Rebsorten, Occasionen, Grant und Granit. – FENSTERFREITAG, 27. Oktober GEÖFFNET

Fünf Jahre lang hat sich der Rudl jetzt ein Verdienst erworben: Woche für Woche bietet er zahllosen Weinfreundinnen und Weinfreunden eine Gelegenheit, die Möglichkeit, in Wien formidable Weine aus ebensolchen Rebsorten zu konsumieren, nicht zu nützen. Immer wieder packen die Massen diese Gelegenheit beim Schopf, am Mittwoch und am Freitag nicht in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils zu kommen.

 

Und …

 

… wenn Sie jetzt glauben, Caviste Rudolf Polifka würde sein Geschäftsmodell deswegen ändern und fürderhin Kompromisse machen, dann muss Sie der Rudl enttäuschen. Wenn Sie in Zukunft am Mittwoch und am Freitag nicht zum Rudl kommen, werden Sie weiterhin herausragende Weine dort nicht trinken. Industriewein kommt dem Rudl keiner ins Zweiundzwanzigerhaus, Steirischer Junker und Beaujolais primeur werden datterig, stumm und derrisch, bevor sie der Rudl ausschenkt, und die coolen Weine, deren Naturaffigkeit sich in einem halblustigen Etikett, einem Wachshauberl über dem Kork oder gar nur in flüchtiger Säure erschöpft, können sich weiterhin über die Häuser hauen. Nein, nagakeine!

 

Lieblingsrebsorten

 

Altesse, Petit Manseng, Tannat, Jacquère, Pinot Gris, Zierfandler und Sankt Laurent zählen zu den allerliebsten Rebsorten vom Rudl.

 

Ohne Wenn, mit Aber

 

Weinschulrat Rudolf hat aber nicht erst einmal beteuert, sich der Ausgewogenheit verpflichtet zu fühlen. Darum trachtet er diese Woche, an Rebsorten, die nicht zu seinen allerbesten Freundinnen und Freunden zählen, ein gutes Haar zu lassen, indem er Weine kredenzt, die sich an seinem Gaumen ganz extraordinaire machen, obwohl es die Rebsorte in den Augen vom Rudl nicht unbedingt gut mit ihnen gemeint hat.

 

Riesling

 

Der Rudl weiß es auch nicht. Riesling ist seine allererste Lieblingsrebsorte gewesen. Das ist ein viertel Jahrhundert her. Irgendwann ist ihm das Gemarille und Gepfirsiche dann derart auf die Nerven gegangen, dass er keinen Riesling mehr trinken wollte. Dann ist auch noch der Sauvignon Blanc Hype von einem Hype um den Riesling abgelöst worden. Massenphänomene haben im Rudl immer schon ein gewisses Unbehagen ausgelöst, fast alle.

Der Riesling kann da freilich nicht gar so viel dafür. Er kann auch nichts dafür, dass der Rudl früher vermutlich die falschen oder zumindest zu viele von den falschen getrtunken hat. Er kann nicht einmal etwas für die übertriebenen Steinobstnoten in vielen Exemplaren von ihm. Die kommen oft genug von lustigen Hefen.

Dann gibt es des Rudls Erachtens aber auch noch etwas, das für den Riesling spricht: Viele Rieslinge entwickeln im Alter, und damit meint der Rudl nicht nach fünf Jahren oder so, formidable Töne.

Ein Riesling, dessen Brillanz am Gaumen vom Rudl keine Tochter der Zeit ist, der vielmehr schon in ganz jungen Jahren eine durch und durch gelungene Kombination aus Eleganz, Raffinesse und Dezenz in der Frucht darstellt, ist der …

 

… Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal

 

Chenin Blanc

 

Da geht es dem Rudl ähnlich wie beim Riesling. Er weiß, dass das eine äußerst noble Rebsorte ist. Aber direkt seines ist Chenin Blanc bis jetzt nicht. Den folgenden Vouvray kennt Caviste Rudolf zwar nicht. Was er darüber gelesen hat, hat aber seine Neugierde geweckt.

 

Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire

 

Syrah

 

Der Rudl isst nicht viel Schokolade. Wenn, dann will er sie essen und nicht trinken. Der Rudl isst auch nicht viel Marmelade. Und wenn, dann will er sie zum Frühstück am Butterbrot und nicht am Abend im Weinglas. So viel zum Rudl seiner Meinung über Syrah.

Vor etwa fünf Wochen hat Ihnen Herr Rudolf über seinen Besuch beim Granit und bei Bernard Faurie erzählt. Monsieur Faurie macht Weine, die man kaum bekommt, schon gar nicht den Weißen. Ein müdes Lächeln in Kombination mit einem „C’est très rare“ hat der Rudl in jeder außer einer Vinothek geerntet, wenn er nach Fauries Hermitage Blanc gefragt hat.

Da ist es dem Rudl heuer im Sommer entgegen gekommen, dass Monsieur Faurie gleich um ein paar Ecken vom Rudl seinem Chambre d’Hôte in Tournon-sur-Rhône am Fuße von Saint Joseph wohnt. Dort ist der Rudl heuer, wie schon einmal erwähnt, in Begleitung seines erziehungsberechtigten Fils aufgekreuzt, als Herr Faurie gerade den wilden Wein auf seiner Hausmauer gestutzt hat. Monsieur Faurie hat zwar seinen Rebschnitt in einer von einem Hubstapler gehobenen Flaschenbox fortgesetzt, aber einer Dame signalisiert, dem Begehr vom Rudl entgegenzukommen. Den gewünschten weißen Hermitage hat es nicht mehr gegeben, aber einen roten. Und einen Vin de France. Auf dem steht Héritiers Faurie Marc, vinifizieren tut ihn der Meister selber, hundert Percent Syrah, hundert Percent Granit, eher für die Kundschaft vor Ort, sollten später Recherchen vom Rudl ergeben. Auf wine-searcher.com findet sich der rote Cuvée du Papy nicht. Der Wein stammt von Syrah Rebstöcken aus den Fünfziger Jahren in Mauves. Granit, Ganztraubenpressung, gebrauchte Zweihundertachtundzwanzigliterfässer, Schönung – nein. Filtrierung – ja. Schwarze Kirsche, Lakritze, dunkel – auch das ist Syrah.

 

Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France

 

Traminer

 

Der Rudl mag Traminer, genauer ausgedrückt möchte er gerne Traminer. Nur verdichten sich die Indizien, dass es für Traminer mittlerweile zu warm ist, zumindest südlich von Spitzbergen. A propos zu warm. Das ist ja eine ziemlich relative Sache. Da gibt es zum Beispiel den Dings. Der macht seit Jahrzehnten sein früheres Idol, den Goiserer, nach. Er redet auch noch so, wie der Goiserer geredet hat. Und jetzt ärgert er sich, weil ein anderer ihn nachzumachen scheint. Dieser Dings sieht das mit der Erderwärmung anders als der Rudl. Der sagt, dass es schon wärmer geworden ist, aber dass das eh mehr oder weniger immer schon so war. Wenn diese angeblichen Heimatfreunde so weiter machen, wird der Grüne Veltiner die nächste Rebsorte sein, die ausgehackt werden kann.

Zurück zum Traminer: Der erscheint heute eher zur Sirup- als zur Weinerzeugung geeigent. Wirklich verneigen werden sich Traminer und Rudl vor den Weinmeistern, die es trotz Klimaerwärmung immer noch schaffen, lebendige Weine, bei denen das Trinken eine Freude macht, zu keltern. Und so einer ist Markus Lentsch von der Dankbarkeit. Der vergärt einen Traminer auf der Maische ohne flüchtige Säure. Und er vergärt ihn auf vierzehneinhalb Prozent, die nicht gezähmt, aber virtuos domptiert sind. Kulturwein.

 

Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit

 

Sauvignon Blanc

 

Rebsortifizierung von Ambivalenz. Auf die überwiegende Mehrzahl der Sauvignons verzichtet der Rudl gerne. Die besten Weine, die der Rudl bis jetzt getrunken hat, waren aber auch fast alle Sauvignons. Irgendwann wird sie der Rudl einmal gegeneinander antreten lassen, Vatan, Miani, Dagueneau, Sepp Muster. Derweil diese Woche einmal …

 

Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg Steirerland

 

Zweigelt

 

Über die Züchtung als solche maßt sich der Rudl kein Urteil an, ein bissl à la „es allen recht machen“. Mit dieser Haltung ist der Zweigelt heute aber nicht allein. Der Rudl maßt sich ein vorsichtig kritisch Urteil über den Züchter an. Das hat er schon einmal des Langen und Breiten ausgeführt. Und der Rudl hat ein vernichtendes Urteil über die Namensgebung und vor allem über die, die noch 1975 den Rotburger auf „Zweigelt“ umgetauft haben.

Der Wein kann auf alle Fälle nichts dafür.

 

Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit

 

  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit (2,50/4)
  • Sauvignon vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (3/5)
  • Traminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit (4/6)
  • Cuvée du Papy (2015), Héritiers Faurie Marc, Vin de France (4/6)
  • Baudoin 2015, François Chidaine, AOC Vouvray, Loire (6/9)
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Kremstal (4/6) 

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

     

    … aber selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt der Rudl glasweise

     

    am Mittwoch, den 25. Oktober und trotz Fenstertag auch am Freitag, den 27. Oktober

    jeweils von 16 bis 22 Uhr

    Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

    Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

     

    Ab sofort ist der Seewinkel zurück im Flaschensortiment vom Rudl. Folgende Weine sind ab Mittwoch verfügbar:

  • Sauvignon Blanc 2016, Umathum, Frauenkrichen, Neusiedlersee
  • Pinot Gris Reserve 2015, Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee
  • Zweigelt 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Traiminer „Maischevergoren“ 2015, Markus Lentsch, Dankbarkeit… und die Jiddische Hühnerleberpastete gibt es auch wieder.

     

    Ab Freitag, den 27. werden darüber hinaus die folgenden Weine verfügbar sein:

  • Frizzante ROSÉ 2016, ohne Dosage, Christine Lentsch, Dankbarkeit
  • Pinot Noir 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit
  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“, Josef Lentsch, Dankbarkeit 

    Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

     

    Vorschau

    Am 1. und 3. November bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

    8. und 10. November: Orangen (richtige) und Orange (Kulturweine)

     

    Herr Rudolf grüßt die Möglichkeiten, präferiert jedoch den Indikativ!