– drei steirische Weinbaugebiete. Die aktuelle österreichische Weinbaugebietsverordnung teilt das steirische Weinland in Weststeiermark, Südsteiermark und Südoststeiermark ein, wobei die Südoststeiermark in der Weinbaubürokratie bis nach Hartberg hinauf reicht, in der politischen Reformpartnerschaftsbürokratie aber bestenfalls bis Walkersdorf. Die Weinbaugebietsverordnung von 1963 hat dieses Weinbaugebiet Klöch-Oststeiermark genannt, was die Nachbargemeinden von Klöch vermutlich nicht so begeistert hat, den Winzern in Pöllau, Kaibing oder Hartberg die Identifikation aber ziemlich sicher erleichtert haben wird. Irgendwann kommt wahrscheinlich sowieso die DAC Steirische Klassik, oder die DAC Reinzuchthefenummerirgendwas – „aus Gründen der Einfachheit für den Kunden“, wie die Kommunikationsexperten gerne sagen.
Eine eindimensionale Zuordnung von Böden wird den drei Weinbaugebieten natürlich nicht gerecht. Dazu sind alle drei Gebiete geologisch zu vielfältig. Aber für die Weststeirmark wird man schon das Urgestein Gneis als besonders charakteristisch bezeichnen können, so wie für die Südsteiermark Opok und für die Südoststiermark, vor allem für Klöch, vulkanischen Basalt.
Aber wie gesagt: In geologischer Hinsicht ist die Steiermark ein vielfältiges Weinland, fast ein bissl vergleichbar mit Irouléguy im französischen Baskenland, nur dass dort die verschiedenen Böden sich auf zweihundert Hektar zusammen tummeln. So wie einige Winzer in Irouléguy übrigens immer mehr davon ausgehen, dass ihre seit jeher eher als Rotweinterroir geltende Appellation noch viel besser für Weißwein geeignet ist, beweisen zum Beispiel Karl Schnabel und Sepp Muster, dass dort, wo Sauvignon, Welschriesling, Muskateller, Traminer und Morillon als Platzhirsche gelten, auch Rotwein wächst, und was für einer, sofern man bei Rotwein nicht an Marmelade denkt. Ob es eine steirische Entsprechung zu den Poudingues der Chapelle de Rousse im Juranςon gibt, wäre Gegenstand anderer Überlegungen, da Süßweine in der Steiermark keine so große Rolle spielen, aber vielleicht auch wieder wurscht.
Es gibt auch eine Steiermark südlich der Staatsgrenze, quasi ein Transmuranien. Die ist gar nicht einmal so klein, ähnlich wie beim Baskenland, von dem es ja auch nicht nur einen französischen Teil gibt. Hören sie „Baskenland“, denken viele sogar zuerst einmal an den Teil südlich der Pyrenäen, weil dort ein paar Kommunikationsgenies eine Trennung von Spanien propagieren. Eigenartig: Zuerst ersetzt man in den Schullehrplänen das Lesen, Rechnen und Schreiben durch Kommunikations- und Präsentationstechniken, weil ein paar BildungsexpertInnen behaupten, dass die Kinder das später dringender brauchen. Und dann wundert man sich, wenn in der Öffentlichkeit vor allem Geistesriesen präsent sind, die zwar präsentationstechnisch mit allen Wassern gewaschen, aber von der Frage nach dem Ergebnis von 1+1 regelmäßig mit gröberen Problemen konfrontiert sind.
Dabei wäre ja schon viel erreicht, wenn diese Experten auf den Trainer hören würden. Der hat diese Rechenaufgabe 1992 ein für allemal gelöst, was auf der Kurt Ostbahn-CD „Saft & Kraft“ nachzuhören ist. Leider scheint es nur so zu sein, dass Menschen mit Defiziten in Mathematik auch sehr oft einen scheußlichen Musikgeschmack haben. Den Rudl erinnert das an den Weingeschmack mancher Zeitgenossen. Es wäre interessant, in Form eines Schulversuchs festzustellen, inwiefern sich eine zusätzliche Wochenstunde Rechnen auf Musik- und Weingeschmack der Österreicherinnen und Österreicher auswirkt. Aber momentan ticken die Uhren im Ministerium in eine andere Richtung.
Zurück zu den cispyrenäischen Basken und den cismuranischen Steirern: Im Wesentlichen verfügen beide über dreieinhalb Weinanbaugebiete. Irouléguy, Juranςon und Madiran, beziehungsweise für Weißwein Pacherenc du Vic-Bilh die Basken. Weststeiermark, Südsteiermark, Südoststeiermark und nicht so südliche Südoststeiermark die anderen. So sehr die cismuranischen Steirer bei aller Eigenart und Sturheit Österreicher sind, so sehen sich die cispyrenäischen Basken als Teil Frankreichs. Wenngleich auch dort die Bureaucratie kein Lercherl ist, aber das ist eine andere Geschichte, die anlässlich des 10. Junis zu erörtern sein wird. Wozu der (Westentaschen-)Separatismus führt, ist im Übrigen immer noch nicht Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, aber ziemlich sicher auch das Resultat einer klassischen Rechenschwäche. Allerdings gilt für Rechenschwachen fast immer die Unschuldsvermutung.
Die drei cismuranischen steirischen Weinbaugebiete stehen nach Ostern so wie vor Ostern die drei cispyrenäischen baskischen Appellationen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Monsieur Rudolf.
Ein „Trauben, Liebe und Zeit Rosé“ 2008 von Franz Stohmeier, der bis 2007 „Lestoa“ geheißen hat, von der Blauen Wildbacher Traube gekeltert wird, auf Urgesteinsböden wächst und jetzt wahrscheinlich nicht unbedingt die Erwartungen erfüllt, die viele Roséweine aus der Provence wecken. Wobei es dort ja auch ganz andere gibt.
Dann ein „Muskateller vom Opok“ 2011 von Sepp Muster, auch das ein Wein, der Weintrinker, die über den Almdudler auf den Geschmack von Muskateller gekommen sind, vor den Kopf stoßen könnte.
Und aus Klöch, zu Ehren des heiligen Drachentöters, der am 23. April seinen Namenstag hat, einen Traminer Hochwarth 2012 von Josef Wonisch, gewachsen auf vulkanischen Klöcher Basaltverwitterungsböden. Der heilige Georg, der 1969 von Papst Paul VI. aus dem katholischen Heiligenkalender entfernt, weil zu viel um seine Biografie ungesichert ist. 1975 taucht der Schurl dort aber wieder auf. Darüber hinaus gilt er als einer der vierzehn Nothelfer. Und schon wieder drängt sich – beim Drachentöter – der Lindwurm auf, genauer gesagt die Gscheidln, die politisch ihr Heil immer in rechentechnischen Würmern mit übergroßem Präsentationsdrang suchen.
Diese drei Weine, aber natürlich nicht ausschließlich diese
am Mittwoch, den 23. April und am Freitag, den 25. April
von 16 bis 22 Uhr in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“,
Reindorfgasse 22
Herr Rudolf grüßt den Erzherzog Johann und die Freunde des Lesens, Rechnens und Schreibens! Rudolf Polifka