Einführung in die Demokartie I: der G’mischte Satz, DONNERSTAG, 26. September von 17 bis 21 Uhr

5 manchmal komplizierte, manchmal entsetzliche, aber alles in allem gute Jahre

… ist es her, dass der Rudl zum letzten Mal den G‘mischten Satz zum Gegenstand oenologischer Untersuchungen gemacht hat. Das war damals anlässlich einer Pflanzung im Rahmen einer Aktion als Schulmeister. Und niemand hätte damals die Pflanzerei würdiger unterstützen können als Willi Resetarits und Professor F.D. Ohne letzteren und die Idee des Herrn A.K. aus der Schliemanngasse wäre das Ganze in der Form auch gar nicht möglich gewesen. Danke auch an dieser Stelle!

Seinerzeit. Durcheinander statt Homogenität

Das Grundprinzip des G’mischten Satzes besteht in einem Durcheinander von unterschiedlichen Rebsorten sowie Altern, Clonen und Unterlagsreben der Rebstöcke. Früher war das vermutlich weniger geplant als ganz einfach eine natürliche Begleiterscheinung wirtschaftlicher Gegebenheiten. Es war nicht so „mir nix – Dir nix“ machbar, auf einen Schlag einen sorten- oder gar clonreinen Weingarten zu pflanzen, wenn die Weinbäuerin oder der Weinbauer jede Rebe vorher selber veredeln musste. Überaus erfolgreiche Begleiterscheinung des Durcheinanders im Weingarten war eine signifikant erhöhte Resistenz gegen Rebkrankheiten und mehr Komplexität im Glas.

Mochma liawa vü!

Bei den Nazis hat die Intensivierung der Landwirtschaft dann erste Urstände gefeiert. Angeheizt vom Chemiekästen wurden die Erträge ins fast Unermessliche erhöht und die Qualitäten ins Bodenlose gesenkt. Uniformismus nicht nur am Schlachtfeld, sondern auch auf landwirtschaftlich genutzten Feldern. Stalinismus und ideologischer Turbo-Kapitalismus scheinen sich daran ein Vorbild genommen zu haben. Der Rudl hält nach wie vor einiges von der These, dass es eine Korrelation zwischen Unmenschlichkeit und schlechtem Geschmack gibt. Aber das ist schon fast wieder eine andere Geschichte.

Renaissance des G’mischten Satzes

Heute herrscht ein regelrechtes Theater um den G’mischten Satz. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht ein paar Winzerinnen und Winzer gibt, die es ernst meinen mit der Diversität im Weingarten, die Bäume, Hecken und Büsche nicht nur an, sondern auch in die Weingärten pflanzen, Nützlingen eine Behausung bieten und so für ein gesundes Gleichgewicht von Fauna und Flora sorgen. So etwas sieht man dann auch und man schmeckt es, zum Beispiel im Weingarten von Peter Uhler. Auch in Frankreich können immer mehr Weinbäuerinnen und Weinbauern der Idee, Weingärten nicht mehr sortenrein anzulegen, sondern die gesunden Wechselwirkungen mit Hagebuttensträuchern, Brennesseln oder alten Obstsorten mit den Rebstöcken zu nutzen, etwas abgewinnen, nur dass sie dort nicht „G’mischter Satz“, sondern „complanté“ sagen. In einigen Weingärten von Jérémy Decoster wachsen die Weinstöcke complanté.

Mit der Vielfalt und den Unterschieden haben vor allem die Rechtsradikalen, aber auch die Hyperkorrekten ihre Probleme, womit der Rudl diese beiden Weltanschauung nicht auf eine Stufe stellen möchte. Es ist bekanntlich so, dass besonders die Rechtsradikalen ganz gerne den „Hausverstand“ strapazieren. Dabei sagen sie „Hausverstand“ und meinen Irrationalismus, Angst und Wissenschaftsfeindlichkeit. Wirklicher Hausverstand, der von Verstehen und nicht von Ressentiment und Boulevard kommt, muss stark genug sein, rechtsradikale Hysterikerinnen und Hysteriker in die Schranken zu weisen, auch wenn diese noch so viel Kreide gefressen haben!

Wählen wir in diesem Sinne!

  • 2022 G‘mischter Satz, Engelbert Mittl, Bildein, Südburgenland (3/5)
  • 2022 G‘mischter Satz Obere Schoss, Peter Uhler, Wien (4,50/7)
  • 2017 Stockweingarten, Friedberger, Bisamberg, Weinviertel (4/6)

Früher war Stockweinkultur die übliche Form der Rebenerziehung. Im Zuge der Mechanisierung ist man dann irgendwann dazu übergegangen, Weinreben in Reih‘ und Glied zu pflanzen und an Drahtrahmen zu befestigen. Hintergrund war meistens die bessere Mechanisierbarkeit mit dem Traktor. Das hat zu einer meist viel zu niedrigen Stockdichte und der Traktor zu Bodenverdichtung geführt. In Österreich ist die Stockkultur eine veritable Rarität. Wenn ein Weingarten in Stockkultur gepflanzt ist, erkennt man das meistens vor allem daran, dass der davon geerntete Wein zu phantastischen Preisen angeboten wird. Das muss nicht so sein. Ein Blick nach Frankreich genügt, ein Blick nach Bisamberg auch.

  • 2013 G’mischter Satz, Andert, Pamhagen, Neusiedler See (6/9)

maischevergorener G’mischter Satz

  • 2021 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey (4,50/7)

Gamay, Mondeuse, Corbeau, Pinot noir, Altesse, Chasselas und Chardonnay – complanté!

  • 2022 Uzée, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey (4,50/7)

 

DONNERSTAG, 26. September von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Eine Stimme für den G’mischten Satz und gegen Kreidefresser wie Uniformisten!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien