Lieber auf der Feinhefe statt im Alu

Manchmal fragt sich der Rudl, warum ihm zu den dings nicht mehr viel einfällt. Aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig, weil die eh kommen und gehen wie die Tiefdruckwetterlagen, ob das jetzt der Schönste und Erfolgreichste, das Finanzgenie aus Bad Goisern, der Paintballathlet, sein Wahlplakatdichterfürst oder der Kreidemeister ist. Who’s next?

 

Das Fressen und die Moral – Kaufkraft ohne Herzensbildung ist für die Fisch.

 

Vielleicht ist es gscheiter, sich den Geistes-, Gemüts- und Herzenszuständen, in denen man sich von den vorher Genannten etwas erwartet, zuzuwenden. Dass die alle arbeitslos und hart schuftender Mittelstand mit Abstiegsangst sind, hält der Rudl für keine erschöpfende Erklärung mehr. Sozioernährungswissenschaftler Professor Polifka hat zuerst einen Verdacht gehabt: Er hat geglaubt, dass in manch sogenanntem Nahrungsmitteln irgendetwas drinnen sein muss, was jedem, der es zuführt, im Handumdrehen die Fähigkeit raubt, 1 und 1 korrekt zu addieren. Den Einwand, dass viele Menschen aufgrund niedriger Kaufkraft gezwungen sind, solche Industrienahrung in sich hineinzustopfen, lässt Herr Rudolf nur bedingt gelten. Es soll Zeitgenossen geben, denen zwei Euro für eine Tafel Bioschokolade aus fairem Handel viel zu viel sind. Wenn es um das neue i-phone-wasweißderrudl oder eine motorisierte Kraxn geht, scheint die Kaufkraft derselben Person dann fast grenzenlos.

 

Studien und abgebrochene Selbstversuche

 

Gar nicht so wenig Zeit hat Herr Rudolf damit verbracht, Zutatenlisten auf Nahrungsmittelverpackungen zu studieren, Produkte in ihre Bestandteile zu zerlegen und testhalber das eine oder andere auch Unappetitliche zu konsumieren. Irgendwann hat er dann begonnen, laufen zu gehen, weil ihm die Vorstellung, da etwas möglicherweise Hochtoxisches und obendrein Verblödendes zu sich zu nehmen, immer unheimlicher geworden ist. Sicherheitshalber so schnell wie möglich wieder hinaus schwitzen. Fehlanzeige. Dann hat er gemeint, dass in manchen Bieren irgendwas drinnen ist. Aber die Entwicklung des Bierkonsums ist in den letzten Jahren eher geringfügig rückläufig, zumindest in quantitativer Hinsicht. Und die politischen Entwicklungen in der Türkei wird man ziemlich sicher auch nicht irgendeinem Bier in die Schuhe schieben können.

 

Wehleidig und bequem

 

Als der Rudl schon drauf und dran war, seine Nahrungsmittelarbeitshypothese zu falsifizieren, ist zufällig wieder einmal das Lied „Das Wasser ghört zum Waschen“ von der Biermösl Blosn gelaufen. Ein großer Getränkekonzern hat seinerzeit mit den Brüdern Well einen amüsanten Briefwechsel geführt.

Rudolf Polifka hat sich dann auch an eine Meldung auf der Wissenschaftsseite der Salzburger Nachrichten erinnern, wonach Aluminium der Gesundheit gar nicht so zuträglich sein soll. Vielleicht ja auch der mentalen Gesundheit und der Herzensbildung. Den Moment ist es dem Rudl wie Schuppen von den Augen gefallen. Wie oft hat er in seiner Wohngegend im Süden von Wien oder auch am Floridsdorfer Spitz schon Äußerungen vernommen, bei denen es ihm die Zehennägel eingerollt hat. Und beim Aufschauen wurde er eines Zornbinkls gewahr: Getränkedose in der einen Hand hat, mobiles Endgerät von der Fläche eines Jausenbrettls oder Hundeleine mit überlangen Zahnreihen am anderen Ende in der anderen. Die scheint es über alle Ethnien, Geschlechter, Religionen, Getränkevorlieben, Alters-, sowie Einkommensschichten hinweg zu geben, wobei Männer zwischen zwanzig und vierzig Jahren überproportional betroffen zu sein scheinen.

 

Was tun?

 

Der erste Gedanke vom Rudl: Industriebier- und Energydrinkhersteller dürfen ihre Waren nur mehr in Glasflaschen feilbieten. Andernfalls haben die mathematischen Axiome bald ausgedient. Aber wie bringt man die Konzerne dazu? Allen Menschen, die Getränke aus Blechdosen konsumieren, das Wahlrecht entziehen? Irgendwie auch nicht ganz politisch korrekt. Ein Dosenpfand wie in Deutschland? Die Reaktionen der drei Wiener Qualitätsblätter darauf möchte sich der Rudl lieber nicht vorstellen.

 

Wie immer: im Kleinen beginnen

 

Jetzt muss der Rudl zugeben, dass kein Dosenbier auszuschenken, seines Erachtens zwar schwer in Ordnung ist, aber als Wochenthema für seine Weingaststätte doch ein bissl asketisch und überdies auch nicht neu wäre, selbst in einer kurzen Geschäftswoche wie dieser. Darum wird Herr Rudolf bis auf Weiteres für seinen Kaufmannsladen nicht nur kein Dosenbier, sondern auch nur mehr Bier von Brauereien beschaffen, die ihre Produkte überhaupt nicht in Aludosen abfüllen. Ab 9. Juni wird es sowieso wieder nur mehr das Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln geben.

 

Jetzt aber wirklich zum Wein

 

Monsieur Rudolf führt diesen Freitag eine Forschung durch, auf die er sich schon lange gefreut hat. Am Unterlauf der Loire wächst der Muscadet. Der ist ein traditionsreicher französischer Weißwein. Nur haben zu viele Winzer dort irgendwann angefangen, in industriellen Kategorien zu denken, und nicht nur zu denken. An den Folgen leidet der Ruf des Weinbaugebiets noch heute. Im Beaujolais ist es ähnlich. Und manche warnen davor, dass so ein Schicksal auch der Champagne drohen könnte.

 

Muscadet am Weg zurück

 

An der Spitze der Rehabilitierung des Muscadets ist lange Zeit Michel Brégeon gestanden, in den Augen vom Rudl ein Zauberer und ein Original. Beim ersten Besuch von Rudolf Polifka auf dem Weingut von Monsieur Brégeon ist der gerade an einer Vorrichtung gesessen und hat einzeln händisch seine Schaumweinflaschen etikettiert. „Ça se fait par la main, comme les vendanges.“ (Das macht man mit der Hand, wie die Lese) waren seine Begrüßungsworte. Was gefolgt ist, war eine Demonstration. Weine in einer Vielschichtigkeit und Unaufdringlichkeit, wie Herr Rudolf sie vorher ganz selten getrunken hatte. Und das alles in einer Garage, in der in Österreich Heurigenbänke ihren Winterschlaf halten.

 

Muscadet

 

Ausschließlich Trauben der ziemlich geschmacksneutralen Rebsorte Melon de Bourgogne sind für Muscadet zugelassen. Charakteristisch sind salzige Noten, die an den nahen Atlantik und Austern erinnern.

Die Böden sind geprägt von Gneis, Granit, Schiefer und vulkanischem Gabbro.

Im Zuge der Renaissance des Muscadets hat man Crus definiert. Die ersten sind Gorges, Clisson und Le Pallet.

 

Muscadet Cru Gorges

 

Muttergestein Gabbro, vulkanisch und ausgesprochen hart. Maximal fünfundvierzig Hektoliter pro Hektar. Ausbau „sur lies“ mindestens vierundzwanzig Monate in unterirdischen Tanks. Umleitung über eine Karaffe „vivement conseillée“.

 

Muscadet Cru Gorges 2004, Michel Brégeon (64 mois sur lies)

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Muscadet 2004, Michel Brégeon (89 mois sur lies)

 

Anfang 2010 hat Monsieur Brégeon seinen Cru Gorges 2004 nach 64 Monaten auf der Feinhefe in unterirdischen verfliesten Tanks abgefüllt. Bettane Desseauve haben den Wein in ziemlich hohen Tönen gelobt. Und so gerne der Rudl sagen würde, er sei unbeeindruckt vom traditionellen Weinjournalismus, … Es stimmt leider nicht. Ohne die Beschreibung im Bettane Desseauve wäre er an diesem Samstag Mittag Anfang August 2010 ziemlich sicher nicht mit einem sowieso schon viel zu vollen Auto zu Michel Brégeon gefahren.

Der Gorges 2004 ist Meeresluft, Zitrus und Schießpulver. Das Hantieren mit offenem Feuer in seiner Umgebung erscheint nicht ratsam. 12 Prozent Alkohol.

 

Zwei Jahre später

 

ist Monsieur Rudolf dann wieder nach Gorges zur Domaine Brégeon gefahren. Damals schon nicht mehr als Privatier, sondern als Halbzeitcaviste. Michel Brégeon war am Papier schon in der Rentn, hatte sein Weingut an Fred Lallier übergeben, trotzdem selber noch vor Ort. Und sein Zweitausendvierer auch. Allerding hatte er diese Füllung noch 25 Monate länger auf der Feinhefe belassen und als „Gorges“ gar nicht mehr eingereicht. Die Mindestausbauzeit für den Cru war jetzt fast um das Vierfache überschritten.

Der Vollständigkeit halber wird Monsieur Polifka auch den klassischen Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie 2010 glasweise kredenzen.

 

Die folgenden drei Weine, aber selbstredend nicht ausschließlich diese drei

  • Muscadet Cru Gorges 2004, Michel Brégeon (64 mois sur lies), AOC Muscadet
  • Muscadet 2004, Michel Brégeon (89 mois sur lies), AOC Muscadet
  • Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie

 

am Freitag, den 27. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Am Donnerstag, den 26. Mai ist Feiertag, daher schulfrei, sogar in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils.

Herr Rudolf wünscht eine agreable Woche!

Espresso, Rosé und die blitzgscheide Sophie

Kalauer

Als großen Freund vom Kalauer würde sich Herr Rudolf nicht bezeichnen. Trotzdem ist er immer wieder anfällig dafür. Gelegentlich fällt ihm das dann auch noch zu spät auf, etwa wenn er den Text seiner wöchentlichen Ausführungen in das dafür vorgesehene Fenster seines E-Mail-Programms kopiert, alle Adressen angeklickt, ins BCC-Kastl gesetzt und auf „Senden“ geklickt hat. Ein paar Augenblicke später kommt ihm irgendwas dann plump vor, was er kurz vorher noch lustig gefunden hat. Aber dann ist es zu spät, zum Beispiel vorletzte Woche.

Ein Kalauer ist ein Wortspiel mit Wörtern, die man ähnlich schreibt, beziehungsweise ausspricht, jedoch Unterschiedliches bedeuten. Besonders lustig ist so ein Kalauer meistens nicht, was einen aber gerade erst recht wieder erheitern kann.

Platten

Im Falle der ersten Post-Chefpartie Platte vom Kurtl kann und will Rudolf Polifka dieses Mal aber bewusst nicht widerstehen. Darum verabschiedet er diese Woche die drei Eisheiligen mit Rosé samt Espresso und ersucht die Frau Sophie wenigstens noch bis zum kommenden Wahlsonntag zu bleiben.

Wahrscheinlich ist die „Espresso Rosi“ die genialste Ostbahn-Platte. Auf alle Fälle ist dem Rudl sein zweitliebstes Musikstück drauf, nach „Ka Idee“ auf der „1/2 so wüd“. Aber irgendwie schwingt für den Rudl nach zwanzig Jahren immer noch wehmütig der Abschied von der Chefpartie mit. Da kann er sich nicht helfen. Diese Woche kalauert das glasweise Weinprogramm auf alle Fälle rund um den Titel der ersten Ostbahn-Platte ohne Chefpartie, die jetzt auch schon wieder vor über zwanzig Jahren erschienen ist.

Espresso

Weil dem Rudl halbe Gschichten gegen den Strich gehen, gibt es für Gäste, die das möchten und Zeit haben, auf das Brodeln der Schraubkanne zu warten, kostenlos ein Häferl Espresso aus fairem Handel von der Kaffeerösterei Alt Wien, vor oder nach, auf expliziten Wunsch sogar zu ihrem Rosé. Vermutlich gibt es passendere Kombinationen. Aber das offeriert Monsieur Polifka jetzt um des Espresso-Rosi-Kalauers Willen. Und in Sachen Wein- und Speisebegleitung kennt er sowieso fast keine Tabus. Da ist er zugegebenermaßen nicht besonders französisch. Wurscht!

Rosé

Grundsätzlich gibt es zwei Arten, Rosé zu erzeugen. Man kann blaue Trauben anstatt sieben bis einunddreißig nur zwei bis drei Tage auf der Maische stehen lassen und dann pressen.

Oder man lässt den Gärbehälter für Rotwein zwölf Stunden bis zwei Tage bluten, das heißt ein paar ihrer Farb- und Aromastoffe auslaugen. Anschließend wird der abgezogene Saft als Rosé vinifiziert. Der Franzose heißt das dann „saignée“. Der verbleibende Rest der Trauben hat dann intensiver Kontakt mit den Schalen, was meistens etwas konzentriertere Rote ergibt, ganz ohne Umkehrosmose.

Herr Rudolf schätzt Rosés beider Arten.

Die EU funktioniert auch.

Eine dritte Variante, das Zusammenmischen von Rot- und Weißwein hat die Europäischen Union 2009, vor allem auf Druck von französischen Weinbauern verboten. Dafür ist Monsieur Rudolf beiden ausgesprochen dankbar. In Italien und Spanien soll es Agrarindustrielle geben, die sich heute noch darüber ärgern. Bei Schaumwein ist das Vermischen von Rot- und Weißwein eh erlaubt. Außerhalb der EU auch bei Stillwein. Und des Rudls Erachtens genügt das.

Über eine vierte Möglichkeit, das Ausbleichen von Rotwein mit Aktivkohle oder was, will der Rudl nicht einmal schreiben.

Diese Woche Espresso und Rosé – au verre, beziehungsweise au Häferl

Irouléguy Rosé 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Vor ein paar Jahrzehnten hat der Rudl angefangen, Wein zu sammeln. Damals ist er davon ausgegangen, dass ein hoher Alkoholgehalt ein Garant für die Lagerfähigkeit von einem Wein ist. Jetzt weiß er, dass das nicht so ist. Bemerkenswert ist trotzdem, dass der Irouléguy Rosé von der Domaine Arretxea fast jedes Jahr höher im Alkohol ist als die beiden Roten aus demselben Haus. Thérèse und Michel Riouspeyrous sind auch ziemlich stolz auf ihren Rosé, den sie als „vin de garde“, als Wein zum Aufheben bezeichnen. Auch „Winterrosé“ liest man gelegentlich, halt ein bissl mehr Tannin, als manche bei einem Rosé erwarten würden. Bei Ihrem Besuch beim Rudl haben Monsieur und Madame Riouspeyrous von einer Halbflasche Rosé aus dem Jahr 1996, die sie unlängst getrunken hatten, erzählt und waren begeistert von dessen „notes truffées“. 1996 – das war nur sieben Jahre, nachdem Michel und Thérèse Riouspeyrous beschlossen hatten, aus Afrika nach Irouléguy zurückzukehren, zwei Hektar Weingarten zu pachten, um wie der Großvater von Michel Wein anzubauen, für die gesamte Appellation ein einschneidendes Ereignis.

Umgedreht

Bis zur Rückkehr von Michel Riouspeyrous nach Irouléguy haben dort fast alle Weinbauern ihre Trauben an die Genossenschaft geliefert. Heute gibt es fast jedes Jahr ein neues Weingut in der zweihundert Hektar kleinen Appellation. Aber auch eine neue Art und Weise, die steilen Terrassen zu bewirtschaften, hat mit den Riouspeyrous Einzug gehalten, vielleicht ist sie auch nur zurückgekehrt. Seither blühen saftige Bergblumen, bis sie nach der Lese von den Schafen im Weingarten in Milch für den Ossau-Iraty verwandelt werden. Und gnädig blicken die hohen, teilweise verschneiten Pyrenäengipfel auf die Szenerie herunter, was zugegebenermaßen schon vor der Rückkehr der Riouspeyrous so gewesen sein wird. Aber wer weiß, vielleicht blicken sie jetzt gnädiger?

Der Irouléguy Rosé von der Domaine Arretxea besteht circa zu achtzig Prozent aus Tannat und zu zwanzig aus Cabernet Franc. Die Reben stehen vor allem auf sehr eisenhältigem Sandstein. Eisenoxid, Silicium, Kalk, Ton und Dolomit bekommen sie dort genug. Nicht selten wird das intensive, wilde und würzige Aroma der Weine auf diese Bodenbeschaffenheit zurückgeführt. Die Terroirs werden getrennt vinifiziert. Beim Trinken des Rosés kann man ihn dann immer noch mit gegrillten Würsteln kombinieren. Rebeln, Spontanvergären und Ausbau auf der Feinhefe folgen, Säureabbau kaum.

Ein Rosé, den man eher zum Essen denn als Aperitiv trinkt, ist das Ergebnis.

2010 war im Süd-Westen capriciös, zumindest ab Mai. Der war kalt. Deshalb Fäulnis und kleine Beeren. Nicht die Voraussetzungen für große Mengen. Der Summer ist dann “canniculair” geworden. So ähnlich heißt der Franzose eine Affenhitze.

Irouléguy Rosé 2011, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Trockener Frühling, mittelmäßiger Sommer, eher zu frisch und der September reißt dann alles heraus. Nicht dass man das nicht schon oft über einen Jahrgang gelesen hätte.

Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Die Trauben, die nach den verregneten Juli und August noch gesund waren, haben von einem heißen September profitiert. Am 2. Oktober haben manche Weinbauern bei 27 Grad Celsius gelesen.

Schilcher 2013, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Weststeiermark

Rosa 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee

Die Rosa hat einige Stunden saigniert. Genauer gesagt haben Blaufränkisch Kirschgarten, Sankt Laurent vom Stein und Josef Hallebühl Saft gelassen. Saft, den sie zuvor zu einem ganz kleinen Teil auch Kieselsteinen, Schiefer und Quarz entzogen hatten. Rosa wird dann im Stahltank ausgebaut und strahlt himbeerfarben. Man kann ihn als Aperitif trinken, aber auch zu Meeresfrüchten und Fisch. Man kann ihn im Sommer trinken, muss aber nicht.

 

Roséschaumwein vom Pinot Noir

Grand Rosé Brut 2014, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Rosa Pearls, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Roséschaumwein vom Josef

Diese sieben Rosés, aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese sieben Weine

am Donnerstag, den 19. Mai und am Freitag, den 20. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort gibt es Sankt Laurent vom Stein 2010 und Grauen Burgunder 2015 von Josef Umathum, sowie Syrah, Cassiopeia, Muskateller und Sauvignon Blanc von Gottfried Tschida vom Biohof Heideboden. Auch die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit und die Getrockneten Mangalitzawürstel von der Metzkerei Karlo in Pamhagen sind wieder verfügbar.

Herr Rudolf hofft auf die Weisheit!

 

Naturwreindorf

Kommendes Wochenende findet die RAW Wine London, eine der renommiertesten Naturweinverkostungen, wenn nicht die renommierteste, statt. Seinerzeit sind Herrn Rudolf die Plakate dafür aufgefallen, in Banyuls bei Le Casot des Mailloles und ein paar Tage später bei der Domaine de Souch im Jurançon. Der Rudl hat damals nicht gewusst, worum es dabei genau geht. Aber dass ihm da etwas entgeht, das hat der Rudl gleich gegnissen.

Fünf Jahre später kredenzt kredenzt Caviste Rudolf Polifka Weine von Winzern, die schon auf der RAW London vertreten waren, heuer aber, zumindest wenn es nach der Ankündigung im Internet geht, dort fehlen.

Gaetano Scirea v Alain Giresse und Marco Materazzi v Zinédine Zidane

Ein bissl hat Monsieur Rudolf bei Durchsicht der diesjährigen Teilnehmerliste den Eindruck, dass die RAW London heuer italienlastig ist. Der Rudl schätzt die Weine von Enzo Pontoni und Josko Gravner überaus, er muss aber gestehen, dass er sich in Italien fast überhaupt nicht auskennt. Vielleicht ist das ein Reflex gegen die oenologische Italienfixiertheit in seiner Heimatstadt Salzburg, vielleicht hat es auch mit Fußball zu tun. Oder es liegt an der Sprache. So wichtig ist das eh nicht. Tatsache ist, dass Rudolf Polifka seit mindestens 1984 nach Frankreich schaut. Beim Fußball wie beim Wein. Beides von Österreich aus.

Diese Woche also glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, wie immer nicht ausschließlich:

Jurançon sec 2011, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest

Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu – gerade so wie im Rudl seinem Lieblingswein, vielleicht eine Spur mehr Holz. Die sieben Hektar Weingarten von der Domaine de Souch werden seit 1994 nach den Prinzipien der Biodynamie ohne Pestizide und Herbizide bewirtschaftet. Der warme „Vent Balaguer“ von den Pyrenäen sorgt dafür, dass die Trauben im Herbst langsam am Stock trocknen und trotzdem ihre charakteristische frische Säure behalten. Ton, Kalk und Kieselsteine erledigen den Rest von unten.

Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Jura

Herr Rudolf möchte Sie nicht langweilen.

Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien

Autochthone rote Rebsorte aus dem Karst in Istrien. Mit Autochthonizität wird momentan ein Schindluder getrieben, wie mit dem Dialekt. Von Leuten, die das eine nicht einmal richtig schreiben können, das andere nie wirklich gelernt haben und deshalb hilflos irgendwo zwischen Wienerisch, Ö3-Deutsch und Hypokärntnerisch herumrudern.

Andererseits können dafür ja weder Autochthonizität noch Dialekt etwas. Und wo kommt man hin, wenn man sich alles madig machen lässt, was einem gehässigen Wahlplakatdichterfürsten oder einem pfiffigen Lederhosen-Dieter Bohlen gerade als opportun erscheint?

Zurück zum autochthonen Teran: Elf Prozent Alkohol und eine Säure, die manch Weißwein daneben schal dastehen lässt. Wenn sich zu Prosciutto, Beaufort oder Ossau-Iraty ein Rotwein aufdrängt, dann Teran. Das nimmt Herr Rudolf wieder einmal zum Anlass, Sie darauf hinzuweisen, dass es nicht nur gestattet, sondern ausgesprochen erwünscht, um nicht zu sagen „angeraten“ ist, sich eine Jausn in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen. Das wiederum nimmt Herr Rudolf zum Anlass, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass Herr Crupi in der Kleinen Margarethenstraße einen der kompetentesten Prosciutti der Stadt vertreibt, was wiederum dem Rudl ein Anlass ist, sich bei Herrn Toni für den Hinweis auf das Geschäft von Nino Crupi zu bedanken.

Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stefan ob Stainz, Weststeiermark

Mit dem Schilcher ist es für den Rudl ein bissl so eine Sache wie mit dem Sauvignon. Geht man im Herbst durch die Salzburger Altstadt, möchte man meinen, dass alleine dort schon so viel Schilchersturm getankt wird, dass gar nichts mehr übrig bleibt, was zu einem Schilcher fertig gären könnte. Da sind die anderen sieben Landeshauptstädte und Wien noch gar nicht mitgerechnet. Und dann gibt es im Frühjahr gefühlt in jedem Dorf mit mehr als tausend Einwohnern ein sogenanntes Steirerfest, wo abgesehen vom steirischen Heinekenoiden vor allem Schilcher und Schilcher-Frizzante hinuntergeschüttet werden. Dass er bezüglich der Schilcher von Strohmeier und Muster keine Zweifel hat, hat Caviste Rudolf an diesem Ort schon das eine oder andere Mal festgehalten. Aber diese beiden Schilcher werden auf den diversen Holodarofesten ja auch nicht getrunken, was angesichts der Tatsache, dass Franz Strohmeier ein Burgunderglas für seinen Schilcher empfiehlt, auch nicht so verwunderlich ist.

Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Leutschach, Südsteiermark

Hollerblüten, hundertpercent kitschfrei und trotz minimalstem Schwefelzusatz praktisch nicht zum Oxidieren zu bringen.

Sausal 2014, Karl Schnabel, Sausal, Südsteiermark

Josef, Blaufränkisch und Pinot Noir in ein und derselben Flasche. 2014 dürfte der Pinot dominieren. Kein Schwefelzusatz, eh kloa.

Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal

Ein Grüner Veltliner, für den Herr Rudolf weit geht, vor allem wenn er dort reifere Exemplare davon vorfindet. Und eine Lage, die geologisch und optisch alle Stückln spielt. Quarz, Feldspat und Glimmer – die kennt man aus der Schule, plus Granat und Disthen.

Apremont 2013, David und Frédérik Giachino, AOC Vin de Savoie

Des Rudls Wissens haben die Giachinos noch nie auf der RAW ausgestellt. Aber sie haben voriges Jahr das Weingut von Michel Grisard übernommen. Der genießt jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand, obwohl er das Mindestantrittsalter schon um den einen oder anderen Jahreswechsel überschritten hat. 2012 hat man die diversen Mondeusen und die Altesse von Michel Grisards Prieuré Saint Christophe auf der RAW London verkosten können. Bald gibt es diese Weine, dann aus dem Hause Giachino, beim Rudl. Diese Woche schon den Apremont von Giachino.

Unter anderem folgende Weine

  • Jurançon sec 2011, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest

  • Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Jura
  • Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien
  • Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stefan ob Stainz, Weststeiermark
  • Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Leutschach, Südsteiermark
  • Sausal 2014, Karl Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal
  • Apremont 2013, David und Frédérik Giachino, AOC Vin de Savoie

au verre am Donnerstag, den 12. Mai und am Freitag, den 13. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt nach London. Cheers!

Kreide im Weinbergboden statt Kreide in der Stimme. Eine Rehabilitationsschrift

Anlassflaschenöffnung

Herr Rudolf hat schon mehr gelacht, aber vergehen tut es ihm so schnell nicht. Seitdem klar ist, dass man durch den Verzehr größerer Mengen von Kreide Wahlen gewinnen kann, hat auch sein Lieblingsarbeitsmittel einen schalen Beigeschmack. Andererseits, was kann die Kreide dafür? Zur Rehabilitation des Rufes der Kreide kredenzt Rudolf Polifka diese Woche Kreide, weingewordene Kreide. Kaum anzunehmen, dass die so wirkt wie die verzehrte Kreide in Reinform. Und im Fall unerwünschter Nebenwirkungen fragen Sie halt den Wahlplakatdichterfürsten.

Wieder einmal Erdzeitalter

Die Kreidezeit hat vor etwa hundertfünfunddreißig Millionen Jahren begonnen, vor vierundsechzig Millionen Jahren war sie dann wieder vorbei (Champagne, südliches Cognac, Touraine, Anjou) und mit ihr auch dieses ganze Mesozoikum, was war. Indem dass die Dinosaurier ausgestorben sind, sagt man. Und weil auch in der Geologie alles recht kompliziert zu sein scheint, nennt man den ein bissl älteren Kalk aus dem Kimmeridge (von vor hundervierundfünfzig Millionen Jahren bis Beginn der eigentlichen Kreidezeit vor hundertfünfunddreißig Millionen Jahren (Chablis, Sancerre, Jongieux) auch Kreide.

Die Vorsichtigen und die Lauten

Vor gut hundert Jahren haben zwei französische Wissenschaftler die Bedeutung der Kreide in Nordostfrankreich erkannt. Das waren halt Wissenschaftler. Und Wissenschaftler sind oft vorsichtig und leise, vor allem kompetente Wissenschaftler. Einem Engländer war es dann vorbehalten, knapp nach der vorletzten Jahrhundertwende die Phantasie der Menschen in Sachen Kreide zu beflügeln. In „Über ein Stück Kreide“ hat Thomas Huxley anschaulich gemacht, dass Kreide ein dreidimensionales Puzzle aus den Schalen ziemlich vieler Mikroorganismen ist. Aber Vouvray, Champagner, Cognac, Marestel, Sancerre und Chablis sind auch vorher schon auf Kreide gewachsen. Vielleicht sollte man das bedenken, bevor man der Kreide die Schuld in die Schuhe schiebt.

