Glasweise Traminer und Welschriesling aus Platt, Orschwihr, Somló, Leutschach, sowie vom Eisen- und vom Rochusberg. Flaschenweise ist auch der Jahrgang 2020 von Andreas und Elisabeth Tscheppe in homöopathischen Mengen ab sofort verfügbar.

Mit dem Traminer ist es so eine Sache. An und für sich eine noble Rebsorte. Im Glasl dann aber doch sehr oft unharmonisch, wenig Frische, umso mehr Restzucker und oft auch sehr vordergründige Aromen. Vertauscht man die Wörter „Frische“ und „Restzucker“ in diesem Satz, dann ist man vermutlich nicht mehr sehr weit von vielen Welchrieslingen weg – mindestens drei Gründe für den Rudl, sich diesen beiden Rebsorten näher zu widmen.

  • Welschriesling 2021, Sternat-Lenz, Leutschach, Südsteiermark (2,50/4)

    eine der großen Wiederentdeckungen auf der letzten Studienreise vom Rudl, aber sowieso dank einer Empfehlung vom Herrn Ribert – klassisch, frei von Aromen aus dem Reagenzglas

  • Olaszrizling 2016, Imre Györgykovács, Somló, Ungarn (4,50/7)

    Welschriesling von einem der spektakulärsten Terroirs Mitteleuropas und einem Altmeister dort – Auf diesen Weinbauern wiederum hat der Herr Graf den Rudl gebracht. Danke vielmals! Und in der Natura Vinotéka in Sopron hat er ihn endlich gefunden.

  • Adaxl Welsch 2019, Helga und Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Eisenberg

    vollreif gelesen – quasi wie früher, im dezenten Barrique vergoren, ganz gewiss ohne jeden Hinweis auf irgendeinen grünen Apfel, dafür viel mehr gelbe Früchte. Wenn Sie das Reifepotential von Welschriesling erforschen wollen, dann könnten Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das mit diesem Wein machen.

  • Welschriesling vom Opok 2020, Sternat-Lenz, Hohenegg (4/6)

    von der Riede Hohenegg, Kalkmergel – Konglomerat, achtzehn Monate im kleinen Holz ausgebaut und unfiltriert abgefüllt, demeterzertifiziert

  • Weißer Traminer Sandberg 2017, Platt, Retzer Land (4,50/7)

    Wenn Sie den Rudl fragen, der beste trockene Traminer des Landes – aus dem in Österreich äußerst seltenen, frischeren Weißen Traminer oder, wie sie im Jura sagen, Savagnin. Wenn ein Traminer elegant sein kann, dann ist es vermutlich dieser.

  • Gewurztraminer Bollenberg „La Chapelle“ 2013, Zusslin, Orschwihr, Alsace (6/9)

    Caviste Rudolf macht keinen Hehl aus seinen Schwierigkeiten, zur Weinbauregion Elsass Zugang zu finden. Er probiert es immer wieder und in vielen Kategorien. Die Gegend ist wunderschön. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass der Urlaub immer fast vorbei ist, wenn der Rudl in den Elsass kommt. So richtig angefreundet hat er sich mit diesen Weinen noch nicht. Zum Glück gibt es die Domaine Valentin Zusslin in Orschwihr. Diesen Tipp verdankt Caviste Rudolf einer Kollegin vom besuchenswerten Sézanne in Colmar.

  • Gewürztraminer Premium 2019, Mannersdorf an der March, Südöstliches Weinviertel (4/6)

    Old school Gewürztraminer von den Rieden, für deren Auspflanzung Nationalratspräsident Roland Minkowitsch sen. seinerzeit noch ausgelacht worden ist, heute eine unumstrittene Referenz, wenn es um Traminer geht.

  • Gewürztraminer Auslese Zwiefelhab 1979, Mannersdorf an der March, Südöstliches Weinviertel (8,50/13)

    eine Möglichkeit, 40 Jahre Reife zu erkosten

am Dienstag, den 26. April von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Monsieur Rudolf stellt gerne CO2-frei Wein zu und bleibt der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Auf das Pfeifen auf die Nachred‘!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: vorübergehend geschlossen, aber

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien, auch von Einzelflaschen

5. April, 17 bis 21 Uhr geöffnet: Hoheit à la Giachino-Brüder. Altesse aus 2011, 2015, 2018 und 2020

Jetzt ist es doch anders gekommen. Caviste Rudolf Polifka sperrt diese Woche am DIENSTAG, den 5. April von 17 bis 21 Uhr sein Geschäft auf, kredenzt glasweise Altesse von den Giachinos sowie die letzte von Jacques Maillet und wird es nach Ostern etwas ruhiger angehen. Da gibt es ja dann eh die Weintour Weinviertel und die Weinfrühlinge in den diversen Tälern und Auen.

Ersatz

 

Der Rudl ist davon ausgegangen, dass er noch vier Jahrgänge Altesse aus dem Giachino Stammhaus im Keller hat. Als er diese dann in den Kühlschrank überstellen wollte, musste er zur Kenntnis nehmen, dass die Altesse 2016 und jene aus 2017 dem Rudl die Kenntnis über ihre Aufenthaltsorte vorenthielten.

2011 und 2020 haben sich als weniger scheu erwiesen und sollten äußerst erfreulich Rückschlüsse auf das Reifepotential dieser Rebsorte zulassen.

Die beiden anderen Jahrgänge kompensiert Herr Rudolf, wie er meint, auf kompetenteste Weise durch das letzte Flascherl Altesse 2015 von jenem Weinmeister, mit dem die Giachinos ganz sicher am engsten zusammen gearbeitet haben: Jacques Maillet. Die dann noch verbleibenden sieben Bouteillen von diesem Wein transferiert Caviste Rudolf dann in seine private Altersvorsorge, wie der Herr Kurt vielleicht sagen würde. Denn dieser Wein ist für den Rudl etwas ganz Besonderes und er wird es aufgrund des französischen Pensionsrechts leider auch bleiben.

Beim zweiten Ersatzspieler handelt es sich um die Prieuré Saint Christophe Blanc 2018, die der junge Giachino aus den Trauben der Weingärten vom alten Michel Grisard macht.

 

Altesse. Eine Wiederholung

 

Brice Omont und Michel Grisard sehen Altesse als eine der ganz großen Rebsorten überhaupt. Trotzdem kann einem ein Wein, der sich „Altesse“ nennt, in einem republikanischen Zeitalter schon als ein bissl daneben erscheinen. Aber was soll man machen? Niemand sucht seine Lieblingsweinrebsorten nach dem Political-Correctness-Faktor des Namens aus, nicht einmal Herr Rudolf.
Auf der anderen Seite könnte man Altesse fast als Vorreiterin für die sprachliche Gleichstellung von Frau und Mann betrachten.
Der aristokratische Hoheitstitel „Altesse“ macht aus Kaisern und Königen, grammatikalisch betrachtet, Weiblichkeiten. Da ist dann auch der Monarch mit der sonorsten Stimme „einE kaiserliche Hoheit“. Schlecht?

 

Aromen und Aromoiden

 

Mit den Aromen ist es ein Hund. Da gibt es gerade beim Wein ein paar, die quasi als Parias gelten. Und andere, die ziemlich angesagt sind. Werden einem Wein mineralische Noten nachgesagt, dann hat er offenbar schon gewonnen, auch wenn seine Mineralität oft nur von einem sprachlich limitierten Weinjournalisten, der seine drei Zeilen für die Weinbeschreibung irgendwie füllen musste, erhoben worden ist. Wehe ein Wein schmeckt nach Erdbeeren. Dann kann er einpacken. Der Rudl mag Erdbeeren, vor allem Walderdbeeren. Drum stören ihn auch im Wein keine Erdbeeraromen. Es sei denn, es handelt sich um erdbeeroide in Gelatine gepackte Aromen aus einem Zuckerlsackerl, die einem dann vielleicht aus einem verkitschten Schilcher oder einem angeblichen DAC wieder entgegen hüpfen. Aber dafür kann keine Walderdbeere dieser Welt etwas.

 

Geschmäcker können nicht irren.

 

Wünsche können nicht irren“, ist von ganz vielen schönen wie gescheiten Sätzen, die Adolf Holl geschrieben hat, vielleicht einer der schönsten. Und Monsieur Polifka tendiert immer mehr zur Auffassung, dass es sich mit Geschmäckern ähnlich verhält. Man kann zwar unaufmerksam etwas essen und trinken und dabei nicht bemerken, dass es grauslig schmeckt, weil man zum Beispiel nur daran denkt, dass man das zu Essende oder zu Trinkende photographieren und irgendwohin hochladen zu müssen meint. Und man kann auf etwas so versessen sein, dass man es gut findet, egal wie es schmeckt, und dabei auch gar nicht merkt, wie es schmeckt, vielleicht weil man auf eine Marke, auf eine Rebsorte, auf einen Winzer, eine Herkunftsbezeichnung oder auch nur einen Trend fixiert ist. Das ist aber nicht bewusst, zumindest nicht geschmacksbewusst. Aber wenn einem etwas ganz bewusst gut schmeckt, dann kann das kein Irrtum sein, wie auch immer es schmeckt, was auch immer es ist und was auch immer andere darüber reden.

 

Altesse – Aromen: Lindenblüten, Haselnüsse, Mandeln, Honig und Quitten

 

Der Rebsorte Altesse sagt man oft die folgenden Aromen nach: Lindenblüten, Haselnüsse, Mandeln, Honig und Quitten – tendenziell also eher Aromen mit hohem Prestige, die auch immer wieder mit den Montrachets und Meursault in Verbindung gebracht.

Beim Lindenblütenaroma handelt es sich um ein sogenanntes Primäraroma. Für ein solches ist die Weintraube zuständig, wohingegen ein Sekundäraroma der Gärung und ein Tertiäraroma der Reifung geschuldet sind.
Chemisch ist das Lindenblütenaroma ein Mysterium. Bislang haben die Forscher kein Molekül ausfindig gemacht, das die Lindenblüte geschmacklich und geruchlich zur Lindenblüte macht. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind es Moleküle, die dem Farnesol nahestehen. Was die veritable Lindenblüte darüber hinaus bemerkensert macht, ist der Umstand, dass sich alle Blüten einer Linde zeitgleich öffnen, dann aber nur einen Tag lang blühen. Das heißt, es bleibt einem auch nicht direkt lang Zeit, dieses Aroma in der freien Aromenwildbahn zu studieren. Als lindenblütenintraubierte Rebsorte gilt der ungarische Hárslevelü. Der ist im Tokay drinnen. In Österreich hat sie eine Durststrecke hinter sich. Dass die vorbei ist, verdankt sie Josef Umathum. Aber weil Tradition auch in der Weinwirtschaft sehr selektiv gepflegt wird, hat man dem das weinamtlicherseits nicht gedankt. Noch nicht. Dazu aber hoffentlich im Frühling einmal viel mehr an dieser Stelle.
Aromatisch verbündet sich das Lindenblütenaroma im Wein tendenziell ganz gern mit dem Honigaroma, so auch in vielen Altesses, aber auch im Quarts-de-Chaume und im Bonnezeaux. Sogar der Schweizer Chasselas kennt es, der Loin de l’oeil in Gaillac, der Weiße aus Pessac-Leognan, Marsannes von der Rhône oder der Bellet auf den Hausbergen von Nizza.

 

Quitte

 

Das Sekundäraroma Quitte braucht ziemlich sicher Diethyl-Sebacat, das man, wenn man ein bissl genauer hinschaut, auch in der Melone findet. Es entsteht durch Esterifikation der sebacischen Säure durch Ethanol bei der Gärung.
Als USP gilt das Quittenaromen für jene Chenin Blancs, die auf Urgesteinverwitterungsböden wachsen. Das sind vor allem die Appellationen Savennières, Roche-aux-Moines und Coulée de Serrant, aber auch die nicht so restzuckerfreien Coteaux-du-Layon, Quarts-de-Chaume und Bonnezeaux. Auch den süßen Weinen von Sauternes, Barsac, Monbaziallc und Jurançon sagt man sie nach. Und natürlich in manchen Altesses.

 

Quitten und Honig

 

Dass die Quitte gut zum Honig passt, das haben schon die alten Römer gewusst. Darum haben die die Quitten gerne im Honig kandiert. Und in den legendären Falerner haben sie eine Mischung aus Quitten, Bockshörndlklee und Iriswurzeln gegeben. Eine von den alten Römerinnen war bekanntlich die Venus. Mit der teilt der Rudl die Quitte als Lieblingsfrucht.

 

Honig

 

Honig ist Sonne. Chemisch gehört sein Aroma zu den ätherischen Aromen. Die verbrüdern sich in schöner Regelmäßigkeit mit Akazien, Lindenblüten, Ginster, Marillen, Mango und Quitten. Das Honigaroma in Weintrauben entsteht durch Konzentration, wenn die Traubenschalen Wasser verlieren. Es handelt sich um Derivate vom Phenylethylalkohol: Butyl- und Isobutyl-Phenylacetate, Phenylethylacetate und Ephenylacetaldehyd. Lange brauchen die alle nach der alkoholischen Gärung nicht, um zu entstehen.
Süßweine haben ein besonders Naheverhältnis zum Honigaroma, nicht nur aufgrund der Viskosität: Sauternes, Monbazillacs, auch Ausbrüche, Chenins aus Vouvray und natürlich viele Vins Doux Naturels aus Rivesaltes. Auf der trockenen Seite sind der Jurançon sec, im Fall von hohem Petit Manseng Anteil, vor allem aber die Chardonnays der Côte de Beaune – Puligny-Montrachet, Chassagne-Montrachet, Weine von den berühmten „calcaires brunes“, aber tendenziell schon eher die mit ein paar Jahren Flaschenreife – zu nennen. Dort alliiert der Honig besonders gern mit getrockneten Früchten, orientalischen Gewürzen und Steinigkeit, liest man.

 

Haselnüsse, Mandelkern finden Sie in Altessen gern.

 

Haselnüsse und Mandeln schmecken nach Altesse. Ohne Biosynthese gäbe es kein Haselnussaroma, und auch die frische Butter müsste dann eines eigenen Aromas entraten, was für gar nicht so wenige Zeitgenossen verschmerzbar wäre, weil dieses Aromerl, das die Haselnuss mit der frischen Butter gemeinsam hat und das aus einer Dekomposition einiger Fettsäuren durch Microorganismen resultiert, sich gar nicht so wenigen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen eh verschließt. In den Saint Nectaire, ein Kaserl aus der Auvergne, wird dieser Geschmack durch besondere Pilzstämme hinein gebracht. Unter den Weinen gilt Chardonnay als das rebsortegewordene Haselnussaroma.

Bei der Mandel schaut die Geschichte ein bissl schwieriger aus, weil es da zwei Mandelgeschmäcker gibt: die gebrannte Mandel und die frische Mandel.
Das Aroma der gebrannten Mandel ist eine Spur komplexer und näher an der Haselnuss. Es ist ein Tertiäraroma, das sich aus Sulfiden entwickelt. Besonders oft findet man es in trockenen Weißweinen aus Burgund, in den Altessen aus Savoyen sowie in Saint-Péray und Crozes-Hermitage an der nördlichen Rhône.
Das Aroma der frischen Mandel dagegen steht mit Benzaldehyd in Verbindung und kommt in den Steinobstkernen vor. In Koalition mit ein paar anderen Molekülen sorgt es vor allem in den Rotweinen von Bordeaux, Burgund und der Touraine, ganz besonders in den Italienern aus Piemont für Kirscharomen. Benzaldehyd war am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts das erste Geruchsmolekül, dessen Produktion in einem Labor gelungen ist. Der Wein schuldet das frische Mandelaroma den Stielen und Stengeln der Traube. Darum handelt es sich grundsätzlich einmal um ein Primäraroma. Wenn dessen Intensität mit zunehmendem Alter und einer dezenten Oxydation zunimmt, mutiert es zum tertiären.

 

Kennen müsste man Altesse jetzt trotzdem nicht,

streng genommen ja nicht einmal die Weinbauregion Savoie. 2150 Hektar – da gibt es ein paar größere, in und außerhalb von Frankreich,

aber Sie versäumen etwas, wenn Sie sie nicht kennen.

Landschaftlich hängt das natürlich davon ab, wie man zum Ergebnis dieser tektonischen Kollision damals vor gut zwanzig Millionen Jahren steht. Der Rudl ist ja selber ein Kind der Alpen. Das spürt er, abgesehen von der Gehsteigkante drüben bei der Grillgasse, spätestens immer dann, wenn sie bei der Tour de France in diese Ecke kommen.
Weinmäßig ist Rudolf Polifka dort in seinem Element. Viel Kalk, mehr Kräuter und Blüten als Früchte, wenig Alkohol, … und ziemlich konsequente Weinbaumeister.
Ampelographisch gibt Savoyen in Relation zu seiner Rebfläche sehr viel her, aber darüber ist hier schon berichtet worden. Diese Woche widmet Monsieur Polifka jedoch ausschließlich der aristokratischen Altesse.

Zweihundertfünfzig Hektar klein und kein bisschen laut

Gut 250 Hektar gibt es und nicht ein einziger davon liegt außerhalb von Savoyen und Bugey.

Die Giachinos. Auch eine Wiederholung

 

Die Weingärten der Giachinos liegen im Naturpark der Chartreuse, auf Gletschermoränen am Fuße des Mont Graniers.

Spurenelemente, Fauna, Belüftung, Verwurzelung und Mikroben machen ein besonderes Terroir, das am besten durch biodynamische Bewirtschaftung zur Geltung gebracht wird, seit ein paar Jahren demeterzertifiziert.

Mehrheitsfähig ist biologischer Weinbau in dieser Gegend trotzdem nicht. Eher im Gegenteil. Herr Rudolf hat mehrmals mitten in den Weingärten von Les Marches und Apremont gewohnt und quasi an der eigenen Nase und in den eigenen Ohren erlebt, wie es ist, wenn man in der Früh von den Düsen der Giftspritzer aufgeweckt wird. Wenn man dann durch derart ausgebleichte Rebzeilen geht, zum Beispiel zum Restaurant „Le Saint André“, am Rückumweg jedoch durch einen Weingarten der Giachinos spaziert, dann muss man gar keinen Wein trinken, um zu verstehen, was die Giachinos meinen, wenn sie darauf hinweisen, dass Wein vor allem ein Vergnügen sein muss.

 

Macro-Terroir

 

Die durchschnittliche Meereshöhe des Departements Savoie beträgt 1500 Meter. 36 Berge sind höher als 3500 Meter, 107 höher als 3000.

Wein ist nicht das Erste, an das man in so einer Gegend denkt. Im Laufe der Zeit haben sich wenige kleine, zerstückelte und ausgesetzte Parzellen für den Weinbau herauskristallisiert. Und das auch nur, weil am Ende des Quartärs die Gletscher beim Rückzug Täler mit Seitenmoränen gebildet haben.

Jene am Piémont des Graniers ist so eine, in ihrer Höhe und Ausrichtung einzigartig in Frankreich.

Die Wetterverhältnisse können extrem sein und aneinander geraten. Marseille ist etwa dreihundert Kilometer entfernt, von den meisten Weingärten sieht man auf Gletscher.

 

Geschichte

 

Ursprünglich war der Bauernhof der Giachinos eine gemischte Landwirtschaft, in den nährstoffreichen Böden der Ebene Getreide, Nüsse und Obst, an den kargen Hängen Wein.

1988 übernimmt Frédéric die eineinhalb Hektar Weingärten seines Opas Marius Genton. Er konzentriert sich auf Wein. Heute sind es neun Hektar, auf sechs davon wächst die Rebsorte, mit der etwa so viel Schindluder getrieben wird wie mit Welschriesling: Jacquère. Schritt für Schritt entfernt sich Frédéric Giachino vom konventionellen Weinbau. Unzertifizierter Verzicht auf den Zauberkasten, Bio, demeter. Lange wird der Bub Clement nicht gezögert haben, 2015 in den Betrieb einzusteigen. Wie es der Zufall will, hat zu dieser Zeit Michel Grisard seine Rente angetreten. Und Clement hat seine Weingärten übernommen.

Von diesem Weingut und einem guten Freund desselben kredenzt der Rudl diese Woche Altesse

am Dienstag, den 5. April von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Darüber hinaus stellt Monsieur Rudolf auch gerne Wein zu und bleibt der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Vive l‘Altesse & frohe Ostern! wünscht Herr Rudolf.

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: vorübergehend geschlossen, aber

kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien, auch von Einzelflaschen

DIENSTAG, 29. März, 17 bis 21 Uhr: Sauvignon Blanc. Eine Osterrebsorte aus der Südsteiermark, den französischen Alpen und der Domaine Didier Dagueneau

Der Schmäh vom Ende der Geschichte sollte, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, jetzt endlich als Schmäh erkannt werden. An und für sich kann man spätestens in der Finanzkrise 2008 erahnen, dass es sich bei diesem Schmäh um ein ideologisches Konstrukt deregulierter Wurschtigkeit handelt. Personifiziert wurde diese acht Jahre später durch einen Gimpel im Weißen Haus. Die Spießgesellen dieser Wurschtigkeit hocken im Silicon Valley, sind politisch flexibel bis zum Gehtnichtmehr, zu allem bereit, nur nicht zum Steuerzahlen.

Diese Geschichte ist nicht zu Ende. Die Schmetterlinge haben sie besungen.

Sauvignon Blanc

Anders als die Geschichte ist das, was Ihnen Caviste Rudolf Polifka über diese von ihm hoch geschätzte Rebsorte erzählt hat, einmal erzählt. Und dann gibt es nicht viel mehr, darüber zu schreiben. Nur dass ein paar der besten Weine, die der Rudl je getrunken hat, von dieser Rebsorte sind und ganz viele ganz entsetzlichen auch, und dass der Rudl bei Sauvignon Blanc auch an Ostern denkt und vice versa.

Osterweine. Eine Wiederholung aus dem Vorjahr

Wein hält das Osterfest zusammen, zumindest ist das der biblische Befund. Nachdem Jesus im Jerusalemer Tempel den Spitzen der römischen Besatzungsmacht sowie dem sadduzäischen Priester- und Großgrundbesitzeradel unmissverständlich deutlich gemacht hatte, was er von deren Geschäftsmodell hält, versammelte er am Gründonnerstag seine Hawara und Hawarinnen, um ihnen in Erinnerung zu rufen, was sie ihr Lebtag und darüber hinaus nicht vergessen sollten. Über dieses Ereignis gibt es – anders als Schwurbler meinen – nicht viel zu enthüllen. Und dass man dort miteinander viel mehr Wein getrunken als Spinat gegessen hat, darf evidenzbasiert angenommen werden.

Übrigens hat dort ziemlich sicher auch kein Verrat stattgefunden, weil es nichts zu verraten gegeben hat, schon gar nicht Aufenthaltsort und Identität des Chefs. Aber das ist eine andere Geschichte.

Am Ostermontag schließlich erkennen zwei Zeitgenossen aus Emmaus die längste Zeit den Auferstandenen nicht, lamentieren über dessen Hinrichtung und justament als sie anstoßen, gehen ihnen die Kipfler auf. Ein paar Frauen haben dazu einen Tag weniger und keinen Wein gebraucht, aber auch das ist eine andere Geschichte.

Ob Sie es so biblisch betrachten wie der Rudl oder säkularisierter: Wein passt ganz gut zu Ostern, Sauvignon Blanc und Jacquère ganz besonders. Vielleicht hat das auch mit dem Frühling zu tun, mit Wiesenkräutern oder mit Geselchtem, Eiern und Kren. Da gibt es bekanntlich eine Vielfalt an Zugängen. Ein paar davon kredenzt der Rudl am 29. März:

 

  • Sauvignon Blanc 2018, Kåarriegel, Sankt Andrä – Demmerkogel, Sausal, Südsteiermark (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2014, Kåarriegel, Sankt Andrä – Demmerkogel, Sausal, Südsteiermark (4,50/7)
  • Sauvignon vom Opok 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2017, Les Vignes de Paradis, IGP Vin des Alloborges, Ballaison, Hoch Savoyen (5/8)
  • Graf Sauvignon 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (6,50/10)
  • Sauvignon Blanc Alte Reben 2015, Kåarriegel, Sankt Andrä – Demmerkogel, Sausal, Südsteiermark (6/9)
  • Sauvignon Blanc Kranachberg 2007 (aus der Magnum), Sattlerhof, Gamlitz, Südsteiermark (9/14)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, AOP Pouilly-Fumé, Loire (12/18)

aber auch von fast allen Orangeweinen der letzten Woche gibt es zumindest beim Aufsperren noch etwas.

am Dienstag, den 29. März von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Darüber hinaus stellt Monsieur Rudolf auch gerne Wein zu und bleibt der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Auf kein Ende der Geschichte, aber auf ein Ende der halbstarken Falotten!

 

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Von α bis ω. Orangewine glasweise am Donnerstag, 24. März von 17 bis 21 Uhr

Covid-Schutzmaßnahmen I

Caviste Rudolf weiß, dass etliche Bestimmungen zur Eindämmung der Ansteckungen mit dem Corona-Virus gelockert worden sind. Er möchte aber gerne darauf hinweisen, dass dies nicht bedeutet, dass man die entsprechenden Schutzvorkehrungen nicht mehr treffen darf, sondern allenfalls dies nur nicht mehr muss.

Covid-Schutzmaßnahmen II

Eigentlich hat der Rudl früher immer dann, wenn die ersten sizilianischen Orangen in der Margarethenstraße vor dem Geschäft von Signore Crupi abgeladen waren, maischevergorene Weine, sogenannte Orangeweine, kredenzt. So hat er sich über die neuen Pomerantschn gefreut. In der Regel war das in der ersten oder zweiten Novemberwoche der Fall. In den letzten beiden Jahren ist es nicht möglich gewesen. Und darauf, dass es heuer im November möglich sein wird, würde der Rudl nicht wetten. Das wiederum hat seines Erachtens auch damit zu tun, dass ein paar Gesundheits-Experten und Sprachgiganten im Nationalrat regelmäßig und öffentlichkeitswirksam schreien, dass sämtliche Anti-Coronaschutzmaßnahmen umgehend abgeschafft werden und Gesundheitsminister zurücktreten sollen. Wenn sie das dann sind, wissen manche dieser Herrschaften reflexartig, dass die Abschaffung zu früh, zu weitreichend oder zu abschaffend erfolgt ist.

Solange chronische Wichtigtuer den öffentlichen Diskurs über die Pandemiebekämpfung mitbestimmen, sieht der Rudl schwarz oder eben pink, wenn es um den Herbst geht.

So oder so wird der Caviste Rudolf nicht auf den Beginn der nächsten Orangensaison warten, sondern vielmehr das Ende der aktuellen zelebrieren. Und dieses ist bekanntlich am 19. März, dem Josefi-Tag. Das hat der Rudl als Kind gelernt. Die Zeit für Orangen ist zwischen Allerheiligen und Josefi. Bei Nino Crupi ist das tendenziell noch immer so. Etwas länger gibt es die sizilianischen Orangen bei ihm schon, jetzt sind sie besonders saftig und süß. Aber irgendwann ist dann finito. Dann heißt es warten auf die nächste Saison, wenn man reife Orangen, die nach etwas schmecken, essen will. Und wenn diese Orangen dann da sind, ist es eine Batzen Freude. Die Industrieorangen im Supermarkt gibt es das ganze Jahr. Und so schmecken sie auch.

Caviste Rudolf kredenzt glasweise folgende orangen Weine

  • Pétnat „Chaboom“ 2020, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (4,50/7)

  • Marius & Simone 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)

    Inzwischen scheint Jacquère ja zu so etwas wie einer Kultrebsorte in der Naturweinszene auch außerhalb Savoyens geworden zu sein. Fred Giachino macht schon fast zehn Jahre lang eine maischevergorene Variante, der man hinsichtlich Sauberkeit und Präzision schwer etwas nachsagen kann.

  • Orbis „orange“ 2019, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Weinviertel West (4,50/7)

    Fünf Wochen auf den Schalen vergoren, dann ins große Holzfassl. Dezentes Orange, frisch und würzig.

  • Très Uves 2013, Barranco Oscuro, Cádiar, Granada, Spanien (6/9)

    Drei Rebsorten geben diesem Wein den Namen und das Etikett: Vigiriega, Viognier und Vermentino. Wachsen tut der Wein ganz unten in Spanien, dort aber ganz oben auf über tausend Metern Seehöhe. Und kaufen können Sie den Wein, allerdings aus einem anderen Jahrgang, vermutlich auch noch, beim Kollegen in der Westbahnstraße.

  • Vitovska 2018, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)

  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6,50/10)

  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (7/11)

am Donnerstag, den 24. März von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Monsieur Rudolf stellt auch gerne Wein zu, mit der U-Bahn und der Tramway, am Stadtrand sogar mit dem Radl.

Im Übrigen ist es höchste Eisenbahn, den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären.

Auf alles, was seine Zeit hat!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Südwestfrankreich. Donnerstag, 10. März, 17 bis 21 Uhr … Da kannst ja eh nix ändern?

Zuerst zum dings

 

Zu dem ist dem Rudl letzte Woche nix Mitteilbares eingefallen, so konsterniert war Citoyen Rudolf Polifka.

In einer Woche hat er seine Gedanken zum dings aber natürlich etwas geordnet. Ein paar davon kann und will er Ihnen, geneigt Oenologin, gewogener Oenologe, nicht vorenthalten.

Der Rudl kann Ihnen gar nicht mitteilen, wie stolz er momentan ist, Citoyen der Europäischen Union zu sein.

Rudolf Polifka ergänzt ganz gerne, dass diese Entschlossenheit auch schon etwas früher und auch schon auf einer personalen Ebene sehr erfreulich und alles andere als naiv gewesen wäre. So hätte seines Erachtens ja auch schon früher nichts dagegen gesprochen, seiner Finger von den Aktien des weltgrößten Gaskonzerns zu lassen, den nach einem Fremdwort für Eilbotschaft benannten Digitalkanal und auch den, der etwas frei nach dem Geräusch des Sekundenzeigers der Uhr benannt ist, als das zu sehen, was ein Kanal immer schon war. Niemand hat einem verboten, den unheiligen Mobilfunknetzbetreiber, der sich für die Dreifaltigkeit hält, zu meiden. Und es wäre auch schon ein paar Jahrzehnte Zeit gewesen, fossile Brennstoffe wirklich nur mehr in einem Ausmaß, das unbedingt notwendig ist, zu verbrauchen, anstatt Unmengen davon dem dings abzukaufen. Es wäre des Rudls Erachtens auch nicht unbedingt notwendig gewesen, die Energiewende chronisch an eine nicht näher bestimmte „politische Ebene“, die man zuvor sehr vorsätzlich nach neoliberalistischem Strich und Faden desavouiert und dereguliert hat, zu delegieren.

Und diesen persönlichen Boykott kann jede und jeder, wenn ihm respektive ihr das als angebracht erscheint, auch gleich auf andere Diktatoren ausweiten.

Und wenn Sie jetzt einwenden, das sei naiv, dann repliziert Ihnen der Rudl, dass er umgekehrt das bequeme Das-muss-man-politisch-Lösen ziemlich infantil findet. Natürlich kann ich das bequeme Wandel durch Handel auch jetzt noch mantraartig herunter beten. Aber ich kann auch die Augen aufmachen und sehen, dass an den Händen dieses Handels Blut klebt, ganz besonders oft dann, wenn Öl oder Gas im Spiel sind.

Um das zu erkennen, hat man auch nicht zehn Semester Politikwissenschaft studieren müssen. Solche Regime nicht wirtschaftlich – und das ist die Sprache, die die dings verstehen – zu boykottieren, hält der Rudl für einer aufgeklärten Citoyenne, respektive eines aufgeklärten Citoyens unwürdig. Wenn Sie so wollen, stellt das Sich-auf-Sachzwänge-Ausreden für den Rudl auch nichts anderes als eine Spielart naiven Kreationismus‘ dar. Kismet. Is halt so. Da kann man als einzelner Anleger eh nix ändern. Notfalls soll‘s halt da Papa (vlg. der Staat) richt‘n, auch wenn ich ihn vorher besachwaltern lassen habe.

Dieses Arrangement mit fleischgewordener Skrupellosigkeit im Namen von Renditen und Dividenden gilt seit etwa dreißig Jahren Pragmatismus. Dabei möchte der Rudl schon gerne fragen, ob es nicht eben dieser Pragmatismus war, der uns epidemiologisch, klimatisch und politisch in die Sackgasse geführt hat? Und all das, obwohl zwischenzeitlich allerspätestens 2008 schon einmal evident geworden ist, dass Turbofinanzkapitalismus und Demokratie, aber auch Turbofinanzkapitalismus und Marktwirtschaft nicht zusammengehen.

 

Drei Ebenen

 

Der Rudl hat Folgendes nicht selber erfunden, sondern einmal irgendwo gehört. Und er hält es für clever, für ziemlich clever und für ziemlich würdig einer souveränen Citoyenne, respektive eines souveränen Citoyens:

Demzufolge hat ernst gemeinte Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen immer auf drei Ebenen zu erfolgen.

Auf einer politischen Ebene muss erörtert werden, was Kommunen, Staaten oder Staatenverbunde unternehmen können, wenn Menschenrechte verletzt werden. Diese Ebene funktioniert momentan zum Glück. Hoffen wir, dass das so bleibt!

Auf der Ebene der Körperschaften aller Art, wo wir arbeiten, lernen und lehren oder einfach nur dazu gehören, muss geklärt werden, was die jeweilige Körperschaft, sei sie ein Betrieb, eine Schule, Universität, Partei, ein Verein oder sonst etwas, unternehmen kann, um Menschenrechte und Demokratie anstatt Diktatur und Krieg zu unterstützen.

Und auf einer personalen Ebene darf sich eine souveräne Bürgerin oder ein souveräner Bürger nicht die Frage ersparen, wie groß sein, beziehungsweise ihr CO2-, aber auch menschenrechtsverletzender Fußabdruck, den sie oder er durch Mobilität, Konsum oder Veranlagung hinterlässt, ist.

Und wer eine Ebene gegen die andere ausspielt, hat, wenn Sie den Rudl fragen, die Komplexität moderner Gesellschaften nicht verstanden … oder ist einfach nur faul.

Das fällt dem Rudl zum dings ein.

 

Wein

 

Das eine oder andere hat Ihnen der Rudl bereits über seine zweitliebsten französischen Berge und seine liebste französische Appellation mitgeteilt. Da gäbe es viel mehr. Aber das muss warten, vielleicht bis zum Sommer. Für dieses Mal begnügt sich Caviste Rudolf mit dem Kredenzen folgender Weine:

  • Irouléguy Rosé 2019, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (3/5)
  • Irouléguy Rosé 2019, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (3/5)
  • Dolia Rouge 2019, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

    Tannat und Cabernet Franc in Amphoren aus baskischem Ton – „Terre des Hommes“ ist der Name dieser Koalition.

  • Ixilune 2015, Imanol Garay, Vin de France (7/11)

    Imanol Garay werkt auf beiden Seiten der Pyrenäen, hält beim Weinmachen nicht viel von Regeln und zielt auf absolute Sauberkeit und Präzision im Geschmack. Petit Manseng und Petit Courbu.

  • Nigrine 2019, Domaine Laroque d‘Antan, Laroque des Arcs, IGP Côtes du Lot (8,50/13)

    Lydia und Claude Bourguignon haben ihr Leben der wissenschaftlichen Erforschung von Böden gewidmet. Das hat sie auf der ganzen Welt bis in den burgenländischen Seewinkel hinunter zur gefragten Expertin und zum gefragten Experten, wenn es die Wahl der geeignetsten Weinreben und Praktiken im Weingarten geht, gemacht. Selbstverständlich haben auch Thérèse und Michel Riouspeyrous nicht auf das Wissen diese phänomenalen Paares verzichtet. Irgendwann haben Lydia und Claude Bourguignon dann das tiefe Bedürfnis verspürt, dieses Wissen selber zu Wein zu machen und sich in der Nähe von Cahors sechs Hektar Wald, das hundervierzig Jahre vorher einmal ein Weingarten gewesen und ihnen als vielversprechend erschienen ist, gekauft, gerodet und rekultiviert. Dann sind sie zu den besten Weinbäuerinnen und Weinbauern gefahren und haben sich von deren besten Rebstöcken Edelreiser abgezwickt: Foucault-Brüder, François Cotat, Elian Da Ros, Plageoles, La Grange Tiphaine, Château Plaisance, Corbin-Michotte. Die haben sie dann auf Rupestris du Lot aufgepfropft und ausgepflanzt. Das Resultat sind jedes Jahr zwei Weine, ein roter und ein weißer, in deren Zusammenhang das Wort Terroir so angebracht erscheint wie kaum wo anders. Dem Rudl ist es nicht nur gelungen, eine ganz kleine Zuteilung davon zu bekommen, sondern auch eine fast genauso schwierige Zustellung dieser Weine Realität werden zu lassen. Malbec, Cabernet Franc, Négrette, Prunelard, Cot à Pied Rouge

