Eine neue, sehr alte Rebsorte: Mondeuse blanche, neue Jahrgänge von der Domaine des Ardoisières und Giachino, DONNERSTAG, 20. Februar von 17 bis 21 Uhr

8,1 Hektar

… beträgt die mit Mondeuse blanche bestockte Rebfläche, weltweit, ein halber Hektar davon gehört der Domaine Dupasquier. Aber auch die übrigen 7,6 Hektar befinden sich in den Departements Haute Savoie, Savoie und Ain. Seit 1998 weiß man, dass Mondeuse blanche ein Elternteil des Syrah ist. Aber geholfen hat das der Mondeuse blanche nicht, bisher nicht.

Steckbriefdaten

Mondeuse blanche ist eine relativ spät reifende Rebsorte, vier Wochen nach Chasselas. Wie viele spät reifende Rebsorten zeichnet sie sich durch markante Säure, dicke Schalen und geringen Ertrag aus. Das erklärt ihr Lagerpotential von zwanzig bis dreißig Jahren, und das wiederum vielleicht ihren Mangel an Popularität. Lagerpotential steht heute wohl nicht ganz am oberen Ende der Prioritätenliste im Mainstream des Weinbaus, auch in Frankreich nicht mehr. Schon ein bissl eitel erlaubt sich der Rudl, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass er aus dem Rahmen fällt und immer schon gefallen ist. Er ist seinerzeit als fast noch Jugendlicher beim Wein hängen geblieben ist, weil ihn diverse Zeitfaktoren, die dieses Getränk unverwechselbar machen, fasziniert haben. Und sie faszinieren ihn immer noch. Manifestiert hat sich das kurioserweise in einer Flache Poysdorfer Saurüssel 1979. Als der Rudl den irgendwann im Februar 1993 getrunken hat, hat ihn eine Begeisterung für in Wein gegossene Zeit erfasst und nicht mehr verlassen.

Mondeuse blanche, reinsortig von Dupasquier

Ein bissl sind Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils eh immer schon mit dieser Rebsorte konfrontiert gewesen, im Schiste und im Argile blanc von der Domaine des Ardoisières, aber auch in zwei oder drei Jahrgängen Monfarina von Giachino, aber nie reinsortig.

Dass die Familie Dupasquier aus Aimavigne ein Weingut der alten Schule betreibt, das hat Ihnen der Rudl vergangene Woche etwas detaillierter dargelegt. Dass die Dupasquiers vor zwanzig Jahren einen halben Hektar mit Mondeuse blanche ausgepflanzt haben, ist dabei unerwähnt geblieben, eine Woche lang. 1840 haben die Vorfahren von Véronique und David Dupasquier das Weingut gegründet. Man kann davon ausgehen, dass damals Mondeuse blanche eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, ohne Unterlagsreben freilich. Dann ist man in der gesamten Region von dieser Rebsorte abgekommen, aufgrund der späten Reife zu unsicher im Ertrag. Erst ganz am Ende des zwanzigsten und zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts haben sich dann vor allem Michel Grisard, Fred Giachino und die Dupasquiers wieder an diese uralte Rebsorte erinnert und Mondeuse blanche ausgepflanzt. Bei David Dupasquier war es im März 2002. Da hat er im Rahmen einer Verkostung alter und vergessener Rebsorten des Alpenbogens zum ersten Mal geschmacklich mit Mondeuse blanche Bekanntschaft gemacht. Als damals noch sehr junger Weinbauer hat er eine Berufung zum Erhalt des ampelographischen Erbes Savoyens verspürt. Eine Rebsorte mit dicker Schale, aber bescheidenem Ertrag, authentisch und anspruchsvoll, was eine sonnige und steinige Lage mit gutem Wasserabzug betrifft. 2006 beginnt David Dupasquier, wohl nicht ohne seinen Vater, im Anschluss an die überaus karge und steile Marestellage einen halben Hektar Mondeuse blanche auszupflanzen. Der musste jedoch vorher bepflanzbar gemacht werden. Drei Jahre haben die Dupasquiers an der Parzelle gearbeitet, bis sie die ersten Reben einsetzen konnten. 300 Kubikmeter an Steinblöcken, die sich irgendwann vom Dent du Chat talwärts auf den Weg gemacht hatten, wollten abtransportiert werden, der Rest nur zerkleinert, aber auf 4900 Quadratmetern war das auch kein Lercherl. Nur ein einziger riesiger Felsblock, der im neunzehnten Jahrhundert abgestürzt war, durfte bleiben und ziert jetzt das Etikett des Weins. 2011 ist es dann so weit gewesen, dass David Dupasquier den ersten Wein von seinem neuen Weingarten machen konnte. 1200 Flaschen, zu einem Drittel in Akazienfässern, zwei Drittel im Stahltank drei Monate spontan vergoren. Seither gibt es diesen Wein. Allerdings waren die Reben nach Ansicht von David Dupasquier damals noch nicht von ausreichend tief wurzelnden Rebstöcken mit Mineralstoffen versorgt. Darum hat er zwar einen Wein daraus gemacht, diesen aber quasi nur confidentiel, ein Flascherl da, ein Flascherl dort, verkauft. Bei jeder Bestellung hat der Rudl angefragt, ob es schon eine kleine Menge reinsortiger Mondeuse blanche für sein Geschäft gäbe. Aber so wie man in diesem Weingut den Weinen im Ausbau und in der Flasche Zeit gibt, ehe sie in den Verkauf kommen, so gesteht man auch den Rebstöcken Zeit zu, Wurzeln zu schlagen, ehe der Wein davon quasi offiziell auf dem Tarif seinen Platz findet. Jetzt war es aber so weit. Zwölf Flascherl reinsortige Mondeuse blanches hat Caviste Rudolf Polifka bekommen. Als steinige, salzige Weine, aber trotzdem mit Trinkfluss werden sie charakterisiert, zu gegrilltem Fisch, Risotto und Muscheln empfohlen.

Schiste und Argile blanc von der Domaine des Ardoisières

Wie Caviste Rudolf Polifka erwähnt hat, ist für etliche von Ihnen Mondeuse blanche in verschnittener Form keine Unbekannte. Auf den steilen Schieferterrassen von Cevins im Tal der Isère, ganz hinten, wo bis in die Fünfzigerjahre Wein gewachsen ist, steht seit dem Neunundneunzigerjahr Dank Weitblick von Michel Grisard auch Mondeuse Blanche. Wenn das Wetter mitspielt, wachsen dort die zehn Percent Mondeuse blanche, die im Schiste eine mehr als kompetente Koalition aus 40 % Jacquère, 30 % Roussanne und 20 % Pinot gris. Diese Koalition ist darüber hinaus auch noch sympathisch, wie man das von einer Koalition erwarten könnte. „Lernen Sie Oenologie!“, ist Rudolf Polifka der Meinung.

Etwas weiter abwärts und links im Flusslauf der Isère liegt der Ort Saint Pierre de Soucy, wo die Domaine des Ardoisières 2009 Weingärten auf Schwarzschiefer und verschiefertem Mergel gepachtet hat. Dort ergeben Jacquère und Chardonnay zu gleichen Teilen, ergänzt von zwanzig Percent Mondeuse blanche, Argile blanc.

Monfarina, Giachino

Fred Giachino hat sich nicht nur der Rebsorte Jacquère, sondern auch dem Erhalt alter savoyardischer Rebsorten verschrieben. Beide Missionen resultieren in der nach einem piemontesischen Tanz benannten Monfarina: Jacquère, Verdesse und Mondeuse blanche

  • 2024 Monfarina, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)
  • 2023 Argile blanc, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • 2020 Mondeuse blanche, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (5/8)
  • 2012 Mondeuse blanche, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (6,50/10)
  • 2011 Mondeuse blanche, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (6,50/10)
  • 2023 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)
  • … und von fast allen anderen Weinen der Dupasquier gibt es auch noch etwas, zumindest am Beginn der Lehrveranstaltung am …

DONNERSTAG, 20. Februar von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Union des Gens de Métier in Wien, 24. März 2025, 10 bis 16 Uhr

Der Rudl hat eine ganz große Freude, auf eine Weinverkostung hinweisen zu dürfen:

Am Montag, den 24. März wird es in Wien I, Am Hof 8 eine Weinverkostung der Union des Gens de Métier geben.

Und was glauben Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, wer da dabei ist? Die Domaine Arretxea aus dem fernen Baskenland!

Wenn Sie dem Link folgen, können Sie online eine Karte kaufen. Herr Rudolf hat das bereits getan und freut sich heftigst.

https://yp.events/f6719a35-6865-48a0-8a7e-0be4af89dbe1/Weinverkostung-Union-des-Gens-de-Metier-2025—Wien

Jetzt ist es fast genau achtzig Jahre her, dass am 27. Jänner die Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit worden sind. Was spricht dagegen, den 27. Jänner deshalb endlich zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären? Nichts!

Weitgehend weiter wie bisher!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien