Superlative
Vor ein paar Wochen erst hat der Rudl bekannt, noch viel lernen zu müssen. Ein Exempel für so ein Lernen ist dem Rudl vor wenigen Monaten bei einer Talkshow, die an und für sich nicht zum Fernsehprogramm seines Vertrauens gehört, passiert. Da hat dem Rudl sein Lieblingskabarettist gemeinsam mit Gottfried Helnwein die eine oder andere Überlegung zum Superlativ angestellt, als Quintessenz vor allem die, dass nach dem Superlativ nichts mehr kommen kann. Da ist es dann quasi aus; nix Lustiges, nix Lebendiges und darum wohl auch nix Menschliches. Gar nicht so selten wird es da dann unbarmherzig und unmenschlich, würde Rudolf Polifka folgern. Werfen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dazu nur einen Blick in die „So-&-ste&Exklusiv“-Presse. Sie wissen, die mit den vielen Rufzeichen und Großbuchstaben, die ganz knallhart unabhängig und unbestechlich ist.
Ein kleiner theologischer Exkurs, wenn Sie gestatten …
Vielleicht ist es das, was in der Genesis mit dem Sündenfall gemeint ist: sein wollen wie Gott, ein Superlativ, eine fleischgewordene Boulevardschlagzeile, oder ein transhumanistisches – also nicht humanes, und also unmenschliches – Würstel, das im Silicon Valley Schöpfer spielt, ein himmlisches Jerusalem aus Menschenhand – alles, ganz, sofort und unendlich. Zu hundert Percent selbstironie- und schmähfrei. Dafür umso lächerlicher. Auferstehung nicht mehr als Einsatz für und Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit und volles Leben, sondern als Weiterleben auf einer Festplatte, in einer Cloud oder als sogenannte Ka-I.
KI
Der Sänger einer vom Rudl überaus geschätzten Kapelle hat im Zusammenhang mit dem Wort „Casting“ einmal darauf hingewiesen, dass die Aussprache im Dialekt dem wahren Wesen der Dinge oft näher kommt als die Aussprache in der Standardsprache. Für den Rudl könnte das Bekenntnis des Blechtrottels, „ka I“ zu sein, selbstoffenbarender nicht sein. Der Herr Kurt hat seinerzeit „ka Idee“ gehabt. Aber das war, wie so oft beim Herrn Kurt ein charmantes Understatement. Beim Blechtrottel verhält sich das anders. Der ist schon wirklich so deppert, wie der Ausdruck „ka I“ das bedeutet. Von Intelligenz im klassischen Sinn nicht das Bröserl einer Spur. Und einen Trottel als Intelligenz zu bezeichnen, zeugt nicht gerade von überbordender Klugheit. Da können die transhumanen „Silicon-Valley-Kasperln“, wie Adolf Holl sie einmal treffsicher genannt hat, noch so oft, laut und ultimativ das Gegenteil behaupten. Ka I. = Keine I.! So schaut’s aus.
Superlative und Wein
Jetzt könnte der Rudl es sich bequem machen und darauf hinweisen, dass er auf die Superlativ-Mega-Kult&Exklusivitis in den Boulevardmedien, in der Werbung und auf den Plattformen der stromgewordenen Aufregung immer schon problematisierend hingewiesen habe. Aber wie hält der Rudl es diesbezüglich beim Wein? Da muss er nicht lange überlegen, um sich einzugestehen, dass es wohl die Suche nach dem perfekten Wein ist, die ihn lesen, fahren und kosten lässt. Was sein würde, wenn der Rudl diesen unendlich perfekten Wein dann einmal tatsächlich trinken würde, will er sich lieber gar nicht ausmalen. Davor hat er offen gestanden ordentlich Brösel. Aber die sind unbegründet. Er wird diesen perfekten Wein nicht trinken, weil es den nicht gibt und auch gar nicht geben kann, zumindest nicht in dieser Welt.
Grüner Veltliner
Caviste Rudolf Polifka hat immer wieder Grüne Veltliner miteinander verglichen und vergleichen lassen. Devise: Finde den besten Grünen Veltliner der Welt. Er hat ihn nicht gefunden. Er will ihn gar nicht finden. Und er wird ihn auch nicht finden. Aber er will ihn suchen. Kommende Woche unter folgenden Exemplaren:
- Grüner Veltliner Hoher Rain 2023, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (4/6)
- Grüner Veltliner Spiegel 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – rive gauche (7/11)
- Grüner Veltliner Steinleithn 2021, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (6/9)
- Grüner Veltliner Retzer Stein 2020, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Weinviertel, Retzer Land (4,50/7)
Seit sich das Weinviertel in die DAC verrannt hat, ist der Charm
- Grüner Veltliner Rochusberg 2022, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel Südost (5/8)
- Grüner Veltliner 1979, Weingut Gerhard Zeiler, Poysbrunn, Weinviertel (4/6)
Dienstag, den 7. Mai von 16 bis 20 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Ultimativ superlativfrei grüßt und sucht Herr Rudolf!
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