Die Steuerreform vom 1. März 2014
Um es kurz zu machen: Zu Silvester ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ von 10 bis 16 Uhr geöffnet, dieses Jahr als besondere Reverenz an die große Schaumweinsteuerreform vom 1. März 2014. Seit diesem Tag ist für einen Liter Schaumwein, dessen Teilchen durch mindestens drei Bar Flaschendruck zu einer Drängerei sondergleichen gezwungen und, beziehungsweise oder mit Kork samt Drahtagraffe am Sichüberdiehäuserhauen gehindert werden, ein Euro Schaumweinsteuer abzuführen. Der Schaumweinimport aus anderen EU-Mitgliedsstaaten muss dadurch über ein paar zusätzliche bürokratische Hürderl hupfen. Ein Ansuchen um eine Bewilligung zum innergemeinschaftlichen Schaumweinerwerb im Einzelfall hier, eine Schaumweinsteurvorauszahlung dort. Nicht dass der Rudl etwas gegen Steuern hat. Die zahlt zwar niemand gerne, aber wer bis drei zählen kann, weiß, dass man sie braucht. Für den Citoyen ist halt die interessantere Angelegenheit, wohin gesteuert wird.
Triest ist eine schöne Stadt
In Deutschland ist die Schaumweinsteuer 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt worden. Das wirft Fragen nach den außenpolitischen Plänen der Republik Österreich auf. Der Rudl fährt gerne nach Triest. Und die Weine aus dem Karst dahinter findet er, was die maischevergorenen betrifft, schon extraordinaire. Aber in Zeiten der innergemeinschaftlichen Reisefreiheit kann man ja sowieso ganz einfach nach Triest fahren und ein Achtel oder zwei trinken.
Auf alle Fälle offeriert Monsieur Rudolf am Silvestertag drei Schaumweine glasweise zum Anstoßen auf diesen Meilenstein der österreichischen Gesetzgebung.
Mont Blanc Brut zéro, Domaine Belluard, Ayze
100 % Gringet, gewachsen auf steilen Kalkgeröllhalden im Tal der Arve (Departement Haute-Savoie, wo die Schifahrer jetzt im Auto übernachten müssen), nach der traditionellen Champagnermethode ausgebaut, ohne Zuckerdosage in irgendeiner Form, drei Jahre am Rüttelpult in der Flasche, reife Quitten, Mirabellen, Hagebutten, Lindenblüten, mit einer Lebendigkeit, die den Bezug mittels Bewilligung als registrierter Empfänger im Einzelfall vom 29. Juli 2014 (erteilt durch das Zollamt Wien) auf alle Fälle rechtfertigt, wenn nicht vielleicht sogar ein bissl auf diesen zurückzuführen ist. Sie nennen ihn den „Champagner der Alpen“.
Giac’ Bulles, Domaine Giachino, Chapareillan
100 % Jacquère aus dem Isère-Tal (Departement Savoie, wo noch viel mehr Schifahrer jetzt im Auto übernachten müssen), am Fuß des Mont Granier. Vinifiziert nach der „méthode ancestrale“, auch „méthode rurale“ genannt – einmalige Flaschengärung. Darum nennt man den auch nicht den „Champagner der Alpen“, weil der Champagner, der der Alpen genauso wie der von außerhalb der Alpen nach der traditionellen Methode ein zweites Mal vergoren wird. 7,5 % Alkohol, „tendrement enivrante“ – zart bespitzend, laut Domaine die Antwort der Gebrüder Giachino auf dieses eine koffeinhältige Kracherl in der Dose, das geschmacklich um einiges leichter in den Schatten zu stellen ist als am Fußballfeld, bezogen mittels Bewilligung als registrierter Empfänger von Schaumwein nicht im Einzelfall vom 6. Juli 2012 (erteilt durch das Zollamt Wien).
Rosé Sekt, Christine und Franz Strohmeier, Sankt Stephan ob Stainz
100 % Blauer Wildbacher, auf lehmigem Opok-Boden, zehn Stunden Maischestandzeit, Spontangärung, feine Perlage, die motiviert von fünf Bar Flaschendruck versucht, ihren Weg zu gehen, was sie, die Perlage verzagt macht, weil von Kork und Agraffe an der Selbstverwirklichung gehindert, Bundesfinanzminister Schelling aber freut. Auch kein Champagner der Alpen, obwohl zweite Gärung nach der „méthode champenoise“. Aber die Weststeiermark liegt circa genau um das Äutzerl außerhalb der Alpen, um das Ayze innerhalb derselben liegt. Bezogen wurde der Strohmeier-Sekt einfach so, durch Hinfahren, Bezahlen und Steuernabführen.
Sämtliche Bewilligungen sind am 31. Dezember 2014 in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ von 10 bis 16 Uhr einzusehen. Die korresponierenden Flaschen auch, nicht ganz ausschließlich.
Mittwoch, den 31. Dezember 2014
von 10 bis 16 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Flaschenweise gibt es im Sortiment von Rudolf Polifka natürlich mehr als die oben erwähnten drei Schaumweine, unter anderem einen Isabella-Frizzante aus Klöch.
Rudolf Polifka, Femme et Fils wünschen einen guten Rosch ha-Schana!