4. bis 10. Juli geschlossen; 11. bis 15. Juli dann dafür umso geöffneter: Tour de France

Sommerpause, vol. 1

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bleibt kommende Woche (4. bis 10. Juli) geschlossen.

Tour de France

Die zweiter Wiener Ferienwoche vom 11. bis zum 15. Juli fahren die Radlfahrer dann durch die Pyrenäen und weiter nach Osten, beziehungsweise Norden. Auf diesem Weg wird der Rudl sie begleiten, indem er Weine aus den Etappengegenden im engeren oder weiteren Sinn, sowie sein Geschäft öffnet, allerdings immer erst ab sieben bis zehn p.m. Vorher muss er den Radlfahrern ja am Empfangsgerät zuschauen.

Beginnen wird die Chose mit einer Pyrenäenbergetappe. Die wird zwar schon am 10. Juli stattgefunden haben. Aber am Montag, den 11. reposieren die Radler dann, der Rudl hingegen wird Weine aus den Pyrenäen glasweise offerieren, in Rot, in Weiß und in Rosé.

 

Vom 16. Juli bis zum Ende der Wiener Sommerferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils dann geschlossen.

Herr Rudolf wünscht den kleinen und den großen Kindern plaisante Ferien, so sie welche haben. Allen anderen eine umso schönere Woche.

 

≤ elfkommafünf Percent

Ein Wochenthema von Weinen mit weniger als zwölf Prozent Alkohol geht vielleicht auch als Jacquère-Verkostung durch, oder als 2014er Jahrgangsverkostung. Aber lassen Sie den Rudl ein bissl ausholen: Es muss um die letzte Jahrtausendwende gewesen sein. Da war ein österreichischer Wein, wenn er weniger als dreizehn Volumsprozent Alkohol gehabt hat, ein schwerer Fall für den Psychotherapeuten. Zumindest hat Herr Rudolf das so oder so ähnlich in Erinnerung.

Weine mit vierzehn Prozent plus waren keine Exoten, vor allem nicht, wenn es sich um namhafte Weine gehandelt hat, Smaragde aus der Wachau zum Beispiel. Und Monsieur Rudolf müsste lügen, wenn er behauptete, damals von hohen Alkoholwerten nicht beeindruckt gewesen zu sein. Seine Leidenschaft, Weine reifen zu lassen, hat ihn anfällig gemacht für die theoretisch gar nicht so unplausible Hypothese, dass sich ein alkoholreicher Wein schon aufgrund seines Alkoholgrades besser hält. Ein im Barrique ausgebauter südsteirischer Sauvignon Blanc mit mehr als fünfzehn Prozent Alkohol aus dem Jahrgang 1997 etwa war so ein Ziel seiner Begierde. Herr Rudolf hat ihn nie bekommen. Heute hat er gelernt, mit diesem Mangel zu leben. Und die Hypothese hat vermutlich gelernt, mit ihrem Mangel an empirischer Verifizierbarkeit zu leben.

Jacquère

Wenn es in einer zweitausend Hektar kleinen Weinbauregion einen Massenwein gibt, dann kann man Jacquère als so einen betrachten. Mehr als tausend Hektar sind in Savoyen mit der autochthonen Jacquère bestockt. Ganz präzise hat sie ihren Ursprung, soweit man das rekonstruieren kann, in Abymes de Myans. Das liegt am nordöstlichen Rand des Chartreusegebirges.

Die dicken Beerenschalen erlauben eine späte Reife, was am kalkreichen, steinigen Fuß der französischen Alpen nicht ganz unwesentlich ist, und schützen die engbeerigen Trauben vor Oïdium und Mehltau.

Als Wein ist Jacquère eher blass bis weißgold und erinnert an vieles, was im Frühling blüht, manchmal sogar an Akazien. Dem Rudl seinem Geschmack nach stehen Alpenkräuter, Grapefruit, Bergamotte, Weißdorn und aneinander geriebener Feuerstein im Vordergrund. Manchmal kommen Mandeln, Haselnüsse und Lindenblüten dazu, wenngleich nie so intensiv wie bei der Altesse.

Die Spitznamen Coufe-Chien und Cugnète gefallen dem Rudl auch nicht so schlecht, obwohl oder vielleicht eher weil er keine Ahnung hat, was sie bedeuten.

Sommerweine

Caviste Rudolf Polifka trinkt und empfiehlt diese Weine vor allem im Frühjahr und im Sommer. Jacquère ist für ihn eine weingewordene Metapher für das Wiedererwachen der Vegetation. In den höher gelegenen Teilen der Alpen geschieht das ungefähr jetzt.

Accord Papperl – Jacquère

Oft endet Jacquère als Fonduebegleiter in den einschlägigen Skigebieten, als Winterwein. Caviste Rudolf findet das nicht unpassend, aber ein bissl ideenlos, zumal man von einem Fondue eh fast jeden Wein erschlagen lassen kann. Viel mehr als die Säure bleibt dann manchmal nicht über. Der kulinarische Deckel für den Topf einer gelungenen Jacquère, sofern man einen Wein als Topf bezeichnen kann, ist wahrscheinlich die Bachforelle. Das dezente Prickeln, der niedrige Alkohol, das kongeniale Zusammenspiel von Frische, Leichtigkeit und appetitanregendem Temperament der Jacquère erinnern den Rudl an einen Gebirgsbach während der Schneeschmelze. Wenn er bei vielen Weinen aus dem Elsass an den Rhein denkt, dann symbolisieren savoyardische den Zubringer eines Zubringers der Isère. Einer wie der Rudl, der quasi neben, beziehungsweise in Wald- und Wiesenbächen seine Kindheit verbracht hat, der Donau aber erst im stolzen Alter von vierzehn gewahr wurde, kann mit kleinen Gebirgsbächen und Wasserfällen und ihren korrelierenden Weinen vielleicht naturgemäß mehr anfangen. Der ist mit der Bachforelle per Du und diese quasi so vor der Haustür wie die Oelweingasse vor dem Rudl seinem Geschäft.

In und um drei Orte darf Jacquère einen Cru-Status beanspruchen, Abymes, Apremont und Chignin, alle drei im Combe de Savoie. Vielleicht ist einmal Gelegenheit, diese Crus zu vergleichen.

Jacquère ist nicht Jacquère ist nicht Jacquère

Es gibt Jacquères, denen der geschmolzene Käse quasi als Schicksal in die Wiege, treffender vielleicht an die Rebstockwurzeln gelegt worden zu sein scheint.

Es gibt auch Jacquères, die ausgesprochen ambitioniert, vor allem bodenspezifisch ausgebaut, aber mit einem synthetischen Korkimitator zugestoppselt werden. Ein Jammer.

Und dann gibt es Jacquères von Weinbaumeistern, die es wissen wollen und denen Tradition auch beim Verschließen von Flaschen ein Anliegen ist.

Jacques Maillet …

ist ein Original. Um das zu bemerken, muss man ihm nicht besonders lange zuhören. Ein Schnurrbart als Lebenshaltung. Schwer vorstellbar, dass er seine Jacquère von einem Fondue zum Schweigen bringen lässt. Die Pouilly-Fumés von Dagueneau, mit denen Maillets Jacquère gelegentlich verglichen wird, trinkt man in der Regel ja auch nicht zum Fondue.

Aber die Jacquère von Monsieur Jacques gibt es diese Woche beim Rudl so oder so nicht glasweise. Jacques Maillet macht etwas Naheliegendes, das in Savoyen aber dennoch kaum praktiziert wird. Er verschneidet die eine autochthone Weißweinrebsorte Savoyens, Jacquère mit der anderen, Altesse. Daraus resultiert Le P’tit Canon, auf Deutsch „Der kleine Schluck“, eine bemerkenswerte Kombination aus präsziser Aromatik und Frische.

David und Frédérik Giachino

Monsieur Jacques Kollegen, die Gebrüder Giachino haben die Jacquère auf die Spitze getrieben. Außer Weinbeißer machen sie fast alles aus Jacquère, lagentechnisch und weinstiltechnisch. Den Cru Apremont, den Monfarina, den rustikal ursprünglichen Primitif mit 9,2 Prozent Alkohol, den dezent auf der Maische vergorenen Marius et Simone, einen Schaumwein nach der Méthode Traditionelle und einen Pétillant Naturel Giac‘ Bulles als Giachinos Antwort auf Red Bull.

Doch nicht nur Jacquère

Auch der Teran von Branko und Vasja Čotar kommt mit elf Prozent Alkohol aus. Die Säure ist frisch, die Würzigkeit beträchtlich. Ein Rotwein für die Brettljause.

Gelber Muskateller 2015, Biohof Heideboden, Pamhagen

Herr Rudolf kommt mit Muskatellern nicht so ganz auf Du & Du, der von Maria und Sepp Muster ausgenommen. Und dann ist da noch einer, aber der Rudl weiß nicht, ob er über den schon etwas schreiben darf. Den gibt es noch nicht. So oder so, der Gelbe Muskateller 2015 von Gottfried Tschida war Mitte November 2015 schon im Verkauf. Trotzdem damals schon keine Jungweinstilistik.

Sauvignon Blanc 2014, Biohof Heideboden, Pamhagen

Der Sauvignon Blanc 2014 aus demselben Haus hat überhaupt nur 10,5 Percent Alkohol. Dass der Wein heute noch lebt, deutet darauf hin, dass auch dieser Wein nicht als Jungwein angelegt gewesen ist.

Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen

Caviste Rudolf Polifka findet, dass kaum ein Wein von seinem Etikett so treffend repäsentiert wird wie der Zierfandler von Friedrich Kuczera. Biologisch, geradlinig und präzise bereits zu einer Zeit, als diese Begriffe im Marketingjargon noch eher selten aufgetaucht sind.

Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Weststeiermark

Schilcherland von seiner besten Seite

Welschriesling Trockenbeerenauslese 2002, Josef Lentsch, Dankbarkeit

Die folgenden Weine und ein paar andere gibt es diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils glasweise

  • Le P’tit Canon 2013, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie, 11,5 %
  • Apremont 2013, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie, 11 %
  • Monfarina 2011, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie, 11 %
  • Primitif 2010, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie, 9,2 %
  • Marius et Simone 2013, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France, 11 %
  • Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Kommen, Kras, 11 %
  • Gelber Muskateller 2015, Biohof Heideboden, Pamhagen, 11,5 %
  • Sauvignon Blanc 2014, Biohof Heideboden, Pamhagen, 10,5 %
  • Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, 11,5 %
  • Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Weststeiermark, 11 %
  • Welschriesling Trockenbeerenauslese 2002, Josef Lentsch, Dankbarkeit, 8 %

am Donnerstag, den 30. Juni und am Freitag, den 1. Juli

von 16 bis 22 Uhr (am Freitag ein bissl länger)

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt den Sommer und weiter oben den Frühling!

Rosé scharwieda! Diesen Donnerstag (23. Juni) aber ausnahmsweise erst ab 18 Uhr geöffnet

Der Ausgewogenheit verpflichtet I. Flexibilisierung der Arbeitszeit

Letzte und vorletzte Woche hat der Rudl jeweils eine Überstunde mit Ansage gemacht.

Herr Rudolf sieht sich gezwungen, die eingetretene Inflation an Öffnungszeit diesen Donnerstag zu kompensieren, indem er sich die zwei Stunden quasi wieder zurück raubert und am 23. Juni erst um 18 Uhr aufsperrt. Es warad wegen dem Rudl junior. Der gibt an diesem Tag im Kindergarten eine wichtige Rolle. Er spielt einen Stein. Und der Rudl senior möchte diesem Ereignis unbedingt beiwohnen. Wer, wenn nicht die in geologischen Fragen versierten Gästinnen und Kunden der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils sollte dafür Verständnis haben?

Der Ausgewogenheit verpflichtet II. Laut & überheblich

Letzte Woche war an dieser Stelle von grauen Mäusen und Burgundern die Rede. Und vom Trainer, der beiden ein literarisches Denkmal gesetzt hat.

Da gebietet es die Ausgewogenheit, diese Woche die leidenschaftlichen Umjedenpreisbemerktwerdenmüsser zu bemerken. Unter anderem hat ein Besuch auf der VieVinum, der großen Weinverkostung in der Hofburg, den Rudl dazu inspiriert. Genauer, ein kurzer Abstecher in die Naturweinbar auf der VieVinum.

Forsch und flott

Zeitgenossen männlichen Geschlechts, um die dreißig, mit seltsamen Hemden, auffälligen Schuhen, langen Bärten und irgendwie angecoacht wirkender Souveränität, denen es ein Anliegen zu sein scheint, ihre Umgebung wissen zu lassen, wie kompetent und kompromisslos sie da jetzt ihr Urteil über diesen oder jenen Wein fällen. Mit dem Eifer von Hasspredigern ziehen sie gegen Schwefel oder laute Aromen zu Felde, nicht immer leise. Dass sie den Rudl nicht falsch verstehen: Er schätzt es, wenn ein Wein so wenig wie gerade notwendig geschwefelt ist. Und natürliche Aromen sind ihm hundertmal lieber als die aus dem Zuckerlregal. Aber kann man einem Wein und damit dem, der ihn gekeltert hat, nicht zuerst einmal Respekt entgegenbringen? Nicht jeder Wein schmeckt einem. Aber was spricht dagegen, sich möglichst unbefangen für das, was man da im Glas hat, und dessen Entstehungsbedingungen zu interessieren? Welcher Zacken fällt einem denn aus der Krone, wenn man bemerkt, dass man einen Wein nicht versteht oder keinen Zugang zu ihm findet? Ähnliches soll einem ja auch im Umgang mit Menschen widerfahren. Was ist denn gewonnen, wenn die Begegnung mit einem Wein oder einem Menschen mit einem Gerichtsurteil endet?

Rosé

Die Weinfarbe, die man möglicherweise am meisten mit künstlichen und übertriebenen Aromen in Verbindung bringt, ist Rosé. Da hat Monsieur Rudolf wirklich schon die allerunterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und Stile kennengelernt, von Rosés mit einem Batzen Tannin über dezente bis karge Aromen bis zu Rosés, die er blind für ein Sackerl Erdbeermarshmellows gehalten hätte. Und warum fallen ihm bei Marshmellows jetzt die überheblichen Juvenilen von der Naturweinbar ein?

Breitbandrosés & ein Pirat

Herr Rudolf versucht diese Woche, Rosés in all ihrer Bandbreite auszuschenken. Auch einen lauten, der von seiner Schreierei nicht derrisch, sondern blind geworden ist, als blinden Pirat ohne Augenklappe, aber im Stoffsackerl sozusagen. Und für die ersten soundsovielten gibt es ein Marshmellow, quasi als Referenzaroma.

  • Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, Sud Ouest (3/5)

Wenn Monsieur Rudolf einen Rosé blind für einen Rotwein hält, dann vielleicht den.

  • Himmel auf Erden Rot 2012, Christian Tschida, Illmitz (4/7)

Wenn Monsieur Rudolf einen Rotwein blind für einen Rosé hält, dann vielleicht den.

  • Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Weststeiermark (2,50/4)
  • Rosa 2015, Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (2,50/4)
  • Rosareuth 2011, Reiterhaindl, Großgmain bei Salzburg, Bergland (gratis)

Rosé aus der Weinbauregion Bergland

  • Rosé Frizzante, Menhard, Südsteiermark (2,50/4)
  • Rosa Pearls, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel (2,50/4)
  • Rosé Frizzante, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (2,50/4)

Selbstverständlich gibt es nicht ausschließlich Rosés glasweise

am Donnerstag, den 23. Juni von 18(!) bis 22 Uhr

und am Freitag, den 24. Juni von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

nächste Woche am 23. und 24. Juni in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils:

Weine mit weniger als 12 Prozent Alkohol

Herr Rudolf grüßt laut, aber undeutlich.

Oid & grau

hat der Trainer seinerzeit geschrieben. Obwohl selber eher dem Bier gewogen, hat er es sich nicht nehmen lassen, dem Pinot Gris, alias Grauburgunder, Ruländer oder Grauem Mönch ein literarisches Denkmal zu setzen. Später hat der Trainer seine Farbenlehre in einem auch ziemlich schönen Text vertieft. Der ist dann von Denk vertont worden und heißt „Graue Mäus“. Herrn Rudolf ist es ein Anliegen, zumindest einmal die Idee zu ventilieren, die oben genannte Rebsorte auf „Graue Maus“ oder noch besser „Trainer-Rebe“ umzubenennen, zumal man sich bis jetzt offensichtlich sowieso auf keinen halbwegs einheitlichen und nachvollziehbaren Namen verständigen können hat.

Ampelographische Farbenlehre, die iggste

Der Graue Burgunder ist vieles eher als grau, die Traube und der Wein sowieso. Geradeso wie Weißwein niemals weiß ist. Der Grauburgunder ist grün, dann gelb oder goldgelb und wenn er reif ist, bekommt er einen grauen Schimmer, der meistens rötlich ist. Nur hätte man ihn schwer Pinot Rouge nennen können. Da hätte man ihn womöglich für einen Rotwein gehalten. Der heißt aber Pinot Noir. Und fast kein Rotwein dieser Welt ist so wenig schwarz wie Pinot Noir.

Dann wenigstens Burgund?

Mit Burgund hat der Graue Burgunder ungefähr gleich wenig zu tun. Vielleicht stammt er von dort, vielleicht auch aus der Champagne. Rolle spielen tut er heute weder dort noch da eine nennenswerte. In der Champagne ist Pinot Gris zumindest noch als Rebsorte für die Appellation zugelassen, als Formenteau. Drappier pflanzt den aktuell auch wieder aus.

Namen

Bemerkenswert erscheinen die Namen des Pinot Gris. Im Wallis heißen sie ihn „Malvoisie“. Und das Elsass war angeblich erst durch eine Klage des ungarischen Weinbaugebietes Tokaj-Hegyalja davon zu überzeugen, ihn nicht mehr „Tokay d’Alsace“ zu nennen. Graue Savoyertraube ist ein anderer Name. Er könnte darauf hindeuten, dass Pinot Gris früher einmal auch in Savoyen dick da war. Heute enthält Schiste von der Domaine des Ardoisières zwanzig Percent Pinot Gris. Und Dominique Lucas hat auf dem savoyardischen Teil seines Weinguts Les Vignes de Paradis ein bissl Pinot Gris gepflanzt. Abgesehen davon ist dem Rudl diese Rebsorte in der Weinbauregion Savoyen noch nicht untergekommen.

Ursachenforschung

Wenn der Eindruck, dass Pinot Gris in einigen renommierten Weinbauregionen früher bedeutend war, jetzt aber nicht mehr, stimmt, dann könnte das darauf zurückzuführen sein, dass Pinot Gris nicht gerade der Elefant unter den Rebsorten ist. Viele Krankheiten haben mit ihm ein leichtes Spiel, der richtige und der falsche Mehltau zum Beispiel. Pinot Gris mag gern Kalk, neigt aber zur Chlorose. Frühlingsfrost und Wetterschwankungen sind auch keine Feiertage für ihn. Und an wem bleiben derlei Kapriziertheiten hängen? Letztendlich immer am Weinbaumeister. Wenn der jetzt eher dazu tendiert, um Widrigkeiten einen großen Bogen zu machen, dann wird er eher nicht Pinot Gris auspflanzen. Aber den Problemen aus dem Weg zu gehen ist sowieso kein Lebenskonzept, das den Rudl besonders beeindruckt. Vielleicht ist seine Begeisterung für diese Rebsorte auch darauf zurückzuführen, gerade so ähnlich wie beim Neuburger.

Zurück in die Burgund

Von dort dürften Zisterzienser Mönche den Grauen Burgunder schon im dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert nach Österreich gebracht haben. Das könnte den Namen „Grauer Mönch“ erklären.

Oid

Der Graue Burgunder mag nicht besonders grau sein und auch nicht mehr sehr burgundisch, dafür ist er vor allem rund um den Neusiedlersee schon sehr alt. Und Alte dürfen wahrscheinlich ein bissl kompliziert sein. Auf alle Fälle ist der Rudl allen Weinbauern dankbar, die den Pinot Gris pflegen, vor allem auch dem vielleicht virtuosesten unter ihnen, dem Wirt und Winzer seines Vertrauens aus Podersdorf. Und dem Trainer ist der Rudl dankbar für das Lied.

Unter anderem gibt es diese Woche folgende Weine glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils (in Klammern zuerst der Sechzehntel-, dann der Achtelpreis)

  • Grauer Burgunder 2015, Weingut Umathum, Frauenkrichen (2,50/4)
  • Grauer Burgunder Schiefergestein 2015, Weingut Schauer, Kitzeck (3/5)

Herr Rudolf hat sich schon längere Zeit vorgenommen, einmal den Buschenschank der Familie Schauer in Kitzeck aufzusuchen. Heuer in der Karwoche hat er es endlich geschafft und nicht bereut. Der kulinarische Höhepunkt einer Dienstreise mit einer atemberaubenden Aussicht.

  • Grauburgunder Reserve 2014, Michael Opitz, Apetlon, Neusiedlersee (3/5)
  • Pinot Gris 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee (4/6)
  • Pinot Gris 2010, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Grauer Burgunder Salamander 2005, Andreas Tscheppe – Burgweinbau Riegersburg, Südoststeiermark (6,50/10)

ein Wein aus lebendigeren Tagen der Weingärten auf dem Vulkan der Riegersburg

  • Pinot Gris Spätlese 2004, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee (3/5)
  • Pinot Gris Le Clos Saint Urban Rangen de Thann, Grand Cru 2004, Domaine Zind-Humbrecht, Alsace (12/24)

Der Rangen de Thann ist die südlichste Grand Cru Lage des Elsass, ein erloschener Vulkan mit Steigungen, die man nicht in Sonntagsschuhen bezwingt. Und heiß. Kein Spargelwein. Sebastian Brant dürfte im ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert schon brennende Erfahrungen mit Wein vom Rangen de Thann gemacht haben. Zumindest hat er das in seinem „Narrenschyff“ angemerkt.

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine glasweise

am Donnerstag, den 16. Juni von 15 bis 22 Uhr

und am Freitag, den 17. Juni von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

nächste Woche am 23. und 24. Juni in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils:

leite und ein lauser Rosés

Monsieur Rudolf grüßt alle, ganz besonders aber die grauen Mäuse!

 

Weine, Bürsten und ein 30 Jahre altes Fußballspiel auf VHS. Herrn Rudolfs Beitrag zur Vorbereitung auf die Fußballeuropameisterschaft

Daft as a brush“

… zu sein war bis 1990 kein Kompliment. Seither ist es eines. Sir Bobby Robson hat damit den Fußballer Paul Gascoigne gemeint. Der hat bei der Fußballweltmeisterschaft 1990 in Italien durch Unbekümmertheit, Schmäh, eine begnadete Technik und den Antritt eines Champagnerkorkens einem Land und nicht nur diesem seinen Lieblingssport zurückzugeben. Beckham und ein paar pfiffige Geschäftsleute haben dann abkassiert und aus einem Spiel ein Geschäftsmodell gemacht. Vielleicht haben sie das Spiel damit irreversibel beschädigt. Am Verdienst Gascoignes ändert das gar nichts.

Dem Rudl seine Lieblingswelt- und -europameisterschaften

Herr Rudolf ist ein rückwärtsgewandter Mensch. Für ihn endet die Fußballzeitrechnung am 31. Mai 1998. Da hat der als Fußballer ziemlich versierte Techniker Glenn Hoddle unglücklich probiert, Konturen als englischer Teamchef zu zeigen und den Spieler, der England zur Weltmeisterschaft nach Frankreich gespielt hat, aus dem Kader eliminiert. Damit war der Fußball an sein Ende gekommen. Er kann dort ruhig bleiben.

Zwanzig Jahre Fußball

In den zwanzig Jahren bis zum 31. Mai 1998 hat es die besten Fußballwelt- und -europameisterschaften gegeben. Und wenn Sie jetzt sagen: „Das ist aber sehr subjektiv“, dann fragt Sie der Rudl: „Was soll es denn sonst sein?“ Und wenn Sie dann sagen: „Sie können doch den modernen Fußball nicht mit Prohaska, Gascoigne oder Gasselich vergleichen“, dann erwidert Ihnen der Rudl: „Meine Worte!“ Und wenn Sie dann noch sagen: „Aber Neymar, Christiano Ronaldo und Messi sind doch nicht nichts“, dann sagt Ihnen der Rudl: „Eh. Aber das ist zu wenig.“

Freilich hat es selbst innerhalb dieser zwanzig Jahre von 1978 bis 1998 bemerkenswertere und weniger bemerkenswerte Fußballwelt- und – europameisterschaften gegeben. An erstere will Caviste Rudolf diese Woche mit jeweils einem Wein erinnern. Nicht alle wird man zahlen müssen, denn auffällig ist es schon, dass gar nicht so wenige beigeisternde Fußballgroßereignisse in hundsmiserablen Weinjahrgängen stattgefunden und mit einem unerfreulichen Sieger geendet haben.

Auch Bild-, Ton- und Textmaterial zu einigen dieser Turniere wird diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils vorhanden sein.

Argentinien 1978

Wahrscheinlich vergisst niemand die erste Fußballweltmeisterschaft, die sie oder er bewusst wahrgenommen hat. Der Rudl auch nicht.

Der Wein zur WM 1978:

Joseph 1978, Weingut Frank, Zurndorf, Neusiedlersee

Frankreich 1984

Europameisterschaft in Frankreich. Drei Spieler. Allan Simonsen, Alain Giresse, Michel Platini. Und ein paar andere. Das einzige große Fußballturnier mit einem Sieger, über den sich der Rudl gefreut hat.

Der Wein zur EM 1984:

Seit 1970 einer von nur zwei Jahrgängen, aus denen der Rudl kein einziges Flascherl im Keller hat. Blede Gschicht.

Mexico 1986

Guadalajara, 21. Juni 1986.

Carlos, Edinho, Junior, Muller, Careca, Josimar, Julio Cesar, Alemao, Branco, Socrates, Elzo

gegen

Bats, Amoros, Bossis, Battiston, Fernandez, Tusseau, Tigana, Platini, Giresse, Stopyra, Rocheteau

…vielleicht das beste Fußballspiel, das der Rudl in seinem Leben gesehen hat, ganz sicher das offensivste. Darum wird am Freitag, den 10. Juni ab 16 Uhr ein VHS-Video mit diesem Spiel in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils abgespielt werden.

