Antithese – These – Synthese
Es gibt Attribute, von denen sich Monsieur Rudolf treffender beschrieben fühlt als „extrem“. Trotzdem hört er das immer wieder. Anfangen kann er damit nicht viel.
Ein bissl kommt ihm gelegentlich auch vor, dass mit „extrem“ heruntergemacht werden soll, was argumentativ schwer herunterzumachen ist, vor allem wenn es um Konsequenz im Zusammenhang mit moralischen oder ethischen Grundsätzen geht.
Dass etwas ganz fürchterlich ist, darauf kann man sich mit manchen Menschen oft sehr schnell einigen, vor allem wenn gerade eine Dokumentation über das
Fürchterliche auf arte zu sehen gewesen ist. Dass man den Dreck, um dessen Produktion es in der arte-Dokumentation gegangen ist, dann auch nicht kauft, sondern fünfhundert Meter Umweg in Kauf nimmt, um keinen Dreck aus menschen- oder viecherfeindlicher Produktion zu kaufen, das erachten manche dann als „extrem“, manchmal auch Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die etwas gegen menschen- und viecherverachtende Produktion haben. Aber das ist eh eine andere Geschichte, zumindest fast.
Superlativ
Und es gibt grammatikalische Formen, die es dem Rudl mehr angetan haben als der Superlativ, die dritte Steigerungsstufe des Adjektivs. Der erinnert ihn an die Edelfedern der kleinformatigen Wiener Qualitätspresse. Grundsätzlich betrachtet Monsieur Rudolf Sprache analytisch, drum hat er an der Grammatik einen Narren gefressen, aber eben nicht an allen Formen. Den Superlativ könnten sie, wenn es nach dem Rudl geht, gerne auf dem Komposthaufen des Sprachwandels entsorgen, gerade so wie den Imperativ und den Konjunktiv II der Vergangenheit.
Trotzdem
… erlaubt sich Caviste Rudolf, diese Woche Weine zu kredenzen, mit denen in irgendeiner Hinsicht andere nicht oder nur schwer mithalten können. Und weil solche Weine dann gelegentlich ziemlich à part bleiben, passen sie oft nicht zu einem Wochenthema, außer zu einem Wochenthema, bei dem es gerade um solche Weine geht.
Kategorie: „höchster Weingarten in den Alpen“
Blanc de Morgex „Piagne“ 2010, Cave du Vin Blanc de Morgex, Aostatal, Italien
Am Etikett steht “La plus haute vigne de l‘Europe prosperant au pied du Mont Blanc au grès des avalanches à Morgex“. Tausenfünfhundertmeter Seehöhe am Fuß des Mont Blanc, aber auf der italienischen Seite. Hundert Percent Prié Blanc.
Kategorie: „Verweilen sur lie“
Muscadet 2004, Michel Brégeon, Gorges, Loire
Achtundneunzig Monate auf der Feinhefe und gemeinsam mit Breg Rosso von Gravner sowie Pinot Gris Spätlese von der Dankbarkeit der älteste Wein im Sortiment vom Rudl
Kategorie „geringster Hektarertrag“
Bianco 2015, Miani. Enzo Pontoni, Buttrio, Friaul
Achttausend Flaschen auf dreizehn Hektar. Nicht nur dass Signore Pontoni damit die Wertung des geringsten Hektarertrags gewinnt, auch in der Kategorie „geringster Wörterausstoß“ ist er vorne. Der Kurtl beschreibt in seinem Standardwerk der Kriminologie zwei Kommunikationstypen: den einen, der sich vergewissert, dass er noch schnauft, indem er spricht. Den anderen, der fast gar nicht spricht. Enzo Pontoni gehört nicht zu Ersteren.
Dazu kommt, dass dem Rudl noch kein Wein aus Italien besser geschmeckt hat, als ein Sauvignon 2010 von Enzo Pontoni. Drei Superlative.
Kategorie: „letzter abgefüllter und selbst in Verkauf gebrachter Jahrgang vor der Rente“
Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Cellier des Pauvres, Motz, Chautagne
Auch vom Alter der Rebstöcke dürfe es nicht viel älter gehen.
Kategorie „Steilster Weingarten, den der Rudl exploriert hat“
Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie
Auch in der Kategorie Kargheit wird der Boden, auf dem dieser Wein gewachsen ist, schwer zu überbieten sein. Sehen tut man auf alle Fälle nur Felsen.
Kategorie: „dunkelster Schaumwein“
Črna , Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien
Kategorie: „westlichstes Weingut auf österreichischem Staatsgebiet im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“
Salzburger Hochthron 2012, Reiterhaindl, Großgmain bei Salzburg, Bergland
Kategorien: „billigster Wein im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ und vor allem „authentischstes Etikett im alten Stil“
Sandperle 2017, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Retroetiketten erfreuen sich momentan einer gewissen Beliebtheit. Oft stellt sich dabei heraus, dass es dieses Etikett so nie gegeben hat. Dem Rudl seinem
Wirt und Winzer des Vertrauens würde so etwas nicht einfallen. Er hat einen Wein seines, wenn sich der Rudl nicht täuscht, Großvaters reaktiviert und auch das Etikett von früher übernommen.
Größtenteils Welschriesling mit ein bissl Grünem Veltliner und Muskateller.
Und auch die Hégoxuri Vertikale gibt es noch glasweise, zumindest am Mittwoch um viere.
- Sandperle 2017, Dankbarkeit, Neusiedlersee (2/3)
- Salzburger Hochthron 2012, Reiterhaindl, Großgmain bei Salzburg, Bergland (2,50/4, sofern er noch geht)
- Črna, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)
- Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Cellier des Pauvres, Motz, Chautagne (5/8)
- Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
- Friulano 2015, Miani. Enzo Pontoni, Buttrio, Friaul (8/12)
- Muscadet 2004, Michel Brégeon, Gorges, Loire (5/8)
- Blanc de Morgex „Piagne“ 2010, Cave du Vin Blanc de Morgex, Aostatal (4,50/7)
(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)
…, selbstverständlich nicht ausschließlich diese vier Weine gibt es glasweise
am Mittwoch, den 2. Mai und am Freitag, den 4. Mai
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Vorschau auf den 9. und 11. Mai
Graf Sauvignon von Maria und Sepp Muster: 2005, 2011 und 2015
Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!
Herr Rudolf grüßt die Arbeit, das Lied und die Arbeit „ois soiches“!