Rudl

… zum Darüberlesen. Das Heftl wird im Geschäft aufliegen. Sollte Ihnen das Lesen über diese Weinderln zu wenig, zu trocken oder zu wasweißderrudlwas sein, bietet Ihnen Monsieur Rudolf vier von diesen fünfhundert Weinen glasweise an. Die finden sich nämlich im Sortiment von seinem Weingeschäft.
Das wäre quasi einmal ein materieller Überbau. Muss ja nicht immer die Idee oben drauf sein.

Anlassweinprogrammierung

Aus diesem Anlass schenkt Monsieur Rudolf diese Woche diese vier Weine aus. Auf dass Sie sich über dieselbigen und oder oder, oder und und oder die „Revue du Vin de France“ eine Meinung bilden. Und ganz uneitel ist man ja auch nicht. Wenn von seinem Sortiment, das 38 französische Weine umfasst, 4 unter die 500 besten Frankreichs gewählt werden, dann freut den Rudl das, für ihn selber und für die savoyardischen Winzer. Drum offeriert er diese Woche diese vier Weine glasweise, aber nicht ausschließlich.

Mont Blanc Brut Zéro 2010 von Dominique Belluard, Ayze (22 Euro)

Dem sollte eigentlich erst zu Silvester Einlass ins Rudl-Sortiment gewährt werden. Aber so lange ist es da eh nicht mehr hin. Die Gringet-Reben schauen auf den Mont Blanc hinauf. Und dem Rudl kommt vor, dass man das an der Energie dieses Schaumweins merkt, äußerst feine Perlage, florale Noten und drei Jahre „sur latte“, das heißt vor dem Degorgieren drei Jahre im Rüttelpult mit der Hefe gerüttelt, ohne Zuckerzugabe jedweder Art für die zweite Gärung. Die Zeitung schreibt, dass der 2020 auch noch gut ist. Nur kaufen muss man ihn vorher.

Altesse 2013 Frédéric et David Giachino, Chapareillan (14 Euro)

Eine facettenreiche Altesse mit einer ungewöhnlichen Frische. „Croquant“, sagt der Franzose, was so viel wie „knackig“ bedeutet. Aber dem Rudl gefällt „croquant“ besser. Lindenblüten haben Sie bei einer Altesse ja schnell einmal. Die von Giachino hat einen Zug von Salzigkeit drauf, Quitte, Mandel, Birnen und Zitrusfrüchte. Begleitet fast alles vom Fisch bis zum Dessert, aber auch sich selbst.
Der 2013er ist noch grün hinter den Ohren. Darum macht der Rudl den 2011er auf und verkauft den 2013er nur flascherlweise.

Quartz 2012 Domaine des Ardoisières, Cévins (58 Euro)

Dass Brice Omont Anfang der Neunziger Jahre gemeinsam mit dem Renaissancier Michel Grisard ein atemberaubendes verwaistes Schiefer-Terroir im Isère-Tal wieder mit Rebstöcken bepflanzt hat, das hat Herr Rudolf hier schon ein paar Mal erwähnt. Dass dort auf kargen Böden, wie der Rudl sie bis jetzt nur bei Dupasquier in Jongieux gefunden hat, die teuerste Altesse der Welt residiert, auf Terrassen residiert, das sei heute ergänzt. Spontan vergoren, zu 25 Percent in neuen und 75 in gebrauchten Barriques ausgebaut, kommen 2500 Flaschen im Jahr heraus, als IGP Vin d’Allobrogie. Mindestens fünfzehn Jahre lagerfähig, begleitet er besonders gut Schalengetier (sofern am Teller), Fisch (detto), und Käse (auch ohne Teller).