  • Irouléguy Rouge 2018, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Irouléguy Rouge Tradition 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Lurumea 2019, Domaine Bordatto, Jaxu, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)

    Reinsortiger Tannat ist heute eher selten. Früher war vieles anders, was nicht bedeutet, dass es auch besser war. Wenn man zwanzig Jahre warten muss, bis sich die Tannine eines Weine halbwegs zivilisiert haben, dann ist das sehr interessant, aber nicht ganz praktisch. Darum dürfen die beiden Cabernets in sehr vielen Weinen Südwestfrankreichs dem Tannat das Wilde ein bissl herunter räumen. In dem Fall ist das nicht so. Darum ist der Rudl selber schon ziemlich neugierig auf diesen Wein. Er hat einiges über ihn gelesen, ihn aber noch nie getrunken. Viel gibt es aber auch nicht davon, weil sich der Bauernhof mehr auf Apfelsaft, Cidre und Most spezialisiert und nur ein Hektar Weingärten hat. Der Jahrgangscidre gehört zu den besten, die der Rudl bis jetzt getrunken hat.

    Die Weinstöcke sind sehr alt, werden biologisch bewirtschaftet und stehen auf Dolomit. Der Ertrag liegt bei zwanzig Hektoliter am Hektar. Die Arbeit wird als „à l’ancienne“ bezeichnet.

    Reife Tannine, gerebelt, achtzehn Tage auf der Maische und achtzehn Monate ausgebaut. Indigene Hefen, kein Schwefel und auch sonst nichts aus dem Chemiekasten.

  • … und einen jetzt vielleicht zugänglicheren Chignin-Bergeron „Les Christines“ 2019, Christine et Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (10/15)

 

am Donnerstag, den 10. März von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Monsieur Rudolf stellt auch gerne Wein zu, mit der U-Bahn und der Tramway, denn Wien ist entgegen anderslautender Beteuerungen keine radfahrerinnen- und radfahrerfreundliche Stadt. Das kann nur jemand glauben, die oder den es nur nach Süden und Osten, aber nie nach Westen oder Norden zieht.

Im Übrigen ist es höchste Eisenbahn, den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären.

 

Aux Consciences, Citoyennes et Citoyens!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Les Filles von Christine und Gilles Berlioz. Oder: Was Sie vor dem Weltfrauentag von Heinz Conrads lernen können. Donnerstag, 3. März von 17 bis 21 Uhr geöffnet

Zuerst Organisatorisches

Der Weltfrauentag ist erst am 8. März, jedes Jahr. Es ist aber ja eh nicht so, dass an einem durchschnittlichen Öffnungstag ein kolossaler Damenüberhang an den Tischen der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils festzustellen wäre. Darum rechtfertigt der Rudl die fünftägige Verfrühung, mit der er dieses Jahr Weine zum internationalen Frauentag kredenzt. Sie eröffnet Männern die Möglichkeit, am 3. März einen im glasweisen Genuss als würdig und passend erachteten Wein in der Flasche zu erstehen, um selbigen dann am 8. März privat mit einer Dame neuerlichen oenologischen Studien zu unterziehen.

Doppelpunkt, Binnen-I und Ignoranz

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben, ist der Rudl nicht ganz à jour mit gängigen Schreibweisen, wenn es um Geschlechtsendungen geht. Er macht das nicht, weil er etwas gegen Erkenntnisse der Gender Studies einzuwenden hätte, sondern weil er der Meinung ist, dass das grammatische Geschlecht, das soziale und das biologische drei Paar Schuhe sind und man manchmal nicht so einfach vom einen auf das andere schließen kann. So gibt es in der deutschen Sprache beispielsweise ein neutrales Geschlecht, für welches die Biologie zumindest insofern keine Entsprechung vorsieht, als sprachlich im Neutrum genannte Kinder biologisch in der Diction von Professor Conrads „Madln“ oder „Buam“ sind. Irgendetwas an seinem Sprachempfinden signalisiert dem Rudl Schmerz, wenn er mitten im geschriebenen Wort einen Doppelpunkt oder im gesprochenen eine Pause wahrnimmt, zumal er der Auffassung ist, dass Sprache sowieso nie einen Anspruch auf die vollständige Abbildung von was auch immer erheben kann.

Anders verhält es sich beim Rudl mit dem „Ist-eh-mitgemeintsein“. Das erscheint ihm ignorant. Darum erachtet er es nicht nur als Gebot der Gerechtigkeit und Höflichkeit, sondern auch als eines der sprachlichen Treffsicherheit, dass wer gemeint sein will, auch genannt wird. Monsieur Rudolf hält es für eine Selbstverständlichkeit, von „Oenologinnen und Oenologen“ zu schreiben, wenn er weibliche und männliche Weinforschende meint. So viel zur Sprachkonvention.

Der Beste!

Wenn Sie den Rudl fragen, wer denn zumindest im Weingarten der begnadetste savoyardische Weinbauer ist, dann wird er Ihnen ganz vorne gleich einmal Jacques Maillet nennen.

Und wenn Sie Jacques Maillet nach dem begnadetsten savoyardischen Weinbauern fragen, dann hat der immer Dominique Belluard genannt … und fast im selben Atemzug Gilles Berlioz.

Gilles Berlioz. Domaine Partagé. Wiederholung
Vor jetzt auch schon wieder sechs Jahren haben Christine und Gilles Berlioz ihr Weingut umgetauft. Domaine Partagé heißt es jetzt. Direkt abwegig ist dieser Name nicht. 1990 hatten sie mit achtzig Ar begonnen. Bis heute haben sie die Fläche auf sechs Hektar ausgeweitet und biologisch umgestellt. Vier Hektar sind im Ertrag. Fünfunddreißig Hektoliter am Hektar ist der Durchschnittsertrag. Gilles Berlioz wirkt wie ein leidenschaftlicher Gärtner. Im Keller filtriert er selten, schwefelt kaum.

Und wenn Sie Gilles Berlioz fragen, worauf es beim Weinmachen ankommt, antwortet er, dass es nicht das Allerblödeste ist, wenn man

a) sich mit den richtigen Menschen umgibt, sowie

b) sich und seine Arbeit regelmäßig in Frage stellt.

Wenn Sie jetzt wieder den Rudl fragen, was der von diesen Ratschlägen hält, dann brauchen Sie viel Zeit, weil der Rudl in diesem Zusammenhang zumindest drei Sätze später beim Bildungssystem, das diese Tugenden heute auf durch und durch unappetitliche Weise desavouiert, wäre. Die viele Zeit haben Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt einmal unterstellterweise nicht. Darum belässt es der Rudl bei einer eher lapidaren Feststellung: Angeber, Klugscheißer und Leute, die sich vor allem selber gerne reden hören, haben einen noch selten weiter gebracht. Hilfreiche Menschen können zuhören, auch wenn gar nicht gesprochen wird.

 

Roussanne …

 

ist wie Gilles Berlioz in Chignin daheim, so daheim, dass sie in Savoyen Chignin-Bergeron genannt wird. Vom Prestige gehören diese Weine ziemlich sicher zu den renommiertesten in Savoyen, von den Preisen her auch. Ursprünglich herkommen tut Roussanne angeblich aus Tain l’Hermitage. Bald schon dürfte es Roussanne von der Rhône nach Savoyen verschlagen haben, allerdings ausschließlich in die Gegend um Chignin. Zumindest ist sie in Savoyen aussschließlich dort appellationstauglich.

Geringe Erträge, relativ späte Reife, kleine, zylindrische Trauben, Beeren mit goldgelbem Taint und rostbraunen Einsprengseln. Haselnuss- und Weißdornaromen sind nicht ungewöhnlich, wobei der Rudl zugestehen muss, dass er sich jetzt schwer täte zu erklären, wie Weißdorn schmeckt.

Sofern die Säure passt, und bei Gilles Berlioz passt sie, kann man Chignin-Bergerons gut aufheben.

 

Les Filles

 

Seit dem Jahrgang 2007 widmet Gilles Berlioz den Damen in und um seinen Betrieb den besten Wein des Hauses und nennt ihn „Les Filles“. Das Etikett ziert seither auf jedem Jahrgang eine andere künstlerische Darstellung von Frauen, stets geschmackvoll, niemals plump, das Gegenteil von einem lauten Etikett ähnlichen Inhalts. Trotzdem war Weinmeister Berlioz immer wieder mit der Frage nach Unausgewogenheit seiner Weinbezeichnung konfrontiert. Darum hat er irgendwann einen anderen Chignin-Bergeron „Les Fripons“, auf gut Deutsch „Die Spitzbuben“, genannt.

Ganz egalitär ist das dann aber auch wieder nicht gewesen, weil „Spitzbuben“ in der einen oder anderen Komponente seiner Bedeutung über eine schlichte Geschlechtsbezeichnung hinaus geht. Darum gibt es jetzt bei Gilles Berlioz auch noch einen Chignin-Bergeron „Les Friponnes“, die Spitzmadln, wenn Sie so wollen. Terroirtechnisch kommen die drei Weine von unterschiedlichen Parzellen. Und weil ein ganz kleiner Teil des Weingartens, in dem Les Filles wachsen, ganz besonders gut ist, gibt es seit 2015 einen separaten Les Christines, den der Rudl diese Woche zum allerersten Mal in seinem Weinkaufgeschäft ausschenkt. Man könnte dem bereits erwähnten grammatischen, biologischen und sozialen Geschlecht bei Gilles Berlioz ein viertes hinzufügen: das Terroir-Geschlecht

  • Ceux d‘après 2019 (Roussanne und Chardonnay), Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie (4/6) – nicht reinsortig Roussanne, nicht von Christine und Gilles Berlioz und nicht aus Savoyen, sondern aus Hoch-Savoyen
  • Chignin-Bergeron „Les Friponnes“ 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Chignin-Bergeron „Les Fripons“ 2017, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2020, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2019, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2016, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (7/11)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2008, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (8,50/13)
  • Chignin-Bergeron „Les Christines“ 2019, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (10/15)

am Donnerstag, den 3. März

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Dabei darf und wird der Rudl nicht mehr als acht Personen mit mitgeführtem Impf- oder Genesungszertifikat im Lokal bewirten. Er stellt auch gerne wieder Wein zu und bleibt im Übrigen der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Seawas de Madln und de Buam!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

So schmeckt unser bester Mega-Veltliner!!! Grüne Veltliner horizontal und vertikal aus den Jahren 1979, 2016, 2017, 2019 und 2020

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt schlussfolgern, der Rudl hätte wie andere So-Bindestrich-Superlativ-Edelfedermachwerke für seine Homepage ein öffentliches, halböffentliches oder privates Inserat erhalten, dann täuschen Sie sich gewaltig.

Aber Monsieur Rudolf muss gestehen, dass er sich auf der letzten größeren Studienreise durch Frankreich bei der Frage, welcher wohl der ihm am besten schmeckende österreichische Wein wäre, ertappt hat. Sie müssen jetzt aber keine Angst haben, vom Rudl mit derlei sinnlosen Überlegungen behelligt zu werden.

Aber die Frage nach dem besten Grünen Veltliner erscheint ihm zulässig. Diesbezüglich hat Herr Rudolf ja privat in seiner Studierstube, aber auch an seiner Akademie bereits ein gewisses Pensum an Studien durchgeführt. Aber das Forschungsgebiet ist sicher zu weit, um an einem Abend erschöpfend untersucht und einem befriedigenden Ergebnis zugeführt zu werden.

Und so erlaubt sich Caviste Rudolf, Ihnen wieder einmal acht extraordinaire Vertreter der vermutlich berühmtesten typisch österreichischen Rebsorte von vier Weingütern glasweise zu kredenzen.

  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2020, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land, Westliches Weinviertel (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Steinnleithn 2019, Geyerhof, Kremstal, rechtes Donauufer (5/8)
  • Grüner Veltliner Steinnleithn 2017, Geyerhof, Kremstal, rechtes Donauufer (5/8)
  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2017, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land, Westliches Weinviertel (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2017, Mantlerhof, Kremstal, linkes Donauufer (5/8)
  • Grüner Veltliner Steinnleithn 2016, Geyerhof, Kremstal, rechtes Donauufer (5/8)
  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2016, Weingut Rudolf Fidesser (5/8)
  • Grüner Veltliner Schütt 1979, Dinstlgut, Loiben, Wachau (4,50/7) 

am Donnerstag, den 17. Februar

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

 

Dabei darf und wird der Rudl nicht mehr als acht Personen im Lokal bewirten. Wenn er wieder mehr Zeit hat, was ab März der Fall sein wird, dann stellt er auch gerne mit Waldviertlern, aber ohne klimaschädigenden Fußabdruck Wein zu.

Im Übrigen ist der Rudl im Februar immer noch der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Grün grüßt Herr Rudolf!

 

Spalter! Schiefer. Donnerstag, 27. Jänner von 17 bis 21 Uhr: Weine von Schieferböden vom Wachauer Landl, Sausal, Tal der Maurienne und Baskenland

Der Rudl bleibt beim Stein. Das gefällt ihm, vor allem auch deshalb, weil er davon leider viel zu wenig versteht.

Nur so viel: Schiefer ist weniger eine Bezeichnung für die Inhaltsstoffe oder das Alter so eines Steinderls, sondern weist eher nur darauf hin, dass man weder viel Kraft noch komplizierte Werkeuge braucht, um es ziemlich fein und sauber zu spalten.

Exkurs

Und schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist auch wieder so etwas, was der Rudl nicht versteht. Da gibt es diese dings, die zumindest seit den Achtziger Jahren (vom Himmel gefallen sind die damals auch nicht) zu ihrem Geschäftsmodell gemacht haben, die Menschen in diesem Land zu spalten: in Inländer und Ausländer, Unanständige und Anständige, Abendland und Morgenland, „die da oben“ (alle, die lesen, schreiben, rechnen können und das nötigenfalls auch tun) und „die mit dem Hausverstand“ (die Kleinformat, „seriöse Studien“, Algorithmen und Wichtigtuer in einschlägigen Foren denken lassen), in Raucher und Nicht-Raucher, in Faule und Fleißige und in was weiß der Kuckuck sonst noch was. Und justament diese dings warnen jetzt vor Spaltung, wenn man sich impfen lassen oder eine Maske aufsetzen soll. Rührend.

Zurück zu den Steinen

Schiefer ist Gestein, das sich nicht zweimal bittet lässt, um sich spalten zu lassen, sei es weil es durch die Auffaltung eines Gebirges in Bedrängnis geraten ist (tektonisch deformiert) oder weil es ihm irgendwo tief unten zu warm oder oder und zu eng geworden ist.

