Äpfel, Nüsse, Mandelkern. Die obligate äquidistante Würdigung von Nikolaus und Krampus

Der Orient und wir

Wäre es in der Folge von 1095 nicht zu einem beispiellosen Wörter-, Zivilisations-, Wissens- und Reichtumstransfer von Südosten nach Nordwesten gekommen, hätten Siegfried, Lancelot und Giselbrecht ein paar Jahrhunderte länger in ihren trostlosen Sümpfen hocken bleiben, Waffen schmieden oder von Weinetiketten schauen müssen. Und hätte gut sechshundert Jahre davor im Südosten nicht ein Bischof genauer hingeschaut, dann hätte den Siegfrieds, Lancetlots und Giselbrechts nicht einmal einmal im Jahr der Nikolaus ein bissl Abwechslung, Süßes und Werte vorbei gebracht. Jene Werte, die heute oft von denen am ekelhaftesten mit Füßen getreten werden, die am meisten und am lautesten davon quatschen.
Darum bedankt sich Kind Rudolf diese Woche wieder einmal retardiert beim Niglo, indem er weingewordene Äpfel, Nüsse und Mandelkerne glasweise kredenzt.

Drei Nigloweine

Grüner Veltliner Vollmondlese 2014, Weingut Uibel, Weinviertel
grüner Äpfel, aber nicht ausschließlich

Savagnin 2010, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura
Nüsse, auch nicht ausschließlich … Der Vin Jaune muss ungefähr sechsundsiebzig Monate unter seinem Hefeflor auf seine Abfüllung warten, der Savagnin nur achtundvierzig. Drum soll man ihn auch nur vierzig Jahre aufheben.

Roussette de Savoie Cru Marestel 2010, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie
Mandelkern, sowieso nicht ausschließlich … Wenn man mit dem Aufmachen nicht hudelt, nach ein paar Jahren Flaschenreife Trüffeln.

Äquidistanz

Und weil sich die Niglo wie kaum ein anderer eignet, der Ausgewogenheit zu frönen, erweist Herr Rudolf diese Woche auch dem Krampus die Reverenz, mit drei roten Komplementärweinen zu den weißen Äpfeln, Nüssen und Mandelkernen.

Der Vollmondlese ihr Krampus:
Wenn es eine rote Entsprechung zum Pfefferl des Grünen Veltliners – genau weiß der Rudl immer noch nicht, was dieses „Pfefferl“ ist – gibt, dann kann es nur Mondeuse sein. Dort ist der Pfeffer offenriechlich:
Mondeuse 2013, Jacques Maillet, AOC Vin de Savoie

Dem Savagnin sein Krampus:
… wäre, wenn es nach den Walnüssen geht, am ehesten ein reifer Portwein. Für den Hinweis bedankt sich Rudolf Polifka beim Grafen Thomas. Aber damit der Portugieser von Leo Uibel auch reifen kann, macht Herr Rudolf den erst nächste Woche auf und stellt dem Nikolaus von der Domaine Pignier, der auf grau-blauem Mergel gewachsen ist, einen auch vom Mergel geprägten
Rubis de Boisy (Pinot Noir und Mondeuse) 2010, Château la Tour de Marignan, AOC Vin de Savoie
an die Seite.

Dem Marestel sein Krampus
ist auch autochthon:
Teran 2011, Čotar, Kras

Insgesamt die folgenden sechs Wein diese Woche glasweise, aber auch die nicht ausschließlich:
Grüner Veltliner Vollmondlese 2014, Weingut Uibel, Weinviertel
Savagnin 2010, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura
Roussette de Savoie Cru Marestel 2010, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie
Mondeuse 2013 Domaine Jacques Maillet, AOC Vin de Savoie
Rubis de Boisy 2010, Château la Tour de Marignan, AOC Vin de Savoie
Teran 2011, Čotar, Kras

am Donnerstag, den 3. Dezember und am Freitag, den 4. Dezember
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf rasselt mit der Kette, fuchtelt mit der Rute und wünscht Ihnen einen schönen Start in die Zeit des Hinschauens!

Schiefer. Ein Beitrag zur größten Bildungsreform aller Zeiten

O

Die Welt hat den Atem angehalten. Wer da keinen oxidativen Wein an seiner Seite gehabt hat, ist ziemlich sicher einem Sauerstoffmangel erlegen und hat das epochale Ergebnis der Verhandlungen nicht mehr rezipieren können. Auf alle Fälle sind sie mitten in der Nacht vor die Kamera geschritten, ein Auge tränend gerührt, ein Auge erlöst müde: zuerst der Landeshauptmann von Kärnten, dann der Bürgermeister von Wien, nur Häuptling Lederstrumpf hat gefehlt. Dann wären sie vollständig gewesen, die Spitzen der drei glorreichen Bundesländer, von denen aus diese Republik regiert wird.

Aufkommensneutrale Angeberei

Das Ergebnis sprengt die kühnsten Erwartungen: von allem ein bissl mehr und alles aufkommensneutral. Mehr Schulautonomie und mehr Gleichschritt. „Individueller Bildungskompass“ für alle Kinder ab dreieinhalb Jahren, mit verpflichtenden Sprach- und Entwicklungsscreenings. Was passiert mit den Ergebnissen dieser „Entwicklungsscreenings“? Wer speichert sie wo? Wer wird einmal Zugriff auf diese Daten haben? Wer schützt sie wie? Welche Konsequenzen werden aus den Ergebnissen gezogen? Zuweisung in ein differenziertes Volksschulsystem? Und welche Experten bestimmen, was ein Dreieinhalbjähriger außer Legospielen können soll? NLP-Sichselbstverkaufstricks? Ein Tablett bedienen? Den Weg zum nächsten Designer-Outlet kennen?
Am allerwichtigsten ist sowieso High-Speed Internet in allen Klassen und Kindergarten-Spielecken.
Entwicklungstests für Dreieinhalbjährige, dafür ein Maturazeugnis für Tanzschulabsolventen. Umetikettierung statt Abschaffung. Präsentationstechniken statt Lesen, Schreiben und Rechnen. Geht’s der Wirtschaft(skammer) gut, geht’s uns allen gut. Und wahr ist, was auf das Berufsleben vorbereitet. Was auf das Berufsleben vorbereitet, bestimmen diejenigen, die so einen Topfen verzapfen.

Eh

Und wenn Sie jetzt sagen: „Das ist doch alles gut gemeint“, dann sagt Ihnen der Rudl: „Ja, da haben Sie vermutlich eh recht.“
Und wenn Sie jetzt sagen: „So schlimm wird das schon nicht werden“, dann sagt Ihnen der Rudl: „Ja, da haben Sie hoffentlich eh auch recht.“
Und wenn Sie jetzt sagen: „Und überhaupt übertreibt der Rudl da jetzt maßlos“, dann sagt Ihnen der Rudl: „Ja, da haben Sie eh sowieso recht.“
Aber wann sagt irgendwer dem Bildungssystem im Speziellen und der Realität im Allgemeinen, dass sie maßlos übertreiben?

Die Revolution der Schiefertafel

Konfrontiert mit so viel Esprit und Innovation kommt sich Schulmeister Rudolf ziemlich alt vor. Da wird ihm eine Schiefertafel wie vor einigen Wochen ein Stückl Kreide zum Inbegriff didaktischer Revolution.
Darum bedankt er sich diese Woche bei allen Bildungsexperten für diese epochale Reform mit glasweisen Weinen, die er dem Schiefer oder zumindest metamorphem Urgestein verdankt.

Schiste 2012, Domaine des Ardoisières, Cevins

Bis in die Fünziger Jahre ist in der Tarentaise (Tal der Isère) Wein angebaut worden. Bis 1998 immer weniger. Dann haben Michel Grisard, Mitbegründer der Renaissance des Appellations und Brice Omont begonnen, auf einem gleichermaßen kargen wie steilen Schieferhang Altesse zu pflanzen. Die Geburtsstunde der Cuvée Quartz von der Domaine des Ardoisières. Jacquère, Roussanne, Malvoisie und Mondeuse Blanche sind gefolgt. Daraus besteht Schiste – fünfundzwanzig Hektoliter Ertrag am Hektar. Das ergibt siebentausend Flaschen. Ausgebaut in drei- bis fünfjährigen Barriques, spontan vergoren und nur leicht filtriert. An und für sich verweigert sich Rudolf Polifka der boulevardesken Bild-statt-Wort-Logik. Beim Weingarten, in dem der Marestel von der Domaine Dupasquier wächst, hat er vor einem Jahr eine Ausnahme gemacht. Die Wiederbepflanzung des Weinbergs in Cevins provoziert gewissermaßen eine zweite:
… darüber hinaus „au verre“:
Muscadet Sèvre-et-Maine 2010, Domaine Brégeon, Gorges
Grüner Veltliner Federspiel Klostersatz 2014, Weingut Schmidl, Dürnstein
Schilcher 2013, Weingut Franz und Christine Strohmeier, Sankt Stefan ob Stainz
Zweigelt Kreuzegg 2010, Weingut Schnabel, Sausal
Grüner Veltliner Hollenburger Schifer 1983, Domäne Baron Geymüller

Nicht ausschließlich diese Weine

am Donnerstag, den 26. November und am Freitag, den 27. November
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Vitovska 2012, Teran 2011 und der Schaumwein Bela 2011 von Čotar aus dem Karst hinter Triest verfügbar.

Herr Rudolf wünscht allen Forscherinnen und Forschern im Alter zwischen dreieinhalb und hundertdreieinhalb viel Neugier und Unruhe!

Zwei Vertikalen von Raubvögel-Veltlinern und ein 2015er

Ausgefallen nicht um des Auffallens willen

Ausgefallen seien sie, dem Rudl seine Weine, das hört er immer wieder und nicht ungern. Es sei denn der Kommentar erschöpft sich in diesem repetitiven „ausgefallen“. Dann ist vieles ausgefallen. Auch gut, aber außerhalb Österreichs ein ausgefallener Standpunkt.
Wie auch immer, in den vergangenen Wochen hat sich beim Rudl viel um Weine und Rebsorten, die es nicht überall gibt, gedreht. Darum diese Woche for something completely different (© Monty Python): Grüne Veltliner

Nicht ausgefallen, auch nicht um des Auffallens willen

Wenn ein junger Mensch in Österreich beginnt, sich für Wein zu interessieren, für Weißwein zum Beispiel, dann führen am Grünen Veltliner nicht viele Wege vorbei, wahrscheinlich sogar in der Steiermark, wo der Gevau nicht unbedingt zu den Leitweißweinrebsorten zählt, eine gewisse Affinität von den Landesfarben her aber nicht von der Hand zu weisen ist.
Beim Herrn Rudolf ist das nicht anders gewesen. Wenn sein Radl und er im Zug die Stadtgrenzen von Wien überschreiten, dann kommen sie selten ohne einen Grünen Veltliner (getrunkten zu haben) zurück. Und schmecken tun die oft recht unterschiedlich, areal unterschiedlich und temporal unterschiedlich auch.
Beides möchte Rudolf Polifka diese Woche geschmacklich nachvollziehbar machen. Nicht einfach so, sondern aus einem bestimmten Anlass.

Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof

Zurück zum Zugfahren: Einer der dem Rudl am nachdrücklichsten in Erinnerung gebliebenen Ausflüge in den letzten zwanzig Jahren hat ihn, es muss Ende Jänner neunundneunzig gewesen sein, nach Oberfucha, Kremstal rive droite geführt. Mit mindestens zwei verschiedenen Zügen und zu Fuß. Der Hügel, den man dabei von Palt hinauf nach Oberfucha zu überwinden hat, ist verschneit gewesen. Es war kalt und dunkel, weil doch schon eher gegen Ende der Exkursion. In Oberfucha am Geyerhof angekommen hat Monsieur Polifka einmal an allen Türen, die er gesehen hat, geklopft. Und als er seine Mission gedanklich bereits beendet gehabt hat, ist eine der zahlreichen Türen aufgegangen. Eine ältere Dame ist heraus gekommen. Der hat Rudolf Polifka sein Ansinnen unterbreitet. Die Dame hat das aber lediglich mit „Wir haben keinen Wein mehr.“ quittiert. Zweites Ende der Mission. Gedanklich.
Hat Herr Rudolf so einen verzagten Eindruck gemacht oder hat sich die Dame halt erst ein bissl später erinnert? Der Rudl wollte sich auf alle Fälle gerade verabschieden, da hat die Frau gemeint: „Einen Karton Grünen Veltliner Steinleithn 1997 haben wir noch. Der ist nicht abgeholt worden.“ Nicht ganz bequem, aber ausgesprochen zufrieden ist Monsieur Polifka daraufhin mit seinem Karton Grüner Veltliner Steinleithn zur Bahnstation Furth-Palt hinunter gegangen. Er hat dann im Lauf der Jahre immer wieder eine Flasche aufgemacht und ist jedes Mal begeistert gewesen. Die letzte hat er lange Zeit nicht aufgemacht, bis irgendwann einmal, 2008 oder 2009, ein paar Forscherkollegen die Idee gehabt haben, den einen oder anderen Grünen Veltliner aus dem hochgejubelten Jahr 1997 gegeneinander antreten zu lassen.
Und wenn nicht auch namhafte Mitbewerber neben dem Steinleithn vom Geyerhof recht alt ausgeschaut hätten, dann würde Sie der Rudl mit dem letzten Absatz nicht behelligt haben.

Lage Steinleithn

Steinleithn ist karg, nach Osten ausgerichtet und besteht aus den fast genauso kargen Resten des geologischen Schulwissens vom Rudl: Feldspat, Quarz und Glimmer – geschiefert. Fette Weine wachsen auf anderen Böden.

Keller

Der Wein wird Ende Oktober gelesen, Ganztraubenpressung, natürliche Vorklärung, langsame Vergärung im Stahltank, auf der Hefe bis Ende Juli und Füllung Ende August. Der Wein ist steinig, elegant, schmeckt nach Äpfeln, Birnen und vor allem nach den Wiesenkräutern, die man riecht, wenn man nicht gerade Ende Jänner zu Fuß nach Oberfucha hinauf geht.
Letzteres hat der Rudl vorige Woche gemacht, geleitgeschützt vom Fils im Kinderwagen. Darum gibt es ab sofort den 2013er Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof in seinem Weinkaufsgeschäft. Sie könnten diesen Wein gegebenenfalls in zehn Jahren mit Lamm, Honivogl, Achleiten oder Vinothekfüllung vergleichen.

Geyer

Quasi zur Begrüßung des Steinleithn im Sortiment öffnet Caviste Rudolf diese Woche einen Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof aus den Jahren 2008, 2012, 2013 und 2014

Falken

Eine Vertikale, die mit dem Jahrgang 2008 beginnt, ist jetzt freilich nicht Ambition par exzellence. Weil Grüner Veltliner nicht nur im Kremstal wächst und weil Grüner Veltliner ein Reifepotential haben kann, das weit über sieben Jahre hinaus geht, verlängert Herr Rudolf die Vertikale sozusagen in die Vergangenheit hinein durch Grüne Veltliner eines Raubvogels aus dem Weinviertel.

Grüne Veltliner Vogelsang, Weingut Falk, Bockfließ

Die Böden rund um den Hochleithenwald in Bockfließ könnten sich von der Steinleithn nicht stärker unterscheiden: Dort metamorphes Urgestein, da Löss und Lehm. Begrenzt der Boden auf der Steinleithn den Ertrag quasi selber, wird auf der Riede Vogelsang der Ertrag durch strengen Schnitt dezimiert.

Bussard-Kalauer

Und weil der Rudl einem Kalauer nur ungern aus dem Weg geht, ergänzt er die beiden Raubvogel-Veltliner-Vertikalen um einen Muscadet Sèvre-et-Maine Expression de Granite 2008 von Guy Bossard (Domaine de l’Ecu). Die Domaine de l’Ecu ist wie der Geyerhof Mitglied der Renaissance des Appellations. Der Boden im Muscadet hat mit der Steinleithn mehr Gemeinsamkeiten als mit Vogelsang. Die Domaine de l’Ecu ist 1975 auf biologische Landwirtschaft umgestellt worden, der Geyerhof 1988. Wer weiß, wie das Weingut Falk in einigen Jahren bewirtschaftet wird?

Grüner Veltliner Steinleithn 2014, Geyerhof, Kremstal
Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal
Grüner Veltliner Steinleithn 2012, Geyerhof, Kremstal
Grüner Veltliner Steinleithn 2008, Geyerhof, Kremstal
Muscadet Sèvre-et-Maine Expression de Granite 2008, Domaine de l’Ecu, Muscadet
Grüner Veltliner Vogelsang 2004, Weingut Falk, Weinviertel
Grüner Veltliner Vogelsang 2003, Weingut Falk, Weinviertel
Grüner Veltliner Vogelsang 2001, Weingut Falk, Weinviertel
Grüner Veltliner Vogelsang 1997, Weingut Falk, Weinviertel
Grüner Veltliner Vogelsang 1993, Weingut Falk, Weinviertel

… dieses Mal ein etwas umfangreicheres und wie fast immer nicht ausschließliches Arbeitspensum „au verre“

am Donnerstag, den 19. November und am Freitag, den 20. November
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind außer dem Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof auch Sauvignon Blanc 2014, Syrah 2013 und Cassiopeia 2012 vom Biohof Heideboden in Pamhagen verfügar. Darüber hinaus rechtzeitig zum Beaujolais Primeur, den Sie beim Rudl aber nicht suchen müssen, ein nicht krampfhaft zurecht gezimmerter oder geschusterter Jungwein, ein Gelber Muskateller 2015 vom Biohof Heideboden.
Und auch die Hühnerleberpasteten aus dem Gasthaus zur Dankbarkeit gibt es wieder.

Herr Rudolf grüßt Feldspat, Quarz und Glimmer und wünscht eine plaisante Woche!

Endlich wieder Pomerandschen!

Leere Kilometer

 

An und für sich ist der Rudl keiner, für den irgendein Lastwagen irgendwo grüne Orangen, sprechende Spielzeugrasenmäher oder andere Segnungen des freien Warenverkehrs holen müsste. Das sinnlose Herumführen von angeblichen Nahrungsmitteln und lebenswichtiger Unterhaltungselektronik könnte man sich weitgehend sparen, wenn es nach Herrn Rudolf ginge. Und wenn schon unbedingt mit Steuergeld gefördert gefahren werden muss, dann wäre es ja eine Überlegung, das Zeugs von dort, wo von allem zu viel da ist, dorthin zu bringen, wo zu wenig da ist und nicht umgekehrt.

Ein, zwei Ausnahmen gibt es aber. Das ist in der Grammatik so, und warum soll es bei den Zitrusfrüchten anders sein.

 

Orangen und Mandarinen vom Ätna

 

Voraussichtlich gibt es diese Woche ab Dienstag bei Nino Crupi in der Margaretenstraße 3 in Wien wieder Orangen und Mandarinen. Wer ein gutes Gedächtnis hat und sich erinnern kann, wie Orangen und Mandarinen geschmeckt haben, als sie noch nicht das ganze Jahr Saison gehabt haben, der könnte schon in Erwägung ziehen, bei Herrn Crupi vorbei zu schauen. Monsieur Rudolf wird das diese Woche auf alle Fälle tun. Der Fils will schließlich fachgerecht ernährt sein und im Weinkaufmannsladen vom Cavisten Rudolf sollen diese Woche auch die eine Orange und die andere Mandarine herum kugeln. Weinbegleitet von mindestens fünf Orangeweinen, aber nicht ausschließlich.

 

Orangewine

 

Ganz früher einmal hat es vor allem in Georgien, Friaul und Istrien auf der Maische vergorene Weißweine gegeben. Dann den einen oder anderen in Österreich. Und wieder ein bissl später ist Mazeriertes ziemlich angesagt gewesen. Noch ein bissl später war das Griss um Orangeweine auch wieder mehr oder weniger vorbei. Die einen treiben längst den nächsten coolen Weintrend durchs Dorf. Andere jeijern, sie alleine seien immer schon die wahren Naturweinverfechter gewesen und bezichtigen wieder andere der Naturweintrittbrettfahrerei. Dem Rudl kommt manchmal vor: besonders gerne und laut die Trittbrettfahrer selber.

 

Naturweine und Naturweine

 

Monsieur Rudolf hat 1992 begonnen, sich für Bioweine zu interessieren. Der erste Biowein, den er bewusst als solchen wahrgenommen hat, war ein Wein von Weinsteindl aus Purbach, im Schaufenster eines Biogeschäfts in Sankt Veit an der Glan. Mit dem, was man heute unter Naturwein versteht, hat er längere Zeit nicht so viel anfangen können. Es muss ein Sauvignon Blanc 2004 von Andreas Tscheppe gewesen sein, der dem Rudl diesen Horizont geöffnet hat. Und dann hat er irgendwann alles, was ihm auf dieser Welle entgegen geschwommen ist, positiv aufregend gefunden. Irgendwann dann die ganze Aufregung aufregend, aber nicht positiv. Und ein paar Naturweinverkostungen später bildet er sich ein, doch beträchtliche Unterschiede zwischen Naturweinen wahrzunehmen, was er bei deren erster noch ziemlich schwierig gefunden hat.

 

fünf

 

Von den Orangeweinen, von denen er ein Zeitl überall einen gekauft hat, wo einer auf der Karte gestanden ist, sind im Laufe der Zeit nicht mehr so viele über geblieben, die er auch selber noch gerne trinkt. Ein paar schon. Und die begrüßen diese Woche die Pomerandschn und Mandarinen vom Ätna, speisebegleitet von denselbigen.

 

Marius & Simone 2013, David und Frédéric Giachino, AOC Vin de Savoie

Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Erde 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Morillon 2013, Karl Schnabel, Sausal

Sauvignon Blanc 2006, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien

 

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese fünf sehr unterschiedlichen Orangen, sondern auch Rotweine und Weißweine glas- und flaschenweise

 

am Donnerstag, den 12. November und am Freitag, den 13. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

 

Ab sofort sind Athena 2014, Grüner Veltliner Vollmondlese 2014, Grüner Veltliner Reserve Katzensprung 2013, Pinot Noir Reserve 2010, und Grand Rosé Brut – der Schaumwein vom Pinot Noir – vom Weingut Uibel wieder verfügbar.

 

11. November, 19 Uhr, Weinbar Schwarzberg, Schwarzenbergplatz 10

 

Wo früher im Ostklub musiziert und getanzt worden ist, findet am Martinitag die Weinversteigerung zugunsten des Integrationshauses statt, eine der schönsten Veranstaltungen im Weinjahr.

 

Herr Rudolf grüßt und freut sich auf den Martinitag. Salve!

 

Ein steirischer Junker und ein jurassischer Grandseigneur. Zum soundsovielten Mal über die Zeit

4. November 2015

Am Mittwoch vor Martini feiert fast eine ganze österreichische Weinbauregion ihren Junker, heuer ist das am 4. November.
Ein großer Freund von Jungweinen ist der Rudl ja nie gewesen. Wobei Jungwein und Jungwein zweierlei sind. Ein Staubiger ist nicht ein krampfhaft für irgendeine Präsentation hinvergorener Junger oder Primus Irgendwas.
Ein bissl einen Respekt hat Caviste Rudolf vor dem Steirischen Junker dann aber doch wieder. Aus Erzählungen weiß er, was früher auch in Wien los war, als am dritten Donnerstag im November der Beaujolais Primeur ausgeschenkt worden ist. Das scheint heute innerhalb des Rings keine Tumulte mehr auszulösen. Anstatt dessen gibt es in fast jeder Gaststätte einen Junker. Und zumindest cozwei-technisch erscheint das dem Rudl präferabel.

5. November 2015

Unabhängig vom Tag des Heiligen Martin präsentiert das Bräustübl in Salzburg-Mülln jedes Jahr am 5. November sein Weihnachtsbockbier. Wie jedes Jahr wird Herr Rudolf alle Hebel in Bewegung setzen, um eine Kiste von diesem Bier in seiner Gaststätte ausschenken zu können. Aber nicht vor dem Advent. Dem Bier seine Zeit und vice versa.

1. Februar 2014

An diesem Tag hat die Öffentlichkeit wieder einmal Bekanntschaft mit einem neuen Jahrgang Vin Jaune gemacht, mit dem Vin Jaune des Jahrgangs 2007, auch dem von der Domaine Pignier.
Vin Jaune hat mit dem Steirischen Junker etwas gemeinsam: Beide Weine dürfen nicht vor einem bestimmten Datum verkauft werden. Recht viel weiter geht die Gemeinsamkeit dann aber nicht. Der Junker wird am 4. November im Jahr der Lese in Verkauf gebracht. Vin Jaune nach dem ersten Wochenende im Febraur, im siebten Jahr nach der Lese. Da erfolgt zuerst einmal die Percée du Vin Jaune – der Durchstich der Hefeflorschicht, die sich im Lauf der knapp sieben Jahre, die der Vin Jaune in seinem Fassl ohne Ouillage gebildet hat. Nach dem Durchstich darf die Öffentlichkeit zuerst einmal kosten. Da ist in dem jeweiligen Ort der Percée ein ziemlicher Bahöö. Ob das plebiszitäre Votum schon einmal gegen die Abfüllung des „Jaune“ in die Clavelins – die Flascherl mit 62 Centiliter Inhalt – ausgegangen ist, das weiß Rudolf Polifka nicht. 62 Centiliter haben diese Flaschen deshalb, weil das der Menge entspricht, die von einem Liter Vin Jaune bei der Befüllung des Fassls nach fast sechseinhalb Jahren über geblieben ist.
Vin Jaune ist fast immer goldgelb und schmeckt noch öfter nach grünen Walnüssen. Der Vin Jaune 2007 von Pignier erinnert an getrocknete Früchte und Gewürze.
Er wächst auf schiefrigem Ton, Kalk und Mergel, ist demeter-zertifiziert, spontan vergoren, minimal geschwefelt und reift in Eichenfässern, die in einem alten Karthäuser Keller liegen. Nur eines von drei Fässern wird schlussendlich dann wirklich als Vin Jaune auserkoren. Comté, exotische Küche und alles, was in Saucen schwimmt, verträgt sich besonders gut mit ihm. Wenn Sie also derlei bei einem allfälligen Besuch in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mit sich führen, sind Sie, was den „accord vin et plat“ betrifft, sicher nicht schlecht unterwegs.

Vin Jaune 2007, Domaine Pignier
Grüner Veltliner Rosenberg Reserve 2013, Josef Salomon – Der Termin der Weinviertel DAC Präsentation steht ziemlich sicher nicht im Kalender von Josef Salomon.
Sauvignon Blanc Opok 2012, Maria und Sepp Muster – Den hat Caviste Rudolf zwischenzeitlich verloren. Jetzt hat er ihn in der Kiste mit der Gräfin erwischt.
Pinot Noir Reserve 2010, Leo Uibel – im Verkauf seit Dezember 2014
Terra Rossa 2003, Branko und Vasja Cotar
Mondeuse 2011, Domaine Dupasquier sowie
Muscadet 2004, Michel Brégeon
Monsieur Brégeon lässt den Muscadet aus seiner Parzelle in Gorges gut fünfzig Monate „sur lie“ in unterirdischen Glastanks reifen. Dann füllt er einen Teil als Muscadet Cru Gorges ab. Der Rest bleibt drunten und kommt dann oft nach rekordverdächtig langem Feinhefekontakt als Muscadet in die Flasche, als der er sich keinem gestrengen Cru-Regulativ unterwerfen muss, 89 Monate sur lie sind es im gegenständlichen Fall gewesen.

Natürlich wird auch ein Steirischer Junker dabei sein. Von wem der sein wird, das entscheidet der Wiener Fachhandel am Donnerstag, ein paar Stunden bevor Monsieur Rudolf die Pforten seines Weinkaufladens aufsperrt.

Donnerstag, den 5. November und Freitag, den 6. November
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
11.11. Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses

Wenn es noch einen Beweis dafür gebraucht hätte, dass man Herausforderungen mit Hirn, Fleiß und Initiative viel besser löst als mit flotten Phrasen, Ängsten und genagelten Schuhen, dann hätte das Wiener Integrationshaus jetzt seit zwanzig Jahren diesen Beweis erbracht. Aber leider gibt es Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die sich von Beweisen, Vernunft und überhaupt der ganzen Aufklärung nicht beeindrucken lassen. Weiß der Krampus, warum es viele von denen gerade auf den Minoritenplatz in Wien I zieht. Würden die einmal einen kurzen Blick ins Integrationshaus in Wien II wagen, wäre das kein Schaden. Aber den wagen die bekanntlich nicht. Darum zerbrechen sie sich den Kopf über den Unterschied zwischen „dichtmachen“ und „technisch sichern“, glauben so, den Hasspredigern bei der nächsten Wahl Paroli bieten zu können und verunreinigen mit unserem Steuergeld Herzen, Hirne und öffentliche Verkehrsmittel im Verkehrsverbund Ostregion. Das Wiener Integrationshaus macht seit zwanzig Jahren das Gegenteil: Es hilft und es macht eine Gute Zeitung. Damit sich daran nichts ändert, gibt es auch eine Weinauktion zugunsten des Integrationshauses. Die findet heuer am 11. November im Schwarzberg am Schwarzenbergplatz 10 statt.
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?271
Und darauf freut sich der Rudl jedes Jahr.

Herr Rudolf grüßt!

26. Oktober bis 4. November geschlossen

Den Rudl juckts ja, die am letzten Dienstag präsentierte Route der Tour de France 2016 zu vinifizieren.
Aber wie viele andere Bildungseinrichtungen macht auch sein kompetenzorientierter Reife- und Oenologiekaufmannsladen Herbstferien.
Nächster Öffnungstag:
Donnerstag, 5. November, 16 bis 22 Uhr

Herr Rudolf wünscht Ihnen einen plaisanten Start in die Winterzeit!

Ned vagessn:
Am 11. November ist heuer nicht nur das Fest des Heiligen Martin und burgenländischer Landesfeiertag, sondern Weinversteigerung zugunsten eines runden Geburtstagskindes. Das Wiener Integrationshaus ist 20!
Mittwoch, 11.11. Vinothek und Weinbar Schwarzberg, Schwarzenbergplatz:
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?271

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Jo, mia san min Radl do!

Monsieur Rudolf hat letzte Woche an dieser Stelle sein Lamento über mit fossilen Brennstoffen zu befahrende Weinstraßen ausgebreitet. Da wird der Hinweis auf charmantere Weinwege diese Woche förmlich zum Gebot der Ausgewogenheit. Im Weinviertel etwa gibt es Radlwege, die nach Rebsorten benannt sind. Von seinerzeit bis jetzt noch immer ist es eine Passion von Rudolf Polifka, diese Gegenden einer Befahrung zu unterziehen. Anfangs noch mit seinem ganglosen Waffenrad der Marke Puch.

 

Von der EG-Außengrenze zur EU-Binnengrenze

 

Den Rudl zieht es ja zu den Grenzen. Als Schulbub ist er fast jede Woche über die Saalach gefahren, weil in der BRD damals die meisten Schallplatten ein paar Tage früher erhältlich gewesen sind als diesseits der damaligen EG-Außengrenze. Aber was ist die Saalach im Vergleich zur March? Was ist Freilassing gegen Devínska Nová Ves? Und was die Falco3 gegen den Gewürztraminer von Roland Minkowitsch?

 

Traminer Radroute

 

Der südöstlichste Weinviertler Radweg ist nach dem Traminer benannt. Er führt von Angern an der March über Stillfried nach Ebenthal, wo im Weingut Zillinger schon in den Achtziger Jahren biologisch gearbeitet worden ist. Und damals war das aber schon so etwas von nicht hip. Über Niedersulz geht es dann nach Hohenruppersdorf. Von dort kann man über Groß Schweinbarth, Matzen und Prottes wieder zurück nach Angern fahren, wobei das dann schon eher wie ein Erdölradweg als ein Traminerradweg ausschaut. Die Strecke ist 59,73 Kilometer lang. Der niedrigste Punkt befindet sich auf 145 Metern Meereshöhe, der höchste auf 258. Eine Tour de France Etappe ist das noch nicht. Dafür hat man einen wunderschönen Blick auf die Karpaten.

 

Ein Staatssekretär mit Courage und der Gewürztraminer

 

Dass es in dieser Gegend heute viel Traminer gibt, ist einem Politiker mit Mut zu verdanken. Der gelernte Jurist Mag. Roland Minkowitsch war Staatssekretär im Innenministerium und zweiter Präsident des Nationalrates. Trotzdem wollte es das Schicksal so, dass er das elterliche Weingut übernehmen musste. Darauf ist er aber nicht vorbereitet gewesen. Darum hat er immer wieder die Weinbauern im Dorf um Rat gefragt. Hätte der Staatssekretär damals das getan, was gerade angesagt war und alle anderen auch gemacht haben, dann hätte er vielleicht auf Massenträger wie den Braunen Veltliner gesetzt. Aber die alteingesessenen Gscheitln haben den Magister der Jurisprudenz „anrennen“ lassen. Daraufhin hat der Bücher über den Weinbau gelesen und Riesling sowie Gewürztraminer ausgepflanzt. Das hat ihm den nicht als Kompliment gedachten Titel „Biachlbauer“ eingetragen und dem Weinfreund ziemlich lagerfähige Traminer und Rieslinge. Das können Sie dem Herrn Rudolf glauben oder diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschmacklich nachvollziehen.

 

Roland Minkowitsch, Gewürztraminer Auslese 1979

 

Im Frühling 1979 war es oft kalt und regnerisch. Der Frühsommer hat sich dann ins Zeug gelegt, um durch Wärme und Trockenheit zu kompensieren, was zu kompensieren war. Auch im September und im Oktober war es überdurchschnittlich warm und trocken. Viel mehr kann man sich von einem Weinjahrgang nicht erwarten.

Die österreichische Fußballnationalmannschaft ist damals in der Qualifikation für die Europameisterschaft 1980 in Italien am späteren Finalisten Belgien gescheitert.

 

Roland Minkowitsch, Gewürztraminer Auslese 1995

 

Das Jahre hat weinklimamäßig ähnlich wie 1979 begonnen. Nur ist es im August und Anfang September kalt und nass geworden. Dabei sind viele Trauben verschimmelt. Was bis Oktober gesund geblieben ist, hat dann von einem sogenannten Altweibersommer profitiert. Ein Prädikatsweinjahrgang mit hohen Säurewerten.

Die österreichische Fußballnationalmannschaft hat die Qualifikation für die Europameisterschaft in England trotz zweier Siege gegen Irland verpasst. Abgegangen ist sie dort nicht vielen. Die EM ist im Zeichen eines nicht ganz durchtrainierten, wasserstoffblonden Engländers aus Newcastle gestanden. Von seinem Tor sollte sich der stolze schottische Fußball nicht mehr erholen.

 

Roland Minkowitsch, Gewürztraminer Premium 2013

 

Auf einen niederschlagsreichen, kühlen Winter, niedrige Temperaturen im Frühling und Schnee zu Ostern folgte eine erste Hitzewelle im Juni und Rekordtemperaturen im Juli und im August.

