Rebsortenfamilie am Mantlerhof: Neuburger, Roter Velltiner, Grüner Sylvaner … und Zierfandler als Gast. Oder: Die Verlierer des Siegeszugs vom Grünen Veltliner, Dienstag, 14. Mai, 16 bis 20 Uhr

Rebsortenfamilien

Vor wenigen Wochen hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Oberlehrercaviste Rudolf Polifka etwas über die Rebsortenfamilie der Sérines nähergebracht. Klein ist die nicht. Es tummelt sich in ihr ein ganzer Haufen weniger, vor allem aber mehr namhafter Rebsorten der nördlichen Rhône und Savoyens. Dabei könnte einem auffallen, dass es die Sérinianer aus Savoyen (Altesse, Mondeuse, Douce noire) bekanntheitsgradtechnisch mit denen von der nördlichen Rhône (Syrah, Roussanne, Marsanne, Viognier) nicht aufnehmen können. Umso mehr kann sich der Rudl eines kleinen Anfluges von Stolz nicht ganz erwehren, war es doch – abgesehen von Monsieur Mischa, der lange vor dem Rudl Weine von Dominique Belluard offeriert hatte – der Rudl, der Savoyen oenologisch nach Wien gebracht hat.

 

„Das ist ganz etwas anderes.“ (Otto Grünmand)

Ziemlich diametral entgegengesetzt verhält es sich mit der Rebsortenfamilie Roter Veltliner – Grüner Sylvaner – Neuburger. Die war quasi immer schon da. Na ja, ganz immer schon waren sie sicher noch nicht da. Und der Neuburger ist noch ein Stückl weniger lange wie Sylvaner und Roter Veltliner da, weil der Neuburger der Sohn von Rotem Veltliner und Grünem Sylvaner ist. Aber lange sind sie trotzdem schon da. Und der Rudl kennt außer dem Mantlerhof kein Weingut, auf dem diese Familie quasi unter einem Dach zusammen ist.

Roter Veltliner

Ganz unkompliziert ist der Rote Veltliner nicht, sei es, wenn es um Schwammerl geht, sei es in Sachen Frost. Man muss keine besonderen investigativen Kompetenzen besitzen, um den drastischen Rückgang der mit Rotem Veltliner bestockten Rebflächen in einen kausalen Zusammenhang zu dessen Empfindlichkeiten zu bringen. Mit dem Grünen Veltliner hat er abgesehen vom Nachnamen und dem Hang zum Massenträger nicht viel gemeinsam. No ja, vielleicht eine gewisse Vorliebe für Löss. Genau diese setzt ihm aber ordentlich zu. Denn die wirklich guten Lagen für Roten Veltliner sind irgendwann auch dem Grünen Veltliner nicht verborgen geblieben. Viel spricht dafür, dass es sich beim Roten Veltliner um eine alte österreichische Rebsorte handelt. Auf geologische Gegebenheiten scheint er allerdings einen höheren Wert zu legen als auf nationale. Diesbezüglich scheint eine gewisse Affinität zu Löss nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein. Höher gelegene, warme Lösslagen weiß der Rote Veltliner zu schätzen. Um eine solche handelt es sich bei einer der Lage „Ungut“ vom Mantlerhof. Da wird dann auch deutlich, dass Rebsorten und Winzer Zweierlei sind. Mit natürlicher Harmonie ist es da nicht weit her. Was dem Naturwesen Rebsorte konveniert, nennt das Kulturwesen Mensch „Ungut“. Lustig ist die Arbeit in solchen hervorragenden Lagen nicht immer. Dafür ist der Wein dann oft mehr als nur „gut“. Rote Veltliner vom Mantlerhof sind außerordentlich lagerfähig. Davon hat sich der Rudl nicht erst einmal überzeugen dürfen. Auf jene aus der Lage Ungut, der äußersten Kremstaler Lage an der Grenze zum Kamptal, trifft das ganz besonders zu. Frische Säure, Würze, mehr Mandeln und Haselnüsse als Früchte.

Grüner Sylvaner

Der ist der andere Elternteil des Neuburgers. Darum haben sie ihn am Mantlerhof wieder ausgesetzt, Familienzusammenführung, quasi. Er ist eine Kreuzung aus Traminer und Österreichisch Weiß. Darum hat man ihn früher in Deutschland, wo er in den siebziger Jahren noch die verbreitetste Rebsorte gewesen ist, „Österreicher“ genannt. In Österreich hätte das blöd ausgeschaut. Anders als viele Rebsorten, die im Zuge der Industrialisierung des Weinbaus zurückgedrängt worden sind, in den letzten fünfzehn Jahren aber so etwas wie eine Renaissance erlebt haben, werden die Rebstöcke des Grünen Sylvaners immer noch weniger. Außer im Elsass … und am Mantlerhof. Danke!

Neuburger

Dass ein Kind von derartig empfindlichen Rebsorten wie Rotem Veltliner und Grünem Sylvaner kein Paradebeispiel für Robustheit ist, wird Sie, geneigte Oenologin, gewogenen Oenologen, vermutlich nicht überraschen. Aus der einen oder anderen unguten Erfahrung seiner Eltern mit Oidium und Peronospora heraus scheint sich der Neuburger zusammengepackt und auf trockenere Lagen deplaciert zu haben. Da sind Südbahn und Burgenland ganz vorne dabei. Aber in der Wachau und am Mantlerhof ist Neuburger noch mehr daheim. Das hat er einem Vorfahren von Frau Mantler zu verdanken. Dass er Zutritt zum DAC Leithaberg hat, ist dem Rudl Powidl. Dass Neuburger, wenn er nicht verrieselt, erfriert oder von Botrytis sekkiert wird, ausgezeichnete Weine zusammen bringt, schätzt der Rudl dafür umso mehr. Kräftig, aber ohne aromatisch dick aufzutragen. Vielmehr als das sogenannte „Pfefferl“ des Grünen Veltliners kann der Rudl ein „Nusserl“ beim Neuburger nachvollziehen. Manchmal überlegt Caviste Rudolf, wie denn eigentlich ein Vin Jaune aus Neuburger schmecken könnte …

 

  • Neuburger 2023, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Neuburger 2022, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Neuburger 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Zierfandler 2021, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4)
  • Grüner Sylvaner 2023, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Roter Veltliner Ungut 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (8/12)

Von den Grünen Veltlinern ist – abgesehen vom Rochusberg – zumindest beim Aufsperren um vier Uhr auch noch etwas da.

 

Dienstag, den 14. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Dankbar grüßt der Rudl ganz besonders die Familie Mantler!

 

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Weinhan

Grüner Veltliner – superlativ- und KI-frei, aber extraordinaire, Dienstag, 7. Mai, 16 bis 20 Uhr

Superlative

Vor ein paar Wochen erst hat der Rudl bekannt, noch viel lernen zu müssen. Ein Exempel für so ein Lernen ist dem Rudl vor wenigen Monaten bei einer Talkshow, die an und für sich nicht zum Fernsehprogramm seines Vertrauens gehört, passiert. Da hat dem Rudl sein Lieblingskabarettist gemeinsam mit Gottfried Helnwein die eine oder andere Überlegung zum Superlativ angestellt, als Quintessenz vor allem die, dass nach dem Superlativ nichts mehr kommen kann. Da ist es dann quasi aus; nix Lustiges, nix Lebendiges und darum wohl auch nix Menschliches. Gar nicht so selten wird es da dann unbarmherzig und unmenschlich, würde Rudolf Polifka folgern. Werfen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dazu nur einen Blick in die „So-&-ste&Exklusiv“-Presse. Sie wissen, die mit den vielen Rufzeichen und Großbuchstaben, die ganz knallhart unabhängig und unbestechlich ist.

 

Ein kleiner theologischer Exkurs, wenn Sie gestatten …

Vielleicht ist es das, was in der Genesis mit dem Sündenfall gemeint ist: sein wollen wie Gott, ein Superlativ, eine fleischgewordene Boulevardschlagzeile, oder ein transhumanistisches – also nicht humanes, und also unmenschliches – Würstel, das im Silicon Valley Schöpfer spielt, ein himmlisches Jerusalem aus Menschenhand – alles, ganz, sofort und unendlich. Zu hundert Percent selbstironie- und schmähfrei. Dafür umso lächerlicher. Auferstehung nicht mehr als Einsatz für und Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit und volles Leben, sondern als Weiterleben auf einer Festplatte, in einer Cloud oder als sogenannte Ka-I.

 

KI

Der Sänger einer vom Rudl überaus geschätzten Kapelle hat im Zusammenhang mit dem Wort „Casting“ einmal darauf hingewiesen, dass die Aussprache im Dialekt dem wahren Wesen der Dinge oft näher kommt als die Aussprache in der Standardsprache. Für den Rudl könnte das Bekenntnis des Blechtrottels, „ka I“ zu sein, selbstoffenbarender nicht sein. Der Herr Kurt hat seinerzeit „ka Idee“ gehabt. Aber das war, wie so oft beim Herrn Kurt ein charmantes Understatement. Beim Blechtrottel verhält sich das anders. Der ist schon wirklich so deppert, wie der Ausdruck „ka I“ das bedeutet. Von Intelligenz im klassischen Sinn nicht das Bröserl einer Spur. Und einen Trottel als Intelligenz zu bezeichnen, zeugt nicht gerade von überbordender Klugheit. Da können die transhumanen „Silicon-Valley-Kasperln“, wie Adolf Holl sie einmal treffsicher genannt hat, noch so oft, laut und ultimativ das Gegenteil behaupten. Ka I. = Keine I.! So schaut’s aus.

 

Superlative und Wein

Jetzt könnte der Rudl es sich bequem machen und darauf hinweisen, dass er auf die Superlativ-Mega-Kult&Exklusivitis in den Boulevardmedien, in der Werbung und auf den Plattformen der stromgewordenen Aufregung immer schon problematisierend hingewiesen habe. Aber wie hält der Rudl es diesbezüglich beim Wein? Da muss er nicht lange überlegen, um sich einzugestehen, dass es wohl die Suche nach dem perfekten Wein ist, die ihn lesen, fahren und kosten lässt. Was sein würde, wenn der Rudl diesen unendlich perfekten Wein dann einmal tatsächlich trinken würde, will er sich lieber gar nicht ausmalen. Davor hat er offen gestanden ordentlich Brösel. Aber die sind unbegründet. Er wird diesen perfekten Wein nicht trinken, weil es den nicht gibt und auch gar nicht geben kann, zumindest nicht in dieser Welt.

 

Grüner Veltliner

Caviste Rudolf Polifka hat immer wieder Grüne Veltliner miteinander verglichen und vergleichen lassen. Devise: Finde den besten Grünen Veltliner der Welt. Er hat ihn nicht gefunden. Er will ihn gar nicht finden. Und er wird ihn auch nicht finden. Aber er will ihn suchen. Kommende Woche unter folgenden Exemplaren:

  • Grüner Veltliner Hoher Rain 2023, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (4/6)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – rive gauche (7/11)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2021, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (6/9)
  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2020, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Weinviertel, Retzer Land (4,50/7)

Seit sich das Weinviertel in die DAC verrannt hat, ist der Charm

  • Grüner Veltliner Rochusberg 2022, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel Südost (5/8)
  • Grüner Veltliner 1979, Weingut Gerhard Zeiler, Poysbrunn, Weinviertel (4/6)

Dienstag, den 7. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Ultimativ superlativfrei grüßt und sucht Herr Rudolf!

 

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Buongiorno! Die 6 Weine zum Giro d’Italia, Dienstag, 30. April 16 bis – dank erstem Mai bis 21(!) Uhr  

 

Der 1. Mai fällt heuer auf einen Mittwoch. Darum hat der Rudl am Tag davor bis 21 Uhr aufgesperrt.

 

Was ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils?

Das Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils sind im Wesentlichen die Bergetappen der Tour de France. So war es, so ist es und so wird es immer sein, auch wenn sich ein paar Details des Geschäfts im Lauf der Jahre geändert haben.

 

Dreiwöchige Radrundfahrten

Von diesen gibt es drei. Die erste davon, der Giro d’Italie, hebt am kommenden Wochenende an. Bei solchen Rennen ist es nicht unüblich, dass Landesgrenzen überschritten werden. Das eine oder andere Mal ist das auf mehr kaufmännische als sportliche Gründe zurückzuführen. Aber das ist eine andere Geschichte. Gerade in den Alpen und Pyrenäen hat es für den Rudl schon seinen Reiz. Der Rudl fährt deshalb anlässlich des Startes der Italienrundfahrt in die andere Richtung und diesem großartigen Rennen quasi oenologisch entgegen. Vom Petit Saint Bernard Pass herunter lässt er es krachen und erreicht in Aosta und Quart nicht nur Italien, sondern auch gleich den italienischen Teil seines Sortiments. Der besteht aus sechs Weinen. Alle sechs wird der Rudl am kommenden Dienstag glasweise anbieten. Seinem Vollständigkeitstick kommt das entgegen. Als Stundenwiederholungen erlaubt er sich, ein paar Zeilen über das Aostatal, die Weine von Professor Giulio Moriondo und Fabien Bonnet in Erinnerung zu rufen.

 

Aostatal. Stundenwiederholung I

In einem Jahrhundert hat das Aostatal über achtzig Percent seiner Rebfläche verloren. Jetzt wächst sie wieder, aber minimal. Dabei haben die steilen Hanglagen, teilweise terrassiert und bis deutlich über tausend Höhenmeter hinauf reichend stets als besonders hochwertig gegolten. Vor allem der Föhn ist ein ganz großer Trumpf, wenn es um das Ausreifen von gesunden Trauben geht. Die gravierenden Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind auch kein Nachteil. Aber Ende des neunzehnten Jahrhunderts ist es dann zuerst einmal mit Oidium losgegangen, dann die Reblaus und Kriege. Am meisten hat den Rebflächen jedoch die Eisenbahn zugesetzt. Der Zugang zu den deutlich billigeren, weil auf einfacher zu bewirtschaftenden Rebflächen wachsenden Weinen aus dem Piemont hat das Ende für ganz viele vor allem steile und ausgesetzte Weingärten bedeutet. Von diesen sieht man – leider in aufgelassenem Zustand – relativ viele. Mit dem gar nicht so weit entfernten Savoyen hat das Aostatal oenologisch nicht viel zu tun. Während man in Richtung Norden nämlich lediglich über den Grand Saint Bernard fahren muss, um im benachbarten Weinbaugebiet Wallis herunterzukommen, schaut das in Richtung Westen, nach Frankreich hinüber deutlich anders aus. Da fährt man von Aosta zuerst einmal ein ganzes Stückl, bis man am Petit Saint Bernard ist. Dann geht es drüben über La Rosière hinunter. Aber unten in Bourg Saint Maurice wächst dann noch lange kein Wein. Die ersten Weingärten sind die Terrassen der Domaine des Ardoisières in Cevins, die ersten appellationsberechtigten gibt es überhaupt erst nach Albertville in Fréterive. Darum haben die savoyardischen Rebsorten mit denen des Aostatals nichts gemeinsam, wohingegen Wallis und Aostatal eng verwandt sind. So ist der Schweizer Humagne Rouge ident mit dem Cornalin im Aostatal. Dafür sind beide Namen französisch. Der Cornalin du Valais ist wieder etwas anderes. Der hat seinen Ursprung paradoxerweise im Aostatal. Dort gibt es ihn heute aber nicht mehr. Petite Arvine ist den umgekehrten Weg gegangen, aber in beiden Tälern noch daheim.

 

Giulio Moriondo. Stundenwiederholung II

Einen halben Hektar bewirtschaftet der emeritierte Professor des Institut agricole régional du Val d‘Aoste. Seine Forscherfreundschaften, zum Beispiel mit dem Ampelographen Genetiker José Vouillamoz aus dem Valais, pflegt er intensiv. Den Rudl interessiert das Wissen von Weinbauern grundsätzlich. Aber im Keller von Professor Moriondo ist er sich wie in einem Hörsaal vorgekommen. Vom Verhältnis der drei Weinbaugebiete rund um den Mont Blanc zueinander angefangen über den wissenschaftlichen, aber nicht ideologischen Zugang zum Bioweinbau, Geschichte, Volkswirtschaft und selbstverständlich Rebsorten hat Giulio Moriondo in neunzig Minuten einen beeindruckenden Einblick in seine Forschung vermittelt.

Zum Glück war Professor Moriondo die Arbeit im Labor und am Schreibtisch seines Instituts zu wenig. Darum hat er vor knapp fünfundzwanzig Jahren ein paar Parzellen mit alten, steilen Weingartenterrassen erworben. Dort stehen bis über hundertzehn Jahre alte, teilweise wurzelechte Rebstöcke. Wilde Minze und Thymian leisten ihnen Gesellschaft. In einem überschaubaren Keller, den Giulio Moriondo „mon laboratoire“ nennt, macht er im Prinzip zwei Weine. Einen auf der Basis von Nebbiolo rosé, genetisch ein Sohn von Nebbiolo und einen zweiten aus Rebsorten, die ausschließlich im

Aostatal, manche sonst höchstens noch im Schweizer Wallis vorkommen. Dabei ist zu ergänzen, dass Nebbiolo und Nebbiolo rosé im Aostatal eh auch immer schon daheim waren, aber halt nicht nur dort.

Man kann von Professor Moriondo viel lernen. Wenn man Forscher ist, muss man viel ausprobieren und geduldig warten, ist der Zugang von Giulio Moriondo. Mit seinen Weinen möchte Giulio Moriondo den ursprünglichen Geschmack des Tales zugänglich machen. Einen ganz kleinen Anflug von einem Eindruck dieses Geschmacks hat der Rudl im Keller von Professor Moriondo gehabt.

 

Les Petits Riens, Aosta. Stundenwiederholung III

Der Boden ist hier etwas weniger geschiefert als in Quart bei Signore Moriondo, enthält dafür mehr Gneis. Wir befinden uns am nord-westlichen Rand der wirklich schönen Stadt Aosta. Dort haben Stefania und Fabien vor etwa zehn Jahren die Domaine „Les Petits Riens“ gegründet, ein zwei steile Hektar kleines Weingut mit zwölf Rebsorten, autochthonen und internationalen. Die Weingärten liegen zwischen sechshundert und achthundert Metern Seehöhe, Ausrichtung Süden, gut durchlüftet. Ein Unkrautvernichtungsmittel haben diese Weingärten nie gesehen. Die Dimensionen des Weingutes ermöglichen eine lückenlose Begleitung aller Weine vom Austreiben der Rebstöcke bis zur Flaschenreife.

Sowohl Giulio Moriondo als auch Fabien Bonnet wollen gesunde Weine ohne Chemiekasten, aber auch ohne Ideologie. Darum behalten sie sich den Einsatz geringer Dosen Schwefel und Kupfer vor, weil sie präzise, saubere und erkennbare Weine anstreben.

  • Petit bout de lune 2018, Les Petits Riens , Aosta, Italien (6,50/10)

Neunzig Percent internationaler Chardonnay, zehn Percent autochthone Erbaluce. Vierzig Stahl, sechzig im Sechshundertliterholzfass. Wenn man „abschaltet“, bevor man den Wein trinkt, ist das kein Schaden. Forelle in Wildkräutern könnte man dazu essen. Das steht geschrieben. Schwammerl mit Polenta kann man auch dazu essen. Das hat der Rudl selber erfolgreich herausgefunden.

  • Air des cimes 2018, Les Petits Riens, Aosta, Italien (6,50/10)

gleichgepresster Gamay, aber wirklich alles andere als „primeur“

  • L’esprit pourpre (6,50/10)

nicht gleich gepresster Gamay

  • Père Joseph, Giulio Moriondo, Quart, Val d’Aosta, Italien (10/16)

Die Rebsorte Petit Rouge à baie blanche hat Giulio Moriondo auf einem seiner unermüdlichen Streifzüge durch alte Weingärten identifiziert. Den Weingarten, in dem er ihn aufgespürt hat, gibt es wie viele andere alte Weingärten im Aostatal nicht mehr. Giulio Moriondo hat diesen Wein nach seinem Lehrer Pater Joseph Vaudan (1925-2008) benannt. Vaudan gilt als Personifizierung der oenologischen Beziehungen zwischen Schweizer Wallis und dem Aostatal, sowie als Initiator der Wiedergeburt des Weinbaus im Aostatal in den fünfziger Jahren. Père Joseph ist am 26. September 2018 bei voller Reife streng selektiv gelesen worden. Sehr sanfte Pressung, ähnlich vorsichtig die Schwefelung, fünf Gramm pro Hektoliter. Dann hat der Wein spontan zu gären begonnen. Zweimal ist der Père Joseph umgezogen, das erste Mal nach der Gärung, das zweite Mal am 8. Dezember 2021 beim Abfüllen in die Flascherln. Keine Klärung, kein Filter und auch keine Stabilisierung. Mehr Goldreflexe als Grünreflexe – im Aostatal ist es heiß. Intensität, Blumenwiese, Würze, balsamisch und ein Batzen Steinigkeit. Giulio Moriondo empfiehlt Père Joseph genauso zu Fisch in Saucen wie zu reifem Käse. Dem Rudl seine Lieblingsweinzeitschrift schreibt von „pureté cristalline“ (kristalliner Reinheit).

  • Cuvée d‘Emile 2016, Giulio Moriondo, Quart (8/12)

Der Geschmack des Tales gemäß dem Professor, nicht nur was die Rebsorten betrifft, sondern auch von der Vinifizierung her.

Petit Rouge 53%, Premetta 16%, Vien de Nus 16%, Vuillermin 9%, Mayolet 6%, ausschließlich indigene Rebsorten, teilweise wurzelecht, auf Schieferterrassen in 540 und 630 Metern Höhe. Dass Professor Moriondo auf Synthetisches aus dem Chemiekasten verzichtet, versteht sich für ihn von selbst. Als Forscher weniger aus ideologischen Gründen, sondern weil er niemandem etwas vorsetzen will, das etwas enthält, vor dem er sich selber schützen muss. Schönung, Filtration, Klärung oder Säurezusatz sowieso nicht. Barrique genauso wenig. Sechzig Milligramm pro Liter Schwefel bei der Füllung. Wie ein Waldspaziergang nach dem Regen oder so, das hat der Rudl über diesen Wein einmal gelesen. Ganz abwegig erscheint ihm das nicht. Wildrose und Waldbeeren sind vielleicht leichter nachzuvollziehen.

  • LoRej 2015, Giulio Moriondo, Quart, Val d’Aosta, Italien (8,50/13)

„Cuvée de Roi“ steht zusätzlich am Datenblatt: Wein des Königs. Mit diesem Wein hat Giulio Moriondo die alte valdostanische Tradition eines Luxusweins, die seit mehr als einem Jahrhundert schon fast in Vergessenheit geraten war, wiederbelebt. 1494 soll Karl VIII. auf der Durchreise zur Eroberung Neapels Durst bekommen haben. Da hat man ihm diesen Wein, für den die Trauben vorher ein bis drei Monate auf Schilfmatten gereift waren, kredenzt. Vierzig Percent Nebbiolo rosé, laut Prof. Moriondo der König unter den Rebsorten, weil er weder Drahtrahmen noch Stock nötig hat. Dazu Nebbiolo, Neret, Cornalin und Petit Rouge, die letzten drei autochthone Valdostaner, alles auf einer Seehöhe von 630 Metern, indigene Heferln, kein Filtrieren, Schönen und dergleichen. Die Tabaknoten in diesem Wein passen ganz passabel zu vielem, was man im Herbst isst.

… und von den meisten „alten Reben“ ist auch noch etwas da, zumindest beim Aufsperren um 16 Uhr.

Dienstag, den 30. April von 16 bis 21(!) Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Ein Buonasera! allen Biciclettebegeisterten, auch denen, die das weniger sind, und auf die Vorfreude!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Wein vom ältesten Weingarten Frankreichs, alte Reben und vieilles vignes, Dienstag, 23. April, 16 bis 20 Uhr

Alt?

Seinem Selbstverständnis nach ist der Rudl mindestens zu fünfundfünfzig Percent ein Kind, maximal zu fünfundvierzig ist er erwachsen. Sei es, dass er sich in seinem Hauptberuf als Junglehrer fühlt, in seiner Weinhandlung als Jungunternehmer und überhaupt als einer, der noch viel mehr lernen muss, als er schon weiß. Vom Verstehen will er da noch gar nix schreiben. Seinem Selbstverständnis nach ist der Rudl also ein bissl eine gespaltene Persönlichkeit. Da ist er nämlich genau genommen mehr ein Rudi als ein Rudl. Aber das ist sowieso eine ganz andere Geschichte. Der Trainer möge Nachsicht mit dem Rudl haben.

 

Wein & Zeit

Aus dem oben Dargelegten kann man den Schluss ziehen, dass der Rudl mit der Zeit nicht per Du ist. Vielleicht ist das ein Grund, warum ihn gerade die Dimension Zeit am Wein so fasziniert. Dabei hat er diverse Facetten der Reifung von Wein immer wieder zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht, privat, aber natürlich auch in seinem Institut. Den Zusammenhang zwischen geologischen Gegebenheiten unterschiedlicher Erdzeitalter und Wein hat er ebenfalls thematisiert. Was bis jetzt als Gegenstand systematischer Forschungen schwer unterbelichtet geblieben ist, sind Alter und Wurzeltiefe der Reben. Höchste Eisenbahn.

 

Alte Reben

Unter „alten Reben“ versteht man zumindest in Österreich Rebstöcke, die mindestens vierzig Jahre alt sind. So steht es geschrieben. Vierzig. Das ist jünger als der Rudl. Vierzig Jahre alte Rebstöcke sind 1984 gepflanzt worden. Für den Rudl ist das ungefähr gestern. Damals hat er zum ersten Mal französischen Boden betreten und sich dabei eigentlich nur für die französische Fußballnationalmannschaft, die wenige Wochen davor Europameister geworden war, interessiert. Alain Giresse, Jean Tigana, Michel Platini, … Alte Reben müssten für den Rudl wenigstens älter als er selber sein. Andererseits, wer ist der Rudl? Wenn es vierzig heißt, dann ist vierzig gemeint. Über Regeln kann und soll man streiten. Aber irgendwann müssen sie dann von allen akzeptiert werden. Andernfalls wird es schwierig, mit einem zivilisierten Zusammenleben. Darum 40.

 

5 mal 40 Jahre = 200 Jahre

1967 hat Henry Marionnet an der Loire zwanzig Hektar Weingarten mit hybriden Reben geerbt. Vielleicht nicht immer etwas Erfreuliches, hybride Reben. Aber in diesem Fall hat der Weinmeister zuerst einmal gleich die hybriden Reben gerodet, weil er keinen Uhudler machen wollte. Der silexhaltige Ton mit Sand und Kieselsteinen hat ihn vielmehr auf die Idee gebracht, auszuprobieren, ob man nicht vielleicht die Reblaus austricksen, unveredelte Edelweinrebsorten pflanzen und so den Geschmack europäischer Weine vor der Reblauskatastrophe ergründen könne. Zu diesem nicht ganz risikolosen Unterfangen hat sich dann eine wahrscheinlich einzigartige Opportunität gesellt. Das Angebot, einen wirklich ganz alten Weingarten mit Romorantin-Rebstöcken, die zwischen 1820 und 1840 gepflanzt worden waren, zu kaufen. Die Gnade des mosaischen Alters dieser Rebstöcke hat naturgemäß eine Wurzelechtheit mit sich gebracht. Henry Marionnet hat dann die besten Rebstöcke des alten Weingartens auf einer Parzelle gleich daneben weiter vermehrt, selbstverständlich auch die wieder wurzelecht. Den alten Weingarten wiederum hat er zum Glück stehen gelassen. Und während der Rudl La Pucelle de Romorantin aus dem neuen Weingarten von 2007 am 13. Februar ausgeschenkt hat, wird er kommenden Dienstag ein paar Gläser vom 200 Jahre alten Weingarten kredenzen.

  • Weißburgunder Alte Reben, Familie Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)

1976 hat Klaus Herist diese Reben in den Schieferboden des höchsten burgenländischen Berges gepflanzt und sich von den Eltern überreden lassen, den Weinbau nicht hauptberuflich zu betreiben. Zum Glück hat jetzt die Rente diese Entscheidung quasi revidiert. Gemeinsam mit seinem Sohn Dieter führen die Herists ein Familienweingut, wie es am Etikett steht. Mit Akribie, Sauberkeit und einem ausgeprägten Gespür für ein ganz besonderes Terroir. Ganz sicher einer der besten Weißburgunder, die Caviste Rudolf Polifka getrunken hat.

  • Monsieur Gringet 2020, Dominique Belluard – Domaine du Gringet, Ayze, AOC Vin de Savoie (9/14)

Die Riede Chez Edouard wurde gepflanzt, bevor Edouard eingezogen worden ist, in den ersten Weltkrieg. 620 Meter Altitude, Kalkgeröll, Ausrichtung nach Süden. Dann noch die Riede La Paille aus den dreißiger Jahren, weißer Mergel. Auf diese beiden ältesten Rieden von Dominique Belluard, beziehungsweise der Domaine du Gringet ist Monsieur Gringet gewachsen.

  • Sgaminegg 2021, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (8/12)

Vierzig Jahre alte Reben, die ganz oben am Hang in reinem Opok-Gestein wurzeln, tragen wenige, kleine und dickschalige Beeren, bringen aber einen ziemlich konzentrierten Wein. Heuer feiern sie einen runden Geburtstag, gerade so wie der Europameistertitel von Alain Giresse und Kollegen.

  • Provinage 2019, Henry Marionnet, Vin de France (12/18)

eine von 730 Flaschen dieses Weines, die mit der Nummer 686

  • Prieuré Saint Christophe rouge 2019, Domaine Giachino (7/11)

Der älteste Weingarten, den die Giachinos von Michel Grisard übernommen haben.

  • Marestel 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)

Bis zu hundert Jahre wehren sich etliche der Rebstöcke von Dupasquier schon erfolgreich gegen den Absturz auf dem steilen, steinigen Weingarten. Ein Lieblingswein vom Rudl.

Dienstag, den 23. April von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Herr Rudolf grüßt alt/A und t/Tiefgründig!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Zum 1. Mal glasweise: Hégoxuri, Cydre, Spiegel und andere 2021er, Dienstag, 16. April, 16 bis 20 Uhr

Der neue Wein II

Vor zwei Wochen hat der Rudl an dieser Stelle dafür plädiert, gute Weine aus dem Jahr 2023 noch ein bissl in Ruhe zu lassen. Deshalb hat er vor zwei Wochen Weine aus dem Jahr 2022 in den Mittelpunkt der Studien gestellt. Kommende Woche geht er einen Schritt weiter … zurück. Er ist nämlich draufgekommen, dass er gleich zwölf Weine des Jahrgangs 2021 aus seinem Sortiment noch nie glasweise kredenzt hat, in vielen Fällen, weil sie gerade erst herausgekommen sind. Bei der Hälfte davon wird er das diese Woche nachholen.

  • Cydre 2021, Elias Muster, Schlossberg, Südsteiermark (6/9)

Der Cydre, den Elias Muster aus den Äpfeln der alten Bäume des Graf Hofs macht, ist einer, für den man sich auch in der Bretagne nicht genieren muss.

  • Grüner Veltliner Spiegel 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (7/11)

Über die letzten fünfundzwanzig Jahrgänge hat der Rudl einen gleich guten und keinen besseren Grünen Veltliner als diesen getrunken. Wie Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vielleicht wissen, hat er in mehrfachen Konfrontationen vielversprechende Repräsentanten dieser Rebsorte gegeneinander antreten lassen. Daraus sind stets dieselben zwei als unangefochtene Sieger hervorgegangen. Tob be continued.

  • Sauvignon vom Opok 2021, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (5/8)

Wieder Leutschach, jetzt aber quasi die linke Talseite der Verlängerung der Heiligen-Geist-Klamm. Dass Weine oft Ausdruck der Persönlichkeit der Winzerin oder des Winzers sind, ist zugegebenermaßen keine epochale Erkenntnis. Aber so treffsicher, wie die ruhigen, sauberen Weine von Herbert Sternat die Art des Winzers repräsentieren, ist es auch nicht immer der Fall.

  • Hégoxuri 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Im November ist der Einundzwanziger eingetroffen. Bis jetzt hat es der Rudl geschafft sich und seine Neugier zurückzuhalten. Weder hat er selber ein Flascherl aufgemacht noch im Geschäft eines glasweise angeboten. Aber wenn es genug ist, ist es genug, auch mit der Contenance.

  • Dankbarkeit Rot 2021, Podersdorf am See, Neusiedler See (3/5)

Hauswein auf allerhöchstem Niveau. Rotburger und Blaufränkisch. Würze und Wildkirsche.

  • Méthode naturelle 2021, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Interventionistisch sind die Weine der Domaine Ilarria alle nicht. Bei der Méthode naturelle geht Peio Espil einen Schritt weiter und reduziert Eingriffe auf ein absolutes Minimum, ohne dabei Abstriche in Sachen Präzision zu machen.

 

Dienstag, den 16. April von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Ungeduldig grüßt der Rudl die Geduldigen gerade so als wie die Ungeduldigen!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Vertikale. Irouléguy Blanc, Ilarria: 2022, 2018, 2016, 2013 und 2012, Dienstag, 9. April, 16 bis 20 Uhr

Über das Versprechen und Einhalten. Ein Wein spricht.

Vergangene Woche hat Caviste Rudolf Polifka junge Weine mit Reifepotential kredenzt. Mit „jung“ meint der Rudl den Jahrgang 2022. Der Irouléguy Blanc von Ilarria versucht jetzt, quasi den Wahrheitsbeweis für sein Reifepotential anzutreten.

 

Reif, aber nicht alt

So hat der selige Heinrich Salomon, den der Rudl für eine der beeindruckendsten Erscheinungen des österreichischen Weinbaus hält, seine Erwartungen an einen Wein formuliert. Dem ist, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, wenig hinzuzufügen.

Irouléguy Blanc, Ilarria

Aus diesen Gründen kredenzt Caviste Rudolf Polifka immer wieder einmal ganz gerne eine Vertikale von einem Wein, dem er Reifepotential attestiert. Ganz vorne dabei ist da dem Rudl sein Lieblingswein: Hégoxuri – Arretxea. Der verwandelt sich im Laufe seiner Entwicklung immer wieder in hohem Ausmaß. Egal wann der Rudl wo welchen Jahrgang von diesem Wein gekostet hat, der Wein war nie müde oder alt. Es gibt diesen Wein allerdings auch erst seit 1997. Vielleicht ist Hégoxuri der Grund, warum das Sichtfeld des Rudls dort unten ein bissl eingeschränkt ist. Genaugenommen stimmt das eh nicht. Der Rudl weiß natürlich, dass der Weiße von der anderen Straßenseite, der Irouléguy Blanc von der Domaine Ilarria, ein extraordinairer Wein ist. Aber wenn er an Irouléguy und Vertikale denkt, dann ist für den Rudl Hégoxuri die erste und bis jetzt zu oft auch einzige Assoziation. Höchste Eisenbahn für eine Vertikale Irouléguy Blanc von Ilarria.

 

  • Irouléguy Blanc 2022, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

„Ungewöhnlich viel Petit Manseng, nämlich siebzig Percent, dreißig Petit Courbu, kein Gros Manseng. Kalk. Beides Faktoren, die diesen weißen Irouléguy von anderen Weißweinen der Appellation unterscheiden.“ Das haben Sie vergangene Woche an dieser Stelle über diesen Wein gelesen. Und beim Schreiben dieser Zeilen ist dem Rudl aufgefallen, dass es sich bei den erwähnten beiden Unterscheidungsmerkmalen um reifepotentialerhöhende Faktoren handelt. Wenn eine Rebsorte als Synonym für Austerität durchgeht, dann Petit Manseng. Darum wird dieser Rebsorte in Irouléguy und im Jurançon nicht selten ein Übergewicht an Gros Manseng an die Seite gestellt. Der sorgt für Schmalz, Frucht und Saft. Irouléguy Blanc von Ilarria kommt ganz ohne diese Zutaten des Gros Manseng aus. Vielleicht ist das der Grund, warum zumindest dem Rudl vorkommt, dass bei der Weinwerdung des Weißen von Ilarria ein bissl mehr Sauerstoff im Spiel ist als bei anderen Weißweinen dort unten. Andernfalls würde das Ganze womöglich in Kargheit und Strenge steckenbleiben.

  • Irouléguy Blanc 2018, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

warmer Jahrgang

  • Irouléguy Blanc 2016, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

kühler Jahrgang

  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

schwieriger Jahrgang

  • Irouléguy Blanc 2012, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)

warmer Jahrgang

Von den meisten Zweiundzwanzigern gibt es zumindest am Beginn der Lehrveranstaltung auch noch das eine oder andere Glasl.

 

Dienstag, den 9. April von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Monsieur Rudolf grüßt das schwer Ergründliche, das Unergründliche und alle, die dem Unergründlichen auf die Spur gehen!

 

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Neue Bergweine: Pyrenäen, Westalpen, Rochusberg, Dienstag, 2. April, 16 bis 20 Uhr

Der neue Wein

Jetzt kommen sie der Reihe nach in den Verkauf: Federspiele, Weinviertel DAC, wobei Caviste Rudolf an das „C“ gerne ein Fragezeichen hängt. Auf alle Fälle kommt der neue Jahrgang jetzt langsam, aber sicher in Vekauf. Und mit dem neuen Jahrgang ist heute, am 31. März 2024, in der Regel der Jahrgang 2023 gemeint. Der Rudl ist anders, wobei das genau genommen auch nicht stimmt. Die Weinmeisterinnen und Weinmeister, mit denen zu arbeiten, der Rudl die Freude hat, sind anders. Die bringen jetzt 2022er heraus, manche von ihnen auch erst 2021er.

Dem Rudl ist das aufgefallen, als ihn einer seiner besten und langjährigsten Freunde, der Herr e-Bert, vor ein paar Monaten nach Weinen mit Lagerpotential aus dem Jahrgang 2022 gefragt hat. Da ist dem Rudl aufgefallen, dass er noch kaum Zweiundzwanziger in seinem Sortiment gehabt hat. Jetzt wimmelt es dort noch immer nicht von 2022ern, ein paar hat er aber schon.

  • Altesse „aVé“ 2022, Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (5/8)

Mit dem Jahrgang 2020 von diesem Wein ist Caviste Rudolf Polifka auf dieses Weingut aufmerksam geworden, damals noch in dem Anspruch, alle savoyardischen Bioweingüter zumindest gekostet zu haben. Von diesem Anspruch hat sich der Rudl längst verabschiedet, nicht aus abstinenten Gründen, sondern weil die Anzahl der savoyardischen Bioquereinsteiger eskaliert ist. Auf die Qualität mancher dieser neuen Bioweine trifft das zumindest am Gaumen vom Rudl nicht zu. Die Weine von Françis haben den Rudl aber schwer überzeugt. Das ist nicht cool Climate, sondern eindeutig cold Climate, so cold, dass es 2021 gar keine reinsortige Altesse gegeben hat, 2022 dann zum Glück schon wieder. Der Rudl hat ihn erst einmal kredenzt.

  • Irouléguy Rosé 2022, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

Fast so etwas wie ein Gegenstück zur Altesse von Françis Rousset. In Saint Tropez und Umgebung gilt für solch kraftvolle und vielschichtige Rosés vermutlich ein Einreiseverbot.

  • Grüner Velltiner Ried Rochusberg, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March (5/8)

Dem Rudl ist ja manchmal ein bissl bang, wenn ein Weingut an die nächste Generation weitergegeben wird. Was Martin Minkowitsch mit dem Weingut seines Onkels gemacht hat, nötigt nicht nur dem Rudl einen Batzen Respekt ab, was zugegebenermaßen nicht ganz so maßgebend ist, sondern macht den Onkel auch ziemlich stolz. Der Rochus von Roland Minkowitsch hat in Sachen Lagerfähigkeit schon früher nicht viel zu wünschen übrig gelassen. Davon hat sich der Rudl nicht nur einmal überzeugen dürfen, ohne Malo, wie der Rudl später erfahren sollte. Der Neffe baut die alten Rebstöcke der Riede jetzt separat aus, hat keine Angst vor apfelsäurefressenden Bakterien.

  • Riesling de vite Lange Lissen 2022, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March (4/6)

Nach Martin Minkowitsch das Aushängeschild des Weingutes, für den Rudl ist das zwar der Gewürztraminer. Aber dieser Riesling ist einer der eher nicht so zahlreichen, zu denen der Rudl einen Zugang gefunden hat.

  • Irouléguy Blanc 2022, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Zum ersten Mal glasweise. Ungewöhnlich viel Petit Manseng, nämlich siebzig Percent, dreißig Petit Courbu, kein Gros Manseng. Kalk. Beides Faktoren, die diesen weißen Irouléguy von anderen der Appellation unterscheiden.

  • Altesse „Solar“ 2022, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (10/15)

Max haben klimatische Verrücktheiten 2020 eine reinsortige Altesse verweigert. 2021 ist dann sehr wenig da gewesen. 2022 gibt es ein bissl mehr. Wie sein Kollege Brice Omont von der Domaine des Ardoisières bewegt sich Maxime Dancoine im Grenzbereich des Terrains, das es ermöglicht, ein Weingut so zu führen, dass man davon leben kann. Das erklärt die Preissteigerung, die der Rudl in Anbetracht der Qualität dieser Weine akzeptiert.

 

Dienstag, den 2. April von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Monsieur Rudolf wünscht frohe Ostern und grüßt Reife, Geduld und Vielschichtigkeit!

 

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Verlängerung! Außertourlicher Sonderöffnungstag, FREITAG, 22. März, 17(!) bis 21 Uhr, Bacherlweine von der Rhône bis an die Isère: les Sérines

Früher war alles …

Manchmal erinnert sich der Rudl an früher. Da hat seine Woche damit geendet, dass er am Freitag am Abend, manchmal auch in der Nacht die Abrechnung gemacht, vor der Einführung der elektronischen Registrierkasse noch „zu Fuß“, sich dann auf den Heimweg nach Hasenleiten begeben, dort ein Achtel eingeschenkt hat und vor dem Austrinken eingeschlafen ist. Das war eine andere Zeit. Ein Weingeschäft wie das vom Rudl so betreiben zu können, dass man dafür auf eine halbe Lehrverpflichtung verzichten kann, hat sich leider als Irrtum erwiesen.

Jetzt ist der Rudl wieder Vollzeitschulmeister. Darum kann er nur mehr einmal in der Woche aufsperren.

Allerdings beginnen am Freitag Ferien. Danach ist Zeit zum Schlafen genug. Auch deshalb erlaubt sich Caviste Rudolf, diese Woche am Freitag von 17(!) bis 21(!) quasi als Nachspielzeit oder Verlängerung sein Geschäft aufzusperren.

Der Rudl freut sich, dass er ab sofort den Riesling de vite Lange Lissen 2022 vom Weingut Roland Minkowitsch flaschenweise anbieten kann.

Folgende Weine werden am kommenden Freitag zumindest beim Aufsperren um 17 Uhr glasweise verfügbar sein:

  • Mondeuse « Mattäi » 2021, Côteaux des Girondales, Villaz am Lac d’Annecy, Vin de France (5/8)
  • Mondeuse « Black Giac » 2020, Giachino, Chapareillan, AOV Vin de Savoie (4,50/7)
  • Mondeuse 2018, Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (4/6)
  • Argile rouge 2018, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • L’Écume des Jours 2021, Les Deplaude de Tartaras, IGP Collines Rhodaniennes (5/8)

Marsanne und Roussanne, aber so, wie Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese beiden Rebsorten wahrscheinlich seltener kennengelernt haben, eigentlich auch nicht mehr das Terrain von Bergetappen, aber immerhin Hügeln. 2021 war es. Da hat Fred Giachino dem Rudl, nachdem dieser in der hauseigenen Weinbar die hauseigenen Weine gekostet hatte, einen „Vin des Copains“ empfohlen. Wenige Tage davor waren bereits bei Mathieu Apffel lobende Töne über die Deplaude de Tartaras zu hören gewesen. Dass Fred jetzt genau mit einem Wein von diesem Weingut daherkommt, hat der Rudl für einen Zufall gehalten und die Flasche natürlich bestellt. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. Viele Weißweine von der nördlichen Rhône sind dem Rudl oft zu plump. Die Déplaude de Tartaras sind von der nördlichen Rhône, sehen zwar nicht direkt auf den Bach hinunter, aber einige ihrer Weißweine erachtet der Rudl als überaus gelungene Kompositionen:  dezente Frucht, tonisch, frisch und würzig, eine Struktur, wo eins zum anderen passt und fast so etwas wie ein Rhythmus in der Abfolge der Geschmackseindrücke, die sich nacheinander einstellen. Caviste Rudolf wollte damals umgehend zu diesem Weingut fahren, musste sich aber zwischen Thévenet in Villié Morgon und Tartaras entscheiden, hat dem Granit im Beaujolais den Vorzug gegeben. Aus den oenologischen Augen hat er die Déplaude de Tartaras aber nicht verloren, zwei Jahre später dort sogar übernachtet und diese Entscheidung nicht bereut.

 

  • Roussette de Savoie 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)

Wie es die Dupasquiers schaffen, weitgehend ohne Chemiekasten regelmäßig Weine auf diesem Niveau zu machen und diese dann zu solchen Preisen anzubieten, entzieht sich der Kenntnis von Caviste Rudolf Polifka. Der Rudl hat den Verdacht, dass ein ausgeprägter Sinn für Tradition im Spiel ist. Das ist zumindest ein Eindruck, der sich dem Rudl beim Betreten des Weingutes immer wieder hinterlässt. Die klassisch trockene Roussette ist auf alle Fälle jener Wein, mit dem der Rudl seinerzeit, im Zweitausendsechser Jahr ist es gewesen, auf die Domaine Dupasquier aufmerksam geworden ist. Manchmal überlegt sich der Rudl, wie es wäre, wenn er nur mehr mit drei Weingütern arbeiten könnte. Die Dupasquiers wären dabei.

  • Altesse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)

Viel größer kann ein Unterschied zwischen zwei Repräsentantinnen einer Rebsorte nicht sein. Quitten und Bergamotten, resolut und kantig.

  • Douce noire « Nebula » 2020, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Eine ursprünglich in Savoyen verbreitete Rebsorte, an der für Maxime Dancoine ein Weg vorbei führt, ist wahrscheinlich weder erfunden noch entdeckt worden. Dabei ist Maxime gar nicht ursprünglich aus Savoyen. In Anbetracht seiner oenologischen Beratertätigkeit für Weinmeister wie Adrian Berlioz und die Giachinos, aber auch seiner Kontakte zu Michel Grisard ist das nicht besonders verwunderlich.

  • Persan 2020, Domaine Giachino, AOC Vin de Savoie (5/8)

Wüsste der Rudl nur, dass irgendeine savoyardische Rotweinsorte die Mutter von Syrah ist, fiele sein Verdacht vermutlich ziemlich schnell auf Persan. Nur würde das nicht stimmen. Mondeuse noire ist die Mutter von Syrah. Und dass Kinder ihren Eltern ähneln müssen, steht nirgends geschrieben. Dem Persan täte der Rudl die direkte Vorfahrenschaft von Syrah viel eher abkaufen.

 

FREITAG, 22. März von 17(!) bis 21(!) Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

In der Karwoche ist der Rudl auf Studien- und Geschäftsreise. Darum ist erst am 2. April wieder geöffnet.

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Vorösterlich grüßt Monsieur Rudolf!

 

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Letzter Öffnungstag vor Ostern: Les Sérines, Vol. III: Marsanne, Douce noire, Persan und Altesse , am Dienstag, 19. März, 16 bis 20 Uhr

Eine dritte Woche widmet Caviste Rudolf Polifka der Rebsortenfamilie der Sérines. Nachdem er Mondeuse und Roussanne jeweils eine eigene Unterrichtseinheit gewidmet hat, stehen am letzten Geschäftstag vor Ostern andere Mitglieder der Sérines im Mittelpunkt: Marsanne, Douce noire, Persan und Altesse

 

  • L’Écume des Jours 2021, Les Deplaude de Tartaras, IGP Collines Rhodaniennes (5/8)

Marsanne und Roussanne, aber so, wie Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese beiden Rebsorten wahrscheinlich seltener kennengelernt haben, eigentlich auch nicht mehr das Terrain von Bergetappen, aber immerhin Hügeln. 2021 war es. Da hat Fred Giachino dem Rudl, nachdem dieser in der hauseigenen Weinbar die hauseigenen Weine gekostet hatte, einen „Vin des Copains“ empfohlen. Wenige Tage davor waren bereits bei Mathieu Apffel lobende Töne über die Deplaude de Tartaras zu hören gewesen. Dass Fred jetzt genau mit einem Wein von diesem Weingut daherkommt, hat der Rudl für einen Zufall gehalten und die Flasche natürlich bestellt. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. Viele Weißweine von der nördlichen Rhône sind dem Rudl oft zu plump. Die Déplaude de Tartaras sind von der nördlichen Rhône, sehen zwar nicht direkt auf den Bach hinunter, aber einige ihrer Weißweine erachtet der Rudl als überaus gelungene Kompositionen:  dezente Frucht, tonisch, frisch und würzig, eine Struktur, wo eins zum anderen passt und fast so etwas wie ein Rhythmus in der Abfolge der Geschmackseindrücke, die sich nacheinander einstellen. Caviste Rudolf wollte damals umgehend zu diesem Weingut fahren, musste sich aber zwischen Thévenet in Villié Morgon und Tartaras entscheiden, hat dem Granit im Beaujolais den Vorzug gegeben. Aus den oenologischen Augen hat er die Déplaude de Tartaras aber nicht verloren, zwei Jahre später dort sogar übernachtet und diese Entscheidung nicht bereut.

 

  • Roussette de Savoie 2017, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)

Wie es die Dupasquiers schaffen, weitgehend ohne Chemiekasten regelmäßig Weine auf diesem Niveau zu machen und diese dann zu solchen Preisen anzubieten, entzieht sich der Kenntnis von Caviste Rudolf Polifka. Der Rudl hat den Verdacht, dass ein ausgeprägter Sinn für Tradition im Spiel ist. Das ist zumindest ein Eindruck, der sich dem Rudl beim Betreten des Weingutes immer wieder hinterlässt. Die klassisch trockene Roussette ist auf alle Fälle jener Wein, mit dem der Rudl seinerzeit, im Zweitausendsechser Jahr ist es gewesen, auf die Domaine Dupasquier aufmerksam geworden ist. Manchmal überlegt sich der Rudl, wie es wäre, wenn er nur mehr mit drei Weingütern arbeiten könnte. Die Dupasquiers wären dabei.

  • Altesse 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)

Viel größer kann ein Unterschied zwischen zwei Repräsentantinnen einer Rebsorte nicht sein. Quitten und Bergamotten, resolut und kantig.

  • Douce noire « Nebula » 2020, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Eine ursprünglich in Savoyen verbreitete Rebsorte, an der für Maxime Dancoine ein Weg vorbei führt, ist wahrscheinlich weder erfunden noch entdeckt worden. Dabei ist Maxime gar nicht ursprünglich aus Savoyen. In Anbetracht seiner oenologischen Beratertätigkeit für Weinmeister wie Adrian Berlioz und die Giachinos, aber auch seiner Kontakte zu Michel Grisard ist das nicht besonders verwunderlich.

  • Persan 2020, Domaine Giachino, AOC Vin de Savoie (5/8)

Wüsste der Rudl nur, dass irgendeine savoyardische Rotweinsorte die Mutter von Syrah ist, fiele sein Verdacht vermutlich ziemlich schnell auf Persan. Nur würde das nicht stimmen. Mondeuse noire ist die Mutter von Syrah. Und dass Kinder ihren Eltern ähneln müssen, steht nirgends geschrieben. Dem Persan täte der Rudl die direkte Vorfahrenschaft von Syrah viel eher abkaufen.

  • … und von den Mondeuses ist auch noch einiges da …

 

… am Dienstag, den 19. März von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

In der Karwoche ist der Rudl auf Studien- und Geschäftsreise. Darum ist erst am 2. April wieder geöffnet.

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird.

 

Vorösterlich grüßt Monsieur Rudolf!

 

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