Irouléguy blanc 2012 Domaine Ilarria, Irouléguy (22 Euro)

60% Petit Courbu und 40% Petit Manseng auf Kalk – eine ungewöhnliche Kombination, weil sowohl im Juranςon als auch in Irouléguy meistens der Gros Manseng dominiert. Die „Revue du Vin de France“ betrachtet den Weißen von Ilarria als wilder im Vergleich zu denen von Arretxea, und beide Weingüter zusammen als Indiz dafür, dass im französischen Süd-Westen die tiefgründigsten Weißen in Irouléguy wachsen. Was der Rudl schon immer gesagt hat.
Zwölf Stunden Maischestand, spontan vergoren, Schwefel erst bei der Füllung. Mehr Kräuter und medizinische Noten als Frucht. Irgendwann wird es eine Vertikale geben.

Das und ein bissl mehr, glasweise

am Donnerstag, den 20. November und am Freitag, den 21. November
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort ist der dem Rudl seiner Meinung nach beste Frührote Veltliner des Landes, nämlich der von Leo Uibel, wieder verfügbar. Dazu sowieso bald einmal mehr.

Herr Rudolf wünscht eine formidable Woche!

When the year ends in 4 und der steirische Jean-Claude

Seit fünftem November gibt es ihn jetzt also, den steirischen Junker. Aus einem Jahr, über das man liest, dass es sich in etlichen Weinbaugebieten nahtlos, wenn nicht sogar noch schlimmer in die Serie der letzen Weinjahrgänge, die auf vier geendet haben, einreiht.

1964

… war nicht so schlecht. Da hat der Rudl vor gar nicht so wenigen Jahren einen Muskat Ottonel vom Propsteiweingut Krems zu sich genommen und auch einmal einen Zierfandler von Kuczera aus Gumpoldskirchen. Zwei sehr gepflegte Weine.

1974

An dieses Jahr kann sich der Rudl noch erinnern, wenn er das auch nicht sehr gerne tut. Als großer Weinjahrgang ist dieses Jahr in Österreich nicht in die Geschichte eingegangen und dass sich daran noch etwas ändert, unwahrscheinlich.

1984

… hat die angesagte Katastrophe nicht stattgefunden, fast im Gegenteil: Frankreich ist trotz des kreativsten Mittelfelds, das je einen grünen Rasen betreten hat, Fußball-Europameister geworden. Weinmäßig dürfte es aber schon ein bissl schwierig gewesen sein. Es ist – und das hat der Rudl jetzt nachgeprüft – der einzige Jahrgang nach 1968, aus dem sich kein Flascherl im Rudlkeller findet. Was er aus diesem Jahr getrunken hat, lässt den Rudl diesen Mangel verkraften.

1994

… gilt als nicht konkurrenzfähig mit 1992 und 1993. Und so gern er vor allem den 1992er hat, Millésimiste Rudolf hat aus dem Jahr 1994 etliche ausgesprochen gute Weine getrunken, auch in jüngerer Vergangenheit. Gar nicht so selten vom Weingut Hagen aus Krems Rehberg und gar nicht so selten bei Weinmeisterin und Weinmeister Reich.

2004

Was an diesem Jahrgang nicht gut sein soll, entzieht sich dem Polifka-Rudl. Im Muscadet gilt es sowieso als Jahrhundertjahrgang.

Und auch wenn die üblichen Phrasen vom Winzerjahrgang und dergleichen schon gedroschen sind, erscheint dem Rudl zum jetzigen Zeitpunkt Neugierde als die angebrachteste Perspektive auf den Weinjahrgang 2014. So viel zu den Weinjahrgängen, die auf vier enden.

In der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ gibt es auch 2014 wieder weder Junker noch Beaujolais primeur, dafür aber zehn und zwanzig Jahre alte Weine glasweise, selbstverständlich nicht ausschließlich:

89 Monate auf der Feinhefe

Den 2004er Muscadet, gewachsen auf den zwei Hektar, die Michel Brégeon auf dem vulkanischen Gabbro stehen hat. Der hat 89 Monate Zeit gehabt, seine Feinhefe genau kennen zu lernen, in unterirdischen Glastanks, wie sich das für einen Muscadet Sèvre-et-Maine Cru Gorgeois halt gehört. Dabei ist ein Wein herausgekommen, den nicht die Unversiertesten mit viel prestigeträchtigeren Weinbauregionen und Weinbauern in Verbindung bringen, vor allem mit Chablis.

http://www.youtube.com/watch?v=ut1eIhzRpP4

Schotten im Land der Katharer

Das schottische Ehepaar Nick und Clare Bradford hat sich im Roussillion, genauer in Albas, wo sich seinerzeit die Katharer versteckt hatten, niedergelassen und die „Domaine des Pensées sauvages“ gegründet. Versteckt haben sie sich dort nicht, sondern einen biologischen Corbières gekeltert, der sich sehen lassen kann. Mittlerweile sind die beiden in Pension, aber Rudolf Polifka hat noch ein Flascherl vom 1994er, das er diese Woche aufmachen wird. Syrah, Carignan, Grenache noir und Cinsault wachsen dort auf Schiefer, Kalk und rotem Sandstein.

Dem Rudl ist klar, dass es mit den letzten drei Wochenthemen Jura, orange und reif jetzt dreimal ein bissl unkonventionell hergegangen ist, beziehungsweise hergeht. Darum werden klassisch präzise jugendliche Weißweine von Roland Minkowitsch und ein ebensolcher Blaufränkisch von Rudolf Beilschmidt aus Rust die Weintariftafel an ihre Grenzen erinnern. Nur sind das halt auch 2012er und 2013er. Kein Junker und auch nix Ähnliches.

Ein und zwei, sowie zehn und zwanzig Jahre alte Weine, aber nicht ausschließlich

 

am Donnerstag, den 13. November und am Freitag, den 14. November

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“

Der Rudl nützt die Gelegenheit, Sie wieder einmal darauf hinzuweisen, dass der Verzehr von selbstmitgebrachten Speisen in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht ist. Bei einem Muscadet denkt man da zuerst einmal an Austern. Aber jetzt nur rein „unter sich“: Wenn der Rudl Austern zu sich nehmerte, dann täterte er das nicht mit dem 2004er von Brégeon, sondern mit irgendeinem Allerweltsmuscadet, wenn Sie so wollen: mit einem muscadeischen Muscadet.

Und an und für sich kein Freund von sogenannten Remindern erinnert Sie der Rudl trotzdem an die Weinauktion zugunsten des Integrationshauses heute, am 12. November um 19 Uhr 30 am Badeschiff im Donaukanal.

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?252

Rudolf Polifka grüßt die Junkerinnen und Junker, vor allem aber alle Menschen, die warten können. Alle anderen auch, aber die erst nachher.

Pomerantschen, nachmartinale Vorankündigungen und die Madseradsion

Am 3. November findet im Museumsquartier das dritte Wiener Orange-Wine-Festival statt. Da geht der Rudl hin und rekommandiert Selbiges auf das Allerheftigste. Maischevergoren ist dort alles vertreten, was man sich wünschen kann, zumindest istrianisch und österreichisch.

Neurotiker

Jetzt hat der Rudl aber ein bissl einen Hang zum Konsequenz- und Vollständigkeitsneurotiker. Da ist ihm natürlich aufgefallen, dass die orangen Savoyarden fehlen. Die orangen Franzosen auch, aber das wäre für den Rudl zu verkraften. Außerdem kann er sich sowieso nicht um alles kümmern. Auf alle Fälle reicht Rudolf Polifka am 6. und 7. November nach, was am Orange-Wine-Festival gefehlt haben wird.

Josko Gravner

Da ist einmal der Anforenpionier Josko Gravner. Immer wieder liest man, er sei in Mitteleuropa der Erste gewesen, der georgische Anforen eingegraben habe. Der Rudl hält es fast für wahrscheinlicher, dass die Georgier sich vor tausenden Jahren die Anforen von Monsieur Gravner kommen lassen haben, so gut schmecken ihm dem sein Breg und sein Ribolla, in orangener Hinsicht circa das, was der Silex in der Hinsicht mit den grünen und gelben Reflexen ist. Geschmacklich könnte der Rudl gar nicht sagen, ob ihm Breg oder Ribolla besser schmeckt. Und so oft trinkt man die auch nicht, vor allem nicht parallel, dass man da jetzt gleich mit einem Vergleich beim Gaumen wäre. Ehrlich gesagt hat sie der Rudl überhaupt noch nie nebeneinander verkostet.
Rein sprachwissenschaftlich gibt der Breg mehr her. Diese slowenische Bezeichnung für Berg, respektive die deutsche Bezeichnung „Berg“ für slowenisch Breg, nennt man in der Linguistik Metathese, was soviel heißt wie: Zwei aufeinanderfolgende Laute, oft ein Konsonant und ein Vokal, tauschen den Platz. Und diese Metathese muss schon ziemlich alt sein. Das legt zumindest der Vergleich des altkirchenslawischen „brěgŭ“ mit dem zugegebenermaßen rekonstruiert germanischen „*berga“ nahe. Dasselbe Phänomen können dialektbeschlagene Sprachbenutzer beim Vergleich zwischen dem standardsprachlichen „Wespe“ und dem dialektalen „Wepsn“ beobachten. Oder Anglophile bei englisch „hors“ und deutsch „Ross“. Oder für Altphilologen: lateinisch „corcodilus“ vs. griechisch „krokodilos“. Sinn des Ganzen ist fast immer, die Artikulation zu erleichtern.
Aber zurück zum Breg: Dass jetzt auch ein namhafter steirischer Winzer einen Wein Irgendwas-Breg nennt, macht dem seinen Wein nicht besser und den Breg von Josko Gravner nicht schlechter. Den Breg 2005 von Gravner wird der Rudl glasweise ausschenken, an sich und, respektive oder an Gäste.

Savoyarden

Die Gebrüder Giachino machen in Chapareillan am Fuß des Mont Granier im Gebirge von Bruno dem Karthäuser aus der Jacquère-Rebe alles außer Rotwein, unter anderem den maischevergorenen Marius & Simone, benannt nach ihren Großeltern, von denen er, Marius, ganz gerne ein Glaserl konsumiert, und sie, die Simone, das recht wortreich und problematisierend kommentiert haben soll. „Marius & Simone“ 2013 ist trocken und hat zehn Prozent Alkohol. Dass Jacquère sowieso spät reift, ist nur bedingt ein Motive dafür. Dem Rudl gefällt es – ein Orangewine mit zehn Percent Alkohol.

Jean-Yves Peron wohnt in Chevaline. Das zwischen dem Lac d’Annecy und Albertville. In Albertville hat es vor 22 Jahren olympische Winterspiele und für Patrick Ortlieb, der später nicht Bildungsminister geworden ist, zumindest bis jetzt nicht, im Herrenabfahrtslauf eine Goldmedaille gegeben. Noch früher hat man rund um Albertville Wein angebaut. Richtung Val d’Isère, in Cevins beispielsweise, wo Brice Omont von der Domaine des Ardoisières wirklich auf Schieferplatten seit den Neunziger Jahren wieder Weine wachsen lässt, die immer mehr Oenologinnen und Oenologen nicht wurscht sind (Revue du Vin de France N° 585).
Und nicht so viel später hat Monsieur Peron nicht so weit weg von Cevins die wenigen verbliebenen Weingärten hinter der Kirchturmspitze von Albertville gepachtet, Schiefer, Altesse . Wenns passt, bleibt der auf der Maische, wenn nicht, nicht. 2012 hat es gepasst. Das Ergebnis nennt sich „La grande Journée“ und das stimmt.

Österreicher und Sizilianerinnen

Jetzt sind wir aber in Österreichhuminumm und da gibt es nicht mehr nur die Steiermark, wenn es um Orange geht. Wobei der Rudl ja bei Orange zuerst einmal an Nino Croupi in der Kleinen Margarethenstraße denkt. Wenn irgendeine Sprach- oder Appellationsbehörde seinem Geschäft die Orangen und Mandarinen von den Abhängen des Ätna Wind entdeckt, dann haben die ganzen Kaufhausketten und Märkte, was sind, ein Problem, weil dann dürfen die ihr entsprechendes Obst maximal noch „Orangoiden“ nennen.

Jetzt hat der Rudl wieder einmal den Faden verloren. Das gehört sich für einen, der „der Frau Gerti ihrn Stricksalon“ (© Trainer) übernommen hat, an und für sich nicht. Egal. Auf alle Fälle gibt es Orange-Wine auch im Wäuviadl, zum Beispiel in Hohenruppersdorf. Drum diese Woche auch eine Bouteille Sol von Michael Gindl glasweise.

Und dann ist da natürlich „Erde“ von Maria und Sepp Muster. Nicht mehr aus der Amphore, aber maischevergoren. Den muss man weder beschreiben, noch müsste man ihn wahrscheinlich „nachreichen“. Sepp Muster wird beim Orange- Wine-Festival ja anwesend sein. Aber ein Orange-Wine-Wochenthema ohne „Erde“ von Muster, das wäre ein bissl wie alkoholfreier Wein: theoretisch schon möglich, praktisch aber nicht. Oder leise Rockmusik. Da hat Sir Karasek aus Stockerau seinerzeit auch darauf hingewiesen, dass das schon ginge, aber eigentlich nicht.

Und weil das immer wieder in einem Atemzug genannt wird, gibt’s auch einen Wein aus dem Jura. Ist eigentlich eine ganz andere Geschichte, wird aber trotzdem ganz gerne verglichen.

Maischevergorenes aus Savoyen und dem Rest der Welt von

den Gebrüdern Giachino,
Michael Gindl,
Josko Gravner
Maria und Sepp Muster und
Jean-Yves Peron,

am Donnerstag, den 6. November und am Freitag, den 7. November
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind Rotwein 2008 von Maria und Sepp Muster in Bouteillen und Halbflaschen, sowie Sauvignon vom Opok aus demselben Hause jetzt durchgängig als Vertikale von 2009 bis 2012 im Sortiment der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ verfügbar.

Anstand und Anstandsverweigerer

Am Mittwoch, den 12. November geht es im Badeschiff an der „scha-a-rägn Wiesn am Donaukanal“ (© Prof. Heinz Conrads) in erster Linie darum, Weine zu ersteigern und Menschen zu helfen, denen es nicht ganz so gut geht wie denen, die wie der Rudl das Glück haben, sich mit Wein beschäftigen zu können. Vorletzteren wird ja ganz gerne unterstellt, dass sie sich ein feines Leben machen. Uns Letzteren, die wir manchmal die Frage, welcher Wein zu welchem Papperl passt, für ein Problem halten, wird das nicht so oft unterstellt. Der Bund, viel zu viele Kommunen und Bundesländer verweigern Vorletzteren deshalb ganz gerne das, was denen zur Verfügung zu stellen, der Anstand gebietet. Die „So…-…exclusiv&Jetzt reicht’s aber wirklich!-Presse“ mit den vielen Rufzeichen aber nicht. Genau darum wiederum verweigern der Staat, viel zu viele Kommunen und Bundesländer das denen ja. Zum Glück gibt es Madame Bock, Caritas, Diakonie, das Wiener Integrationshaus und ein paar andere, die dafür sorgen, dass man sich als Bewohner dieses Landes nicht ganz so schäbig vorkommen muss.
Und am 12. November, dem Tag nach dem Tag vom heiligen Martin, der seinerzeit seinen Mantel geteilt hat, gibt es eine Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses, beziehungsweise der Menschen, die dort drinnen wohnen. Dabei geht es ziemlich nebenbei und ziemlich sicher auch dieses Mal wieder darum, wessen Weinspende hinter der von Josef Lentsch vom Gasthaus zur Dankbarkeit den zweithöchsten Erlös erzielt. Schauen Sie sich das an!

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?252

Der Rudl gratuliert allen Goldmedaillengewinnerinnen und Goldmedaillengewinnern der Olympischen Winterspiele von Albertville und wünscht eine artikulationserleichterte Woche!