Die österreichische Fußballnationalmannschaft scheitert an der Qualifikation für die WM in Brasilien. Vielleicht wollte sie aber auch nur dem Samba-Musikantenstadel aus dem Weg gehen.

 

Keine Generationenkonflikte

 

Weil der Traminer eine der vier ältesten bekannten Rebsorten ist und weil der Herr Rudolf in den letzten Wochen, abgesehen von der Schnabel-Blaufränkisch-Vertikale wenig Rotes geboten hat, ergänzt er das ausgeschenkte Angebot um zwei Vertreter der Rebsorte Pinot Noir. Die ist nur eine Generation jünger als der Traminer. Und bei Rebsorten spielt eine Generation auf oder ab eine weit geringere Rolle als, sagen wir, bei pubertierenden Jugendlichen.

 

Jacques Maillet, Pinot Noir 2011, AOC Vin de Savoie 

Karl Schnabel, Pinot Noir Hochegg 2012, Sausal

 

Diese fünf Weine, aber nicht ausschließlich diese fünf gibt es glasweise

am Donnerstag, den 22. Oktober und am Freitag, den 23. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

 

Herr Rudolf wünscht eine formidable Woche!

 

Von 26. Oktober bis 2. November finden an den Schulen die jährlichen inoffiziellen Herbstferien statt. Deshalb bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils am 29. und am 30. Oktober geschlossen.

Die Südsteirische wird sechzig

Accord moyen de transport – vin

 

Weinstraßen werden für Herrn Rudolf immer ein bissl ein Paradoxon bleiben. Kraftfahrzeug und Wein, das passt für ihn ungefähr so zusammen wie Hirn und Kleinformat, oder Bildung und Ministerium. Der Rudl hält es da mit seinem Lieblingsmusikanten, dem Kurtl. Er fährt lieber mit dem Radl. Aber das ist momentan hin. Der Großteil des Sortiments der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils wird sowieso mit dem Zug, der U-Bahn und der Tramway nach Reindorf transportiert. Biowein darf, wenn es nach Caviste Rudolf geht, nicht beim Kellertürl aufhören. Aber dieser Zugang gilt heute nicht gerade als angesagt. Der Winzer soll am liebsten mit Pferd und Leiterwagerl durch seinen Weingarten stapfen. Aber manch Endverbraucher fährt dann mit seinem SUV bis in den Verkostungsraum hinein, damit er sein Sechser-Kisterl ja nicht zu weit zum Kofferraum tragen muss. Es gibt eine Form von Nachhaltigkeit, die sich damit begnügt, als „hip“ zu gelten. Wie stabil die ist, sieht man bei Wahlen.

 

Nicht weit genug, nicht nah genug

 

Die Weine von den steirischen Weinstraßen stellen diesbezüglich ein bissl eine Ausnahme dar: für Railcargo zu nah, für ÖBB-Family-Vorteilscard und Kinderwagen zu weit. Da ist man mit Radl, Zug und seinem Latein bald einmal am Ende.

Trotzdem hat Caviste Rudolf der südsteirischen Weinstraße schon im März mit insgesamt sechzig Jahre alten Weinen gratuliert. Darum erweist er diese Woche nicht nur dem Geburtstagskind, sondern auch den anderen sieben steirischen Weinstraßen die Reverenz. Äquidistant, obwohl das sonst nur selten seine Art ist.

Und weil er damals alle acht Weinstraßen des Steirerlandes beschrieben hat, begnügt er sich an dieser Stelle damit, das damals Geweinmeisterte einfach noch einmal hierher zu kopieren.

 

Klapotetz Weinstraße

 

Die Klapotetz Weinstraße führt von Arnfels über Eichberg-Trautenburg nach Glanz, wo sie die südsteirische kreuzt, und dann weiter nach Langegg. Nicht weit weg von Eichberg-Trautenburg wächst einer der teuersten Sauvignon Blancs des Landes, der Kranachberg von Sattler.

 

Sausaler Weinstraße

 

Manche Weingärten an der Sausaler Weinstraße zählen zu den steilsten Europas. Die führt nämlich von Leibnitz durch das Sulmtal bis Fresing und dann hinauf nach Kitzeck, dem Alpe d’Huez unter den österreichischen Weinbauorten, wenn Sie so wollen. Ob es jetzt mehr an der Hangneigung oder mehr an den kargen Schieferböden liegt, vermag der Rudl nicht zu beurteilen. Aber dass sich viele Weine aus dem Sausal durch eine ganz eigenständige Charakteristik auszeichnen, meint er schon immer wieder herauszuschmecken.

 

Schilcher Weinstraße

 

Im Uhrzeigersinn kann man dann von Eibiswald bis Ligist über die Schilcher Weinstraße fahren. 1989 hat man mit ihrer Beschilderung begonnen. Wenn man über das Alter der meisten anderen steirischen Weinstraßen etwas in Erfahrung bringen möchte, erfährt man ganz schnell ganz viel über die Römer, aber nichts über die letzten fünfzig Jahre.

 

Oststeirische Römerweinstraße

 

Dann kommt einmal Graz mitsamt seinem Becken. Da gibt es keine Weinstraße. Erst drüben in Gleisdorf geht es dann über die Oststeirische Römerweinstraße nach Pischelsdorf, Stubenberg, Hartberg bis Bad Waltersdorf. Diese Weinstraße feiert heuer auch einen runden Geburtstag. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt und mit der südsteirischen sicher noch nicht per Du.

 

Thermenlandweinstraße

 

Die Thermenlandweinstraße beginnt in Fehring. Über Unterlamm und Übersbach gelangt man nach Riegersburg und kann sich dort die Weingärten, die bis vor wenigen Jahren von Andreas Tscheppe biologisch bewirtschaftet worden sind, anschauen. Jetzt machen dort andere Wein. Man kann aber auch direkt nach Markt Hartmannsdorf zu Gottfreid Lamprecht fahren. Seine Weingärten werden immer noch biologisch bewirtschaftet. Über den „Saurüssel“ kommt man nach Feldbach. Und mit der Frage, ob es zwischen dem einen oder anderen neuen Poysdorfer Saurüssel und manchen steirischen Sauvignons zu viel aromatische Ähnlichkeit gibt, wird Sie der Herr Rudolf jetzt wieder nicht sekkieren. Obwohl … reizen würde ihn das schon.

 

Klöcher Weinstraße

 

Von Fehring nach Süden geht es dann auf die Klöcher Weinstraße. Über Kapfenstein kommt man zur gesamtsteirsichen Vinothek in Sankt Anna. Die hat eine ausgesprochen schöne Terrasse. Dann geht es nach Deutsch Haseldorf, wo man sich entscheiden muss, ob man rechts am Königsberg vorbei nach Pichla oder links vorbei nach Klöch fährt. So oder so kann man nachher in Bad Radkersburg den berühmtesten Lungauer Bach bei der Ausreise aus Österreich zuschauen.