Der Wein zur WM 1986:

Pinot Noir 1986, Artner-Thunshirn (jetzt Bio-Artner), Göttlesbrunn, Carnuntum

Italien 1990

Nach der Weltmeisterschaft in Italien haben sie Lothar Matthäus zum inoffiziellen Weltfußballer des Jahres gewählt. Hätte es mehr Spiele wie das Halbfinale Deutschland v England am 4. Juli in Turin gegeben, wäre die Wahl sicher anders ausgegangen. Vor dem Spiel hatte Sir Bobby den jungen Paul Gascoigne auf die Seite genommen und versucht, diesem zu erklären: „The key issue will be you an Matthäus.“ Gascoignes Antwort: „Leave him to me, boss. Go and smoke your cigar!“ … halt in einem Geordieakzent. Gascoigne hat sich an seine Zusage gehalten. Darum musste Thomas Berthold das Problem dann auf die für die deutsche Fußballnationalmannschaft damals übliche Art regeln. Die gesamte deutsche Trainerbank rund um Beckenbauer hat hysterisch wie zwölfjährige Mädchen bei einem Konzert von Duran Duran eine gelbe Karte für Gascoigne gefordert und bekommen. Damit wäre der für ein Finale gesperrt gewesen und ein solches obsolet. So hat das Finale dann auch ausgeschaut.

Der Wein zur WM 1990:

Pinot Gris Vendange Tardif 1990, Domaine Josmeyer, Wintzenheim, Alsace

England 1996

Wieder. Wieder. Wieder, nur dass es dieses Mal ein paar fehlende Zentimeter gewesen sind, die Gascoigne in der Verlängerung zwei Meter vor dem leeren Tor an einer Flanke von Steve McManaman vorbei gerutscht ist. Damals hat die Golden Goal Regel gegolten. Der gesamte Weinjahrgang muss das gespürt haben. Herrn Rudolf ist es ähnlich gegangen. Darum hat er auch keinen Sechsundneunziger mehr im Keller. Traurig ist er darob überhaupt nicht.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft

Wenn Sie jetzt sagen: „Der hat etwas gegen die deutsche Fußballnationalmannschaft“, dann haben Sie natürlich Recht. Noch mehr, der Rudl hat sich auch noch nie für einen deutschen Fußballverein begeistern können. Weder für einen erfolgreichen noch für einen sogenannten Kultklub. Trotzdem steht er nicht an festzuhalten, dass die Deutschen später für ihre Zumutungen 1982, 1986, 1990 und 1996 gebüßt haben. 2002 und 2006 wären sie dem Rudl seiner Meinung nach würdige und verdiente Weltmeister gewesen. Aber da haben andere ihren Antifußball aus den Achtziger und Neunziger Jahren erfolgreich kopiert.

Lernen Sie Geschichte, aber nicht ausschließlich!

Das alles heißt jetzt natürlich nicht, dass der Rudl heute eine Welt- oder Europameisterschaft ignoriert. Das geht ja gar nicht. Aber er hat bei den Dichotomien des Bildungssystems von Anfang an ganz klare Positionen bezogen: Lesen oder Rechnen? Rechnen. Musik oder Zeichnen? Musik. Französisch oder Griechisch? Französisch. Und Geographie oder Geschichte? Geschichte.

Privat. Aber die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist bekanntlich eine Bildungseinrichtung mit Öffentlichkeitsrecht. Als solche hat sie einen an Ganzheitlichkeit sowie humboldtschem Bildungsideal orientierten Bildungsauftrag und ist der Äquidistanz verpflichtet. Darum ergänzt Herr Rudolf das Weinprogramm dieser Woche um Franzosen, die sehr wohlwollend betrachtet, zumindest in der weiteren Umgebung der Austragungsstätten dieser Europameisterschaft aufgewachsen sind und sich trefflich als Matchbegleiter eignen, falls Ihnen einmal bei einem Match nach Wein sein sollte.

Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Bordeaux und Toulouse

Altesse 2011, David und Frédérik Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie

Saint Etienne, Lyon, Marseille und Nizza

Tradition Brut, Egly-Ouriet, Champagne

Paris, Saint Denis, Lille und Lens

Diesen Champagner könnten Sie in der Vinothek La Cave flaschenweise erwerben, für den Fall dass Ihre Lieblingsmannschaft das Finale gewinnt. Im Fall vom Rudl werden derartige Flaschen sehr alt.

Das Spiel Brasilien v Frankreich von der WM 1986 und die folgenden Weine (in Klammern Preise für 1/16 und 1/8)

  • Joseph 1978, Weingut Frank, Zurndorf, Neusiedlersee (nix)
  • Pinot Noir 1986, Artner-Thunshirn (jetzt Bio-Artner), Göttlesbrunn, Carnuntum (6/9)
  • Pinot Gris Vendange Tardif 1990, Domaine Josmeyer, Wintzenheim, Alsace (9/18)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Altesse 2011, David und Frédérik Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (3/5)
  • Tradition Brut, Egly-Ouriet, Champagne (10/20)

, wenn auch selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine, gibt es glasweise

am Donnerstag, den 9. Juni und am Freitag, den 10. Juni

von 16 Uhr bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf freut sich, dass er wenigstens noch rechtzeitig zur Europameisterschaft ein würdiges Bier, das Bräustübl Märzen aus Salzburg Mülln zu kredenzen vermag.

Allez les dafts!

Burgunder aus der Burgund und dem Jura treffen fastburgundische Burgenländer

Ahnungslos

Man kann über Dinge reden und schreiben, von denen man eine Ahnung hat. Das ist meistens schön, manchmal aber fad. Und man kann über Dinge reden und schrieben, von denen man keine Ahnung hat. Das ist meistens blöd, manchmal aber reizvoll. „Irgendwann einmal Burgund“, hat sich der Rudl schon öfter gedacht. Und irgendwann ist zumindest einmal jetzt. Bei „Burgund“ denkt Monsieur Rudolf zuerst an das Nibelungenlied und an die Vandalen. Vielleicht ist das ein Grund, warum er mit dieser französischen Weinbauregion nicht und nicht „auf Du und Du“ kommen will.

Landschaftsreliefs

Spektakulär sind die Berge und Hänge im Saône-Graben ungefähr so wie der Laaer Berg, zumindest über der Erde. Die Talsohle zweihundertzwanzig Meter über dem Meer, die Plateaux noch einmal gut hundert über dem Bach, zumindest was die Côte d’Or betrifft. Ein bissl weiter drunten im Beaujolais schaut die Geschichte anders aus, in fast jeder Hinsicht.

In Burgund grenzen die Bruchlinien nicht nur Jurakalk und Mergel am oberen Hang von Sand, Ton und Wasser unten zum Tal hin ab, sondern auch Spekulationsobjekte von Massenweinen.

Seinerzeit

Ähnlich dem Elsass und der Rhône ist Burgund ein Grabenbruch. Alle drei sind sie Überbleibsel des Risses, der im Tertiär von der Nordsee bis zum Mittelmeer geführt hat. Aber das ist ja jetzt auch schon wieder gut vierzig Millionen Jahre und also eine halbe Ewigkeit her. Davor war außer einer Jurakalkdecke nicht viel da gewesen, vom Goodison Park in Liverpool bis in den Vorderen Orient. Das wiederum hat damit zu tun gehabt, dass der Jura klimatechnisch eine ganz gemütliche Angelegenheit gewesen sein muss, heute vielleicht vergleichbar mit der Karibik. Freilich war das noch vor der Erfindung des Reggae. Darum haben von diesen Annehmlichkeiten eigentlich nur die Seelilien und die Ammoniten etwas gehabt. Aber dass es eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen der Karibik und renommierten Weinbauorten gibt, das haben der Kurtl und Sexualberater Karl Horak schon 1985 publiziert. Auch schon ein Zeitl her, wenn auch nicht so lange wie das Tertiär.

Irgendwann scheint der Geologie das „Chillen“ langweilig geworden zu sein und es muss Bewegung in die Sache gekommen sein. Im Großen wie im Kleinen. Im Großen haben wir jetzt die Pyrenäen und die Alpen, im Kleinen einen bemerkenswerte, kalkreiche Aufwölbung nördlich von Beaune an der Côte de Nuits. An der scheint Pinot Noir einen Narren gefressen zu haben. Orte wie Fixin, Gevrey-Chambertin oder Vougeot können ein Lied davon singen. Die mergelreichere Absenkung südlich davon an der Côte de Beaune dürfte Chardonnay und Aligoté konvenieren, ob in Meursault, Puligny-Montrachet oder Chassagne. Den Mergel haben wir den Austern zu verdanken. Die haben im Kalkschlamm gehaust und die kann man heute in den Weingärten von Volnay oder Pommard noch bewundern. Irgendwo um Pommard, Volnay und Meursault geht dann der pinotträchtige Boden in den eher dem Chardonnay zugetanen über, appellationstechnisch in Meursault. Dominique Lucas kann das wurscht sein, weil er aus sämtlichen Appellationen ausgestiegen ist. Seine zwei Hektar Rebfläche befinden sich in Pommard. Darüber hinaus bewirtschaftet er sechs Hektar in Hochsavoyen am Südufer des Genfer Sees. Biodynamisch, das heißt Behandlung der Stöcke mit medizinischen Alpenkräutern, Schafe im Weingarten nach der Lese, teilweise an die hundert Jahre alte Reben, Bearbeitung mit Pferd, im Keller Holzfässer, Betoneier und Amphoren. In Pommard wachsen Pinot Noir, Chardonnay und Aligoté. Die bilden das Rückgrat des dieswöchigen Studienprogramms an der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, ergänzt durch weingewordene Referenzdaten, an deren Seite Pommard keine gemähte Wiese vorfinden wird.

  • Hautes-Côtes de Beaune Rouge Héritage de mes Ancêtres 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d’Or, Vin de France
  • Hautes-Côtes de Beaune Blanc Héritage de mes Ancêtres 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d‘Or, Vin de France
  • Bourgogne Aligoté Face au Levant 2014, Les Vignes de Paradis, Côte d’Or, Vin de France
  • Les Corvées sous Curon 2012, Domaine de la Tournelle, AOC Arbois, Jura
  • Sankt Laurent vom Stein 2010, Josef Umathum, Burgenland
  • Grauer Burgunder 2015, Josef Umathum, Burgenland
  • Weißburgunder 2013, Dankbarkeit Josef Lentsch, Burgenland

natürlich nicht ausschließlich diese sieben Burgunder

am Donnerstag, den 2. Juni und am Freitag, den 3. Juni

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt Seelilien, Ammoniten und alle Nichtversteinerten!

Lieber auf der Feinhefe statt im Alu

Manchmal fragt sich der Rudl, warum ihm zu den dings nicht mehr viel einfällt. Aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig, weil die eh kommen und gehen wie die Tiefdruckwetterlagen, ob das jetzt der Schönste und Erfolgreichste, das Finanzgenie aus Bad Goisern, der Paintballathlet, sein Wahlplakatdichterfürst oder der Kreidemeister ist. Who’s next?

 

Das Fressen und die Moral – Kaufkraft ohne Herzensbildung ist für die Fisch.

 

Vielleicht ist es gscheiter, sich den Geistes-, Gemüts- und Herzenszuständen, in denen man sich von den vorher Genannten etwas erwartet, zuzuwenden. Dass die alle arbeitslos und hart schuftender Mittelstand mit Abstiegsangst sind, hält der Rudl für keine erschöpfende Erklärung mehr. Sozioernährungswissenschaftler Professor Polifka hat zuerst einen Verdacht gehabt: Er hat geglaubt, dass in manch sogenanntem Nahrungsmitteln irgendetwas drinnen sein muss, was jedem, der es zuführt, im Handumdrehen die Fähigkeit raubt, 1 und 1 korrekt zu addieren. Den Einwand, dass viele Menschen aufgrund niedriger Kaufkraft gezwungen sind, solche Industrienahrung in sich hineinzustopfen, lässt Herr Rudolf nur bedingt gelten. Es soll Zeitgenossen geben, denen zwei Euro für eine Tafel Bioschokolade aus fairem Handel viel zu viel sind. Wenn es um das neue i-phone-wasweißderrudl oder eine motorisierte Kraxn geht, scheint die Kaufkraft derselben Person dann fast grenzenlos.

 

Studien und abgebrochene Selbstversuche

 

Gar nicht so wenig Zeit hat Herr Rudolf damit verbracht, Zutatenlisten auf Nahrungsmittelverpackungen zu studieren, Produkte in ihre Bestandteile zu zerlegen und testhalber das eine oder andere auch Unappetitliche zu konsumieren. Irgendwann hat er dann begonnen, laufen zu gehen, weil ihm die Vorstellung, da etwas möglicherweise Hochtoxisches und obendrein Verblödendes zu sich zu nehmen, immer unheimlicher geworden ist. Sicherheitshalber so schnell wie möglich wieder hinaus schwitzen. Fehlanzeige. Dann hat er gemeint, dass in manchen Bieren irgendwas drinnen ist. Aber die Entwicklung des Bierkonsums ist in den letzten Jahren eher geringfügig rückläufig, zumindest in quantitativer Hinsicht. Und die politischen Entwicklungen in der Türkei wird man ziemlich sicher auch nicht irgendeinem Bier in die Schuhe schieben können.

 

Wehleidig und bequem

 

Als der Rudl schon drauf und dran war, seine Nahrungsmittelarbeitshypothese zu falsifizieren, ist zufällig wieder einmal das Lied „Das Wasser ghört zum Waschen“ von der Biermösl Blosn gelaufen. Ein großer Getränkekonzern hat seinerzeit mit den Brüdern Well einen amüsanten Briefwechsel geführt.

Rudolf Polifka hat sich dann auch an eine Meldung auf der Wissenschaftsseite der Salzburger Nachrichten erinnern, wonach Aluminium der Gesundheit gar nicht so zuträglich sein soll. Vielleicht ja auch der mentalen Gesundheit und der Herzensbildung. Den Moment ist es dem Rudl wie Schuppen von den Augen gefallen. Wie oft hat er in seiner Wohngegend im Süden von Wien oder auch am Floridsdorfer Spitz schon Äußerungen vernommen, bei denen es ihm die Zehennägel eingerollt hat. Und beim Aufschauen wurde er eines Zornbinkls gewahr: Getränkedose in der einen Hand hat, mobiles Endgerät von der Fläche eines Jausenbrettls oder Hundeleine mit überlangen Zahnreihen am anderen Ende in der anderen. Die scheint es über alle Ethnien, Geschlechter, Religionen, Getränkevorlieben, Alters-, sowie Einkommensschichten hinweg zu geben, wobei Männer zwischen zwanzig und vierzig Jahren überproportional betroffen zu sein scheinen.

 

Was tun?

 

Der erste Gedanke vom Rudl: Industriebier- und Energydrinkhersteller dürfen ihre Waren nur mehr in Glasflaschen feilbieten. Andernfalls haben die mathematischen Axiome bald ausgedient. Aber wie bringt man die Konzerne dazu? Allen Menschen, die Getränke aus Blechdosen konsumieren, das Wahlrecht entziehen? Irgendwie auch nicht ganz politisch korrekt. Ein Dosenpfand wie in Deutschland? Die Reaktionen der drei Wiener Qualitätsblätter darauf möchte sich der Rudl lieber nicht vorstellen.

 

Wie immer: im Kleinen beginnen

 

Jetzt muss der Rudl zugeben, dass kein Dosenbier auszuschenken, seines Erachtens zwar schwer in Ordnung ist, aber als Wochenthema für seine Weingaststätte doch ein bissl asketisch und überdies auch nicht neu wäre, selbst in einer kurzen Geschäftswoche wie dieser. Darum wird Herr Rudolf bis auf Weiteres für seinen Kaufmannsladen nicht nur kein Dosenbier, sondern auch nur mehr Bier von Brauereien beschaffen, die ihre Produkte überhaupt nicht in Aludosen abfüllen. Ab 9. Juni wird es sowieso wieder nur mehr das Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln geben.

 

Jetzt aber wirklich zum Wein

 

Monsieur Rudolf führt diesen Freitag eine Forschung durch, auf die er sich schon lange gefreut hat. Am Unterlauf der Loire wächst der Muscadet. Der ist ein traditionsreicher französischer Weißwein. Nur haben zu viele Winzer dort irgendwann angefangen, in industriellen Kategorien zu denken, und nicht nur zu denken. An den Folgen leidet der Ruf des Weinbaugebiets noch heute. Im Beaujolais ist es ähnlich. Und manche warnen davor, dass so ein Schicksal auch der Champagne drohen könnte.

 

Muscadet am Weg zurück

 

An der Spitze der Rehabilitierung des Muscadets ist lange Zeit Michel Brégeon gestanden, in den Augen vom Rudl ein Zauberer und ein Original. Beim ersten Besuch von Rudolf Polifka auf dem Weingut von Monsieur Brégeon ist der gerade an einer Vorrichtung gesessen und hat einzeln händisch seine Schaumweinflaschen etikettiert. „Ça se fait par la main, comme les vendanges.“ (Das macht man mit der Hand, wie die Lese) waren seine Begrüßungsworte. Was gefolgt ist, war eine Demonstration. Weine in einer Vielschichtigkeit und Unaufdringlichkeit, wie Herr Rudolf sie vorher ganz selten getrunken hatte. Und das alles in einer Garage, in der in Österreich Heurigenbänke ihren Winterschlaf halten.

 

Muscadet

 

Ausschließlich Trauben der ziemlich geschmacksneutralen Rebsorte Melon de Bourgogne sind für Muscadet zugelassen. Charakteristisch sind salzige Noten, die an den nahen Atlantik und Austern erinnern.

Die Böden sind geprägt von Gneis, Granit, Schiefer und vulkanischem Gabbro.

Im Zuge der Renaissance des Muscadets hat man Crus definiert. Die ersten sind Gorges, Clisson und Le Pallet.

 

Muscadet Cru Gorges

 

Muttergestein Gabbro, vulkanisch und ausgesprochen hart. Maximal fünfundvierzig Hektoliter pro Hektar. Ausbau „sur lies“ mindestens vierundzwanzig Monate in unterirdischen Tanks. Umleitung über eine Karaffe „vivement conseillée“.

 

Muscadet Cru Gorges 2004, Michel Brégeon (64 mois sur lies)

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Muscadet 2004, Michel Brégeon (89 mois sur lies)

 

Anfang 2010 hat Monsieur Brégeon seinen Cru Gorges 2004 nach 64 Monaten auf der Feinhefe in unterirdischen verfliesten Tanks abgefüllt. Bettane Desseauve haben den Wein in ziemlich hohen Tönen gelobt. Und so gerne der Rudl sagen würde, er sei unbeeindruckt vom traditionellen Weinjournalismus, … Es stimmt leider nicht. Ohne die Beschreibung im Bettane Desseauve wäre er an diesem Samstag Mittag Anfang August 2010 ziemlich sicher nicht mit einem sowieso schon viel zu vollen Auto zu Michel Brégeon gefahren.

Der Gorges 2004 ist Meeresluft, Zitrus und Schießpulver. Das Hantieren mit offenem Feuer in seiner Umgebung erscheint nicht ratsam. 12 Prozent Alkohol.

 

Zwei Jahre später

 

ist Monsieur Rudolf dann wieder nach Gorges zur Domaine Brégeon gefahren. Damals schon nicht mehr als Privatier, sondern als Halbzeitcaviste. Michel Brégeon war am Papier schon in der Rentn, hatte sein Weingut an Fred Lallier übergeben, trotzdem selber noch vor Ort. Und sein Zweitausendvierer auch. Allerding hatte er diese Füllung noch 25 Monate länger auf der Feinhefe belassen und als „Gorges“ gar nicht mehr eingereicht. Die Mindestausbauzeit für den Cru war jetzt fast um das Vierfache überschritten.

Der Vollständigkeit halber wird Monsieur Polifka auch den klassischen Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie 2010 glasweise kredenzen.

 

Die folgenden drei Weine, aber selbstredend nicht ausschließlich diese drei

  • Muscadet Cru Gorges 2004, Michel Brégeon (64 mois sur lies), AOC Muscadet
  • Muscadet 2004, Michel Brégeon (89 mois sur lies), AOC Muscadet
  • Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine Sur Lie

 

am Freitag, den 27. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Am Donnerstag, den 26. Mai ist Feiertag, daher schulfrei, sogar in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils.

Herr Rudolf wünscht eine agreable Woche!

Espresso, Rosé und die blitzgscheide Sophie

Kalauer

Als großen Freund vom Kalauer würde sich Herr Rudolf nicht bezeichnen. Trotzdem ist er immer wieder anfällig dafür. Gelegentlich fällt ihm das dann auch noch zu spät auf, etwa wenn er den Text seiner wöchentlichen Ausführungen in das dafür vorgesehene Fenster seines E-Mail-Programms kopiert, alle Adressen angeklickt, ins BCC-Kastl gesetzt und auf „Senden“ geklickt hat. Ein paar Augenblicke später kommt ihm irgendwas dann plump vor, was er kurz vorher noch lustig gefunden hat. Aber dann ist es zu spät, zum Beispiel vorletzte Woche.

Ein Kalauer ist ein Wortspiel mit Wörtern, die man ähnlich schreibt, beziehungsweise ausspricht, jedoch Unterschiedliches bedeuten. Besonders lustig ist so ein Kalauer meistens nicht, was einen aber gerade erst recht wieder erheitern kann.

Platten

Im Falle der ersten Post-Chefpartie Platte vom Kurtl kann und will Rudolf Polifka dieses Mal aber bewusst nicht widerstehen. Darum verabschiedet er diese Woche die drei Eisheiligen mit Rosé samt Espresso und ersucht die Frau Sophie wenigstens noch bis zum kommenden Wahlsonntag zu bleiben.

Wahrscheinlich ist die „Espresso Rosi“ die genialste Ostbahn-Platte. Auf alle Fälle ist dem Rudl sein zweitliebstes Musikstück drauf, nach „Ka Idee“ auf der „1/2 so wüd“. Aber irgendwie schwingt für den Rudl nach zwanzig Jahren immer noch wehmütig der Abschied von der Chefpartie mit. Da kann er sich nicht helfen. Diese Woche kalauert das glasweise Weinprogramm auf alle Fälle rund um den Titel der ersten Ostbahn-Platte ohne Chefpartie, die jetzt auch schon wieder vor über zwanzig Jahren erschienen ist.

Espresso

Weil dem Rudl halbe Gschichten gegen den Strich gehen, gibt es für Gäste, die das möchten und Zeit haben, auf das Brodeln der Schraubkanne zu warten, kostenlos ein Häferl Espresso aus fairem Handel von der Kaffeerösterei Alt Wien, vor oder nach, auf expliziten Wunsch sogar zu ihrem Rosé. Vermutlich gibt es passendere Kombinationen. Aber das offeriert Monsieur Polifka jetzt um des Espresso-Rosi-Kalauers Willen. Und in Sachen Wein- und Speisebegleitung kennt er sowieso fast keine Tabus. Da ist er zugegebenermaßen nicht besonders französisch. Wurscht!

Rosé

Grundsätzlich gibt es zwei Arten, Rosé zu erzeugen. Man kann blaue Trauben anstatt sieben bis einunddreißig nur zwei bis drei Tage auf der Maische stehen lassen und dann pressen.

Oder man lässt den Gärbehälter für Rotwein zwölf Stunden bis zwei Tage bluten, das heißt ein paar ihrer Farb- und Aromastoffe auslaugen. Anschließend wird der abgezogene Saft als Rosé vinifiziert. Der Franzose heißt das dann „saignée“. Der verbleibende Rest der Trauben hat dann intensiver Kontakt mit den Schalen, was meistens etwas konzentriertere Rote ergibt, ganz ohne Umkehrosmose.

Herr Rudolf schätzt Rosés beider Arten.

Die EU funktioniert auch.

Eine dritte Variante, das Zusammenmischen von Rot- und Weißwein hat die Europäischen Union 2009, vor allem auf Druck von französischen Weinbauern verboten. Dafür ist Monsieur Rudolf beiden ausgesprochen dankbar. In Italien und Spanien soll es Agrarindustrielle geben, die sich heute noch darüber ärgern. Bei Schaumwein ist das Vermischen von Rot- und Weißwein eh erlaubt. Außerhalb der EU auch bei Stillwein. Und des Rudls Erachtens genügt das.

Über eine vierte Möglichkeit, das Ausbleichen von Rotwein mit Aktivkohle oder was, will der Rudl nicht einmal schreiben.

Diese Woche Espresso und Rosé – au verre, beziehungsweise au Häferl

Irouléguy Rosé 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Vor ein paar Jahrzehnten hat der Rudl angefangen, Wein zu sammeln. Damals ist er davon ausgegangen, dass ein hoher Alkoholgehalt ein Garant für die Lagerfähigkeit von einem Wein ist. Jetzt weiß er, dass das nicht so ist. Bemerkenswert ist trotzdem, dass der Irouléguy Rosé von der Domaine Arretxea fast jedes Jahr höher im Alkohol ist als die beiden Roten aus demselben Haus. Thérèse und Michel Riouspeyrous sind auch ziemlich stolz auf ihren Rosé, den sie als „vin de garde“, als Wein zum Aufheben bezeichnen. Auch „Winterrosé“ liest man gelegentlich, halt ein bissl mehr Tannin, als manche bei einem Rosé erwarten würden. Bei Ihrem Besuch beim Rudl haben Monsieur und Madame Riouspeyrous von einer Halbflasche Rosé aus dem Jahr 1996, die sie unlängst getrunken hatten, erzählt und waren begeistert von dessen „notes truffées“. 1996 – das war nur sieben Jahre, nachdem Michel und Thérèse Riouspeyrous beschlossen hatten, aus Afrika nach Irouléguy zurückzukehren, zwei Hektar Weingarten zu pachten, um wie der Großvater von Michel Wein anzubauen, für die gesamte Appellation ein einschneidendes Ereignis.

Umgedreht

Bis zur Rückkehr von Michel Riouspeyrous nach Irouléguy haben dort fast alle Weinbauern ihre Trauben an die Genossenschaft geliefert. Heute gibt es fast jedes Jahr ein neues Weingut in der zweihundert Hektar kleinen Appellation. Aber auch eine neue Art und Weise, die steilen Terrassen zu bewirtschaften, hat mit den Riouspeyrous Einzug gehalten, vielleicht ist sie auch nur zurückgekehrt. Seither blühen saftige Bergblumen, bis sie nach der Lese von den Schafen im Weingarten in Milch für den Ossau-Iraty verwandelt werden. Und gnädig blicken die hohen, teilweise verschneiten Pyrenäengipfel auf die Szenerie herunter, was zugegebenermaßen schon vor der Rückkehr der Riouspeyrous so gewesen sein wird. Aber wer weiß, vielleicht blicken sie jetzt gnädiger?

Der Irouléguy Rosé von der Domaine Arretxea besteht circa zu achtzig Prozent aus Tannat und zu zwanzig aus Cabernet Franc. Die Reben stehen vor allem auf sehr eisenhältigem Sandstein. Eisenoxid, Silicium, Kalk, Ton und Dolomit bekommen sie dort genug. Nicht selten wird das intensive, wilde und würzige Aroma der Weine auf diese Bodenbeschaffenheit zurückgeführt. Die Terroirs werden getrennt vinifiziert. Beim Trinken des Rosés kann man ihn dann immer noch mit gegrillten Würsteln kombinieren. Rebeln, Spontanvergären und Ausbau auf der Feinhefe folgen, Säureabbau kaum.

Ein Rosé, den man eher zum Essen denn als Aperitiv trinkt, ist das Ergebnis.

2010 war im Süd-Westen capriciös, zumindest ab Mai. Der war kalt. Deshalb Fäulnis und kleine Beeren. Nicht die Voraussetzungen für große Mengen. Der Summer ist dann “canniculair” geworden. So ähnlich heißt der Franzose eine Affenhitze.

Irouléguy Rosé 2011, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Trockener Frühling, mittelmäßiger Sommer, eher zu frisch und der September reißt dann alles heraus. Nicht dass man das nicht schon oft über einen Jahrgang gelesen hätte.

Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Die Trauben, die nach den verregneten Juli und August noch gesund waren, haben von einem heißen September profitiert. Am 2. Oktober haben manche Weinbauern bei 27 Grad Celsius gelesen.

Schilcher 2013, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Weststeiermark

Rosa 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee

Die Rosa hat einige Stunden saigniert. Genauer gesagt haben Blaufränkisch Kirschgarten, Sankt Laurent vom Stein und Josef Hallebühl Saft gelassen. Saft, den sie zuvor zu einem ganz kleinen Teil auch Kieselsteinen, Schiefer und Quarz entzogen hatten. Rosa wird dann im Stahltank ausgebaut und strahlt himbeerfarben. Man kann ihn als Aperitif trinken, aber auch zu Meeresfrüchten und Fisch. Man kann ihn im Sommer trinken, muss aber nicht.

 

Roséschaumwein vom Pinot Noir

Grand Rosé Brut 2014, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Rosa Pearls, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Roséschaumwein vom Josef

Diese sieben Rosés, aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese sieben Weine

am Donnerstag, den 19. Mai und am Freitag, den 20. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort gibt es Sankt Laurent vom Stein 2010 und Grauen Burgunder 2015 von Josef Umathum, sowie Syrah, Cassiopeia, Muskateller und Sauvignon Blanc von Gottfried Tschida vom Biohof Heideboden. Auch die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit und die Getrockneten Mangalitzawürstel von der Metzkerei Karlo in Pamhagen sind wieder verfügbar.

Herr Rudolf hofft auf die Weisheit!

 

Naturwreindorf

Kommendes Wochenende findet die RAW Wine London, eine der renommiertesten Naturweinverkostungen, wenn nicht die renommierteste, statt. Seinerzeit sind Herrn Rudolf die Plakate dafür aufgefallen, in Banyuls bei Le Casot des Mailloles und ein paar Tage später bei der Domaine de Souch im Jurançon. Der Rudl hat damals nicht gewusst, worum es dabei genau geht. Aber dass ihm da etwas entgeht, das hat der Rudl gleich gegnissen.

Fünf Jahre später kredenzt kredenzt Caviste Rudolf Polifka Weine von Winzern, die schon auf der RAW London vertreten waren, heuer aber, zumindest wenn es nach der Ankündigung im Internet geht, dort fehlen.

Gaetano Scirea v Alain Giresse und Marco Materazzi v Zinédine Zidane

Ein bissl hat Monsieur Rudolf bei Durchsicht der diesjährigen Teilnehmerliste den Eindruck, dass die RAW London heuer italienlastig ist. Der Rudl schätzt die Weine von Enzo Pontoni und Josko Gravner überaus, er muss aber gestehen, dass er sich in Italien fast überhaupt nicht auskennt. Vielleicht ist das ein Reflex gegen die oenologische Italienfixiertheit in seiner Heimatstadt Salzburg, vielleicht hat es auch mit Fußball zu tun. Oder es liegt an der Sprache. So wichtig ist das eh nicht. Tatsache ist, dass Rudolf Polifka seit mindestens 1984 nach Frankreich schaut. Beim Fußball wie beim Wein. Beides von Österreich aus.

Diese Woche also glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, wie immer nicht ausschließlich:

Jurançon sec 2011, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest

Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu – gerade so wie im Rudl seinem Lieblingswein, vielleicht eine Spur mehr Holz. Die sieben Hektar Weingarten von der Domaine de Souch werden seit 1994 nach den Prinzipien der Biodynamie ohne Pestizide und Herbizide bewirtschaftet. Der warme „Vent Balaguer“ von den Pyrenäen sorgt dafür, dass die Trauben im Herbst langsam am Stock trocknen und trotzdem ihre charakteristische frische Säure behalten. Ton, Kalk und Kieselsteine erledigen den Rest von unten.

Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Jura

Herr Rudolf möchte Sie nicht langweilen.

Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien

Autochthone rote Rebsorte aus dem Karst in Istrien. Mit Autochthonizität wird momentan ein Schindluder getrieben, wie mit dem Dialekt. Von Leuten, die das eine nicht einmal richtig schreiben können, das andere nie wirklich gelernt haben und deshalb hilflos irgendwo zwischen Wienerisch, Ö3-Deutsch und Hypokärntnerisch herumrudern.

Andererseits können dafür ja weder Autochthonizität noch Dialekt etwas. Und wo kommt man hin, wenn man sich alles madig machen lässt, was einem gehässigen Wahlplakatdichterfürsten oder einem pfiffigen Lederhosen-Dieter Bohlen gerade als opportun erscheint?

Zurück zum autochthonen Teran: Elf Prozent Alkohol und eine Säure, die manch Weißwein daneben schal dastehen lässt. Wenn sich zu Prosciutto, Beaufort oder Ossau-Iraty ein Rotwein aufdrängt, dann Teran. Das nimmt Herr Rudolf wieder einmal zum Anlass, Sie darauf hinzuweisen, dass es nicht nur gestattet, sondern ausgesprochen erwünscht, um nicht zu sagen „angeraten“ ist, sich eine Jausn in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen. Das wiederum nimmt Herr Rudolf zum Anlass, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass Herr Crupi in der Kleinen Margarethenstraße einen der kompetentesten Prosciutti der Stadt vertreibt, was wiederum dem Rudl ein Anlass ist, sich bei Herrn Toni für den Hinweis auf das Geschäft von Nino Crupi zu bedanken.

Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stefan ob Stainz, Weststeiermark

Mit dem Schilcher ist es für den Rudl ein bissl so eine Sache wie mit dem Sauvignon. Geht man im Herbst durch die Salzburger Altstadt, möchte man meinen, dass alleine dort schon so viel Schilchersturm getankt wird, dass gar nichts mehr übrig bleibt, was zu einem Schilcher fertig gären könnte. Da sind die anderen sieben Landeshauptstädte und Wien noch gar nicht mitgerechnet. Und dann gibt es im Frühjahr gefühlt in jedem Dorf mit mehr als tausend Einwohnern ein sogenanntes Steirerfest, wo abgesehen vom steirischen Heinekenoiden vor allem Schilcher und Schilcher-Frizzante hinuntergeschüttet werden. Dass er bezüglich der Schilcher von Strohmeier und Muster keine Zweifel hat, hat Caviste Rudolf an diesem Ort schon das eine oder andere Mal festgehalten. Aber diese beiden Schilcher werden auf den diversen Holodarofesten ja auch nicht getrunken, was angesichts der Tatsache, dass Franz Strohmeier ein Burgunderglas für seinen Schilcher empfiehlt, auch nicht so verwunderlich ist.

Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Leutschach, Südsteiermark

Hollerblüten, hundertpercent kitschfrei und trotz minimalstem Schwefelzusatz praktisch nicht zum Oxidieren zu bringen.

Sausal 2014, Karl Schnabel, Sausal, Südsteiermark

Josef, Blaufränkisch und Pinot Noir in ein und derselben Flasche. 2014 dürfte der Pinot dominieren. Kein Schwefelzusatz, eh kloa.

Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal

Ein Grüner Veltliner, für den Herr Rudolf weit geht, vor allem wenn er dort reifere Exemplare davon vorfindet. Und eine Lage, die geologisch und optisch alle Stückln spielt. Quarz, Feldspat und Glimmer – die kennt man aus der Schule, plus Granat und Disthen.

Apremont 2013, David und Frédérik Giachino, AOC Vin de Savoie

Des Rudls Wissens haben die Giachinos noch nie auf der RAW ausgestellt. Aber sie haben voriges Jahr das Weingut von Michel Grisard übernommen. Der genießt jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand, obwohl er das Mindestantrittsalter schon um den einen oder anderen Jahreswechsel überschritten hat. 2012 hat man die diversen Mondeusen und die Altesse von Michel Grisards Prieuré Saint Christophe auf der RAW London verkosten können. Bald gibt es diese Weine, dann aus dem Hause Giachino, beim Rudl. Diese Woche schon den Apremont von Giachino.

Unter anderem folgende Weine

  • Jurançon sec 2011, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest

  • Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Jura
  • Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien
  • Schilcher 2013, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stefan ob Stainz, Weststeiermark
  • Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Leutschach, Südsteiermark
  • Sausal 2014, Karl Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal
  • Apremont 2013, David und Frédérik Giachino, AOC Vin de Savoie

au verre am Donnerstag, den 12. Mai und am Freitag, den 13. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt nach London. Cheers!

Kreide im Weinbergboden statt Kreide in der Stimme. Eine Rehabilitationsschrift

Anlassflaschenöffnung

Herr Rudolf hat schon mehr gelacht, aber vergehen tut es ihm so schnell nicht. Seitdem klar ist, dass man durch den Verzehr größerer Mengen von Kreide Wahlen gewinnen kann, hat auch sein Lieblingsarbeitsmittel einen schalen Beigeschmack. Andererseits, was kann die Kreide dafür? Zur Rehabilitation des Rufes der Kreide kredenzt Rudolf Polifka diese Woche Kreide, weingewordene Kreide. Kaum anzunehmen, dass die so wirkt wie die verzehrte Kreide in Reinform. Und im Fall unerwünschter Nebenwirkungen fragen Sie halt den Wahlplakatdichterfürsten.

Wieder einmal Erdzeitalter

Die Kreidezeit hat vor etwa hundertfünfunddreißig Millionen Jahren begonnen, vor vierundsechzig Millionen Jahren war sie dann wieder vorbei (Champagne, südliches Cognac, Touraine, Anjou) und mit ihr auch dieses ganze Mesozoikum, was war. Indem dass die Dinosaurier ausgestorben sind, sagt man. Und weil auch in der Geologie alles recht kompliziert zu sein scheint, nennt man den ein bissl älteren Kalk aus dem Kimmeridge (von vor hundervierundfünfzig Millionen Jahren bis Beginn der eigentlichen Kreidezeit vor hundertfünfunddreißig Millionen Jahren (Chablis, Sancerre, Jongieux) auch Kreide.

Die Vorsichtigen und die Lauten

Vor gut hundert Jahren haben zwei französische Wissenschaftler die Bedeutung der Kreide in Nordostfrankreich erkannt. Das waren halt Wissenschaftler. Und Wissenschaftler sind oft vorsichtig und leise, vor allem kompetente Wissenschaftler. Einem Engländer war es dann vorbehalten, knapp nach der vorletzten Jahrhundertwende die Phantasie der Menschen in Sachen Kreide zu beflügeln. In „Über ein Stück Kreide“ hat Thomas Huxley anschaulich gemacht, dass Kreide ein dreidimensionales Puzzle aus den Schalen ziemlich vieler Mikroorganismen ist. Aber Vouvray, Champagner, Cognac, Marestel, Sancerre und Chablis sind auch vorher schon auf Kreide gewachsen. Vielleicht sollte man das bedenken, bevor man der Kreide die Schuld in die Schuhe schiebt.

Darum diese Woche ausschließlich am Freitag ein Vouvray und ein Gumpoeds von einem Terroir aus der eigentlichen Kreidezeit, sowie ein Chablis und zwei Marestel von Kreide aus dem Kimmeridge glasweise:

Vouvray Le Mont sec 2013, Domaine Huet, AOC Vouvray

Biodynamischer Chenin Blanc vom berühmten Tuffeau

Chablis Vaillons 1er Cru 2007, Domaine Bègue, AOC Chablis Premier Cru

Sehr spät hat es Monsieur Rudolf letztes Jahr endlich nach Chablis geschafft. Davon zeugt seither das K im Rebstockschriftzug auf der Wand in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Das hat er nämlich in der Grand Cru Lage Grenouilles gefunden. Und ein paar Flascherl Chablis haben sie ihm dann doch verkauft. Aber alles in allem hat es Caviste Rudolf noch nirgends so schwierig, um nicht zu schreiben unmöglich, gefunden, Wein zu kaufen wie in Chablis. An der Côte d’Or kann man bei den ganz ganz prominenten Weinbauern auch nicht mir nix dir nix in den Keller marschieren und Wein kaufen, aber es gibt deren Weine bei Cavisten vor Ort. Und die nicht so bekannten verkaufen eh ab Hof. In Chablis führen die drei Cavisten im Ort ein paar Weine der fast berühmten Winzer und verkaufen tun nur die Großbetriebe mit einem Geschäftslokal im Zentrum, beziehungsweise die Genossenschaft. Wenn man dann glaubt, dass es im nahegelegenen Auxerre anders ausschaut, hat man sich ordentlich getäuscht.

Marestel 2010, AOC Roussette de Savoie, Domaine Dupasquier

Irgendwann vor dreißig Jahren war eine Zeit, da hat ein Flug nach London noch mehr als eine Kiste Bier gekostet. Und da hat man auch nicht mit dem Zug unter dem Ärmelkanal durch düsen können. Als junger Mensch hat man sich damals wie ein kleines Kind gefreut, wenn man endlich einmal ohne Eltern auf Urlaub fahren dürfen hat. Und gar nicht so selten hat man sich im Anschluss daran wie ein kleines Kind gefreut, wenn man wieder daheim war. Geheißen hat das Ganze auf alle Fälle „auf Interrail fahren“. Fragen Sie den Rudl jetzt bitte nicht, was vor allem die Präposition da bedeutet hat. Auf alle Fälle sind die, die in erster Linie alkoholische Getränke konsumieren und in zweiter Linie schön werden wollten, tendenziell nach Italien, Griechenland oder Spanien auf Interrail gefahren. Und die, die in erster Linie alkoholische Getränke konsumieren und in zweiter Linie Langspielplatten kaufen wollten, hat es eher in Richtung Londoner Victoria Station gezogen. Letztere waren zwar mit dem Problem konfrontiert, dass ihr gesamtes mitgeführtes Gewand permanent feucht, manchmal auch waschelnass war, aber sie sind dafür entschädigt worden. Zuerst einmal mit dem Anblick der weißen Kreidefelsen von Dover. Die es eilig gehabt haben, vom Hoovercraft Luftkissenboot aus, die anderen von der Fähre aus. Jetzt einmal abgesehen von der Schule ist das für viele junge Menschen die erste Begegnung mit Kreide gewesen, visuell betrachtet.
Geschmacklich schaut die Geschichte mit der Kreide anders aus. Da erfolgt der Erstkontakt in Österreich vermutlich meistens mit einem Wein vom Kahlenberg oder vom Nussberg, vielleicht auch mit einem Gumpoldskirchner, in nobleren Kreisen vielleicht mit Champagner, eher selten mit Chablis oder Sancerre. Das wird beim Rudl nicht anders gewesen sein.
Aber dass Wein viel mit Steinen zu tun hat, das ist ihm bei seinem ersten Besuch bei der Domaine Dupasquier in Jongieux deutlich geworden. Berühmter Wein wächst oft dort, wo sonst nichts wächst. Das hat Herr Rudolf schon gewusst. Aber derartig steile, weiße Felsen mit derartig keinem (sichtbaren) Humus waren sicher auch ein Grund, warum diese Landschaft mit ihren Weinen Herrn Rudolf nie mehr losgelassen hat.
Der Cru Marestel ist benannt nach dem Berater und Lieblingskellner von irgendeinem savoyardischen Oberjass. Ausschließlich Altesse darf dafür verwendet werden. Der Marestel von Dupasquier wird im großen Holzfass ausgebaut und kommt vier Jahre nach der Lese in den Verkauf.

Fleur d’Altesse 2009, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie

In besonders begünstigten Jahren lassen Noël Dupasquier, sein Sohn und seine Schwiegertochter die ganz alten Stöcke ihres besten Weingartens hängen, bis sie überreif sind. Dann werden sie vorsichtig gelesen, genauso gepresst und der Most vergärt so langsam, dass ein Schweinswangerl während der Zubereitung daneben geradezu wie ein Hudler dastehen würden. Savoyen gilt zurecht nicht als Süßweineldorado. Dass sich der Fleur d’Altesse 2009 von Dupasquier vor den Sauternes, den Jurançons oder einer Sélection de Grains Nobles aus dem Elsass verstecken muss, findet Caviste Rudolf Polifka aber nicht.

Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion

Dem Rudl seine ganz persönliche Wiederentdeckung des Jahres 2014. Zierfandler aus dem großen Holzfass, niedrig im Alkohol, elegant in der Aromatik und – das ist gerade Gegenstand der Rudl’schen Forschung – vermutlich auch ziemlich langlebig, weil lebendig. Seit allerweil schon biologisch und gewachsen auf dem Kreidekalk der Ausläufer des Wiener Waldes.

Diese fünf weingewordenen Kreiden:
Vouvray Le Mont sec 2013, Domaine Huet, AOC Vouvray
Chablis Vaillons 1er Cru 2007, Domaine Bègue, AOC Chablis Premier Cru
Marestel 2010, AOC Roussette de Savoie, Domaine Dupasquier
Fleur d’Altesse 2009, Domaine Dupasquier, AOC Roussette de Savoie
Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion

… aber nicht ausschließlich diese fünf Weine gibt es glasweise

am Freitag, den 6. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt die Kalkalpen, die pannonische Tiefebene und die Gehsteigkante, auf der die einen in die andere übergehen, wenn es nach dem Kurtl geht!