Sauvignon Blanc. Rebsorte, Welt- und Sittenbild

Leise und laut

Stellen Sie sich den ehemaligen Ö3-Musicbox-Moderator Günter Brödl vor. Und drehen Sie heute das Radio in der oberen Hälfte der UKW-Megaherz-Skala auf. Stellen Sie sich einen Winzer wie Sepp Muster oder Josef Lentsch vor. Und stellen Sie sich einen Winzer vor, der am liebsten sein eigenes Selbstdarstellungsgetöse hört. Das alles ist Sauvignon Blanc: vornehm und virtuos, aber auch künstlich und primitv … oder eine von tausend Facetten dazwischen.

Vor sieben oder acht Jahren war es.

Sauvignon Blanc hin, Sauvignon Blanc her, Sauvignon Blanc-Kongress, Sauvignon Blanc-Steiermark gegen den Rest der Welt, Sauvignon Blanc dies, Sauvignon Blanc das. So schnell geht das. Erst jetzt gibt es die weltweit zweitwichtigste Weißweinrebsorte nach dem Chardonnay, eine Woche nach den Chardonnays, in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils als Wochenthema. Wobei das mit der Wichtigkeit eine relative Sache ist. In Italien und dem Cognac, wo Tebbiano, vlg. Ugni Blanc gedeiht, würde man das so ziemlich sicher nicht stehen lassen. Geschrieben wird es trotzdem immer wieder. Und mit einer Steigerungsrate von siebzig Prozent zwischen 2000 und 2010 kann der Ugni Blanc nicht mit, wobei diese Steigerungsraten nicht nur der angeblich Alten Welt anzuhängen sind.

Die alte Welt

Polifka wird diese Woche ausschließlich Sauvignons, die nicht weiter als zweitausend Kilomter von Wien aufgewachsen sind, entkorken. Nicht weil er glaubt, dass es über den großen Wassern keine guten Sauvignons gibt. Aber wenn er in Betracht zieht, wie schwierig es ist, in Österreich an einen wirklich guten Sauvignon aus Frankreich oder Italien zu kommen, dann kann er sich ungefähr ausrechnen, was das für australische, südafrikanische oder chilenische Sauvignons sind, die man hier mir nix dir nix kaufen kann. Um in Übersee an die Sauvignons mit Lizenz zum Begeistern zu kommen, muss man sich vermutlich dorthin begeben und dort ein bissl genauer hinschauen. Da der Rudl aber viel lieber mit Kinderwagen und rauchendem Dampfross als mit dem Aeroplan auf Studienreise geht, muss er neueweltsauvignonmäßig sicherheitshalber passen.

Embm und Feuersteine

Dass Sauvignon Blanc weltweit so weit verbreitet ist, sagt vielleicht sowieso mehr über die Welt als über den Sauvignon. Dem Rudl seine Lieblingsrebsorte ist er auf alle Fälle einmal gewesen. Und er trinkt Sauvignons immer noch gerne, sofern sie nicht nach Marshmellow-Embm schmecken oder sich irgendein ridicules steirisches Village-Taferl umhängen. Die eindrucksvollste Weinerfahrung von Monsieur Rudolf war ein Sauvignon, ein Silex 1999 von Didier Dagueneau. Seine unangenehmsten Erfahrungen in Sachen Wein waren aber sicher auch Sauvignons. Das ist vielleicht das Spannende an Wein und darum kommt er von dieser Rebsorte auch nicht los. Aber das will er gar nicht.

Rebsortensteckbrief

Rebsortenchrakteristisch werden Stachelbeere, Brennessel, Cassis und Paprika gerne mit Sauvignon Blanc in Verbindung gebracht. Auch eine gewisse Rauchigkeit gilt heute als ziemlich angesagt. Die kann von einem Feuersteinboden kommen, bei Weinbaumeistern, die gerne und viel schwefeln, aber auch von einer Überdosis Sulfite.
Sauvignon wächst kräftig, neigt zu Verrieselung, weshalb man, selbst wenn man wollte, kaum mehr als sechzig bis siebzig Hektoliter pro Hektar herausbringt. Vom Sauvignon Graf von Sepp Muster gibt es zwanzig bis fünfundzwanzig Hektoliter pro Hektar.

Diese Woche also, wie immer nicht ausschließlich, Sauvignons aus dem gedachten Halbmond zwischen Pessac-Leognan und dem slowenischen Karst hinter Triest.

1979 Château Smith Haut Lafitte Blanc, Pessac-Leognan
In etlichen französischen Weinregionen gibt es Sauvignon Blanc. Wirklich entscheidend ist er für den trockenen Weißen von Bordeaux und vor allem natürlich für den Sauternes. In beiden muss er sich für gewöhnlich den Platz in der Flasche mit dem Sémillon teilen, manchmal auch als Dreier mit der Muscadelle. Ganz wenige bauen den Wein dort reinsortig aus, Smith Haut Lafitte schon, wobei ein Anteil von fünf Prozent auf den Sauvignon Gris entfällt.

2001 Klaus Prünte, Sauvignon Grassnitzberg
Von den konventionellen Winzern in der Steiermark einer der Lieblingswinzer vom Rudl, leider schon in der Rentn.

2006 Alphonse Mellot, AOC Sancerre, Edmond
Im Loire-Tal liegt ziemlich sicher der Ursprung des Sauvignon Blanc. Sancerre und Pouilly Fumé gelten als seine Referenz-Appellationen. Alphonse Mellot als die Referenz in Sancerre.

2006 Branko und Vasja Čotar, Sauvignon Blanc
Orangewine aus dem slowenischen Karst – hier schon beschrieben

2006 Otte Riegelnegg, Sauvignon Blanc Exzellenz
sechs Monate in Barriquefässern

2008 Weingut Kollwentz, Sauvignon Blanc, Steinmühle
Karge Feuersteinböden, pannonisches Klima, großes Holzfass

2008 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Graf
Alte Rebstöcke auf den charakteristischen kargen Opok-Böden der hofnamensgebenden Lage Graf. Zwei Jahre im großen Holzfass ausgebaut.

2012 Maria und Sepp Muster, Sauvignon Blanc Gräfin
Selbe Lage, fast der gleiche Ausbau, nur dass die Gräfin zwei bis vier Wochen auf der Maische gärt.

2013 Weingärtnerei Engelbrecht, Muskat Sylvaner, Etsdorf, Kamptal
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren viele in der Monarchie auf die Franzosen nicht so gut zu sprechen. Das ist terminologisch nicht ohne Folgen geblieben. Man wollte vermeiden, dass etwas geschmacklich Convenierendes mit Frankreich in Verbindung gebracht wird. Darum hat man den Sauvignon Blanc auf „Muskat Sylvaner“ umgetauft. Nicht weil er aus einer Kreuzung von Muskateller und Sylvaner hervorgegangen wäre, sondern weil er geschmacklich ausgeprägt wie der Muskateller schmeckt und sein Rebstock an den des Sylvaners erinnert. Die Weingärtnerei Engelbrecht aus dem Kamptal reminisziert an diese Episode.

2013 Roman Oppenauer, Sauvignon Blanc, Poysdorf
Wenn schon kein süßer dabei ist, dann wenigstens ein halbtrockener. Bei vielen Grünen Veltlinern aus dem Weinviertel hat Rudolf Polifka seine Schwierigkeiten, sie von steirischen Sauvignons zu unterscheiden. Vielleicht ein Motiv, sich Weinviertler Sauvignons genauer anzuschauen. Unwahrscheinlich dass man die dann mit steirischen Gevaus verwechselt.

2014 Biohof Heideboden, Gottfried Tschida, Sauvignon Blanc, Pamhagen
10,5 Prozent Alkohol – Jahrgang 2014 ernst genommen
Nicht ausschließlich diese Weine gibt es

am Donnerstag, den 16. April und am Freitag, den 17. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf die Stachelbeeren aus dem Garten und den Feuerstein im Boden! Rudolf Polifka

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhanldung Rudolf Polifka et Fils erhalten möchten.

Monsieur Uibel gegen Chablis, Chassagne-Montrachet und Meursault

Standpunkte

So viel gibt es gar nicht, was dem Rudl wirklich auf die Nerven geht, zumindest solange er halbwegs ausgeschlafen ist. Aber die Arbeitshypothese, dass österreichische Weine „mindestens so gut wie“ und „viel billiger als“ französische seien, die enerviert ihn zugegebenermaßen schon ein bissl.
Vielleicht kann man über Geschmack wirklich streiten, über Klischées auf jeden Fall. Und der Standort bestimmt sicher auch den Standpunkt, der im Fall von Caviste Rodolphe halt ein francophiler, um nicht zu schreiben ein montagnarder ist. Weil wir gerade dabei sind: Sollte jemand das rezipieren, der in der Bildungspolitik oder wo anders etwas zu sagen hat, oder jemand, der jemanden kennt, der dort etwas zu sagen hat, oder jemand … Unter „Standpunkt“ versteht Rudolf Polifka etwas, über das man zumindest eine halbe Stunde oder so nachgedacht hat und an das man sich danach zumindest noch eine halbe Stunde oder auch eine Spur länger erinnern kann, auch wenn dann irgendein Würschtel wahrscheinlich schon den nächsten Trend durchs Dorf getrieben haben wird.

Tradition

Zurück nach Frankreich. In Anbetracht der Weinbautradition, auf die dieses Land blickt und in Anbetracht des Stellenwerts, den der Wein in Frankreich immer noch genießt, ist es vielleicht gar nicht so verwunderlich, dass manche französischen Weine ausgesprochen gut schmecken, dem Rudl auf alle Fälle. Der findet es auch nicht weiß Gott wie erstaunlich, dass viele englische Fußballmannschaften tendenziell besser kicken als indische oder katarische. Und es gibt ausgesprochen gute französische Weine – Punkt

Leistung

Genau! Das ist doch noch etwas, das den Blutdruck vom Rudl um das eine oder andere Bar steigen lässt. Er hat den Eindruck, dass Leistung heute nicht unbedingt ganz hoch im Kurs steht. Abgesehen von Wahlkampfslogans gilt man da schnell einmal als ziemlich alt, wenn man davon spricht. Namhafte Berater etwa können sich manchmal an Leistungen gar nicht mehr erinnern. So genieren sie sich dafür. Smartes, gewinnendes Auftreten. Antworten grundsätzlich ausschließlich auf Fragen, die nicht gestellt worden sind. Und ein Dauergrinsen, das das schonendste zu sich genommene Menü die Richtung wechseln lässt. Das sind die Bausteine für Erfolg. Und das scheinen auch die zentralen Bildungsziele zu sein.
Dass man dann ausgerechnet vom Wein eine Leistung verlangt, … da tut sich der Herr Rudolf wirklich schwer. Was für eine Art von Leistung kann ein Wein erbringen? Aus der Perspektive eines Weins formuliert: Wo war meine Leistung?

Preis

Über eines braucht man auf alle Fälle nicht zu streiten: Wenn man Frankreich nicht auf die namhaften Weingüter in Bordeaux und Burgund reduziert, dann kosten französische Weine tendenziell weniger als österreichische, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass der französische Weinmarkt nicht von einem Zeitgeisttandler dominiert wird. Ganz sicher auch damit, dass auf französischen Weinbauflächen mehr genießbare und auch nicht ganz so genießbare Massenweine wachsen, als jemand trinken möchte.

Vergleiche

Oft machen einen gerade Dinge fuchtig, gegen die man selber nicht gefeit ist. Unterbewusst oder bewusst. Und da hat sich der Rudl unlängst zur Bemerkung hinreißen lassen, dass der Chardonnay von Leo Uibel einer der allerbesten in Österreich ist. Ob das stimmt oder nicht, werden Sie hier nicht erfahren. Wenn Sie das wissen wollen, dann müssen Sie es selber ausprobieren. Sicher nicht die blödeste Idee, mit dem lebenslangen Lernen Ernst zu machen. Und Chardonnays, die etwas auf sich halten, respektive solche, die wollen, dass man etwas von ihnen hält, werden im Fachhandel ja in ausreichender Zahl angeboten. Wenn Sie den Chardonnay von Monsieur Uibel beim oben erwähnten Tandler nicht kriegen, dann können Sie ja beim Rudl vorbeischauen.

The World in Weinland is too small.

Innerösterreichische Vergleiche sind nett. Aber Österreich ist halt nicht mehr so groß. Diese Erleuchtung ist seinerzeit schon einem Geistesriesen aus Vorarlberg zuteil geworden. Monsieur Rudolf lässt daher Leo Uibels Chardonnay 2011 gegen die burgundische Dreifaltigkeit antreten: Meursault, Chassagne und Chablis. Jeder Ausgang möglich.

Chassagne-Montrachet – Ton und Kalk
Domaine Bernard Moreau et Fils, Les Chenevottes, Chassagne-Montrachet Premier Cru, 2007

Meursault – Mergel und Kalk
Domaine Buisson-Charles, Meursault Vieilles Vignes, 2007

Chablis – Kimmeridge Kalk
Domaine Raveneau, Chablis, 2011

und weil der gelegentlich mit Raveneau verglichen wird, muss auch der
Muscadet – Gabbro (so etwas von Nicht-Kalk)
Domaine Michel Brégeon, Muscadet Cru Gorgeois, 2004 – 89 Monate „sur lie“ dazu

und eben
Weinviertel – in der Riede End des Berges über 80 Prozent Kalk
Leo Uibel, Chardonnay Reserve, 2011

Nicht ausschließlich diese fünf Weine

am Donnerstag, den 9. April und am Freitag, den 10. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind
Traminer Classic 2013, Weingut Wonisch, Klöch
Gewürztraminer Premium 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March und
Blaufränkisch 2013, Weingut Beilschmidt, Rust

verfügbar.
Und auch das Bräustübl Märzen aus Salzburg-Mülln gibt es wieder zu trinken.

Auf den Empirismus und auf den Rationalismus noch viel mehr! Herr Rudolf

Karwoche geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist in der Karwoche geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Donnerstag, der 9. April

Thema dann: De soin drobm bleibm. Das könne wir schon lange.

Einen strapazgeminderten Start in die Sommerzeit und Frohe Ostern!

Rudolf Polifka, Femme et Fils

auch bald 60

Sechzig Jahre Südsteirische Weinstraße

Am 15. Oktober 1955 hat Josef Krainer Vater die erste steirische Weinstraße eröffnet, die südsteirische. Sie verläuft von Spielfeld, beziehungsweise Ehrenhausen über Berghausen, Ratsch und Gamlitz bis Leutschach, streckenweise auf slowenischem Staatsgebiet. Das macht sie mondän und verschafft ihr gelegentlich zusätzliches Medieninteresse.

Der Rudl mag diese Gegend wie eine zweite in Österreich, den Seewinkel. Im Herbst ist es auf der Südsteirischen Weinstraße schön, darum herrscht dort ein Betrieb wie freitagnachmittags am Wiener Gürtel. Ende März mag Herr Rudolf sie am allerliebsten. Da hebt es an zu blühen, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein halbwegs ein Winter, der diesen Namen auch verdient hat, vorausgehend und vorausgesetzt, ist das die reinste Freude. Schlüsselblumen, Ostereier, Sauvignons, Schneeflecken auf Sveti Duh, Schafkäse, jede Menge Kren und eine ziemliche Ruhe. Viel mehr geht eh nicht.

Früchte oder Zuckerl?

Seinerzeit, in den Lernjahren von Rudolf Polifka, waren für ihn trockene steirische Weißweine das High End in Sachen Wein. Irgendwann dann, wann genau kann der Rudl gar nicht mehr sagen, haben zumindest in seiner Wahrnehmung immer mehr von diesen Weinen begonnen, ziemlich rabiat fruchtig zu schmecken. Nichts gegen fruchtig und auch nichts gegen rabiat als solches, aber was zu viel ist, ist zu viel. Vor allem manche Sauvignon Blancs haben geschmeckt, als wären sie von einem unter vielen Schulkindern beliebten gelatinehaltigen Bären befallen. Warum die Fachpresse da mitgespielt hat, weiß der Rudl nicht. Und so wichtig ist es vielleicht auch gar nicht. Das Weinviertel hat sich daraufhin nicht lumpen lassen. Es hat einen DAC kreiert. Einige von seinen Veltlinern waren von den steirischen Zuckerln kaum zu unterscheiden. Gebietsspezifisch war daran ziemlich sicher höchstens die Reinzuchthefe. So oder so ähnlich hat der Rudl diese Weine damals wahrgenommen. Für ihn sind sie ungefähr so notwendig wie Laubbläser. Und ganz ehrlich gesagt, glaubt er, dass sie auch für Zeitgenossen, die einen Laubbläser verwenden, gemacht werden.

Aber unerfreuliche Entwicklungen fördern gar nicht so selten erfreuliche Gegenbewegungen. Wie auch immer, biodynamische Weine aus der Steiermark sind heute weltweit ein Begriff und gefragt.

Von Liefering bis Bad Radkersburg

Das Erste, was Herr Polifka an steirischen Weinen zu sich genommen hat, war ziemlich sicher von der Erzherzog-Johann-Winzergenossenschaft in Ehrenhausen. Von der gab es und gibt es noch immer ein ganz kleines Auslieferungslager in Salzburg-Liefering. Biographisch beginnt die Südsteirische Weinstraße für Rudolf Polifka deshalb Liefering, gleich hinter der Bahnunterführung.

Jetzt ist der Rudl bei Gott nicht einer, für den etwas erst Realität ist, wenn er davor ein Selfie angefertigt hat. Aber wie es vor, nach, links und rechts von der Südsteirischen Weinstraße ausschaut, das hat er dann schon wissen wollen. Und dabei ist er auf sieben andere Weinstraßen in der Steiermark gestoßen.

Da gibt es zum Beispiel ganz in der Nähe die Klapotetz Weinstraße. Sie führt von Arnfels über Eichberg-Trautenburg nach Glanz, wo sie die Südsteirische kreuzt, und dann weiter nach Langegg.

Manche Weingärten an der Sausaler Weinstraße zählen zu den steilsten Europas. Die führt nämlich von Leibnitz durch das Sulmtal bis Fresing und dann hinauf nach Kitzeck, dem Alpe d’Huez unter den österreichischen Weinbauorten, wenn Sie so wollen. Ob es jetzt mehr an der Hangneigung oder mehr an den kargen Schieferböden liegt, vermag der Rudl nicht zu beurteilen. Aber dass sich viele Weine aus dem Sausal durch eine ganz eigenständige Charakteristik auszeichnen, meint er schon immer wieder herauszuschmecken.

Im Uhrzeigersinn kann man dann von Eibiswald bis Ligist über die Schilcher Weinstraße fahren. 1989 hat man mit ihrer Beschilderung begonnen. Wenn man über das Alter der meisten anderen steirischen Weinstraßen etwas in Erfahrung bringen möchte, erfährt man ganz schnell ganz viel über die Römer, aber nichts über die letzten fünfzig Jahre.

Dann kommt einmal Graz mitsamt seinem Becken. Da gibt es keine Weinstraße. Erst drüben in Gleisdorf geht es dann über die Oststeirische Römerweinstraße nach Pischelsdorf, Stubenberg, Hartberg bis Bad Waltersdorf. Diese Weinstraße feiert heuer auch einen runden Geburtstag. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt und mit der südsteirischen sicher noch nicht per Du.

Die Thermenland Weinstraße beginnt in Fehring. Über Unterlamm und Übersbach gelangt man nach Riegersburg und kann sich dort die Weingärten, die bis vor wenigen Jahren von Andreas Tscheppe biologisch bewirtschaftet worden sind, anschauen. Jetzt machen dort andere Wein. Man kann aber auch direkt nach Markt Hartmannsdorf zu Gottfreid Lamprecht fahren. Seine Weingärten werden immer noch biologisch bewirtschaftet. Über den „Saurüssel“ kommt man nach Feldbach. Und mit der Frage, ob es zwischen dem einen oder anderen neuen Poysdorfer Saurüssel und manchen steirischen Sauvignons zu viel aromatische Ähnlichkeit gibt, wird Sie der Herr Rudolf jetzt nicht sekkieren. Obwohl … reizen würde ihn das schon.

Von Fehring nach Süden geht es dann auf die Klöcher Weinstraße. Über Kapfenstein kommt man zur gesamtsteirsichen Vinothek in Sankt Anna. Die hat eine ausgesprochen schöne Terrasse. Dann geht es nach Deutsch Haseldorf, wo man sich entscheiden muss, ob man rechts am Königsberg vorbei nach Pichla oder links vorbei nach Klöch fährt. So oder so kann man nachher in Bad Radkersburg den berühmtesten Lungauer Bach bei der Ausreise aus Österreich zuschauen.

Hat man etwas gegen Buschenschanken, dann ist es vielleicht gscheiter, in Frutten-Gießelsdorf die Klöcher Weinstraße zu verlassen und sich westwärts zu halten. Da beginnt die Südoststeirische Hügellandweinstraße. Sie können da dann über Straden bis Sankt Peter am Ottersbach fahren, sich die Landschaft anschauen, Wein kaufen. Wenn Sie in einer, respektive einem Buschenschank eine Pause machen möchten, rät Ihnen der Rudl sich vor Antritt der Reise kundig zu machen. Denn so wahnsinnig viele Buschenschanken gibt es auf dieser Weinstraße nicht.

Warum Rudolf Polifka sich bemüßigt gefühlt hat, Ihnen diese Ausführungen über die acht steirischen Weinstraßen zukommen zu lassen, weiß er mittlerweile nicht mehr genau. Sie werden als Wochenthema der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ in diesem Jahr ziemlich sicher einmal vorkommen. Gar nicht ausgeschlossen, dass das in der Woche vor dem 15. Oktober sein wird. Diese Woche auf alle Fälle nicht! Denn diese Woche widmet Gratulant Rudolf Polifka jedem einzelnen Jahr der sechzigjährigen Geschichte der Südsteirischen Weinstraße. Darum kredenzt er jetzt, ein paar Monate vor ihrem Geburtstag, wo dort noch nicht der Teufel los ist – wie fast immer nicht ausschließlich – fünf Südsteirer, die es insgesamt auf sechzig Jahre bringen.

Halb so alt wie heute war die Weinstraße, als der Everton FC Europacöpsieger geworden ist und Otto Riegelnegg eine Weißburgunder Spätlese geerntet hat.

1985, Weißburgunder Spätlese, Otto Riegelnegg, Olwitschhof, Sernau

Zwölf Jahre später wird ein Verein österreichischer Fußballmeister, der sich heute nach einem Getränk benennt, das dem Rudl nicht schmeckt und dessen berühmteste Verpackung der Rudl von heute auf morgen mit einem saftigen Pfand belegen, noch lieber aber gleich verbieten würde. Seinerzeit war dieser Verein nach einer Versicherung benannt. Sympathischer war er dem Rudl deshalb auch nicht. Bei Josef Puschnig hat 1997 weder der Morillon noch der Sauvignon ganz durch gegoren. Für manche Winzer und Endverbraucher ist so etwas eine Katastrophe. Für Josef Puschnig war es das nicht. Sein Vater hate schon ab 1948 als Verwalter im Schloss Gamlitz Sauvignon Edelreiser selektioniert. Ab 1959 dann für seinen eigenen Betrieb und für viele Kollegen.