 

Südoststeirische Hügellandweinstraße

 

Hat man etwas gegen Buschenschanken, dann ist es vielleicht gscheiter, in Frutten-Gießelsdorf die Klöcher Weinstraße zu verlassen und sich westwärts zu halten. Da beginnt die Südoststeirische Hügellandweinstraße. Sie können da dann über Straden bis Sankt Peter am Ottersbach fahren, sich die Landschaft anschauen, Wein kaufen. Wenn Sie in einer, respektive einem Buschenschank eine Pause machen möchten, rät Ihnen der Rudl sich vor Antritt der Reise kundig zu machen. Denn so wahnsinnig viele Buschenschanken gibt es auf dieser Weinstraße nicht.

 

Das Geburtstagskind

 

Die älteste und auch bekannteste ist die Südsteirische Weinstraße. Sie führt seit über sechzig Jahren von Spielfeld bis Leutschach, an einigen Stellen bildet sie die Staatsgrenze zu Slowenien.

 

 

Ganzheitliche Bildung

 

ist dem Rudl ja schon ein Anliegen gewesen, als sie noch als Weltfremdheit belächelt worden ist. Darum macht er die theoretischen Ausführungen zu den acht Weinstraßen durch jeweils einen Wein glasweise schmeckbar, was dann auch Aufschlüsse über die Vielfalt steirischer Weine zulassen sollte.

 

  • Oststeirische Römerweinstraße: Karl Breitenberger, Kaibing, Sauvignon Blanc KB 2014
  • Thermenlandweinstraße: Herrenhof Lamprecht, Pöllau, Weißburgunder 2013
  • Südoststeirische Hügellandweinstraße: Weingut Ploder-Rosenberg, Sankt Peter am Ottersbach, Tero 2011
  • Klöcher Weinstraße: Josef Wonisch, Hochwarth, Traminer Classic 2013
  • Südsteirische Weinstraße: Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Gräfin 2012
  • Klapotetzweinstraße: Wilhelm Sattler, Sernau, Sauvignon Blanc Kranachberg 2010
  • Sausaler Weinstraße: Eva und Karl Schnabel, Gleinstätten, Rheinriesling 2011
  • Schilcherweinstraße: Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Schilchersekt

     

    Nicht ausschließlich diese Weine offeriert Caviste Rudolf diese Woche glasweise

     

    am Geburtsdonnerstag der Südsteirischen, den 15. Oktober und am Freitag, den 16. Oktober

    von 16 bis 22 Uhr

    in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

    Zusammengehalten werden die diversen steirsichen Terroirs vom Verhackert. Das gibt es überall. Und das nimmt Caviste Rudolf wieder einmal zum Anlass, Sie daran zu erinnern, dass es sehr willkommen ist, wenn Sie sich Ihre Jausn selber in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen.

Herr Rudolf grüßt, gratuliert und pickt seinen Patschen!

Herr Karl aus dem Sausal – auch kein Gemütlicher

Zurück!

Seit der Neuzeit hat der Mensch eine genaue Zeit, was rein theoretisch Verbindlichkeit und Verlässlichkeit ermöglichen würde. Irgendwann scheint dem Menschen die Verbindlichkeit zu viel geworden zu sein und er hat mobile Endgeräte erfunden. Der Rudl tendiert dazu, das als kindlichen Rückfall ins Mittelalter zu betrachten. Seit der Mensch so ein Kommunikationsmittel in seiner Hose stecken hat, heißt es nicht mehr: „Am Sonntag um zwei fahren wir zum Heurigen.“, sondern „Wir rufen uns zusammen.“ oder jugendlicher: „Wir schreiben.“ Für den Heurigen bleibt bei so viel Kommunikation und Koordination dann oft keine Zeit mehr.

Die eschatologische Differenz

Ein bissl kulturpessimistischer ausgedrückt: Früher in der Neuzeit hat man unterschieden zwischen dem, was schon ist, und dem, auf das man sich freut. Sei das nur die Vorspeise, die ich gerade esse und die Hauptspeise, auf die ich mich freue. Heute im e-Mittelalter ist sowas undenkbar. Da gilt „alles&sofort“ und wehe das Essen braucht ein bissl länger, dann stehen die vernichtenden Kommentare auf irgendwelchen Wichtigtuerkommentarseiten, bevor das Schnitzl am Tisch angekommen ist. Schließlich hat man seine Zeit nicht gestohlen. Die braucht man für Wichtigeres, beispielsweise für e-Kommunikation.
Einem guten Wein ist derlei egal. Der kommt auch ohne mobiles Endgerät ganz gut zurecht. Und er braucht Zeit.

Wein = Zeit

Das Erdzeitalter des Bodens ist im Wein, gerade so wie das Alter seiner Rebstöcke. Und die Vegetationsperiode vom Austreiben bis zur Lese so wie die jahrelange Erfahrung des Weinbauers. Die Gärung und Klärung wie die Reifung. Wein ohne Zeit ist … und so schmeckt er auch.

Wein = Zeit = Geduld

Vincent Dauvissat bemerkt, dass die Ungeduldigen seinen Chablis Grand Cru Les Clos karaffieren, während die Passionierten den Wein öffnen, einschenken und dann zuerst einmal eine halbe Stunde seine Entwicklung riechen, bevor sie trinken.

Eine ganz kleine Blaufränkisch Hochegg Vertikale

Immer wieder schön nachzuschmecken sind die diversen Dimensionen von Zeit in Vertikalen – in einem Wein aus verschiedenen Jahrgängen im Vergleich. Und beim Blaufränkisch Hochegg von Karl Schnabel kommt noch dazu, dass er auf einem mineralreichen Schieferboden aus dem Paläozoikum gewachsen ist, auf einem Boden, der ungefähr 200 000 000 Jahre älter ist als die Kreideböden der Champagne.
Monsieur Schnabel fügt den Trauben von diesen alten Böden nichts dazu, keinen Schwefel, keine Pulverl und keinen Filter. Keine zugekauften Nahrungsergänzungsmittel für den Boden und kein Traktor im Weingarten, dafür Sense, Hinterwälder Rindviecher und Karsthaue.

Diese Woche glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Blaufränkisch Hochegg 2009, Karl Schnabel, Sausal
Blaufränkisch Hochegg 2010, Karl Schnabel, Sausal
Blaufränkisch Hochegg, 2011, Karl Schnabel, Sausal
… wie immer nicht ausschließlich diese Weine.

Wetter und Zeit

2009 gilt als heißer Jahrgang, 2010 als kühler, 2011 wieder als heißer. Dass die Franzosen für das Wetter und für die Zeit ein und dasselbe Wort temps verwenden, ist vielleicht auch kein Zufall.

Donnerstag, den 8. Oktober und Freitag, den 9. Oktober
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

20 Jahre Wiener Integrationshaus

Eigentlich hat Herr Rudolf versprochen, diese Woche einen Bogen um die Heiligen zu machen, zumal ihm das Konzept von amtlich heilig zertifizierten Menschen sowieso nicht uneingeschränkt geheuer ist. Aber es ist Folgendes: Die Weinauktion zu Gunsten des Integrationshauses, eine der Lieblingsveranstaltungen vom Rudl steht ins Haus. Gute Weine zum Ersteigern, gute Weine zum Trinken und vor allem ein äußerst guter und bedauerlicherweise dringender Zweck. Das Integrationshaus feiert heuer einen runden Geburtstag. Vielleicht findet die Auktion deswegen am 11.11., dem burgenländischen Landesfeiertag. Das ist der Tag des Heiligen Martin.
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?271

Herr Rudolf grüßt verbindlichst und wünscht eine schöne analoge Zeit!

Der Hl. Herr Franz – ein ungemütliches Französchen am Beginn einer neuen Zeit

Die Uhr und das Ich beenden das Mittelalter

 

Wenige Jahre bevor das iPhone7 das Licht der Welt erblickt haben wird, werden Menschen Uhren getragen haben. Und diese Menschen haben es für möglich gehalten, dass sich die Welt – die reale Welt, nicht die im iPhone7 – von ihrem Ich beeindrucken, vielleicht sogar beeinflussen lässt – beides charakteristisch für die Neuzeit. Noch früher war alles eines und der Mensch im Einen gut aufgehoben. Keine Uhr, kein Ich, nur das Eine. Das war das Mittelalter. Manche möchten wieder zurück ins Alleine, mit Stacheldrahtzäunen, elektronischen Daten oder Identifikationsphrasen. Auf mobile Endgeräte, Pensionsansprüche und Wochenendflugreisen wollen sie aber nicht verzichten. Darum ist die Rückkehr zum Alleinen keine Option. Da können Boulevardsprachartisten und ein paar Hetzer noch so hartnäckig etwas anders probieren. Das Mittelalter ist vorbei und mit diesem – zumindest in Europa – Brutalität, Gestank und hygienische Zustände, dass es einer Sau gegraust hat. Die Zivilisation war damals sowieso wo anders. Dafür hatte in Italien, Südfrankreich und ein paar anderen pulsierenden Gegenden Europas gerade der Kapitalismus angehoben.

 

Seinerzeit …

 

… im dreizehnten Jahrhundert hat in Assisi ein Narr gelebt. Ihm verdankt es die Welt, dass das Mittelalter positiv und vor allem herausfordernd zu Ende gegangen ist.

Sein Vater hat die Menschen mit „neichn Schoin“ versorgt, gerade so wie die Frau Gerti. Als sein Sohn, der kleine Giovanni auf die Welt gekommen ist, war der Tuchhändler gerade auf Dienstreise in Frankreich. Darum hat er den Bamperletsch bei seiner Rückkehr „Francesco“ (Französchen) gerufen.

Der hat es zuerst einmal ordentlich krachen lassen. Und wenn sein Vater nicht den entscheidenden Fehler gemacht hätte, ihn lesen, schreiben und rechnen lernen zu lassen, was möglicherweise für einen Kaufmann nicht selbstverständlich war und ist, dann hätte der Fils vielleicht eh nie bemerkt, dass Viel und Gut zwei unterschiedliche Kategorien sind. Den Vater hat diese Erkenntnis nicht euphorisiert. Und die Oberjassen im Franziskanerorden ein bissl später auch nicht. Die haben die ersten biographischen Schriften über ihren Ordensgründer vernichten lassen. Sie haben Angst gehabt, dass diese Biografien den „durch die veränderten Verhältnisse geforderten neuen Einrichtungen“ nicht förderlich sein könnten. „Die veränderten Verhältnisse“, so nannte Bonaventura das, was aus Schweiß und Maschinen Reichtum gemacht hat, das industrielle Kapital.

 

Uhren und Bürger

 

Keine hundert Jahre nach dem Tod Francescos war in Mailand die erste mechanische Uhr montiert worden. Und damit hatte eine neue Zeit begonnen, in der gleichmäßig dahinfließende und messbare Zeit Arbeitsteilung, Industrialisierung und Geschäfte ermöglicht hat. Bis heute tut sie das, die Zeit. Sie fließt gleichmäßig dahin und lässt sich messen. Und sie tut das überall gleichmäßig, außer auf den Anzeigen der Wiener U-Bahn. Herr Franz wollte diese Zeit partout nicht. Dass er sie nicht wollte und dass er sie erkannte, hatte er dem Umstand zu verdankten, dass er eben gerade als Bürger ein Kind dieser Neuzeit war. Der Neuzeit wiederum war das damals wurscht.

 

Gutmenschen, der Papst und die Viecherl

 

Die Mailänder Uhr hatte neun Jahre lang getickt, als die ersten radikalen Anhänger von Franz auf dem Scheiterhaufen in Marseille brannten. Als „gute Menschen“ hat man versucht, sie zu diskreditieren. Den Gebrauch von Geld haben die Gutmenschen abgelehnt, auf pulsierenden Märkten gepredigt, die Bibel studiert und ausschweifenden Mönchen und Pfaffen unmissverständlich die Meinung gesagt. Der Papst, auch kein Depp, hat Franz ganz hurtig heiliggesprochen und das Inquisitionsverfahren gegen Ketzer novelliert. Ein paar Mutige im Orden, nicht die, die in der Hierarchie ganz oben gestanden sind, haben die alten Biografien über Franz aufgehoben. Erschienen ist die erste solche Biografie non grata aber erst 1768. 1857 hat dann einer ein Buch über Franz von Assisi als politischen Menschen und seine Bezüge zum Klassenkampf geschrieben. Noch vor dem Ersten Weltkrieg ist dieses Buch vierzehn Mal neu aufgelegt worden. Das ist den Wichtigen endgültig über die Hutschnur gegangen und sie haben Franz als Viecherlfreund verkitscht. Bis heute mit Erfolg.

 

Ein Kind und die Mächtigen

 

Adolf Holl, auf den sich diese Ausführungen stützen, hat wie so oft auch über Franz von Assisi das Schönste und Gescheiteste geschrieben:

„Wir werden Franz weder als Heiligen noch als Ketzer betrachten. Wir werden Franz als den Narren erkennen, als den er sich selber bezeichnet hat; als einen, der die Mächtigen beim Arm nimmt, um ihnen wie ein Kind die Wahrheit zu sagen, mit einer Kraft, die sie zum Schweigen bringt. Sie singen uns ohnehin tagtäglich die Ohren voll.“ (Adolf Holl, Der letzte Christ. Franz von Assisi)

 

Dankbarkeit

 

Jetzt hätte Herr Rudolf um ein Haar vergessen zu erwähnen, warum er Ihnen das alles mitgeteilt  hat. Der Winzer und Wirt mit dem weltweit besten Musikgeschmack schätzt den Franz über die Maßen. Und ihm und dem Herrn Franz zu Ehren stehen diese Woche die ausgeschenkten Weine in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils im Zeichen der Dankbarkeit, auch im Zeichen der Dankbarkeit den Mutigen, Minderen und Unflexiblen, dem Sand im Getriebe der „neueren Einrichtungen“, den diese viel dringender brauchen, als sie das selber für möglich halten.

 

Diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, glasweise und nicht ausschließlich:

 

Welschriesling 2013, Dankbarkeit

Muskat3 2013, Dankbarkeit

Pinot Noir 2010, Dankbarkeit

Pinot Gris Spätlese 2004, Dankbarkeit

Trockenbeerenauslese Schrammel 2012, Dankbarkeit

 

am Donnerstag, den 1. September und am Freitag, den 2. September

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Herr Rudolf grüßt die neue Zeit gerade so wie den alten Sand!