Das kann dann so wie im Tal der Maurienne bei Maxime Dancoine relativ junger geschieferter Kalk aus der Erdneuzeit sein. Es kann aber auch so wie in der Wachau noch vor dem Paläozoikum entstanden sein.

Maxime Dancoine

ist aus Lille, ziemlich jung und hat ihn Beaune und Changins (Schweiz) gelernt. Es kommt vor, dass der Rudl und die Revue du Vin de France unterschiedlicher Meinung sind. Aber wenn die auflagenstärkste französische Weinzeitschrift Maxime als „grand vigneron de demain“ bezeichnet, widerspricht der Rudl nicht.

Trotz seiner jungen Jahre ist Maxime bereits seit zwölf Jahren Berater für biologisch und biodynamisch arbeitende Weinbäuerinnen und Weinbauern in Savoyen. Alltäglich ist es in diesem Metier nicht, dass man sich von einem a) Jungen, b) nicht einmal aus einer Weinbaugegend Stammenden oenologisch beraten lässt und c) der Berater ganz genau nachweisen kann, worin seine Leistung bestanden hat.

Schlecht gefahren dürfte sie damit aber nicht sein, die Bioweingüter Savoyens.

2016 hat Maxime dann ein äußerst vielversprechendes Terroir hoch oben über dem Treffpunkt des Tals der Maurienne und der Isère übernommen. Von diesem ersten Jahrgang hat der Rudl damals eine ganz kleine Menge offerieren dürfen. Jetzt sind ein paar Zweitausendzwanziger eingetroffen.

  • Genesis (Jacquère) 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • Big Bang (Altesse und Jacquère) 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • Kaarriegel Weiß 2015, Weingut Kaarriegel, Sankt Andrä, Sausal (4,50/7)
  • Riesling Bruck 2018, Martin Muthenthaler, Viessling, Spitzer Graben, Wachau (6,50/10)
  • Schiste 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (7/11)
  • Schistes 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (8,50/13)
  • Nebula (Douce Noire) 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • Argile Rouge 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (6/9)

glasweise

am Donnerstag, den 27. Jänner

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Der Rudl darf und wird nicht mehr als acht Personen im Lokal bewirten. Wer verbindlich reserviert und eine Bestätigung erhalten hat, bekommt mit Sicherheit einen Platz.

Ungespalten und unspaltend grüßt Monsieur Rudolf!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Donnerstag, 13. Jänner von 17 bis 21 Uhr: Steinige Weine. Von besinnlich über mineralisch zu trinkfreudig und vom Csaterberg über die Domaine Didier Dagueneau bis ins Baskenland

Besinnlich?

Caviste Rudolf hofft, dass Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, frohe Weihnachten hinter sich haben und so gut, wie es jetzt halt geht, in das neue Jahr gestartet sind. Das mit den „besinnlichen Festtagen“ hat sich dem Rudl bis jetzt nicht und nicht erschließen wollen. Für ihn gibt es ein paar Möglichkeiten, auf eine Geburt zu reagieren. Besinnlich ist keine davon. Und wenn einem die Vorstellung von einer Menschwerdung Gottes nichts gibt, dann muss man sie ja eh nicht feiern. Aber besinnlich? Nicht böse sein.

Mineralisch?

Viel hat Herr Rudolf über dieses Adjektiv schon geschrieben. Wissenschaftlich gemessen konnten geologische Spuren im Wein seines Wissens bis jetzt noch nicht werden, was den Rudl freilich noch lange nicht auf deren Nicht-Existenz schließen lässt. Geschmacklich scheint es aber hie und dort schon Hinweise auf den Boden zu geben, wenn auch bei weitem nicht so oft, wie das in Weinbeschreibungen zu lesen ist. Dabei kommt dem Rudl aber eh auch vor, dass das vor wenigen Jahren noch schier omnipräsente Attribut „mineralisch“ vielleicht vor allem durch die Naturweinbewegung durch „trinkfreudig“ abgelöst worden ist, wobei das einen Sprach- und Sprechpolizisten wie den Rudl freilich erst recht wieder fragen lässt, wie ein Wein trinkfreudig sein kann. Der Rudl kennt die Trinkfreude ganz gut, ist mir ihr sogar per Du. Aber ein Wein?

Bekanntschaften und Termine

Wenn niemand von der bereits am 12. November puszta-geimpften Belegschaft der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mit diesem gewissen Omikron Bekanntschaft macht, dann freut sich der Rudl, kommende Woche am Donnerstag, den 13. Jänner von 17 bis 21 Uhr folgende Weine glasweise kredenzen zu dürfen

  • Welschriesling Selection Csaterberg 2019, Rainer Stubits, Südburgenland (3/5)

    Eigentlich sollte an dieser Stelle der Welschriesling „Weißer Opal“ 2018 vom selben Weingut stehen. Aber dann hat der Rudl auf einer Studienreise den „Weißen Opal“ 2018 mit der Csaterberg Selection 2019 blind verglichen und ist zum Schluss gekommen, dass der „Weiße Opal“ von Rainer Stubits zwar ein verdammt guter Vertreter seiner Rebsorte ist, der Csaterberg Selection 2019 aber noch um ein Hauseck besser und vor allem auch steiniger schmeckt.

  • Muskateller vom Opok 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Hundsberg „Granit“ 2017, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (6,50/10) – ausgebaut im Granitgebinde
  • An dieser Stelle würden Sie jetzt vielleicht den Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof erwarten. Bedauerlicherweise hat der Rudl bemerken müssen, dass er offenbar das letzte Flascherl Steinletihn 2018 verkauft hat, ohne dass ihm dieser Umstand bewusst gewesen ist. Und den Neunzehner zu holen, ist Caviste Rudolf noch nicht dazu gekommen. Das wiederum eröffnet ihm die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt eine kleine Vertikale von diesem extraordinairen Veltliner zu offerieren. Nur Steinleithn 2018 wird dann fehlen. Dafür wird der Rudl den Steinleithn dann drei Jahrgänge Grünen Veltliner Retzer Stein von Fidesser gegenüber stellen. Darum fehlt auch der. Derweil.
  • Silex 2009 2017, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOP Pouilly-Fumé, Loire (18/27) – quasi der Lestoa des Loiretals. Wie das gemeint ist, lesen Sie gleich.
  • Karmin 2018, Franz Strohmaier, Sankt Stefan ob Stainz bei Lestein, Schilcherland (6/9)

Das ist quasi der Nachfolgewein vom Rudl seinem Lieblingsschilcher, dem Lestoa von Franz Strohmaier. Den haben sie den Silex der Weststeiermark genannt. Schade, dass er nicht mehr so heißt wie früher. Schmecken tut er zum Glück aber immer noch so gut wie seinerzeit.

  • Urgestein 2018, Karl Schnabel, Sausal, Steirerland (4,50/7)
  • Haitza 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

    Nicht dass die Weine von diesem Weingut in Sachen Steinigkeit irgendetwas schuldig bleiben würden, aber „Arretxea“ ist die baskische Bezeichnung für Haus aus Stein.

am Donnerstag, den 13. Jänner

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils trinken.

Citoyen Rudolf darf und wird in der momentanen Situation nicht mehr als acht Personen im Lokal bewirten. Umso mehr freut er sich über verbindliche Reservierungen.

Der 26. Dezember war ein Feiertag, ein ziemlich missverständlicher obendrein. Warum erklären wir nicht endlich den 27. Jänner zu einem, zu einem gar nicht missverständlichen noch dazu?

Der Rudl wünscht ein gutes neues Jahr!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien