Seit fünftem November gibt es ihn jetzt also, den steirischen Junker. Aus einem Jahr, über das man liest, dass es sich in etlichen Weinbaugebieten nahtlos, wenn nicht sogar noch schlimmer in die Serie der letzen Weinjahrgänge, die auf vier geendet haben, einreiht.
1964
… war nicht so schlecht. Da hat der Rudl vor gar nicht so wenigen Jahren einen Muskat Ottonel vom Propsteiweingut Krems zu sich genommen und auch einmal einen Zierfandler von Kuczera aus Gumpoldskirchen. Zwei sehr gepflegte Weine.
1974
An dieses Jahr kann sich der Rudl noch erinnern, wenn er das auch nicht sehr gerne tut. Als großer Weinjahrgang ist dieses Jahr in Österreich nicht in die Geschichte eingegangen und dass sich daran noch etwas ändert, unwahrscheinlich.
1984
… hat die angesagte Katastrophe nicht stattgefunden, fast im Gegenteil: Frankreich ist trotz des kreativsten Mittelfelds, das je einen grünen Rasen betreten hat, Fußball-Europameister geworden. Weinmäßig dürfte es aber schon ein bissl schwierig gewesen sein. Es ist – und das hat der Rudl jetzt nachgeprüft – der einzige Jahrgang nach 1968, aus dem sich kein Flascherl im Rudlkeller findet. Was er aus diesem Jahr getrunken hat, lässt den Rudl diesen Mangel verkraften.
1994
… gilt als nicht konkurrenzfähig mit 1992 und 1993. Und so gern er vor allem den 1992er hat, Millésimiste Rudolf hat aus dem Jahr 1994 etliche ausgesprochen gute Weine getrunken, auch in jüngerer Vergangenheit. Gar nicht so selten vom Weingut Hagen aus Krems Rehberg und gar nicht so selten bei Weinmeisterin und Weinmeister Reich.
2004
Was an diesem Jahrgang nicht gut sein soll, entzieht sich dem Polifka-Rudl. Im Muscadet gilt es sowieso als Jahrhundertjahrgang.
Und auch wenn die üblichen Phrasen vom Winzerjahrgang und dergleichen schon gedroschen sind, erscheint dem Rudl zum jetzigen Zeitpunkt Neugierde als die angebrachteste Perspektive auf den Weinjahrgang 2014. So viel zu den Weinjahrgängen, die auf vier enden.
In der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ gibt es auch 2014 wieder weder Junker noch Beaujolais primeur, dafür aber zehn und zwanzig Jahre alte Weine glasweise, selbstverständlich nicht ausschließlich:
89 Monate auf der Feinhefe
Den 2004er Muscadet, gewachsen auf den zwei Hektar, die Michel Brégeon auf dem vulkanischen Gabbro stehen hat. Der hat 89 Monate Zeit gehabt, seine Feinhefe genau kennen zu lernen, in unterirdischen Glastanks, wie sich das für einen Muscadet Sèvre-et-Maine Cru Gorgeois halt gehört. Dabei ist ein Wein herausgekommen, den nicht die Unversiertesten mit viel prestigeträchtigeren Weinbauregionen und Weinbauern in Verbindung bringen, vor allem mit Chablis.
http://www.youtube.com/watch?v=ut1eIhzRpP4
Schotten im Land der Katharer
Das schottische Ehepaar Nick und Clare Bradford hat sich im Roussillion, genauer in Albas, wo sich seinerzeit die Katharer versteckt hatten, niedergelassen und die „Domaine des Pensées sauvages“ gegründet. Versteckt haben sie sich dort nicht, sondern einen biologischen Corbières gekeltert, der sich sehen lassen kann. Mittlerweile sind die beiden in Pension, aber Rudolf Polifka hat noch ein Flascherl vom 1994er, das er diese Woche aufmachen wird. Syrah, Carignan, Grenache noir und Cinsault wachsen dort auf Schiefer, Kalk und rotem Sandstein.
Dem Rudl ist klar, dass es mit den letzten drei Wochenthemen Jura, orange und reif jetzt dreimal ein bissl unkonventionell hergegangen ist, beziehungsweise hergeht. Darum werden klassisch präzise jugendliche Weißweine von Roland Minkowitsch und ein ebensolcher Blaufränkisch von Rudolf Beilschmidt aus Rust die Weintariftafel an ihre Grenzen erinnern. Nur sind das halt auch 2012er und 2013er. Kein Junker und auch nix Ähnliches.
Ein und zwei, sowie zehn und zwanzig Jahre alte Weine, aber nicht ausschließlich
am Donnerstag, den 13. November und am Freitag, den 14. November
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“
Der Rudl nützt die Gelegenheit, Sie wieder einmal darauf hinzuweisen, dass der Verzehr von selbstmitgebrachten Speisen in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht ist. Bei einem Muscadet denkt man da zuerst einmal an Austern. Aber jetzt nur rein „unter sich“: Wenn der Rudl Austern zu sich nehmerte, dann täterte er das nicht mit dem 2004er von Brégeon, sondern mit irgendeinem Allerweltsmuscadet, wenn Sie so wollen: mit einem muscadeischen Muscadet.
Und an und für sich kein Freund von sogenannten Remindern erinnert Sie der Rudl trotzdem an die Weinauktion zugunsten des Integrationshauses heute, am 12. November um 19 Uhr 30 am Badeschiff im Donaukanal.
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?252
Rudolf Polifka grüßt die Junkerinnen und Junker, vor allem aber alle Menschen, die warten können. Alle anderen auch, aber die erst nachher.