Darum diese Woche ausschließlich am Freitag ein Vouvray und ein Gumpoeds von einem Terroir aus der eigentlichen Kreidezeit, sowie ein Chablis und zwei Marestel von Kreide aus dem Kimmeridge glasweise:

Vouvray Le Mont sec 2013, Domaine Huet, AOC Vouvray

Biodynamischer Chenin Blanc vom berühmten Tuffeau

Chablis Vaillons 1er Cru 2007, Domaine Bègue, AOC Chablis Premier Cru

Sehr spät hat es Monsieur Rudolf letztes Jahr endlich nach Chablis geschafft. Davon zeugt seither das K im Rebstockschriftzug auf der Wand in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Das hat er nämlich in der Grand Cru Lage Grenouilles gefunden. Und ein paar Flascherl Chablis haben sie ihm dann doch verkauft. Aber alles in allem hat es Caviste Rudolf noch nirgends so schwierig, um nicht zu schreiben unmöglich, gefunden, Wein zu kaufen wie in Chablis. An der Côte d’Or kann man bei den ganz ganz prominenten Weinbauern auch nicht mir nix dir nix in den Keller marschieren und Wein kaufen, aber es gibt deren Weine bei Cavisten vor Ort. Und die nicht so bekannten verkaufen eh ab Hof. In Chablis führen die drei Cavisten im Ort ein paar Weine der fast berühmten Winzer und verkaufen tun nur die Großbetriebe mit einem Geschäftslokal im Zentrum, beziehungsweise die Genossenschaft. Wenn man dann glaubt, dass es im nahegelegenen Auxerre anders ausschaut, hat man sich ordentlich getäuscht.

Marestel 2010, AOC Roussette de Savoie, Domaine Dupasquier

Irgendwann vor dreißig Jahren war eine Zeit, da hat ein Flug nach London noch mehr als eine Kiste Bier gekostet. Und da hat man auch nicht mit dem Zug unter dem Ärmelkanal durch düsen können. Als junger Mensch hat man sich damals wie ein kleines Kind gefreut, wenn man endlich einmal ohne Eltern auf Urlaub fahren dürfen hat. Und gar nicht so selten hat man sich im Anschluss daran wie ein kleines Kind gefreut, wenn man wieder daheim war. Geheißen hat das Ganze auf alle Fälle „auf Interrail fahren“. Fragen Sie den Rudl jetzt bitte nicht, was vor allem die Präposition da bedeutet hat. Auf alle Fälle sind die, die in erster Linie alkoholische Getränke konsumieren und in zweiter Linie schön werden wollten, tendenziell nach Italien, Griechenland oder Spanien auf Interrail gefahren. Und die, die in erster Linie alkoholische Getränke konsumieren und in zweiter Linie Langspielplatten kaufen wollten, hat es eher in Richtung Londoner Victoria Station gezogen. Letztere waren zwar mit dem Problem konfrontiert, dass ihr gesamtes mitgeführtes Gewand permanent feucht, manchmal auch waschelnass war, aber sie sind dafür entschädigt worden. Zuerst einmal mit dem Anblick der weißen Kreidefelsen von Dover. Die es eilig gehabt haben, vom Hoovercraft Luftkissenboot aus, die anderen von der Fähre aus. Jetzt einmal abgesehen von der Schule ist das für viele junge Menschen die erste Begegnung mit Kreide gewesen, visuell betrachtet.
Geschmacklich schaut die Geschichte mit der Kreide anders aus. Da erfolgt der Erstkontakt in Österreich vermutlich meistens mit einem Wein vom Kahlenberg oder vom Nussberg, vielleicht auch mit einem Gumpoldskirchner, in nobleren Kreisen vielleicht mit Champagner, eher selten mit Chablis oder Sancerre. Das wird beim Rudl nicht anders gewesen sein.
Aber dass Wein viel mit Steinen zu tun hat, das ist ihm bei seinem ersten Besuch bei der Domaine Dupasquier in Jongieux deutlich geworden. Berühmter Wein wächst oft dort, wo sonst nichts wächst. Das hat Herr Rudolf schon gewusst. Aber derartig steile, weiße Felsen mit derartig keinem (sichtbaren) Humus waren sicher auch ein Grund, warum diese Landschaft mit ihren Weinen Herrn Rudolf nie mehr losgelassen hat.
Der Cru Marestel ist benannt nach dem Berater und Lieblingskellner von irgendeinem savoyardischen Oberjass. Ausschließlich Altesse darf dafür verwendet werden. Der Marestel von Dupasquier wird im großen Holzfass ausgebaut und kommt vier Jahre nach der Lese in den Verkauf.

Fleur d’Altesse 2009, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie

In besonders begünstigten Jahren lassen Noël Dupasquier, sein Sohn und seine Schwiegertochter die ganz alten Stöcke ihres besten Weingartens hängen, bis sie überreif sind. Dann werden sie vorsichtig gelesen, genauso gepresst und der Most vergärt so langsam, dass ein Schweinswangerl während der Zubereitung daneben geradezu wie ein Hudler dastehen würden. Savoyen gilt zurecht nicht als Süßweineldorado. Dass sich der Fleur d’Altesse 2009 von Dupasquier vor den Sauternes, den Jurançons oder einer Sélection de Grains Nobles aus dem Elsass verstecken muss, findet Caviste Rudolf Polifka aber nicht.

Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion

Dem Rudl seine ganz persönliche Wiederentdeckung des Jahres 2014. Zierfandler aus dem großen Holzfass, niedrig im Alkohol, elegant in der Aromatik und – das ist gerade Gegenstand der Rudl’schen Forschung – vermutlich auch ziemlich langlebig, weil lebendig. Seit allerweil schon biologisch und gewachsen auf dem Kreidekalk der Ausläufer des Wiener Waldes.

Diese fünf weingewordenen Kreiden:
Vouvray Le Mont sec 2013, Domaine Huet, AOC Vouvray
Chablis Vaillons 1er Cru 2007, Domaine Bègue, AOC Chablis Premier Cru
Marestel 2010, AOC Roussette de Savoie, Domaine Dupasquier
Fleur d’Altesse 2009, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie
Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion

… aber nicht ausschließlich diese fünf Weine gibt es glasweise

am Freitag, den 6. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt die Kalkalpen, die pannonische Tiefebene und die Gehsteigkante, auf der die einen in die andere übergehen, wenn es nach dem Kurtl geht!

Alles Monfarina! Jacquère horizontal und vertikal

Drei unterschiedliche Kategorien von Meinungen und Meinungsfreiheit

Wenn es um Wein geht, gibt es zwei, drei verbreiteten Meinungen, die sich hartnäckig halten, obwohl sie einer Überprüfung nicht standhalten. Und wenn es nicht um Wein geht, gibt es noch ein paar Meinungen mehr, die sich gegebenenfalls ähnlich verhalten. Und dann gibt es noch Meinungen, die verbreitet werden, um Menschen zu manipulieren.
Adeins: Gar nicht so wenige Menschen glauben zum Beispiel, dass Weine mit niedrigem Alkoholgehalt nicht gut lagerfähig sind. Monsieur Rudolf nimmt es mit dem Wein ziemlich ernst, aber wenn jemand meint, dass Wein über dreizehn Volumsprozent Alkohol aufweisen muss, um lagerfähig zu sein, dann hält er das im Rahmen der Meinungsfreiheit gut aus.
Adzwei: Andere vertreten die Meinung, es handle sich bei den Machwerken der „So … & … exclusiv-Edelfedern“ um Presse. Diese Meinung findet der Rudl blöd. Ein Problem hat er damit aber eigentlich nur dann, wenn das Leute glauben, die Steuergeld in Form von Presseförderung und öffentlichen Inseraten verteilen.
Addrei: Und dann gibt es Leute, die sagen, dass sich das NS-Verbotsgesetz „ein bisschen mit der Meinungsfreiheit spießt“. Vor solchen Meinungen hat Rudolf Polifka Angst, so viel Kreide kann der, der sie vertritt, gar nicht gefressen haben.

Reifepotential

Den Versuch zu zeigen, dass Wein mit elf Prozent Alkohol unter Umständen nach ein paar Jahren Lagerung besser schmeckt als vorher, den erachtet der Rudl auf alle Fälle als höchst willkommene Herausforderung. Freilich ohne Garantie und alles eher als exclusiv.

Monfarina

Der Name „Monfarina“ hat nichts mit einer Überproduktion an gemahlenem Getreide zu tun. Er kommt von einem piemontesischen Tanz. Und an den haben die Brüder David und Frédéric Giachino gedacht, als sie einen ihrer sieben Jacquères nach ihm benannt haben.
Der Monfarina wächst auf einem Mergel- und Kalkgeröllhang. Litschi und Passionsfrucht sind an und für sich nicht die Aromen, die der Rudl ganz offensiv sucht, aber im Fall des Monfarina werden sie von steinigen Noten und Zitrusanklängen in Schach gehalten.
Monfarina gilt als idealer Begleiter von Fisch und Meeresfrüchten. Die Domaine Giachino gibt seine Haltbarkeit mit fünf bis zehn Jahren an. Will man das verifizieren, muss man eine Tugend aufbringen, der Herr Rudolf äußerst ambivalent gegenüber steht. In Bildungs-, Integrationsangelegenheiten und in der U3 kann es dem Rudl nicht schnell genug gehen, und zwar von beiden Seiten her. Da ist er ungeduldig wie ein kleines Kind.
Beim Wein und beim Chauffieren eines Kraftfahrzeuges schaut die Angelegenheit diametral entgegengesetzt aus. Wein ist nichts für kleine Kinder. Und wessen Stärke das Warten nicht ist, … na ja, wie soll man schreiben? … es gibt ja auch noch Dreh&Trink oder Ovomaltine. Oder Industriewein.
Will man Monfarina einer Reifeprüfung unterziehen, braucht man auf alle Fälle Geduld. Denn bei den Giachino Brüdern kann man immer nur den aktuellen Jahrgang kaufen und den nur bis etwa Mitte des Jahres nach der Lese. Wer reifere Jahrgänge vergleichen möchte, muss diese aufheben.
Das hat Monsieur Rudolf getan, wenn auch mit Aussetzern. Darum vermag er diese Woche eine kleine, ungerade Mikrovertikale zu offerieren: Monfarina 2009, 2011 und 2013. Und weil so eine kleine Vertikale vielleicht too small for se World in big Reindorf ist, ergänzt Caviste Rudolf die drei Monfarinas durch die drei anderen Jacquère-Stillweine des Jacquère-Kompetenzzentrums Giachino.

Jacquère

Postreblausesk ist Jacquère die Leitweißweinrebsorte in Savoyen. Mehr als etwa tausend Hektar benötigt sie dafür in einer insgesamt zweitausend Hektar umfassenden Weinregion auch nicht. Jacquère ist rebsortentechnisch der Deckel für die ton-kalkige Geologie des Topfes Savoyen. Die Weine sind leicht, sehr trocken und frisch, mit einer diskreten Frucht und Anklänge an Almblumen, exotische Früchte und Zitrusaromen. Immer wieder schreibt man Jacquère eine appetitanregende Wirkung zu. André Combaz, Autor des Werkes über die Weine Savoyens, nennt sie „pierreux“, steinig. Meeresfrüchete, sowie Süß- und Salzwasserfische gelten als kongeniale Hawara der Jacquère. Die Lagerung auf der Feinhefe lässt sie gegebenenfalls fein „perlant“ erscheinen.

Monfarina 2009, David et Fred Giachino, AOC Vin de Savoie
In Savoyen ein atypischer Jahrgang. Vor allem manchen Weißweinen fehlt die Säure. Einem Winter mit konstanten Temperaturen über dem sonst übliche Monatsdurchschnitt, nie unter minus zwei Grad, folgt ein sonniger, trockener Frühling und ein ausgesprochen heißer Sommer.

Monfarina 2011, David et Fred Giachino, AOC Vin de Savoie
Trockener Winter, gefolgt von einem ebensolchen Frühling. Achthundertfünfundfünfzig Sonnenstunden führen zu Frühreife. Knapp vor der setzen Niederschläge ein. Zum Glück ist Jacquère ziemlich resistent gegen beide Mehltaue.

Monfarina 2013, David et Fred Giachino, AOC Vin de Savoie
Erneut übermäßig kalt und feucht im Winter, scheußlicher Frühling. Nasser Juni. Das Wenige, was noch nicht verrottet ist, wird von einem heißen Juli gerettet, bevor ein Gutteil davon dem Hagel zum Opfer fällt. Eine lange Vegetationsperiode bringt qualitativ extraordinaire Weine, leider nicht viel davon.

Apremont 2013, David et Fred Giachino, AOC Vin de Savoie
Am kleinen Lac de Saint André. Hollunder, Bergamotten und Ananas.

Primitif 2010, David et Fred Giachino, AOC Vin de Savoie
Frühzeitige Lese im bislang letzten „grand millésime“ nicht nur Savoyens, spontan vergoren, biologischer Säurabbau, Batonnage und drei Monate auf der Feinhefe. Kristalline Klarheit, Gebirgsblumen und Weintrauben. 9 % Alkohol. Tagespolitische Assoziationen, die der Name dieses Weines nahelegt, unterdrückt der Rudl heute.

Marius et Simone 2013, David et Fred Giachino, Vin de France
Dezente Maischevergärung von gut zehn Tagen, eine Hommage an die Großeltern mütterlicherseits, von denen die Giachinos ihre ersten Reben bekommen haben.

Diese sechs Weine, aber nicht ausschließlich diese sechs Weine gibt es glasweise diese Woche

am Donnerstag, den 28. April und am Freitag, den 29. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist eine andere Hommage – die an Kristof Ferstl, den Vorfahren von Frau Margit Mantler – der Neuburger vom Mantlerhof (Jahrgang 2015) verfügbar.

Herr Rudolf wünscht trotzdem eine passable Woche!

A Tribute to Traminer-Schurl

Ahistorisches Schmunzeln über sich selbst

Der Rudl ist an und für sich kein besonders großer Freund des Konzepts der Heiligen, zumindest nicht der Promiheiligen. Da hält er es – sonst dem Barock nicht unbedingt abgeneigt – eher mit Protestanten und Juden.
Am heiligen Georg fasziniert den Rudl aber ein Detail, für das ersterer gar nichts kann. Man hat ihn nämlich 1969 aus dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche herausgestrichen, zu Recht oder zu Unrecht wegen ungesicherter Historizität. Verstehen Sie Herrn Rudolf nicht falsch! Historizität ist für ihn kein allzu hohes Gut. Ihm ist ein guter Mythos hundertmal lieber als Historizität um der Historizität Willen. Aber der heilige Georg ist dem Rudolf Polifka ein Sinnbild für Selbstkritik- und Lernfähigkeit. Der Vatikan hat Sankt Georg nämlich nur sechs Jahre nach seiner Eliminierung aus dem Kader der Heiligen wieder einberufen. Und das nötigt dem Rudl schon ein bissl Respekt ab. Da könnte sich heute, in Zeiten fokussierter Pseudosouveränität und Pseudoautorität, die eine oder der andere dies- und jenseits des Bosporus ein Scheiberl herunter schneiden.
Und auch in den Lehrplänen könnte man die Kompetenz, über sich zu schmunzeln oder die eigenen Position auch einmal in Frage zu stellen, irgendwo unterbringen und die Stunden, in denen man lernt, mit uniformiertem Gegrinse oder Gefuchtel Souveränität vorzutäuschen, kürzen.

Zentren und Stadeln

Das unfreiwillige Sinnbild für Selbstkritik und Selbstironie wird, abgesehen von Bulgarien, fast überall am 23. April hochleben gelassen. Vor allem in England, Georgien und der Traminerhochburg Klöch. Traminerhochburg ist Klöch, geht es nach Wikipedia, „aufgrund einer geologischen Anomalie“. Manche sagen zu dieser „geologischen Anomalie“ auch Basalt. Es hat Zeiten gegeben, da war Klöch Zentrum des steirischen Weinbaus.
Noch in den 1970er Jahren hat das steirische Weinbaugebiet östlich des bedeutendsten Lungauer Flusses Klöch – Oststeiermark geheißen. Heute scheint sich das Hauptaugenmerk des steirischen Weines ein paar Zigkilometer weiter nach Westen, zumindest bis Gamlitz verschoben zu haben. Und wenn man den aktuellen Trend hochrechnet, wird es sich bald in Ligist befinden. Wer etwa das Steirerfest am Wiener Rathausplatz besucht, dem vermittelt sich dort das Bild der Steiermark als Schilcherfrizzante-Stadel. Nur dass Sie die interessanten Schilcher dort umsonst suchen. Das ist am Rathausplatz eh immer so gewesen. Jetzt ist eine Marketingoffensive für den Schilcher angekündigt. Und was wenn die aufgeht? Dehnt man dann das Anbaugebiet für Blauen Wildbacher bis Murau aus, oder bis Tamsweg?

Traminer

Nicht nur für die Steiermark, sondern vor allem für Klöch ist der Traminer eine Vistenkarte. Und das würdigt der Rudl diese Woche ein paar Tage vor dem Tag des Klöcher Patrons Georg.
Traminer kann mindestens Dreierlei sein: Roter Traminer, Gewürztraminer oder Weißer Traminer, der im Jura Savagnin und im Tal der Arve Gringet genannt wird. Der Traminer ist alt, eine der ältesten Rebsorten überhaupt. Riesling, Sauvignon Blanc und auch Grüner Veltliner sind Kinder des Traminers.
Die Rebsorte gilt als kalkkompatibel und nicht besonders frostempfindlich. Beides erklärt ihr Vorkommen im Tal der Arve, wo sie direkt auf den Mont Blanc hinauf schaut.

Herr Rudolf kredenzt diese Woche einen möglichst breiten arealen, diachronen, genetischen und vinifizierungstechnischen Querschnitt durch die Rebsorte Traminer.

Traminer 2013, Josef Wonisch, Klöch, Südoststeiermark
Traminer von dort, wo er eigentlich herkommen soll. Basalt, Rosen, und ein ganz kleiner Zuckerspitz

Gewürztraminer Reserve 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel
Hätte er gemacht, was alle anderen damals auch gemacht haben, hätte Nationalratspräsident Roland Minkowitsch sen. ziemlich sicher keinen Gewürztraminer am Rochusberg angepflanzt. Auf den Eigensinn!

Traminer Kabinett 1991, Weingut Michlits-Stadlmann, Sankt Andrä am Zicksee, Neusiedlersee
Hoffentlich mehr als der Quotenreife

Weißer Traminer 2015, Norbert Fidesser, Platt, Weinviertel
Viele gibt es in Österreich nicht, die einen Weißen Traminer haben und reinsortig ausbauen.

Le Feu 2012, Domaine Belluard, Ayze, AOC Vin de Savoie
Einer der allerbemerkenswertesten Weine Savoyens. Sehr eisenhältige Gletschersedimente.
Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura
Sechs Jahre und fast vier Monate im Fass – ein weingewordenes Plädoyer gegen Lautheit und Schnelllebigkeit

Diese sechs Traminer, aber freilich nicht ausschließlich diese glasweise

am Donnerstag, den 21. April und am Freitag, den 22. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhanldung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt und schmunzelt!

Districtus Austriae Non-Controllatus

Der Rudl ist keine Psychologe. Wäre er einer, würde er sich der Erforschung von Allmachts- und Kontrollphantasien widmen. Aber er ist keiner. Und für Sie ist das ziemlich sicher auch gut so. Wäre der Rudl nämlich ein Allmachts- und Kontrollphantasieforscher, hätten Sie jetzt vermutlich eine hundertachtzigseitige Diplomarbeit vor sich und so nur einen Newsletter, mit dem man bei der Deutscheinheizmatura durchfallen würde, weil er sich den Umfangkontrollkriterien verweigert.

Kein Psychologe

So kann sich der Bachelor Vinoris Causa darauf beschränken festzuhalten, dass ihm die permantente Dokumentiererei, Eintragerei in Excel-Dateien und Absprecherei, … vieles davon unter dem Vorwand der Digitalisierung, ordentlich auf den Zeiger gehen. Und jedes Jahr scheinen die Kontrollneurotiker ein paar Schäuferl nachzulegen. Längst vorbei die Zeiten der ewigen Worte des Trainers, als sich Kontrolle auf die Frage, ob man einen Fahrschein mit sich führe oder nicht, beschränkt hat. Im Fall einer negativen Resonanz des Kontrollierten ist der Diskurs seitens des Kontrollorgans mit den höflichen, aber unmissverständlichen Worten „Gemma, gemma, brenn!“ zu einem für alle Beteiligten vielleicht nicht erfreulichen, aber zumindest akzeptablen und vor allem klaren Abschluss gebracht worden (Ostbahn-Kurti & die Chefpartie). Heute appelliert der Schwarzkappler vermutlich an den guten Willen und lädt den Übeltäter ein, sich auf irgendeiner Seite registrieren zu lassen und umgehend Kontodaten und Einziehungsauftrag hochzuladen.

Ein Verdacht als Arbeitshypothese

Der Rudl hat überhaupt nichts gegen Kontrollen, vor allem dann, wenn sie von Menschen durchgeführt werden, die etwas von der betreffenden Sache verstehen, wie etwa der Schwarzkappler vom Fahrschein.
Aber derlei Kontrollen scheinen selten geworden. Stattdessen wird heute dokumentiert, berichtet, standardisiert, sprich: uniformiert und hochgeladen, nur damit die Menschen auf Trab gehalten werden und in dieser Zeit nicht irgendeine Eigeninitiative entfalten können. Dem Rudl seine dialektische Arbeitshypothese ist, dass das deswegen so ist, weil eben niemand mehr kontrolliert, der eine Ahnung von der jeweiligen Sache hat. Monsieur Rudolf hat manchmal geradezu den Verdacht, dass dort, wo Zeitgenossen ihr Handwerk nicht gelernt haben oder keine Lust haben, es auszuüben, aufgestiegen werden will. Da wird dann am Auftreten und an den Präsentationstechniken gearbeitet, so lange, bis man sich endlich auf einem Posten befindet, für den man ganz sicher unqualifiziert ist. Seinen Aufgaben nachgehen kann man dann nicht können. Kontrolle ausüben wäre auch riskant. Da könnte ja jemand bemerken, dass man eine Flasche ist. Darum lässt man kontrollieren, am besten jeden sich selber, indem er siebzig Prozent seiner Arbeitszeit dafür verwendet, zu dokumentieren und das Dokumentierte irgendwohin in pannenschwangere Systeme hochzuladen, wobei sich dem Citoyen Rudolf als egalitärem Zeitgenossen die Bedeutung des Begriffs „hochladen“ bis jetzt sowieso nicht ganz eröffnen will. Wohin denn da hinauf laden? Ist da oben jemand? Auf jeden Fall niemand von Microsoft, Facebook oder Apple, wenn es nach dem Rudl geht.

In allen Lebensbereichen

Der boulevardaffinste Bundeskanzler aller Zeiten und die ehemalige Sicherheitsministerin haben unlängst ein imposantes Exempel statuiert, aber nicht ganz konsequent weitergedacht. Als der Boulevard immer heftiger gegen Flüchtlinge Stimmung gemacht hat, wollte Entschlossenheit präsentiert sein. Darum hat man ein kleines Stückerl Zaun gebaut, diesen mit einer PR-Offensive für das Bundesheer verbunden und die Fotografen der drei Wiener Qualitätsblätter verständigt. Man soll ja man ironischen Vorschlägen vorsichtig sein, weil sie oft schneller, als man schauen kann, von der Wirklichkeit überholt werden. Aber effizienter wäre es im Sinne der Dichtmacher gewesen, an den Grenzen halbfunktionstüchtige Tabletts zu verteilen und die Einreisewilligen einmal so richtig hochladen zu lassen, alles, was sie wissen. Da wären sie beschäftigt gewesen, zumindest bis zum nächsten Wahltermin.
Vielleicht bedeutet die post-partizipative Gesellschaft ja Herrschaft der Eliten durch permanente e-Beschäftigung der Massen. Wenn Sie jetzt erwidern, dass das unproduktiv ist, dann haben Sie damit ziemlich sicher Recht. Aber dafür ist alles irgendwo hochgeladen und gespeichert, wo es gegebenenfalls niemand liest.

Im Keller und im Weingarten

Wie gesagt, das hat alles den Charakter einer Wald- und Weingartenpsychologie, aber es würde vielleicht erklären, warum heute so wenig weiter gebracht und so viel abgesprochen, dokumentiert, hochgeladen und bürokartisiert wird.

Kontrollierter Wein

Beim Wein heißt man die Kontrollen Prüfnummer, Appellation und in Österreich heute ganz besonders DAC, Distructus Austriae Controllatus. Und auch da hat der Rudl nicht grundsätzlich etwas gegen Kontrolle. Gäbe es etwa beim Biowein keine Kontrollen, würde heute vermutlich jeder Wein, der im Freien wächst, als Biowein etikettiert werden. Bei einigen anderen Kontrollen schaut die Geschichte dem Rudl seiner Meinung ganz anders aus. Vor allem ist dem Rudl da manchmal nicht ganz klar, wer diese Kontrollen wie und warum durchführt. Kann es sein, dass da manchmal Verkostungskommissionen ihren nicht immer ganz breiten Horizont zur Norm erklären? Was davon abweicht, ist Landwein, Vin de France oder Indication Géographique Protégée?
Darum öffnet Herr Rudolf diese Woche Weine, die sich dem einen oder anderen Korsett verweigern. In diesem Zusammenhang ist Rudolfen erst jetzt aufgefallen, dass mit einer Ausnahme sämtliche steirischen Weine in seinem Sortiment Landweine sind. Von jedem steirischen Landweinbauern wird es diese Woche einen glasweise geben. Die Ausnahme dann nächste Woche.

Franz und Christine Strohmeier, Rosésekt, Schilcherland
Jacques Maillet nennt diese Weine Ni-Ni-Ni-Weine. Keine Anreicherung, keine Schwefelzugabe, keine Filtration und keine Schönung. Blauer Wildbacher als Einstimmung auf das Schilcherfest am Rathausplatz. Aber halt einer, den Sie dort nicht finden.

Karl Schnabel, Blaufränkisch Hochegg 2012, Sausal
Schiefer, Rindviecher und eine Kompromisslosigkeit, die man selten findet, genauso wie einen steirischen Winzer, der sich auf Rotwein spezialisiert hat.

Maria und Sepp Muster, Josef, 2012, Opok
Alte Reben, karger Opokboden, kein bis fast kein zugesetzter Schwefel und zwei bis drei Jahre im großen Holzfass. Zieht Luft und Zeit der Prüfnummer vor.

Herrenhof Lamprecht, Crémant de Herrenhof, Oststeiermark
Der erste Schaumwein vom Herrenhof Lamprecht, Gemischter Satz vom Buchertberg, reife Apfelnoten, Birnen und Blumen vom kalkhaltigen Sandsteinverwitterungsboden.
Josef Umathum, Königlicher Wein MMXII, Österreich
Der Lindenblättrige, ungarisch Hárslevelű, war seinerzeit im Burgenland zuhause, als das Burgenland noch Westungarn war. Dann nicht mehr. Josef Umathum hat die Rebsorte zurück gebracht. Das Weingesetz hat das aber nicht vorgesehen. Der Wein erinnert mehr an Steinobst, Birnen und Kräuter als an Alkohol und Gummibären. Trotzdem darf seine Rebsorte am Etikett nicht namentlich erwähnt werden, der Jahrgang auch nicht und das Weinbaugebiet auch nicht.

Domaine Giachino, Marius et Simone, 2013, Vin de France
Kein zugesetzter Schwefel, interzelluläre Spontangärung, zehn Tage Maceration. Goldreflexe, intensive Nase, Menthol- und Zuckernoten. Eine Hommage an die Großeltern der Giachinos mütterlicherseits, weniger an die Sittenwächter der Appellation, darum Vin de France.

Domaine des Ardoisières, Schiste 2012, Indication Géographique Protégée Vin des Allobroges
Südlich ausgerichtete Terrassen auf kargem Schiefer. 40 Procent Jacquère, 30 Roussanne, 20 Malvasier und 10 Mondeuse Blanche. Spontangärung und Ausbau in drei- bis fünfmal gebrauchten Barriques. Nur findet das alles auf einem Boden statt, auf dem jetzt ein Zeitl kein Weinbau betrieben worden ist und der außerhalb der strengen Grenzen der Appellation Vin de Savoie Protégée liegt, nämlich im oberen Tal der Isère, südlich von Albertville. Michel Grisard und Brice Omont haben 1998 die Weinreben auf den Weinberg in Cevins zurück gebracht, aber eben ohne Einverständnis der Appellationswächter. Darum darf auf den teuersten Weinen Savoyens nicht „Vin de Savoie“ stehen.

Die folgenden sechs Unkotrollierbaren

Franz und Christine Strohmeier, Rosésekt, Schilcherland
Karl Schnabel, Blaufränkisch Hochegg 2012, Sausal
Maria und Sepp Muster, Josef, 2012, Opok

Herrenhof Lamprecht, Crémant de Herrenhof, Oststeiermark
Josef Umathum, Königlicher Wein MMXII, Österreich
Domaine Giachino, Marius et Simone, 2013, Vin de France
Domaine des Ardoisières, Schiste 2012, Indication Géographique Protégée Vin des Allobroges

…, aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese, gibt es glasweise

am Donnerstag, den 14. April und am Freitag, den 15. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Blaufränkisch Weinberg 2013 von Helga und Alfred Weber in Deutsch-Schützen und Blaufränkisch special edition 2013 von Karl Schnabel verfügbar.

Herr Rudolf wünscht Ihnen eine produktive und kreative Woche!

Gumpoeds gegen Brinnaschdrassla, das ist Brutalität!

Weinnotstände

In Kana woas. Da soll es vor zweitausend Jahren bei einer Hochzeit zu einem Weinengpass gekommen sein. Ein Gast soll daraufhin angeordnet haben, man möge ihm Wasser bringen. The rest, as they say, is history.
Das berichtet zumindest das Johannesevangelium. Wolfgang Teuschl hat die Geschichte 1971 beim Bundesheer ins Wienerische übersetzt. Wer soll da noch am Sinn der allgemeinen Wehrpflicht zweifeln?

Im altgriechischen Originaltext wundert sich der Wirt nur, dass der aus Wasser gewonnene, später kredenzte Wein von höherer Qualität – oῖνον ἓωϛ – sei als der Aperitiv, wo doch „a jeda dea wos a bisl a Hian in Schä’l hod, (…) zeaschd amoe in Gumoeds auffoan“ losd und „daun, waun s ä scho ole in Öö san“, „in Brinnaschdrassla zuwe“ haud (Genehmigung Wolfgang Teuschl, Da Jesus und seine Hawara © Residenz Verlag Salzburg Wien, mit freundlicher Genehmigung des Residenz Verlags).

Sprachnotstand

Nur ist der altgriechische Text ja schon eine Verfremdung der gschertn Worte des Galliläers in eine Gelehrtensprache. Letzterer hat Aramäisch gesprochen, einen zu seiner Zeit nicht sonderlich prestigeträchtigen Dialekt. Alles andere wäre mit Fischern, Handwerkern und Bauern auch nicht sehr zielführend gewesen. „AdressatInnenadäquates Register“ nennen die für die Deutscheinheizmatura zuständigen Sprachkoryphäen das.
Irgendwann ist der sowieso schon gespreizte altgriechische Text in die deutsche Einheitsübersetzung verbannt worden. An Anschaulichkeit hat er dadurch nicht gewonnen.
Wolfgang Teuschl ist es zu danken, diese Texte wieder in eine Jesus angemessene Sprachvariante zurückgeführt zu haben, wenn man davon ausgehen darf, dass der Rabbi Jesus in Galiläa kein Freund des Nominalstils war. Kurt Sowinetz und Willi Resetarits haben daraus Sprechkunstwerke gemacht.

Weinviertel gegen Thermenregion

Zumindest zu der Zeit, als Wolfgang Teuschl das Neue Testament ins Wienerische übersetzt hat, Anfang der Siebziger Jahre, dürfte Wein aus der Thermenregion also einen deutlich besseren Ruf gehabt haben als der aus dem Weinviertel. Auf der Freyung waren in den Neunziger Jahren zwei Winzer aus der Thermenregion am Biobauernmakt, jetzt zwei aus dem Weinviertel. Ob das der Grund ist, warum die Weintour Weinviertel heuer nicht zum ersten Mal am selben Wochenende wie der Gumpoldskirchner Weinstieg stattgefunden hat? Was weiß man? Der besonnene Herr Rudolf ist natürlich um Deeskalation bemüht. Und solange sich nicht auch noch der Wiener Stadtmarathon in dasselbe Wochenende hineindrängt, wie vergangenes Jahr, kann man sowieso am Samstag die eine und am Sonntag die andere Weinveranstaltung besuchen. Das hat der Weineisenbahner Rudolf Polifka auch dieses Jahr gemacht. Und weil nicht nur das Weinsortiment seiner Weinhandlung dem Rudl seinem Geschmack entspricht, sondern auch meistens das Wochenthema seinem Gusto, rekonstruiert Monsieur Rudolf diese Woche die Hochzeit zu Kana in der Übersetzung von Wolfgang Teuschl und lässt Brinnaschdrassla, respektive Weinviertler gegen Thermenregion, vulgo Gumpoeds antreten.

Verkehrsmittel und Wein

Was das Verkehrsmittel betrifft, hat die Südbahn schon vor dem Anpfiff gewonnen, zumindest solange sie noch nicht durch das sinnlose Loch im Berg fährt. Weinmäßig ergibt sich ein anderes Bild, zumindest wenn man in das Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils schaut. Caviste Rudolf hat drei Weinbaumeister aus dem Weinviertel im Sortiment und lediglich einen aus der Thermenregion.
Darum gibt es vom einzigen Südbahnweinmeister, dessen Weine der Rudl führt, eine kleine Zierfandler-Vertikale und von den drei Brinnaschdrasslan im weitesten Sinne eine Grüne Veltliner-Horizontale.

Gumpoeds

Friedrich Kuczera aus Gumpoldskirchen ist seit über dreißig Jahren zertifizierter Bioweinbauer. Schon in seinem Prospekt für den Jahrgang 1996 findet sich das Bekenntnis zum Verzicht auf synthetisierte Dünge-, Pflanzenschutz- und Unkrautbekämpfungsmittel im Weingarten, Aufbesserung und Schönung im Keller gibt es auch nicht. Ziele: widerstandskräftige Pflanzen, weitgehend geschlossener Produktionskreislauf und Förderung der Artenvielfalt. Der auf Kalk stehende Weingarten dankt Friedrich Kuczera offenbar dessen jahrzehntelangen Einsatz. Monsieur Rudolf hat in ganz Gumpoldskirchen keinen lebendigeren und präziseren Zierfandler getrunken.

Vorurteile

Auch um einem Klischée zu begegnen, sind die drei Zierfandler von Friedrich Kuczera schlanke und frische Weine, wohingegen die drei Weinviertler zumindest teilweise schon ein bissl kräftiger da stehen.
Und weil ja jede Woche zumindest ein Wein, der älter als zehn Jahre ist, auf der Tafel steht, ergänzt der Rudl die Südbahn um einen Pinot Noir 1993 aus Sooß. Das Etikett ist nicht mehr ganz vollständig. Darum weiß der Rudl auch nicht, von welchem Weingut.
Und für das Weinviertel geht ein 1997er Grüner Veltliner Rudolf von Habsburg aus der Marchregion ins Rennen. Sein Etikett ist noch lesbar, aber in dem Moment, in dem der Rudl diese Zeilen verfasst, gerade nicht zugänglich. Darum auch der hier ohne Name des Winzers.

Zierfandler 2013, Friedrich Kuczera, Gumpoldskrichen, Thermenregion
Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion
Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion
Pinot Noir 1993, N.N., Sooß, Thermenregion

gegen

Grüner Veltliner Katzensprung 2013, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel
Grüner Veltliner Rosenberg Reserve 2013, Josef Salomon, Falkenstein, Weinviertel
Grüner Veltliner Rochus 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf, Weinviertel
Grüner Veltliner Rudolf von Habsburg 1997, N.N., o.O. an der March, Weinviertel
Diese acht Weine, aber nicht ausschließlich die

am Donnerstag, den 7. April und am Freitag, den 8. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Pinot Noir 2014 vom Weingut Karl Schnabel im Sausal und Zierfandler 2015 von Friedrich Kuczera in Gumpoldskirchen verfügbar.

Herr Rudolf wünscht Ihnen und sich eine Eisenbahn auf der Trasse der B7, anstatt eines Lochs auf der Südbahn. Im Sinne der infrastrukturellen Chancengleichheit von Gumpoeds und Brinnaschdrassla!

Irouléguy Blanc, ganz oder gar nicht

Lücke und Demut

Unterschiedlicher als die Wörter „Demut“ und „Lücke“ kann man heute nicht im Kurs stehen.

Lücken

Eine Lücke hat einmal darauf hingedeutet, dass irgendwo etwas fehlt, ein Stück Stoff in der Hose zum Beispiel oder eine Zahl in einer Zahlenreihe.
Könnte sein, dass so ein Begriff in einer Zeit quantitativen Überflusses keinen allzu großen Sinn mehr hat. Gibt es von allem und jederzeit viel zu viel, und zwar so zu viel, dass sie einem ein Kilo Hendlfleisch um zwei Euro und bunte Ostereier das ganze Jahr über nachschmeißen, scheinen die Ängste zu wachsen, dass jemand kommt und uns diese Unmengen an industriell hergestelltem Dreck wegnimmt. Den Rudl erinnert das ein bissl an diesen Sketch von Karl Valentin, in dem der Gefängniswärter Angst hat, dass jemand in den Häfm einbricht.

Bettlerbanden mit Papier und Druckerschwärze

Diejenigen, die die Angst vor den Lücken und Engpässen am rabiatesten schüren – in Österreich sind das vor allem die drei Wiener Qualitätsblätter -, sind selber die besten Beispiele für Überfluss und Verschwendung, zumindest wenn es um Steuergeld in Form von öffentlichen Inseraten und Presseförderung geht.

Qualitative Lücken

Qualitativ wiederum scheinen Lücken fast zu Statussymbolen geworden zu sein, über die hinweg gelächelt und gegrinst werden will, bis die Balken krachen und an dem vorbei geantwortet wird, bis das Gegenüber komatös ist. Der schönste und erfolgreichste Finanzminister aller Zeiten hat das nicht erfunden, aber er hat es zum Exzess getrieben. Und das scheint bei jenen auf den fruchtbarsten Boden gefallen zu sein, die damals eigentlich vorgegeben haben, die Antipolitik des Dauergrinsers und seiner Trüffelschweinchen zu bekämpfen. Darum grinsen heute Lücken aus höchsten Regierungsämtern. Und boulevardkompatible Opposition heißt heute, immer noch lauter und dämlicher zu grinsen, beziehungsweise auf seine Bildungslücken noch penetranter stolz zu sein.

Panier

Dass die Bekleidungsindustrie selber die Lücken in die angesagten Hosen machen lässt, passt ins Loch. Wehe nur, wenn einer wirklich eine geflickte Hose trägt. Outer geht es nicht.

Zurück zu den personifizierten Lücken

Dass solche Geistes- und Sprachgiganten dann in Grenzzäunen und Festungen Lösungen sehen, ist wahrscheinlich nur scheinbar ein Widerspruch. Denn wer unter seiner Lückenhaftigkeit leidet, sehnt sich nach Geschlossenheit. Und was schließt besser ab als Stacheldraht?

Herr Rudolf und die Lücken

Der Rudl sieht im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten im Umgang mit der Lücke: auf der einen Seite das dämliche Weglächeln. Das ist der Nährboden, auf dem plastische Chirurgie, Einheizmatura und Kleinformatregierungen wachsen und gedeihen. Auf der anderen Seite …

Demut.

Dieses Wort wird es in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach nicht unter die Top-Five der angesagtesten Wörter schaffen. Aber egal. Schulkind Rudolf staunt immer wieder, wie viel Interessantes es gibt. Ein paar Dingen davon kennt er ein bissl, bei anderen schlägt er gegebenenfalls nach und bei den meisten kennt er sich überhaupt nicht aus. Im Bildungsbereich wird dieser Zugang zum Wissen im Speziellen und zur Welt im Allgemeinen heute gerne als Fachtrottelei diskreditiert. Schul- und Weinmeister Rudolf hält sich aber für einen Fachidioten aus vollster Überzeugung und Leidenschaft. Darum kennt er sich bei den allermeisten Dingen nicht aus. Bei der Aviation zum Beispiel, beim Rebschnitt, in der Oper oder in Burgund und im Languedoc. Nicht dass ihn das alles zusammen nicht interessieren würde und er nicht in Demut davor stünde, aber er kennt sich halt nicht aus und denkt nicht im Entferntesten daran, diesen Umstand irgendwie durch Grinsen oder pseudosouveränes Klugscheißerei zu kaschieren.
Drei, vier Sachen gibt es, die ihn noch mehr interessieren. Der Weinbau in Savoyen, zum Beispiel, österreichische Biowinzer, die Wurzeln der Europäischen Union, österreichische Weißweine aus den Siebziger- und Achtzigerjahren, Lautwandelphänomene, „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus oder die Appellation Irouléguy. Da gibt der Rudl dann erst eine Ruhe, wenn er die letzte vergriffene Publikation irgendwo ausgegraben oder via Fernleihe entlehnt hat. Und ertappt er die Welt dabei, dass sie ihm in diesen Materien bislang etwas vorenthalten hat, wird er nervös und fühlt sich brüskiert. Ein bissl übertrieben hat Monsieur Rudolf da jetzt vielleicht, aber viel nicht.

Alle Weißweine Irouléguys. Stand 2011

In seinem Vollständigkeitstick hat Caviste Rudolf schon bei seinem vorletzten Besuch in Irouléguy von jedem Weißwein der Appellation mindestens einen unter seine Kontrolle gebracht. So wahnsinnig schwierig ist das aber nicht gewesen. Denn von den damals neun Betrieben
Domaine Abotia
Domaine Ameztia
Domaine Arretxea
Domaine Bordatto
Domaine Brana
Cave d’Irouléguy
Domaine Etxegaraya
Domaine Gutizia
Domaine Ilarria
Domaine Mourguy

haben ausschließlich Abotia, Ameztia, Arretxea, Brana, Ilarria und die Genossenschaft Weißwein gemacht, Brana und die Kooperative jeweils zwei. Seit dem Jahrgang 2013 gibt es darüber hinaus die Domaine Bordaxuria. Herr Rudolf hat denen ihren Weißen schon bei einer Vinothek in Aix-les-Bains bestellt, er hat dafür sogar schon die entsprechende Marie hinüber geschickt, damit der Wein dann auch noch da ist, wenn der Rudl kommt, aber holen kann er ihn erst im Sommer.

Appellation Irouléguy Controllée

Zu Geschichte, Wetter und Geologie der Appellation Irouléguy hat der luckerte Rudl zum 10. März unter dem Titel „Tannat! Irouléguy seid das Salz der Erde. (länger)“ ziemlich viel geschrieben.

http://wein-polifka.at/tannat-irouleguy-seid-das-salz-der-erde-laenger/

Darum beschränkt er sich hier auf die paar Zeilen über die Steine, weil die ihn noch ein bissl mehr als Wind, Wetter und Geschichte am Herzen liegen und – anders als Wind, Wetter und Geschichte – auch eigenhändig gesammelt in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils anwesend sind.

Steine

Yves Hérody, Geologe aus dem Jura, bezeichnet Irouléguy als Mosaik von über vierzig unterschiedlichen Böden. Im Großen und Ganzen lassen sich aber vier Terroirs identifizieren:

Roter Sandstein

stammt aus dem unteren Trias, ist also knapp 230 Millionen Jahre alt. Die vom Sandstein dominierten Weingärten weisen einen hohen Eisengehalt auf, sind sauer und oft in Terrassen angelegt.

Kalk aus dem Jura

supportiert vor allem die Rebstöcke der Domaine Ilarria, ist gut fünfzig Millionen Jahre jünger, aber auch ganz schön alt.

Schiefer

ist älter als Sandstein und Kalk, trotzdem aber nur zufällig der Boden, auf dem die Domaine Arretxea begonnnen hat.

Vulkanischer Ophite

ist im Gegensatz um Sandstein basisch und liegt als Streusplitt in der Einfahrt zur Domaine Arretxea. Vielmehr weiß der Rudl darüber nicht, denn er ist gstudierter Theologe, nicht Geologe.

Noch eine Lücken. Die weißen Rebsorten

Fast alle dargebotenen Weißweine bestehen aus Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu. Die ersten zwei sind eng verwandt, alle drei auch die Rebsorten des Jurançon.

Gros Manseng

Auf Baskisch heißt er „Izhiriota“. Er ist für die Quantität zuständig. Der falsche Mehltau ist nicht sein bester Freund.

Petit Manseng,

Izkiriota Itipia, ist ertragsschwach, kleinbeerig und dickschalig, kann deshalb lange am Stock hängen und viel Zucker bilden. Anklänge an Zimt, exotische Früchte, Honig und reifen Pfirsich gehen auf seine Rechnung.

Petit Courbu,

Xuri Zerratia, ist fast immer in der Minderheit, noch ertragsschwächer als der Petit Manseng, aromatisch dafür noch feiner.

Diese Woche folgende Weine, aber nicht ausschließlich folgende Weine glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Domaine Abotia, Irouléguy Blanc, 2009
Domaine Ameztia, Eztia 2011
Domaine Arretxea, Hégoxuri 2014
Domaine Brana, Irouléguy Blanc 2010
Domaine Brana, Ilori Blanc 2009
Cave d’Irouléguy, André d’Ansa 2010
Cave d’Irouléguy, Xuri 2010
Domaine Ilarria, Irouléguy Blanc 2013

am Donnerstag, den 31. März und am Freitag, den 1. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Blaufränkisch, Josef und Sausal vom Weingut Karl Schnabel wieder verfügbar.

Herr Rudolf wünscht Ihnen und sich grinsfreie Lücken!

 

Karwoche geschlossen

In der Karwoche haben die Schulkinder frei und Herr Rudolf auch. Darum bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils am 24. und 25. März geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Donnerstag, der 31. März. Thema dann: Weiße Basken. Ein Vollständigkeitstick

Herr Rudolf wünscht Ihnen frohe Ostern und einen argreablen Start in den Frühling!