Pinot gris und Pinot noir – Frankreich, Schweiz, Österreich, DONNERSTAG, 3. Oktober von 17 bis 21 Uhr

Rebsorten

Rebsortentechnisch betrachtet hat der Rudl lange Zeit zwei Favoriten gehabt: Sauvignon blanc und Pinot gris, wobei die eine Rebsorte eher im Frühling, die andere im Herbst auf dem Studier-, Ess- und Trinktisch gestanden ist. Erst die wirklich intensive Forschung in und an der Weinbauregion Savoyen sowie der Appellation Irouléguy, etwas später dann auch dem Jura hat bei Monsieur Rudolf Polifka die Akzente in Richtung Altesse, Mansengs und Savagnin verschoben. Inzwischen ist die Frage nach der Rebsorte auf dem Rudl seiner oenologischen Aufmerksamkeitsliste etliche Plätze nach unten gerutscht, aber das ist vielleicht eine andere Geschichte.

Pinot gris

… hat auf alle Fälle über die Jahre für Caviste Rudolf Polifka wenig von seiner Attraktivität eingebüßt, trotz erderwärmungsbedingt höheren Alkoholwerten. Das hat auch damit zu tun, dass diese Rebsorte mit Ausnahme von Norditalien nirgends eine wirklich dominante Rolle spielt, nie gespielt hat. Darüber hinaus fällt dem Rudl jetzt auf die Schnelle auch kein Weingut ein, dessen teuerster Wein – den Terminus „Flaggschiff“ hält der Rudl in diesem Zusammenhang für patschert – aus Pinot gris-Trauben gekeltert wäre, vielleicht vom Rangen de Thann Clos Saint Urbain von Zind-Humbrecht abesehen. Pinot gris ist nicht besonders grau, die Beere nicht und der Wein schon gar nicht, heißt aber trotzdem so. Sein Status unter den Rebsorten lässt seinen Namen leichter nachvollziehen, wenngleich das Farbadjektiv „grau“ wohl kaum auf seine Rolle als ebensolche Maus unter den Rebsorten zurückzuführen ist. Entstanden ist er durch eine Mutation aus …

Pinot noir …

…, dessen Ursprung irgendwie auf Savagnin zurückzuführen ist. Auf alle Fälle ist er alt und tendenziell immer schon die Rebsorte für Rotweine aus nördlicheren Gebieten gewesen, dürfte deshalb im Unterschied zu Grenache sowie dessen Kolleginnen und Kollegen nicht von den alten Griechen ins Land gebracht worden sein.

Schlossgut Bachtobel, Thurgau, Schweiz

Hans-Ulrich Kesselring war Weinmeister auf Schloss Bachtobel im Schweizer Thurgau. Außerdem war er ein gebildeter, bescheidener Mann, in Sachen Wein kompromisslos, hat viel nachgedacht und dabei offensichtlich die richtige Gesellschaft gehabt, Jules Chauvet zum Beispiel. Der war für den Physiknobelpreis vorgeschlagen, Weinhändler, Weinbauer, sowie Erforscher der Grundlagen für Biowein: Weinbereitung, Verkostung und Glasentwicklung. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte Jules Chauvet Versuche angestellt, wie man ohne Schwefelzusatz Wein produzieren kann. Später hat er sein Wissen nicht nur bei seinen eigenen Weinen angewandt, sondern auch Weinmeister wie Marcel Lapierre, Jean Foillard, Jean-Claude Chanudet oder Jean-Paul Thévenet im Beaujolais und Pierre Overnoy im Jura dabei unterstützt, auf das Schwefeln zu verzichten und trotzdem blitzsaubere Weine zu machen. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, verstehen Sie den Rudl bitte nicht falsch! Er hat kein grundsätzliches Problem mit Schwefel bei der Weinproduktion, zumal es sich dabei um eine natürliche Substanz handelt. Aber zu viel Schwefel ist der Lebendigkeit eines Weines nicht zuträglich und kann Kopfweh verursachen. Das kann man ziemlich leicht empirisch überprüfen. Wein von Jules Chauvet wird es wohl keine mehr geben, zumindest nicht zu erwerben. Beim Lesen eines Interviews von Hans-Ulrich Kesselring mit Jules Chauvet aus dem Jahr 1981 hat der Rudl aber die Idee gehabt, sich nach dem Interviewenden zu fragen und dann noch ihm zu forschen. Wenn Herr Kesselring in den achtziger Jahren oenologische Gespräche mit Professeur Chauvet geführt und dabei über seinen eigenen Wein gesprochen hat, könnte es einen Sinn haben, diesen Weinen auf den Grund zu gehen. Dabei ist der Rudl auf das Schlossgut Bachtobel gestoßen. Heute führt der Neffe von Hans-Ulrich Kesselring das Weingut. Der Rudl verdankt diesem, den ersten und bis jetzt einzigen vielschichtigen Müller-Thurgau seines Lebens getrunken zu haben. Diese Woche können in der Weinhandlung Rudolf Polifka der Pinot gris und der Pinot noir N°1 vom Schlossgut Bachtobel studiert werden.

  • 2022 Pinot gris Reserve, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (5/8)
  • 2022 Pinot gris, Schlossgut Bachtobel, Weinfelden, AOC Thurgau, Schweiz (7/11)
  • 2019 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (8/12)

(40 % Jacquère, 30 % Roussanne, 20 % Pinot gris, 10 % Mondeuse blanche)

Pinot noir 

  • 2022 Pinot noir N° 1, Schlossgut Bachtobel, Weinfelden, AOC Thurgau, Schweiz (6,50/10)
  • 2016 Pinot noir, Weinhof Uibel, Ziersdorf, Weinviertel West (5/8)
  • 2022 Ceux d’avant, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)

50 % Mondeuse, 20 % Persan, 20 % Pinot noir, 10 % Douce noire

Aufmerksame Studierende werden erkannt haben, dass bei diesem Thema Weine der Dankbarkeit fehlen. Das ist nicht Absicht. Der Rudl hat übersehen, rechtzeitig die Pinots aus dem Hause Glück und Lentsch zu kaufen. Er wird das bei der nächsten Gelegenheit nachholen.

DONNERSTAG, 3. Oktober von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Oid und grau grüßt Rudolf Polifka Mick Jagger und Kurt Ostbahn!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien