GEÄNDERTE ÖFFNUNGSZEITEN und 4ème Percée du Vin Jaune à Reindorf

Aus schulorganisatorischen oder ideologischen Gründen, so genau weiß das der Rudl selber nicht, sieht er sich jedenfalls gezwungen, die Öffnungszeiten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils auf

Dienstag und Donnerstag, jeweils von 16 bis 22 Uhr

zu ändern.

Vin Jaune. Eine kurze Wiederholung am Stundenanfang

Reinsortiger Savagnin, viel Mergel, ziemlich reif gelesen, trotzdem nicht platt. Gepresst, vergoren, nicht zu früh geklärt, malolaktischer Säureabbau, sechs Jahre und etwa drei Monate im alten kleinen Fass ohne Nachfüllen des verdunsteten Schwundes von etwa einem Drittel des Fasses.

Percée du Vin Jaune

Wie in den vergangenen Jahren lässt es sich der Rudl nicht nehmen, diesen wichtigen Feiertag im Jura, an dem der gelbe Zweitausendzwölfer unter seiner Hefeflorschicht hervor darf und das Licht der Öffentlichkeit erblickt, zu würdigen.

Jetzt ist Vin Jaune natürlich ein treffliches Motiv, um über das Warten nachzudenken. Nur hat Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl damit im Vorfeld des letzten Advents ausführlich konfrontiert.

Darum gestattet er sich an dieser Stelle lieber ein paar Worte zu einer beeindruckenden Winzerpersönlichkeit, die einmal im Jahr besuchen zu dürfen, Monsieur Rudolf als ganz großes Privileg betrachtet.

Investiturstreit zwischen Marquis und Papst

Nach dem Rentenantritt von Jacques Puffeney ist es zwischen ihm und dem renommierten Marquis d’Angerville aus Burgund, der das Weingut von Puffeney übernommen hat, zu einer gröberen Meinungsverschiedenheit über die Arbeit im Keller gekommen. Nicht dass der Rudl in so einem Fall Bedenkzeit brauchen würde, um sich darüber im Klaren zu sein, auf wessen Seite er steht. Wenn auf dieser Welt einer unfehlbar ist, dann Jacques Puffeney, der Papst von Arbois, gerade weil er sein oenologisches Handeln immer wieder in Frage stellt. Und ein Glasl Savagnin vom Marquis hat für den Rudl den Streit zwischen weltlicher Macht aus Burgund und geistlicher Macht aus dem Jura eindeutig entschieden.

Menschen und Weine

Dass man vom Wein und nicht durch den Einfluss von Wein viel über Menschen lernen kann, das glaubt der Rudl schon länger.

Wenn der Rudl zu einem Wein keinen Zugang findet, trachtet er danach, diesen Umstand nicht gleich in ein Werturteil über den Wein zu übersetzen. Es kann ja auch am Rudl liegen. Bei Menschen und sogar Schulklassen soll das auch vorkommen.

Aber wiederum

scheint dem Herrn Rudolf eine solide Menschenkenntnis schon auch ein bissl eine Basis für das eine oder andere oenologische Urteil zu sein.

Aber wiederum

muss sich der Rudl bei so einer Äußerung doppelt überwinden. Ersten hält er Menschenkenntnis für etwas äußerst Problematisches, zumindest Illusorisches, weil sie die Begegnung mit Menschen auf gar keinen Fall lebendiger macht. Diesbezüglich hält es der Rudl eher mit dem Orient, wo man mit der Bildermacherei viel vorsichtiger gewesen ist als im seinerzeit ziemlich kollektiv analphabetischen und bildungsfernen Westen.

Zum anderen betrachtet der Herr Rudolf den Beurteilungszwang als etwas leicht Lächerliches.

Aber wiederum à propos Bewertungen

Das Ergebnis des Concours um den besten Wein der Weinbauregion Savoie:

Wein Bewertung
Apremont 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie 14,1
Un Matin face au Lac 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute Savoie, IGP Vin des Allobroges 14,25
Apremont „La Centennaire“ 2016, Jean-Claude Masson et Fils, Apremont, AOP Vin de Savoie 15,83
Chignin Bergeron „Les Filles“ 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie 16,08
Marignan 1515 2016, Les Vignes de Paradis, Haute Savoie, IGP Vin des Allobroges 16,2
La Belle Romaine 2013, Château de Merande, Arbin, AOP Vin de Savoie 16,5
Solar 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges 16,6
Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Motz, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie 17
Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie 17,17
Le Feu 2016, Domainique Belluard, Ayze, AOP Vin de Savoie 17,5
Schiste 2016, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges 18,17
Mondeuse Confidentiel 2015, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie 18,17

Beurteilt nach der Leistungsbeurteilungsverordnung vom 9.1.2019 (RGBl. §57)

0 – 11: durchschnittlicher Wein, sei es aus Mangel an Konzentration, Reife oder Gleichgewicht

11,5 bis 13: korrekter Wein ohne besonders hervorstechende ungute Eigenschaft. Und da erlaubt sich Herr Rudolf anzumerken, dass demnach seines Geschmacks etliche Weine, die heute auf der Naturweinschiene daher kommen und aber wirklich gelungene Bioweine in Misskredit bringen, keine 11,5 bekommen.

13,5 bis 15: guter Wein. Spaßbremse Rudl wird sich dafür hüten, in diesem Zusammenhang die Wendung „der Spaß macht“ zu verwenden. Gediegene Vinifizierung, passable Korrelation zwischen Herkunft und Rebsorte. Ansprechender Jahrgang

15,5 bis 17: großer Wein. Genau genommen auch kein Terminus aus dem aktiven Weinsprachschatz vom Rudl. Ideales Zusammenspiel von Boden, Rebsorte, Vinifizierung, Jahrgang und Weinbaumeister

17,5 bis 19,5: außerordentliche Weinpersönlichkeit. Elegant. Differenziert. Kraft im qualitativen, nicht im quantitativen Sinn.

20: Ein Wein, der singt wie der Herr Kurt beim Wirt und Winzer des Vertrauens vom Rudl. Ein Wein, der der Zeit ihre Grenzen aufzeigt.

Jacques Puffeney. Le pâpe d’Arbois

1962 hat Jacques Puffeney noch bei seinen Eltern gewohnt und seinen ersten Jahrgang gekeltert. 2014 ist er nach zweinundfünfzig weiteren in die Rente gegangen.

Ganz aufgehört hat er nicht. Zum einen reposieren die Vin Jaune Jahrgänge 2012, 2013 und 2014 noch in den Fässern, zum anderen hat er sich einen kleinen Hausweingarten behalten.

Wie viele andere Weinbauern in und außerhalb von Frankreich in den Sechziger Jahren hat Puffeney damals eine gemischte Landwirtschaft übernommen. Das ist seinerzeit die Agrarphilosophie gewesen. Heute würde man es Diversifizierung nennen. Sehr begeistert ist der Rudl mit diesem Begriff, der seine etymologischen Wurzeln in der militärischen Sprache hat, nicht. Zu sehr stellt er dem Rudl das Gegeneinander (dis-) und Aufeinanderlos (versus) in den Vordergrund und scheint ihm daher auch als Terminus zur Bezeichnung des konstruktiven Miteinanders von unterschiedlichen Kulturen und Religionen keine ganz glückliche Wahl zu sein. In der Betriebswirtschaft kommt er auch vor, fällt dort aber vielleicht neben der Unzahl anderer militärischer Vokabel nicht so auf.

So oder so, Jacques Puffeneys Einwände dürften weniger linguistischer Natur als agrarischer gewesen sein. Die Rindviecher und Körndln haben ihn nicht so interessiert wie der Wein. 1962 hat Puffeney mit bescheidenen Mitteln begonnen. Viel wird da auch in Arbois nicht da gewesen sein. Seine grundsätzliche Methode, Wein zu machen, hat er seither kaum verändert und darauf geachtet, wenig Chemie und mehr Fragen einzusetzen. Puffeney begibt sich aber nicht der Möglichkeit, auch chemisch zu intervenieren, wenn es wirklich gar nicht anders geht.

Auf jede Ideologisierung von Prinzipien oder Methoden verzichtet er. Dass ihm für den Vin Jaune zeit seines Lebens keine Reinzuchthefen ins Haus gekommen sind, ist für Puffeney weder Mode noch Weltanschauung, sondern selbstverständich.

Ähnlich der anderen Gallionsfigur von Arbois, Pierre Overnoy, mag Jacques Puffeney nicht den Anschein eines akademischen Oenologen erwecken. Trotzdem gibt es nicht schnell einen reflektierteren Weinbauern als die beiden.

  • Vin Jaune 2007, Jacques Puffeney, Montigny-les-Arsures (12/18)
  • Vin Jaune 2011, Cave de la Reine Jeanne, AOC Arbois (6,50/10)
  • Château-Chalon 2008, Domaine de la Pinte, AOC Château-Chalon, Jura (9/14)
  • Vin Jaune 2009, Domaine Pignier AOC Côtes du Jura (9/14)

Fast schon traditionell fehlt an dieser Stelle ein Exemplar der vierten vinjaunefähigen Appellation „L’Étoile“. Monsieur Rudolf gelobt diesbezüglich Besserung. Probiert hätte er es auch für dieses Jahr, nur hat er in ganz Arbois keinen Vin Jaune aus L’Étoile bekommen, im Fachhandel nicht und in Supermärkten auch nicht. Anstelle eines L’Étoile öffnet der Rudl einen oxidativen Wein mit wirtschaftspolitischer Geschichte.

  • Sherry Fino (nv) Sandemann (tba)

Können Sie sich noch erinnern? Dem Rudl ist es, wie wenn es gestern gewesen wäre. Überschlagsmäßig nachgerechnet muss es im Dreiundneunziger- oder Vierundneunzigerjahr gewesen sein. Da ist dem Rudl seine Lieblingssupermarktkette, der Konsum, ruiniert.

Der Restbestand von Konsum, Coop und KGM ist dann auf alle Fälle abverkauft worden. Zuerst hat der Rudl eine Beteiligung an diesem Abverkauf als geschmacklose Leichenflederei betrachtet. Dann ist er aber doch schwach geworden und hat sich ein paar Flaschen Sherry sowie zwei oder drei Bordeaux gekauft. In eine von diesen Sherryflaschen wird er diese Woche hinein schauen.

  • Zierfandler 2017, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2/3)

Bergwein des Gumpoldskirchner Jungwinzers, der nicht aus dem System der Appellation, sondern aus dem der Prüfnummern ausgestiegen ist und dessen Etikett am meisten an das von Jacques Puffeney erinnert.

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 29. Jänner und am Donnerstag, den 31. Jänner

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Das Ein-€i-Ei

Der Pawlow’sche Hund wird Ihnen auf Vin Jaune vermutlich Comté und Coq au Vin Jaune mit Morcheln als Weinbegleitung bellen.

Vielleicht musiziert der gelbe Wein aber auch ganz gerne mit einem weichen Ei vom Ursteirerhof. Der Rudl delegiert dabei alle Entscheidungen beim Zubereiten an Sie, übernimmt dabei null Verantwortung, führt die Zubereitung aber selber durch.

Energieferien

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka diese Woche noch mehr der Meinung, dass man statt über den Karfreitag lieber über den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz als einen europäischen Feiertag nachdenken sollte!

Herr Rudolf hat die Ehre!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

108-87-75-06. Keine Telefonnummer, sondern Geburtstag

Major Kottan, 87 Jahre

Die Frage, ob er zu seinem Geburtstagsfest ausschließlich Kollegen eingeladen habe, erwidert Major Kottan mit dem Hinweis darauf, dass Bundeskanzler Kreisky abgesagt habe.

Bruno Kreisky, 108 Jahre

Dabei wird nicht ganz klar, ob Major Kottan den Regierungschef als Kollegen betrachtet oder nicht. Insofern, als Polizeibeamter und Bundeskanzler Repräsentanten der exekutiven Staatsgewalt sind, wäre es angebracht, von Kollegenschaft zu sprechen.

Insgesamt achtet der Rudl Bruno Kreisky heute noch eine Spur mehr, als er das auch früher schon getan hat. Irgendwie scheint der Rudl Fils die Wendung „Bundeskanzler Bruno Kreisky“ verinnerlicht zu haben und sich zu weigern, einen anderen als Kreisky als Bundeskanzler zu akzeptieren. Und je mehr der Rudl darüber nachdenkt, desto vernünftiger hält er das.

Politik auf der Basis von Haltung und Überzeugung, nicht auf der von Meinungsumfragen und SpindoktorInnen

Rudolf Polifka sieht diese Art von Politikerin oder Politiker heute kaum. Frau Rössler, früher Landeshauptmannstellvertreterin in Salzburg, ist seines Erachtens so eine. Ihr Schicksal ist bekannt, innerparteilich wie landespolitisch. Das Staatsoberhaupt als Lichtblick ist auch einer. Alles Gute und vor allem danke!

Staatsoberhaupt, 75 Jahre. Ein denkender Aufrechtgeher © Otto Grünmandl

Herr Rudolf fragt sich auch, wie eine selbstgefällige Parteibasis jedweder Couleur heute mit einem slimfitfreien Selbstdenker mit Rückgrat wie Bruno Kreisky verfahren würde.

Wenn eine Partei nicht gerade aus dem Parlament geflogen ist, scheint der Posten einer Spitzenkandidatin oder eines Spitzenkandidaten exclusiv Blendaxdauergrinsern, Slimfitwürschteln und Kostümträgerinnen vorbehalten zu sein. Eine Persönlichkeit wie Kreisky hätte heute ja schon aus Gründen der Statur innerparteilich nirgends einen Auftrag.

Wie wäre ein noch nicht erfolgreicher Bruno Kreisky auf den Titelseiten der Wiener Edelfedern abgebildet worden? Und vor allem wie lange?

Umso mehr ist es dem Rudl ein Anliegen, die Geburtstage dieser Tage mit würdigen Weinen zu feiern.

  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)

zweitliebster Spielzeugtraktor vom Fils

  • Neuburger Hommage 2017, Mantlerhof, Kremstal (3/5)Genau überlegt, gibt es kein erfreuliches Weinthema, bei dem ein Wein vom Mantlerhof fehlen darf.
  • Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (3/5)

Schilcher vom Mann mit den großen Händen

  • Chignin-Bergeron „Symphonie d’Automne“ 2015, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

2015 hat der Rudl das Weingut Les Fils de Charles Trosset physisch gesucht und trotz Kenntnis der postalischen Adresse nicht gefunden.

2016 hat der Rudl zuerst per E-Mail versucht, mit einem Sohn von Charles Trosset zwecks Vereinbarung eines Weinkauftermins Kontakt aufzunehmen. Das ist vergeblich gewesen. Daraufhin hat er bei einem Besuch in Arbin erneut versucht, auf die Klopf- und Läuttour ein paar Flascherl zu erwerben. Für die Haare, wie der Herr Kurt zu sagen pflegt.

2017 hat der Rudl wieder zuerst den elektronischen Weg beschritten. Und eine Antwort samt Besuchstermin bekommen. Zu diesem Termin ist der Rudl mit Femme et Fils angetanzt. Es ist ein Vormittag gewesen. Monsieur Trosset hat eine savoyardische Käseplatte vorbereitet, als hätte er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Busreise die Unterlage für eine fünfstündige Weinverkostung gewährleisten wollen.

Der Fils muss ein anderes Konzept von diesem Tag gehabt haben. Unmut, der via Weigerung in Gebrüll übergehen und in einem Tobsuchtsanfall enden sollte. Jetzt ist dem Rudl nicht so schnell etwas unangenehm, wenn es um den Fils geht. Aber es wäre auch gelogen, wenn er behaupten würde, in dieser Situation entspannt das Sortiment des Weinguts Les Fils de Charles Trosset verkostet zu haben. Das gehört aber auch dazu.

  • Pur Jus 100 % 2016, Dominique Belluard, Ayze, AOP Vin de Savoie(6,50/10)

Im selben Urlaub, gerade das Gegenteil vom Besuch bei Monsieur Trosset. Während der Rudl mit Monsieur Belluard Fassproben von den Sechzehnern und einen unvergesslichen Le Feu 2007 kosten dürfen hat, haben sich der Belluard Fils und der Rudl Fils die Zeit mit Karteln vertrieben.

  • Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy (6/9)
  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (4/6)

Lieblingsspielzeugtraktor vom Fils

  • Sacha (nv), Jacques Puffeney, AOC Arbois, Jura (4/6)

Savagnin 2012 und Chardonnay 2015

Den midfoan!“ war das Resumée des Fils nach seinem ersten Besuch bei Jacques Puffeney. Dabei ist zu ergänzen, dass der Keller von Monsieur Puffeney einem Kinderspielplatz so wenig ähnelt wie Jacques Puffeney einem Träger von Slimfitanzügen. Das nur zum pseudowissenschaftlichen Geschwafel, dass angeblich evolutionsbedingt bereits Babys ihre Umwelt nach den Kriterien der Uniformierungsindustrie beurteilen.

Auch zum Anstoßen auf den Geburtstag des Staatsoberhauptes erscheint dem Rudl dieser Wein als nicht ganz ungeeignet.

  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“ 2015, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee (6,50/-)

Lieblingsweingarten vom Wirt und Winzer des Vertrauens

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, 23. Jänner und am Freitag, den 25. Jänner

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Ein-€i-Ei

Das gibt es auch wieder. Der Rudl delegiert alle Entscheidungen beim Zubereiten des weichen Eis an Sie, führt die Zubereitung aber selber durch. Wenn Sie den Rudl fragen, die besten Eier der Welt, vom www.ursteirerhof.at .

Im Übrigen ist Rudolf Polifka diese Woche noch mehr der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Alles Gute! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

NBC Nothing else But Chardonnay und ein Haufen anderer Weine

Chardonnay einst

Rudolf der Fils hat in den frühen Neunziger Jahren begonnen, sich ernsthaft mit Wein auseinanderzusetzen. Heute stellt auf vielen Preislisten von Weingütern ein Amphorenwein zumindest in preislicher Hinsicht den Höhepunkt des Sortiments dar. Damals, in den frühen Neunziger Jahren, als Herr Rudolf le Fils begonnen hat, sich ernsthaft mit Wein auseinanderzusetzen, war der teuerste Wein auf der Preisliste eines Weingutes nicht selten ein Chardonnay. Wenn dann noch „Barrique“ dabei gestanden ist, dann war das ein Hinweis auf etwas ganz Besonderes.

Chardonnay jetzt

Heute schaut es anders aus. In der Vorbereitung auf diese Lehrveranstaltung ist der Rudl seine privaten Weinbestände durchgegangen, auf der Suche nach Chardonnays, die sich für so ein Thema anbieten. Gefunden hat er unter ungefähr sechshundert Flascherln drei bis vier Chardonnays, der da in Frage kommen. Mit Pinot Gris aus seinem privaten Keller könnte Herr Rudolf zwei Monate lang Weinthemen bestreiten. Vor zwanzig Jahren hätte sich das ziemlich sicher anders dargestellt, wobei der Rudl den Pinot Gris auch damals schon überaus geschätzt hat.

Odysseen im Seewinkel

Der Rudl kann sich aber noch gut erinnern, wie er, und das ist schon eher gegen Ende der Neunziger Jahre gewesen, dreimal mit dem Fahrrad zum Weingut Velich gefahren ist, um einen Tiglat 1997 zu erstehen. Beim ersten Mal hat ihm Velich Senior nur die Auskunft, dass der Wein ausverkauft sei, mit dem leicht tröstlichen Hintertürl, dass man es eventuell in ein paar Monaten noch einmal probieren könne. Dann würde man wissen, ob jemand seine Reservierung nicht abgeholt hätte. Der Rudl hat daraufhin ein Zeitl verstreichen lassen, ist erneut zum damals durch nichts als Weingut gekennzeichneten Haus des Herrn Velich gefahren. Aber auch dieses Mal hat der Rudl mit seinem Radl ohne zusätzliche Last von Apetlon zum Bahnhof in Sankt Andrä am Zicksee zurück fahren können. Von einem dritten Anlauf ist der Rudl dann mit je zwei Flaschen Darscho, Vitezfeld und Tiglat nach Hause gekommen und hat sich ein bissl wie im Olymp gefühlt.

Olymp oder Sisyphus?

Der Art der Weine, der der Rudl immer wieder als zu seinem ultimativen Glück unabdingbar erachtet, hat sich verändert. Das ganz kurzzeitige Gefühl, jetzt alles Glück dieser Welt und noch mehr als das im Keller zu haben, hat sich nicht verändert, die kurze Dauer der Erfüllung bis zum abermaligen Hinunterrollen des Steins auch nicht. Dann beginnt das Spiel von vorne, das nächste Flascherl der Begierde betritt die Bühne und macht sich auf den Weg zum Olymp. Stein und Wein der anderen Art.

Chardonnay als solcher

Das Prestige der weltweit zweitverbreitetsten Rebsorte Chardonnay hat sich auch verändert. Chablis, Montrachet, Champagne und Franciacorta sind immer noch gut angeschrieben und werden das aller Voraussicht nach auch bleiben. Abgesehen davon duellieren sich andere Rebsorten und Weinstile um die Spitzenpositionen auf den Weinpreislisten.

Frankreich und die andere Weinwelt

Stammen tut Chardonnay wie so viel Erfreuliches im Zusammenhang mit der nachantiken Weingeschichte aus Frankreich. Vielleicht ist gerade deshalb die Verlockung außerhalb von Frankreich so groß und auch verständlich, nachweisen zu wollen, dass man es „auch so gut“ oder sogar besser könne.

DNA-Analysen deuten darauf hin, dass es sich bei Chardonnay um eine Kreuzung aus Pinot Noir und no-na Heunisch handelt. Es gibt auch einen Haufen anderer Meinungen.

Chardonnay mag Kalk, ganz besonders aus der Zeit des Kimmeridge (Chablis Grand Crus, Dupasquier), treibt aber relativ früh aus und ist deshalb anfällig für Spätfrost. Das erklärt, warum er in Savoyen für Appellationswein zugelassen, aber trotzdem nicht sehr weit verbreitet ist.

Reifen tut er relativ früh. Nicht nur Jacques Puffeney sieht darin vor dem Hintergrund der Klimakatastrophe ein Problem. Das ist nicht ganz egal. Eines der Synonyme von Chardonnay heißt „Arboisier“. Und wenn der in Arbois keine geeigneten Bedingungen mehr vorfindet, muss sich fast etwas verändert haben.

Stilistisch kann Chardonnay fast alles sein. Dass als Pole des Stilspektrums immer wieder einerseits Finesse und Frische von Chablis, andererseits die neue Eichenholz- und Tropenwelt genannt werden, erklärt dem Rudl, warum er gerade an manchen Chablis so einen Narren gefressen hat. Erstere lassen den malolaktischen Säureabbau ganz gerne angelehnt und die Eichenwälder aller Länder müssen vor Chablis auch weit weniger Angst haben als vor Meursault, Chassagne und Montrachet. Nicht alles, was an charakteristischen Eigenschaften von Weinen häufig genannt wird, kann der Rudl nachvollziehen, die nassen Steine, nach denen Chablis schmecken sollen, aber schon. Und da freut sich Herr Rudolf regelmäßig, wenn er einen blind eingeschenkten Chablis daran identifiziert. In der Kategorie klassischer Weißwein gelten gelungene Chablis aufgrund ihrer frischen Säure als Referenz in Sachen Haltbarkeit. Auch noch. Der Rudl hofft, dass diesbezüglich der Chabliser Wirt die Rechnung nicht ohne die Klimakatastrophe gemacht hat. Erfahrungen, die der Rudl vor kurzem mit einem Chablis Premier Cru La Forest 2009 von seinem Lieblingschablisbaumeister Vincent Dauvissat gemacht hat, lassen bedauerlicherweise anderes befürchten. Da ist von Frische nicht viel zu schmecken gewesen. Umso mehr hat sich der Rudl über den Chardonnay Khéops von Dominique Lucas Vignes de Paradis aus dem Jahr 2017 gefreut. Das ist ja auch nicht unbedingt ein Jahr gewesen, in dem sich frische Weine von selber gemacht haben. Der Chardonnay von Monsieur Lucas, ausgebaut in einer Betonpyramide, verbindet auf ziemlich uncomparable Weise Schießpulveraroma, wie man es von Meursaults kennt, mit herzhafter Frische. Naturgemäß ohne integriertes Vanillekipferl.

 

Minnesang

 

Auch das vom Herrn Rudolf gerne so bezeichnete Minnesangsyndrom dürfte im Spiel sein. Ähnlich einem Minnesänger, dem die Besungene durch ihre Unerreichbarkeit an Bedeutung gewinnt, scheinen es dem Rudl Weine, an die man nicht so mirnixdirnix gelangt, angetan haben. Da sind manche Chablis, etwa jene von Dauvissat, ein gefundenes Fressen, zumindest im platonischen Sinn. Andererseits hätten sich Weine wie Le Feu oder Hégoxuri kaum in die das Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils verirrt, ohne diesen Hang vom Rudl.

Chardonnay und Weißburgunder

 

Aufgrund etlicher gemeinsamer Synonyme sowie ein paar Ähnlichkeiten von Blättern, Beeren und Weinstock sind die lange Zeit für ein und dieselbe Rebsorte gehalten worden. Bei genauerem Hinschauen gibt es aber doch Unterschiede: Die Beeren des Chardonnay bekommen mit der Reife eher grüngoldenen Schalen. Auch die Haare an den Trieben sind bei Chardonnay und Pinot blanc nicht gleich lang. Die Blattadern unterscheiden sich detto.

In Norditalien sind Chardonnay und Weißburgunder bis 1978 unerkannt durcheinander in den Weingärten gestanden. In Frankreich haben schon ein gutes Jahrhundert früher Ampelographen den Unterschied zwischen den beiden Rebsorten herausgearbeitet, was in Chablis und an der Côte d’Or zur Rodung der Pinot Blanc Stöcke geführt hat.

 

Savoyen bester Wein

 

Fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Concours um den besten Wein der Weinbauregion Savoyen sind in mehr oder weniger großen Restbeständen noch vorhanden. Darum verlängert Caviste Rudolf diesen Wettbewerb inclusive die Zurverfügungstellung der gedruckten Leistungsbeurteilungsverordnung. Solange der Vorrat in den geöffneten Flaschen reicht. Wer

will.

 

  • Chardonnay 2017, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf, Weinviertel (2,50/4) Löss
  • Chardonnay 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (2,50/4) Kimmeridge Kalk
  • Chardonnay „Le Jardin de Mathilde N°1“ 2016, Xavier Jacqueline, Aix-les-Bains, AOP Vin de Savoie (4/6) am gegenüberliegenden Seeufer von Dupasquier aus
  • Chardonnay 2014, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (4,50/7) kalk vom Ziersdorfer Köhlberg
  • Chardonnay „Khéops“ 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute-Savoie, IGP Vin des Allobroges (6,50/10) Kalkgeröll
  • Chardonnay 2014, Miani, Buttrio, Friaul, Italien (8/12) Minnesang, nicht am Weingut erstanden – dort hat der Rudl in seinem ganzen Leben erst sechs Flascherl acquiriert.
  • Chablis Premier Cru Les Vaillons 2007, Domaine Bègue, AOC Chablis Premier Cru (5/8) Kimmerdige Kalk
  • Morillon 1986, Siegfried Dreisiebner, Berghausen, Südsteiermark (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, 16. Jänner und am Freitag, den 18. Jänner

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Nothing else but die Ehre! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Ermittlung des besten Weins der Weinbauregion Savoyen. Allerdings ausnahmsweise am Mittwoch und DONNERSTAG

Eh nicht mehr und nicht weniger

 

Monsieur Rudolf will es wissen. Seines Wissens gibt es weder in Savoyen noch im Rest von Frankreich ein Veranstaltung, die den besten Wein Savoyens ermittelt.

Und vor einem Auftrag hat sich der Rudl noch nie gedrückt.

 

Raclette und Hundstrümmerl

 

Das Raclette pickt an ihrer Haut. So leitet die Ausgabe 128 vom Rudl seiner Lieblingsweinzeitschrift LeRouge&leBlanc im Frühling 2018 eine Titelgeschichte über junge savoyardische Winzerinnen und Winzer ein. Der Herr Kurt hat in seinen jungen Jahren für dieses Syndrom ganz gerne das weniger appetitliche Bild mit dem Hundstrümmerl im Profil eines Goiserers verwendet.

Savoyardischer Wein scheint den Ruf des viel zu jung getrunkenen Begleiters von Raclette und Fondue nicht und nicht loszuwerden. Eine Region, die drei Viertel ihrer Produktion zuhause, vor allem in den Skistationen verkauft, steht nicht gerade unter Hochdruck, sich qualitativ besonders ins Zeug zu legen.

Einen Narren gefressen

Herr Rudolf hat ein gewisses Faible für die Weinbauregion Savoie. Das könnte in seinen wöchentlichen Betrachtungen da oder dort zum Ausdruck gekommen sein. Systematisch hat er Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, bis jetzt allerdings nicht mit Daten über diese Weinbauregion überschüttet.

Eine Kür des besten Weins aus dieser Region setzt aber eine gewissenhafte Offenlegung der Informationen über Steine, Klimata, Rebsorten, Hektar sowie Hektoliter voraus. Angaben zum letzten Mosaikstein im Terroir, den Akteuren, hält Monsieur Rudolf diese Woche knapp. Davon erzählt er immer wieder.

Geographie

Die Weinbauregion Savoie erstreckt sich auf vier politische Departements. Savoie, Haute-Savoie, Isère und Ain. Es sind ungefähr zweitausendzweihundert Hektar, nicht einmal das Vierfache der Weinbaufläche von Wien.

Geschichte

Die versteinerten Traubenkerne, die man in Savoyen gefunden hat, stammen aus der Jungsteinzeit, sind an die dreizehneinhalbtausend Jahre alt. Zeugen von Vinifikation reichen in römische Zeiten zurück. Irgendwann im Laufe des ersten nachchristlichen Jahrhunderts haben diese Allobroger, das waren Kelten und damals die autochthone Bevölkerung am Westende der Alpen, eine Rebsorte selektioniert, die den klimatischen Besonderheiten dort gewachsen war, die vitis allobrogica. Plinius der Ältere hat den daraus gewonnen Weinen ein literarisches Denkmal gesetzt. Ampelographen und Historiker streiten darüber, ob es sich dabei um Mondeuse gehandelt hat.

Die Verdienste von Klöstern und Mönchen um Fortschritte im Weinbau schätzt Herr Rudolf nicht gering. Nur lesen sich diese Geschichten für ihn mehr oder weniger sehr ähnlich. Der Rudl lässt diesen Abschnitt hier aus, nicht ohne die Klöster an ihre richtungsweisenden Beiträge zur Kultivierung des Weinbaus zu erinnern. Vielleicht kann man diese Traditionen fortsetzen.

Vom sechzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert hat die Ausdehnung der Rebflächen dann ihren Höhepunkt erreicht. Waren bis dahin besonders begünstigte Hanglagen die Standorte der Weingärten, so wanderten die Reben immer mehr in die Ebenen hinunter. Das war ein gefundenes Fressen für Spätfröste, was wiederum die Erziehung der Reben auf eineinhalb bis zwei Meter in die Höhe und die Qualität in die entgegengesetzte Richtung befördert hat.

Vor allem am Südufer des Genfer Sees, wo heute remarkable Chasselas von Dominique Lucas wachsen, hat man die Weinreben gerne auf abgestorbene Kastanienbäume hinauf erzogen, mit einem Hektarertrag von achtzig bis hundertzwanzig Hektoliter am Hektar. Der Arzt Jules Guyot hat im neunzehnten Jahrhundert festgehalten, dass die Einwohner von Evian ihr berühmtes Wasser stehen lassen und lieber den an den Kastanienbäumen hinauf erzogenen Chasselas trinken.

Dominique Lucas ist von den seinerzeitigen Hektarerträgen weit entfernt. Die herumstehenden abgestorbenen Bäume sind jeweils von nach der Lese herumrennenden lebendigen Schafen abgelöst worden. Von anderen Unterschieden in der Arbeitsweise von Dominique Lucas zu konventionell arbeitenden Betrieben am Genfer See wird demnächst immer wieder etwas hier zu lesen und in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils zu kaufen und trinken sein.

Die Reblaus hat der Gigantomanie dann, wenn Sie so wollen, das Wilde herunter geräumt, in Savoyen, in Hoch-Savoyen und auch in vielen anderen Weinbaugebieten.

Steine

Geologisch ist Savoyen sehr kurz oder sehr, sehr detailliert abgehandelt. Caviste Rudolf entscheidet sich hier für Ersteres. Kalk in unterschiedlichen Varianten. Unbedingt erwähnenswert der hohe Eisenanteil im Kalkgeröll der Lage Le Feu von Dominique Belluard, der Schiefer in den Terrassen der Domaine des Ardoisières in Cevins und der Sandstein in der Chautagne, wo Jacques Maillet zuhause ist.

Abgesehen davon halt reiner Felsen (Dupasquier), Moränen, Geröll und Ufer von Flussbetten.

Klima

Es kann bis zu hundert Tage im Jahr Frost geben. Das erklärt die große Bedeutung von autochthonen Rebsorten, die der Kälte resistieren.

Es gibt auch Flecken mit mediterraner Vegetation, vor allem am Ostufer des Lac du Bourget und etwas weiter nördlich in der Chautagne.

Trockenheit ist selten ein Problem, Hagelschlag viel öfter.

Rebsorten

Dreiundzwanzig appellationskompatible Rebsorten, davon sieben die mehr oder weniger ausschließlich in Savoyen vorkommen:

Altesse (ein paar Stöcke stehen in Wien Hasenleiten, to be extended), Gringet, Jacquère (ein paar Stöcke stehen irgendwo in Amerika), Molette, Mondeuse Blanche, Mondeuse Noire und Persan.

Appellationen

Im Juni 2014 hat das Institut national de l’origine et de la qualité (INAO) die Appellation Crémant de Savoie genehmigt.

Daneben gibt es eine Rebsortenappellation für reinsortige Altesse von besonderen Standorten, AOP Roussette de Savoie. Die Appellation der Region heißt AOP Vin de Savoie. Daneben gibt es aus dem Rudl eher schwer nachvollziehbaren Gründen die Ortsappellation AOP Seyssel (Dreidepartementseck von Savoie, Haute-Savoie und Ain). Noch kurioser erscheint dem Rudl die Appellation Crépy am westlichen Südufer des Genfer Sees. Sie existiert seit 1948. Die mit Abstand interessantesten Weine, die Monsieur Rudolf dort getrunken hat, sind jene von Dominique Lucac, der seine Weine wie die Domaine des Ardoisières ohne Appellation als IGP Vin des Allobroges abfüllt.

Dominique Belluard. Terroir du Mont Blanc

1988 hat er den Betrieb übernommen. Seine Ausbildung dürfte eher nicht das, was man heute wenig treffsicher als „kompetenzorientiert“ bezeichnet, gewesen sein. Darum hat sich Dominique Belluard nicht gleich einmal das Maul darüber zerrissen, was er alles darauf hat, sondern sich demütig ein paar Fragen gestellt. Das gefällt Fils Rudolf ausgesprochen gut. Denn er ist ein Kind der Achtziger Jahre, damals als bio und öko noch zusammen gehört haben. Heute scheinen sich die Popularitätswerte der beiden Präfixe diametral entgegengesetzt zu entwickeln. Das eine zeigt, dass man sich auskennt und trinkt, was angesagt ist. Der andere riecht nach Spaßbremse, Verzicht und Kritik am postmodernen Dowhatyouwant.

Rudolf Polifka sieht sich selbstverständlich als uncooler Öko, Dominique Belluard möglicherweise auch.

Le Feu

Dabei ist Eisen vermutlich das Charakteristischste an den Weinen von Dominique Belluard, zumindest an seinem berühmtesten Wein. Der wächst in der Steillage Le Feu und die heißt so, weil dort der Eisenanteil im Boden so hoch ist, dass der ganz rot wird. Da trifft sich etwas. Zum Beispiel mit den Weinen von Michel Riouspeyrous aus Irouléguy, der von Belluards Weinen schwärmt wie der Rudl. Und wenn Herr Rudolf irgendwann endlich wieder einmal wenigstens einen kurzen Abstecher zu Monsieur Alfred vom Eisenberg schafft, dann wird es eh bald einmal mehr zum Thema Fe geben.

Gilles Berlioz. Domaine Partagé

Christine und Gilles Berlioz haben 1990 mit achtzig Ar begonnen und gleich einmal auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Bis heute haben sie die Fläche auf sechs Hektar ausgeweitet.

Gefragt nach dem Entscheidenden beim Weinmachen nennt Gilles Berlioz, sich immer wieder in Frage zu stellen und sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Der Rudl möchte dringend hinzufügen, dass ihm beides auch für andere Berufe und Lebensbereiche als passables Rezept erscheint.

Auswahl der Weine

In Vorbereitung dieser Ermittlung hat Caviste Rudolf etliche Weinbauern aus Savoyen gefragt, welchen Wein sie für den besten ihrer Region halten. Den Großteil der für so ein Unterfangen passablen Weine hat der Rudl selber ausgesucht. Bei allem Hang zum Understatement erachtet Herr Rudolf seine auf wochenlangen Studienreisen und in jahrelangen Fernstudien erworbenen Kenntnisse als solide Basis für das Treffen so einer Auswahl.

Premiere

Rudolf Polifka geht die Rankingerei und das ewige Kundtun seiner Meinung zu allem und jedem an und für sich ganz ordentlich auf den Zeiger. In vielen tagespolitischen Belangen hält er es sogar für demokratiegefährdend, weil oft mehr von Stimmungen als von selbständigen Überlegungen geleitet, ganz besonders dann, wenn es im virtuellen Bereich stattfindet.

Nichts liegt dem Rudl ferner, als irgendeine Savoies-next-top-Dodelei abzuführen. Aber die Weine Verschiedenheit der extraordinairen Weine Savoyens schreit förmlich nach einem Vergleich. Wunschresultat für den Rudl:

Zwölf Savoyarden ex aequo auf dem ersten Platz

Weil es der Rudl in diesem Fall wirklich wissen will und das Ergebnis bei nächster Gelegenheit auch vor Ort kundtun möchte, wird er sich erlauben, Ihnen einen Zettel auszuhändigen, auf dem Sie die gekosteten Weine nach der folgenden in Frankreich gebräuchlichen Leistungsbeurteilungsverordnung bewerten können. Freiwillig, eh kloa. Und hundert Percent analog, ohne Mentimeter, Maxi Meter und Co., auf einem Zettel und mit einem Kuli, anonym.

0 – 11: durchschnittlicher Wein, sei es aus Mangel an Konzentration, Reife oder Gleichgewicht

11,5 bis 13: korrekter Wein ohne besonders hervorstechende ungute Eigenschaft. Und da erlaubt sich Herr Rudolf anzumerken, dass demnach seines Geschmacks etliche Weine, die heute auf der Naturweinschiene daher kommen und aber wirklich gelungene Bioweine in Misskredit bringen, keine 11,5 bekommen.

13,5 bis 15: guter Wein. Spaßbremse Rudl wird sich dafür hüten, in diesem Zusammenhang die Wendung „der Spaß macht“ zu verwenden. Gediegene Vinifizierung, passable Korrelation zwischen Herkunft und Rebsorte. Ansprechender Jahrgang

15,5 bis 17: großer Wein. Genau genommen auch kein Terminus aus dem aktiven Weinsprachschatz vom Rudl. Ideales Zusammenspiel von Boden, Rebsorte, Vinifizierung, Jahrgang und Weinbaumeister

17,5 bis 19,5: außerordentliche Weinpersönlichkeit. Elegant. Differenziert. Kraft im qualitativen, nicht im quantitativen Sinn.

20: Ein Wein, der singt wie der Herr Kurt beim Wirt und Winzer des Vertrauens vom Rudl. Ein Wein, der der Zeit ihre Grenzen aufzeigt.

Als Vorbereitung rekommandiert der Rudl André Combaz „Les Vins des Terroirs de Savoie“, erschienen 1992.

  • Un Matin face au Lac 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute Savoie, IGP Vin des Allobroges (nominiert von Dominique Belluard) (5/8)
  • Marignan 1515 2016, Les Vignes de Paradis, Haute Savoie, IGP Vin des Allobroges (nominiert von Dominique Belluard) (5/8)
  • Apremont 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Apremont „La Centennaire“ 2016, Jean-Claude Masson et Fils, Apremont, AOP Vin de Savoie (nominiert von Rudolf Polifka) (6/9)
  • Chignin Bergeron „Les Fripons“ 2016, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (nominiert von Dominique Belluard) (6/9)
  • Solar 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin (nominiert von Rudolf Polifka) (6/9)
  • Schiste 2016, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (nominiert von Dominique Belluard und Rudolf Polifka) (7/11)

An dieser Stelle können Sie den Rudl fragen, ob der deutlich teurere Quartz (hundert Percent Altesse) vom selben Weingut nicht mit mehr Chancen in ein Rennen um den Titel des besten Weins aus Savoyen gehen würde. Vielleicht. Schiste Fünfzehn hat Herr Rudolf einmal gegen Quartz Fünfzehn antreten lassen und sich zwei Flaschen lang nicht entscheiden können. Einer aber auch nicht viel mehr als Arbeitshypothese zufolge kann sich der Rudl vorstellen, dass der Schiste in den ersten Jahren Vorteile hat, der Quartz dann aber spätestens mit zehn Jahren Reife noch besser schmeckt. Monsieur Rudolf hat zwar von beiden Weinen einen Achter im Keller, nur wäre so ein Vergleich nicht definitiv aussagekräftig, weil diese Weine vor zehn Jahren auch schon sehr gut, aber lange nicht so ausgezeichnet gemacht worden sind wie heute.

  • Le Feu 2016, Dominique Belluard, Ayse, Haute Savoie, AOP Vin de Savoie Ayze (nominiert von Caviste Rudolf Polifka) (6,50/10)
  • Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (nominiert von Dupasquier und Rudolf Polifka) (4/6)
  • La Belle Romaine 2013, Château de Merande, Arbin, AOP Vin de Savoie (nominiert vom Weingut) (4/6)
  • Mondeuse Confidentiel 2015, Les Fils de Charles Trosset, Arbin, AOP Vin de Savoie (nominiert vom Rudl) (4,50/7)
  • Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Motz, Serrières-en-Chautagne, AOP Vin de Savoie (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

glasweise

am Mittwoch, den 9. und AUSNAHMSWEISE am DONNERSTAG, den 10. Jänner

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Ein gutes neues Jahr!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Frohe Weihnachten! Bis inclusive 8. Jänner geschlossen

Herr Rudolf bedankt sich herzlich, wünscht frohe Weihnachten und einen guten Rosh!

Bis 8. Jänner bleibt seine Weinhandlung geschlossen.

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Heute, Goldener Sonntag 23. Dezember 14 bis 18 Uhr, geöffnet. Keine besinnlichen Worte

Wien X, an einem Samstag Mittag im Advent 1976

Die Szene ist zu schön, als dass sie ein Jahr an dieser Stelle unerwähnt bleiben könnte. Edmund Sackbauer vergleicht am vorweihnachtlichen Mittagstisch sein Verhältnis zu den Eltern seiner zukünftigen Schwiegertochter mit jenem zu His Excellency, President for Life, Field Marshal Al Hadji Doctor Dada, Victoria Cross, Distinguished Service Order, Military Cross, Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular Idi Amin.

Die Stimmung ist kritisch. Als deeskalierende Maßnahme versucht Herr Sackbauer auf das Essen am Heiligen Abend auszuweichen. Sohn Karl Sackbauer hält diesen Beschwichtigungsversuch für unredlich und mit dieser Meinung auch nicht hinter dem Berg. Daraufhin erinnert Mundl mit dem Satz „Goidana Samstag iiiiiis!“ seinen Sohn an das gemeinsame Ansinnen, die Einzelhandelsumsätze am letzten Samstag vor dem Heiligen Abend steigern zu helfen.

In den Siebziger Jahren hat es die vier langen Einkaufssamstage im Advent schon gegeben. Sie hatten irgendwann in den Fünfziger Jahren zwei wirklich kuriose, aber an der Zahl halt nur zwei Sonntage mit offenen Geschäften abgelöst und einen Wesenszug des Kapitalismus zum Ausdruck gebracht: das Besondere durch Steigerung der Quantität zu banalisieren. In Zeiten materieller Not mag das eine große Stärke dieser Ideologie sein. Dass die Märkte nach erfolgreich erledigter Arbeit ihre Multiplizierei nicht einstellen, sondern dazu tendieren, destruktiv und unmenschlich zu werden, wertet der Rudl als Beweis dafür, dass Märkte weder Hirn noch Gewissen haben, sondern quasi mit demokratisch-rechtsstaatlicher Regulierung zu ihrem eigenen Glück und Überleben gezwungen werden müssen.

Werden sie es nicht streng genug, scheinen sie sich früher oder später gegen den Menschen zu wenden und in weiterer Folge gegen sich selber.

 

Wien XV, am letzten Adventsonntagnachmittag 2018

 

Als vor allem kohlensäureunterstützte, oenologische Vorbereitung auf den Heiligen Abend und als Reverenz an die Fünfziger Jahre sperrt der Rudl heute Nachmittag um zwei Uhr noch ein letzten Mal in diesem Kalenderjahr sein Geschäft auf, ohne übertriebene Besinnlichkeit, aber auch ohne volkswirtschaftliche Doziererei.

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 9. und 11. Jänner

vermutlich die Wahl zum besten Wein aus der Weinbauregion Savoyen

 

Im Übrigen erwartet Rudolf Polifka, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklärt.

 

Herr Rudolf wünscht ein schönes Restwochenende!

 

Kohlensäure, ein nationaler Schulterschluss über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg und ein vorweihnachtlicher Rundumschlag

Radikalisierung

 

Ausgangssperre? Wer würde die bemerken? Rudolf Polifka sieht da deutlich mehr Sinn in einer Sperre des Internetzugangs. Für wen wäre zu überlegen. Im Übrigen ist sich der Rudl nicht so sicher, ob hinausgehen zu dürfen, heute noch von sehr vielen als Grundrecht betrachtet wird. Er fürchtet eher, dass ein Großteil der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen unter Grundrechten gratis W-LAN, Kaffee in Alukapseln, Städteflüge um einen Nasenrammel und das Recht, jede Wegstrecke mit einem motorisierten Individualverkehrsmittel zurücklegen zu dürfen, sieht.

 

Was zu tun wäre, wird auch jetzt konsequent nicht gemacht (Finanzmärkte! Welche Charakteristika eines Marktes im klassischen Sinn treffen auf die Aktivitäten der Finanzindustrie eigentlich zu?). Der Rudl hält das für Finanzideologie oder Kapitalklerikalismus.

 

Etwas verknappt: Es scheint einen nationalen Schulterschluss über Weltanschauungen hinweg zu geben:

Steuerliche Entlastung für Kohlenmonoxid, steuerliche Belastung für Kohlensäure

Schaumwein

Darum kredenzt Herr Rudolf in staatsbürgerlichem und volkswirtschaftlichem Verantwortungsbewusstsein diese Woche auch Schaumweine.

  • Zierfandler Frizzante, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4)
  • Rosa Pearls, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (2,50/4)
  • Riesling Sekt, Weingut Roland Minkowitsch, March (4,50/7)
  • Don Giachino méthode traditionelle 2015, David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Cremant de Savoie (4,50/7)
  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (3/5)
  • Les Perles du Mont Blanc, Dominique Belluard, Ayze, Haute-
    Savoie (4,50/7)
  • Mont Blanc Brut Zéro, Dominique Belluard, Ayze, Haute-Savoie (6,50/10)
  • Bela, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)
  • Črna, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)

(in Klammern zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

Diese Weine, aber nicht ausschließlich Schaumweine gibt es diese Woche glasweise

am Mittwoch, den 19. Dezember und am Freitag, den 21. Dezember jeweils von 16 bis 22 Uhr

und darüber hinaus am Goldenen Sonntag, den 23. Dezember

von 14 bis 18 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Neues aus dem Flaschensortiment

Ein ganzer Haufen Weine von Dominique Belluard und
Dominique Lucas (Les Vignes de Paradis) sind ab sofort erhältlich. Die Preise finden Sie hoffentlich ab morgen auf der Homepage. Der Rudl ersucht um Nachsicht.

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 9. und 11. Jänner

vermutlich die Wahl zum besten Wein aus der Weinbauregion Savoyen

Im Übrigen erwartet Rudolf Polifka, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklärt.

Herr Rudolf grüßt radikal!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Silberner Sonntag, 16. Dezember 14 bis 18 Uhr geöffnet

Der Rudl schätzt das Weihnachtsfest überaus. Das rituelle Geklage über den allgemeinen Geschenkerummel als solchen vermag er nicht zu teilen. Seine Meinung über den Geschenkerummel als Marketingstrategie im Besonderen hat Ihnen Herr Rudolf in seinem letzten Schreiben auseinandergesetzt.

Was Monsieur Rudolf vor Weihnachten aber großräumig umfährt wie der Teufel, an dessen personifizierte Existenz er eh nicht glaubt, das Weihwasser, das sind die Einkaufssamstage. Und selbst diesen vermag der Rudl in seiner unermesslichen Midlifemilde etwas Positives abzugewinnen.

Die tumultartigen Szenen in den diversen analogen und virtuellen Einkaufskathedralen scheinen unweigerlich dazu zu führen, dass wo anders weniger Wirbel ist, beim Heurigen zum Beispiel. Darum ist der Dezember auch die Lieblingsheurigenzeit vom Rudl.

Darum pfeift der Rudl am Samstag im Advent noch mehr auf seine To-do-Liste in Gestalt eines Postitpickerls und genießt es, in Ruhe das eine oder andere Achtel trinken können, beim Heurigen von Frau und Herrn K in Gumpoldskirchen zum Beispiel.

Aber die Einkauferei am Samstag Nachmittag hat es nicht immer schon gegeben. Nicht einmal am Samstag Nachmittag im Advent ist immer schon offen gewesen. James Cagney hatte gerade „Shake Hands with the Devil“ gedreht. Da haben die Geschäfte bei uns am Adventsamstag noch um zwölf Uhr Mittag zugesperrt. Dafür war am Silbernen Sonntag Gaudete, das ist der mit der rosanen Kerze am Adventskranz, und am vierten Adventsonntag, dem Goldenen Sonntag, die Geschäfte offen.

Monsieur Rudolf knüpft an diese Tradition an und

 

sperrt morgen, am Silbernen Sonntag, von 14 bis 18 Uhr seine Weinhandlung auf.

 

Ein agreables Wochenende!

 

Im Übrigen erwartet Rudolf Polifka, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklärt.

 

Herr Rudolf grüßt Gold, Silber und die anderen Musiker des Vertrauens vom Herrn Kurt!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Teuer und teuer. Weihnachtsweine und der Silberne Sonntag

Stillste Zeit

 

Zu Weihnachten lassen es viele Menschen krachen. Fragen Sie jemand anderen, warum die Weihnachtszeit auch „die stillste Zeit des Jahres“ genannt wird. Vielleicht wegen diesem Lied, dessen Text der Rudl auch alles andere als geglückt erachtet. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zugetroffen hat das mit der „stillsten Zeit“ schon vor zweitausend Jahren nicht und zeitgemäß ist dieses Fest auch nicht. Zu den Trompetenimperativen der Verkaufs- und Kommunikationsstrategen, noch viel mehr zu Weihrauch, Würde und Schmähfreiheit der artificiell intelligenten, aber umso weniger originellen Kasperl aus dem Silicon Valley und aus geistig benachbarten Regionen würde sich ein Fest von der Gottwerdung des Menschen viel eher anbieten als eines von der Menschwerdung Gottes, die zu feiern nicht gerade prestigeträchtig ist.

Jetzt scheint es aber halt einmal so zu sein, dass Einfallsreichtum und Esprit nicht zu den Reichtümern der diversen Modernisierungsgewinnler und Spaßvögel des einundzwanzigsten Jahrhunderts gehören. Ein eigenes Fest der Gottwerdung des Bitcoin bringen die nicht zusammen. So schauen sie auch aus. Darum hängen sie sich irgendwo an. An was und warum dürfte ziemlich egal sein. Hauptsache doppelt so laut, doppelt so viel und doppelt so teuer.

Wie schon vor ein paar Wochen erlaubt sich Monsieur Rudolf auch in diesem Zusammenhang den Herrn Kurt zu zitieren: „Ned meins.“

Der Vollständigkeit halber ergänzt der Rudl hier, dass auch das Weihnachtsfest nicht auf dem Baum gewachsen ist. Da hat man sich an das römische Fest des Sol invictus angehängt. Nur hat man unmissverständlich klar gemacht, dass einem der Sonnenmeister Powidl ist und man etwas ganz anderes feiert. Die Steuervermeider und Datenbettler geben sich säkular und sind doch in höchstem und unsympathischstem Maß klerikal, vor allem aber gnadenlos. Warum sie dann Weihnachten nicht einfach ignorieren können, weiß der Kuckuck.

Rudolf Polifka ist sich für eine Zeichen gegen den Zeitgeist nie zu schade. Darum heuer keine teuren Weine vor Weihnachten, no ja, fast keine, „fast“ in zweifacher Hinsicht.

 

Gewohnheiten, Traditionen, Bräuche und Diskontinuitäten

 

So verlässlich der Rudl an Gewohnheiten festhält, so verlässlich drängt ihn in unregelmäßigen Abständen etwas zum Ausbruch. Das ist, wenn Sie so wollen, einer der Unterschiede zwischen dem Rudl und der Badner Bahn. Die fährt immer nach Baden oder halt nach Wien. Und auch wenn es die Badner Bahn vielleicht hie und da reizen würde, in Meidling auf die Südbahnstrecke abzubiegen, nach Gumpoldskirchen zum Beispiel, wo kommendes Wochenende Frau und Herr Kuczera-Kritz wieder ausg’steckt haben, kann sie das nicht tun.

Der Rudl hat auch so seine Gewohnheiten. Die scheinen mit zunehmendem Alter nicht weniger zu werden. Aber der Rudl kann ab- und ausweichen, zum Beispiel (von) seiner Gewohnheit, vor Weihnachten teure Weine glasweise zu kredenzen. Fast.

 

teuer vs. teuer + Objekt im Dativ

 

Eine heute eher weniger gebräuchliche Bedeutung des Adjektivs „teuer“ weist auf einen gesteigerten emotionalen Bezug eines Menschen zu dem jeweiligen Gegenstand, dem das Wort „teuer“ umgehängt wird, hin. Man kann „teuer“ dann durch „lieb“ ersetzten, wobei dieses Wort auch wieder viel heißen kann. Nicht alles davon erachtet der Rudl als erstrebenswert.

Freilich können beide Bedeutungen von teuer auf ein und denselben Gegenstand zutreffen. Aber auch dann ist dem Rudl seines Erachtens zu differenzieren. Ist jemandem etwas nur deswegen teuer, weil es viel gekostet hat, dann handelt es sich beim betroffenen Objekt ziemlich sicher um ein Statussymbol und beim betreffenden Subjekt um einen bedauernswerten Menschen.

Ist jemandem etwas teuer, weil ihm viel daran liegt, dann kann das betreffende Objekt viel gekostet haben, es muss das aber nicht.

Marestel von der Domaine Dupasquier zum Beispiel.

 

Domaine Dupasquier, Aimavigne

 

Vor zwölf Jahren ist Monsieur Rudolf zum ersten Mal zu den Dupasquiers gefahren. Und er ist seither kein Jahr nach Frankreich gefahren, ohne einen Abstecher nach Jongieux in den Weiler Aimavigne zu machen. Von keinem anderen Weingut kann er derlei berichten.

 

Marestel

 

Die Geschichte mit dem Oberkellner und Berater Claude Mareste, dem der Cru Marestel seinen Namen verdankt, hat Ihnen der Rudl schon das eine oder andere Mal erzählt. Dass die Lage, in der der Marestel ausschließlich wachsen darf, weder an Steilheit noch an Kargheit so leicht zu überbieten ist, auch.

 

 

 

 

 

 

Zu hundert Percent aus Altesse muss er bestehen, der Marestel.

In Anbetracht dieser Tatsachen kann man diesen Wein nicht gut als hochpreisig bezeichnen. Trotzdem ist er dem Rudl teuer. Darum macht er heuer vor Weihnachten eine Vertikale Marestel von Dupasquier auf, vor allem auch weil der Marestel dem Rudl seinem Geschmack nach gut zu Weihnachten passt.

Und damit niemand dem der Ausgewogenheit verpflichteten Rudl vorwerfen kann, das Vokabel „teuer“ einseitig zu strapazieren, ergänzt Monsieur Polifka die Marestel-Vertikale durch den teuersten Weißen und den teuersten Roten aus seinem Sortiment, quasi als Zugeständnis an den Reflex, zu Weihnachten auch preislich zum Besonderen zu greifen. Caviste Rudolf kann und will es sich dabei nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass er selber im Kaufsfall den Roten von Gravner schon dieses Jahr zu Weihnachten aufmachen würde, den Quartz 2016 dafür dann eher zu Weihnachten 2026 oder so. Da wird dieser Weißwein dann nicht nur ungefähr auf seinem Höhepunkt, sondern auch deutlich teurer sein.

Gleichwohl ist er ihm teuer.

 

Marestel 2000, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Einer der wenigen Jahrgänge, die auf dem „tableau des millésimes“ für Weißwein aus Savoyen als „grand millésime“ bezeichnet werden.

Langer, kalter Winter. Bis April dürfen die Rebstöcke winterschlafen. Über den Sommer keine Extreme und ein langer, trockener Herbst. Sauber und im Gleichgewicht.

 

Marestel 2002, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Noch ein „grand millésime“, vor allem auch was die Lagerfähigkeit betrifft. Sehr kalter Winter. Der Frühling beginnt noch ein bissl später als er das zwei Jahre davor getan hat. Dafür wird der Juni dann umso heißer. Das war es dann mehr oder weniger. Während die permanent sinkenden Temperaturen die Betreiber der öffentlichen Strandbäder weniger freuen, sind sie der langsamen Entwicklung der Aromen in den Weintrauben ziemlich zuträglich.

 

Marestel 2007, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Milder Winter. Alles beginnt mindestens einen Monat früher als sonst. Reichlich Niederschläge und viel Arbeit für die Weinbauern.

 

Marestel 2009, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Den weißen Zweitausendneunern aus Savoyen sagt man nicht die allergrößten Fähigkeiten auf der Langstrecke nach. Zu heiß der Sommer, zu wenig Säure die Weinderl. Auf einen mittelkalten Winter mit ausgesprägtem Weitblick, was die hohen Niederschläge betrifft, folgen ein sehr sonniger Frühling und ein heißer Sommer. Eher südfranzösischer Stil.

 

Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Ungefähr das Gegenteil von 2013. Trockener Frühling, heißer Juli, viel zu niederschlagsfreudiger August, dem die zu diesem Zeitpunkt viel zu reifen Trauben jede Menge Angriffsflächen geboten haben. Für Savoyen ungewöhnlich frühe Lese ab Ende August. Der erste von vier aufeinanderfolgenden Jahrgängen, von denen nicht nur in Savoyen jeder einzig und allein darum bemüht schien, zu zeigen, dass es für den selber denkenden Weinbauern noch um ein Eck schwieriger geht als im jeweiligen Jahr davor.

 

Marestel 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Auch ein kalter Winter, wie in Wien. Erst im August halbwegs standesgemäße Temperaturen für Ihre Hoheit Altesse.

 

Marestel 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Der kalte und niederschlagsreiche Winter hat den savoyardischen Rebsorten keine grauen Federn wachsen lassen. Auf den sind sie eingestellt. Auf einen furchtbarer Frühling wie 2013 nicht. Ein heißer Sommer bedeutet auch in Savoyen ein erhöhtes Hagelrisiko. Die Trauben, die im September das Handtuch immer noch nicht geworfen hatten, haben bei der Lese nicht durch Pünktlichkeit geglänzt, erwiesen sich in qualitativer Hinsicht aber als äußerst kompetent, ausgeglichen und gesund.

 

Marestel 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie

 

Auch in Savoyen ein prekärer Jahrgang. Der Fils kann das bestätigen, weil er in diesem Sommer zum ersten Mal in Savoyen gewesen ist. Mehr Sumpf als Wiesen.

 

Und ein jüngerer Marestel von Dupasquier ist noch nicht in der Flasche.

 

  • Marestel 2014, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Marestel 2013, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Marestel 2012, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Marestel 2009, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (4,50/7)
  • Marestel 2007, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (5/8)
  • Marestel 2002, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (6/9)
  • Marestel 2000, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (6/9)
  • Quartz 2016, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (11/17)
  • Rosso Breg 2004, Joško Gravner, Oslavia, IGT Venezia Giulia (12,50/19)

(in Klammern zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

 

Diese Weine, aber nicht ausschließlich diese gibt es diese Woche glasweise

 

sowieso am Mittwoch, den 12. Dezember und am Freitag, den 14. Dezember jeweils von 16 bis 22 Uhr

und darüber hinaus am Silbernen Sonntag, den 16. Dezember von 14 bis 18 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

 

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 19. und 21. und 23. Dezember:

Goldener Sonntag und Schaumweine

 

Im Übrigen gibt Rudolf Polifka keine Ruhe, bis man wenigstens den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklärt.

 

Herr Rudolf grüßt Gold, Silber und die anderen Musiker des Vertrauens vom Herrn Kurt!

 

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

 

Die Chemie des Krampus. A Tribute to Sulfur (ambivalent) and Didier Dagueneau (not ambivalent)

Alle Jahre wieder stellt der Rudl zur Zeit des Heiligen Nikolaus und des weniger bis gar nicht heiligen Krampus die Frage nach dem Schwefel im Wein, präziser die Frage nach dem Schwefelzusatz im Wein. Auch dieses Jahr.

Krampus

Dem Rudl seine Begeisterung für Krampusumzüge hält sich in Grenzen. Da mag eine mit Brauchtum kommen und da mag einer mit der Ambivalenz des Lebens kommen. So wenig wie Herr Rudolf der Frau Umweltstadträtin zu folgen vermag, wenn diese die allherbstliche Usurpation der Kurtlwiese vor dem Riesenrad als integrativen Treffpunkt von Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen lobt, so wenig kann der Rudl in den Krampusumzügen viel mehr als eine kommerzialisierte Sauferei, untermalt von schmerzhaften Geräuschen erkennen. Beides verzichtbar, die Wiener Wiesn und die Krampusumzüge.

Kollateralnutzen

Die Vorangst vor dem Krampus hat sich in der Kindheit zumindest produktiv auf die Phantasie von Polifka Fils ausgewirkt. Der Rudl hat seinerzeit im Alter von sieben Jahren oder so gemeinsam mit seinem Cousin das Projekt entwickelt, auf den Rücken des Krampus zu springen und dem finsteren Gesellen von hinten mit dem Fuchsschwanz die Hörner abzusägen. Ob eine derartige Phantasieanregung ausreicht, um dem ganzen Gemisch aus Angst, Industriealkohol und Mpftagedröhne eine Legitimation zu verleihen, das zu entscheiden, überlässt der Rudl Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe.

Ideologischer Überbau. Zum Teufel mit dem Krampus

In Wirklichkeit tut sich der Rudl mit den ganzen Teufeln und Dämonen schwer. Er betrachtet die alle als nicht satisfaktionsfähig, mögen sie vielleicht auch einem gewissen Gerechtigkeitsempfinden entspringen. Da hält es der Rudl ausnahmsweise mit der wörtlichen Bedeutung von Sprache. Und da handelt es sich bei „besessen“ immer noch um das Partizipium Perfekt passiv des Verbs „besitzen“. Wenn also jemand besessen ist, vor zweitausend Jahren zum Beispiel oder heute, dann ist da, wenn Sie den Rudl fragen, nicht irgendein Hokuspokusteufel, -krampus oder -dämon im Spiel, sondern irgendetwas oder irgendjemand, der die Betroffene oder den Betroffenen fernsteuert und besitzt. Das können die Römer gewesen sein, eine dominante Vater- oder Mutterfigur, das kann aber auch das Streben nach Marie, einer guten Nachrede oder auch nur die Angst aufzufallen sein. Soviel zum Krampus, zum Teufel und zum Schwefel.

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Chemie ist das Fach, auf das sich der Rudl als Schüler am längsten gefreut hat. Das hat seinerzeit erst in der zweiten oder dritten Klasse Gymnasium begonnen und davon hat sich der Rudl Spektakuläres erwartet, zumindest Spektakuläreres als ein durchschnittlicher Unterrichtsgegenstand in den frühen Achtziger Jahren zu bieten vermocht hat. Viel ist das nicht gewesen, das können Sie dem Rudl glauben. Aber selbstverständlich ist auch diese Schülerhoffnung unerfüllt geblieben. Wenigstens im Chemiekasten vom Rudl hat sich ein Röhrl mit Schwefel befunden. Damit haben sich interessante Reaktionen erzeugen lassen. Was da im und außerhalb des Reagenzglases geschehen ist, hat der Rudl selten verstanden, aber das war ihm auch nicht wichtig. Schwefel war auf alle Fälle eines der beliebteren Elemente beim Rudl. Schade, dass er bis heute nicht viel davon versteht. Ein von Herrn Rudolf als durchaus nicht uninteressant befundenes Hochschulstudium der Oenologie ist ihm aufgrund einer Zugangsbarriere in Gestalt eines Chemieblocks verwehrt geblieben. Allerdings dürfte erst dieser Umstand die Eröffnung seines Geschäfts möglich gemacht haben.

Was bringt sich das? … und was sich das bringt!

Wenn Menschen im Bildungsbereich etwas nicht bewältigen, dann wird heute ganz gerne nicht der Akteur, respektive die Akteurin dafür verantwortlich gemacht, sondern die nicht bewältigte Materie, am allerliebsten ein zu hoher Theoriegehalt der nicht bewältigten Materie. Dazu passt ins Bild, dass heute ein unerfreuliches Ergebnis bei einem mittelaussagekräftigen Einheiztest nicht in einer Erhöhung der Lernanstrengung seitens Schülerinnen und Schüler, sondern in periodisch wiederkehrenden Revolutionen der Lehrpläne im Speziellen und des Bildungssystem im Allgemeinen zu resultieren pflegt. Nicht selten wird dabei ein Schulsystem revolutioniert, dessen man sich bereits vor dreißig Jahren – völlig zurecht – entledigt hat. In Anbetracht der Unzahl an pädagogischen Revolutionen und großen Würfen der letzten Jahre und Jahrzehnte scheint ohnehin kaum noch jemand einen Überblick zu haben über das, was ist, das, was war, und das, was sein wird oder soll. Aber das ist jetzt wirklich eine ganz andere Geschichte, zumal der pädagogische Ungeist hinter dem Krampus heute hoffentlich aus allen Schulen entfernt ist. Diesbezüglicher Vorreiter ist in den letzten dreißig Jahren übrigens, was nicht so viele wissen, die Religionsdidaktik gewesen, ein bissl gezwungenermaßen.

Jetzt aber wirklich S

Der scheint ein integrativer Bestandteil von vielen Vorstellungen im Zusammenhang mit Krampussen, Teufeln und der Hölle zu sein. Direkt zuträglich ist das der Nachrede vom Schwefel natürlich nicht. Das wiederum dürfte sich die Naturweinszene in besonderem Ausmaß zu Herzen genommen haben.

Schwefelige Ambivalenzen

Manchmal tut der Kopf weh. Schuld daran sind verhaltensoriginelle Wetterphänomene wie eine nur von wenigen Tagen unterbrochene Föhnperiode von ungefähr Ende August bis Mitte November. Auch daran ist etwas schuld, vor allem eine Religion. Eine Religion, die Bequemlichkeit zu einem Dogma macht. Ihr Papst hockt nicht im Vatikan, sondern im Silicon Valley oder wo und weist jegliche Verantwortung für die Klimakatastrophe und Schuld an ihr kategorisch von sich.

Jetzt aber wirklich wirklich S

In hohen Dosen scheint der nicht angenehm für den Kopf zu sein. Thérèse und Michel Riouspeyrous haben vor gut zwei Jahren den Rudl einmal besucht. Sie waren auf einer oenologischen Studienreise durch Österreich. Bedauerlicherweise muss dieses Unterfangen eher nur mittelgut vorbereitet gewesen sein, denn Thérèse und Michel haben über Unwohlsein im Kopf geklagt. Verantwortlich dafür haben Sie den Schwefelgehalt der verkosteten Weinen gemacht. Förderlich war das ihrem Bild vom österreichischen Wein nicht. Weine von Karl Schnabel, Josef Umathum und Franz Strohmeier haben dann die ehrenwerte Aufgabe übernommen, die Meinung des elsässisch-baskischen Paars über österreichische Weine zu korrigieren.

Der Rudl ist den Naturweinen dankbar für die Sensibilisierung in Sachen Schwefel, wobei man auch wieder dazu schreiben muss, dass es Winzer gibt, die vor dreißig Jahren, als biologischer Weinbau noch alles andere als cool gewesen ist, schon den Schwefeleinsatz minimiert haben. Josef Umathum wie erwähnt. Und sein Namensvetter im Nachbarort. Und noch ein paar andere Josefe, wie der Herr Kurt vielleicht sagen würde.

Diesen Weinbauern ist der Rudl genauso dankbar wie denen, die die Kunst beherrschen, langlebendige Weine ohne Schwefelung zu keltern.

Dogmatisierung

Weniger dankbar ist der Rudl denen, die den Verzicht auf Schwefelung zu einem Dogma erklären.

Verteufeln tut der Rudl den Schwefel nicht, schon deswegen nicht, weil der Wein bei der Gärung selber Schwefel produziert.

Wenn ein Winzer ohne den Einsatz von Schwefel präzise Weine zu kultivieren vermag, denn beeindruckt das den Rudl. Und wenn ein Winzer erkennt, dass er im Fall der Fälle mit einer möglichst geringen Schwefeldosis eingreifen muss, dann beeindruckt ihn das genauso.

 

Rosé vom Opok 2014, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (3/5)

 

Muskateller vom Opok 2015, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (3/5)

Morillon Graf 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (6/9)

Sgaminegg 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (6,50/10)

Pouilly Fumé „Pur Sang“ 1992, Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOC Pouilly-Fumé, Loire (12/18)

Teran 2011, Branko und Vasija Čotar, Komen, Kras, Slowenien (4,50/7)

Rotwein 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (3/5)

Blaufränkisch Hochegg Special Edition 2013, Karl Schnabel, Sausal Steirerland (6/9)

Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Chautagne, AOP Vin de Savoie (6/9)

(in Klammern zuerst der Preis für das Sechzehntel, dann der für das Achtel)

Diese Weine, aber nicht ausschließlich diese gibt es diese Woche glasweise

am Mittwoch, den 5. Dezember und am Freitag, den 7. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 12. und 14. und 16. Dezember:

Silberner Sonntag und vermutlich teure Weine

Im Übrigen erwartet Rudolf Polifka, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklärt.

Herr Rudolf grüßt den Niglo!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

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