1997, Morillon Spätlese, Josef Puschnig, Glanz an der Weinstraße

Über den Sauvignon Opok von Maria und Sepp Muster hat der Rudl hier etliche Male geschrieben. Der ist vor allem in kühlen Jahren sein Lieblingswein aus diesem Hause und einer seiner Lieblingsweine überhaupt.

2009 Sauvignon vom Opok, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Würde der Polifka-Rudl nicht so salopp mit seiner eigenen Biographie vor der Gründung seiner Weinhandlung umgehen, dann dürfte er möglicherweise nur Weine vom Rebenhof in Ratsch anbieten. Hartmut Aubells Spontanvergorene sind nicht nur ungewöhnliche Verschnitte, sondern nach Klassikern der nicht mehr ganz jungen Filmgeschichte benannt und etikettiert. Lawrence 300/50 besteht aus Sauvignon Blanc, Morillon und Riesling.

2012 Rebenhof Hartmut Aubell, Lawrence 300/50, Ratsch an der Weinstraße

Das ganz große Griss um Orangeweine scheint jetzt auch in Österreich abzuebben. Zeit, sich wieder intensiver den wirklich großen dieses Weinstils zu widmen:

2012 Erde, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Das, aber nicht ausschließlich das

am Donnerstag, den 26. März und am Freitag, den 27. März

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Ad multos annos und weniger Fungizide und Herbizide! Weinstraßenmeister Rudolf Polifka

 

Sollten Sie am letzten Freitag, den 20. März versucht haben, in Weinagenden oder anderen Angelegenheiten mit dem Rudl in Kontakt zu treten, ersuche Sie dieser um einen neuerlichen Versuch. Das mobile Endgerät von Rudolf Polifka wurde Opfer eines sogenannten Softwareschadens. Und so einen Softwaresschaden überleben scheinbar nur die aller sinnlosesten Daten und Funktionen auf so einem Ding.

 

In der Karwoche ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ geschlossen.

 

57 + 3 = eh

Am 22. März wird oder würde – wie man das halt sieht – Günter Brödl sechzig.

Ich habe ein ziemliches Zeitl nach einem passenden Weinmotto gesucht. Aber so etwas ist natürlich ein Unsinn. Nicht nur weil der Trainer Bier getrunken hat. Jedes Motto wäre viel zu wenig.

Diese Woche gibt es deshalb drei Franzosen, die man, wenn man will, mit dem, was der Trainer geschrieben hat, in Verbindung bringen kann. Der Rest wird sich ergeben und dem Trainer hoffentlich nicht ganz ungerecht werden. Direkt konstruiert hat der auch nichts, wenn mein Gefühl nicht trügt.

Plume d’Ange, Les Cailloux du Paradis (Etienne Courtois), Lt 2008, Vin de table français

Le Feu, Dominique Belluard, 2012, AOP Savoie

La Petite Robe, Jean-Yves Peron, 2012, Vin de France

Darüber hinaus, aber diese Woche wieder nicht ausschließlich, einen Wien aus dem Lieblingsweingarten vom Wirt und Winzer mit dem weltweit besten Musikgeschmack, einen Sekt aus Rust, mein Lieblingsbier und Milch.

Donnerstag, den 19. März und Freitag, den 20. März
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Danke Trainer!

Urgestein exclusiv! Polifkas Zugeständnis an die „So …-Edelfedern“

Konverse Verben

 

Es gibt Lehrer, die oft und gerne darauf hinweisen, dass sie von ihren Schülern viel lernen. Nicht dass der Rudl derlei nicht für möglich halten würde, aber irgendwie klingt in den Ohren vom Rudl da immer ein bissl etwas Unheimliches mit. Schon allein grammatikalisch ist ihm die Unterscheidung zwischen Aktiv und Passiv wichtig. Die ist auch für die Justiz nicht ganz unwesentlich. Dazu gehören die transitiven und intransitiven Tunwörtern, aber auch die konversen Verben, die ein und dieselbe Tätigkeit aus zwei verschiedenen Perspektiven benennen, „geben“ und „nehmen“ zum Beispiel, aber auch „lehren“ und „lernen“. Und für einen Systematiker wie den Rudl ist eben nicht alles willkürlich, Verhandlungssache oder eine Frage der Präsentationstechniken. Darum hätte das pädagogische Urgestein Rudolf Polifka gerne, dass der Lehrer mehr weiß als der Schüler. Das geht nicht immer, aber es ist ziemlich sicher nicht der allerschlechteste Anspruch.

 

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ist anders: Urgesteine

 

Sie ist die wahrscheinlich einzige Bildungseinrichtung der Welt, wo der Erklärer wirklich viel von seinen Gästen lernen kann, zumal die eine oder der andere von denen ja auf der Universität für Bodenkultur studiert hat. Trotzdem wäre es dem Rudl peinlich, ein Wochenthema auszugeben und sich dann die Bedeutung desselben von seinen allfälligen Gästen erklären zu lassen. Darum wollte er den Steinderln vorher ein bissl auf den Grund gehen. Und dabei ist er, wie befürchtet, drauf gekommen, dass er keine Ahnung hat, was Urgestein ist. Abgesehen einmal von Urgesteinen wie Heinz Conrads oder Peter Rapp. Aber was „Gneis“, „Granit“, „Schiefer“ oder ähnliche Begriffe genau bedeuten, weiß er nicht. Und er hat sie bis jetzt wie Synonyme verwendet. Die Steine haben das scheinbar verkraftet. Daran, dass das falsch ist, ändert das aber nichts. Eines weiß Caviste Rudolf jetzt auf alle Fälle: Man teilt Gesteine in drei Gruppen ein.

 

Drei Gruppen von Steinen

 

Die magmatischen Gesteine sind aus den nicht besonders gemütlichen Tiefen der Unterwelt nach oben befördert worden. Man unterscheidet die dann noch einmal nach dem Ort ihrer Erstarrung. Was die Belange des Rudl betrifft, sind da vor allem Basalt (Klöcher Traminer), Gabbro (Muscadet Gorgeois) und Ophite (Irlouléguy Pantxuri) wichtig.

 

Die Sedimentgesteine haben, wie man so schon sagt, Ameisen im Hintern. Die sind viel unterwegs. Das kann das verschiedenste Material sein, pur oder verschnitten. Und das können auch sehr verschiedene Verkehrsmittel und Motive sein. Kalk von Meerestieren ist da sehr berühmt. Wenn man in Chavignol bei Sancerre durch die Rebzeilen auf den Mont Damné kraxelt, stolpert man förmlich über versteinerte Muscheln und Schnecken.

 

Heiße Simmeringer Gehsteigkanten und die Unterwelt

 

Beiden, den erstarrten Lavaströmen wie den Ablagerungen, kann es passieren, dass sie durch Verschiebungen an der Erdkruste in die Unterwelt transferiert werden. Dort herrscht naturgemäß ein hoher Druck und dort ist es heiß. Heißer noch als im Sommer an der Gehsteigkante drüben an der Bitterlichstraße, dem östlichen Ende der Alpen. Dort ist es so heiß, dass dort die beste Musik zwischen dem Lungau und Louisiana entsteht. So oder so ähnlich hat das Kurt Ostbahn einmal erklärt. Für eine gute Musik ist es in der Erde drinnen schon zu heiß, aber ein passabler Weingartenboden kann dort schon entstehen. Da wird dann kristallisiert, geschmolzen, gemischt und vor allem gefaltet, dass es eine Freude ist. Und heraus kommt ein metamorphes Gestein: Gneis, Granulite oder eine der diversen Schieferarten, je nachdem was für ein Material vorher von der Tektonik in die Untiefen hinunter gedrückt worden ist. Jetzt wäre es um den ganzen Energieaufwand natürlich jammerschade, wenn das alles tief unter der Erde bleiben würde. In der Unterwelt gibt es keinen Weinbau. Wobei es ja schon Weine gibt, deren Geschmack selbst an dieser zugegebenermaßen mehr theologischen als geologischen Erkenntnis zweifeln lassen. Allerdings erklärt auch ein Labor als Terroir die eine oder andere Grausligkeit. Zurück zu Pluto. Irgendwann erodieren die darüber liegenden Schichten. Oder die Tektonik wird aktiv und befördert die metamorphierten Gneise, Granulite und Schiefer nach oben.

 

Geduld!

 

Sie sehen schon, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe: Das Urgestein als Weingartenboden ist nichts für ungeduldige Zeitgenossen. Bis so ein Weinbergboden fertiggestellt und der darauf gepflanzte Weingarten im Ertrag ist, braucht das Zeit. Darum sind Urgesteinsböden tendenziell alt, worauf das Präfix Ur- freilich schon ein dezenter Hinweis ist. Der Rudl würde jetzt nichts lieber tun, als Sie von den Geburtsdaten von Muscadet, Conflans, Cevins, Wachau, Kamptal, Weststeiermark, Sausal und Jois in Kenntnis zu setzen. Aber das mit dem Alter von Steinen scheint eine difficilere Sache zu sein. Das zu verstehen braucht Zeit. Vielleicht bietet sich einmal die Gelegenheit, den einen oder anderen Weinberg in seiner Genesis unter die Lupe zu nehmen. Aber davor ist noch das eine oder andere zu lesen. Diese Woche begnügt sich Geotheooenologe h.c. Rudolf Polifka damit, Ihnen aus den oben erwähnten Gegenden glasweise Weine anzubieten, deren metamorphe Weinbergböden Botschafter einer tieferen Welt und einer früheren Zeit sind. Und wer gerade abstinent lebt, kann sich die Steine, auf denen der Wein wächst, auch einfach anschauen.

Diese Woche also Weine von metamorphen Urgesteinsböden und zwar aussschließlich exklusiv und aus vier Jahrzehnten, von 1985 bis 2013

 

von Nordwest nach Südost:

 

  • Muscadet Sèvre-et-Maine, 2010, Michel Brégeon
  • La Grande Journée, 2012, Jean-Yves Peron, Conflans – direkt hinter dem Kirchturm von Saint Sigismond in Albertville. Viel weniger kann sich ein Winzermeister in die Angelegenheiten seines Weines nicht einmischen, Rebsorte Altesse
  • Schiste, 2012, Domaine des Ardoisières – selber Jahrgang wie La Grande Journée, keine zehn Kilometer davon aufgewachsen, auch biodynamisch, aber nicht orange
  • Améthyste, 2011, Domaine des Ardoisières – Rotwein aus den beiden autochthonen savoyardischen Rotweinrebosrten: 60 % Persan, 40 % Mondeuse, wie der Schiste auf äußerst kargen, steilen Schieferterrassen gewachsen
  • Neuburger Auslese Tannen, 2003, Mayer, Spitzer Graben, Wachau – süß
  • Riesling Weißenkirchner Steinriegl Kabinett, 1985, Franz Prager
  • Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Küß den Pfennig Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Senftenberger Piri Privat, 1997, Nigl, Senfentberg, Kremstal
  • Sauvignon Blanc Heiligenstein 2002, Retzl, Zöbing, Kamptal
  • Trauben, Liebe und Zeit N° 6, 2013, Strohmeier, Sankt Stephan ob Stainz, Weststeiermark
  • Cuvée Sausal, 2011, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Pinot Noir, 2012, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Sauvignon Blanc, Millésime t.b.a., Umathum, Jois, Neusiedlersee Hügelland

 

Vierzehn Weine von metamorphen Urgesteinsböden glasweise und ausschließlich

 

am Donnerstag, den 12. März und am Freitag, den 13. März

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Schiste“, Reindorfgasse 22

 

Eine nicht allzu steinige und auf gar keinen Fall urige Woche!

Caviste Rudolf Polifka

Steine, Wurzeln und ein Bier

Vergangene Woche hat Oenologierat Polifka fünfzehn Weine aus seiner Lieblingsweinregion Savoyen ausgeschenkt. Das war für ihn selber eine große Freude, weil er diese Weine mag. Noch viel mehr aber weil er sich freut, wenn er diese Weine, die ihn so begeistern, anderen Menschen zeigen kann. Und drum weiß er jetzt auch wieder genau, warum er über den Experten-Tipp, den ihm ein von seiner „Interessensvertretung“ zur Seite gestellter „Berater“ gegeben hat, nicht einmal nachgedacht hat. Der hat dem Rudl seinerzeit geraten, „seine“ Geschäftsidee doch im Internet zu „verwirklichen“. So ein Shop sei billiger.

Die allergrößte Freude war, dass bei vierzehn doch zum Teil sehr unterschiedlichen Weinen immer wieder so etwas wie eine Gemeinsamkeit aufgeblitzt ist. Und die wäre dann schon wieder ein Hinweis auf die Steine, in die die Wurzeln von so einem Weinstock hinein wachsen, zumal – abgesehen vom Schiste 2012 der Domaine des Ardoisières – alle savoyardischen Weine vom Kalk geprägt waren. Steinmeister Rudolf ist schon in sehr früher Kindheit mit Hammer und Meißel auf Steinbrüchen und Geröllhalden herum gekugelt. Da gefällt ihm die Vorstellung, dass man von diesen Steinen etwas im Wein schmecken kann, schon ziemlich gut.

Schiefer und Löss

Jetzt will er es jedenfalls genau wissen. Darum kredenzt er diese Woche zwei Weine aus ein und demselben Jahr, von ein und derselben Rebsorte, vergleichbar biologisch gearbeitet und aus ein und demselben Gebiet. Die Böden unterscheiden diese beiden Weine, wie sie sie auf so engem Raum nicht markanter unterscheiden könnten. Der eine Wein auf reinem Löss gewachsen, am linken Donauufer bei Gedersdorf, gewissermaßen Rive gauche. Der andere auf kargen Urgesteinsböden am rechten Donauufer in Oberfucha, Rive droite. Man sagt, dass geologische Gegebenheiten bei gereiften Weinen, die nicht mehr so dominant von den Primär- und Sekundäraromen geprägt sind, besser zur Geltung kommen. Darum hat Rudolf Polifka den Jahrgang 2007 gewählt:

Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof, 2007

Steinleithn ist geprägt von viel Felsen, wenig Humus, kristallinem Granulit. Letzteres besteht aus Feldspat, Quarz und Glimmer, aber auch Granat und Disthen.

Grüner Veltliner Spiegel, Mantlerhof, 2007

Spiegel ist eine Hanglage aus Löss. Der ist während der letzten Eiszeit vor etwa zwölftausend Jahren vom Gletscher abgeschliffen und im Anschluss daran vom Wind verblasen worden. In Gedersdorf haben sich diese Anwehungen auf eine Schicht von mehr als zehn Metern zusammen geläppert. Diese Schichten sind kompakt. Drum muss man die Löss-Terrassen in Gedersdorf, anders als die Urgesteins-Terrassen in der Wachau, nicht durch Mauern stützen. Auch Löss besteht aus Quarz (60 bis 70 %), Feldspat und Glimmer (10 bis 20 %). Kalk ist auch dabei. Der gelbe Farbton ist auf die Eisenoxyde zurückzuführen. Etwas verkürzt könnte man fast sagen: Den Unterschied zwischen diesen beiden Weinen hat der Wind gemacht.

Jahrgang 2007

Der Jahrgang 2007 wurde meteorologisch von einem schneearmen Winter eröffnet, ungewöhnlich frühe Rebblüte, Hagelunwetter kurz nach der Blüte, trockener Sommer und Regen wie aus Kesseln Anfang September, frühe Lese – alles gültig für beide Donauufer.

Steine und Wurzeln

Das Terroir, das die Wurzeln von Caviste Rudolf Polifka genährt hat, liegt im Salzburger Alpenvorland. Der Rudl ist da nicht „stolzdrauf“, darum sind das gewissermaßen hashtaguntaugliche Wurzeln. Der Rudl geniert sich auch nicht für diese Wurzeln. Und er würde nie versuchen, diese Wurzeln zu kaschieren. Wurzeln brauchen Mineralstoffe und Spurenelemente. Und ein paar Wurzeln vom Rudl sind schon auch genährt und gestärkt vom Bier aus dem Bräustübl in Salzburg-Mülln.

Ab sofort kann man Mineralstoffe und Spurenelemente in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ nicht nur in und mit der Trägersubstanz Wein, sondern auch in Gestalt des Fastenbieres aus dem Bräustübl zu sich nehmen, heuer endlich wieder mit dem alten klerikalen Etikett.

Zwei Weine und ein Bier – die zwei Weine nicht ausschließlich, das eine Bier schon ausschließlich

 

diese Woche am Donnerstag, den 5. März und am Freitag, den 6. März

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Herr Rudolf grüßt Sie über Stock und über Steine, über Bier und über Weine, aber – der Ausgewogenheit verpflichtet – gegebenenfalls auch über Abstinenz!

Savoy(en) – Stammcafé vom Kurtl sein Bautrupp und Lieblingsweinregion vom Rudl

Fast zwanzig Jahre ist es her, im Siebenundneunziger Jahr war es. Da hat Günter Brödl Kurt Ostbahn und dessen Bautrupp im Savoy ermitteln lassen. Kurtls Bautrupp hatte, anstatt sich in dessen Wohnung vereinbarungsgemäß dem Abschlagen von Fliesen zu widmen, an den Pooltischen des Savoy auf der Hernalser Hauptstraße einen lukrativen Auftrag an Land gezogen. Und was als „kein guter Morgen“ nach einer Nacht im Café Rallye auf der Sechshauser Straße begonnen hatte, endete Wochen später ebendort hinter einem kleinen Bier und einem großen Fernet (Günter Brödl, Kurt Ostbahn. Platzangst). Das ist damals auch im Februar gewesen. Und seither liest der Rudl diesen Krimi jedes Jahr um diese Zeit. Genaugenommen rezitiert er ihn still, denn Textvorlage bräuchte er eigentlich keine mehr. Wie es bis 1997 möglich war, einen Februar erfolgreich zu absolvieren, entzieht sich heute der Kenntnis Rudolf Polifkas. Aber ganz allgemein möchte der sowieso lieber nicht genau wissen, wie dieses Land ohne Kurt Ostbahn ausschauen würde.

Von der Hernalser Hauptstraße nach Savoyen

Die Ermittlungen von Trainer samt Hundefindelkind Ché, Bautrupp und Kurtl im Savoy und im Februar des Jahres 1997 nimmt der Polifka-Rudl auf alle Fälle zum willkommenen Anlass, die französische Weinbauregion Savoyen in all ihrer Rebsortendiversität zu präsentieren. Und die ist ziemlich vielfältig. Das kann er Ihnen sagen. 2 150 Hektar Weingärten bringen es in Savoyen auf vierzehn amtlich eingetragene appellationsfähige Rebsorten. Zum Vergleich benötigt der Geheimtipp Bordeaux für dieselbe Anzahl an zugelassenen Rebsorten die gut sechsundfünzigeinhalbfache Rebfläche, 121 500 Hektar.

Von allen vierzehn dekretierten Cépagen wird Monsieur Rudolf diese Woche eine Flasche ihres – abgesehen von einer Ausnahme – Naturkorks befreien.

Domaine des Ardoisières, Schiste, 2012

Weil savoyardischer Adel gegenüber einem Parvenue wie Bordeaux verpflichtet – bei den Terroirs von Bordeaux handelt es sich um die jüngsten känozoischen Frankreichs (Quartär, das heißt nicht einmal, ja viel weniger als lausbübische 2,5 Millionen Jahre alt) – legt der Rudl auf die vierzehn kanonisierten Rebsorten Savoyens einen drauf und offeriert den Schiste 2012 von der Domaine des Ardoisières glasweise. Der wächst auf dem ältesten heute relevanten Weinbergboden Savoyens in Cevins. Das heißt Schiefer aus dem Paläozoikum, mindestens 250 Millionen Jahre alt. Wobei – das muss man schon zugeben – der Weinberg von Cevins die längste Zeit deaktiviert war. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass der Trainer das gewusst hat, der hat ja Bier getrunken: Aber ungefähr zu der Zeit, als er angefangen hat, Krimis zu schreiben, hat sich Michel Grisard, Mitbegründer der Renaissance des Appellations, in den Kopf gesetzt, in Cevins – wenn man von Albertville nach Val d’Isère fährt, gleich einmal links oben – den Weinberg wieder zu bestocken. Und heute wachsen dort auf Schiefer und Quarz, „Schiste“, „Quartz“ und „Améthiste“ – die teuersten Weine dieser Region, zumindest wenn es um Jungweine geht. „Schiste“ ist eine Cuvée aus 50 Percent Jacquère, 20 Roussanne, 10 Mondeuse Blanche und 20 Pinot gris. Letzterer ist zwar in Savoyen ein Illegaler, aber das ist dem Schiste Powidl, weil sich der als Landwein um derlei nicht kümmern muss.

2011 Monfarina (Jacquère), Giachino, 11 % Alkohol

Kalkgeröll vom Mont Granier, dem Ausläufer des Chartreuse-Gebirges, in dem Sanct Bruno seinerzeit herum gewebt und vielleicht sogar einen Kräuterlikör erfunden hat.

2009 Chardonnay, Dupasquier, 13 %

Überall wächst Chardonnay, warum nicht auch in Savoyen? Vor zwanzig Jahren war man auf Chardonnay stolz, heute ist er manchem peinlich. Der von Dupasquier wächst auf Kimmeridge-Kalk, wie in Chablis, und schaut auf die Rhône hinunter. Was Savoyen betrifft, ist das der älteste appellationsdekretierte Weinbergboden. Der in Cevins ist ein Landweinbergboden.

2010 Altesse, Maillet, 12,5 %

Optisch auf alle Fälle der atemberaubendste Weingarten in den französischen Alpen, teilweise Rebstöcke, die älter als Hans Moser und die Reblaus sind. Und hätte er auch nicht dem Hans Moser widerstanden, der Reblaus hat er, zumindest ein Großteil seiner Reben. Denn die stehen auf pickelhartem Kalksandstein. Und da ist dann sogar die Reblaus mit ihrem Latein am Ende.

2010 Mont Blanc brut zéro (Gringet), Belluard 12,5 % – Schaumwein

Im Jura nennt man ihn Savagnin. Ob er jetzt wirklich der Traminer selber oder der Papa vom Traminer ist, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Er schmeckt im Jura anders als in Savoyen, wo er ausschließlich im Tal der Arve vorkommt. Und er schmeckt im Jura und in Savoyen anders als in Österreich oder im Elsass. Der „Mont Blanc“ wächst auf Kalkgeröll aus dem Chablais-Gebirge und schaut direkt zum Mont Blanc hinauf.

2011 Mondeuse Blanche, Dupasquier, 12 %

Mondeuse Blanche gilt als Fantomrebsorte, was im Land Fantomas an sich schon genug verspricht. Da müsste der „Grand Atlas des Vignobles de France“ die daraus resultierenden Weine gar nicht als in guten Jahren und auf guten Böden besonders aufhebenswert bezeichnen.

2008 Chignin Bergeron (Roussanne), André et Michel Quenard, 13,5 %

Eine der wenigen Rebsorten, die es sowohl in Savoyen als auch irgendwo außerhalb, vor allem im nördlichen Rhônetal, gibt. So kräftig wie an der Rhône fallen ihre Weine hier nicht aus. Vielleicht heißt sie deshalb nur in Savoyen „Bergeron“.

2013, Molette, Domaine de Vens-Le-Haut, 12 %

Eine Rebsortenspezialität von Seyssel, die dort vor allem in den Schaumwein kommt. Seyssel ist neben Crépy eine der zwei Ortsappellationen und eine der überhaupt insgesamt nur vier Appellationen dieser Weinbauregion:

AOP Vin de Savoie

AOP Rousette de Savoie (dem Altesse vorbehaltene Rebsortenappellation)

AOP Crépy (am Genfer See)

AOP Seyssel (politisch schon im Departement Ain, oenologisch aber Region Savoie

 

2013, Aligoté, Domaine de Vens-Le-Haut, 13,3 %

In Burgund wenigstens der kleine Bruder vom Chardonnay, in Seyssel ein Mauerblümchen, wenn es um Verbreitung geht, ein ganz ein kleines.

2009 Marin „Clos de Pont“ (Chasselas), Samuel Delalex, 11,5 %

Der Geologe James E. Wilson meint, der Cru Marin vom Südufer des Genfer Sees wetteifere in Sachen kristalliner Klarheit mit dem Quellwasser von Evian, das keine zehn Kilometer neben ihm aus dem Felsen des Chablais-Gebirges sprudelt. Der 2009er „Clos de Pont“ von Delalex ist jetzt schon ein paar Jahre alt. Das macht den Vergleich mit dem Quellwasser nicht einfacher. Aber der ist sowieso problematisch, weil sich das Wasser immer noch um eine Jahrgangsdeklaration drückt.

Der Wein steht ziemlich exakt dort am Nordhang des Gebirges, an dessen Südhang der Mont Blanc brut zéro von Belluard wächst.

2013 Malvasier, Leo Uibel, 13 %

Nicht einmal ein savoyardische Weinbaumeister würde den Frühroten besser hinkriegen als Monsieur Leopold. Darum Ziersdorf.

Jetzt ist der Rudl schon ein bissl müde. Und es soll diese Ankündigung nach Möglichkeit ja auch vor Öffnen der Flaschen bei Ihnen eintrudeln. Wenn Sie wirklich bis da her gelesen haben, dann hat der Rudl sowieso ziemlich Respekt und Sie haben sich eine Regeneration verdient. Darum die vier Roten in Kurzfassung:

2013 Mondeuse, Maillet, 11 %

autochthone savoyardische Rotweinrebe

2011 Persan, Giachino, 12,5 %

fast noch autochthoner, so autochthon, dass sie zu den gefährdeten Pflanzen gezählt hat

2011 Gamay, Giachino, 12 %

Was in Burgund der Aligoté für den Chardonnay, ist der Gamay dort für den

Pinot Noir

Dupasquier, 2011, 13 %

Diese fünfzehn Weine, aber nicht ausschließlich diese, glasweise

am Donnerstag, den 26. Februar und am Freitag, den 27. Februar

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Grüner Veltliner Rochus 2014 und Riesling de Vite 2014 vom Weingut Roland Minkowitsch erhältlich.

Paläozoischen Grüße! Rudolf Polifka

 

Der Blaufränkische – die Rebsorte zur Bildungsreform

Vielleicht ist es mit dem Blaufränkischen so wie mit den Bildungsexperten, den Bildungspolitikern und dem Winter. Vielleicht darf man das alles nicht so wörtlich nehmen. Wo steht geschrieben, dass ein Blaufränkischer blau oder aus Franken sein muss? Und wo steht geschrieben, dass ein Bildungspolitiker rechnen können oder sich für öffentliche Angelegenheiten interessieren muss? Da haben Geistesriesen endlich die segensreiche Entdeckung gemacht, dass das Ziel jeglicher Bildung darin zu bestehen hat, sich gut zu verkaufen – früher hat man das „Angeberei“ genannt – und dann kommen ein paar Modernisierungsverweigerer daher und stellen blöde Fragen, was irgendetwas heißt, warum irgendetwas so und nicht anders ist oder ob dies oder das so, wie es ist, auch gscheit ist.

Die Frage Warum? – eine Frage von Haltung und Aufklärung

Der Blaufränkische ist auf alle Fälle nicht blau und er kommt nicht aus Franken. Aber einer Sage nach hat er auf die Frage, warum er „Blaufränkischer“ heißt, eine passable Antwort. Anders als die Bildungspolitiker und Bildungsexperten, die Fragen meistens mit einem geistlosen Grinser quittieren.

Rote Francs, blaue Francs und der Müll

Napoleon soll, als er mit seinen Truppen in Ungarn unterwegs war, diese mit roten Francs bezahlt haben, während in Frankreich der blaue Franc die offizielle Währung war. So ähnlich wie bei den Liverpooler Fußballmannschaften, waren die roten nicht viel wert. Heute wäre so etwas undenkbar. Da regieren auch nicht mehr die Napoleone, sondern Boulevardzeitungen und Marionetten. Soldaten braucht es auch kaum mehr, weil die Börsen deren Agenden in den meisten Fällen viel effizienter erledigen. Und statt Menschen mit einer wertlosen Währung abzuspeisen, gibt man ihnen reguläres Geld und schaut darauf, dass sie es verlässlich vor Regalen mit flüssigem und festem Müll oder bei Glücksspielgesellschaften wieder abliefern.

Zurück nach Ungarn

Die ungarischen Winzer waren keine Trotteln und als sie erkannten, wie gerne die französischen Besatzer sich mit ihrem Rotwein befassten, haben sie diesen nur mehr für blaue Francs abgegeben. Den Wein haben sie dann „Kékfrankos“ genannt. „Kék“ für „blau“ und „frankos“ für Francs. Das berichtet die Sage.

Trotzdem gilt der Blaufränkische als autochthone österreichische Rotweinsorte. Wenn die in Deutschland geläufige Bezeichnung „Limberger“ (auch „Lemberger“) wirklich auf das niederösterreichische Limberg zurückzuführen ist, spricht viel für die Österreichautochthonizität des Blaufränkischen, wenngleich das Weinviertler Limberg heute nicht als Zentrum dieser Rebsorte betrachtet wird.
Genealogisch ist der Blaufränkische das Kind von Heunisch und einer fränkischen Rebsorte, möglich ist der „Blaue Grobe“ oder „Grobschwarze“.
Da der Blaufränkische zwar keine gröberen Animositäten gegenüber Kalk oder Winterfrost hat, aber weder Spätfrost noch Wetterverhaltensoriginalitäten während der Blüte verputzen kann und anfällig für Mehltaue und Stielfäule ist, können Beschaffenheit und Menge des Ertrags von Jahr zu Jahr sehr variantenreich ausfallen. Der Blaufränkische neigt zu soliden Tanninen, was jetzt aber nicht heißt, dass man aus ihm nicht vermittels Umkehrsomose auch Marmelade machen kann. Haltbarer sind auf alle Fälle die tanninreichen Weine, sehr sogar. Waldbeeren- und Kirscharomen werden bei der Beschreibung von gelungenen Blaufränkischen oft zuerst genannt.

Speisebegleiter und Speisen als Begleiter

Empfohlen wird der Blaufränkische immer wieder zu allem, was viel Kräuter verträgt und reifem Käse. Das nimmt Caviste Rudolf zum Anlass, Sie wieder einmal daran zu erinnern, dass es willkommen ist, wenn Sie sich und die von Ihnen konsumierten Getränke in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils von selbst mitgebrachten Speisen begleiten lassen.

An den folgenden sieben Exemplaren, ausgewogen verteilt über Nord-, Mittel- und Südburgenland mit einem sterischen Gast, kann man oben Dargelegtes verifizieren oder auch nicht:

1979 Blaufränkisch Vinification Spéciale, Wachter-Wiesler, Eisenberg

2010 Blaufränkisch Hochegg, Eva und Karl Schnabel, Gleinstätten im Sausal

2011 Blaufränkisch Weinberg, Helga und Alfred Weber, Eisenberg

Blaufränkisch Landwein aus dem Zwei-Liter-Gebinde, Helga und Alfred Weber, Eisenberg

2012 Blaufränkisch, Rudolf Beilschmidt, Rust

2013 Blaufränkisch Altes Weingebirge, Herrenhof Lamprecht (gewachsen im Mittelburgenland)

2010 Blaufränkisch Eiswein, Eva und Berthold Haider, Apetlon

Nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Donnerstag, den 19. Februar und am Freitag, den 20. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

Der Rudl verträgt den Kalk offensichtlich nicht so gut wie der Blaufränkische. Drum hat er letzte Woche vergessen, dass es ab sofort eine kleine Menge einer Rarität von Gottfried Lamprecht gibt: Ein Blaufränkischer aus seinem Hause, gewachsen auf einer der ältesten Lagen im Mittelburgenland. Ab sofort kann man diesen Wein in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ erstehen, was freilich nicht bedeutet, dass man ihn auch gleich trinken muss.

Erratum

Es war nicht Absicht. Es wurde dem Rudl zugetragen, dass eine Begleiterin eines Opernball-Stammgastes wirklich auf den Namen „Spatzi“ hört. Das hätte Oenologierat Polifka nie für möglich gehalten, aber es stützt seine Arbeitshypothese, dass man in Österreich über nichts einen Witz machen darf. Es könnte längst Realität geworden sein. Wenn „Spatzi“ als Bezeichnung für eine Dame nicht das Ende der Satire ist, dann ist die Satire ziemlich sicher unsterblich.
Herr Rudolf wünscht Ihnen zwei närrische Tage und eine Woche ohne Ernüchterungen!

Der Höhepunkt des Wiener Faschings: gefiederte Freunde und Würstel

Am Donnerstag ist es wieder so weit. Alles Walzer und F.F.!, wie Helmut Zenker in der Kottan-Folge „Räuber und Gendarm“ den Posträuber Albert Zartl sich von einem Zeitgenossen, den er bis dahin irrtümlicherweise für seinen Kollegen gehalten hat, verabschieden lässt.
Monsieur Polifka verbindet den Wiener Opernball mit Dopplern, Knackern, Silberwzieberln und Wein-Chaudeau. Abgesehen vom Zwei-Liter-Gebinde erinnert ihn das alles an seine Kindheit.

Zementln fast alle Länder vereinigt Euch!

In einem Lied der Lungauer Band „Querschläger“ gibt es einen „Zementl“. Manche finden den lächerlich und peinlich. Die Qualitätspresse nicht. Für die ist er ein gefundenes Fressen. Und so mancher, der sich um ein Äutzerl weniger peinlich wie der Zementl benimmt,wenn er einer Kamera gewahr wird, steht dann schnell einmal gleich als nicht-peinlich da. Denn peinlich ist ja der Zementl. Das erinnert den Rudl an den dings. Wenn der was sagt, sind zum Glück meistens immer noch viele entsetzt. Ein paar veritable Vollkoffer sagen dann zwar: „Aber gut reden kann er schon.“ Vielleicht weil sie keinen Unterschied zwischen laut und gut kennen. Oder weil sie nicht mitbekommen haben, dass das jetzt nicht mehr der Oberösterreicher mit dem Kärntner Akzent, sondern dem sein Stimmenimitator aus Wien ist. However. Wenn wer anderer dann etwas Unappetitliches von sich gibt, das um ein Äutzerl weniger unappetitlich ist wie das, was der dings krakeelt hat, dann kommt das einigen gar nicht mehr so unappetitlich vor, weil unappetitlich ja der dings ist, was zwar stimmt, aber vielleicht gar keine ganz so fundamentale Erkenntnis ist. Und die eine oder andere weniger unappetitliche Gestalt gilt dann schnell einmal auch in der großformatigen Presse als gemäßigt, als liberale Hoffnung oder als ministrabel. Auf diese Art ist in Österreich schon einmal eine Regierung gebildet worden. Die Folgen erledigen hoffentlich die Gerichte und bedauerlicherweise die Steuerzahler.

Pelztier, wirbellose Tiere und gefiederte Freunde

Der Zementl tritt gerne in Gesellschaft von Pelztieren auf, besonders von kleinen Pelztieren. Sprachlich hängt er denen dann immer ein Diminutivsuffix -i an. Das findet Rudolf Polifka nicht sonderlich originell und es stört auch sein Empfinden für Ausgewogenheit. Warum immer nur Pelztiere? Darum widmet der Rudl das Glasweinprogramm dieser Woche demonstrativ dem Federvieh, wobei man bei der Übertragung des Wiener Opernballs natürlich auch an wirbellose Tiere denken könnte. Aber außer der raren Weinbergschnecke von Andreas Tscheppe und ein paar Weinen mit Fossilien am Etikett fällt Monsieur Rudolf dazu nicht viel ein.
Diese Woche also

Eulen
Riesling Rabenstein 2013, Josef Salomon, Falkenstein (neues Etikett) und Uhu-Frizzi vom Gästehaus Sammt, Klöch

Falken
Grüner Sylvaner 2009, Josef Salomon (altes Etikett) und Sauvignon Blanc 2012 vom Weingut Falk, Bockfließ

Tauben
Grüner Veltliner Tenn 1997, Weingut Taubenschuss, Poysdorf

Enten
Sauvignon Blanc Kräften 2007, Weingut Schönberger, Mörbisch

ein vermutlicher Kleiber
Grüner Veltliner Kalvarienberg 2013, Weingut Deim, Schönberg am Kamp

ein Fink
Muskat Ottonel 2013, Günter Fink aus Wallern

ein Geier
Grüner Veltliner Steinleithn 2007, Geyerhof in Oberfucha – aus Blindverkostungen immer wieder als der Lieblingsveltliner vom Rudl hervorgegangen

eine Elster
La pie Colette rouge 2012, Domaine Mouthes le Bihan, Côtes de Duras

eine Feder
Zweigelt 2012, Josef Lentsch, Podersdorf

zwei Schnäbel
Zweigelt Kreuzegg, 2010, Weingut Karl Schnabel, Gleinstätten und Blaufränkisch Hochegg 2010 vom selben Winzer. Auf die legendären weißen, gelben und roten Störche verzichtet Rudolf Polifka.

Vielleicht kommt der Adabei der Herzen ja irgendwann einmal auf die Idee, seine Dame nach einer gefiederten Freundin zu cosenennen. Wobei da ein paar Singvögel eher nicht in Frage kommen dürften. Der Spatz mit einem Diminutivsuffix -i ist bedeutungsmäßig schon besetzt. Und der Gimpel würde sich beim Opernball ja förmlich als Wappentier aufdrängen, zumal er ja auch „Dompfaff“ heißt. Ein solcher tritt ja auch ganz gerne vor Seitenblicke-Kameras. Aber ein Gimpel mit i-Suffix, das wäre eine Herausforderung für das Artikulationsorgan. Schauen wir einmal.

Ausnahmsweise ausschließlich Weine mit Federviehbezug

diese Woche am Donnerstag, den 12. Februar und am Freitag, den 13. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment
Gräfin und Erde 2012 von Maria und Sepp Muster sind ab sofort verfügbar.

Alles Knacker
Weil der Rudl heuer nicht zuhause vor dem Fernsehkastel sitzen und Wein aus dem Zwei-Liter-Gebinde seine Knacker und Silberzwieberl speisebegleiten lassen kann, ladet er die ersten sieben Gäste, die am Donnerstag, den 12. Februar sein Kaufgeschäft betreten, auf eine Bio-Knacker samt Silberzwieberl und ein gereiftes Achtel aus dem Doppler ein. Es wird sich um Zweigelt 1994 vom Bioweingut Frank aus Zurndorf handeln. Der Televiseur wird laufen, und um halb zehn wird der Rudl die letzte Bestellung entgegennehmen, damit er um Punkt zehn, wenn die Opernball-Übertragung von der ZiB 2 unterbrochen wird, die Lokalität absperren, sich auf den Nachhauseweg machen und sich in seinen eigenen vier Wänden dann ab halb elf die Nachbesprechung des Höhepunkts des Wiener Faschings anschauen kann.

Mit einem herzhaften „Fidirallalla“ wünscht Ihnen Herr Rudolf eine plaisante letzte Faschingswoche!