Mit und ohne Schwefel. A Tribute to Krampus and Nikolaus

Gewogene Oenologinnen und Oenologen! Es folgt eine Rehabilitationsschrift für den Krampus und erst recht eine für den Nikolaus. Der Absatz, in dem es beginnt, um Wein zu gehen, ist mit einem * gekennzeichnet.

Der Kramperl und der Nigloo

Endlich! Der Nikolaus kommt. In Wien nicht: Da kommt der Nigloo, wenn überhaupt wer kommt. Weil ganz unumstritten ist der eh auch nicht, aber im Vergleich zum Krampus ist es für ihn heutzutage ein gemähte Wiese, in Wien: Wiesen.

Äpfel, Nüsse, Mandelkern und ein Fuchsschwanz

Immer war das nicht so: In den voralpenländischen Kindheitserinnerungen vom Rudl kommt der Nikolaus eher nur als Statist vor. Nicht dass man die Geschenke nicht gerne genommen hätte. Aber zum Einen waren Äpfel, Nüsse, Mandelkern, Feigen, Datteln und Mandarinen zu dieser Jahreszeit in der Postwirtschaftswunderzeit sowieso nicht so schwer zum Darglenga. Zum Anderen hat der Nikolaus geschenketechnisch gegen das Christkindl nie ein Leiberl gehabt.

Da hat der Krampus der kindlichen Phantasie deutlich mehr hergegeben. Spätestens Mitte Oktober wurde begonnen, Strategien, wie man dem finsteren Gesellen auflauern und eines auswischen könnte, zu entwickeln. All time Favorit war vermutlich die spiegelplanke Eisplatte am Hauseck, auf die man das Böseansich irgendwie zu locken trachtete. In gewagteren Szenarien kam der Held irgendwie in die kindliche Höhenlage, die Hörner des Krampus zu erklimmen, um diesem sodann ebendieselben mit einem Fuchsschwanz abzusägen.

Nicht alle diese Pläne sind in die Tat umgesetzt worden. Vergessen hat man sie deswegen aber nie. Und wer weiß, wozu das gut ist?

Der nächste Wahlkampf hebt auch sicher bald an und die Qualitätspresse hört sowieso nie auf

Am fünften Dezember ist der Krampus mittlerweile auf alle Fälle ziemlich out, schwarze Pädagogik, negativ, „Pfui Teufel!“. Im Wahlkampf lässt man ihn dann aber schon wieder hinaus. Da darf er dann Krakeelern, die von den Qualitätsblättern zu Politikern hochgeschrieben worden sind, applaudieren. „Kann man mit einem Fuchsschwanz Blödheit absägen?“, fragt da die voralpenländische kindliche Phantasie.

Standpunktlos, wertneutral und rückgratlos

Der Nikolaus gilt nicht als schwarze Pädagogik, manchen aber als zu wenig wertneutral. Komischerweise scheinen sich genau die ganz gerne vom Krampus einspannen zu lassen, wenn es um die soundsovielte Verschärfung des Asyl- und Fremdenrechts geht. Schließlich leben sie von denselben Qualitätsblättern wie der Krampus.

Wobei man dem Krampus ja fürchterlich unrecht tut, wenn man ihn mit den dings in Verbindung bringt. Der Krampus steht ja für etwas, für Schwefel zum Beispiel, wohingegen die dings kriechen, für Beraterhonorare und Privatisierungsprofite zum Beispiel.

* Schwefel und Wein

Der Schwefel, für und auf den der Krampus steht, kommt manchmal auch in der Weinbereitung zum Einsatz. Und dort scheidet er so richtig die Geister. Auch die innerhalb vom Rudl selber.

Einerseits kennt er Winzer, die ohne Schwefelzugaben auskommen. Monsieur Charles aus Gleinstätten im Sausal. Der pfeift auf die Schwefelzugaben, Franz Strohmeier, Sepp Muster und Peio Espil von der Domaine Ilarria in Irouléguy auch bei einem Teil ihrer Weinen.

Andererseits sammelt Rudolf Polifka Silexe von Didier Dagueneau. Und da scheint es in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre ein Problem zu geben, weil Monsieur Sauvignon damals auf Schwefelzugaben verzichtet hat. Leider. In der zweiten Hälfte derselben Dekade hat er den Schwefel möglichst minimalistisch eingesetzt. Sensationell!

**: Ab da aber jetzt voll über das Weinprogramm dieser Woche: Chautagne Rouge 2011 mit ohne ohne Schwefelzugabe.

Ein Weinbaumeister, der es genau wissen will, wie es mit und wie es ohne Schwefelzugabe ausschaut, ist Monsieur Jacques Maillet. Der hat 2011 einem Teil seines Chautagne Rouge Sulfite verabreicht, einem anderen Teil nicht. Am Flascherl ist der Unterschied durch einen kleinen Buchstaben ausgewiesen. Erfährt der Leser des Kleingedruckten am Etikett des geschwefelten, dass der Wein „des sulfites“ enthält, wie das Gesetz es verlangt, so steht am ungeschwefelten „contient ses sulfites“. Ein paar Sulfiterln sind da auch drinnen, weil die der Wein im Zuge der Gärung selber produziert. Knecht Rudolf, der Krampus und der Niglo öffnen also diese Woche je ein Flascherl Chautagne mit zugesetztem und eines ohne zugesetzten Schwefel. Auf dass Sie sich selber ein Bild über den Schwefel und dessen Advocatum Diaboli machen können.

Autrement Rouge ist übrigens ein Rotwein, der aus Mondeuse, Pinot Noir und Gamay besteht. Was den Mondeuseanteil betrifft, so wächst der auf hartem Sandstein, übergeröllt von Kalk und Ton. Teilweise hängt er an über 110 Jahre alten Rebstöcken.

Monsieur Charles aus Gleinstätten im Sausal

An Karl Schnabel führt bei diesem Thema kein Weg vorbei. Darum wird auch von seinen Weinen ein roter, ein weißer und der neue Rosé offen sein.

Chautagne Rouge avec „des“ und avec „ses sulfites“ von Monsieur Jacques, sowie Schwefelfreies von Monsieur Charles aus dem Sausal

am Donnerstag, den 4. Dezember und am Freitag, den 5. Dezember

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorf, Wien

Nachrichten aus dem Sortiment

Ab sofort sind Schilcher 2013, Trauben, Liebe und Zeit Weiß N° 6 2013 und Schilchersekt von Franz und Christine Strohmeier verfügbar.

Und weil schon so viel vom Christkindl die Rede war, nützt Rudolf, das Weinbier die Gelegenheit, Sie auch diese Jahr auf den Silbernen Sonntag, am 13. Dezember und den Goldenen, am 20. Dezember aufmerksam zu machen. Wie schon in den Jahrzehnten davor wird er auch dieses Jahr an den zwei Sonntagen vor Weihnachten seinen Kaufmannsladen aufsperren, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Auf dass man am Sonntag Gaudete und am Sonntag vor dem Heiligen Abend die Gelegenheit hat, sich das eine oder andere Flascherl zur strapazgeminderten Bewältung des Letzteren zu beschaffen. Der Zementl (© Querschläger) darf da nicht aufsperren, der Rudl aber schon, und das freut den Polifka-Rudl ganz epochal.

Grüß’ Sie, der Krampus! Seawas, der Nikolaus! Und ein „Cheers, mate!“ den nicht zugesetzten und ein bissl auch den zugesetzten Sulfiten.