Pomarandschnwine und Mandarinen am achten und zehnten November beim Rudl, Integrationshausweinversteigerung am 16.11. im Schwarzberg

Alles hat bekanntlich seine Zeit. Das hat seinerzeit Monsieur Kohelet herausgearbeitet.

Aus is‘ und goa is‘ und guad is‘, dass woa is.

Bei manchem davon freut sich der Rudl, wenn dessen Zeit vorbei ist, etwa bei der Wiener Wiesn oder beim Holensiesichwasihnenzustehtesistzeitwahlkampf. Und ganz besonders bei der Amtszeit des Bobbybrowns im Weißen Haus.

Guad is‘ …

Bei anderem freut sich der Rudl, wenn es anfängt, das Gasthauszurdankbarkeitsjahr Anfang Februar, die Tour de France Anfang Juli oder die Orangenzeit bei Nino Crupi ab 13. November. Viel ist es nicht mehr, was einen Anfang und ein Ende hat. Drum hat vieles auch keine Zukunft, wenn Sie den Rudl fragen.

Pomarandschn

Mit den Pomarandschn ist es dem Rudl wie mit dem Kaffee gegangen. Die hat er schon aus seinem Ernährungsrepertoir eliminiert gehabt. Dann ist eines Tages der Herr Toni in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils gekommen und hat dem Rudl von Signore Crupi in der Kleinen Margarethenstraße und dessen Orangen erzählt. Seither isst der Rudl wieder Pomerandschen mit Geschmackserlebnissen wie seinerzeit als kleines Kind.

Kein Motiv für Wehleidigkeit

Jetzt ist es natürlich kein Katzensprung von den sizilianischen Orangen zu maischevergorenen Weinen aus mehr oder weniger hellen Weintrauben. Aber wenn sich diese Weine schon nach den Pomarandschn nennen, dann müssen sie es sich schon auch gefallen lassen, damit assoziiert zu werden. Da darf man nicht zimperlich sein, auch als Weinfarbe nicht, findet der Rudl.

Naturwein

Überlegungen zur Treffsicherheit von Farbadjektiven und Weinen hat Herr Rudolf hier schon das eine oder andere Mal angestellt. Darum erlaubt er sich hier eine Anmerkung zu einem anderen Aspekt des überaus ergiebigen Themas „Unzulänglichkeiten und Treffunsicherheiten von Sprache am Beispiel besonders missglückter Äußerungen über Wein“:

Unlängst hat jemand dem Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof das Prädikat „Naturwein“ abgesprochen. Der Geyerhof wird seit 1988 biologisch bewirtschaftet. Ist der Steinleithn kein Naturwein, nur weil er nicht nach Alleskleber riecht und weil er transparent ist?

Vom Ende der Sprache

Wenn Sprache einmal so weit ist, dass es genügt, irgendetwas mit möglichst großer Überzeugung hinzuschmeißen, und keiner mehr fragt, ob das Hingeschmissene in irgendeiner sinnvoll nachzuvollziehenden Relation zu einem Inhalt steht, dann ist des Rudl Erachtens das Ende von Sprache gekommen, Kulturpessimismus hin oder her.

Vom Ende der Natur, zumindest der Natur im altmodischen Sinn. Flaschen und Flieger

Kaum eine Woche vergeht, in der den Rudl nicht zumindest eine Einladung zu irgendeinem Naturweintrara zwischen Lissabon und Omsk ereilt. Da fragt sich der naturweininteressierte und noch viel naturinteressiertere Rudl, ob all die Naturburschinnen und Naturburschen mit der Eisenbahn zu diesen Vernstaltungen reisen. Auch fragt er sich, warum so auffällig viele Naturweine in besonders dicke Glasflaschen abgefüllt werden. Das macht ihren Transport nicht unbedingt naturfreundlicher und ist für die Lagerfähigkeit des jeweiligen Weines ohne irgendeine Relevanz.

Kompetition

Wie immer man zu Orangeweinen steht, der Rudl hat sich länger schon in den Kopf gesetzt, ein paar miteinander und gegeneinander antreten zu lassen. Die Ankündigung der ersten Orangen bei Nino Crupi ab 13. November betrachtet er als passablen Anlass dazu. Weil die Mandarinen vom Ätna anders als ihre großen Schwestern schon in der Margarethenstraße eingetroffen sind, bekommt diese Woche auch jeder Gast beim Rudl so eine Mandarine als Vorgeschmack.

Sechs Länder – sieben Maischevergorene

Weisser Schiefer „m“ 2011, Uwe Schiefer, Eisenberg

Auf den rostigen Eisenberg passt Oranges, beziehungsweise Rotbraunes eh wie die Faust aufs Aug‘. Nur, warum „weisser“?

Grüner Veltliner Steinzeug 2012, Stagård, Stein an der Donau

Oranges aus Steingut und Wachauer Rieden

Graue Freyheit 2015, Gernot und Heike Heinrich, Gols, Neusiedlersee

Vor allem Pinot Gris und ein bissl Pinot Blanc

Erde 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland

Die Erde erinnert den Rudl immer ein bissl an Lukas Resetartis und den Kottan.

Marius & Simone 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, Vin de France

Die französische Weinadministration gesteht den savoyardischen Weinmeistern eh viel mehr Freiheiten zu als Winzern in anderen Regionen. In Pouilly-sur-Loire etwa regt ein verspäteter Lesetermin schon das Misstrauen er Wächter über die Appellation.

Sture Bergbewohner ?

Dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Bergregionen grundsätzlich stur seien, hält der Rudl zwar in dieser Allgemeinheit für einen Schmäh, beziehungsweise für eine limitierte Sturheit, die allzu oft spätestens beim Winken einer Agrarsubvention oder einer Prämie zur Förderung sogenannter strukturschwacher Regionen endet. Anders kann er sich manch architektonisches Kleinod südlich und westlich des Tennen- und Hagengebirges und auch in den windischen Büheln der Südsteiermark nicht erklären.

Bei den Savoyarden, zumindest bei auffallend vielen Weinbauern Savoyens dürfte der Grad an Sturheit aber wirklich signifikant über dem Durchschnitt des denkenden Aufrechtgehers (© Otto Grünmandl) liegen. Davon muss selbst die französische Weinadministration zu beeindrucken gewesen sein. So viel wie in Savoyen geht sonst maximal im Eslass durch, nur dass sich diese Abweichungen im Elsass auf knapp 15000 Hektar verteilen. Im Weinbaugebiet Savoyen sind sie numerisch etwa gleich viele wie im Elsass, aber die drängen sich auf 2000 Hektar zusammen.

Bei Marius et Simone von den Giachino Brüdern scheinen die Weinadministratoren aber selbst beim Anlegen savoyardischer Maßstäbe mit ihrem Latein am Ende gewesen sein. Jacquère auf der Maische vergoren. Vin de France.

Vitovska 2011, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien

Von der Mazeration verstehen sie da drunten schon einiges. Herr Branko noch eine Spur mehr, findet der Rudl.

Breg Bianco 2008, Josko Gravner, Oslavia, Italien

Hors norme“ wie der Franzose sagt. Seine Verdienste um diese Art von Wein sind unbestritten. Da geht es um weit mehr als um irgendwelche Tonhäferln, die in die Erde eingegraben werden.

  • Breg Bianco 2008, Josko Gravner, Oslavija, Italien (10/16)
  • Vitovska 2011, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)
  • Marius & Simone 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, Vin de France (4/6)
  • Grüner Veltliner Steinzeug 2012, Stagård, Stein an der Donau (6,50/10)
  • Graue Freyheit 2015, Gernot und Heike Heinrich, Gols, Neusiedlersee (6/9)
  • Erde 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (6/9)
  • Weisser Schiefer „m“ 2011, Uwe Schiefer, Eisenberg (8/12)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese sieben Orangen, sondern auch Rotweine und Weißweine glas- und flaschenweise

am Mittwoch, den 8. November und am Freitag, den 10. November

von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau I auf die nächste Woche und Herzenshinweis

Am Donnerstag, den 16. November findet die Weinauktion, das ist die zugunsten des Integrationshauses, statt. Die ist Rudolf Polifka aus vielen Gründen ein Herzensanliegen. Im Integrationshaus können Menschen, die guten Willens sind, sehen, wie Integration funktioniert, dass sie eine „Hackn“ für alle Beteiligten und das Gegenteil von Dahinwurschteln, Wegschauen und Jederwieerwill, aber die Mühe wert ist.

Sie können dort nicht nur Weine ersteigern, sondern auch kompetent und mit einem beachtlichen Kollateralnutzen Wein trinken. Dazu kocht Meister Petz diverses von der Anser.

www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?303

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist ein ganzer Haufen Weine erstmals, wieder oder auch nur aus anderen Jahrgängen beim Rudl erhältlich.

  • Graf Morillon 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland
  • Črna – der fast schwarze Schaumwein, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau zwei auf die nächste Woche:

voraussichtlich fast zehn Jahrgänge Sauvignon Blanc von Josef Umathum 2006, 2007, 2008, 2009, 2011, 2012, 2014, 2015 und 2016

Herr Rudolf grüßt Maische und Hefen, aber nur die unaufdringlichen!

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

30.10. bis 7.11. geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bleibt bis 7. November geschlossen.

 

Vorschau auf den 8. und den 10. November

Orangen aus Sizilien und orange Weine nicht aus Sizilien

 

Auch im Urlaub ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte! Und er wäre sofort bereit, dafür einen missverständlichen Feiertag herzugeben.

 

Herr Rudolf grüßt aus dem Karst!

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Rebsorten, Occasionen, Grant und Granit. – FENSTERFREITAG, 27. Oktober GEÖFFNET

Fünf Jahre lang hat sich der Rudl jetzt ein Verdienst erworben: Woche für Woche bietet er zahllosen Weinfreundinnen und Weinfreunden eine Gelegenheit, die Möglichkeit, in Wien formidable Weine aus ebensolchen Rebsorten zu konsumieren, nicht zu nützen. Immer wieder packen die Massen diese Gelegenheit beim Schopf, am Mittwoch und am Freitag nicht in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils zu kommen.

 

Und …

 

… wenn Sie jetzt glauben, Caviste Rudolf Polifka würde sein Geschäftsmodell deswegen ändern und fürderhin Kompromisse machen, dann muss Sie der Rudl enttäuschen. Wenn Sie in Zukunft am Mittwoch und am Freitag nicht zum Rudl kommen, werden Sie weiterhin herausragende Weine dort nicht trinken. Industriewein kommt dem Rudl keiner ins Zweiundzwanzigerhaus, Steirischer Junker und Beaujolais primeur werden datterig, stumm und derrisch, bevor sie der Rudl ausschenkt, und die coolen Weine, deren Naturaffigkeit sich in einem halblustigen Etikett, einem Wachshauberl über dem Kork oder gar nur in flüchtiger Säure erschöpft, können sich weiterhin über die Häuser hauen. Nein, nagakeine!

 

Lieblingsrebsorten

 

Altesse, Petit Manseng, Tannat, Jacquère, Pinot Gris, Zierfandler und Sankt Laurent zählen zu den allerliebsten Rebsorten vom Rudl.

 

Ohne Wenn, mit Aber

 

Weinschulrat Rudolf hat aber nicht erst einmal beteuert, sich der Ausgewogenheit verpflichtet zu fühlen. Darum trachtet er diese Woche, an Rebsorten, die nicht zu seinen allerbesten Freundinnen und Freunden zählen, ein gutes Haar zu lassen, indem er Weine kredenzt, die sich an seinem Gaumen ganz extraordinaire machen, obwohl es die Rebsorte in den Augen vom Rudl nicht unbedingt gut mit ihnen gemeint hat.

 

Riesling

 

Der Rudl weiß es auch nicht. Riesling ist seine allererste Lieblingsrebsorte gewesen. Das ist ein viertel Jahrhundert her. Irgendwann ist ihm das Gemarille und Gepfirsiche dann derart auf die Nerven gegangen, dass er keinen Riesling mehr trinken wollte. Dann ist auch noch der Sauvignon Blanc Hype von einem Hype um den Riesling abgelöst worden. Massenphänomene haben im Rudl immer schon ein gewisses Unbehagen ausgelöst, fast alle.

Der Riesling kann da freilich nicht gar so viel dafür. Er kann auch nichts dafür, dass der Rudl früher vermutlich die falschen oder zumindest zu viele von den falschen getrtunken hat. Er kann nicht einmal etwas für die übertriebenen Steinobstnoten in vielen Exemplaren von ihm. Die kommen oft genug von lustigen Hefen.

Dann gibt es des Rudls Erachtens aber auch noch etwas, das für den Riesling spricht: Viele Rieslinge entwickeln im Alter, und damit meint der Rudl nicht nach fünf Jahren oder so, formidable Töne.

Ein Riesling, dessen Brillanz am Gaumen vom Rudl keine Tochter der Zeit ist, der vielmehr schon in ganz jungen Jahren eine durch und durch gelungene Kombination aus Eleganz, Raffinesse und Dezenz in der Frucht darstellt, ist der …

 

… Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal

 

Chenin Blanc

 

Da geht es dem Rudl ähnlich wie beim Riesling. Er weiß, dass das eine äußerst noble Rebsorte ist. Aber direkt seines ist Chenin Blanc bis jetzt nicht. Den folgenden Vouvray kennt Caviste Rudolf zwar nicht. Was er darüber gelesen hat, hat aber seine Neugierde geweckt.

 

Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire

 

Syrah

 

Der Rudl isst nicht viel Schokolade. Wenn, dann will er sie essen und nicht trinken. Der Rudl isst auch nicht viel Marmelade. Und wenn, dann will er sie zum Frühstück am Butterbrot und nicht am Abend im Weinglas. So viel zum Rudl seiner Meinung über Syrah.

Vor etwa fünf Wochen hat Ihnen Herr Rudolf über seinen Besuch beim Granit und bei Bernard Faurie erzählt. Monsieur Faurie macht Weine, die man kaum bekommt, schon gar nicht den Weißen. Ein müdes Lächeln in Kombination mit einem „C’est très rare“ hat der Rudl in jeder außer einer Vinothek geerntet, wenn er nach Fauries Hermitage Blanc gefragt hat.

Da ist es dem Rudl heuer im Sommer entgegen gekommen, dass Monsieur Faurie gleich um ein paar Ecken vom Rudl seinem Chambre d’Hôte in Tournon-sur-Rhône am Fuße von Saint Joseph wohnt. Dort ist der Rudl heuer, wie schon einmal erwähnt, in Begleitung seines erziehungsberechtigten Fils aufgekreuzt, als Herr Faurie gerade den wilden Wein auf seiner Hausmauer gestutzt hat. Monsieur Faurie hat zwar seinen Rebschnitt in einer von einem Hubstapler gehobenen Flaschenbox fortgesetzt, aber einer Dame signalisiert, dem Begehr vom Rudl entgegenzukommen. Den gewünschten weißen Hermitage hat es nicht mehr gegeben, aber einen roten. Und einen Vin de France. Auf dem steht Héritiers Faurie Marc, vinifizieren tut ihn der Meister selber, hundert Percent Syrah, hundert Percent Granit, eher für die Kundschaft vor Ort, sollten später Recherchen vom Rudl ergeben. Auf wine-searcher.com findet sich der rote Cuvée du Papy nicht. Der Wein stammt von Syrah Rebstöcken aus den Fünfziger Jahren in Mauves. Granit, Ganztraubenpressung, gebrauchte Zweihundertachtundzwanzigliterfässer, Schönung – nein. Filtrierung – ja. Schwarze Kirsche, Lakritze, dunkel – auch das ist Syrah.

 

Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France

 

Traminer

 

Der Rudl mag Traminer, genauer ausgedrückt möchte er gerne Traminer. Nur verdichten sich die Indizien, dass es für Traminer mittlerweile zu warm ist, zumindest südlich von Spitzbergen. A propos zu warm. Das ist ja eine ziemlich relative Sache. Da gibt es zum Beispiel den Dings. Der macht seit Jahrzehnten sein früheres Idol, den Goiserer, nach. Er redet auch noch so, wie der Goiserer geredet hat. Und jetzt ärgert er sich, weil ein anderer ihn nachzumachen scheint. Dieser Dings sieht das mit der Erderwärmung anders als der Rudl. Der sagt, dass es schon wärmer geworden ist, aber dass das eh mehr oder weniger immer schon so war. Wenn diese angeblichen Heimatfreunde so weiter machen, wird der Grüne Veltiner die nächste Rebsorte sein, die ausgehackt werden kann.

Zurück zum Traminer: Der erscheint heute eher zur Sirup- als zur Weinerzeugung geeigent. Wirklich verneigen werden sich Traminer und Rudl vor den Weinmeistern, die es trotz Klimaerwärmung immer noch schaffen, lebendige Weine, bei denen das Trinken eine Freude macht, zu keltern. Und so einer ist Markus Lentsch von der Dankbarkeit. Der vergärt einen Traminer auf der Maische ohne flüchtige Säure. Und er vergärt ihn auf vierzehneinhalb Prozent, die nicht gezähmt, aber virtuos domptiert sind. Kulturwein.

 

Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit

 

Sauvignon Blanc

 

Rebsortifizierung von Ambivalenz. Auf die überwiegende Mehrzahl der Sauvignons verzichtet der Rudl gerne. Die besten Weine, die der Rudl bis jetzt getrunken hat, waren aber auch fast alle Sauvignons. Irgendwann wird sie der Rudl einmal gegeneinander antreten lassen, Vatan, Miani, Dagueneau, Sepp Muster. Derweil diese Woche einmal …

 

Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg Steirerland

 

Zweigelt

 

Über die Züchtung als solche maßt sich der Rudl kein Urteil an, ein bissl à la „es allen recht machen“. Mit dieser Haltung ist der Zweigelt heute aber nicht allein. Der Rudl maßt sich ein vorsichtig kritisch Urteil über den Züchter an. Das hat er schon einmal des Langen und Breiten ausgeführt. Und der Rudl hat ein vernichtendes Urteil über die Namensgebung und vor allem über die, die noch 1975 den Rotburger auf „Zweigelt“ umgetauft haben.

Der Wein kann auf alle Fälle nichts dafür.

 

Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit

 

  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit (2,50/4)
  • Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (3/5)
  • Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit (4/6)
  • Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France (4/6)
  • Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire (6/9)
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal (4/6) 

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

     

    … aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

     

    am Mittwoch, den 25. Oktober und trotz Fenstertag auch am Freitag, den 27. Oktober

    jeweils von 16 bis 22 Uhr

    Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

    Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

     

    Ab sofort ist der Seewinkel zurück im Flaschensortiment vom Rudl. Folgende Weine sind ab Mittwoch verfügbar:

  • Sauvignon Blanc 2016, Umathum, Frauenkrichen, Neusiedlersee
  • Pinot Gris Reserve 2015, Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee
  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Traiminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit… und die Jiddische Hühnerleberpastete gibt es auch wieder.

     

    Ab Freitag, den 27. werden darüber hinaus die folgenden Weine verfügbar sein:

  • Frizzante ROSÉ 2016, ohne Dosage, Christine Lentsch, Dankbarkeit
  • Pinot Noir 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“, Josef Lentsch, Dankbarkeit 

    Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

     

    Vorschau

    Am 1. und 3. November bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

    8. und 10. November: Orangen (richtige) und Orange (Kulturweine)

     

    Herr Rudolf grüßt die Möglichkeiten, präferiert jedoch den Indikativ!

A. Michel Brégeon. Viticulteur

Futur zwei

Zum Zeitpunkt, an dem der Rudl das nächste Mal sein Geschäft aufsperren wird, werden Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das Ergebnis schon kennen, freilich nur sofern Sie sich dafür interessieren. Der Rudl hält es da mit zunehmendem Alter immer öfter mit dem Seelentherapeuten seiner Wahl, immer öfter bevorzugt er es, wenn sich Sachverhalte seiner Kenntnis entziehen.

Zwei, drei Dinge gibt es aber auch, auf die der Rudl quasi hinfiebert. Da zählt er schon Tage vorher, wie oft er noch schlafen muss, bis er das Betreffende erfährt. Die Annoncierung der Strecke für die Tour de France ist so etwas. Die wird am Dienstag, den siebzehnten Oktober in Paris verraten. Am Mittwoch, den achtzehten, wenn der Rudl wieder offen hat, wird sie schon bekanntgegeben worden sein. Aber jetzt, wo der Rudl diese Zeilen in sein mobiles Dings drückt, weiß er nur, wo die Radler starten werden, in Noirmoutier-en-l’Ile. Das ist gar nicht so weit weg von der Domaine Michel Brégeon. Deren Weine schätzt Caviste Rudolf überaus. Seit er zum ersten Mal über sie gelesen hat. Das war im Bettane Desseauve 2009, nicht ganz unbezeichnet für Weinjournalismus hat man dort von Michel Bréjeon geschrieben. Zwei Mal ist der Rudl seither bei Monsieur Michel am Weingut aufgekreuzt. Beim zweiten Mal ist der Rudl davon ausgegangen, dass der Zweitausendzehner, der letzte Jahrgang von Michel Brégeon, auch für ein Zeitl der letzte, den Herr Rudolf in seinem Geschäft anbieten kann, sein wird. Nur hat es sich dann ergeben, dass Frau R., Frau E., Herr C. und Herr B. In die Bretagne gedüst sind. Und da haben sie dem Rudl offeriert, ihm eventuell Weine mitzubringen. Der Rudl hat zuerst, ganz offen gestanden, nicht geglaubt, dass das hinhauen würde. Als er dann die Confirmation bekommen hat, dass sich achtzehn Flaschen Muscadet Cru Gorges 2013 im Kofferraum der oben erwähnten Damen- und Herrschaften befinden, hat der Rudl sein Glück kaum glauben können. Merci beaucoup!

Gabbro

Chemisch sind die Steine, auf denen Muscadet Cru Gorges wächst, nichts anderes als Basalt, vulkanisch natürlich auch, nur halt um ein ziemliches Eck härter. Irgendwann ist die Magma unter der Erde eingeschlossen worden und dort dann kristallisiert. So viel zur Geologie, die übrigen Informationen finden sich im Glas. Oder wie man auf der Domaine Brégeon sagt: „La difference, c’est les cailloux.“

Cru Gorges

Der darf ausschließlich auf Gabbro wachsen und das nicht einmal überall. Er darf ausschließlich aus Beeren der Rebsorte Melon de Bourgogne gekältert werden. Die französische Weinverwaltungsbehörde INAO darf entscheiden, ob etwas Cru Gorges ist. Eine Verkostungskommission muss dann extra noch vor der Füllung den Wein als crugorgeswürdig erachten. Jedes Flascherl Gorges bekommt eine eigene Nummer. Mindestens zwei Jahre auf der Feinhefe und eine Hektarertragsbegrenzung von fünfundvierzig Hektolitern.

Es ist ja nicht immer so, dass ein besonders strenges Regulativ zu einem besonders guten Wein führt. Manchmal scheint das Gegenteil der Fall. Beim Gorges zahlt sich die Strenge offensichtlich aus. Der Gorges ist die Symbiose aus Kraft und Eleganz. Er ist weit mehr als ein Austernwein und passt zu fast allem außer vielleicht Erdbeermilch und Energydrinks. In einer Karaffe fühlt er sich nicht unwohl.

Domaine Michel Brégeon

2011 hat Monsieur Michel seine achtkommafünf Hektar an Fred Lallier übergeben. Der ist in Gorges geboren und wollte unbedingt wieder dorthin zurück, um seinen Traum vom authentischen und lebendigen Wein zu verwirklichen. Da hat es gut gepasst, dass Michel Brégeon nach 47 Jahrgängen das Rentenalter errreicht gehabt hat. Der Umstand, dass Monsieur Michel nie ein Freund der Maschinen war, ist an seinem Körper nicht spurlos vorüber gegangen. Vor der Übergabe hat er den Jungen in alle Regeln der Kunst eingewiesen. Und das schmeckt man. Michel Brégeon hat darauf bestanden, im Keller zweihunderprozentig biologisch zu arbeiten, sich im Weingarten aber allernötigenfalls keiner Notwehrmaßnahmen zu begeben. Keine Reinzuchthefen, ein schon fast provokant langer, weil langsamer Ausbau in unterirdischen, verfliesten Tanks. Mehr als 7000 Stöcke am Hektar, aber weniger als 30 Hektoliter vom selben. Durchschnittsalter der Rebstöcke 65 Jahre, viele über hundert, fast alle Massale Selection. Michel Brégeon war schon sehr früh davon überzeugt, dass Terroir und Rebsorte im Muscadet um Häuser besser waren als die Nachred‘, die sich die Weine dort eingetreten hatten. Der Kurtl hat es ja immer wieder ausgeführt, wie es ist, wenn man mit einem Goiserer in ein Hundstrümmerl steigt. Der Muscadet ist in kein Hundstrümmerl gestiegen, aber ideen- und gewissenlose Geschäftemacher haben den Wein zu einem identitätslosen Gschloder herunter gewirtschaftet. Insofern ist der Muscadet wahrscheinlich eine ideale Betriebsausflugsdestination für manche Weinbauvereine und Verkostungskommissionen. So oder so, Michel Brégeon hat Recht behalten. Dass das so ist, verdankt er nicht zuletzt seiner eigenne kompromisslosen Arbeit. Sein Nachfolger Fred Lallier geht jetzt einen Schritt weiter. Das Weingut befindet sich in der Umstellungsphase auf einen zertifizierten Bioweinbaubetrieb. Und François Raveneau weiß noch immer nicht, warum seine Grand Crus mehr als zehnmal so viel kosten wie der Gorges von Michel Brégeon.

2013

Alles andere als einfach. Es ist das Muscadet halt schon ziemlich nahe an der Bretagne. Früher war das ein Synonym für Regen, heute zumindest für eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich selbiger einstellt.

Der Winter zuerst überdurchschnittlich kalt, viel Niederschlag. Danach kaum Anstalten einer Veränderung zum Besseren. In Vouvray hagelt es Hühnereier. Ganz so schlimm kommt es im Muscadet nicht. Die Blüte beginnt am 2. Juli. Außer dem Meltau freut sich da kaum jemand. Äußerst aufwendige Lese. Nieder sind die Alkoholwerte im Muscadet immer. 2013 sind sie noch niedriger.

2010

Bordeaux ist ja nicht so weit weg. Drum auch im Muscadet ein Jahrhundertjahrgang. Formidabler Frühling und auch nachher gerade immer nur so viel Niederschlag, wie gerade notwendig. Fast immer zur richtigen Zeit. Aufheben!

2009

Heiß. Im loireinternen Vergleich sehr präzise. Sonniger Frühling. Der Hagel fällt zum Glück wo anders herunter. Was der Regen im Juli dann Anlass zur Sorge bereitet, räumt Trockenheit im August wieder aus.

2005

Wird immer wieder mit den Jahrgängen 1947 und 1990 verglichen. Kalter Winter, warmer Frühling, heißer Sommer, warmer Herbst, wobei der auf die Lese am 2. September nicht viel Einfluss gehabt hat.

2004

Nach Hitze hat sich nach dem Jahr 2003 kaum jemand gesehnt. Der Winter war im Muscadet niederschlagsreich und vor allem windig, der Frühling eher unauffällig, der Sommer im Vergleich zum Jahr davor agreabel, ein bissl feucht. Michel Brégeon scheint den Jahrgang perfekt genützt zu haben. Sein Muscadet Cru Gorges 2004 war 64 Monate bei seinen Feinheferln. Zwei Jahre später hat er dann noch einmal gefüllt, ohne Cru am Etikett, 89 Monate sur Lie.

2002

hat nichts ausgelassen, kalte Sturmspitzen im Winter, Milde, Spätfröste, Wärme, Sauwetter im Mai und Rekordhitze im Juni, Abkühlung im August. Im September kommt die Milde zurück.

  • Muscadet Sèvre et Maine Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon, Loire, 28 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Mucadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, Loire (2,50/4)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2009, Michel Brégeon, Loire (3/5)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2005, Michel Brégeon, Loire, 64 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sèvre et Maine 2004, Michel Brégeon, Loire, 89 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sèvre et Maine Cru Gorges 2004, Michel Brégeon, Loire, 64 Monate auf der Feinhefe (5/8)
  • Muscadet Sévre et Maine 2002, Michel Brégeon, Loire, 85 Monate auf der Feinhefe (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 18. Oktober und am Freitag, den 20. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf den 25. und 27. Oktober:

Tour de France 2018. Der Rest

Herr Rudolf grüßt alle, ungeachtet ihrer Nachred!

Kremstal, Rive droite. Ein Gebot der Ausgewogenheit. Grüner Veltliner Steinleithn Geyerhof

 

Der Rudl hat schon das eine oder andere Mal darauf hingewiesen: Er hält es mit dem ORF, oder zumindest mit dem, was der ORF früher einmal vorgegeben hat: dem Gebot der Ausgewogenheit. Einen Bildungsauftrag verspürt der Rudl auch. Eigentlich spräche ja nichts dagegen, für die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils einen öffentlich-rechtlichen Status in Aspruch zu nehmen. Mehr als das ORF-Frühstücksfernsehen kommt dem Rudl sein Geschäft einem öffentlich-rechtlichen Auftrag auf alle Fälle nach. Öffentlich-Rechtliches steht momentan nicht gerade hoch im Kurs. Vor ein paar Monaten hat ein Geistesriese aus dem Nationalrat die Abschaffung der GIS-Gebühr verlangt. Nicht dass der Rudl begeistert wäre vom Niveau so mancher Produktionen vom Küniglberg. Und schon gar nicht, dass der Rudl viel von dem als öffentlich-rechtlichen Journalismus betrachten würde. Aber das Kind mit dem Bad auszuschütten, erscheint ihm nicht als die allerzielführendste Maßnahme zur Niveauhebung der österreichischen Medienlandschaft.

Zurück zur Ausgewogenheit

Wenn der Rudl vergangene Woche Weine vom linken Kremstaler Donauufer in den Mittelpunkt gestellt hat, dann gebietet es die Selbstverpflichtung zur Ausgewogenheit, diese Woche dem rechten Kremstaler Donauufer zu widmen. Und wenn vorige Woche der Rote Veltliner dran war, dann ist kommende dem Grünen die Reverenz zu erweisen. Da trifft es sich, dass dem Rudl sein Lieblingsgrünerveltliner am rechten Kremstaler Donauufer wächst, über dem rechten Donauufer, wenn man es genau nimmt.

Grüner Veltliner Steinleithn Geyerhof

Wie er zu diesem Wein gekommen ist, das der Rudl schon einmal racontiert, aber die Geschichte will hier noch einmal erzählt sein.

Es muss Ende Jänner neunundneunzig gewesen sein. Der Rudl hat es sich in den Kopf gesetzt, in Oberfucha den Geyerhof zu besuchen. Mit Zügen und zu Fuß. Der Hügel, den man dabei von Palt hinauf nach Oberfucha zu überwinden hat, ist verschneit gewesen. Es war kalt und dunkel, weil doch schon eher gegen Ende einer längeren Exkursion. Droben am Geyerhof angekommen hat Monsieur Polifka einmal an allen Türen, die er gesehen hat, geklopft. Und als er seine Mission gedanklich bereits beendet gehabt hat, ist eine der zahlreichen Türen aufgegangen. Eine ältere Dame ist heraus gekommen. Der hat Rudolf Polifka sein Ansinnen unterbreitet. Das schien die Dame nicht sonderlich beeindruckt zu haben. „Wir haben keinen Wein mehr“, war ihre knappe, aber wenigstens an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lassende Erwiderung. Der Rudl wollte sich verabschieden, da hat die Frau gemeint: „Einen Karton Grünen Veltliner Steinleithn haben wir noch. Der ist nicht abgeholt worden.“ Nicht ganz bequem, aber ausgesprochen zufrieden ist Monsieur Polifka daraufhin mit seinem Karton Grüner Veltliner Steinleithn 1997 zur Bahnstation Furth-Palt hinunter gegangen. Er hat dann im Lauf der Jahre immer wieder eine Flasche aufgemacht und ist jedes Mal begeistert gewesen. Die letzte hat er lange Zeit nicht aufgemacht, bis irgendwann einmal, 2008 oder 2009, ein paar Forscherkollegen die Idee gehabt haben, den einen oder anderen Grünen Veltliner aus dem hochgejubelten Jahr 1997 gegeneinander antreten zu lassen.

Neben dem Steinleithn vom Geyerhof haben die namhaften Grünen Veltiner alt ausgeschaut.

Lage Steinleithn

Steinleithn ist karg, nach Osten ausgerichtet und besteht aus den fast genauso kargen Resten des geologischen Schulwissens vom Rudl: Feldspat, Quarz und Glimmer – geschiefert. Fette Weine wachsen auf anderen Böden.

Keller

Der Wein wird Ende Oktober gelesen, Ganztraubenpressung, natürliche Vorklärung, langsame Vergärung im Stahltank, auf der Hefe bis Ende Juli und Füllung Ende August. Der Wein ist steinig, elegant, schmeckt nach Äpfeln, Birnen und vor allem nach den Wiesenkräutern.

Den 2015er Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof und zwei andere Weine von diesem Weingut gibt es ab sofort im Weinkaufsgeschäft vom Rudl. Sie könnten diesen Wein gegebenenfalls in zehn Jahren mit Lamm, Honivogl, Achleiten oder Loibenberg vergleichen. Keine Sorge.

 

2015

Zweitausend gilt bei vielen als großer Jahrgang. Nach ein paar ziemlich verrückten Jahrgängen hat sich das Wetter in diesem Jahr etwas weniger extravagant benommen. Die Menge war gut, was in Anbetracht der vorhergegangenen Ernten für manche Winzer existenzrettend gewesen ist. Die Qualität war gut. Viele Zweitausendfünfzehner sind heute zugänglicher als ihre um ein Jahr älteren Brüder, reife Frucht, gute Substanz, harmonisch.

Frühling optimal, Blüte detto, eher ungewöhnlicher, weil nächtlicher Hagel Anfang Mai im Kremstal, Kamptal und am Wagram. Der Sommer ist dann sehr heiß, Mitte August kommt rechtzeitig noch Wasser. Herbst wieder in der Tradition des Frühlings, im Unterschied zu 2006 oder 2011 aber wenigstens kühle Nächte.

 

2014

Sommer und Herbst 2014 werden nicht aufgrund von Hitzewellen in die Geschichtsbücher eingehen. Deswegen (!) prognostiziert nicht nur der Rudl den Vierzehnern mehr Ausdauer als den Weinen vieler anderer Jahrgänge, freilich nur sofern gesunder Beeren verarbeitet worden sind. Von denen hat es halt nicht so viele gegeben. Die sind dafür phänomenal gut gewesen.

Der Winter hat mild begonnen, aber Mai ist die Sonne dann nicht gerade extrovertiert, ganz anders als der Regen. Im August betritt der Fils zum ersten Mal savoyardisches Territorium und rutscht dabei immer wieder aus, nicht etwas weil savoyardisches Parkett so glatt wäre, sondern weil fast überall ein mords ein Gatsch ist. Von den fünfzehn Augusttagen, an denen der Fils in Savoyen ist, hält es nicht ein einziger aus, vierundzwanzig Stunden im Trockenen zu verweilen. Einem Maxglaner wie dem Rudl fällt so etwas nicht einmal auf. Aber der Fils ist ein Kind der Grenze zwischen Wiener Becken und pannonischer Tiefebene. So oder so, der Rudl rekommandiert, die guten Weißweine aus 2014 noch ein Zeitl aufzuheben und gegebenenfalls die Fünfzehner vorher zu trinken. Monsieurs Riouspeyrous und Belluard sehen das übrigens auch so. Das österreichische Zentralamt für Wein hingegen bedauert, dass keine „höheren Mostgewichte“ möglich gewesen sind. Dem Rudl seiner Wahrnehmung nach sind die in den letzten Jahren immer mehr ein Problem als ein erstrebenswertes Ziel. Da zieht der Rudl doch die raffinierteren und frischeren Zweitausendvierzehner vor, auch wenn man sie vielleicht noch ein paar Jahre im Keller reposieren lassen sollte.

 

2013

Dass es vom Grünen Veltliner aus diesem Jahr nicht so viel gibt, ist auf widrige Witterung und deswegen Verrieselung während der Blüte zurückzuführen. Dann kommt im Juni eh schon die erste Hintzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfe noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert. Nicht die allerunvorteilhaftesten Bedinugnen für guten Wein. Ledigleich die Süßweine haben einen Grund zur Klage.

 

2012

Extrem kalter Februar, warmer Frühling, Spätfrost im Mai, achtunddreißig Grad schon Ende Juni, Niederschläge im Juli, Hitze im August und schönes, trockenes Wetter während der Lese. Im Unterschied zu 2011 wenigstens kühlere Nächte im September. Für Süßweine sehr erfreulicher Herbst, für Eiswein noch viel erfreulichere Kälte um den 8. Dezember.

 

2008

Gilt als nicht so grandioser Jahrgang. Für die Weinbaumeister war es vermutlich auch nicht einfach, weil Wasser in allen Aggregatszuständen die Gesundheit der Weinbeeren bedroht hat. Nur hat der Rudl ein bissl den Verdacht, dass in Österreich die Qualität eines Jahrgangs in erster Linie von einer möglichst hohen Zuckergradation abhängig gemacht wird. Für den Rudl seinen Geschmack geht es darum gerade nicht, weil der ja gerne wartet, bis die Weine ein bissl reifer sind. Damit sie dann auch gut schmecken, müssen sie schon ein bissl vif sein. Den Weinen des Jahrgangs 2008, deren Beeren und Trauben gesund gelesen worden sind, kann man diese Vifheit sicher nicht absprechen. Sollte es da noch eines Beweises bedurft haben, hätte den der Zeitausendachter Rote Veltiner Reisenthal vom Mantlerhof letzte Woche geliefert. Monsieur Mantler wird sich etwas dabei gedacht haben, als er einen Teil des Achters Reisenthal in Doppler abgefüllt hat. Der Rudl hat damals eine von diesen Flaschen erwerben dürfen. Dafür ist er dem Maître de Valteliner Rouge sehr dankbar. Den Umstand, dass gerade ein biologisch arbeitender Weinbauer wie Sepp Mantler in einem wasserrreichen Jahr wie 2008 dermaßen hervorragende Weine gekeltert hat, kann man vielleicht auch als Denkzettel für jene verstehen, die immer noch meinen, Bioweinbau sei etwas für Jahrgänge, in denen sich der Weine quasi von selber mache. Kluturwein, die Xte.

  • Grüner Veltliner Steinleithn 2015, Geyerhof, Kremstal (4/6)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2014, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2012, Geyerhof, Kremstal (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2008, Geyerhof, Kremstal (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 11. Oktober und am Freitag, den 13. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist ein ganzer Haufen Weine wieder, bzeihungsweise zusätzlich aus anderen Jahrgängen beim Rudl erhältlich.

  • Grüner Veltiner Steinleithn 2015, Geyerhof, Kremstal – Weinmeisterin und Weinmeister R. sei Dank!
  • Grüner Veltiner Stockwerk 2016, Geyerhof, Kremstaler
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal,
  • Muscadet, Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon, AOP Muscadet, Loire – dazu nächste Woche mehr, den Damen E. und R., sowie den Herren B. und C. sei jetzt schon einmal auf das Sakrischste gedankt!
  • Grüner Veltiner Vollmond 2016, Leo Uibel, Weinviertel – Leo Uibel sei Dank!
  • Grüner Veltiner Katzensprung 2015, Leo Uibel, Weinviertel
  • Chardonnay 2014, Leo Uibel, Weinviertel

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf die nächste Woche:

Le Grand Depart – Start zur Tour de France 2018 – Muscadet Verticale Domaine Michel Brégeon 2002, 2004, noch einmal 2004, 2005, 2009, 2010 und 2013

Herr Rudolf wünscht und dankt!

 

Rote Veltliner von Sepp Mantler assistiert von Kuczera, Dupasquier und Gravner

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Spache zu fast allem tauglich ist, nur nicht zur Vermittlung von Inhalten, dann würden die Farbbezeichnungen von Obst und Gemüse im Allgemeinen und die der Weinsprache im Speziellen diesen liefern. Dass beispielsweise die Schwarzbeeren im Laufe ihrer Vegetationsphase so ziemlich alle Farben annehmen, außer Schwarz, das hat eine der Lieblingsmusikkapellen vom Rudl, die Querschläger aus dem Lungau, schon einmal herausgearbeitet. Beim Wein schaut es ganz ähnlich aus. Da stimmt fast gar nichts. Der Blaue Zweigelt ist vielleicht blau. Aber da ist die Namensbezeichnung insgesamt misslungen. Beim Pinot Noir etwa kann die Farbbezeichnung wirklich nur den Sinn einer Abgrenzung von anderen Pinots haben. Und die sind auch alles andere als grau oder weiß. Die Sauvignons detto. Beim Blauen Muskateller würde sie passen, nur gibt es den so gut wie nicht mehr. Bleibt Blaufränkisch, wo der Rudl das Farbpräfix irgendwie nachvollziehen kann. Und dann halt ein paar Rebsorten, denen das Farbadjektiv einen mehr oder weniger rötlichen Schimmer im Vollreifestadium der Weinbeeren andichtet. Für den Wein ist das höchstens im Fall einer Mazeration relevant. Aber die Trauben etwa der Roussette, im bürgerlichen Namen Altesse und Lieblingsrebsorte vom Rudl, werden irgendwann einmal rötlich, wenn sie lange genug am Stock hängen. Auch die von der Roussanne, vom Roten Traminer, vom Rosenmuskateller und die vom Roten Veltliner.

Roter Veltliner

Der Rote Veltliner hat mit dem populäreren Grünen Veltliner nicht viel zu tun, außer vielleicht die Verwandtschaft mit Heunisch. Das heißt aber nicht viel. Die Aufmerksamkeit, die die österreichische Weinmarketing dem Grünen Veltliner schenkt, untscheidet diesen dafür umso mehr von seinem roten Namensvetter.

Der Rote Veltiner ist ein alter Bursch. Und alte Burschen sind oft Mimosen. Da gibt es kaum ein Schwammerl, vor dem der Rote Veltiner keine Federn hat, das obwohl er eine passabel dicke Haut hätte. Kalte Füße sind auch nicht Seines. Dass er dann noch ziemliche Ansprüche an die Lage stellt, passt da gut ins Bild.

Einem Herrn Franz Hietl ist es zu danken: Im Neunzehnhundertsechzehner Jahr war zur Weinblütezeit ein recht ein Sauwetter. Da hat Herr Hietl bemerkt, dass ein Stock trotzdem einen Traubenbehang gehabt hat. Den hat er mit wissenschaftlicher Assistenz recht mühsam weiter selektioniert. Danach hat sich dann der Vater von Sepp Mantler Verdienste um die Verbreitung des Hietl-Veltiners gemacht.

Das Vorleben des Roten Veltiners liegt weitgehend im Dunkeln. Neuburger, Zierfandler und Rotgipfler gelten als seine Kinder. Mit dem Grünen Veltiner ist er nicht verwandt.

Die Trauben sind dichtbeerig. Das macht ihn nicht unkomplizierter. Reifen tut er später, heute auf gar keinen Fall ein Nachteil. Der Ertrag ist unsicher, was in Anbetracht der oben aufgeführten Kapriziositäten kaum verwunderlich ist. Die Geisterfahrer, heute nennt man die „Kommunikationsprofis“, in einer staatstragenden Partei würden ihm vermutlich Prinzessinnenhaftigkeit nachsagen. Löss mag er, tiefe Lagen nicht.

Quantitativ tendiert der Rote Veltliner zu Übertreibungen. Wird er von der sichtbaren Hand des Weinbaummeisters nicht gebremst, kommt nichts Gutes heraus. In dieser Hinsicht verhält sich der Rote Veltiner gerade so wie der Wohnungsmarkt, die Raumordnung und der Verkehr. Nimmt der Winzer seiner Aufgabe ernst und reguliert und kontrolliert, dann sind Würze, Haselnussaromen, Frische und Langlebigkeit die Folge.

Da denkt der Rudl an Altesse. Ein paar der fast zahllosen Namen für den Roten Veltliner sind Rebolina, Ryvola Crvena und Weißholzige Ribula Maucnjk.

Darum ergänzt der Rudl die vier Jahrgänge Roten Veltiner vom Mantlerhof durch eine Altesse von Dupasquier, einen Zierfandler von Friedrich Kuczera, einen Neuburger vom Mantlerhof und einen Ribolla von Josko Gravner.

Mantlerhof

Sepp Mantler ist einer der Weinbauern, deren Weine der Rudl gleich einmal entdeckt hat, als er begonnen hat, sich näher mit Wein zu beschäftigen. Das war Anfang der Neunziger Jahre. Und das war damals nicht einmal der berühmte Grüne Veltliner Spiegel 1986, sondern vor allem der Riesling Wieland. Irgendwo hat der Rudl bei seinem ersten Besuch am Mantlerhof gemerkt, dass er dieses Haus nicht nur mit viel gutem Wein, sondern auch ein Eck gscheiter verlässt, als er vorher gewesen ist. Wenn Sie so wollen, ist das so etwas wie eine Konstante in der Weinbegeisterung vom Rudl.

Roter Veltiner Reisenthal 2006

Ein heißer Jahrgang, schon während der Blüte. Das kann das Ankeimen der Pollen verhindern. Verrieselung. Direkt erwünscht ist die nicht. Als Kollateralnutzen kann aber erhöhte Lockerheit in der Traube die Folge sein.

Heiß ist es dann weiter gegangen. Bis in den Herbst hinein. Medium steht am Etikett. Ganz trocken ist der Zweitausendsechser damals nicht gewesen. Der Rudl ist schon neugierig, inwiefern das eingebunden ist. Bedauerlicherweise ist es dem Rudl seine allerletzte Flasche.

Roter Veltiner Reisenthal 2008

Über den Jahrgang haben sie gejammert wie über den Zweitausendzehner. Für Caviste Rudolf ist 2008 ein herausragender Jahrgang. Frische, Charakter und Eleganz in perfekter Kombination.

Roter Veltiner Reisenthal 2013

Wenn es nach Rudolf Polifka geht, ein idealer Jahrgang, auch wenn der Sommer extrem heiß gewesen ist. Die meisten guten Weine dieses Jahrgangs sind ziemlich sicher noch nicht am Zenit.

Roter Veltiner Reisenthal 2014

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das sogar gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden. Die guten werden sicher noch ein Zeitl brauchen. Die anderen sollten schon getrunken oder einer anderen Verwendung zugeführt sein.

  • Roter Veltliner Reisenthal 2014, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4/6)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2013, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2008, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2006, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Zierfandler 2016, Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion (2,50/4)
  • Neuburger 2015, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstaler (2,50/4)
  • Roussette de Savoie 2013, Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Ribolla 2005, Gravner, IGT Venezia Giulia, Italien (9/14)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

am Mittwoch, den 4. Oktober und am Freitag, den 6. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Caviste Rudolf freut sich, es endlich geschafft zu haben, wieder einen Wein von Josef Salomon ins Sortiment zu befördern. Da er co-zweimäßig auf kleinem Fuß und also bis Staatz mit der Eisenbahn unterwegs gewesen ist, gibt es derweil einmal nur den trockenen Gemischten Satz 2016.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 11. und 13. Oktober:

voraussichtlich nothing else but Chardonnay

Herr Rudolf wünscht einen guten Appetit!

 

Viecher und Verstand. Eine Hirschkäfer Vertikale von Andreas Tscheppe

Der Rudl hat sich nie besonders intensiv für die Fauna interessiert, jedenfalls nicht annähernd so wie für die Flora. Da ist ihm der Abel viel näher als der Kain. Und noch näher ist ihm der Franziskus. Trotzdem findet es der Rudl bemerkenswert, dass manchen Tieren bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, manchen sogar bestimmte Stufen von Geist, einem Fuchs etwa viel mehr als einem Hirschen. Gilt der eine als schlau, wird dem anderen eine Mischung aus Plempelhaftigkeit und Blödheit zugeschrieben. Dabei erscheinen dem Rudl die Ähnlichkeiten von Hirschen im Wald und blöden Zeitgenossinnen und Zeitgenossen nicht gerade als frappant. Ist der Hirsch als Rotwild im Wald scheu und immer seltener anzutreffen, so scheint die Population der Hirschen etwa im Bildungs- und Erziehungswesen mit atemberaubender Geschwindigkeit zuzunehmen. Und sie werden nicht nur immer mehr, sondern vor allem auch immer lauter. Wo soll da ein Tertium comparationis vorliegen?

Warum sie gerade das Bildungswesen als ihr Biotop auserkoren haben, das weiß der Rudl nicht. Aber er stellt es täglich fest. Und wer behauptet, dass im Bildungsbereich nichts weiter geht, der kennt selbiges nicht. Sie beginnen im Kindergarten, wo sie ohne Genierer flächendeckend den Kindern in kulinarischer Form das vorsetzen, was sie auf der Wiener Wiesn in akustischer Form hören und mit Steuergeld in angeblich journalistischer Form inserierend durchfüttern. Aber sie intervenieren, wenn Eltern ihren Kindern im Kindergarten zum Geburtstag einen selber gebackenen Kuchen und keinen eingeschweißt erstickten mitgeben. Gerade so wie es ihnen ja auch ein Anliegen ist, dass der Rudl nur vekuumierte Würstel feil bietet. Da schauen sie hin. Mit Leidenschaft. Wenn es irgendwo wirkliche Probleme gibt, schauen sie chronisch weg und leiern ihr „Alles gut!“-Mantra.

Der Hirschkäfer hat sich bis jetzt erfolgreich aus den Veränderungen in den Rotwild- und Großstadtrevieren herausgehalten. Damit hat Andreas Tscheppe nichts zu tun, aber er ehrt den Hirschkäfer auf einem Weinetikett.

Und weil der Rudl seit kurzer Zeit eine ganz kleine Menge Hirschkäfer 2015 im Sortiment hat, freut er sich darob nicht nur, sondern würdigt die Verdienste von Andreas Tscheppe, dem Hirschkäfer und dem Hirsch im Wald gerade so, wie er sich über die Narren als Bildungsexperten lustig macht. Anders hält die der Rudl ja sowieso nicht mehr aus.

 

Andreas Tscheppe, Burgweinbau Riegersburg und Weingut in Glanz

 

Andreas Tscheppe ist dem Rudl zum ersten Mal 2005 oder 2006 aufgefallen. Herr Rudolf hat damals gerne Weinverkostung im Museumsquartier besucht. Und da war eine Steiermarkweinverkostung, wo es dem Rudl so richtig vergangen ist, bis er irgendwann nach acht Uhr eher schon kapitulierend beim Tisch von Andreas Tscheppe gestanden ist und einen Sauvignon 2004 von der Riegersburg getrunken hat. Den hat er sich gemerkt.

Bald darauf ist der Rudl auf den Weinbauernhof von Andreas Tscheppe aufgekreuzt. Von dort wurde er dann quasi forgewardet auf den Schlossberg zu Sepp Muster.

 

Hirschkäfer

 

Beim Hirschkäfer handelt es sich um einen maischevergorenen Sauvignon, der einen Winter in einem vergrabenen Fassl geschlafen hat. Bis inclusive 2005 ist dieser Sauvignon Blanc auf dem Basaltkegel der Riegersburg gewachsen. Und, schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist auch wieder so etwas: Da hat ein begnadeter Weinbauer seine ökologische Verantwortung wahrgenommen, die Abhänge der Riegersburg 1989 mit Sauvignon, Weißburgunder und Ruländer aufgeforstet und biodynamisch bewirtschaftet. Und dann weigert man sich, ihm den Pachtvertrag zu verlängern. Für ein paar aufgelassene Weingärten in Leutschach war das ein Glücksfall.

 

2005

 

Ausreichende Wasservorsorge im Winter, Frostschäden im Februar und im März. Sonst kaum Abnormitäten. Ideale Witterung für Wein. Der letzte Hirschkäfer von der Riegersburg.

 

2006

 

Abgesehen vom Frostalarm zu Junibeginn wärmer als sonst, im Juli regelrecht heiß. Immer wieder Hagel. Viele steirische Zweitausendsechser sind dem Rudl zu wuchtig. Nicht alle, dazu noch in diesem Jahr mehr.

 

2007

 

Wenig Schnee. Bis Juli musste man einen Jahrgang wie Zweitausenddrei befürchten. Im August hat es dann wenigstens in den Nächten abgekühlt. Das hat die Aromen vermutlich gerettet. Bedauerlichwerweise war damals gerade der Höhepunkt der Cloudy Bay Tastealike-Wettbewerbe. Schade um den großartigen Jahrgang.

 

2012

 

Zuerst eine Karikatur von einem Winter, dann im Februar ein Zapfen, dass es einem die Sturmhaube an die Federn frieren lässt. Herr Rudolf kann sich gut daran erinnern. Er hat damals im Februar die Gassen von Fünf- und Sechshaus auf der Suche nach einem idealen Geschäftslokal durchstreift. Zu Ostern und im Mai auch noch einmal ein bissl kälter. Der Sommer war dann umso wärmer. Drei Wochen hat der Reifevorsprung im warmen September bereits betragen. Zumindest ein bissl mehr Säure als im Jahr davor.

 

2015

 

Die Weinjahränge 2013 und 2014 haben es dem Rudl angetan. Viele Weinbaumeister sind weniger begeistert, was mit einem Mangel an Menge, nicht einem an Qualität zu tun hat. Drum freut sich der Caviste, dass 2015 Menge und Qualität gepasst haben. Was dann 2016 und in manchen Gegenden Frankreichs vor allem 2017 mengenmäßig auf die Weinbauern zukommen würde, das hat 2015 eh noch niemand geahnt. Wahrscheinlich zum Glück.

 

  • Hirschkäfer 2005, Andreas Tscheppe, Riegersburg, Steirerland (10/15)
  • Hirschkäfer 2006, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8,50/13)
  • Hirschkäfer 2007, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8,50/13)
  • Hirschkäfer 2012, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (8/12)
  • Hirschkäfer 2015, Andreas Tscheppe, Glanz, Steirerland (7/11)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

… aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

 

am Mittwoch, den 27. September und am Freitag, den 29. September

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

 

Hinweis eins

 

Abgesehen vom Zweitausendfuchzehner sind das alles Einzelflaschen. Das bedeutet, dass es der Rudl nicht gut abschätzen kann, wie es vor allem am Freitag mit der Disponibilität ausschaut. Wenn Sie sicher gehen wollen, ob es einen bestimmten Jahrgang vor allem am Freitag noch gibt, dann können Sie dem Rudl gerne eine entsprechende Nachricht auf der Box hinterlassen (0699 1923 3008). Herr Rudolf ruft Sie nach Möglichkeit zurück.

 

Hinweis zwei

 

Zurück zu den Hirschen: Weil ja auch immer wieder behauptet wird, das mit dem Wertlegen auf gutes Essen sei versnobbt und ein Privileg für Reiche. Nein, nein und noch einmal nein. Gutes Essen ist eine Frage von Aufmerksamkeit, und weit weniger eine von Geld. Und das ist nicht zynisch. Nicht selten kostet die Industrienahrung letztendlich gleich viel, wenn nicht sogar mehr. Aber wenn man halt meint, man müsse mit dem SUV-Schüsserl direkt bis ins Einkaufswagerl kutschieren, im Schnäppchen-Tempel sein Nimmdreizahlzweiopfer darbringen, dann wieder mit der Kraxn möglichst bis ins Wohnzimmer fahren und nur ja keinen Schritt und keine Minute zuviel in die Essensbeschaffung investieren – gustieren kann man dann ja immer noch beim Autokauf -, dann hat man zuerst den Kühlschrank voll mit Industriedreck und ein paar Tage später die Mülltonne.

„Du musst aber viel Zeit haben“, heißt es dann ganz gerne. 24 Stunden halt. Was mit der vielen Zeit, die beim Onlineshopping oder beim Sammeleinkauf im Gewerbegebiet beim Kreisverkehr eingespart worden ist, angefangen wird, das erfährt der Rudl nicht. Aber er hat eine Befürchtung, wenn er sich Postings in unsozialen Netzwerken anschaut.

Die Rudl liebt es, für einen gscheiten Käse oder ein fair gehandeltes Produkt mit der U-Bahn quer durch die Stadt zu fahren. Nicht dass es ihm nicht manchmal mühsam wäre. Aber wert ist es ihm auf alle Fälle.

Drum hat sich der Rudl vorgenommen, ab jetzt in unregelmäßigen Abständen anzudeuten, dass etwas Gutes zum Essen meistens weder teuer noch kompliziert herzustellen ist, diese Woche mit einem Kilo Brot aus der Stiftsbäckerei von Sankt Peter in Salzburg und Topfen. Das Brot ist vom vergangenen Samstag. Und es ist ein Hinweis darauf, dass Brot nicht ein Gefängnis für Luft ist.

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 4. und 6. Oktober:

voraussichtlich eine Rote Veltliner Vertikale von Sepp Mantler

 

Herr Rudolf wünscht einen guten Appetit!

 

Terroirs und Täler. Bisher in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils nicht kredenzte Altesses – Freitag, 22. September geschlossen

Eines der liebsten Spielzeuge waren dem Rudl seinerzeit als Kind Pfeil und Bogen. Er hat nämlich gerne gebastelt. Dabei ist er weder durch ein Übermaß an Geduld und also Genauigkeit, noch durch besonderes Geschick aufgefallen. Ein Maipfeiferl, mit dem man pfeifen kann, hat Monsieur Rudolf bis heute nicht zusammen gebracht. Darum hat er seine handwerklichen Ambitionen in Gestalt weniger komplexer Werkstücke ausgelebt. Pfeil und Bogen zum Beispiel. Das war nicht gar so schwierig, ein Erfolgserlebnis quasi angesagt. Mit einem zweiten konnte gerechnet werden, weil das Gerät nicht so selten auch seiner Bestimmung nachgekommen ist. Im Pappendeckel sind die Pfeile sogar stecken geblieben. Eine allzu lange Funktionstüchtigkeit war den Bögen aber selten beschieden. Der Rudl hat dazu geneigt, den Bogen zu überspannen. Und das tut er heute noch. Aber das ist wurscht. Meistens.

So legt Caviste Rudolf in seiner Begeisterung für die Weine Savoyens jetzt noch einmal nach und lässt die sieben prinzipiellen Terroirs der Weinbauregion Savoyen sprechen. Alle mit hoheitlicher Stimme. Altesse! Dann wird ein Zeitl eine Ruhe sein, mit Savoyen.

Ein Gutteil der zu kredenzenden Altesses stammt aus dem Jahrgang 2014, ein Jahrgang, der in Österreich womöglich zu Unrecht einen nicht so guten Ruf genießt. In Savoyen war das Wetter 2014 so ähnlich wie in Österreich. In Unterschied zu Österreich gilt Zweitausendvierzehn dort als Jahrgang besonders vielversprechender Weine. Das kann an der Robustheit der Rebsorten Savoyens liegen. Es kann an unterschiedlichen Trinkgewohnheiten liegen. Auch an beidem kann es liegen.

Die sieben Flascherl Altesse stammen aus sieben der acht Weinecken Savoyens. Eine Herausforderung ist dem Rudl nicht so schnell zu groß. Drum repräsentieren sieben Altesses, die der Rudl noch überhaupt gar nicht oder zumindest nicht im entsprechenden Jahrgang offeriert hat, die sieben Täler, präziser sieben Talseiten. Ein sinnvolles Terroir ist in Savoyen fast immer ein Hang. Und ein Hang ist ein Tal. Das hat mit dieser Erosion zu tun.

 

Vallée de l’Arve – Terroir du Mont Blanc

 

Fährt man zum Mont Blanc Tunnel, biegt man in Annemasse in das Tal der Arve ab. Die südlich ausgerichteten Hänge des Chablais bestehen aus Kalkgeröll. Das ist in Savoyen für ein Terroir nicht ganz extravagant. Eine geologische Besonderheit stellt die Lage „Le Feu“ in Ayse dar. Dort ist der Eisengehalt im Boden äußerst hoch. Drum sind die Steine dort auch sehr rot. In ampelographischer Hinsicht fällt das Tal der Arve aus dem Rahmen. Gringet, zu dem sie im Jura „Savagnin“ sagen, ist in Savoyen nur hier als Traube für Weine der Appellation AOP Vin de Savoie genehmigt. Neben Gringet gibt es auch Mondeuse und Altesse. Letzterer heißt bei Dominique Belluard „Grandes Jorasses“. Von dem macht Meister Belluard nicht viel. Drum hat ihn Herr Rudolf auch nicht im Sortiment. Eine Flasche vom Vierzehner macht er diese Woche aber auf.

Altesse Grandes Jorasses“ 2014, Dominique Belluard, Ayse, AOP Roussette de Savoie

 

 

Vallée de l’Isère, oberhalb von Albertville, Beaufortain

 

Monsieur Belluard bezeichnet den von Michel Grisard und Brice Omont Ende der Neunziger Jahre wieder angelegten Weinberg von Cevins als „peut-être le terroir le plus magnifique de Savoie“. Über die Schiefer Terrassen dort hat Ihnen der Rudl schon das eine oder andere erzählt. Der Quartz, reinsortige Altesse, ist auch schon offen gewesen, aber der 2015er Quartz noch nicht.

Quartz 2015, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges

 

Combe de Savoie, linkes Isère Ufer, Abhang der Chartreuse

 

Dort arbeiten die Giachino Brüder. Von deren Altesse hat es beim Rudl sogar schon eine Vertikale gegeben. Es gibt dort aber auch noch Herrn Masson. Der arbeitet auch auf Kalkgeröll. Das hat der Rudl schon gekannt. Monsieur lui-même hat er erst heuer kennengelernt.

Altesse 2016, Jean-Claude Masson, Apremont, AOP Roussette de Savoie

 

Combe de Savoie, rechtes Isère Ufer, Abhang der Bauges

 

Gilles Berlioz bildet gerne Frauen auf seinen Weinetiketten ab. Das ist heute nicht so besonders. Aber nur einen nackerten Frauenpopo oder ein Höschen auf das Flascherl zu picken, ist Monsieur Berlioz zu billig. Die Etiketten seines „Les Filles“ sind Kunstwerke. Auch seine Altesse „El Hem“ wird als Hoheit noch einmal gehoben durch eine Frauendarstellung, vielleicht der Unterschied zwischen Naturwein und Kulturwein. Zum ersten Mal glasweise beim Rudl.

Altesse El Hem“ 2015, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), Chignin, AOP Roussette de Savoie

 

Montagne du Chat, ganz, ganz oberes Rhône-Tal

 

Der Lieblingsberg von Richie Porte wird der Dent du Chat möglicherweise nicht mehr werden. Vielleicht aber schon, weil man sich bei so einem Sturz auch mehr wehtun kann.

Der Rudl hat heuer dort in der Einschicht eine Woche Urlaub gemacht und zum ersten Mal eine Kirchenglocke, die auch in der Nacht jede volle Stunde zweimal die Stunde annonciert, gehört. Das war die Kirche von Jongieux, wo die Dupasquiers wohnen. Deren Weine schätzt Caviste Rudolf überaus. Darum hat er sie auch immer wieder offen, zuhause gerade so als wie im Geschäft. Diese Woche möchte Herr Rudolf trotzdem den kleineren Bruder des Crus Marestel in den Vordergrund stellen. Roussette de Savoie, Cru Monthoux

Altesse Reserve Confidentielle Cru Monthoux 2014, Million Rousseau, Monthoux, AOP Roussette de Savoie

 

Chautagne, noch viel obereres Rhône-Tal

 

Wenn Sie dem Rudl im Uhrzeigersinn folgen möchten – Sie können das auf der Landkarte vor dem geistigen Auge oder im Boot auf dem Canal de Savières von der Rhône in den Lac du Bourget tun – kommen Sie jetzt zu Monsieur Moustache. Über den hat der Rudl auch schon viel geschrieben. Längst noch nicht alles, aber jetzt ist gerade nicht genug Zeit.

Geologische Besonderheit der Chautagne ist der Sandstein, aber kein Loess, sondern angeschwemmter Sand, außen weich, innen pickelhart. Auch sehr hoher Kalkanteil.

Altesse Cellier des Pauvres 2015, Jacques Maillet, Chautagne, AOP Roussette de Savoie

 

Seyssel, und noch weiter die Rhône hinauf

 

Eine der beiden Ortsappellationen der Weinbauregion Savoyen. Abgesehen George Siegenthalers Domaine de Vens-le-Haut dürfte die ähnlich wie die andere, Crépy, vorwiegend von ihrer Vergangenheit leben.

Altesse 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOP Seyssel

 

Frangy – Vallée des Usses

 

Altesse Cuvée du Pépé Vieilles Vignes, Cru Frangy 2014, Bruno Lupin, Frangy, AOP Roussette de Savoie

 

Noch weiter die Rhône hinauf kommen Sie dann in den Genfer See. Darum ist das Südufer desselben gewissermaßen auch ein Tal. Man wäre hier jetzt wieder beim Chablais Gebirge, nur halt an der nördlichen Seite davon. Der Genfer See ist im Prinzip ja so etwas wie das von einer Schlange verschlungene, aber nicht verdaute Kaninchen, von der Form her. Aber das ist in diesem Zusammenhang eh irrelevant, weil es dort keine Altesse gibt.

 

  • Altesse „Grandes Jorasses“ 2014, Dominique Belluard, Ayse, AOP Roussette de Savvoie (6/9)
  • Quartz 2015, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (11/17)
  • Altesse 2016, Jean-Claude Masson, Apremont, AOP Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Altesse „El Hem“ 2015, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), Chignin, AOP Roussette de Savoie (6/9)
  • Altesse Reserve Confidentielle Cru Monthoux, Rousseau, Monthoux, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Altesse 2015, Jacques Maillet, Chautagne, AOP Roussette de Savoie (5/8)
  • Altesse Cuvée du Pépé Vieilles Vignes, Cru Frangy 2014, Bruno Lupin, Frangy, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Altesse 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOP Seyssel (3/5)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

… diese Weine, aber nicht ausschließlich diese kredenzt Caviste Rudolf glasweise

am Mittwoch, den 20. September

von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

… und noch eine Deklaration in eigener Sache

 

Der Rudl fühlt sich betrogen. Er hat seinerzeit vor mittlerweile exact zwanzig Jahren dem Bundesland Salzburg den Rücken gekehrt, um in Wien als Schulmeister tätig zu sein. Er hat also damals im Vergleich zu Schulmeistern in Wien eine Woche später mit den Ferien begonnen und diese dann gleichzeitig mit letzteren beendet. Manchmal kommt dem Rudl heute, nach zwanzig Jahren noch vor, dass das nachwirkt. Das Ende des Schuljahres erwischt ihn regelmäßig auf dem falschen Fuß, das Ende der Ferien detto.

Das Ganze ließe sich freilich einfach ausgleichen, indem der Rudl den Mittelpunkt seiner Lebensinteressen wieder nach Salzburg zurück verlegen würde. Daran denkt er nicht. Er wird der geschilderten Problematik jedoch dahingehend Rechnung tragen, dass er heuer zum Tag des Salzburger Landespatrons nach Salzburg fahren und dort nicht nur auf den Ruperti Kirtag gehen, sondern auch die Zuge des Reindorfgassenfestes epuisierten Kisten Bräustübl Märzen aus Salzburg Mülln wieder auffüllen wird. Darum bleibt sein Weinkaufsgeschäft am Freitag, den 22. September ausnahmsweise geschlossen.

Dafür wird Monsieur Rudolf heuer am sogenannten Leopolditag, am Mittwoch, den 15. November im Unterschied zu den anderen Bildungseinrichtungen der Stadt Wien offen halten.

Herr Rudolf hat die Ehre!

Vom Granit über den Gassenpflasterstein zum Reindorfgassenfest. Cuvée du Papy aus dem Hause Bernard Faurie

Im richtigen Leben dem stringenten Gedankengang durchaus nicht abgeneigt, schätzt es Monsieur Rudolf überaus, an dieser Stelle gegen sämtliche Gesetze von Logik und Nachvollziehbarkeit verstoßen zu können.

Darum erlaubt er sich, quasi als Prolog zum Reindorfgassenfest einen Wein vorzustellen, den es quasi außer Konkurrenz ab Mittwoch auch im Sortiment geben wird, möglichwerweise aber nicht allzu lange, weil der Rudl nur sechs Flaschen davon hat. Der Wein wächst auf Granit, wenn Sie so wollen stellt er das akurate Gegenstück zum Fundament der Kreuzung Reindorfgasse – Oelweingasse vor der Auslage vom Rudl seinem Geschäft dar. Das befindet sich unter Pflastersteinen aus Granit.

Missons impossibles

Was den Rudl auch reizt, sind Missions impossibles, beim Wein ganz besonders. Da gibt es ein paar Weinbaumeister, die den Besucher nicht unbedingt offensiv anlocken wollen. Vincent Dauvissat ist einer von ihnen, der Fils von Charles Trosset ein anderer, Jean-Claude Masson ein dritter, Edmond Vatan und Enzo Pontoni wieder andere, früher war auch Josko Gravner so einer. Die angebliche Aussichtslosigkeit in Kombination mit irgendwo gelesenen, viel-, aber nichts Absurdes versprechenden Weinen ist es immer wieder, die Caviste Rudolf herausfordert, vor allem in Gegenden, zu deren Weinen er keinen Zugang gefunden hat.

Vor seinem Besuch an der nördlichen Rhône hat der Graf dem Rudl sozusagen den Floh von Bernard Faurie ins Ohr gesetzt. Dafür bedankt sich der Rudl auf diesem Weg recht sakrisch. Kleiner Betrieb, ein Tüftler, Weine, die man kaum bekommt, schon gar nicht den Weißen. Ein müdes Lächeln in Kombination mit einem „C’est très rare“ hat der Rudl in jeder außer einer Vinothek geerntet, wenn er nach dem Hermitage Blanc von Bernard Faurie gefragt hat.

Homepage hat Meister Faurie keine, wobei das im vergleichsweise weit weniger digitalisierungsunterwürfigen Frankreich nicht so ungewöhnlich ist, wie es das in Österreich wäre. E-Mail-Adresse gibt es auch keine, dafür ein Telefon, das aber keiner abzuheben scheint. Bleibt nur mehr das Hinfahren, respektive -gehen, denn der Zufall will es, dass Monsieur Faurie gleich um ein paar Ecken vom Rudl seinem Chambre d’Hôte in Tournon-sur-Rhône am Fuße von Saint Joseph wohnt. Außer sechs Buchstaben auf dem Glockentaferl weist nichts darauf hin, dass man auf 27, Avenue Hélène de Tournon bei der grauen, präziser weißen Eminenz von Hermitage richtig ist. Hätte der Fils den Rudl nicht begleitet und vor allem Herr Faurie nicht gerade den wilden Wein auf seiner Hausmauer gestutzt, dann wären alle Bemühungen vermutlich für die Haare gewesen. So aber wird der kleine Bub mit dem großen Spinner an der Hand vom Weinmeister in den Garten gebeten und freundlich begrüßt. Dann setzt Letzterer seinen Rebschnitt in einer von einem Hubstapler gehobenen Flaschenbox sehr zur Beeindruckung des Fils fort. Eine Dame erscheint und eröffnet dem Rudl, dass er ein Flascherl Hermitage erwerben könne, einen roten. Weißen gebe es keinen mehr. Aber ein Vin de France sei da noch disponibel. Auf dem steht Héritiers Faurie Marc, vinifizieren tut ihn der Meister selber, hundert Percent Syrah, hundert Percent Granit, eher für die Kundschaft vor Ort, sollten später Recherchen vom Rudl ergeben. Auf wine-searcher.com findet sich der rote Cuvée du Papy nicht. Von dem bekommt Monsieur Polifka einen Sechser Karton. Und von diesem wiederum öffnet der Rudl am Mittwoch eine Flasche zum Zwecke der glasweisen Kredenzung und offeriert drei oder vier weitere zum Erwerb.

Der Wein stammt von Syrah Rebstöcken aus den Fünfziger Jahren in Mauves. Granit, Ganztraubenpressung, gebrauchte Zweihundertachtundzwanzigliterfässer, Schönung – nein. Filtrierung – ja. Schwarze Kirsche, Lakritze, dunkel – Syrah.

Darüber hinaus interessiert sich Monsieur Rudolf für verwandtschafltiche Relationen. Darum stellt er dem Syrah aus dem Hause Faurie eine Mondeuse

von Dupasquier gegenüber, gilt Mondeuse doch als Tochter des Syrah. Diese beiden und etliche andere Weine wird es diese Woche aber ausschließlich am Mittwoch glasweise geben.

Für das Reindorfgassenfest selber, am Freitag, den 15. und Samstag, den 16. September, ersucht der Rudl dann wie vergangenes Jahr um Verständnis dafür, dass er da wieder ausschließlich Flaschen, mit Bier oder Wein gefüllt, offeriert. Eine glasweise Ausschank ist ihm im Rahmen seines Kaufgeschäfts in Anbetracht der zahlreichen Gäste beim Reindorfgassenfest leider nicht möglich. Da käme es auch aufgrund der Belegerteilungspflicht zu signifikanteren Wartenzeiten, zu getrübter Stimmung bei Gast und Gastgeber, keiner könnte was dafür und keiner hätte was davon.

Darum gibt es auch heuer beim Reindorfgassenfest wieder ausgewählte gekühlte Weine in Flaschen zum Mitnahmepreis plus einem Zuschlag von fünf Euro, zur Konsumation vor Ort im Geschäft oder auf der Gasse. Gegen ein Pfand von fünf Euro pro Glas bietet Herr Rudolf auch wieder Weingläser an.

Dabei wird es folgende Weine gekühlt, beziehungsweise kellertemperiert geben.

Will man die Reindorfgassenfestweine glasweise trinken, muss man am Mittwoch davor (13. September) beim Rudl aufkreuzen. Da schenkt er sie aus.

Mittoch, 13. September:

  • Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin den France (4/6)
  • Mondeuse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (2/3)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (2,50/4)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Perles d’Aimavigne Brut, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Gamay 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria, Irouléguy, Sud Ouest (4/6)

und ein paar andere Weine auch …

(in Klammern zuerst der Preis für das halbe Glas, dann der für das ganze)

Freitag und Samstag im Rahmen des Reindorfgassenfests:

  • Rosé 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (Flasche: 9 plus 5 Euro)
  • Jacquère 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (10 plus 5)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (12,50 plus 5)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (26 plus 5)
  • Perles d’Aimavigne Brut, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (15 plus 5)
  • Gamay 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (12,50 plus 5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (14 plus 5)
  • Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria, Irouléguy, Sud Ouest (16 plus 5)

Selbstverständlich gibt es auch wieder ein Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln in Flaschen.

Sollten Sie ein anderes Weinflascherl bevorzugen, dann ersucht Sie Caviste Rudolf einen Tag vorher um ein entsprechendes Mail an info@wein-polifka.at oder ein sms an 0699/1923 3008, damit er für eine adaequate Temperatur Sorge tragen kann.

Den Syrah – Mondeuse Vergleich und die Reindorfgassenfestweine können Sie glasweise

am Mittwoch, den 13. September

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

durchführen.

Im Rahmen des Reindorfgassenfests hat der Rudl

am Freitag, den 15. September und am Samstag, den 16. September

jeweils von 16 bis 23 (!) Uhr

seine Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils in der Reindorfgasse 22

geöffnet.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau vor allem auf den 20. und 22. September

Die verschiedenen Terroirs von Savoyen

Herr Rudolf grüßt festlich und feierlich mit Feuer!

Rebsorten Savoyens und ein bissl Hochsavoyens

Dem Rudl seine Studien- und Dienstreise hat ihn dieses Jahr auch zu außersavoyardischen Appellationen geführt, nach Saint Joseph an die nördliche Rhône, ja bis nach Hermitage hinauf, nach Condrieu und auch in den Elsass. Seither ist der Rudl noch überzeugter. Von den Weinen Savoyens.

So ähnlich wie vor ein paar Jahren in Chassagne hat den Monsieur Rudolf auch an der nördlichen Rhône und im Elsass der Verdacht beschlichen, dass der nicht gerade kolossale Bekanntheitsgrad savoyardischer Weine auf deren Menge, aber ganz sicher nicht auf deren Qualität zurückzuführen ist. Das trifft auf die Duchschnittsweine, noch viel mehr auf die besonders guten Weine und am allermeisten sicher auf die besonders guten biologischen und biodynamischen Weine zu.

Und wenn dann bei der Beschreibung von so einem Hermitage Blanc „quasi-absence d’acidité“ steht, was so viel heißt wie, dass der Wein mit nahezu keiner Säure antanzt, dann weiß der Rudl nicht, warum das so ist. Dass ein Wein ohne Säure, mit viel Holz und noch mehr Alkohol ein besonders grandioses Getränk sein soll, das mag sich ihm halt nicht und nicht erschließen.

Erschlossen hat sich dem Rudl einiges bei Jean-Luis Masson und dem mittlerweile auch schon wieder emeritierten Buben von Monsieur Charles, aber nicht dem Ritter aus Stockerau, sondern dem Weinbaumeister Trosset aus Arbin im Combe de Savoie. Und vor einem Glas Zweitausendsiebener Le Feu von Belluard oder einer Flasche Monfarina von Giachino verlässt den Rudl dann der allerletzte Zweifel bezüglich dessen, was er an einem Wein schätzt. Ein Batzen Alkohol ist es auf alle Fälle genauso wenig wie penetrante Röstaromen oder Säure auf der Flucht.

Der Beginn des neuen Semesters steht bei Caviste Rudolf Polifka im Zeichen der französischen Alpen, zuerst einmal der Rebsorten Savoyens, dann kommt das Reindorfgassenfest, wo es nur flaschenweise Wein zu ertstehen geben wird und danach geht es aller Voraussicht nach grundlegend geologisch weiter.

Chasselas

Clos de Pont 2012, Samuel Delalex, Marin, AOP Vin de Savoie

Gringet

Les Perles du Mont Blamnc, Dominique Belluard, Ayse

Molette

Molette 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOC Seyssel

Molette gibt es, soweit der Rudl weiß, ausschließlich in Seyssel, einer Ortsappellation, die von der Rhône auf zwei Departements, Ain und Savoie aufgespalten wird und ähnlich wie die andere Ortsappellation der Region Crépy schon ein Zeitl hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Die frühere Biochemieprofessor an der Universität Genf, Georges Siegenthaler, hat dort ein biologisches Weingut gegründet und baut im Unterschied zu vielen anderen Kollegen, die Molette im Schaumwein mit Altesse koalieren lassen, reinsortig als Stillwein aus. Bei der Rebsorte handelt es sich um eine Kreuzung aus no-na Heunisch und Gringet.

Mondeuse Blanche

Nahezu nicht mehr existent. Dupasquier haben sie neu ausgepflanzt und füllen sie reinsortig ab, Michel Grisard und Brice Omont davor schon, dort ist sie aber zehnpercentiger Bestandteil des Schiste.

Mavoisie

Epizentrum des Anbaus von Malvasier, den sie in Frankreich auf „Malvoisie“ eingefranzösischt und bei uns früher gelegentlich „Malväsa“ genannt haben, wird Savoyen aller Voraussicht nach nicht mehr. Da müssen Sie schon zum Professor Čotar nach Komen fahren. Aber Schiste von Brice Omont besteht aus einem Fünftel Malvoisie. Viel mehr scheint es in Savoyen davon nicht zu geben.

Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges – dem Rudl seiner Meinung nach zumindest in den ersten zehn Jahren der vielleicht sogar spektakulärere kleine Bruder vom Quartz

Jacquère

Dazu gibt es zwei Namen: Giachino und Masson. Zum zweiten bald schon ausführlicher.

Apremont 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie

Altesse

Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Chardonnay

Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Roussanne

In Savoyen heißen sie die Chignin-Bergeron, weil die Guten von ihr an eine bestimmte Marillensorte erinnern, aber ziemlich sicher nicht an Mariandl.

Ob sie ursprünglich an der nördlichen Rhône daheim gewesen und von dort in den Combe de Savoie hinüber geraten ist oder umgekehrt, ist Gegenstand von Diskussionen. Wo sie lebendiger gemeistert wird, können Sie irgendwann auch einmal beim Rudl studieren.

Sehr geringe Erträge und eine prekär späte Reife dürften ein Grund für das Schrumpfen der sowieso homöopathischen Dimensionen mit Roussanne bestockter Rebfläche in Savoyen sein. Die relativ hohen Preise des Chignin-Bergeron könnten auch eine Rolle spielen. Monsieur Rudolfs Erklärung ist, dass die zweitausend Hektar kleine Weinbauregion Savoyen mit Jacquère und Altesse zwei ausgesprochen kompetente Rebsorten hat und andere Rebsorten dort nicht gerade dringend abgehen.

Die Kalkkieselböden bei Chignin scheinen es der Roussanne trotzdem angetan zu haben. Kleine, zylindrische Trauben, kurzer Stiel, kugelförmige Beeren und ein goldgelber Teint mit rostbraunen Einsprengseln. Zucker vermag sie viel einzulagern, entsprechend solide können die Alkoholwerte der aus ihr gekelterten Weine ausfallen. Haselnuss- und Weißdornaromen sind nicht ungewöhnlich. Eine lange Lagerfähigkeit angeblich auch, vermutlich aber nur, wenn die Säure passt.

Chignin-Bergeron „Les Filles“, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), AOP Vin de Savoie

Pinot Gris

nicht als Wein für Appellation zugelassen, aber trotzdem

Pinot Gris 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Vin de France

Aligoté

Auf den hat der Rudl jetzt glatt vergessen. Oft stolpert man in Savoyen nicht über ihn. Trotzdem bittet Monsieur Rudolf um ein mildes Urteil.

Es gäbe dann noch Sauvignon Blanc bei Dominique Lucas am Genfer See. Dem verweigert die gestrenge französische Weinadministration aber die Regionsbezeichnung. Rein erkenntnistheoretisch ist sich der Rudl natürlich darüber im Klaren, dass es sich bei den Rebsorten der zur Kredenzung zu bringenden Weine nicht um die Rebsorten der Weinbauregion Savoyen, sondern um die dem Rudl bekannten Rebsorten dieser Region handelt. Aber Monsieur Rudolf fügt nicht ganz unbescheiden hinzu, dass er weinmäßig in Savoyen und Hochsavoyen schon das eine oder andere Interessante erkundet hat, was bei einer zweitausend Hektar Rebfläche umfassenden Region freilich auch wieder ein bissl einfacher ist als das etwa bei den 121.000 Hektar in Bordeaux durchzuführen wäre.

Gamay

Gamay 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie

Pinot Noir

Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Mondeuse

Da hat Maître d’École Rudolf jetzt einmal vor, die Mutter Syrah mit der Tochter Mondeuse ein bissl systematischer zu vergleichen.

Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie

Persan

Den gibt es auch fast nicht mehr. Bei den Giachinos gibt es ihn schon noch und in Cevins wächst er auch und dominiert den Améthyste zu sechzig Prozent.

Persan 2015, David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie

  • Clos de Pont 2012, Samuel Delalex, Marin, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Les Perles du Mont Blanc, Dominique Belluard, Ayse, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Molette 2013, Domaine de Vens-le-Haut, Seyssel, AOC Seyssel (3/5)
  • Schiste 2014, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (6,50/11)
  • Apremont 2015, David und Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Altesse 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (2,50/4)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“, Domaine Partagé (Gilles Berlioz), AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Pinot Gris 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Vin de France (5/8)
  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Persan 2015, David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

am Mittwoch, den 6. September und am Freitag, den 8. September

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau vor allem auf den 13. September

La Cuvée de Papy – der kleine von Bernard Faurie

Herr Rudolf grüßt Forscherinnen, Forscher und die Forschung „als solches“!