Chardo – reinsortig von Andreas Tscheppe und nicht reinsortig nicht von Andreas Tscheppe, Dienstag, 21. Mai, 16 bis 20 Uhr (s.t.)

Ein Exkurs

Zum schönsten Kompliment, das der Rudl als Schulmeister jemals bekommen hat, gehört ganz sicher jenes, dass er „cool“ sei, weil er nicht cool sein will. Genau genommen hätte der Rudl an diesem Tag seine Anti-Karriere als Religionsoberlehrer an den Nagel hängen können. Seit diesem Tag kann nicht mehr viel Nennenswertes nachkommen. Blöderweise bleibt die Frage nach dem Aufkommen für die Kosten von Trinken, Essen und Wohnen. Aber das ist eine andere Geschichte. Darum wird weiter geschulmeistert.

Weingut Elisabeth und Andreas Tscheppe

So wenig es dem Rudl als Lehrer ein Anliegen ist, zeitgemäß, cool oder freaky zu sein, so wenig interessiert er sich als Caviste für oenologische Trends. Wenn sich der Rudl also freut, heute Weine von Andreas Tscheppe anbieten können, dann deshalb, weil er die Weine dieses Weinbauern mit dem Jahrgang 2004, damals noch vom Terroir „hors norme“ auf der Riegersburg, kennen und schätzen gelernt hat. Das hat sich so ergeben. Seither hat der Rudl auch Weine dieses Winzers aus der Zeit vor dem Jahrgang 2004 getrunken. Dabei haben sich die Hinweise verdichtet, dass Andreas Tscheppe ein besonderes Gespür für Wein hat. Und dieses Gespür ist offensichtlich besonders ausgeprägt, wenn es um das Identifizieren von Terroirs geht, sei es auf der Riegersburg, sei es in der Südsteiermark. So erachtet etwa ein Weinbauernkollege die Leutschacher Lagen von Andreas Tscheppe als die besten Lagen der Südsteiermark. Und das sagt man als Weinbauer im selben Weinbaugebiet vermutlich nicht einfach so, wenn man selber andere Lagen sein Eigen nennt.

Modalitäten: 1-1

Caviste Rudolf Polifka ist davon überzeugt, dass auch andere Winzer mit so einem Gespür für Wein – sei es weingartenbetreffend, sei es kellertechnisch oder auch beides – gesegnet sind. Einige von diesen kennt der Rudl ungefähr so lange wie er Andreas Tscheppe kennt. Und weil der Rudl Begeisterung ganz schlecht für sich behalten kann, hat er vor zwölf Jahren sein Geschäft eröffnet. Dort versucht er, Weine von diesen Weinbauern zu verkaufen. Das große Griss um die Weine von Andreas Tscheppe nimmt der Rudl zum Anlass, auf in Österreich weniger bekannte Weine hinzuweisen. Etliche davon sind dort, wo sie herkommen, gar nicht so viel leichter zu bekommen als die Weine von Andreas Tscheppe hierzulande. Darum verkauft Caviste Rudolf jede Flasche Wein von Andreas Tscheppe unter der Bedingung des Erwerbs einer Flasche Wein von einem französischen Weinbauern. So schaut es immer noch aus.

Procedere

Weil der Rudl ein Caviste und keine Online-Plattform ist, verkauft er Wein lieber im Geschäft, als ihn zu verpacken und auf die Post zu bringen. Von den alternativen Zustelldiensten will der Rudl hier gar nicht schreiben. Das war immer so, das ist so und das wird auch immer so bleiben. Auf alle Fälle wird Caviste Rudolf jeden einzelnen Wein von Elisabeth und Andreas Tscheppe erst auf seine Homepage stellen, nachdem er einmal glasweise im Geschäft kredenzt worden ist. Nur bei der Blauen Libelle ist das leider nicht möglich. Die ist schon fast verkauft gewesen, bevor der Rudl diese Idee gehabt hat.

Kommenden Studientag wird der Rudl jeweils eine Flasche Salamander 2022 und Salamander Reserve 2021 glasweise kredenzen. Da kann man sie im Geschäft auch käuflich erwerben (Salamander 2022 um 42,50 Euro, Salamander Reserve 2021 um 45 Euro). Erst danach wird der Rudl diese beiden Weine auf seiner Homepage zum Verkauf offerieren.

  • Dankbarkeit Weiß 2022, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)

Weißburgunder und Chardonnay. Auf der Weinkarte des Restaurants wird dieser Wein als „unser Hauswein“ vorgestellt. Understatement

  • Ceux d’après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)

ein Drittel Altesse, ein Drittel Chardonnay und eines Jacquère von einem Terroir, das eigentlich nur Angst vor entschlossenem Klimaschutz haben muss

  • Naxide 2022, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey (5/8)

Dass Jérémy Decoster weiß, wie er mit den sechzig Percent Chardonnay umgeht, davon kann man ausgehen. Er hat bei den De Moors in Chablis gelernt. Dass hier aber auch noch vierzig Percent Altesse, eine Rebsorte, die der Rudl als eine seiner allerliebsten trinkt, im Spiel sind, resultiert in einer ganz besonderen Kombination aus Zitrusfrische, Salzigkeit und Haselnuss.

  • Salamander 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8/12)
  • Salamander Reserve 2021, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8,50/13)
  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (8/12)

Naheliegend wäre es, in dieser Serie auch den Hirschkäfer 2022 glasweise anzubieten. Jetzt schadet Flaschenreife den Weinen von Andreas Tscheppe sowieso nicht. Den Neunundneunziger Sauvignon blanc Südbastei von der Riegersburg hat der Rudl leider schon ausgetrunken. Was ihre maischevergorenen Weine betrifft, erachtet das Weinbauernehepaar Flaschenreife als unverzichtbar. Darüber hinaus besteht der Hirschkäfer aus viel mehr Sauvignon blanc als aus Chardonnay und bietet sich deshalb für eine andere Lektion besser an. Stattdessen öffnet der Rudl eine Flasche Erde 2017 von Maria und Sepp Muster. Terroirtechnisch nicht so weit weg vom Hirschkäfer, dieselben Rebsorten, detto maischevergoren, aber schmeckbar gereifter.

Dienstag, den 21. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Hundertpercent uncool grüßt Herr Rudolf!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien