Winter?
Die Ski-Weltcupabfahrt von Val d‘Isère – in Österreich gerne „Val d‘Isä-a“ ausgesprochen – hat man seinerzeit als „Kriterium des ersten Schnees“ bezeichnet. Unter Schnee hat man damals gefrorene Niederschläge aus Wolken verstanden und allfällige Rennen in Nordamerika oder Japan, die der Rudl damals aufgrund eines in Österreich zeitverschoben späten Austragungstermins nicht anschauen durfte, haben irgendwann im März stattgefunden. Da hatte der Fußball den Wintersport längst von den Seiten der Salzburger Nachrichten gejagt gehabt. Heutzutage ist der erste Schnee oft gleichzeitig der letzte Schnee, die ersten Herrenabfahrtsläufe der Saison werden nicht in Val d‘Isère, sondern am Matterhorn abgesagt und der Schnee kommt öfter aus Kanonen als aus Wolken.
Frühling!
Mögen wesentliche Kriterien des Winters heute einiges an Verbindlichkeit zu wünschen übrig lassen, auf die Anzeichen des Frühlings ist Verlass. Palmkätzchen und Schlüsselblumen lassen es sich auch nach einem noch so unerkennbaren Winter nicht nehmen, den Frühling anzukündigen, wenn auch manchmal zu unorthodox frühen Terminen. Wenn Sie also, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dem Rudl auf ein Frühlingsweinthema am 27. Februar erwidern, dass er mit diesem knapp einen Monat zu früh dran ist, dann haben Sie am Kalender ganz sicher recht. Aber wenn der Rudl daraufhin aus dem Fenster schaut und sich fragt, ob sein Altesse-Rebstock am Balkon nicht schon geschnitten gehört hätte, dann hat er recht, und zwar gleich doppelt: mit dem Frühlingsweinthema und mit der Sorge um den Rebschnitt. Trotzdem wird der Rudl seinen Rebstock erst am Tag vor dem Neumond im März seines nicht mehr benötigten Rebholzes entledigen. Aber das Frühlingsweinthema handelt er jetzt ab.
Sauvignon blanc
Die Geschichte, warum der Rudl den Frühling ganz stark mit der Rebsorte Sauvignon blanc assoziiert, hat er Ihnen schon so oft erzählt, dass er sie nicht einmal mehr mit dem Kopierbefehl seines Blechtrottels an dieser Stelle ins Spiel bringen möchte. Darum begnügt er sich heuer mit dem Hinweis auf Schlüsselblumen, auf die richtigen, die mit den langen Stielen, nicht die Primeln, die ab Weihnachten alles, was noch nicht zubetoniert ist, gelb einfärben. Caviste Rudolf ist kein Botaniker, aber er meint beobachtet zu haben, dass richtige Schlüsselblumen ganz gerne auf kalkhältigen Böden wachsen, an den Ausläufern des Wienerwaldes bei Gumpoldskirchen zum Beispiel. Wenn der Rudl an diese Schlüsselblumen denkt, dann ist es für ihn quasi nur ein assoziativer Katzensprung zum Sauvignon blanc, auch wenn Geruch und Geschmack einer Schlüsselblume kaum etwas mit Sauvignon blanc gemeinsam haben.
- Welschriesling 2021, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)
- Sauvignon blanc 2018, Kåarriegel, Sankt Andrä im Sausal, Südsteiermark (4,50/7)
Eigentlich kommt dieser Wein vom Weingut eines Weinbauqualitätspioniers der Steiermark, Franz Hirschmugl. Dessen Weingut ist vor einem Zeitl von Christoph Heissenberger, der zuvor bei Franz Hirschmugl gelernt hatte, übernommen worden.
- Sauvignon 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges, Hoch-Savoyen (6/9)
die letzte Flasche der letzten Lieferung von diesem Weingut, das dort, wo Chasselas eine Monopolstellung genießt, Pinot Gris, Chenin blanc, Savagnin und Sauvignon ausgepflanzt hat – Resultat: keine AOC Vin de Savoie
- Graf Sauvignon 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (6,50/10)
- Jacquère „Genesis“ 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)
Gute Jacquère ist in der Einschätzung vom Rudl ungefähr so selten wie guter Sauvignon blanc, schlechte Jacquère wird oft mit denselben Heferln vergoren wie schlechter Sauvignon blanc und gute Jacquère erinnert in Rauchigkeit und Geschmack nicht selten an guten Sauvignon blanc.
- … und einen Sauvignon von unveredelten Rebstöcken von der Loire – Bei diesem Wein handelt es sich um eine Einzelflasche. Der Rudl kann nicht gewährleisten, dass gegen Ende der Lehrveranstaltung noch etwas zur Verfügung steht.
Diese Weine und ein paar Gläser von den roten Irouléguys aus den Pyrenäen gibt es glasweise
am Dienstag, den 27. Februar von 16 bis 20 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Im Übrigen wartet Rudolf Polkifka immer noch darauf, dass endlich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag erklärt wird.
Monsieur Rudolf grüßt frühlingshaft!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien