Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses
An keinem Tag im Jahr schmeckt der Wein so gut wie an diesem. Und an keinem Ort in der Stadt schmeckt er an diesem Abend so gut wie im Alten Rathaus, Wipplinger Straße 8, Wien I:
Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses am Mittwoch, den 13. November ab 19 30 Uhr im Alten Rathaus, Wipplinger Straße 8
Exkurs: Ein neuer Schwerpunkt
Caviste Rudolf Polifka ist vielleicht der Letzte gewesen, der seine Konsequenzen aus den lockdownbedingten Veränderungen des Weinmarktes gezogen hat. Darum kann er viele Weine, die er früher im Sortiment gehabt hat, die immer noch gut sind, aber mittlerweile im Webshop des jeweiligen Weingutes angeboten werden, nicht mehr oder nur mehr in ganz homöopathischen Dosen anbieten.
Vielleicht ist der Rudl jetzt aber der Ersten, der in einer für den Weinmarkt nicht ganz unkomplizierten Zeit sein Sortiment erweitert. Auf alle Fälle ist er einer, dem Weinmoden und -trends schwer auf den Zeiger gehen. Und Welschriesling ist wahrscheinlich eine Rebsorte, der man vieles nachsagen kann, aber nicht, dass sie gerade besonders im Trend ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass sich vor allem in der Steiermark beim Welschriesling ein etwas vordergründiger Granny-Smith-Stil etabliert hat. Einen Welschriesling, wie ihn Klaus Prünte gemacht hat, findet man heute in der Steiermark nicht leicht. Ein anderes Weinbaugebiet, in dem diese Rebsorte quantitativ eine Rolle spielt, ist das Weinviertel. Dort beschränkt sich diese Rolle oft auf belanglose Grundwein für industrielle Schaumweinerzeugung. Möchte man erforschen, auf welches Niveau man mit Welschriesling steigen kann, muss man zum Geschriebenstein, zum Eisen- oder zum Csaterberg fahren. Dort ist der Welschriesling schon lange zuhause, länger als Blaufränkisch. Aber vielleicht verdankt der Welschriesling dort gerade dem Blaufränkisch jenen Mangel an Rampenlicht, den er gebraucht hat, um von engagierten Winzerinnen und Winzern im positiven Sinn bis ans Limit gebracht zu werden. Als in den siebziger Jahren Blaufränkisch seinen Siegeszug über den Eisenberg angetreten ist, hat das ein Ende für viele Welschriesling-Weingärten bedeutet. Jene, die sich dem widersetzt haben, durften quasi bleiben, weil man auch Weißwein gebraucht hat. Chardonnay-, Sauvignon- oder Rieslingboom scheinen am Südburgenland vorbeigegangen zu sein. Heute noch spielen diese Rebsorten am und rund um den Eisenberg untergeordnete Rollen. Monsieur Rudolf findet, dass das so gut ist, denn bei physiologischer Reife kann Welschriesling mit einer fast unvergleichlichen Finesse aufwarten. Und in gelungenen Fällen gewinnt elegante Würze gegen vordergründige Frucht.
Darum hat der Rudl beschlossen, ab sofort den seines Erachtens besten Welschrieslingen eine Bühne zu bieten. Da hat sich die Anzahl der Welschrieslinge im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils doch glatt von vier auf acht verdoppelt. Schauen Sie sich das an!
https://wein-polifka.at/sortiment-2/
Orangeweine. Jetzt aber zum aktuellen Studienthema
So nennt man letztere. Weinschulmeister Rudolf gibt zu, Ihnen schon Informationen von höherem Neuigkeitsgrad zukommen gelassen zu haben. Spätestens seit es um mazerierte Weine aus hellen Trauben vor jetzt auch schon wieder gut fünfzehn Jahren ein ziemliches Griss gegeben hat, wissen Weinaffine, was man unter „Orangewine“ versteht. Und obwohl es diese Art von Wein schon immer gegeben hat, war sie damals für sehr viele sehr neu. Das hat dazu geführt, dass auch äußerst unorthodox vinifizierte Erzeugnisse in Umlauf gebracht worden sind, worauf dieser Weinstil zumindest rückblickend auch nicht ganz dringend gewartet haben wird. Dem Rudl sein Zugang zu solchen Weinen, wie im Übrigen auch zum Rest der Welt, ist alles andere als eindeutig. Ein fehlerhafter Wein – dem Rudl seines Erachtens gibt es so etwas – muss kein schlechter Wein sein. Wenn Fehler aber als Terroir- oder Weinstilspezifika verkauft werden, geht das dem Rudl zu weit. Er ist zwar meilenweit davon entfernt, die Herkunft der allermeisten Weine ohne Blick auf Flasche und Etikett zu erkennen. Nichtsdestotrotz bleibt diese Erkennbarkeit für ihn ein äußerst erstrebenswertes Ziel, wenn es um Wein geht. Bei manchen Naturweinen ist die Herkunft jedoch so hinter Weinfehlern versteckt, wie sie das vielen Industrieweinen hinter Reinzuchthefen, Schwefelüberdosen und anderen Segnungen des Chemiekastens ist.
Dem Rudl sein Anspruch ist es, Naturweine anzubieten, die einem zumindest eine Chance auf Erkennbarkeit von Boden, Rebsorte und Herkunft geben. Diese Woche wird er ein paar solche glasweise kredenzen, zur Begrüßung der echten Orangen, die jetzt dann bald einmal im Geschäft von Nino Crupi (Danke, Toni S., für den Hinweis seinerzeit!) eintrudeln werden und die man in den Regalen der angeblichen Supermärkte ziemlich sich vergeblich sucht.
- 2020 Marius & Simone, Giachino, Chapareillan, Isère, Vin de France (5/8)
- 2015 Kaårriegel weiß, Weingut Kaårriegel, Demmerkogel, Sausal (4,50/7)
- 2020 Les Grandes Jorasses, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, Ayze, Hochsavoyen, Vin de France (9/14)
- 2017 Sauvignon blanc „Gräfin“, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (6,50/10)
- 2017 Erde, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (8/12)
- 2022 Goldmuskateller „Schwalbenschwanz“, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Südsteiermark (9/14)
DONNERSTAG, 7. November von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist und bleibt der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Krisen- und trendwiderspenstig grißt Monsieur Rudolf!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien